NZg_35-2009 - Neue Zeitung
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<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 53. Jahrgang, Nr. <strong>35</strong> Preis: 150 Ft Budapest, 28. August <strong>2009</strong><br />
Haushalt und parlamentarische Vertretung<br />
Die finanzielle Förderung der<br />
ungarländischen<br />
Minderheiten wird im<br />
kommenden Jahr etwa die<br />
diesjährige Höhe erreichen<br />
und auch die Finanzierung<br />
der Minderheitenblätter soll<br />
gelöst werden. Darüber<br />
verhandelte das Nationalitätenforum<br />
in seiner zweiten<br />
Arbeitssitzung am 24. August.<br />
Informiert wurde das Gremium<br />
über diese Absicht der Regierung<br />
vom zuständigen Staatssekretär im<br />
Amt des Ministerpräsidenten, Ferenc<br />
Gémesi. Die Normativen der<br />
örtlichen Minderheitenselbstverwaltungen<br />
werden allerdings zukünftig<br />
als ein Haushaltstitel des<br />
Ministerpräsidentenamtes geführt.<br />
Wie NZ erfuhr, hätten ursprünglich<br />
alle Fördermaßnahmen im Amt zusammengefaßt<br />
werden sollen, doch<br />
die Vorsitzenden der Minderheitenselbstverwaltungen<br />
sahen in der<br />
Rasen mähen, Wände weißeln,<br />
Blumenbeet herrichten und Zaun<br />
streichen, so bereiten sich auch<br />
heute noch viele Nadascher Familien<br />
auf die Kirchweih vor. Rund<br />
um den 20. August ist „Ausnahmezustand“<br />
im Ort, denn jeder bekommt<br />
Gäste, und die Programme<br />
möchte man auch nicht verpassen.<br />
Die Feierlichkeiten begannen, wie<br />
seit fünf Jahren schon, mit einem<br />
Auftritt der Deutschen Bühne Ungarn,<br />
diesmal mit dem Stück Don<br />
Quijote. Nur einige Stunden vorher<br />
waren die offiziellen Gäste aus<br />
mehreren Orten eingetroffen. Die<br />
deutsche Delegation der Partnerstadt<br />
der Kleinregion Zengôalja<br />
Unterschleißheim in Bayern kam<br />
mit zwei Bussen, um die fünfjährige<br />
Partnerschaft feierlich zu begehen.<br />
Auch viele ungarische Gäste<br />
waren diesmal dabei, denn alle<br />
Orte des Landes, die Nádasd in ihrem<br />
Ortsnamen tragen – vier solche<br />
gibt es in Ungarn insgesamt – trafen<br />
sich in Mecseknádasd.<br />
„Das war schon immer ein richtiges<br />
Familienfest mit vielen<br />
Gästen“, so Dr. Franz Wekler, Bürgermeister<br />
von Nadasch. Der 20.<br />
Festlegung der Summen im Haushaltsgesetz<br />
eine größere Sicherheit<br />
(NZ 31/<strong>2009</strong>). Diese Meinung bekräftigte<br />
im Gespräch mit unserem<br />
Blatt auch der Vizevorsitzende des<br />
Gremiums, LdU-Vorsitzender Otto<br />
Heinek.<br />
Beruhigend sei, so Otto Heinek,<br />
daß die für die Schulen und Theater<br />
bestimmten Gelder auch weiterhin<br />
beim Bildungsministerium geführt<br />
werden. Konkrete Zahlen über die<br />
Finanzierung sollen erst in einem<br />
Gespräch am 3. September, bei einem<br />
Treffen der Vorsitzenden mit<br />
Staatssekretär Gémesi genannt werden.<br />
Eine noch offene Frage sei die<br />
Finanzierung der Minderheitenblätter.<br />
Gémesi schlug während der Forumssitzung<br />
eine Summe aufgrund<br />
des Durchschnitts der vergangenen<br />
Jahre vor. Überlegt wird laut Informationen<br />
von NZ, die Fördersummen<br />
nicht über die regierungseigene<br />
Minderheitenstiftung laufen zu lassen.<br />
Dies würde allerdings die Lage<br />
der Stiftung destabilisieren, da ihre<br />
Verwaltungskosten etwa mit den zu<br />
verteilenden Summen gleichliegen<br />
würden.<br />
Kirchweih in Nadasch<br />
Richtiges Familienfest mit vielen Gästen<br />
August ist der Mittelpunkt der ganzen<br />
Veranstaltungsreihe, dem,<br />
wegen dem buntem Treiben, vor<br />
allem die Kinder schon sehnlichst<br />
entgegenfiebern. Morgens wird<br />
man, wie einst, mit musikalischem<br />
Weckdienst darauf aufmerksam gemacht,<br />
damit man die Vormittagsmesse<br />
nicht verpaßt, welche bei der<br />
Sankt Stephans-Kirche zelebriert<br />
wurde. Mit der Brotweihe wurde<br />
Als zweites Thema behandelte<br />
die Forumssitzung die Frage der<br />
parlamentarischen Vertretung der<br />
Minderheiten, für die sich die Noch-<br />
Parlamentspräsidentin Katalin Szili<br />
bereits auf der Gründungssitzung<br />
des Forums aussprach. Laut Beschluß<br />
des Forums soll in den nächsten<br />
Wochen eine Vorlage erarbeitet<br />
werden, in der sich das Parlament<br />
verpflichtet, über die Frage der parlamentarischen<br />
Vertretung einen<br />
Beschluß zu fassen. Wichtig ist also<br />
zu bemerken, daß jetzt nicht die Beschlußvorlage<br />
selbst, sondern nur<br />
diejenige Vorlage erarbeitet wird, in<br />
der sich das Parlament verpflichtet,<br />
eine Beschlußvorlage über das<br />
Thema selbst zu erstellen. In die<br />
Vorbereitungsarbeiten sollen außer<br />
den Mitgliedern des Forums auch<br />
Experten einbezogen werden.<br />
Da laut Statuts des Nationalitätenforums<br />
den Vorsitz des Gremiums<br />
immer der amtierende Parlamentspräsident<br />
führt, wurde Katalin<br />
Szili, die Anfang September abdanken<br />
wird, gebeten, an der Arbeit des<br />
Forums weiter teilzunehmen.<br />
ani<br />
das kulturelle Festprogramm eröffnet,<br />
wozu diesmal auch Bier serviert<br />
wurde, welches der Nadascher<br />
und der Unterschleißheimer Bürgermeister<br />
selbst zapften. Im Rahmen<br />
eines abwechslungsreichen<br />
Kulturprogramms präsentierten die<br />
Nadascher die Traditionen der Ungarndeutschen<br />
und mit einem Ball<br />
klang der Tag aus.<br />
Christina Arnold<br />
Die Musikanten wecken das Dorf mit traditioneller Blasmusik und werden<br />
dafür mit Wein belohnt.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Mit der Beilage<br />
Ungarndeutsche Christliche<br />
Nachrichten<br />
Glühbirne ade!<br />
Am 1. September tritt das EU-Herstellverbot<br />
für 100-W-Glühbirnen<br />
in Kraft, und die Europäische<br />
Union bastelt an einer sogenannten<br />
Ökodesignrichtlinie, um den Energieverbrauch<br />
zu senken.<br />
Seite 2<br />
Geschichte und Gegenwart<br />
Bei der ersten gemeinsamen Veranstaltung<br />
der örtlichen Selbstverwaltung<br />
und der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung,<br />
beim Dorffest<br />
in Deutschmarok/Márok feierten<br />
die ungarndeutschen und ungarischen<br />
Bewohner der Gemeinde mit<br />
bunten Programmen gemeinsam<br />
auf dem Hof und im Gebäude des<br />
Kulturhauses.<br />
Seite 3<br />
Versöhnung mit Nachbarn<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
hat die Rolle der Vertriebenen bei<br />
der Aussöhnung Deutschlands mit<br />
Osteuropa gewürdigt. Die Vertriebenen<br />
hätten Gewalt und Rache abgeschworen,<br />
sagte Merkel vor 2000<br />
Anwesenden am 22. August beim<br />
„Tag der Heimat“ in Berlin.<br />
Seite 4<br />
90 Jahre Bauhaus<br />
„Erklären kann man das Bauhaus<br />
nicht“, so der Künstler Jean Leppien<br />
über Bauhaus. „Das Bauhaus<br />
war vor allem eine geistige Haltung,<br />
war eine Gemeinschaft von<br />
hundertfünfzig Individualisten, die<br />
vereint waren zum gemeinsamen<br />
Kreuzzug gegen bestehende und<br />
anerkannte Werte und Vorurteile.“<br />
Seite 6<br />
Damit das Ungarndeutschtum als<br />
Identität nicht verschwindet<br />
Gábor Merényi, der Leiter des Peter-Rosegger-Vereins<br />
für Jugendliche<br />
in Fünfkirchen, empfängt im<br />
Wohnheim des Vereins. Thema ist<br />
die Lage des Ungarndeutschtums<br />
heutzutage. Gábor hält den Verein<br />
für eine Möglichkeit, die Identität<br />
nicht zu verlieren.<br />
Seite 13
2 B E R I C H T E NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
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Am 1. September tritt das EU-<br />
Herstellverbot für 100-W-<br />
Glühbirnen in Kraft, und die<br />
Europäische Union bastelt an<br />
einer sogenannten<br />
Ökodesignrichtlinie, um den<br />
Energieverbrauch zu senken.<br />
Das heißt, daß herkömmliche<br />
Glühbirnen langsam aus dem<br />
Verkehr gezogen werden.<br />
Allmählich werden also die<br />
traditionellen Glühbirnen<br />
nicht mehr erhältlich sein.<br />
Wenn wir aber ehrlich sind, war es<br />
einfach mit der herkömmlichen<br />
Glühbirne: sie paßt überall rein, sie<br />
brennt sofort, wenn wir das Licht<br />
anmachen, und sie hält auch relativ<br />
lange. Es hat aber Jahre gedauert,<br />
bis sie diesen Entwicklungsstand erreicht<br />
hat. In den 1920er und 30er<br />
Jahren haben ungarische Ingenieure<br />
(Imre Bródy und Mihály Polányi)<br />
die Glühbirne entworfen, die diese<br />
Eigenschaften in sich vereinte. Der<br />
Leuchtkörper besaß einen Glühfaden<br />
aus Wolfram, er wurde mit Xenon<br />
und Kryptongas gefüllt. Die<br />
Glühbirne ade!<br />
Ungarn sind stolz auf die Errungenschaft<br />
ihrer Ingenieure, doch hängen<br />
sie auch stark an der herkömmlichen<br />
Glühbirne? In einem Lampengeschäft<br />
in Fünfkirchen trafen wir Geschäftsleiter<br />
und Ingenieur Robert<br />
Kugelmann.<br />
„Wenn die Ungarn sich neue Lampen<br />
zulegen, dann kaufen sie dazu<br />
schon neue Energiesparbirnen. Doch<br />
die Nachfrage nach herkömmlichen<br />
Birnen ist in Ungarn ziemlich hoch.<br />
Wir versuchen aber unsere Kunden<br />
zu überzeugen, neuere und bessere<br />
Technologien zu kaufen. Die LED-<br />
Technologie ist zwar noch ein wenig<br />
teuer, die Energiesparlampen sind<br />
meines Erachtens aber die beste Alternative,<br />
vor allem dort, wo wir die<br />
Lichtquellen häufig und länger benutzen.“<br />
Doch es gibt Kunden, die sich<br />
kaum davon überzeugen lassen, wie<br />
Miklós Kovács. Der 32jährige benutzt<br />
zu Hause nur herkömmliche<br />
Glühlampen, er hat sich an die alte<br />
Technologie gewöhnt. „Ich mag helles<br />
Licht. Bei vielen Energiesparlampen<br />
ist dies nicht der Fall. Es mag<br />
zwar ein bißchen konservativ klingen,<br />
aber ich habe mich daran gewöhnt,<br />
wenn ich das Licht anmache,<br />
dann brennt es sofort mit voller<br />
Leuchtkraft.“<br />
Die sofortige Leuchtkraft hat aber<br />
auch ihren Preis. Die Glühbirne verbraucht<br />
gegenüber der Energiesparlampe<br />
fünfmal mehr Energie. Zudem<br />
ist sie viel schneller kaputt und muß<br />
ausgewechselt werden. Die Kundin<br />
Zsuzsanna Hegedûs setzt deswegen<br />
schon seit Jahren auf Energiesparlampen.<br />
„Seitdem Energiesparlampen<br />
in Ungarn erhältlich sind, kaufen<br />
wir auch diese. Ich bin vollkommen<br />
zufrieden. Auch mit der Leuchtkraft.<br />
Daß die Glühbirnen jetzt abgeschafft<br />
werden, ist für mich kein Problem.<br />
Zu Hause gibt es nur ein paar Lampen,<br />
wo noch die üblichen Birnen<br />
drin sind.“<br />
Die Geschäfte rechnen dennoch<br />
damit, daß die Nachfrage nach den<br />
Kulturwoche in Pogan<br />
Vorige Woche<br />
feierte das<br />
„Flughafen -<br />
d o r f “<br />
Pogan/Pogány<br />
ihre Kulturwoche.<br />
6 Tage<br />
hindurch wurden<br />
thematische<br />
Tage veranstaltet.<br />
So<br />
kam es zum<br />
Tag der Kultur<br />
der Ungarnd<br />
e u t s c h e n ,<br />
wobei die örtliche<br />
Deutsche Selbstverwaltung und der Verein mit Johann Birckenstock<br />
an der Spitze die organisatorischen Aufgaben auf sich genommen haben.<br />
Im Kulturprogramm wirkten außer der Schnapps-Kapelle und dem Poganer<br />
Chor auch die Tanzgruppe aus Burjad mit (Foto).<br />
Zoltan Schmidt<br />
alten Glühlampen nochmal steigen<br />
wird. Auch Geschäftsleiter Robert<br />
Kugelmann bereitet sich darauf vor.<br />
„Obwohl die Produktion in den Fabriken<br />
eingestellt wird, füllen viele<br />
Geschäfte ihren Lagerbestand mit<br />
den herkömmlichen 100-Watt-Glühbirnen<br />
auf. Ich schätze, in einem<br />
halben Jahr werden diese dann ausverkauft<br />
sein. Ich rate aber meinen<br />
Kunden schon jetzt, Energiesparlampen<br />
zu kaufen, denn warum sollte<br />
man mit dem Sparen später beginnen?“<br />
Das Sparen sollte man aber, sagt<br />
Miklós Kovács, jedem selbst überlassen.<br />
Er benutzt zu Hause<br />
meistens Glühlampen mit einer<br />
Leistung von 60 Watt. Und die werden<br />
auch nach dem September noch<br />
eine Weile erhältlich sein. „Es kann<br />
sein, daß ich mit den neuen Leuchtkörpern<br />
