Heft 1/2004 - Offene Kirche Württemberg
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<strong>Offene</strong> <strong>Kirche</strong><br />
Huber an der Spitze<br />
EKD–Synode vom 2.-7. November in Trier<br />
Ratswahl<br />
Margit Rupp hat es nach<br />
zehn Wahlgängen geschafft.<br />
Ihr Einzug ins höchste<br />
Entscheidungsgremium der<br />
EKD war mühsam. Taktische<br />
Entscheidungen der<br />
einzelnen Gesprächskreise<br />
spielten eine so große Rolle,<br />
dass es gegen Ende immer<br />
enger für sie wurde. Aber<br />
schließlich hat es dann<br />
doch gereicht. Die Wahl<br />
Hubers zum neuen Ratsvorsitzenden<br />
zeichnete sich<br />
relativ schnell ab. Die anderen MitkonkurrentInnen<br />
Kähler, Käßmann und<br />
Friedrich konnten im ersten Wahlgang<br />
deutlich weniger Stimmen für sich<br />
verbuchen.<br />
Ratsbericht<br />
Neben der Ratswahl waren die Schwerpunkte<br />
der Herbstsynode der letzte<br />
Bericht des bisherigen Ratsvorsitzenden<br />
Manfred Kock und das Sachthema „Die<br />
Bibel im kulturellen Gedächtnis“.<br />
In seinem Bericht ging Kock unter<br />
anderem auf die im Rat selbst umstrittene<br />
Stellungnahme zum Kopftuchstreit<br />
ein. „Zwei unterschiedliche Rechtsgüter<br />
stehen einander gegenüber: Die positive<br />
Susanne Richteri<br />
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Nach zehn Wahlgängen war es endlich so weit: Der neue Rat war gewählt. Die<br />
Württembergischen Delegierten kämpften über die Gesprächskreisgrenzen<br />
hinweg engagiert für Margit Rupp, Direktorin im Oberkirchenrat in Stuttgart.<br />
Die <strong>Offene</strong> <strong>Kirche</strong> ist in der EKD-Synode vertreten durch Marc Dolde,<br />
Rechtsanwalt aus Gäufelden, und Susanne Richter, Pfarrerin in Weingarten.<br />
Huber und Rau.<br />
Religionsfreiheit der Unterrichtenden<br />
und die negative<br />
Religionsfreiheit der Kinder<br />
und ihrer Eltern. Den<br />
Konflikt in laizistischer<br />
Weise zu lösen, nämlich<br />
alle religiösen Symbole aus<br />
öffentlichen Schulen zu<br />
verbannen, ist für die<br />
evangelische <strong>Kirche</strong> nicht<br />
hinnehmbar.“ Darin war<br />
sich der Rat wohl einig.<br />
Dissens gab es nach Kock<br />
darin, dass allein das Tragen<br />
eines Kopftuches für einige<br />
noch kein ausreichender Grund ist, „die<br />
Nicht-Eignung für eine Anstellung als<br />
staatliche Lehrerin als definitiv gegeben<br />
anzunehmen.“ Kock ging auf verschiedene<br />
ethische Themen, wie Bioethik,<br />
aktive Sterbehilfe und Solidarität zwischen<br />
den Generationen, ein.<br />
Sachthema<br />
Das Sachthema „Die Bibel im kulturellen<br />
Gedächtnis“ beschäftigte die Synode<br />
viele Stunden, den Themenausschuss,<br />
der die Endfassung zur Abstimmung<br />
vorlegte, die halbe Nacht. Die Schwierigkeit<br />
lag darin, sich über die Adressaten<br />
der Kundgebung, die die Synode<br />
zum Thema herausgibt, zu verständigen.<br />
Die Kundgebung endet mit zwölf Anstößen,<br />
die Bibel zu lesen:<br />
1. Wer die Bibel liest, begegnet seinen<br />
Wurzeln.<br />
2. Wer die Bibel liest, achtet Israel.<br />
3. Wer die Bibel liest, versteht mehr von<br />
Kultur.<br />
4. Wer die Bibel liest, lernt Andere zu<br />
