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Abt Theoger von St. Georgen - Michael-buhlmann.de

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mit Namen Liutfrid, ein Bürger <strong>de</strong>r <strong>St</strong>adt Worms, mit Herkunft und Reichtümern ausgestattet,<br />

krank [zum Kloster] gelangte. Der Herr war allerdings barmherzig mit jenem, so dass die Krankheit<br />

jenes durch geistlichen Beistand gemil<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Und aus <strong>de</strong>ssen Reichtum [Lücke: kamen]<br />

Nahrungsmittel und Wein und <strong>de</strong>r ganze Hausrat auch für alle Gebäu<strong>de</strong> sowohl aus Holz als<br />

auch aus <strong>St</strong>ein, und das, was er in <strong>de</strong>r <strong>St</strong>adt bekommen konnte. Nach<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n klösterlichen<br />

Segen empfangen hatte, ist er sogleich in <strong>de</strong>r dritten Nachtstun<strong>de</strong> gestorben, während er auf halbem<br />

Weg [in die <strong>St</strong>adt] war, und er ist aufgenommen wor<strong>de</strong>n im ewigen Tempel. Es ist nämlich<br />

die <strong>St</strong>un<strong>de</strong> seines To<strong>de</strong>s und die Gegenwart <strong>de</strong>s seligen Georg durch sichere Zeichen bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n. Und so wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Teufel, <strong>de</strong>n er in einer Ecke versteckt gesehen hatte, durch die<br />

Kraft dieses Märtyrers zurückgewiesen, und er übergab [seine] Seele, die <strong>von</strong> zwei Engeln im<br />

Angesicht <strong>de</strong>s Höchsten vorgezeigt wer<strong>de</strong>n muss. <strong>Theoger</strong> aber verließ damals [das Kloster],<br />

und kurz zuvor hatte es sich ereignet, dass jener [Liutfrid] <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Kloster abgereist war. Und<br />

sogleich ist [nach Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s Liutfrids] ein Bote geschickt wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Weg<br />

<strong>de</strong>s Abreisen<strong>de</strong>n [<strong>Theoger</strong>] folgte und diesen, wie befohlen, vom Tod <strong>de</strong>s besagten Bru<strong>de</strong>rs unterrichtete.<br />

Er [<strong>Theoger</strong>] ertrug jene Nachricht, die er <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Boten empfangen hatte, mit<br />

Schmerz, kehrte bald mit ganzer Schnelligkeit um und erreichte um die dritte Tagesstun<strong>de</strong> unvermutet<br />

[das Kloster]. Und als schon die frühe Messe been<strong>de</strong>t war, erschien er angetan mit <strong>de</strong>n<br />

heiligen Gewän<strong>de</strong>rn und vollzog <strong>de</strong>n Gottesdienst zu <strong>de</strong>ssen [Liutfrids] Beistand und bahrte <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren angemessen auf. Und so feierte er mit <strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn die beweinenswerte Totenmesse,<br />

und er übergab <strong>de</strong>n jungen Leib ehrwürdig <strong>de</strong>m Schlamm <strong>de</strong>s Grabes. Es ist wahr, es ist ganz<br />

und gar wahr jene Prophezeiung, dass <strong>de</strong>n Gottesfürchtigen nichts mangelt, dass durch das größere<br />

Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hilfe <strong>von</strong> Frem<strong>de</strong>n er [Gott] <strong>de</strong>n Mangel seiner Diener ausgeglichen hat, wie<br />

sehr er auch [bis dahin] jenen [Dienern] aus <strong>de</strong>m jährlichen Überfluss <strong>de</strong>r Erträge die übliche<br />

Nahrung überlassen hatte.<br />

20. Schon war in verschie<strong>de</strong>nen Landschaften und bei verschie<strong>de</strong>nen Völkern <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s<br />

<strong>Theoger</strong> bekannt, und nicht allein zum königlichen Hof, son<strong>de</strong>rn auch zur <strong>St</strong>adt <strong>de</strong>r <strong>St</strong>ädte Rom<br />

war das Gerücht seiner Heiligkeit vorgedrungen. Eremiten und viele an<strong>de</strong>re, die in Abgeschie<strong>de</strong>nheit<br />

ein evangelisches Leben führten, richteten ihre Briefe an ihn und machten sich durch<br />

Gebete bei ihm aufmerksam. Und worüber du sehr staunst: Sie teilten ihm durch wohlwollen<strong>de</strong><br />

Ermahnungen mit, was in seinem Kloster verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n müsse durch würdige Verbesserung,<br />

die ihm ganz und gar verborgen wäre und die sie ihm im Geist antragen. Selbst Urban II., <strong>de</strong>r<br />

damals in Rom Bischof war, hatte an ihm gleichsam einen vorzüglichen Sohn <strong>de</strong>r heiligen römischen<br />

Kirche, <strong>de</strong>n er <strong>de</strong>n Aposteln und <strong>de</strong>n apostelgleichen Männern durch seinen himmlischen<br />