Energie sparen kann. Ich<br />
achte aber eher darauf, das Licht abzuschalten,<br />
wenn ich es nicht brauche.<br />
Außerdem habe ich zum Beispiel<br />
keine Klimaanlage zu Hause.<br />
Ich versuche also anderswo, Energie<br />
zu sparen.“<br />
krz<br />
Liszt-Statuen<br />
in Weimar<br />
Das berühmte Goethe-Schiller-<br />
Denkmal in Weimar ist nun um eine<br />
dritte Figur erweitert worden: Franz<br />
Liszt ist auch neben den zwei Dichterfürsten<br />
zu sehen. Die Aktion, in<br />
deren Rahmen in der ganzen Stadt<br />
nun Liszt-Denkmäler aufgestellt<br />
worden sind, ist das Werk der Studenten<br />
der Bauhaus-Universität. Damit<br />
soll die Öffentlichkeit auf das<br />
Festival Kunstfest <strong>2009</strong> aufmerksam<br />
gemacht werden, das in diesem Jahr<br />
ein Liszt-Zitat als Motto hat. Lisztköpfe<br />
sind auch neben Wielands,<br />
Herders und Carl Augusts Statue<br />
ausgestellt. Liszts Weimarepoche<br />
war eine seiner produktivsten und er<br />
hat somit nach Goethes Tod Weimar<br />
neu zum Leben erweckt. Liszt komponierte<br />
zur Einweihungsfeier der<br />
Statue der beiden Dichterfürsten die<br />
symphonische Dichtung „Die Ideale“,<br />
inspiriert wurde er von der<br />
gleich betitelten Schillerdichtung.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.mult-kor.hu und<br />
www.pelerinages.de
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong> G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N<br />
3<br />
Geschichte und Gegenwart<br />
Ungarisch-deutsches Dorffest in Deutschmarok<br />
Bei der ersten gemeinsamen<br />
Veranstaltung der örtlichen<br />
Selbstverwaltung und der<br />
Deutschen Minderheitenselbstverwaltung,<br />
beim<br />
Dorffest in Deutschmarok/<br />
Márok feierten die<br />
ungarndeutschen und<br />
ungarischen Bewohner der<br />
Gemeinde mit bunten<br />
Programmen gemeinsam auf<br />
dem Hof und im Gebäude des<br />
Kulturhauses.<br />
Nach dem Bohnen-Hasen-Gulasch-<br />
Kochwettbewerb am Vormittag des<br />
22. August standen am Nachmittag<br />
der Rentnerchor von Deutschmarok,<br />
der Chor des Willander Rentnerklubs<br />
und der Harka-Volksliedkreis<br />
aus Harkány auf der Bühne. Für ungarndeutsche<br />
Klänge und Schritte<br />
sorgten die Volkstanzgruppen aus<br />
Barjad/Borjád und Maisch/Majs.<br />
Doch im Mittelpunkt der Veranstaltung<br />
stand die ungarisch-deutsche<br />
Ausstellung des Dorfmuseums.<br />
Die Gründung des Dorfmuseums<br />
wurde nach Angaben von<br />
Bürgermeister Béla Burai schon<br />
Mitte der 1970er Jahre von Béla<br />
Temesvári, dem Leiter des damaligen<br />
Heimatkunde-Fachzirkels,<br />
initiiert. Im Gemeindehaus wurden<br />
zuerst die ungarndeutschen und<br />
später auch andere örtliche Trachten<br />
ausgestellt. Hochzeitsbekleidung<br />
vom Anfang des vorigen<br />
Jahrhunderts fand man z. B. bei<br />
den Familien Konrad und Baumstark.<br />
Aber auch andere Familien<br />
der Gemeinde boten dem Dorfmuseum<br />
ihre Erinnerungsstücke an.<br />
So entstand eine Sammlung aus<br />
Trachten und Gebrauchsgegenständen,<br />
die für das Leben in Deutschmarok<br />
charakteristisch waren.<br />
Da Márok schon seit der Bronzezeit<br />
eine bewohnte Siedlung war,<br />
gab es hier auch verschiedene Ausgrabungen,<br />
und die Funde aus der<br />
Bronze-, Türken- und Römerzeit bereicherten<br />
ebenfalls die Sammlung<br />
des Museums. Die Mároker spendeten<br />
später noch weitere Gegenstände,<br />
welche das örtliche Handwerk<br />
präsentierten, aber auch eine<br />
alte Bibel, deutschsprachige Bücher,<br />
Reliquien aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg und sogar persönliche<br />
Briefe wurden hier ausgestellt.<br />
Die Selbstverwaltung von Márok<br />
verlegte die Ausstellung inzwischen<br />
in einen größeren Raum im ehemaligen<br />
Grundschulgebäude, um sie<br />
noch mehr Interessenten zugänglich<br />
machen zu können. Da das Museum<br />
zur Zeit in erster Linie von Schulgruppen,<br />
Volkskundeforschern und<br />
aufgrund des Willander Weintourismus<br />
von Anreisenden besucht<br />
wird, bot das<br />
Dorffest nun die<br />
Möglichkeit, die<br />
Ausstellung bekannter<br />
zu machen.<br />
Nach einem<br />
Blick in die Geschichte<br />
des<br />
Dorfes und den<br />
„Kostproben“<br />
der Volkskultur<br />
klang das Dorffest<br />
mit einem<br />
Ball aus, für<br />
Musik sorgte<br />
die Franz-Kapelle.<br />
Mónika Óbert<br />
Mehrere hundert Menschen<br />
beteiligten sich am dritten<br />
Augustwochenende am 6.<br />
Heimatfestival im Branauer<br />
Dorf Ratzmetschge/Erdôsmecske.<br />
Das Treffen der<br />
Dorfbewohner und der aus<br />
der Ortschaft weggezogenen<br />
Leute organisiert die örtliche<br />
Deutsche Selbstverwaltung<br />
jedes zweite Jahr. An diesem<br />
Wochenende standen eine<br />
zweisprachige Messe,<br />
Kulturprogramme und ein<br />
Ball auf dem Programm.<br />
Ein großes, weißes Festivalzelt<br />
prangt mitten auf dem Hof eines neu<br />
hergerichteten schwäbischen Bauernhauses<br />
mit einer langen Veranda.<br />
Schön geritzte Holzpfeiler stehen<br />
nebeneinander in der Reihe. Überall<br />
Menschen, die das Kulturprogramm<br />
verfolgen, sich unterhalten oder einfach<br />
nur freundlich lächeln. Theresia<br />
Schmidt ist eine von denen. „Es ist<br />
immer ein Erlebnis, hier zu sein, weil<br />
Erdôsmecske meine Heimat ist. Hier<br />
bin ich geboren, hier habe ich meine<br />
Kindheit verbracht. Von hier mußte<br />
ich seinerzeit nach Deutschland, aber<br />
18. Musikfestival in Tarian<br />
Wenn der September<br />
naht, heißt es in Tarian,<br />
noch ein letztes Mal<br />
fest zu feiern! Wie jedes<br />
Jahr um diese Zeit<br />
fand auch heuer, und<br />
zwar am letzten Wochenende,<br />
in Tarian<br />
ein Musikfestival<br />
statt, und dank dem<br />
guten Wetter eilten<br />
Tanzfreudige aus dem<br />
ganzen Land herbei.<br />
Das Dorf versteht<br />
es, mit seinen kulturellen<br />
Reizen sein Publikum<br />
immer wieder<br />
zu amüsieren. Als<br />
Auftakt forderte moderne<br />
Musik zum Tanzen<br />
auf. Obwohl die<br />
nächsten Tage eher<br />
vom Schwabentum<br />
geprägt waren, ertönte<br />
auch ungarische<br />
Volksmusik, nebenbei<br />
ein bißchen Musical,<br />
und natürlich durften Stargäste wie<br />
Lagzi Lajcsi und Irigy Hónaljmirigy<br />
nicht fehlen.<br />
Verhungern oder verdursten<br />
mußte auch niemand, denn aus dem<br />
Augen- und Ohrenschmaus wurde<br />
recht schnell ein großes Festmahl<br />
mit Lángosch oder Fleisch am<br />
Spieß, nachgeholfen mit Bier und<br />
Wein. Daß es jedem sehr gut ging,<br />
An den Traditionen festhalten<br />
6. Heimattreffen in Ratzmetschge<br />
bestätigte auch ein Mitglied des<br />
Staufenberger Freundeskreises.<br />
Vielen Dank an alle, die mitgewirkt<br />
haben, denn es war ein wundervolles<br />
Fest, und ich glaube, wir<br />
alle hoffen auf ein Wiedersehen<br />
nächstes Jahr.<br />
Lissi Harmath<br />
Foto: Máté Barna<br />
ich bin zurückgekommen. Jetzt lebe<br />
ich in Fünfkirchen. Ich bleibe aber<br />
immer eine Metschgerin.“<br />
Zum 6. Mal hat die Deutsche<br />
Selbstverwaltung das Heimattreffen<br />
veranstaltet. Auf dem Programm<br />
standen: eine zweisprachige Messe<br />
in der katholischen Kirche, Auftritt<br />
von Kulturgruppen am Samstag<br />
nachmittag, ein gemeinsames<br />
Abendessen und ein Ball am Abend.<br />
Am Sonntag war Metschge Schauplatz<br />
der volkstümlichen Großveranstaltung,<br />
der Branauer Stimmungsparade.<br />
Die Organisatorin und Vorsitzende<br />
der Deutschen Selbstverwaltung,<br />
Monika Hengl, zeigt sich zufrieden.<br />
„Wir haben viele Einladungen<br />
verschickt und viele haben sich<br />
auch zurückgemeldet. Über 200<br />
Gäste sind zu uns gekommen. Wir<br />
blieben auch unserem ursprünglichen<br />
Gedanken treu, nämlich den Kontakt<br />
zu den ehemaligen Metschgeern<br />
nicht zu verlieren. Auch dann, wenn<br />
viele nicht mehr unter uns sind,<br />
müssen wir an unseren Traditionen<br />
festhalten. Solange so viele zu uns<br />
zurückkommen, solange so viele zufrieden<br />
sind, lohnt es sich, das Treffen<br />
zu veranstalten.“<br />
krz
4<br />
G E M E I N S C H A F T E N NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel zur<br />
Wahlbeteiligung von Deutschen, die<br />
im Ausland leben<br />
Frau Bundeskanzlerin, warum sollten Deutsche, die im Ausland und nicht<br />
mehr in Deutschland leben, trotzdem im September wählen gehen?<br />
„Ungarn hat dem Willen der Ostdeutschen zur Freiheit Flügel verliehen“,<br />
sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Visite am 19.<br />
August in Ödenburg (auf dem Foto mit Staatspräsident László Sólyom).<br />
Anläßlich der Grenzöffnung vor 20 Jahren bedankte sie sich im Namen aller<br />
Deutschen beim ungarischen Volk. Sie dankte aber auch den DDR-Bürgerinnen<br />
und Bürgern für ihren Mut, über die ungarische Grenze in die Freiheit<br />
zu fliehen.<br />
Foto: Németh Péter<br />
Tag der Heimat in Berlin<br />
Versöhnung mit Nachbarn<br />
Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel hat die Rolle der<br />
Vertriebenen bei der Aussöhnung<br />
Deutschlands<br />
mit Osteuropa gewürdigt.<br />
Die Vertriebenen hätten<br />
Gewalt und Rache abgeschworen,<br />
sagte Merkel<br />
vor 2000 Anwesenden am<br />
22. August beim „Tag der<br />
Heimat“ in Berlin. „So<br />
sind sie zu Botschaftern<br />
der Versöhnung in Europa<br />
geworden.“ Deutsche und<br />
Osteuropäer verbänden<br />
Geschichte und menschliche<br />
Beziehungen, und<br />
viele von diesen seien von Vertriebenen geknüpft worden.<br />
Die vereinten Chöre des BdV in Thüringen auf<br />
der Bühne Foto: I. F.<br />
Die zügige Errichtung der zentralen Dokumentationsstätte über die Vertreibung<br />
der Deutschen in Berlin nannte Merkel ein wichtiges Projekt für die<br />
kommende Legislaturperiode. In der geplanten Ausstellung würden weder<br />
die NS-Zeit noch die europäische Dimension der Vertreibung ausgeblendet.<br />
„Wir wollen allen Fassetten von Flucht und Vertreibung gerecht werden“,<br />
sagte die Kanzlerin.<br />
„60 erfolgreiche Jahre der Bundesrepublik Deutschland sind untrennbar<br />
verknüpft mit dem Gewaltverzicht und dem Aufbauwillen der deutschen Heimatvertriebenen“,<br />
unterstrich Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der<br />
Vertriebenen. „Trotz der Entwurzelung, trotz der Traumata, trotz der Verzweiflung<br />
und trotz der Ablehnung, die ihnen von seiten der Nichtvertriebenen<br />
landauf landab entgegenschlug, haben sich die Vertriebenen nicht als<br />
Sprengstoff der Gesellschaft und des Staates verstanden oder mißbrauchen<br />
lassen, sondern sie waren die Hefe des bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders<br />
und der Gesellschaft“, sagte Steinbach.<br />
„Unsere Schicksalsgefährten in der sowjetischen Besatzungszone, in der<br />
DDR, hatten es wesentlich schwerer als die im Westen Deutschlands. Ihr<br />
Schicksal war über Jahrzehnte tabuisiert. Sie durften sich weder organisieren<br />
noch über ihr Schicksal sprechen. Über mehr als 40 Jahre waren sie in doppelter<br />
Hinsicht Opfer – erst Vertriebene, dann zum Schweigen Verdammte“,<br />
meinte die Präsidentin.<br />
Das vom BdV 2000 gegründete Zentrum gegen Vertreibungen habe eine<br />
sehr lebhafte, auch kontroverse Debatte entfacht, führte Steinbach aus und<br />
konstatierte zufrieden, daß eine Dokumentationsstätte für das Schicksal und<br />
Kulturerbe der deutschen Vertriebenen in Berlin errichtet werde. Mit der Ehrenplakette<br />
wurde der frühere SPD-Innenminister Otto Schily ausgezeichnet.<br />
Schily wies auf den Einsatz für Dialog hin, den man in einer freien Gesellschaft<br />
brauche. Der SPD-Politiker erinnerte an den ersten BdV-Präsidenten<br />
Wenczel Jaksch, der als sudetendeutscher Sozialdemokrat im Widerstand gegen<br />
das Hitler-Regime gewesen sei, und an den späteren Präsidenten Herbert<br />
Hupka, der gegen die von Willy Brandt eingeleiteten Ostverträge gewesen<br />
sei, aber am Ende seiner Tätigkeit Ehrenbürger seiner oberschlesischen Heimatstadt<br />
Ratibor geworden sei.<br />
