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Stoffanreicherung in der Vakuole nach dem Ionenfallenprinzip

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Praktikum<br />

Biologie für Mediz<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen<br />

WiSe 2013/2014<br />

Praktikumsteil<br />

Lichtmikroskopie<br />

Erreger <strong>der</strong> Malaria<br />

Leitung<br />

Dr. Kathr<strong>in</strong> Bolte<br />

Email: kathr<strong>in</strong>.bolte@biologie.uni-marburg.de


Teil I: Lichtmikroskopie<br />

Das Lichtmikroskop ist immer noch e<strong>in</strong> wichtiges Hilfsmittel zur Erschließung des<br />

Mikrokosmos und hat, durch die Entwicklung neuer Techniken und den E<strong>in</strong>zug des<br />

Computers <strong>in</strong> die mikroskopische Analyse, e<strong>in</strong>e Renaissance erlebt.<br />

Wer mo<strong>der</strong>ne Lichtmikroskope optimal nutzen will, muss über die Grundlagen des<br />

Aufbaus, die Funktion und den richtigen Gebrauch <strong>in</strong>formiert se<strong>in</strong>. Aus diesem Grund soll<br />

<strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Kursmikroskops und se<strong>in</strong> Strahlengang besprochen werden.<br />

Optische Grundlagen:<br />

Wenn man e<strong>in</strong>en Gegenstand genau betrachten will, muss man ihn so nah wie möglich an<br />

das Auge heranbr<strong>in</strong>gen, da e<strong>in</strong> großer Sehw<strong>in</strong>kel zu e<strong>in</strong>er guten Auflösung führt. