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«Schwierige Aufgabe zu einem guten Abschluss ... - R. Nussbaum AG

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Technik<br />

66 Haustech März 2013, Nr. 3<br />

<strong>«Schwierige</strong> <strong>Aufgabe</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>einem</strong> <strong>guten</strong><br />

<strong>Abschluss</strong> gebracht»<br />

Nach längeren und intensiven Vorarbeiten, in denen einige Hürden<br />

<strong>zu</strong> überwinden waren, hat der Vorstand des SVGW per 1. Januar 2013<br />

die revidierte Richtlinie W3 für Trinkwasserinstallationen, wie die<br />

Leitsätze neu heissen, in Kraft gesetzt. Text Jean Haag<br />

• Seit der letzten Revision der Leitsätze<br />

sind gut zwölf Jahre vergangen. Zwischenzeitlich<br />

sind auf europäischer Ebene Normen<br />

überarbeitet worden. Ein Abgleich<br />

drängte sich förmlich auf. Weitere Beweggründe<br />

für die Revision bildeten Veränderungen<br />

der Lebensstile, die sich sowohl in<br />

der Flexibilisierung von Räumen und<br />

Grundrissen als auch in der Dezentralisierung<br />

von Nasszellen widerspiegeln.<br />

Die neue W3 ist kompakt und praxisfreundlich und reiht sich damit in die Tradition<br />

der sorgfältig erarbeiteten Regelwerke des SVGW ein.<br />

Fotos <strong>Nussbaum</strong> <strong>AG</strong><br />

Die verschiedenen Fitting-Typen A bis D<br />

Druck (bar)<br />

4.0<br />

3.8<br />

3.6<br />

3.4<br />

3.2<br />

3.0<br />

ohne Stützkörper<br />

ohne Winkel<br />

Typ A Typ B Typ C<br />

mit Stützkörper<br />

ohne Winkel<br />

ohne Stützkörper<br />

mit Winkel<br />

mit Stützkörper<br />

mit Winkel<br />

Unter dem Regime der neuen W3 und der SIA 385 ist beim Einsatz von Fittings Typ A<br />