sch<br />
Es leben, arbeiten und studieren immer mehr Deutsche im Ausland. Aber<br />
deswegen ist ihnen ihre Heimat nicht gleichgültig. Zudem haben viele<br />
doch noch immer Familie und Freunde in Deutschland. Und auch wenn<br />
man zurzeit nicht in<br />
Deutschland<br />
wohnt, so kann und<br />
sollte man die<br />
Angela Merkel beim Tag der Heimat in Berlin<br />
Foto: I. F.<br />
Chance nutzen,<br />
mitzuentscheiden,<br />
welche politische<br />
Kraft Deutschlands<br />
Zukunft in den<br />
nächsten Jahren bestimmt.<br />
Gerade die<br />
letzten Monate haben<br />
jedem vor Augen<br />
geführt: Wirtschaftliche<br />
Effekte<br />
und Entwicklungen<br />
kennen keine nationalen<br />
Grenzen. Insofern geht es auch für Deutsche im Ausland bei der<br />
Bundestagswahl um ganz konkrete politische Entscheidungen und deren<br />
Wirkung.<br />
Glauben Sie denn, daß die Auslandsdeutschen überhaupt mitentscheiden<br />
wollen?<br />
Die gestiegene Wahlbeteiligung unter den Auslandsdeutschen bei der letzten<br />
Bundestagswahl hat klar gezeigt, daß sie ihr Wahlrecht nutzen wollen.<br />
Zudem ist es heute viel leichter, im Ausland über die politische Lage in<br />
Deutschland informiert zu bleiben. Dabei spielt der technische Fortschritt<br />
eine entscheidende Rolle. Satellitenfernsehen und Internet haben Grenzen<br />
überwunden. ... Jeder, der möchte, kann also sein Wahlrecht problemlos<br />
ausüben – ob in Deutschland oder anderswo auf der Welt.<br />
Doppelte goldene Hochzeit<br />
Am 15. August feierten die Eheleute Ilse und Wendel Jerger sowie Anna<br />
und Josef Jerger die goldene Hochzeit. Die Jergers sind Cousins und haben<br />
am gleichen Tag und zur gleichen Zeit vor 50 Jahren im Historischen Rathaus<br />
zu Mutterstadt geheiratet und anschließend gemeinsam gefeiert. Am<br />
Ehrentag in Mutterstadt war unter den Gratulanten in Vertretung des Bürgermeisters<br />
Hans-Dieter Schneider der 1. Beigeordnete Klaus Leicht. Eine<br />
Abordnung des Ortsverbandes der Donaudeutschen Landsmannschaft übermittelte<br />
den Jubilaren Glückwünsche und drückten den ausdrücklichen<br />
Wunsch aus, daß sie noch viele glückliche Ehejahre haben sollen. Der Gottesdienst<br />
fand in Speyer in der Sankt Josef-Kirche statt, die anschließende<br />
Feier wurde im Haus Pannonia ausgerichtet. Wir gratulieren. (E-M)
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong> G E S C H I C H T E N 5<br />
Im späten Sommer und frühen<br />
Herbst werden die Kühe auf die<br />
Weiden getrieben, um nach dem<br />
Grumt das noch nachwachsende<br />
Gras zu nutzen und das Winterfutter<br />
zu strecken. Die meisten Bauern<br />
treiben ihr Vieh hinaus, die Wiesen<br />
sind für alle freigegeben und jeder<br />
sucht seinen eigenen Weideflecken.<br />
Die Hüter des Viehs sind die alten<br />
Männer des Dorfes und die Jungen<br />
und Kinder, die am frühen Morgen<br />
beim Sonnenaufgang, mit ihrem<br />
kleinen Tornister und ihren Hütestöcken<br />
ihre Rinder und Kühe zum<br />
Dorf hinausläuten.<br />
Unser Weideflecken war die kleine<br />
Tischkesch, die gleich hinter der<br />
Bahnstation rechts am Dorfausgang,<br />
vom kleinen Bach und der Bahnlinie<br />
eingeschlossen wird. Der kleine<br />
Bachgraben beschreibt hier fast einen<br />
Halbkreis, kommt aus dem Jarosch,<br />
zieht am Bulgaren vorbei und tunnelt<br />
die Bahnlinie draußen am Bahnwärterhäuschen<br />
das erstemal. Nachdem<br />
er seinen Halbkreisbogenlauf mit<br />
etwa drei Kilometer um die kleine<br />
Tischkesch genommen hat, schlüpft<br />
er kurz vor der Bahnstation das zweitemal<br />
unter dem Bahnkörper durch,<br />
am unteren Dorfende vorbei, dem<br />
Kapos zu. Wenige Meter vor diesem<br />
Durchschlupf wird der Bach von einer<br />
kleinen gemauerten Brücke überspannt,<br />
über die der Weg in die kleine<br />
Tischkesch führt und unsere kleine<br />
Herde morgens und abends getrieben<br />
wird. Unser Weg zweigt von dem etwas<br />
ausgefahreneren Hauptweg an<br />
den Kleegärten vorbei zur großen<br />
Tischkesch ab, den wir in den Sommertagen<br />
öfters zur Badestelle am<br />
Steg über den Kapos nehmen und der<br />
eine lange Strecke am Bach entlang<br />
führt. Unser Weg durch die kleine<br />
Tischkesch führt schnurgerade neben<br />
dem Bahndamm her, von dem er<br />
durch die Pappel- und Weidenschnur<br />
entlang dem einige zehn Fuß breiten,<br />
tieferliegenden Schilfstreifen abgedrängt<br />
ist. Beim Bau der Bahnlinie<br />
nach Fünfkirchen wurde dieser Streifen<br />
zur Aufschüttung des Dammes<br />
ausgehoben, der in den Herbstmonaten<br />
das Wasser sammelt, zu herrlichen<br />
Eisbahnen im Winter friert<br />
und lange Rutschbahnen durch das<br />
halbhohe Schilf bildet. Im späten<br />
Winter wird das Eis dann von den<br />
Männern gebrochen und vom gesamten<br />
Dorf zum Weizlwirt gefahren, im<br />
Strohbunker eingelagert, für einen<br />
kühlen Schoppen im Sommer vorsorgend.<br />
Die kleine Tischkesch hat fast nur<br />
Wiesen, allein im Dreiangel hinter<br />
der Brücke und an der tiefsten Stelle<br />
des Halbkreises, unmittelbar am<br />
Bach, sind einige kleine Feldstreifen.<br />
Auf den Feldern sind Mais, Kartoffeln,<br />
Rüben, Kraut, Futterrüben, Kürbisse<br />
oder Melonen angebaut und das<br />
große Ärgernis der Hütejungen. Besonders<br />
die jungen Rinder weiden<br />
gern in Richtung dieser Felder und<br />
wenn der Augenblick günstig, huschen<br />
sie in die Felder und naschen<br />
von den nicht für sie bestimmten<br />
Kulturen. Das Schelten und Schimpfen,<br />
das ihre Hütejungen abbekommen,<br />
interessiert die Rinder wenig,<br />
sie verdrehen höchstens ihre Augen,<br />
schlagen mit dem Schweif nach Fliegen,<br />
und weiden in Richtung der<br />
Weiden davon.<br />
Die kleine Weidetischkesch gehörte<br />
uns, einem kleinen Weidetrupp<br />
aus meinen zwei Cousins, Heinrich<br />
Gesellmann und Hans Schild, nebst<br />
meinem Bruder und mir und unserer<br />
kleinen Herde von knapp einem Dutzend<br />
rotbraunen oder braunrot geschecktem<br />
Vieh. Neben uns weideten<br />
noch Heckerherrche und Justeherrche,<br />
die aber ihr Vieh mehr im vorderen<br />
Teil grasen ließen, während wir<br />
den hinteren Viertelkreis zum Wärterhäuschen<br />
bevorzugten. Wir waren<br />
ihnen meist zu laut und störten nur<br />
ihr Fachsimpeln oder Meditieren<br />
über ihre Zeit. Nur selten waren wir<br />
willkommene Zuhörer für ihr Hüteoder<br />
Jugendlatein und Memorieren.<br />
Der hintere Teil war auch viel stärker<br />
mit Weidenbüschen und -bäumen<br />
bewachsen, die sich als Rast- und<br />
Lagerplätze anboten und an den<br />
sonnigen Herbsttagen Schatten spendeten.<br />
Hier hatten wir uns eine kleine<br />
Hütte aus Weidenstöcken gebaut und<br />
mit Heu überdacht, worin unsere Tagesvorräte<br />
und Wasserflaschen im<br />
Schatten lagen und wohin wir uns bei<br />
näßlichem Wetter verzogen. Von<br />
hieraus kommandierten die Älteren,<br />
Heinrich und Hans, uns und die<br />
Kühehüten<br />
Drillingsgeschichten<br />
Kommunikationsmord<br />
In unserer Familie wird auch Kommunikationsmord<br />
begangen. Wir schauen auch<br />
manchmal Nachrichten, während wir zu Abend essen, und unsere letzte<br />
Schandtat gegen die Familienkommunikation war der Kauf eines DVD-<br />
Spielers für das Auto. Es war sogar meine Idee, denn den Kindern wird es<br />
dauernd schlecht im Auto, dagegen habe ich oft die ganze Fahrt über stundenlange<br />
Unterhaltung mit Gesang, Klatschen und Geschichten vorgeführt,<br />
doch es half alles nichts, sie mußten sich stets übergeben (vielleicht gerade<br />
wegen meiner Animationsshow?!). Dann kam der Tip mit dem Fernseher<br />
fürs Auto, doch unsere Kotzquote ist nicht wesentlich besser geworden.<br />
Es gab früher Orte, wo man sich einfach unterhalten mußte, wenn man<br />
die peinliche Stille nicht ertrug, doch nun gibt es wohl kein Restaurant,<br />
keine Eisdiele oder sogar kein Krankenhauswartezimmer mehr, wo nicht<br />
der Fernseher oder das Radio für uns sprechen. Wo das hinführt?<br />
Christina Arnold<br />
Hunde, die Herde aus dem Maisfeld<br />
zu treiben oder zur Tränke zu begleiten,<br />
die an einer flachen Stelle des<br />
Grabens, unweit des ersten Rübenfeldes<br />
lag. Die Aufgabe der Großen<br />
war, bei herannahenden Zügen an<br />
den Bahndamm zu rennen und von<br />
den vom Süden kommenden Soldatentransporten,<br />
die meist in offenen<br />
Waggons vorbeizogen, Proviant zu<br />
erbetteln. Neben Zigaretten kamen<br />
Kekse, Bonbons oder trockenes Brot<br />
durch die Luft und den Bahndamm<br />
heruntergeflogen, das alles gemeinsam<br />
verzehrt wurde. Das Herannahen<br />
eines Zuges hatten wir verpaßt und<br />
schauten erst auf, als die Lokomotive<br />
schrille Pfeiftöne von sich gab. Wir<br />
schreckten auf, am Damm neben<br />
dem Gleis weideten zwei Kühe, Hansens<br />
rote Böschke und die gescheckte<br />
Rosi, vor dem heranbrausenden<br />
Zug. Wir schrieen auf und schlossen<br />
die Augen. Als wir wieder hinsahen,<br />
waren die Kühe verschwunden. Wir<br />
jagten zum Damm und an der Pappelzeile<br />
stiegen beide ruhig aus dem<br />
Schilf und schauten mit ihren verwunderten<br />
und großen Kuhaugen auf<br />
unser Traben.<br />
In der Zeit zogen die jungen Rinder<br />
in das an die Wiesen grenzende Rübenfeld<br />
von Lemles. Über die Tischkeschbrücke<br />
kam gerade ein Fuhrwerk<br />
herangepoltert. Wir schickten<br />
unsere Hunde den Rindern nach, aber<br />
vergebens. Die Rüben am Rande waren<br />
geköpft und glänzten kahlköpfig<br />
dem herantrabenden Lemlevetter entgegen.<br />
Er schimpfte und gestikulierte<br />
von weitem und drohte, ein ernstes<br />
Wort mit unseren Vätern zu reden.<br />
Die aber waren zu der Zeit im großen,<br />
dem Völkerschlachten gewidmeten<br />
Felde, von dem später nur zwei, halb<br />
verstümmelt oder lungenzerfressen<br />
wiederkehrten. Während wir mit<br />
Klein Hans und den Hunden das Vieh<br />
aus dem Felde schlugen und bissen<br />
und immer weiter abtrieben, gingen<br />
die größeren, Heinrich und Hans,<br />
dem Fuhrwerk entgegen und entschuldigten<br />
die Rindviecher. Sie halfen<br />
dem Bauern, seiner Frau und<br />
Lemle Lieschen vom Wagen und<br />
zeigten sich auch beim Rübenausmachen<br />
und -aufladen recht nützlich,<br />
immer an der Seite von Lieschen sich<br />
haltend. Als Lemlebácsi am Abend<br />
die vierte Fuhre abgefahren hat und<br />
an den alten Hecker und Just vorbeizuckelte,<br />
meinte er, die Paar Köpfe<br />
seien nicht der Rede wert, es war ja<br />
mehr Kraut als Rüben, was den Rindern<br />
zum Opfer fiel. Seine Tochter<br />
winkte und trottete, traurig zurückblickend,<br />
hinter dem Fuhrwerk her,<br />
dem Dorfe zu. Wir waren eine Sorge<br />
los, denn mit dem leeren Rübenfeld<br />
ergab sich ein breiter Schutzstreifen<br />
zwischen Wiese und dem nächsten<br />
Kartoffelacker. Die Rübenblätter auf<br />
dem geräumten Feld stellten den Rindern<br />
eine weitere natürliche Falle<br />
beim Vordringen zum Kartoffelkraut<br />
dar, so daß wir wenig Aufsicht hatten.<br />
Wir konnten uns von früh an dem<br />
weiteren Ausbau unserer Hütte und<br />
dem Entfachen von Lagerfeuer widmen,<br />
das wir den ganzen Tag schürten.<br />
In der Glut des Feuers brieten wir<br />
unsere Wurst- und Brotrinden und<br />
nicht selten schmorten darin die Kartoffeln,<br />
vom nahegelegenen Acker,<br />
den mehr wir, als unsere Kühe zerwühlten.<br />
Die Tage wurden kürzer und unsere<br />
Feuer schlugen immer höher, bis<br />
eine Flamme ausbrach und zu unserer<br />
Heuhütte kroch und nach kurzer<br />
Inkubationszeit helle Flammen<br />
zeugte.<br />
Hans Schild erkannte die Gefahr,<br />
spurtete zur Hütte und entriß ihr unsere<br />
Habseligkeiten, die Tornister,<br />
Jacken und Decken, bevor die Hütte<br />
zum größten Lagerfeuer unserer Hütezeit<br />
emporloderte. Plötzlich ein zischendes<br />
Geräusch und ein leichter<br />
Knall! „Meine Wasserflasche!“ Alle<br />
erstarrten. Ich setzte zu einem lauten<br />
Geheul an, denn es war Großvaters<br />
Weißweinliterflasche, die er mir zu<br />
