28.04.2014 Aufrufe

Abt Theoger von St. Georgen - Michael-buhlmann.de

Abt Theoger von St. Georgen - Michael-buhlmann.de

Abt Theoger von St. Georgen - Michael-buhlmann.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn aber nicht ein geeigneter Klosterleiter abgehe, dass zuletzt die Zeit vergeblich <strong>de</strong>n<br />

erlöse, <strong>de</strong>r ohne Zweifel irgen<strong>de</strong>inmal kommen wer<strong>de</strong>. Was mehr? Bis dahin nahm die Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r [Metzer] Kirche, die sich durch die Äußerungen <strong>de</strong>s Vorstehers artikulierte, zu, wonach<br />

<strong>von</strong> neuem jene bischöfliche Wahl mit einmütigem Urteilsspruch aller befestigt wer<strong>de</strong>. Ferner war<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Zweien, die nichts<strong>de</strong>stoweniger als Gesandte <strong>de</strong>s Vaters [<strong>Theoger</strong>] dabei waren, einer<br />

argwöhnisch; er war ein ungebil<strong>de</strong>ter Mann und glaubte nichts <strong>von</strong> <strong>de</strong>m, was gesagt wur<strong>de</strong>. Er<br />

erkundigte sich nach <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Geschehens, über die Schwierigkeiten <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r, über<br />

die Belastungen für <strong>de</strong>n [Kloster-] Ort, endlich über die Nützlichkeit <strong>de</strong>s Greises. Und weiter begann<br />

<strong>de</strong>r Laienbru<strong>de</strong>r, sich <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren hinzugesellend, die umfangreiche Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Herrn Kardinals<br />

zu unterbrechen. Dies verurteilte <strong>de</strong>r Kardinal und zeigte seinen Unwillen, wie er [überhaupt]<br />

ein heftiger Mann war. Dieser re<strong>de</strong>te mit ungeordneter <strong>St</strong>imme dazwischen, dass er glaube,<br />

dass jener eher beschimpfen statt vortragen könne. So allerdings verstummte er, sowohl vom<br />

Kardinalbischof, als auch <strong>von</strong> an<strong>de</strong>ren, die dabei waren, gezwungen.<br />

14. Dann endlich sprach <strong>de</strong>r Kardinalbischof <strong>de</strong>n Herrn Erbo, <strong>de</strong>n vertrauten Schüler <strong>de</strong>s seligen<br />

Mannes, an und zeigte diesem <strong>de</strong>n besiegelten Brief, <strong>de</strong>n er, zur Klosterzelle zurückgekehrt,<br />

<strong>Theoger</strong> vorlegen sollte. Während dieser gesagt hatte, dass <strong>de</strong>m Greis die Möglichkeit zum Reisen<br />

fehle, sagte jener aber: „Er wird kommen, entwe<strong>de</strong>r auf einem Esel reitend o<strong>de</strong>r zu Fuß gehend,<br />

wenn nur eine weitere Verzögerung seiner Ankunft uns nicht ermü<strong>de</strong>t.“ Jener aber fing an,<br />

beharrlicher zu bitten, dass dieser [Kardinal] besser <strong>de</strong>m Laienbru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n zum Greis zu bringen<strong>de</strong>n<br />

Brief gebe, damit nicht <strong>de</strong>r ganze Ärger auf jenen falle, wenn er mit <strong>de</strong>m gegenteiligen Ergebnis<br />

seines Auftrags als Gesandter zurückkehre. Danach brachen sie mit gegebener Erlaubnis<br />

auf. Und schon war die Reise zu En<strong>de</strong>, und sie näherten sich <strong>von</strong> ferne <strong>de</strong>r Klosterzelle, als ihre<br />

Ohren das schnelle Gerücht erreichte, <strong>Theoger</strong> habe die Zelle vor kurzem verlassen und halte<br />

sich im oberen Teil <strong>de</strong>r Provinz auf. Der Laienbru<strong>de</strong>r als Bote <strong>de</strong>s Schriftstücks unternahm es,<br />

nach<strong>de</strong>m die Reise unterbrochen wor<strong>de</strong>n war, um zum Kloster zurückzukehren, <strong>de</strong>n Spuren<br />

[<strong>Theoger</strong>s] zu folgen, damit er ihm <strong>de</strong>n Brief <strong>de</strong>s Herrn Kardinals aushändigen konnte, und er<br />

drängte darauf, nach<strong>de</strong>m er die Brü<strong>de</strong>r nicht begrüßt hatte, unverzüglich abzureisen. So gab es<br />

einen einmütigen Beschluss aller Katholiken in dieser Wahl, so gab es in dieser Sache <strong>de</strong>n Urteilsspruch<br />