mit freiem Durchfluss die Planung einfacher und sicherer.<br />

Grafik <strong>Nussbaum</strong> <strong>AG</strong><br />

Typ D<br />

Wichtige Revisionspunkte<br />

In der W3/E1 wird weiterhin die Rückflussverhinderung<br />

behandelt. Diese stützt sich<br />

neu aber weitgehend auf die Forderungen<br />

der EN 1717 ab. Zusätzlich wird in der neuen<br />

W3/E2 über den Betrieb und Unterhalt von<br />

Sanitäranlagen auf die erforderlichen Wartungsarbeiten<br />

ausführlich eingegangen. Darin<br />

ist <strong>zu</strong>m Beispiel festgehalten, dass Filterpatronen<br />

halbjährlich ausgewechselt werden<br />

müssen. Neu konzipiert wurde die vereinfachte<br />

Rohrweitenbestimmung nach Belastungswerten,<br />

da aufgrund der Vielzahl von<br />

Trinkwasser-Verteilsystemen mit unterschiedlichen<br />

Fittings die weitere Verwendung<br />

der bisherigen, rohrwerkstoffbezogenen<br />

Belastungswert-Tabellen nicht mehr<br />

angemessen erschien. Stichworte da<strong>zu</strong> sind<br />

spezifische LU-Tabellen, die der SVGW aufgrund<br />

der Herstellerangaben über die Widerstandsbeiwerte<br />

Zeta für jedes zertifizierte<br />

Trinkwassersystem separat errechnete, sowie<br />

ein neues Gleichzeitigkeitsdiagramm,<br />

das die Werte für den Spitzendurchfluss als<br />

Funktion des Sammeldurchflusses modifiziert.<br />

Gegenüber der Vorgängerversion verläuft<br />

die Kurve im oberen Bereich neu wesentlich<br />

flacher. In ihren Auswirkungen<br />

vielleicht etwas unterschätzt, wird der Einbe<strong>zu</strong>g<br />

der SIA-Norm 385 in die W3 als Grundlage<br />

für den Warmwasserbereich. Sie tangiert<br />

vor allem die Ausstosszeiten und muss als


Technik<br />

67<br />

Haustech März 2013, Nr. 3<br />

hende Druck und die unterschiedlichen Betriebs<strong>zu</strong>stände.<br />

Mit den systemspezifischen<br />

LU-Tabellen können Stränge bis 50 m, respektive<br />

Kellerverteilung und Steigleitungen<br />

bis 35 m und Stockwerkverteilungen bis<br />

15 m dimensioniert werden. Verteilart und<br />

Fittingtyp beeinflussen die Rohrlängen; je<br />

nach Fittingtyp ergibt sich eine andere Dimensionierung.<br />

Bei rund 80 Prozent der<br />

Objekte lassen sich nach der vereinfachten<br />

Methode die Rohrweiten bestimmen. Lediglich<br />

für grössere Bauten wie Hochhäuser,<br />

Spitäler, Schulanlagen oder Industrie- und<br />

Verwaltungsgebäude, bei denen die Stränge<br />

länger als 50 m sind oder wo die Belastungswerte<br />

mehr als 150 LU betragen, muss die<br />

Berechnungsmethode an gewendet werden,<br />

die aufwendig ist und nur mit Dimensionierungstools<br />

wirtschaftlich durchgeführt werden<br />

kann. Weil die hydraulischen Vorgänge<br />

in <strong>einem</strong> Trinkwasser-Verteilsystem mit der<br />

gewohnten Druckverlust-Berechnungsmethode<br />

nur annäherungsweise abgebildet<br />

werden, wird neu mit <strong>einem</strong> Faktor von 0,85<br />

der errechnete Druckverlust korrigiert, was<br />

mit der Unschärfe der Methode korreliert.<br />

Aufschlussreich sind die Erkenntnisse über<br />

Temperaturschwankungen. Demnach haben<br />

höhere Druckverluste in der Ausstossleitung<br />

tiefere Temperaturschwankungen,<br />

tiefere Druckverluste in der gemeinsamen<br />

Leitung geringere Temperaturschwankungen<br />

<strong>zu</strong>r Folge. Dieser Zusammenhang ergab<br />

sich aus einer Messreihe des SVGW, womit<br />

frühere Ergebnisse der Hochschule Luzern<br />

bestätigt wurden.<br />

Das Fazit in <strong>einem</strong> vom SVGW publizierten<br />

Fachbeitrag lautete, dass in <strong>einem</strong><br />

hydraulischen System, in dem mehrere<br />

Trinkwasserbezüge gleichzeitig stattfinden<br />

können, Druckschwankungen und damit<br />

verbundene Temperaturschwankungen<br />

unumgänglich sind, wobei durch die Verwendung<br />

von Mengenbegrenzern nach<br />

dem Mischorgan und durch die damit verbundene<br />

Zunahme des Staudrucks die<br />

Druckproblematik verschärft wird.<br />

Grosse Objekte wie Hochhäuser, Spitäler oder Industrie- und Verwaltungsgebäude müssen<br />

nach der Berechnungsmethode dimensioniert werden.<br />

Foto Peter Frommenwiler<br />

sehr ambitioniert bezeichnet werden. Die<br />

Loading Unit (LU), wie der Belastungswert<br />

neu genannt wird, entspricht dem am Anschlusspunkt<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung gestellten<br />

Volumenstrom in Abhängigkeit <strong>zu</strong> Verwendungszweck<br />

und Nut<strong>zu</strong>ngsdauer. Einzelne<br />

LU-Werte wurden nach unten angepasst.<br />

So der Belastungswert für Duschen, Spülbecken,<br />

Waschtröge und dergleichen von<br />

3 LU auf 2 LU kalt und warm. Veränderte<br />

Auslaufarmaturen, sprich Einhebelmischer,<br />

ermöglichten diesen Schritt.<br />

Auswirkung auf die Dimensionierung<br />

Entscheidend, ob die Rohrweite nach der<br />

vereinfachten oder nach der rechnerischen<br />

Methode bestimmt wird, sind neu die abgewickelte<br />

Rohrlänge, der <strong>zu</strong>r Verfügung ste-<br />

Würdigung und Ausblick<br />

Der SVGW hat mit der neuen W3 eine<br />

schwierige <strong>Aufgabe</strong> <strong>zu</strong> <strong>einem</strong> <strong>guten</strong><br />