treuen Händen zum Kühehüten mitgab.<br />
Die zwei Herrche eilten heran<br />
und glaubten, es sei mir etwas zugestoßen.<br />
Sie fingen an, mich zu<br />
trösten, mein Schluchzen und Weinen<br />
wollte aber kein Ende nehmen.<br />
Als die erste Kartoffel platzte, sprang<br />
Hannes erneut zum Feuer, brachte<br />
mir die aufgesprungene, mehlige Kugel<br />
mit dem glühend heißen schwarzen<br />
Rand und mein Wehklagen verebbte,<br />
die Tränen versiegten. Eine<br />
heiße Kartoffel malte strahlende Hütejungengesichter.<br />
Heinrich Oppermann
6 A U S S T E L L U N G<br />
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
In einem Kochbuch aus Südtirol, das<br />
viele verschiedene und feine Gerichte,<br />
auch Pilzgerichte, bzw. deren<br />
Rezepte enthält, kann man auch die<br />
Vielfalt der deutschen Sprache und<br />
deren Dialekte auch in diesem Bereich<br />
verfolgen, was manchmal auch<br />
ein kleines Schmunzeln auf das Gesicht<br />
zaubert. In dem Rezept für<br />
Schwammerlsuppe heißt es: Zutaten:<br />
100 Gramm Pilze... Also braucht<br />
man zur Schwammerlsuppe auch<br />
Pilze? Ja, in der Standardsprache<br />
heißt es zwar Pilze, aber gebietsweise,<br />
z. B. in Südtirol, Bayern,<br />
Österreich, aber auch bei den Ungarndeutschen,<br />
verwendet man einen<br />
Pilze: Schwammerl oder Schwämm<br />
Heute, da fast auf allen Fernsehkanälen traditionelle und neue<br />
Rezepte von Gerichten auch anderer Länder und Kontinente<br />
gezeigt, ja vor laufender Kamera zubereitet und dazu nützliche<br />
Küchentechnologien vermittelt werden, nimmt man dennoch gern<br />
ein neues Koch- und Gewürzbuch in die Hand, um einen<br />
gastronomischen Ausflug in andere Gebiete der überaus reichen<br />
Kochkunst zu machen. Dabei will man die Pilze, die auch<br />
hierzulande im Wald und auf der Wiese sowie auf der Hutweide<br />
reichlich wachsen (auch die schwer findbaren und schrecklich<br />
teuren Trüffel) und uns vom Frühjahr bis Anfang Herbst<br />
begleiten, nicht vergessen, ganz im Gegenteil, sie für zahlreiche<br />
Spezialitäten verwenden.<br />
anderen Ausdruck dafür. Heute klingt<br />
es mir aus der Kindheit noch in den<br />
Ohren: Hatte es während der Nacht<br />
geregnet und war es in der Früh bzw.<br />
am Vormittag schwül, schossen die<br />
Pilze aus der Erde, dann hieß es, „mir<br />
gehn Schwämm suche“, und das<br />
ganze Dorf machte sich je nach Monat<br />
auf in die Wälder oder auf die<br />
Hutweide, um Pilze zu suchen. War<br />
der Ertrag ergiebig, dann dauerte es<br />
nur ein, zwei Stunden, und ein großer<br />
Henkelkorb war voller Schwammerln.<br />
Man kannte die Pilze gut, wie<br />
die eßbaren von den giftigen zu unterscheiden<br />
sind, wenn auch der genaue<br />
Name von den meisten Arten nicht<br />
bekannt war: man sprach von braunem,<br />
gelbem, grünem und weißem<br />
Pilzhut. So ein Pilzsammeln ergab einige<br />
feine Mittagessen (solange die<br />
Pilze noch frisch waren) und der Rest<br />
wurde in der Sonne getrocknet (gedörrt)<br />
und für den Winter aufgehoben.<br />
Oft brachten auch die Zigeuner,<br />
die noch in den 60er Jahren mit ihren<br />
großen Familien in kleinen Hütten inmitten<br />
des Waldes an den östlichen<br />
Hängen des Fünfkirchner Gebirges<br />
lebten, einen großen Korb voller<br />
Schwämm aller Art für die Dorfbewohner<br />
mit, die sie besonders gut<br />
kannten. Diese Gabe erwiderte man<br />
mit einem Stück Speck und alten<br />
Kleidungsstücken, denn man hatte<br />
auch selbst nicht viel zu verschenken.<br />
All dies und zahlreiche Geschichten,<br />
die mit dem Pilzsuchen verbunden<br />
waren, gingen mir durch den<br />
Kopf, während ich die kleine Pilz-<br />
Ausstellung in der Markthalle in der<br />
Fehérvári-Straße im XI. Bezirk von<br />
Budapest besichtigte, wo außer gezüchteten<br />
Champions auch Waldpilze,<br />
diese aber zu hohen Preisen,<br />
verkauft werden. Dort kann man auch<br />
von Pilzkennern die eigenhändig in<br />
den Wäldern um Budapest gesammelten<br />
Pilze untersuchen lassen, damit<br />
ja kein giftiger darunter ist. Damals<br />
machten das Dorfleute, denen<br />
man vertraute und die keinen enttäuschten.<br />
Und für zwei Kilo Pilze<br />
mußte man damals nicht 10 000 Forint<br />
zahlen.<br />
In der kleinen Ausstellung kann<br />
man hinter Glas, in Nachbildung ihrer<br />
natürlichen Umwelt – den Laubund<br />
Nadelwäldern oder der Wiese –<br />
unwahrscheinlich viele Arten der<br />
Pilze, ihren Farb- und Formenreichtum<br />
besichtigen und ihre Namen<br />
(Ungarisch und Lateinisch) erfahren.<br />
Informationszettel klären darüber,<br />
welche Pilze man genießen kann,<br />
welche nicht und welche giftig sind.<br />
Seit Ende letzten Jahres kann man<br />
vor Ort in einem Gästebuch die eigenen<br />
Eindrücke festhalten, viele Besucher<br />
haben ihre Gedanken eingetragen.<br />
Ein Berufskoch schrieb z. B.,<br />
diese Ausstellung von Pilzen sei für<br />
ihn überwältigend gewesen. Dem<br />
Ideenspender und Ausführenden<br />
gelte seine herzlichste Gratulation.<br />
Die Ausstellung sei schön und sehr<br />
lehrreich. Und noch hier in der Ausstellung<br />
habe er sich vorgenommen,<br />
künftig seine eigene Küche mit noch<br />
mehr schmackhaften und würzigen<br />
Pilzen zu bereichern und dadurch<br />
seine Gäste weiter zu verwöhnen und<br />
zu erfreuen. Árpád Hergenröder<br />
90 Jahre Bauhaus<br />
Schule und Philosophie der Moderne feiert Geburtstag<br />
„Erklären kann man das<br />
Bauhaus nicht“, so der<br />
Künstler Jean Leppien über<br />
Bauhaus. „Das Bauhaus war<br />
vor allem eine geistige Haltung,<br />
war eine Gemeinschaft<br />
von hundertfünfzig Individualisten,<br />
die vereint waren<br />
zum gemeinsamen Kreuzzug<br />
gegen bestehende und<br />
anerkannte Werte und<br />
Vorurteile.“ <strong>2009</strong> feiert das<br />
Bauhaus seinen 90.<br />
Geburtstag, die einflußreiche<br />
und stark umkämpfte<br />
Institution und Schule, die die<br />
internationale Verbreitung der<br />
gestalterischen Moderne in<br />
Kunst, Design und nicht<br />
zuletzt die Architektur prägte.<br />
Die Bauhaus-Schule entstand 1919<br />
in Weimar, drei prägende Direktoren<br />
waren Walter Gropius, Hannes<br />
Meyer und Ludwig Mies van der<br />
Rohe. Die Idee war, die Kluft zwischen<br />
Kunst und Kunstgewerbe zu<br />
überbrücken, sowie die Schaffung<br />
solcher neuen ästhetischen Werte,<br />
die auch für die Massenproduktion<br />
wegweisend sein können. Im von<br />
Gropius verfaßten Bauhaus-Manifest<br />
wurde das Programm der Hochschule<br />
verkündet: „Architekten,<br />
Bildhauer, Maler, wir alle müssen<br />
zum Handwerk zurück!“ Während<br />
des 14jährigen Bestehens der Schule<br />
hatte sie 1250 Schüler und Lehrkräfte<br />
wie Wassiliy Kandinszkij, Lyonel<br />
Feininger, Paul Klee, László<br />
Moholy-Nagy oder Oskar<br />
Schlemmer – nahezu die gesamte<br />
europäische Künstler-Avantgarde<br />
versammelte Gropius in Weimar.<br />
Geplant wurden für den Alltagszweck<br />
nutzbare Gegenstände wie<br />
Möbel, Küchenbestandteile usw.<br />
Berühmtestes Zeugnis des Bauhauses<br />
in Weimar ist das Haus am Horn,<br />
das als Musterhaus zur ersten Architekturausstellung<br />
1923 errichtet<br />
wurde. 1925 mußte das Weimarer<br />
Bauhaus schließen, Dessau wurde<br />
nun zum Ort des Bauhauses. 1932<br />
setzte die NSDAP die Schließung<br />
Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart ist eines der bedeutendsten Zeugnisse<br />
der modernen Architektur: Sie entstand 1927 als Bauausstellung des Deutschen<br />
Werkbundes. Unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van<br />
der Rohe haben 17 Architekten aus Deutschland, Holland, Österreich und<br />
der Schweiz ein mustergültiges Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen<br />
geschaffen. Grundstücke und Baufinanzierung wurden von<br />
der Stadt Stuttgart bereitgestellt: Innerhalb von nur 21 Wochen entstanden<br />
21 Häuser mit insgesamt 63 Wohnungen. Foto: I. F.<br />
des Bauhauses durch, Mies van der<br />
Rohe verlegte das Bauhaus nach<br />
Berlin, jedoch führten wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten und Repressalien<br />
des NS-Staates 1933 zu Schließung<br />
und Selbstauflösung. Doch<br />
Lehrer wie Moholy-Nagy, Gropius<br />
und Mies van der Rohe, die in die<br />
USA emigrierten, sowie Schüler und<br />
Absolventen trugen die Ideenwelt in<br />
die weite Welt. Für einige Zeit existierte<br />
in Chicago das New Bauhaus.<br />
Nach dem Krieg scheiterte ein<br />
Wiederbeleben in Dessau, jedoch<br />
eignete sich im Westen das Bürgertum<br />
die Formenwelt des Bauhauses<br />
an, wie die Reeditionen der 70er<br />
Jahre dies auch bezeugen. Die revolutionäre<br />
Schule des Bauhauses, die<br />
die architektonischen und gestalterischen<br />
Prinzipien erneuerte, würdigen<br />
nun zum 90. Geburtstag die<br />
Bauhaus-Orte in Deutschland (und<br />
in den USA in New York) mit exklusiven<br />
Ausstellungen und verschiedenen<br />
Programmen. Sehr zu<br />
empfehlen ist die Ausstellung im<br />
Martin-Gropius-Bau zu Berlin, wo<br />
auch Exponate des New Yorker Museums<br />
für Moderne Kunst zu sehen<br />
sind (bis zum 4. Oktober geöffnet).<br />
Jedoch auch Dessau, Jena, Erfurt<br />
und das Bundesland Thüringen warten<br />
mit vielen Programmen und<br />
Ausstellungen zum Thema Bauhaus<br />
auf. Weitere Informationen über<br />
Ausstellungsorte und Events finden<br />
Sie unter www.bauhaus<strong>2009</strong>.itsrv.de<br />
angie
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
U N G A R N D E U T S C H E C H R I S T L I C H E N A C H R I C H T E N 11<br />
Ungarndeutsche<br />
Christliche<br />
413 Nachrichten<br />
Schatz und Herz<br />
Jesus spricht: Wo euer Schatz ist,<br />
da ist auch euer Herz. (Lk 12, 34)<br />
Der Monatsspruch für September<br />
entstammt dem Lukasevangelium<br />
an einer Stelle, wo es um das<br />
richtige und falsche Sorgen geht.<br />
Die alltäglichen Dinge des Lebens<br />
können uns sehr mit Beschlag<br />
belegen, manchmal so<br />
sehr, daß wir vor Alltag und Sorgen<br />
kaum noch etwas anderes sehen<br />
können. Jesus warnt davor,<br />
sich zu sehr um das eigene Leben,<br />
um Essen und Trinken, besonders<br />
aber um Geld zu sorgen – denn<br />
danach trachten die „Heiden“,<br />
also die Nichtgläubigen. Denn<br />
wer Schätze anhäuft, der bindet<br />
sich daran, nicht nur auf der körperlichen<br />
oder geistigen Ebene,<br />
sondern eben auch auf der geistlichen.<br />
Die Sorge um das tägliche<br />
Auskommen ist sicherlich verständlich,<br />
besonders bei Menschen,<br />
denen es um die nackte<br />
Existenz geht. Aber bei den<br />
meisten Menschen in Mitteleuropa<br />
geht es heute ja gar nicht mal<br />
mehr darum, sondern vielmehr<br />
um die Verbesserung des Lebensstandards.<br />
Und tatsächlich<br />
sind es auch nicht wenige Menschen,<br />
deren Probleme eher die<br />
bestmögliche Geldanlage, der Zugewinn,<br />
die Steigerung des Luxus<br />
sind. Gleich zu welchen wir gehören<br />
– Jesus sagt uns, daß wir<br />
auf diesem Weg nicht weiter<br />
kommen, weder zu Gott noch zu<br />
uns selbst. Wir werden auf diesem<br />
Weg nicht das Glück finden,<br />
weil wir es an der falschen Stelle<br />
suchen. Unser Herz hängt nämlich<br />
an dem, was uns wichtig ist,<br />
was wir sammeln: Geld und Gold<br />
und Besitz – oder eben am Reich<br />
Gottes. Martin Luther wird später<br />
sagen: Woran ihr euer Herz hängt,<br />
das ist euer Gott. Jesus lädt uns<br />
ein, es mit dem wahren Gott zu<br />
versuchen, auf ihn zu vertrauen:<br />
„Macht euch Geldbeutel, die<br />
nicht veralten, einen Schatz, der<br />
niemals abnimmt, im Himmel,<br />
wo kein Dieb hinkommt, und den<br />
keine Motten fressen.“ Was dies<br />
im eigenen Leben bedeutet und<br />
braucht, das wissen wir vielleicht<br />
schon längst in unserem Herzen.<br />
Ihr Pfarrer<br />
Michael Heinrichs<br />
Internationaler Kongreß<br />
Renovabis <strong>2009</strong><br />
Der 13. Internationale Kongreß<br />
Renovabis findet vom 3. bis 5.<br />
September in Freising statt und befaßt<br />
