Ausgabe 06/2010 - Sonderausgabe zum Stadtfest
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Seite 8 Olbernhauer Reiterlein - Amtsblatt der Stadt Olbernhau - <strong>Sonderausgabe</strong> <strong>zum</strong> <strong>Stadtfest</strong> <strong>2010</strong><br />
Ausstellung „Markante Olbernhauer“ im Alten Gaswerk<br />
H. Kliem / J. Kreller Arbeitsgruppe Markante Olbernhauer<br />
Königlich-Sächsischer Forstmeister<br />
Friedrich Augst<br />
Die Olbernhauer Bürger hatten schon immer ein besonders gut ausgeprägtes<br />
Verhältnis zu ihren Förstern. Das mag viele Gründe gehabt<br />
haben und war vorteilhaft für alle. Es wären derer viele beim Namen<br />
zu nennen.<br />
Wenn in Vorbereitung auf das <strong>Stadtfest</strong> <strong>2010</strong> der Name Friedrich<br />
Augst genannt wird, so schmälert das in keiner Weise die Tätigkeit von<br />
Forstmeister Schaal in der Zeit von 1864 bis 1894 für das Olbernhauer<br />
Revier.<br />
In einem anderen Zusammenhang, nämlich bei der Rettung der<br />
Olbernhauer Brücken vor der Zerstörung im Frühjahr 1945, hat sich<br />
Forstmeister Haebler hervorgetan.<br />
Seit 1989 können die Wanderer die bronzene Gedenktafel am „Basteifelsen“<br />
im Dörfelgrund wieder sehen. Hier erinnert die Inschrift: Friedrich<br />
Augst Verwalter des Olbernhauer Revieres von 1894 bis 1911<br />
an den Forstmann.<br />
In einer Zeit, wo die Kahlschlags- und Reinbestandswirtschaft in voller<br />
Blüte stand, vertrat er stets den Standpunkt, dass alle waldbaulichen<br />
Schritte auf Dauer nur dann erfolgreich sind, wenn sie im Einklang<br />
mit den Naturgesetzen erfolgen. Der natürliche Wald ist seit jeher ein<br />
gemischter Wald gewesen. Mit sehr deutlichen Worten beklagt er die<br />
Monotonie des Fichtenwaldes. Am liebsten hätte er seine Hände über<br />
die noch vorhandenen Buchenwälder gehalten. Forstwirtschaftlich gilt<br />
es als eine hohe Kunst, die Buchenwälder natürlich zu verjüngen.<br />
Hoch anzurechnen ist ihm seine Meinung, dass die „Jungen“ oftmals<br />
die Namen der „Alten“ vergessen, gering von ihnen reden, weil deren<br />
Hinterlassenschaft den „Jungen“ nicht genügt, sie aber keine Kenntnisse<br />
über die Probleme und Schwierigkeiten von früher haben wollen.<br />
Nach seiner Auffassung ist der Wald nicht nur Rohstoffl ieferant und<br />
Einnahmequelle, sondern hat wichtige Aufgaben für die Wohlfahrt und<br />
Kultur des Landes zu erfüllen.<br />
Es ist überliefert, dass er sich um die Anlage schöner Wanderwege<br />
verdient gemacht hat. Bemerkenswert ist, dass er bereits 1913 an<br />
den Fichten im Elbsandsteingebirge Rauchschäden feststellte<br />
und der Industrie die Schuld dafür gab.<br />
Forstmeister Augst<br />
wurde 1858 in Pillnitz<br />
geboren. Die Prüfung<br />
an der Forstakademie<br />
Tharandt bestand er<br />
mit „Auszeichnung“.<br />
1911 wurde er Oberforstmeister<br />
und<br />
Inspektionsbeamter<br />
für die Sächsische<br />
Schweiz. 1914, kurz<br />
nach Kriegsbeginn,<br />
war sein Leben in<br />
Belgien zu Ende.<br />
(nach Roland Spiegelhauer)<br />
Friedrich Augst<br />
Foto: privat<br />
Olbernhauer Frühlingsgefühle im Jahr 1945<br />
Nach dem schlimmen Krieg sehnte sich die Mehrheit der Olbernhauer<br />
im Frühling 1945 eigentlich nur nach Frieden und danach, dass der<br />
Krieg spurlos am äußeren Bild der Stadt vorbeigeht.<br />
Man ahnte, dass die Soldaten der „Roten Armee“ alsbald auch in Olbernhau<br />
einmarschieren werden; und hatte Angst davor.<br />
In Olbernhau gibt es etliche Brücken, Betriebe und durchziehende<br />
Soldaten der Wehrmacht. Die Infrastruktur mit der Strom-, Gas- und<br />
Wasserversorgung war intakt.<br />