<strong>Abschluss</strong> gebracht. Eine praxisgerechte<br />

Richtlinie ist entstanden. Bewährtes hat man<br />

unverändert übernommen oder optimiert,<br />

Neuem gegenüber zeigte man sich aufgeschlossen.<br />

Bedauerlich wäre, wenn jetzt über<br />

die neue W3 wiederum ein fruchtloses Gerangel<br />

ausbrechen würde oder wenn über<br />

die Interpretationshoheit gestrit ten würde.<br />

Zentral für die Sanitärtechnik ist, dass an<br />

einer vereinfachten Methode für die Rohrweitenbestimmung<br />

festgehalten wurde.<br />

Alles andere wäre eine künstliche Aufblähung<br />

der Komplexität gewesen. Für L’art<br />

pour l’art oder brotlose Kunst <strong>zu</strong>m Selbstzweck<br />

ist in einer wettbewerbsintensiven<br />

Branche kein Platz. Wird mit der Tabelle<br />

dimensioniert, ist der Komfort gewährleistet.<br />

Bei der Berechnungsmethode hängt<br />

dies auch davon ab, welche Volumenströme<br />

am Anschlusspunkt eingesetzt werden.<br />

Unwägbarkeiten mögen sich auch daraus<br />

ergeben, dass beim Rechnen der gesamte<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung stehende Druck aufgebracht<br />

werden kann. Ist der Planungswert auf der<br />

Etage mit 1 bar dynamisch ausgelegt, könnte<br />

etwa durch den nachträglichen Einbau<br />

eines Ionentauschers, der gut ein halbes<br />

Bar Druck vernichtet, die Situation für Nutzer<br />

bereits sehr ungemütlich werden. Je<br />

nach Brausentyp hätte man dann die Situation,<br />

dass man duschen könnte, ohne nass<br />

<strong>zu</strong> werden. Eine anspruchsvolle <strong>Aufgabe</strong><br />

im Bereich Warmwasser-Verteilsysteme ist


Technik<br />

68 Haustech März 2013, Nr. 3<br />

Die W3/E2 regelt den Betrieb und Unterhalt<br />

von Sanitäranlagen in der Hauswasserzentrale.<br />

Bei rund 80 Prozent der Objekte können mit Hilfe der LU-Tabellen die Rohrweiten<br />