<strong>de</strong>s unbeirrbaren Kardinals, damit <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r zuerst und am heftigsten dagegen war, gera<strong>de</strong><br />

danach strebte, <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zu beschleunigen. Während jener [Laienbru<strong>de</strong>r] also abreiste,<br />

kehrte <strong>de</strong>r Herr Erbo zur Klosterzelle [<strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong>] zurück. Nichts sagte er zum Brief, nichts <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r Wahl, er behielt alles für sich bis zur Ankunft <strong>de</strong>s besagten Bru<strong>de</strong>rs zurück und bezeugte unentwegt,<br />

dass jener die Einzelheiten, die gesagt und aufgeschrieben wor<strong>de</strong>n waren, und auch<br />

<strong>de</strong>n Brief habe. Dadurch waren die Mönche in Erwartung. Der ehrwürdige <strong>Theoger</strong> wusste nichts<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>m, was geschehen war und traf plötzlich am Samstag vor Pfingsten [1. Juni] [im Kloster]<br />

ein, während <strong>de</strong>r Laienbru<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Brief in <strong>de</strong>r Provinz hin- und herzog. Inzwischen rief <strong>Theoger</strong>,<br />

<strong>de</strong>r glaubte, für seinen Ungehorsam vom heiligen Altardienst freigestellt wor<strong>de</strong>n zu sein, <strong>de</strong>n<br />

Schüler, <strong>de</strong>n er liebte, herbei und wollte nach <strong>de</strong>n feierlichen Worten <strong>de</strong>r Segnung wissen, ob er<br />

das bischöfliche Amt ausüben müsse. Jener aber – es war <strong>de</strong>r fünfte Tag <strong>de</strong>r Woche [6. Juni],<br />

<strong>de</strong>n als Be<strong>de</strong>nkzeit <strong>de</strong>r Kardinal angegeben hatte – antwortete, dass dieses [Amt] jenem zukomme.<br />

Daraufhin wollte er viel <strong>von</strong> <strong>de</strong>m erfahren, was jener bisher verschwiegen hatte, und wann<br />

jener Bru<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Brief erscheinen wer<strong>de</strong>, und mahnte an, dass er mehr erfahren und die<br />

Grün<strong>de</strong> erfragen wolle. Inzwischen kam <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r [durch das Reisen] mü<strong>de</strong> war, hinzu und<br />

gab <strong>de</strong>m Greis <strong>de</strong>n zu lesen<strong>de</strong>n Brief. Und <strong>de</strong>r heilige Mann [<strong>Theoger</strong>] veranlasste, dass dieser<br />

öffentlich vorgelesen wur<strong>de</strong>. [Der Inhalt war] nämlich: Weil <strong>de</strong>r Mann Gottes sich weigerte, sich<br />

<strong>de</strong>m Erzbischof <strong>von</strong> Vienne vorzustellen, wie es <strong>de</strong>r Kardinal befohlen hatte, rief ihn dieser zu<br />

sich durch <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Brief.<br />

15. <strong>Theoger</strong> erkannte aus <strong>de</strong>m Brief, was <strong>de</strong>r Herr Kardinal ihm auf Grund <strong>de</strong>s Urteilsspruchs<br />

<strong>de</strong>s ganzen heiligen Konzils befohlen hatte. Er gab dann ein gewaltiges Seufzen, gewiss <strong>von</strong><br />

Herzen kommend, <strong>von</strong> sich [Vergil Aeneis I,485] und beklagte, dass er sich unglücklich und<br />

schlecht fühle, weil das Alter ihn mit solchen großen Mühseligkeiten einschränke, so dass er es<br />

nicht ruhig genießen könne. Er erwog, <strong>de</strong>nnoch zu gehen und <strong>de</strong>n Gefahren zu begegnen, weil<br />

er die Sache zu En<strong>de</strong> bringen wollte. Er erwog zu Genüge, alles zu erlei<strong>de</strong>n, statt in dieser Hartnäckigkeit<br />

zu verharren, durch die er sowohl sich als auch jenes Kloster [<strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong>] <strong>de</strong>m Übel<br />

<strong>de</strong>r Exkommunikation zuführte. Und ohne Verzug brach er nach diesen Überlegungen am folgen<strong>de</strong>n<br />

Tag [2. Juni] auf – nicht länger wollte er Wi<strong>de</strong>rstand leisten o<strong>de</strong>r Beharrlichkeit zeigen.<br />

Schon erfüllte das Gerücht seiner Abreise das ganze Kloster, die Brü<strong>de</strong>r waren verwirrt, und es<br />

flossen mehr als genug Tränen; es wur<strong>de</strong> sich beklagt über seinen Weggang und über die Abreise<br />

eines sehr geliebten Vaters. Jene nicht wenigen Begleitern <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Mönchen, die er ausgewählt<br />

hatte, bereiteten sich vor, an<strong>de</strong>res, was gebraucht wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> bereitgestellt. In jener<br />

Nacht büßte <strong>Theoger</strong> in <strong>de</strong>n Lobpreisungen <strong>de</strong>s Herrn, die Augen fan<strong>de</strong>n keinen Schlaf, die Seele<br />

keine Ruhe. Und als die Matutin <strong>de</strong>s Tages kam, feierte er für sich eine Messe, weil er fortging,<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Theoger</strong> <strong>von</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong> 26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!