würdigen.<br />
5. Wer die Bibel liest, hält inne.<br />
6. Wer die Bibel liest, sucht Wahrheit.<br />
7. Wer die Bibel liest, gewinnt Freiheit.<br />
8. Wer die Bibel liest, wird reich.<br />
9. Wer die Bibel liest, weiß sich geliebt.<br />
10. Wer die Bibel liest, bleibt nicht allein.<br />
11. Wer die Bibel liest, gewinnt das Leben.<br />
12. Wer die Bibel liest, begegnet Gott.<br />
Darauf hoffen wir.<br />
Schlussbemerkungen<br />
Die Synode verständigte sich auf das<br />
Sachthema „Familie“ für die kommende<br />
Sitzung im November in Magdeburg.<br />
Angedacht ist für das Jahr 2005 die<br />
„Dekade zur Überwindung der Gewalt“<br />
aufzunehmen. Ein Schwerpunkt könnte<br />
das Thema „Wasser“ sein. Sicher<br />
werden die Synoden in nächster Zeit die<br />
Strukturen der EKD beschäftigen: In<br />
welcher Form arbeiten die konfessionellen<br />
Bünde der lutherischen, uniierten<br />
und reformierten <strong>Kirche</strong>n in der EKD<br />
zusammen. Daran arbeitet ein Sonderausschuss<br />
schon einige Zeit. Die Arbeitsform<br />
der EKD-Synode unterscheidet sich<br />
deutlich von der unserer Landessynode.<br />
Die einzelnen Ausschüsse der Landessynode<br />
treffen sich zu vielen Sitzungen<br />
im Jahr. Die EKD-Synode hat diese<br />
Ausschusssitzungen in der Regel in die<br />
wöchentliche Tagung im Herbst integriert.<br />
Höchst konzentriert und zügig<br />
werden die einzelnen Arbeitsaufträge<br />
aus der Synode in den zuständigen<br />
Ausschüssen bearbeitet und fließen<br />
wieder in die Synode zurück. Eine gute<br />
Anregung für Württemberg.<br />
<strong>Offene</strong> <strong>Kirche</strong><br />
Die <strong>Kirche</strong>n aus dem Süden fragen uns<br />
– Wo bleibt unsere verbindliche Antwort?<br />
Dass unsere Synode demnächst die im<br />
April 2001 in Straßburg von Metropolit<br />
Jéremie, dem Präsidenten der Konferenz<br />
Europäischer <strong>Kirche</strong>n, und Kardinal Vlk,<br />
dem Präsidenten des Rates der Europäischen<br />
Bischofskonferenzen, unterzeichnete<br />
„Charta Oecumenica“ diskutieren<br />
Walter Gölzi<br />
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wird, ist ehrenwert – wenn auch nicht<br />
gerade zeitnah. Wir haben Grund zur<br />
Freude, dass Ökumene sich nicht bloß<br />
an der Basis bewegt, sondern auch – in<br />
entsprechender theologischer und<br />
liturgischer Sprache – ein offizieller<br />
Prozess sich vorsichtig vollzieht, in dem<br />
auch von unserer gemeinsamen Verantwortung<br />
in Europa, von der Versöhnung<br />
von Völkern und Kulturen und der<br />
Bewahrung der Schöpfung die Rede ist.<br />
Ja, sogar die innerchristlichen Debatten<br />
und Programme werden überschritten,<br />
wenn es da unter Anderem heißt:<br />
„Wir verpflichten uns,<br />
▲ allen Formen von Antisemitismus<br />
und Antijudaismus in <strong>Kirche</strong> und<br />
Gesellschaft entgegenzutreten,<br />
▲ auf allen Ebenen den Dialog mit<br />
unseren jüdischen Geschwistern zu<br />
suchen und zu intensivieren,<br />
▲ den Muslimen mit Wertschätzung zu<br />
begegnen,<br />
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Nr. 1, April <strong>2004</strong> OFFENE KIRCHE<br />
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