sich unter dem Titel „Einheit<br />
suchen – Vielfalt wahren: Ost und<br />
West im ökumenischen Gespräch“<br />
mit den Kirchen der östlichen Tradition<br />
und ihrer Rolle in Europa.<br />
Mehr denn je empfinden heute<br />
die Christen in Ost und West die<br />
jahrhundertealten Trennungen als<br />
schmerzlich und sehen darin einen<br />
eklatanten Widerspruch zum Wort<br />
Jesu „Alle sollen eins sein“ (Joh<br />
17,21). Schon vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg gab es erste Gespräche<br />
zwischen den Konfessionen; in der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
sind katholische, evangelische und<br />
orthodoxe Christen wichtige<br />
Schritte gegangen, freilich nicht<br />
ohne Gegenbewegungen und Rückschläge.<br />
Der Kongreß wird versuchen,<br />
Kernpunkte des aktuellen<br />
ökumenischen Dialogs anzusprechen<br />
und damit zu einer lebendigen<br />
Diskussion beizutragen. Als Referenten<br />
werden u.a. auch Walter Kardinal<br />
Kasper, Präsident des Päpstlichen<br />
Rates zur Förderung der Einheit<br />
der Christen aus Rom, Bischof<br />
Dr. Gerhard Ludwig Müller, Bischof<br />
von Regensburg, Vorsitzender<br />
der Ökumenekommission der Deutschen<br />
Bischofskonferenz aus Regensburg,<br />
Metropolit Joseph (Pop)<br />
Erzbischof und Metropolit der rumänisch-orthodoxen<br />
Metropolie<br />
von West- und Südeuropa, sowie<br />
Prof. Dr. Borys Gudziak Rektor der<br />
Ukrainischen Katholischen Universität,<br />
Lwiw (Ukraine) erwartet.<br />
<strong>Neue</strong>s Kirchenfenster<br />
in Radibor<br />
Das neue Kirchenfenster<br />
Die katholische Kirche in Radibor<br />
hat ein neues Kirchenfenster erhalten,<br />
welches dem sorbischen Kaplan<br />
Alois Andritzki, der 1943 von<br />
den Nazis durch eine Giftspritze getötet<br />
wurde, gewidmet ist. Er wurde<br />
am 2. Juli 1914 in Radibor geboren<br />
und bestand zwanzig Jahre später in<br />
Bautzen sein Abitur mit Auszeichnung.<br />
1939 erhielt er ebenfalls in<br />
Bautzen seine Priesterweihe und in<br />
Dresden eine Anstellung als Kaplan.<br />
Er bekannte sich stets zu seinem<br />
sorbischen Volk. Auch in der<br />
Zeit, in der die sorbische Sprache<br />
verboten war, druckte er seine Primizbildchen<br />
in der Sprache seines<br />
Volkes. Die dafür notwendigen<br />
Druckbuchstaben holte er sich<br />
heimlich aus dem Schutt der vernichteten<br />
Smolerischen Druckerei.<br />
So war er den nazistischen Machthabern<br />
ein Dorn im Auge. Nach siebenmonatiger<br />
Untersuchungshaft<br />
wurde er im Oktober 1941 ins KZ<br />
Dachau verschleppt. Es folgten<br />
Hunger und die Erkrankung an Typhus.<br />
Am 3. Februar hatte dann sein<br />
Martyrium ein Ende.<br />
Nun rückt die Seligsprechung<br />
dieses sorbischen Märtyrers langsam<br />
näher. Die ersten Anregungen<br />
dafür gab es durch sorbische Studenten<br />
bereits 1988. Am 2.7. 1997<br />
wurde durch eine Kommission des<br />
Vatikans das Verfahren zur Seligsprechung<br />
eröffnet.<br />
Heinz Noack<br />
Suche nach<br />
christlichen<br />
Wurzeln Europas<br />
„Geht zu allen Völkern und macht<br />
alle Menschen zu meinen Jüngern“<br />
– mit Jesu Worten hat Kardinal<br />
Christoph Schönborn in Fünfkirchen<br />
an die Aktualität des Taufauftrages<br />
erinnert. Der Wiener Erzbischof<br />
vertrat Papst Benedikt bei der<br />
1.000-Jahr-Feier der südungarischen<br />
Diözese und überbrachte<br />
dem gesamten Bistum Glück- und<br />
Segenswünsche des Papstes. Am<br />
viersprachigen Festgottesdienst in<br />
der Kathedrale nahmen auch Kardinal-Primas<br />
Péter Erdô, und Spitzenvertreter<br />
des Staates teil. Das<br />
Jahrtausend der Diözese verweise<br />
auch auf die christlichen Wurzeln<br />
Europas, so Schönborn. Viele<br />
Christen hätten dazu beigetragen,<br />
die Ursprünge des christlichen<br />
Glaubens dort wachzuhalten.<br />
Gegenüber der italienischen Redaktion<br />
von Radio Vatikan sagte der<br />
Kardinal: „Wir dürfen, wenn wir<br />
von unseren Wurzeln sprechen, eines<br />
nicht vergessen: Die Quelle des<br />
Glaubens ist in der Taufe und im<br />
Leben der Heiligen und Gläubigen<br />
dieses Landes präsent, in ihren Gebeten<br />
und ihrer Selbsthingabe. Es<br />
sind diese oft so demütigen Gläubigen,<br />
die die Ursprünge des christlichen<br />
Glaubens am Leben erhalten,<br />
aus denen sich Glauben heute<br />
nährt. Es geht also nicht nur um die<br />
Verkündigung des Evangeliums,<br />
sondern auch darum, die Wurzeln<br />
des Glaubens in unserer Gesellschaft<br />
wiederzuentdecken.“<br />
Der Alltag in neuer Freiheit nach<br />
der „Wende“ von 1989 erweise sich<br />
noch als mühevoll und beschwerlich,<br />
so Schönborn. Doch gerade in<br />
Zeiten der Säkularisierung sei die<br />
Suche nach den christlichen Wurzeln<br />
Europas notwendig.<br />
„Das Jubiläum ist eine weitere<br />
Gelegenheit, die Verbindung zwischen<br />
Kultur und Christentum zu<br />
stärken. Das geht nicht ohne<br />
Schwierigkeiten vonstatten. Denn<br />
die Nähe des Glaubens und der Kultur<br />
ist nicht so offensichtlich – es<br />
bedeutet manchmal Arbeit, das anzunähern,<br />
was heute weit voneinander<br />
entfernt scheint. Es ist also nicht<br />
einfach, die christlichen Wurzeln<br />
der Kultur zu finden. Aber diese<br />
Herausforderung sollte man annehmen.“<br />
(rv/kap)
12 U N G A R N D E U T S C H E C H R I S T L I C H E N A C H R I C H T E N<br />
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
Kapelle auf dem Kalvarienberg in Obergalla<br />
Man weiß aus glaubwürdigen<br />
Aufzeichnungen, daß die<br />
Kapelle und die dahin<br />
führenden Serpentinenwege<br />
in Obergalla/Felsôgalla im<br />
Jahre 1854 vom damaligen<br />
Richter Johann Fogl gebaut<br />
wurden. Ihm verdankt man<br />
auch das riesige marmorne<br />
Kreuz nicht weit vom Eingang<br />
des Gallaer Friedhofs. Auch<br />
heute ist die Inschrift gut zu<br />
lesen, die vor 150 Jahren<br />
eingemeißelt wurde: „Johann<br />
Fogl an. 1842“. Die Schriften<br />
„Chronicon“ und „Felsôgalla<br />
Urbárium“ von Johann Weiß<br />
belegen diese Daten. Und jetzt<br />
zur Legende.<br />
Nachdem sie den Freiheitskampf<br />
von 1848 niedergeschlagen hatten,<br />
zogen sich die österreichischen<br />
Truppen in Richtung Wien zurück.<br />
Zwei, drei Schwadronen zogen an<br />
Obergalla vorbei. Sie hatten es wohl<br />
eilig, weil sie einen Wagen bei Johann<br />
Fogl abstellten und versprachen,<br />
in ein paar Tagen zurückzukommen.<br />
Man stellte den Wagen in<br />
die Ecke einer Scheune und warf<br />
mehrere Gabeln Heu darauf. Nach<br />
einem Jahr dachte der Richter wieder<br />
an den Wagen. Nachdem er das<br />
Heu entfernt hatte, sah er, daß im<br />
hinteren Teil des Wagens eine Holzkiste<br />
versteckt war. Er konnte seine<br />
Neugier nicht zügeln und machte<br />
den Deckel auf. Er traute seinen eigenen<br />
Augen nicht! Die Kiste war<br />
voll mit Goldmünzen, die zuvor von<br />
den Österreichern angehäuft worden<br />
waren. Um die Sache zu verheimlichen,<br />
nagelte er den Deckel<br />
schnell wieder auf die Kiste. Wochenlang<br />
fand er keinen Schlaf, er<br />
wußte nämlich nicht, was er mit<br />
dem großen Schatz tun sollte. Eines<br />
Nachts träumte ihm, daß auf dem<br />
Kalvarienberg mehrmals eine<br />
Flamme aufhellt und ihm eine unbekannte<br />
Stimme zuflüstert: Da liegt<br />
der Schatz begraben!<br />
Nachdem er aufgewacht war,<br />
wußte er sofort, wie es mit dem<br />
Schatz weitergehen soll. Am nächsten<br />
Tag holte er den Wagen aus<br />
dem Heu heraus und bedeckte dessen<br />
hinteren Teil. Er stellte zwei<br />
Ungarndeutsche<br />
Christliche Nachrichten<br />
erscheint zweiwöchentlich<br />
als Beilage<br />
der „<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong>”<br />
herausgegeben<br />
von der Stiftung<br />
„Friede in Gerechtigkeit<br />
Modell Pilisszentlélek”<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
„<strong>Neue</strong>-<strong>Zeitung</strong>-Stiftung”.<br />
Gegründet von Dr. Franz Szeifert<br />
Nytsz: B/EL/53/P/1990<br />
Pickel und zwei Spaten<br />
bereit und weckte seinen<br />
Diener. Während der<br />
Bursche die Pferde einspannte,<br />
erzählte der<br />
Richter seinen Traum.<br />
Nach kurzer Zeit trabten<br />
sie mitten unter den<br />
Trauben auf den Berg.<br />
Der Richter wählte den<br />
Ort aus und die beiden<br />
begannen, mit den<br />
Pickeln die Erde zu<br />
lockern. Nach einer<br />
Viertelstunde zerbrach<br />
der Stiel des Pickels des<br />
Burschen. Der Richter<br />
schickte ihn sofort ins<br />
Dorf, um einen neuen zu<br />
holen. Sobald er alleine<br />
war, suchte er einen geeigneten<br />
Ort und grub eilig<br />
eine Grube für die<br />
Kiste. Mit viel Mühe versteckte er<br />
also die Kiste und warf Erde auf sie.<br />
Er trampelte mit den Füßen drauf<br />
und bedeckte sie mit Laubblättern.<br />
Letztlich markierte er sie mit einem<br />
weißen Stein. Dann ging er ein paar<br />
Meter weiter und wartete auf den<br />
Burschen, der bald pustend ankam.<br />
Nachdem sich der Bursche erholt<br />
hatte, sagte der Richter zu ihm:<br />
„Laßt uns anderswo suchen, dort,<br />
wo es vielleicht irgendwie markiert<br />
ist!“<br />
So kamen sie also zum weißen<br />
Stein. Da begannen sie wieder zu<br />
graben. Nach ein paar Minuten<br />
sagte der Bursche laut: „Der Spaten<br />
ist auf etwas Hartes gestoßen.“ Es<br />
war sogar für zwei Männer schwer,<br />
die Kiste herauszuholen, aber sie<br />
öffneten sie letztendlich und sahen<br />
die vielen Goldmünzen drin. Der<br />
Bursche konnte nur soviel stammeln:<br />
„Herr Richter, der Traum ist<br />
wahr geworden.“ Mit viel Mühe hoben<br />
sie die Kiste auf den Wagen und<br />
fuhren eilig ins Dorf. Im Dorf wurde<br />
sehr schnell bekannt, daß der Richter<br />
und sein Diener einen Schatz gefunden<br />
hatten. Von diesem Geld<br />
baute Johann Fogl die Kapelle, die<br />
Stationen und die Serpentinenwege.<br />
Und den Rest des Geldes legte er in<br />
einer Stiftung an, damit man die Kapelle<br />
später renovieren kann. Von<br />
dem Jahr an pilgerten die gläubigen<br />
Leute des Dorfes jeden Karfreitag<br />
bis zur Kapelle hinauf. Der Richter<br />
hatte letztendlich gar keine Gewissensbisse<br />
mehr, da das gefundene<br />
Geld ja früher mal im Besitz von<br />
Ungarn war. Und der schlaue Trick<br />
mit dem Pickel ist wohl eine Sünde,<br />
die man verzeihen kann.<br />
In die Kapelle wurde mehrmals<br />
eingebrochen und wertvolle Gegenstände<br />
wurden gestohlen. Im Zweiten<br />
Weltkrieg wurden das Gebäude<br />
und die Denkmäler fast vollständig<br />
zerstört. Der letzte Festzug wurde<br />
1952 gehalten. Von da an unternahm<br />
das damalige politische System<br />
alles, um die Prozessionen zu unterbinden.<br />
Ältere Leute meinen, daß<br />
die Serpentinenwege, die Stationen<br />
und die Kapelle eine gute Möglichkeit<br />
waren, um sich seelisch zu<br />
erfrischen und zu reinigen. Die<br />
Kapelle und der daneben stehende<br />
Friedhof wurden 2008 rekonstruiert.<br />
Bei der Karfreitagsprozession pilgerten<br />
150 bis 200 Gläubige zur<br />
Kapelle. An den Stationen und den<br />
drei Kreuzen machten sie Halt, um<br />
zu beten.<br />
Foto: Gergely Bánszky<br />
Gottesdienste<br />
in deutscher Sprache<br />
Agendorf<br />
In der Evangelischen Kirche jeden Sonntag<br />
um 10.30 Uhr.<br />
Baja<br />
Jeden 1. und 3. Sonntag um 10.30 Uhr in<br />
der Stadtkirche.<br />
Bonnhard/Bonyhád<br />
am ersten Sonntag jeden Monats um 7.30<br />
Uhr in der innenstädtischen Katholischen<br />
Kirche.<br />
Jeden dritten Sonntag um 10 Uhr in der<br />
evangelischen Kirche<br />
Budapest<br />
St. Elisabeth deutschsprachige Katholische<br />
Gemeinde, I., Fô u. 43, Tel./Fax: 213 7508,<br />
Anschrift: Budapest, Pf. 76, 1255, E-Mail:<br />
st.elisabeth@hu.inter.net, Webseite: www.<br />
elisabeth.hu, Gottesdienste: jeden Sonnund<br />
Feiertag 10 Uhr in der Szt.-Ferenc-Sebei-Kirche,<br />
I., Fô u. 43, werktags: jeden<br />
Mittwoch 18.30 Uhr im Gemeindezentrum.<br />
Deutschsprachige Evangelisch-Reformierte<br />