gemäss der vereinfachten Methode bestimmt werden.<br />

die optimale Verknüpfung der neuen W3<br />

mit der SIA 385. Sowohl die kurzen Ausstosszeiten<br />

als auch die energetischen Gesamtanforderungen<br />

an die Warmwasser-<br />

Speicherung und Warmwasser-Verteilung<br />

bleiben eine Herausforderung. Lässt man<br />

Vermutungen beiseite, dass mit der SIA 385<br />

auch eine Zentralisierung der Nasszellen<br />

als Fernziel angestrebt wird, so sind unter<br />

den gegebenen Umständen die Vorgaben<br />

nicht leicht umsetzbar. T-Stück-Installationen<br />

auf der Etage werden kritisch, vor<br />

allem mit Fittings des Typs C und D. Als<br />

praxisfreundliche Lösung erweist sich eine<br />

Trinkwasser-Installation mit druckverlustoptimierten<br />

Fittings des Typs A, bei der die<br />

Zirkulationsleitung möglichst nah an den<br />

Verteiler (vor dem Wasserzähler) herangeführt<br />

wird, kombiniert mit möglichst<br />

kleinen Ausstossleitungen im Einzelzapfstellensystem<br />

und mit Wärmesiphons.<br />

«Für seine Leistung hat der SVGW<br />

unsere Anerkennung verdient»<br />

Haustech: Wie lautet Ihre<br />

Einschät<strong>zu</strong>ng der neuen W3?<br />

Urs Bobst: Sehr positiv werte ich, dass<br />

weiterhin mit Tabellen auf einfache und<br />

rationelle Art dimensioniert werden<br />

kann und dass in der Interessenabwägung<br />

zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen<br />

Augenmass bewahrt<br />

worden ist.<br />

Können Sie Letzteres noch<br />

etwas präzisieren?<br />

Die <strong>Aufgabe</strong> des SVGW war insofern<br />

schwierig, als erhebliche herstellerspezifische<br />

Interessen mit Konfliktpotenzial im<br />

Spiel waren. Dass es dem SVGW gelungen<br />

ist, eine kompromissfähige Lösung<br />

<strong>zu</strong> Papier <strong>zu</strong> bringen, ist nicht selbstverständlich,<br />

umso mehr, als der Zeitdruck<br />

enorm war. Für seine Leistung hat der<br />

SVGW unsere Anerkennung verdient.<br />

Können Sie uns ein Beispiel nennen,<br />

das den angesprochenen<br />

Kompromisscharakter verdeutlicht?<br />

Nehmen Sie als Beispiel die Wünsche<br />

nach einer Reduktion der Reserven und<br />

die Ansprüche an den Komfort: Zwischen<br />

beiden wurde ein sinnvoller Kompromiss<br />

erreicht, der die notwendige<br />

Planungssicherheit gewährleistet. Die<br />

heutige Basis für die Dimensionierung<br />

des Versorgungssystems gibt Bauherrschaften<br />

die Gewissheit, dass die Funktion<br />

sichergestellt ist, unabhängig davon,<br />

ob in der Dusche eine Spar- oder Wellnessbrause<br />

eingesetzt wird.<br />

Welche speziellen Dienstleistungen<br />

bietet Ihre Firma Planern und<br />

Installateuren im Zusammenhang<br />

mit der Umset<strong>zu</strong>ng der neuen<br />

Richtlinie an?<br />

Stichworte da<strong>zu</strong> sind Beratung, Schulung,<br />

Systemtabellen, korrekte Zeta-<br />

Werte für die professionellen Planer sowie<br />

möglichst einfache Webtools, welche<br />

die Rohrweitenbestimmung nach Tabelle<br />

leicht und sicher machen. Im Bereich<br />

Schulung unterstützen wir in erster Linie<br />

die Schulungsaktivitäten von Suissetec<br />

und der VSSH. Weiter führen wir bei<br />

<strong>Nussbaum</strong> zentrale und dezentrale Kundenschulungen<br />

durch. Sodann wird die<br />

neue W3 auch an weiteren <strong>Nussbaum</strong>-<br />

Veranstaltungen wie den Profi-Treffs ein<br />

wichtiges Thema sein.<br />

Wie wird die Entwicklung in der<br />

Trinkwasser-Verteilung weitergehen?<br />

Legt man die Anforderungen der W3 und<br />

der SIA 385 übereinander, zeichnet sich<br />

Urs Bobst, Leiter<br />

der Abteilung<br />

Innovation &<br />

Partner und<br />

Mitglied der<br />

Geschäftsleitung<br />

der R. <strong>Nussbaum</strong><br />

<strong>AG</strong>: «Die Zukunft<br />

gehört druckverlustoptimierten<br />

Verteilsystemen.»<br />

ein klarer Trend <strong>zu</strong> druckverlustoptimierten<br />

Verteilsystemen ab, bei denen Komfort,<br />

Sicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />

gewährleistet sind. Fragen der Dimensionierung,<br />

des Energieeinsatzes, der Ausstosszeiten<br />

und der Hygiene sind damit<br />

auch mit Blick auf die neue W3 optimal<br />

gelöst. Auf der Etage wird sich das Einzelzapfstellensystem<br />

noch stärker durchsetzen,<br />

auch in der Vorwandinstallation.<br />

Wenn als Stand der Technik Edelstahl<br />

für Verteilleitungen und Kunststoff für<br />

die Etage definiert wird, ist <strong>Nussbaum</strong><br />

weiterhin der einzige Hersteller, der<br />

ein durchgängig druckverlustoptimiertes<br />

Trinkwasser-Verteilsystem auf dem<br />

Schweizer Markt anbietet.

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