Gerettet wurden die Brücke in Grünthal, die Brücke am Rathaus und<br />
die Brücke am Markt, alle Betriebe und Wohnhäuser<br />
Trotzdem war noch Krieg und es wurden die Vorbereitungen getroffen,<br />
die Brücken über die Flöha<br />
für den „Endsieg“, richtiger<br />
für den „Enduntergang“ zu<br />
sprengen.<br />
Die Vorbereitungen hierfür waren<br />
sehr weit fortgeschritten.<br />
Die Sprengkammern waren<br />
ausgehoben. Der Sprengstoff<br />
angebracht und die<br />
Zündschnüre befestigt. Den<br />
Bürgern wurde befohlen die<br />
Fenster zu öffnen und Bilder<br />
von der Wand zu nehmen.<br />
In dieser Situation gab es<br />
einige mutige Olbernhauer<br />
Bürger, die nicht mehr gewillt<br />
waren blinden Gehorsam zu<br />
leisten und sozusagen 5 Minuten<br />
vor 12 den Krieg in die<br />
Stadtmauern von Olbernhau<br />
zu holen.<br />
Hans Zenner<br />
Foto: Fotoatelier Schmidt - Inh. Kristian Hahn<br />
„Pfl ichtbewusste“ Offi ziere<br />
und Soldaten gab es aber<br />
auch noch.<br />
Ohne alle Einzelheiten aufzählen zu können, was damals am 7. und<br />
8. Mai 1945 in Olbernhau passiert ist, so ist doch gewiss, dass mehrere<br />
Bürger, auch unabhängig voneinander, aktiv wurden.<br />
Sie haben die Zünder und Zündschnüre entfernt und damit eine Sprengung<br />
unmöglich gemacht.<br />
Maßgeblichen Anteil an der Rettung der Brücken hat der Feldwebel<br />
Hans Zenner. Um den Olbernhauer Brücken das Schicksal der Blumenauer<br />
Flöhabrücke zu ersparen, welche bereits gesprengt war, gab es<br />
Zusammenstöße mit Offi zieren der Wehrmacht. In seinem Lebenslauf<br />
von 1946 ist das eindeutig nachzulesen.<br />
Weil aber die Aktivitäten, auch wegen der Gefahr des Verrates, mit<br />
hoher Sicherheit nicht untereinander abgestimmt waren, müssen noch<br />
andere Bürger genannt werden.<br />
Bereits um den 1. Mai 1945 hat z.B. der Kompanieführer und Forstmeister<br />
vom Forstamt Olbernhau den Befehl erteilt, die Sprengung der<br />
Brücken „mit allen Mitteln“ zu verhindern. Auch Angehörige der Polizei<br />
stellten sich in die Reihen der Bürger, die den Krieg ohne Zerstörung<br />
der Stadt beenden wollten.<br />
Es soll auch darauf verwiesen werden, dass nur der schnelle Einmarsch<br />
der russischen Soldaten einige Olbernhauer vor dem „erschossen<br />
zu werden“ gerettet hat.<br />
Der Hausmeister vom Rathaus, Herr Kohlmann und der Schneidermeister<br />
Herr Wärzner, der Forstmeister Herr Haebler, der Polizist Herr<br />
Preißler, Herr Paul Lehmann u.a. haben ihr Leben für die Rettung der<br />
Brücken riskiert.<br />
Aus heutiger Sicht kann man sich durchaus vorstellen, dass wenn die<br />
„Rote Armee“ auf die Stadt <strong>zum</strong>arschiert und im gleichen Atemzug die<br />
Brücken gesprengt werden was dann passierte; Olbernhau wäre zusammengeschossen<br />
worden.<br />
Durch die mutige Tat einiger Bürger von Olbernhau wurde der Stadt<br />
und damit den Menschen viel Leid erspart. Sollten über diese Tat noch<br />
Unterlagen im Verborgenen schlummern, dann wäre es gut den Schleier<br />
zu lüften. Es ist hohe Zeit, Herrn Zenner mit den mutigen Bürgern<br />
von damals ein würdiges Denkmal zu setzen.<br />
Interview mit Herrn Reuter zur Person Rudolf<br />
Schiefner<br />
Herr Klaus Reuter, in Vorbereitung auf das Olbernhauer <strong>Stadtfest</strong> in<br />
diesem Jahr werden „Markante Olbernhauer des 20. Jahrhunderts“<br />
in der Galerie der Stadtwerke vorgestellt. Sie haben mit Herrn Rudolf<br />
Schiefner, ehemaliger Chef vom VERO Olbernhau, jahrzehntelang<br />
zusammengearbeitet. Wir freuen uns, wenn Sie einige Fragen zur<br />
Person von Herrn Schiefner beantworten würden.