Gemeinde, V., Alkotmány u. 15. Erdgeschoß<br />
l/a. Tel.: 311-2369. Gottesdienst und<br />
Kindergottesdienst jeden Sonntag und an<br />
Festtagen um 10 Uhr im Gemeindesaal.<br />
Deutschsprachige Evangelische Gemeinde<br />
Budapest, Pfarrer Andreas Wellmer,<br />
Logodi utca 5-7, H-1012 BUDAPEST<br />
Tel./Fax: 0036-1-212 89 79, E-Mail:<br />
evangelischekirche@t-online.hu – Gottesdienst<br />
mit heiligem Abendmahl an Sonnund<br />
Feiertagen um 10 Uhr in der Evangelischen<br />
Kapelle am Bécsi kapu tér (Wienertor<br />
Platz, Táncsics Mihály Str. 28).<br />
Fünfkirchen<br />
In der Innenstädtischen Kirche jeden Sonntag<br />
um 9.30 Uhr.<br />
Güns<br />
In der Herz-Jesu-Kirche jeden Sonntag um<br />
7.30 Uhr zweisprachige Messe.<br />
In der Evangelischen Kirche jeden Mittwoch<br />
um 18 Uhr Gottesdienst.<br />
Hajosch<br />
Jeden Sonntag um 10.30 Uhr<br />
Mohatsch<br />
In der Zárdatemplom jeden 1. Sonntag im<br />
Monat um 10.30 Uhr.<br />
Nadwar/Nemesnádudvar<br />
In der römisch-katholischen Kirche<br />
Dienstag und Donnerstag jeweils um 17<br />
Uhr, Samstag um 8 Uhr. Zweisprachiger<br />
(deutsch-ungarischer) Gottesdienst Sonntag<br />
um 9 Uhr.<br />
Ödenburg<br />
In der Evangelischen Kirche jeden Donnerstag<br />
um 8 Uhr Wochenpredigt und jeden<br />
Sonntag um 9 Uhr Gottesdienst.<br />
Raab<br />
Katholische Messe jeweils am letzten<br />
Sonntag im Monat um 18 Uhr in der Kirche<br />
Rákóczi Ferenc út 21.<br />
Evangelischer Gottesdienst jeweils am<br />
zweiten Sonntag des Monats um 17 Uhr in<br />
der „Alten Kirche“ am Petôfi tér.<br />
Sankt Iwan bei Ofen<br />
Jeden Sonntag um 8 Uhr.<br />
Schaumar<br />
Jeden Sonntag um 10 Uhr.<br />
Sende<br />
In der Katholischen Pfarrei am letzten Sonntag<br />
um 10 Uhr.<br />
Szekszárd<br />
In der Evangelischen Kirche jeden 2. Sonntag<br />
um 9.30 Uhr Andacht.<br />
In der Deutschen Katholischen Gemeinde<br />
Szekszárd Neustadt jeden 2. Sonntag um<br />
18 Uhr.<br />
Wandorf<br />
Sonntags um 14.00 Uhr<br />
Weindorf<br />
In Weindorf/Pilisborosjenô jeden letzten<br />
Samstag im Monat um 18 Uhr.<br />
Werischwar<br />
In der Katholischen Kirche jeden Sonntag<br />
um 10 Uhr.<br />
Wesprim<br />
Am 3. Sonntag um 11 Uhr in der Sankt-Ladislaus-Kirche.<br />
Wieselburg<br />
In der Wieselburger Pfarrkirche am zweiten<br />
Mittwoch des Monats um 18 Uhr.<br />
Wudigeß/Budakeszi<br />
Jeden zweiten Sonntag um 10 Uhr in der<br />
Pfarrkirche
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
J U G E N D<br />
13<br />
Damit das Ungarndeutschtum<br />
als Identität nicht verschwindet<br />
Interview mit Gábor Merényi, dem Leiter des Peter-<br />
Rosseger-Vereins Fünfkirchen<br />
Gábor Merényi (Foto), der<br />
Leiter des Peter-Rosegger-<br />
Vereins für Jugendliche in<br />
Fünfkirchen, empfängt im<br />
Wohnheim<br />
des Vereins. Thema ist die<br />
Lage des Ungarndeutschtums<br />
heutzutage. Gábor hält<br />
den Verein für eine<br />
Möglichkeit, die Identität<br />
nicht zu verlieren.<br />
Seit dem Gymnasium habe ich nichts<br />
von dir gehört. In der Schule bist du<br />
noch ein ganz normaler Schüler gewesen,<br />
aber jetzt bist du schon Leiter<br />
eines Vereins der ungarndeutschen<br />
Jugend in Fünfkirchen. Wie hast du<br />
das geschafft?<br />
Vor dem Abi, während des Gymnasiums,<br />
habe ich einen Brief erhalten, in<br />
dem stand, daß es eine Wohnmöglichkeit<br />
für ungarndeutsche Studenten<br />
gibt. Es ist ein Verein für ungarndeutsche<br />
Studenten, egal, was sie für<br />
ein Studium machen. Es ist eine<br />
Möglichkeit, das Ungarndeutschtum<br />
zu erhalten, die Identität nicht zu verlieren.<br />
Du hast also die Entscheidung getroffen,<br />
etwas im ungarndeutschen<br />
Leben zu tun, zu helfen.<br />
Der Herkunft nach bin ich auch ein<br />
Ungarndeutscher, und ich halte es für<br />
eine Pflicht, meine Identität zu bewahren.<br />
Mein Ziel ist, eine Gemeinschaft<br />
zu gründen für Leute ungarndeutscher<br />
Herkunft, und damit die<br />
Identität zu bewahren. Ich mache das<br />
gerne, weil ich u. a. zum Beispiel die<br />
Gelegenheit habe, Persönlichkeiten<br />
zu treffen und mich mit ihnen zu<br />
unterhalten, die aus Deutschland<br />
kommen und höhere Positionen haben.<br />
Was machst du für Programme?<br />
Ich organisiere Programme, die für<br />
die Jugend interessant sein können,<br />
wie Bowlingabende oder Referate,<br />
die nicht nur mit dem Ungarndeutschtum<br />
zu tun haben, sondern<br />
auch andere Themen, z. B. über<br />
Möglichkeiten, eine Unternehmung<br />
Daß der Plattensee Gefahren<br />
birgt, erfahren manche Besucher<br />
schmerzhaft am eigenen<br />
Leib. Ein leichtfertiger Kopfsprung<br />
vom Steg und man<br />
sitzt querschnittgelähmt im<br />
Rollstuhl. Ob diese Warntafel<br />
am Ufer in Szántód diese<br />
Gefahr tatsächlich bewußt<br />
macht, bleibt unabhängig<br />
vom etwas unverständlichen<br />
deutschen Text fraglich.<br />
Foto: I. F.<br />
zu gründen. Wir reden eher über ein<br />
intellektuelles Thema, aber zuletzt<br />
gab es beispielsweise ein Referat<br />
über die Entstehung der Rockmusik.<br />
Das hat streng genommen nichts mit<br />
dem Ungarndeutschtum zu tun, war<br />
aber interessant. Diese Referate werden<br />
in Deutsch gehalten.<br />
Verdienst du damit etwas?<br />
Ich verdiene damit kein Geld, mein<br />
Lohn ist, die Möglichkeit zu haben,<br />
deutsch zu sprechen und meine Identität<br />
zu bewahren. Auch habe ich eine<br />
Möglichkeit, im Ausland zu studieren,<br />
egal wo, in Deutschland oder in<br />
Österreich. Dies halte ich für wichtig,<br />
denn so kann ich meine Herkunft<br />
pflegen.<br />
Sicher hast du berufliche Zukunftspläne!<br />
Ja natürlich. Mein erstes Ziel ist, das<br />
Studium erfolgreich abzulegen, dann<br />
in Deutschland, eventuell in Österreich<br />
zu arbeiten. Nachher das Unternehmen<br />
meines Vaters weiterzuleiten.<br />
Es handelt sich um die Herstellung<br />
von Plastikwerkzeugen für<br />
Handwerke. Es ist eine Filiale von einer<br />
Firma in Deutschland.<br />
Und die Vereinsarbeit?<br />
In der näheren Zukunft möchte ich in<br />
diesem Verein eine größere Gemeinschaft<br />
bilden, die nicht nur aus ungarndeutschen<br />
Studenten, sondern<br />
auch aus ungarndeutschen Gymnasiasten<br />
oder Grundschülern besteht.<br />
Das ist sehr wichtig, damit das Ungarndeutschtum<br />
als Identität nicht<br />
verschwindet.<br />
Lilla Mikola<br />
Oh, ich hab was vergessen...<br />
Unser Gedächtnis und die kleinen Stützen<br />
Ein Knoten am Eck des Taschentuches<br />
ist relativ altmodisch, und<br />
mit Papiertaschentüchern funktioniert<br />
das auch nicht besonders gut.<br />
Doch in vielen Lebenslagen müssen<br />
wir uns Informationen merken<br />
und das fällt nicht jedem leicht.<br />
Tagtäglich kommen wichtige Daten<br />
auf uns zu, die wir am besten sofort<br />
speichern müßten und dann jederzeit<br />
abrufbar im Gedächtnis verstauen<br />
sollten. Doch das ist gar<br />
nicht so einfach, deswegen gibt es<br />
verschiedene Methoden, um sich<br />
selbst an Wichtiges zu erinnern.<br />
Manche haben die ganze Wohnung<br />
voller kleiner Zettel, manche<br />
schreiben das Lebenswichtige direkt<br />
auf die Handfläche oder speichern<br />
es im Alleswisser-Telefon ab.<br />
Auch die Papierindustrie nahm dieses<br />
Problem in Angriff und erfand<br />
zahlreiche Merkblätter, bunte Zettel,<br />
Post-it-Papierchen mit Klebestreifen,<br />
Merktafeln mit der Möglichkeit,<br />
was festzustecken oder mit<br />
Magnet zu befestigen.<br />
Spiele für groß und klein<br />
Straßenhockey<br />
Die Vergeßlichkeit ist zu einer<br />
Volkskrankheit geworden, die bei<br />
manchen schon in jungen Jahren ausbrechen<br />
kann. Wenn man allerdings<br />
von sich selber weiß, daß man vergeßlich<br />
ist, dann sollte man bestimmte<br />
Vorkehrungen treffen, um nicht<br />
den Überblick zu verlieren. Überall<br />
und jederzeit Blätter und Stift bereithalten<br />
an mehreren Stellen in der<br />
Wohnung, im Auto und in der Manteltasche,<br />
um wichtige Infos sofort<br />
aufschreiben zu können. Diese kann<br />
man dann zu Hause an eine gut sichtbare<br />
Stelle wie in der Küche, beim<br />
Eingang, an die Badezimmertür oder<br />
an den PC Monitor heften und dort<br />
sammeln. Vor dem Einkaufen oder<br />
vor einer Reise wichtige Hinweise<br />
immer notieren und niemals davon<br />
ausgehen, daß man sich das merken<br />
kann. Das Gedächtnis läßt sich auch<br />
noch im Erwachsenenalter trainieren,<br />
mit ganz einfachen Memoryspielen<br />
oder mit komplizierten Computerprogrammen.<br />
Christina Arnold<br />
Hockeyspielen auf<br />
den Straßen entstand,<br />
als die Jugendlichen<br />
ihren<br />
Idolen, den Hockeyspielern,<br />
nacheifern<br />
wollten, doch keine<br />
Eisfläche zur Verfügung<br />
stand. Aus den<br />
Reihen der Straßenkids<br />
hat sich diese<br />
vereinfachte Version<br />
des Sports hochgearbeitet<br />
und ist inzwischen<br />
zu einer angesagten<br />
Unterhaltung<br />
geworden.<br />
Streethockey ist in zwei Versionen bekannt, eine mit Rollschuhen, die andere,<br />
einfachere, ursprünglichere Variante spielen die Sportler mit normalen<br />
Laufschuhen. Dann benötigt man nur noch Schläger, die zwar aussehen wie<br />
normale Hockeyschläger, aber den Straßenverhältnissen, dem Beton oder<br />
dem Sand angepaßt sind. Einst haben wohl die Väter aus Besenstielen die<br />
Schläger für die Jungs gebastelt, inzwischen kann man auch für die Straße<br />
Hockeyschläger kaufen. Weil es auf der Straße auch nicht so kalt ist wie im<br />
Eisstadion, werden für die gut betuchten Straßenkinder spezielle, dünne<br />
Hockeytrikots angeboten, aber selbstverständlich kann man auch in ganz normalen<br />
T-Shirts den Ball in das Tor befördern.<br />
Die offizielle Geschichte des Straßenhockeys begann bereits in den 20ern<br />
des letzten Jahrhunderts zuerst in der Schweiz. Inzwischen werden seit mehr<br />
als zehn Jahren organisierte Weltmeisterschaften ausgeführt. Aus einem Straßenspiel<br />
entwickelte sich innerhalb eines Jahrhunderts ein anerkanntes Massenspiel,<br />
welches aber dem kindlichen Nachmachen auch heute keine Grenzen<br />
setzt.<br />
Man nehme also einfach zwei Tore oder Pfeiler zur Abgrenzung, Schläger<br />
und irgendeinen Gegenstand, der rollt, rutscht oder sonst irgendwie beförderbar<br />
ist, und schon kann man jederzeit auf der Straße ungezwungen Sport treiben.<br />
Alleine kann man gut üben, wie man den Ball führt, zu zweit macht<br />
Straßenhockey auch großen Spaß, interessant wird es allerdings, wenn man<br />
zwei Mannschaften zusammentrommeln kann. Für die Sicherheit sind verschiedene<br />
Knöchelschoner und ein Helm dringend empfohlen, das hängt<br />
auch von den Regeln ab, die man sich und den Mitspielern selber stellt.<br />
Christina Arnold
14 J U G E N D - S P E Z I A L<br />
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
Die besten deutschsprachigen Bands<br />
Klee<br />
Im März 1997 veröffentlichten Suzie<br />
Kerstgens, Tom Deininger und<br />
Sten Servaes ihre erste CD unter<br />
dem Bandnamen „Ralley“. Im<br />
Frühjahr 1999 folgte die zweite<br />
CD, doch ein schwerer Tourbusunfall,<br />
bei dem Tom Deininger und<br />
Sten Servaes schwer verletzt wurden,<br />
unterbrach die Karriere der<br />
Band. Es brauchte drei Jahre bis<br />
zur Genesung und zur Wiederaufnahme<br />
der Bandarbeit unter dem<br />
neuen Namen „Klee“.<br />
Die neue Namensgebung war<br />
durch die Werke von Paul Klee inspiriert,<br />
sie nimmt aber auch Bezug<br />
auf das Kleeblatt als Glückssymbol.<br />
Und mit dieser Umbenennung<br />
wandelte sich auch der Stil der<br />
Band von Gitarren- zu Elektropop.<br />
Insbesondere bei den Liveauftritten<br />
gelangen aber auch Elemente des<br />
Rock in den Vordergrund.<br />
2002 wurde der Song „Erinner<br />
dich“ aus dem ersten Klee-Album<br />
„Unverwundbar“ veröffentlicht,<br />
der in den Top 100 landete. Im Oktober<br />
2004 erschien das zweite Album<br />
„Jelängerjelieber“. Mit der ersten<br />
Singleauskopplung „2 Fragen“<br />
schaffte es Klee bereits in das Programm<br />