Lebenswan<strong>de</strong>l gleichsetzte. Und auch <strong>de</strong>m König [Heinrich V.] blieb er nicht verborgen. Dieser<br />

empfing <strong>Theoger</strong>, <strong>de</strong>r <strong>von</strong> einer Ministerialenfamilie abstammte und lange Zeit fernab <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Gemeinschaft <strong>de</strong>r Menschen in <strong>de</strong>r Einö<strong>de</strong> wohnte zusammen mit <strong>de</strong>n wil<strong>de</strong>n Tieren <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />

wo gleichsam <strong>de</strong>r Löwe jenseits <strong>de</strong>s Schreckens inmitten <strong>de</strong>r unzähligen zu wei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Tiere<br />

bei<strong>de</strong>rlei Geschlechts lebt. Somit ist es eine Tatsache, dass nicht nur Leute vom Volk, son<strong>de</strong>rn<br />

auch viele <strong>de</strong>r Großen, nach<strong>de</strong>m sie ihre höchsten Werke aufgegeben hatten, die Lebensweise<br />

<strong>de</strong>s <strong>Theoger</strong> erbaten. Nicht wenige übertrugen ihm zur Erziehung ihre Nachkommen, Jungen und<br />

auch Mädchen, so dass er innerhalb einer Zeitspanne <strong>von</strong> wenigen Jahren in <strong>de</strong>n Klöstern <strong>de</strong>r<br />

Mönche und Jungfrauen fast siebenhun<strong>de</strong>rt Seelen umsorgte. Siehe, so wird <strong>de</strong>r Mensch gesegnet,<br />

<strong>de</strong>r Gott fürchtet! In<strong>de</strong>m er ihn nämlich segnete, segnete <strong>de</strong>r Herr aus Zion gleichsam ihn<br />

durch die vielen Söhne und Töchter mit frohlocken<strong>de</strong>n Seelen, und <strong>Theoger</strong> schul<strong>de</strong>te <strong>de</strong>m Herrn<br />

Dank: „Siehe mich und meine Kin<strong>de</strong>r, die mir <strong>de</strong>r Herr gab!“ Was soll ich <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Erziehung o<strong>de</strong>r<br />

vom Leben dieser [Kin<strong>de</strong>r] sprechen? Dass <strong>de</strong>ren Heiligkeit so groß wur<strong>de</strong>, dass manche <strong>von</strong><br />

diesen durch Wun<strong>de</strong>r glänzten; dass weitere, in <strong>de</strong>n göttlichen Offenbarungen bewan<strong>de</strong>rt, das<br />

Kommen<strong>de</strong> predigten; dass nicht wenige im Geist Tag und <strong>St</strong>un<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ruhmvollsten Ablebens<br />

vorhersahen; dass an<strong>de</strong>re durch bestimmte sichere Zeichen ausmachten, dass die Seelen ihrer<br />

Brü<strong>de</strong>r, die längst verstorben waren, im Himmel Aufnahme gefun<strong>de</strong>n hatten.<br />

21. Ich berühre nur weniges <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Vielen, was auf uns gekommen ist. Einer <strong>von</strong> <strong>de</strong>n älteren<br />

[Mönchen] übte im Kloster <strong>de</strong>r Jungfrauen das Amt <strong>de</strong>s Priors aus. Er hatte untersagt, dass in<br />

<strong>de</strong>m Wald, <strong>de</strong>r an die Kirche grenzte, irgendjemand Holz schlagen dürfe, um später einen größeren<br />

Ertrag zu erhalten, weil im Verlauf <strong>de</strong>r Zeit [<strong>de</strong>r Wald] in Höhe und Dichte zunehmen wür<strong>de</strong>.<br />

Aber einer <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Einwohnern schätzte <strong>de</strong>n Befehl <strong>de</strong>s heiligsten Mannes gering und scheute<br />

sich nicht, im besagten Wald Holz zu schlagen. Und oftmals ermahnt, dass er <strong>von</strong> solchem Frevel<br />

Abstand nehme, wollte er [dies] ganz und gar nicht än<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r aufgeben. An irgen<strong>de</strong>inem<br />

Tag kam plötzlich <strong>de</strong>r Aufseher diese Wal<strong>de</strong>s unvermutet hinzu und zeigte [danach] ohne lautes<br />

Getöse an, dass dieser Mensch zwei Bäume dort wegnehmen und mit einem Wagen aus <strong>de</strong>m<br />

Wald führen wür<strong>de</strong> und dass schon bald ausgezeichnete Holzbalken daraus mit gewaltiger Anstrengung<br />

gesägt wür<strong>de</strong>n. Aber <strong>de</strong>r ältere [Mönch] wur<strong>de</strong> darüber sehr ungehalten, betrat die Kirche,<br />

die die Reliquien und <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>s seligen Sebastian besaß, und stellte sich mit zum<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Theoger</strong> <strong>von</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong> 12

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