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218 - Österreichische Mathematische Gesellschaft

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wobei hier in Bezug auf das Lebesgue-Maß auf ξ integriert wird. Die entscheidende<br />

Frage ist, ob und unter welchen Voraussetzungen man aus der Radon-Transformierten<br />

ˆf (·) nun wieder f (·) rekonstruieren kann. Der Fall n = 2, d = 1 geht auf<br />

eine zunächst eher unbeachtete Arbeit von Radon aus dem Jahr 1917 zurück und<br />

gab der Transformation ihren Namen. Der Satz von Schwartz und der Satz von<br />

Paley-Wiener besagen nun, dass auf den ”<br />

richtigen“ Funktionenklassen die Abbildung<br />

f → ˆf eineindeutig und eine Rekonstruktion daher prinzipiell möglich<br />

ist. Die praktische Rekonstruktion gelingt schließlich unter Verwendung des Laplace-Operators<br />

∑ i ∂ 2 i .<br />

Die Radon-Transformation besitzt eine natürliche duale Transformation, die jeder<br />

Funktion φ : G(d,n) → R auf der affinen Grassmann-Mannigfaltigkeit das Integral<br />

Z<br />

ˇφ = φ(ξ)dξ<br />

zuweist, wobei hier in Bezug auf das Haarsche Maß integriert wird. Auch diese<br />

Transformation lässt sich auf geeigneten Funktionenklassen invertieren. Von Interesse<br />

ist in beiden Fällen die Bestimmung der maximalen Funktionenklassen,<br />

auf denen eine Rekonstruktion möglich ist.<br />

In der Praxis am bedeutendsten ist der Fall der Radon-Transformation im R 3<br />

mit d = 1, der Röntgen-Transformation. Der Nutzen dieser Transformation für<br />

die Tomographie hat die Medizin revolutioniert, Cormack und Hounsfield haben<br />

für ihre grundlegenden Arbeiten dazu den Nobelpreis erhalten. Die Arbeit<br />

von Radon ist ein Musterbeispiel dafür, dass anscheinend obskure und unbeachtete<br />

mathematische Arbeiten sich nach Jahrzehnten als in der Praxis hochbedeutend<br />

herausstellen können; dies könnte manchen Ranking-Fans bei Forschungsförderungsinstitutionen<br />

als Warnbeispiel dienen.<br />

In den Kapiteln II bis VI wird die Untersuchung der ”<br />

anschaulichen“ Radon-<br />

Transformation des R n und der ihr zugeordneten dualen Transformation auf allgemeinere<br />

homogene Räume erweitert, z.B. Räumen konstanter Krümmung, geeignete<br />

Riemannsche Mannigfaltigkeiten, etc. Kapitel IV ist der Röntgen-Transformation<br />

auf symmetrischen Räumen gewidmet. Angestrebt wird stets die Bestimmung<br />

der maximalen Funktionenklassen, auf denen eine Rekonstruktion möglich<br />

ist, und explizite Umkehrformeln.<br />

Noch ein paar praktische Bemerkungen: Jedes Kapitel endet mit zahlreichen Bemerkungen<br />

wissenschaftlicher und bibliographischer Art und mehreren sorfältig<br />

ausgewählten Beispielen. Die nötigen Grundlagen (Fouriertransformation, Distributionen,<br />

Lie Gruppen, symmetrische Räume, . . . ) werden in den Kapiteln VII bis<br />

IX zur Verfügung gestellt, sodass dem Leser tatsächlich eine in sich geschlossene<br />

Abhandlung der Radon-Transformation vorliegt.<br />

Dieses sehr gut geschriebene Buch über eine der vielleicht wichtigsten Transformationen<br />

in der angewandten Mathematik kann interessierten Studenten und<br />

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