der TV- und Radiosender.<br />
Beim Bundesvision Song Contest<br />
2005 traten sie mit „Gold“ auf und<br />
kamen auf Platz 10. Dieser Song<br />
wurde der bisher größte Hit der<br />
Band, der neun Wochen in den Top<br />
100 platziert war. Das Album „Jelängerjelieber“<br />
ist ein Jahr später<br />
unter dem Titel „Honeysuckle“<br />
auch in den USA erschienen.<br />
Mit ihrem 2006 herausgekommenen<br />
dritten Album „Zwischen<br />
Himmel und Erde“ schaffte es Klee<br />
auf Platz 17 der Albumcharts.<br />
Noch im selben Jahr wurde unter<br />
dem Titel „Deluxe Edition – Zwischen<br />
Himmel und Erde“ eine<br />
DVD mit einem fast kompletten<br />
Klee-Konzert veröffentlicht. Das<br />
Verantwortlich für die Seite „Jugend-Spezial“:<br />
Christina Arnold<br />
Album „Berge versetzen“ erschien<br />
am 1. August 2008.<br />
Klee tritt auch auf Konzerten<br />
häufig auf, wobei diese durch individuelle<br />
Ansagen und spontane<br />
Einlagen von Suzie Kerstgens gekennzeichnet<br />
sind. Alle Texte und<br />
Kompositionen werden von den<br />
drei Gründungsmitgliedern geschrieben<br />
und beziehen sich auf<br />
das Zusammenleben von Menschen.<br />
Dabei werden in den Songtexten<br />
immer Realität und Traumwelt<br />
miteinander verknüpft.<br />
Mehr über Klee auf:<br />
www.kleemusik.de<br />
Diskographie:<br />
2003 Unverwundbar<br />
2004 Jelängerjelieber<br />
2006 Zwischen Himmel und Erde<br />
2006 Honeysuckle<br />
2008 Berge versetzen<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
zeigte sich vor kurzem der Presse<br />
gegenüber besonders offen. In einem<br />
Interview erzählte die Politikerin,<br />
sie habe mit 14 Jahren mit ihrer<br />
Clique zum ersten Mal Zigaretten<br />
ausprobiert. Allerdings ist sie nicht<br />
süchtig geworden. Ihr hat das Rauchen<br />
nämlich nicht besonders viel<br />
Spaß gemacht.<br />
Andreas Kieling, Deutschlands bekanntester<br />
Tierfilmer, erkundet mit<br />
seiner Kamera normalerweise die<br />
Natur Alaskas, Kanadas oder Afrikas,<br />
wobei er den Tieren unglaublich<br />
nahekommt. Derzeit ist er jedoch<br />
mitten in Deutschland unterwegs.<br />
Er dreht eine fünfteilige Dokumentation<br />
über die Natur und die<br />
Menschen entlang der ehemaligen<br />
deutsch-deutschen Grenze. Der<br />
49jährige, der seit 1990 zahlreiche<br />
Tierfilme gemacht und Bücher veröffentlicht<br />
hat, wandert rund 1400<br />
Kilometer entlang des sogenannten<br />
Grünen Bandes von der tschechischen<br />
Grenze bis zur Ostsee sowie<br />
einmal rund um Berlin.<br />
Kinoecke<br />
Mitte Ende August<br />
Zwei Männer, zwei Frauen und ein<br />
Haus. Das ist der Stoff, aus dem Sebastian<br />
Schippers neuer Film „Mitte<br />
Ende August“ gemacht ist. Mehr als<br />
das und seine überzeugenden Hauptdarsteller<br />
Milan Peschel und Marie<br />
Bäumer braucht der junge Regisseur<br />
und Drehbuchautor („Absolute Giganten“)<br />
nicht, um eine warmherzige,<br />
mitreißende, aber auch dramatische<br />
Geschichte von Liebe und<br />
Freundschaft zu erzählen.<br />
Thomas (Milan Peschel) und<br />
Hanna (Marie Bäumer) sind verliebt.<br />
Als die beiden in ihr neues Heim im<br />
Originaltitel: Mitte Ende August<br />
92 Minuten<br />
Regie: Sebastian Schipper<br />
Schauspieler: Milan Peschel, Anna<br />
Brüggemann, Marie Bäumler, André<br />
Hennicke<br />
Schlagzeilen<br />
Im Streit um den Abdruck eines Fotos<br />
für Werbezwecke muß eine<br />
deutsche <strong>Zeitung</strong> 15000 Euro an Tokio-Hotel-Sänger<br />
Bill Kaulitz und<br />
seinen Bruder Tom zahlen. Das<br />
Blatt hatte im Juni 2008 ein Farbfoto<br />
von Kaulitz und seinem Zwillingsbruder<br />
Tom abgedruckt. Da das<br />
Foto für eine Werbeanzeige verwendet<br />
wurde, klagte der Sänger auf<br />
Unterlassung sowie auf eine Entschädigung<br />
von 15 000 Euro, die<br />
vom Gericht nun anerkannt wurde<br />
Der deutsche Fernsehsender ProSieben<br />
dreht derzeit in Los Angeles<br />
eine neue Promi-Gameshow. In<br />
Berliner Umland ziehen, wo sie den<br />
Sommer mit Renovierungsarbeiten<br />
verbringen wollen, scheint ihr junges<br />
Glück keine Grenzen zu kennen.<br />
Auch wenn nicht in allen Einzelheiten<br />
Einigkeit besteht, sind die beiden<br />
überzeugt, mit jeder Herausforderung<br />
fertig werden zu können. Doch<br />
dann kündigt sich Thomas’ Bruder<br />
Friedrich (André Hennicke) an. Der<br />
erfolgreiche Architekt ist von seiner<br />
Frau verlassen worden und möchte<br />
die Turteltäubchen nun in ihrem<br />
neuen Haus besuchen. Hanna hätte<br />
die Zeit lieber zu zweit verbracht,<br />
aber Thomas entspricht der Bitte seines<br />
Bruders und lädt ihn ein.<br />
Auch was den Umbau ihres neuen<br />
Hauses angeht, haben die Frischvermählten<br />
unterschiedliche Vorstellungen.<br />
Doch die Gefühle zwischen<br />
Thomas und Hanna scheinen stärker<br />
als alle Differenzen. Sie sind der Anker<br />
der Erzählung über alle Handlungskapriolen<br />
hinweg. Die emotional<br />
glaubwürdige Grundierung verleiht<br />
der dramatischen Versuchsanordnung<br />
nachhaltige Wirksamkeit,<br />
denn der Zusammenhalt des Paares<br />
wird gleich zweifach auf die Probe<br />
gestellt.<br />
M. H.<br />
„Raumschiff Cubus“ kämpfen zehn<br />
Prominente um den Sieg und pro<br />
Folge muß ein Kandidat die Sendung<br />
verlassen. Nähere Einzelheiten<br />
sind jedoch nicht bekannt, da die<br />
Kandidaten in schallisolierten<br />
Wohnkapseln abgeschottet werden.<br />
Unter den Teilnehmern sollen aber<br />
der Schauspieler Claude Oliver Rudolph<br />
und Sänger Martin Kesici<br />
sein.<br />
In Leipzig beginnen am 21. August<br />
die Mendelssohn-Festtage. Auf<br />
dem Programm des internationalen<br />
Festivals im Jahr des 200. Geburtstages<br />
von Felix Mendelssohn Bartholdy<br />
stehen bis zum 19. September<br />
knapp 70 Veranstaltungen auf<br />
dem Programm. Die Besucher erwarten<br />
zahlreiche Konzerte, u. a.<br />
mit dem Orchestre des Champs-<br />
Élysées, dem Kammerorchester<br />
Basel und dem Geiger Guiliano<br />
Carmignola. Begleitet werden die<br />
Konzerte von einem internationalen<br />
musikwissenschaftlichen Kongreß<br />
über das Lebenswerk von<br />
Mendelssohn.
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
W I R E M P F E H L E N 15<br />
DEUTSCHSPRACHIGES<br />
RADIOPROGRAMM<br />
LANDESWEIT!<br />
Die deutschsprachige Radiosendung<br />
von Radio Fünfkirchen ist landesweit<br />
zu hören. „Treffpunkt am<br />
Vormittag“ meldet sich täglich von<br />
10 bis 12 Uhr. Sonntags können die<br />
werten Zuhörer das beliebte<br />
„Wunschkonzert“ hören. Zweiwöchentlich<br />
werden deutschsprachige<br />
Messen übertragen.<br />
Das Programm wird auf zwei Mittelwellenfrequenzen<br />
ausgestrahlt. In<br />
Südungarn und bei Budapest hören<br />
Sie die Sendungen auf MW/AM<br />
873 kHz, über Marcali und Szolnok<br />
wird das Programm auf MW/AM<br />
1188 kHz ausgestrahlt. Hören Sie<br />
zu! Wir sprechen Ihre Sprache!<br />
MR4, der Minderheitensender des<br />
Ungarischen Rundfunks hat eine<br />
Web-Seite. Man kann im Internet<br />
die deutschsprachige Sendung live<br />
hören und gesendete Magazine herunterladen.<br />
www.mr4.hu, http://nemet.radio.hu,<br />
http://nemet2.radio.hu<br />
deutschesendung@freemail.hu<br />
Telefon Live: 06 72 518 340<br />
DEUTSCHSPRACHIGES<br />
FERNSEHPROGRAMM<br />
UNSER BILDSCHIRM<br />
Die deutschsprachige Fernsehsendung<br />
von Studio Fünfkirchen des<br />
Ungarischen Fernsehens „Unser<br />
Bildschirm“ meldet sich dienstags<br />
um 13.55 Uhr im mtv.<br />
Wiederholung donnerstags um<br />
10.30 Uhr im m2.<br />
Tel./Fax: 06 72 507406<br />
Adresse: 7626 Pécs, Alsóhavi u. 16.<br />
Telefon: 06-72-507-400<br />
Fax: 06-72-507-406<br />
E-Mail: ubpecs@mtv.hu<br />
www.mtv.hu/unserbildschirm<br />
Die Heimatzeitung der Deutschen<br />
aus Ungarn<br />
E-Mail: up@schwabenverlag.de<br />
http://www.schwabenverlag.de<br />
Anzeigenannahme:<br />
Redaktion <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Tel.: 302 6784<br />
Fax: <strong>35</strong>4 06 93<br />
E-Mail: neueztg@hu.inter.net<br />
Ungarndeutsche<br />
Publikationen<br />
können Sie bequem<br />
übers Internet<br />
bestellen:<br />
www.neue-zeitung.<br />
hu/publikationen<br />
Dr. Zoltán Müller<br />
Facharzt für HNO-Krankheiten<br />
Ernährung in Mittelmeerländern ist vollwertig<br />
und gesund<br />
Eine der viele Bedingungen,<br />
um gesund zu<br />
leben, ist gesund zu essen.<br />
Nur eine vollwertige<br />
und abwechslungsreiche<br />
Ernährung ist die<br />
Voraussetzung für Gesundheit<br />
und volle Leistungsfähigkeit.<br />
Heutzutage<br />
fahren viele auf<br />
Urlaub in Mittelmeerländer.<br />
Die Leute in diesen<br />
Ländern leben gesünder,<br />
Herz- und Kreislaufkrankheiten,<br />
Zuckerkrankheit und Krebs<br />
kommen bei ihnen viel seltener vor<br />
und sie leiden viel weniger an<br />
Übergewicht. Man kann die Frage<br />
stellen, wo liegt der Grund? Die<br />
Antwort ist einfach: in der Ernährung!<br />
In diesen Ländern verzehrt<br />
man viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte.<br />
Vollkornprodukte<br />
sorgen für Ballaststoffe und für<br />
gute Verdauung. Obst, Gemüse und<br />
Kartoffeln enthalten<br />
reichlich Vitamine und<br />
Mineralstoffe. Da fällt<br />
es keinem ein, beispielsweise<br />
Erdbeeren im Dezember<br />
zu essen! Fett<br />
soll nur in geringer<br />
Menge und guter Qualität<br />
verzehrt werden,<br />
und sie machen es so!<br />
Da wird mehr Olivenöl<br />
verwendet, es ist gesünder<br />
als Sonnenblumenöl<br />
oder Fett. Man soll reichlich essen,<br />
aber nicht zu viel. Alkohol soll<br />
man nicht als Durstlöscher zu sich<br />
nehmen, aber gegen ein, zwei Glas<br />
Rotwein guter Qualität ist nichts zu<br />
sagen. Es ist wichtig, ausreichend<br />
zu trinken, vor allem Mineralwasser,<br />
Obstsaft oder Kräutertee,<br />
schwarzer Tee oder Kaffee nur in<br />
Maßen. In diesen Ländern rauchen<br />
die Männer viel, das sollte allerdings<br />
nicht nachgemacht werden!<br />
Kursprogramm „Leben festhalten!“ im Haus<br />
des Deutschen Ostens in München<br />
Als Ausbildungsmöglichkeit für Zeitzeugenberichte oder Erlebniserzählungen<br />
bietet das Haus des Deutschen Ostens (HDO) München einen<br />
Ganztageskurs am Samstag, den 19. September, 10 – 17 Uhr mit der in<br />
Aussig an der Elbe geborenen Schriftstellerin Ursula Haas an. Unter dem<br />
Leitgedanken „Leben festhalten! Biografie schreiben!“ will die Kursleiterin<br />
„den Aufbau eines Biografie-Büchleins besprechen und Anekdoten<br />
schreiben, die unsere Lebensphasen lebendig machen und festhalten – für<br />
uns, unsere Kinder und Enkel.“ Sie fordert dazu auf: „Bringen Sie Fotos<br />
mit! Im Copyshop lassen sich ihre Texte mit Fotos zu einem Büchlein binden<br />
und als Geschenke vervielfältigen.“<br />
Die Schriftstellerin und Kursleiterin Ursula Haas wuchs in Düsseldorf<br />
und Bonn auf und studierte Geschichte, Germanistik und Pädagogik in<br />
Bonn und Freiburg. Nach ihrer Referendarszeit trat sie nicht in den Schuldienst<br />
ein, sondern gab Privatunterricht und begann zu schreiben. Sie lebt<br />
und arbeitet in München als freie Schriftstellerin und schreibt Lyrik, Romane,<br />
Erzählungen, Libretti, Theaterstücke und Essays. Ihre Gedichte<br />
sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.<br />
Wer sich am Schreibwettbewerb des Hauses des Deutschen Ostens<br />
„Mein HDO!“ aus Anlaß des 40jährigen Bestehens der Einrichtung 2010<br />
beteiligen will, für den ist dieser Kurs willkommener Anlaß, Motivation<br />
zu tanken. Bei erfolgreicher Teilnahme kann die Kursgebühr um ein Vielfaches<br />
zurückgewonnen werden. Es sind noch einige Plätze frei. Anmeldungen<br />
richten Sie an das Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,<br />
D-81669 München unter Telefon 00 49 89/44 99 93-114 (Frau Kessler)<br />
oder per E-Mail: poststelle@hdo.bayern.de.<br />
„DeutschpädagogIn des Jahres <strong>2009</strong>“ in der<br />
Hauptstadt<br />
Die Deutsche Selbstverwaltung Budapest möchte auch in diesem Jahr einer/einem<br />
hervorragenden ungarndeutschen Pädagogin/Pädagogen den Preis<br />
„Deutschpädagoge/Deutschpädagogin des Jahres“ verleihen.<br />
Erwartet werden gemeinsame Vorschläge von Schulen, Kindergärten und<br />
den Deutschen Selbstverwaltungen in den Budapester Bezirken.<br />
Bitte höchstens eine(n) BewerberIn per Bezirk vorschlagen!<br />
Dem Vorschlag soll eine fachliche Begründung beiliegen.<br />
Der Preis wird im Rahmen der Veranstaltung „Europatag der Deutschen in<br />
Budapest“ im Deutschen Nationalitätengymnasium (XX. Serény u.1) übegeben.<br />
Die Vorschläge sollen bis zum 11. September <strong>2009</strong> an die Adresse der<br />
Deutschen Selbstverwaltung, Budapest, per Post geschickt werden:<br />
Deutsche Selbstverwaltung, Budapest/Fôvárosi Német Kisebbségi Önkormányzat,<br />
1054 Budapest, Akadémia utca 1. III. em. 302.<br />
Tel/Fax: (1) 302-5115 ldubp@t-online.hu<br />
Frau der Woche<br />
„Nagyi“<br />
Nagyi nannten wir meine Oma mütterlicherseits.<br />
Der Ausdruck kommt<br />
aus dem ungarischen Wort für Großmutter:<br />
Nagymama. Es paßte zu ihr,<br />
denn das Wörtchen betont nicht, daß<br />
sie alt oder eben die ältere Mutter<br />
oder gar Mütterchen gewesen wäre:<br />
Sie war eben „nagy“, das heißt groß.<br />
Groß im Sinne von großartig, ehrenwürdig,<br />
aber klasse!<br />
Hier am See fällt sie mir oft ein,<br />
immer wenn ich in den Garten gucke<br />
oder im Garten sitze. Das heute etwas<br />
wilde Bild ruft mir Fotos in<br />
Erinnerung, auf denen inmitten von<br />
Nichts das Häuschen zu sehen ist,<br />
mit dem frisch angelegten Garten<br />
und seinen Minipflanzen. Auf einem<br />
dieser Bilder vom Anfang der 20er<br />
Jahre des vorigen Jahrhunderts steht<br />
auch der Gärtner vor dem Haus, in<br />
stolzer Haltung, wie ein Kapitän auf<br />
seinem neuen Schiff – die Bäume,<br />
die heute in den Himmel ragen (oder<br />
gar nicht mehr da sind), reichen ihm<br />
gerade bis zur Brust.<br />
Was dann bis zum Krieg alles mit<br />
dem Garten geschah, kann ich nur<br />
ahnen: bestimmt war er das liebste<br />
Kind meiner „Nagyi“. Ich sah sie<br />
nämlich nach Kriegsende lange<br />
Jahre in diesem lädierten Garten<br />
schaffen. Ich sah, wie sie versucht<br />
hatte, den alten Glanz wieder herzustellen.<br />
Auf allen Vieren kriechend<br />
pflanzte sie Blumen, zupfte Unkraut<br />
und verfolgte die Wurzeln der<br />
Ölbäume, die damals wucherten, wie<br />
heute die Akazien oder Christusdorn.<br />
Sie siegte, denn Ölbäume sehe ich<br />
nur noch in den benachbarten Gärten.<br />
Sie mußte auch siegen, denn sie<br />
war eine starke Frau, die einiges<br />
durchmachen mußte. Sie hätte als<br />
junge Frau bei den Wagner-Festspielen<br />
Elisabeth singen wollen, der Erste<br />
Weltkrieg aber zerstörte ihre<br />
Träume. Sie stand dann da als Witwe<br />
mit einem kleinen Kind und heiratete<br />
auf Druck der Familie und der Gesellschaft<br />
einen Ingenieur, der an<br />
sich gar nicht zu ihr paßte. Mir paßt<br />
es aber so nachträglich: Ohne diesen<br />
Mann, meinen Großvater, wäre ich<br />
nämlich gar nicht da. Den Zweiten<br />
Weltkrieg durfte meine Nagyi wandernd<br />
erleben: Sie wurden zweimal<br />
ausgebombt und verbrachten die<br />
letzte Zeit im Keller unter ihrer Wohnung,<br />
die nicht mehr vorhanden war.<br />
Sie sang aber weiter, für sich, für<br />
mich und für andere. Das tat sie auch<br />
in einem christlichen Erholungsheim<br />
im Mátra-Gebirge, wohin meine<br />
Eltern uns aus gesundheitlichen<br />
Gründen geschickt hatten – jahrelang<br />
kam etwa die gleiche Gesellschaft<br />
zusammen, sie gab ihre kleinen Konzerte<br />
und spielte mit uns Kindern<br />
Oper. So spielte bald jeder Baum und<br />
jedes Felsenstück eine Rolle und wir<br />
sangen Arien inmitten der Traumwelt,<br />
die uns meine – unsere – „Nagyi“<br />
hingezaubert hatte.<br />
judit
16 W I R E M P F E H L E N<br />
NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
„Schule und Theater – eine Symbiose“<br />
Fortbildung für LehrerInnen ungarndeutscher Nationalitätenschulen<br />
im Bereich Theaterpädagogik<br />
Inhalte:<br />
* Referate zu den Inhalten der Theaterpädagogik mit konkreten Beispielen im<br />
schulischen Alltag, jedoch auch aus der Zusammenarbeit zwischen Schulen<br />
und professionellen Bühnen,<br />
* theaterpädagogische Workshops mit integriertem Auftritt der StudentInnen<br />
der Akademie für darstellende Kunst (AdK) Ulm für LehrerInnen<br />
(MultiplikatorInnen) ungarndeutscher Schulen (Vor- und Nachbesprechung<br />
am Beispiel des Stückes)<br />
Zeitpunkt: 26. (Anreise) – 29. Oktober <strong>2009</strong> (Abreise)<br />
Ort: Schiller-Gymnasium Werischwar/Pilisvörösvár (Ungarn)<br />
Referenten:<br />
* 2 Dozenten der Akademie für darstellende Kunst (adk) Ulm mit Unterstützung<br />
von 8 StudentInnen der adk Ulm (Workshopleiter und Auftritt mit Vor- und<br />
Nachbesprechung als Musterbeispiel)<br />
* Peter Burkhardt, Rektor der Prag-Schule Stuttgart (Projekt: Circus Praguli)<br />
* Dr. Eugen Christ, Geschäftsführer der Donauschwäbischen Kulturstiftung des<br />
Landes Baden-Württemberg (Planung und Perspektiven für theaterpädagogische<br />
Maßnahmen insbesondere mit Blick auf die Förderung der institutionalisierten<br />
Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der Deutschen Bühne<br />
Ungarn im theaterpädagogischen Bereich)<br />
Teilnehmer/Zielgruppe:<br />
* bis zu 30 LehrerInnen ungarndeutscher Schulen (MultiplikatorInnen)<br />
* 2 VertreterInnen der Deutschen Bühne Ungarn Seksard<br />
Die Teilnehmer erhalten 30 Kreditpunkte<br />
Unterkunft, Verpflegung und ein Teil der Reisekosten werden von der Donauschwäbischen<br />
Kulturstiftung und von der Gemeinnützigen Stiftung für die Nationalen<br />
und Ethnischen Minderheiten Ungarns getragen.<br />
Die Fortbildung wird aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland, des Ministeriums<br />
für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und der Donauschwäbischen<br />
Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg gefördert.<br />
Da die Teilnehmerzahl (insgesamt 30 Teilnehmer) begrenzt ist, werden die Anmeldungen<br />
in der Reihenfolge ihres Eintreffens berücksichtigt.<br />
Anmeldetermin: 20. September<br />
Die schriftlichen Anmeldungen erwarten wir an folgende Adresse: Landesselbstverwaltung<br />
der Ungarndeutschen, Angelika Pfiszterer, Kennwort: „Fortbildung<br />
für Theatergruppenleiter“, 1537 Budapest, Pf. 348,<br />
per Fax: 06-1-212-9153 oder per E-Mail: angeli@ldu.datanet.hu<br />
Die Gerufenen<br />
Eine Glocke aus Almasch (ohne Nennung des Ortes), Ulmer Schachtel oder<br />
Werkzeuge der Weinbauern aus Willand (von denen nach Text angeblich niemand<br />
vertrieben wurde) sind einige zur Schau gestellte Gegenstände in der<br />
Ausstellung „Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa. Die Gerufenen“, die<br />
bis zum 30. August im Berliner Kronprinzenpalais zu sehen ist. Sehr kontroverse<br />
Eintragungen kann man im Gästebuch lesen, kein Wunder, schließlich<br />
ist es nicht einfach, 800 Jahre Geschichte deutscher Kultur in verschiedenen<br />
Regionen vom Gottschee bis Siebenbürgen, vom Baltikum bis zur Wolga darzustellen.<br />
Informative Tafeln leiten zu den ausgestellten Gegenständen, und<br />
in Wort und Bild kann man Gegenwartsakteuren deutschen Lebens lauschen<br />
wie der früheren Intendantin des Deutschen Staatstheaters in Temeswar Ida<br />
Gaza-Jarcsek oder dem Leiter des Karpatendeutschen Museums in Preßburg,<br />
Andrej Pöss.<br />
Ordnungsgemäße Umsiedlung<br />
oder inhumane Vertreibung?<br />
Donnerstag, 17. September, 18 Uhr<br />
Reihe Junge Wissenschaft im HdU: „Der Beschluss zur ethnischen<br />
Säuberung auf der Potsdamer Konferenz“<br />
Vortrag von Kathi Gajdos-Frank im Haus der Ungarndeutschen<br />
Inwieweit man bei der Potsdamer Konferenz von 1945 von einer „ordnungsgemäßen<br />
Umsiedlung“ der deutschen Bevölkerung oder von einer<br />
ethnischen Säuberung sprechen kann, untersucht Kathi Gajdos-Frank in ihrem<br />
Vortrag.<br />
Die Interessen Polens oder der Tschechoslowakei und zum Teil Ungarns<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von den Großmächten während der<br />
Potsdamer Konferenz aufgenommen und führten in verschiedenen Stationen<br />
zu einer Vertreibung, von der ca. 12 Millionen Menschen betroffen waren.<br />
Die Verbrechen an Personen stellen neben dem entschädigungslosen Verlust<br />
des Eigentums die inhumanste Seite an der sogenannten „ordnungsgemäßen<br />
Überführung deutscher Bevölkerungsteile“ dar.<br />
Kathi Gajdos-Frank ist seit 2008 Doktorandin an der deutschsprachigen<br />
Andrássy Universität, wo sie zum Thema „Ein Vergleich über das Schicksal<br />
der Sudetendeutschen und der Ungarndeutschen nach 1945“ promoviert.<br />
Kontakt: Anne Südmeyer, ifa-Kulturmanagerin am Haus der Ungarndeutschen<br />
1062 Budapest, Lendvay u. 22<br />
Tel: (+36-1) 269 1081<br />
E-Mail: info@hdu.hu; www.hdu.hu<br />
„Valeria-Koch-Preis“ 2010<br />
Budapest,<br />
Lendvay u. 22<br />
Der Bildungsausschuß der LdU erwartet Vorschläge für den „Valeria-Koch-<br />
Preis“ 2010. Ziel des Preises ist es, drei ungarndeutsche MittelschülerInnen<br />
der letzten zwei Jahrgänge für ausgezeichnete schulische Leistungen und<br />
minderheitenspezifische Aktivitäten sowie eine ungarndeutsche Absolventin/einen<br />
ungarndeutschen Absolventen einer akademischen Einrichtung für<br />
hervorragende Diplomarbeit mit ungarndeutschem Thema zu prämieren.<br />
Die Nominierung erfolgt bei MittelschülerInnen durch die betreffende Bildungseinrichtung,<br />
bei Absolventen von akademischen Einrichtungen durch<br />
den Lehrstuhl, wo die Diplomarbeit eingereicht wurde, bzw. durch eine<br />
Minderheitenselbstverwaltung oder einen ungarndeutschen Verein. Bei<br />
mehreren Bewerbern werden die Einrichtungen gebeten, eine Vorentscheidung<br />
zu treffen und eine Reihenfolge aufzustellen. Es ist zu beachten, daß<br />
mit dem „Valeria-Koch-Preis“ nur Angehörige der ungarndeutschen Minderheit<br />
ausgezeichnet werden können.<br />
Dem Vorschlag sind beizufügen:<br />
a) kurzer Lebenslauf (kein tabellarischer!)<br />
b) Empfehlung der Deutschen Selbstverwaltung des Heimatortes oder der<br />
Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher<br />
c) bei Absolventen die Diplomarbeit sowie ihre Beurteilung durch den Konsulenten<br />
d) bei Mittelschülern Kopie des letzten Zeugnisses sowie ein Aufsatz von<br />
2-3 DIN A/4 Seiten, betitelt „Was bedeutet mir Ungarndeutsche/r zu sein“<br />
e) Privatanschrift<br />
Die Vorschläge sind in deutscher Sprache bei der Geschäftsstelle der LdU<br />
(1026 Budapest, Julia Str. 9) bis zum 15. Oktober <strong>2009</strong> einzureichen. Zum<br />
Auswahlverfahren gehört ein kurzes Gespräch in der Geschäftsstelle der<br />
LdU. Die Kandidaten werden dazu nach dem Einsendeschluß eingeladen.<br />
Die Preisübergabe findet im Rahmen der LdU-Landesgala 2010 am „Tag<br />
der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen“ in Budapest statt.<br />
Glocke aus Almasch in der Ausstellung „Die Gerufenen“ Foto: I. F.<br />
Solisten gesucht<br />
Ein Teil des Programms der Landesgala am Tag der Ungarndeutschen<br />
Selbstverwaltungen steht schon im voraus fest. Auf Vorschlag des Landesrates<br />
werden immer die Kulturgruppen (Tanzgruppe, Chor und Musikkapelle<br />
– Jugend und Erwachsene) eingeladen, die auf den Landesfestivals<br />
die besten Ergebnisse erreicht haben.<br />
Außerdem sind wir bestrebt, ungarndeutschen Solisten einen Raum zu<br />
bieten, sich vor der größeren Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />
Wir erwarten Ihre Vorschläge für Solisten oder Duos bis zum 4. September<br />
<strong>2009</strong>, damit der Kulturausschuß noch rechtzeitig eine Wahl treffen<br />
kann. Die Vorschläge können direkt bei der Geschäftsstelle der<br />
Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (Pf. 348, 1537 Budapest)<br />
eingereicht werden. Die Bewerbungen müssen eine CD oder DVD mit<br />
verschiedenen, ortstypischen Stücken enthalten sowie eine Beschreibung<br />
des Solisten oder des Duos.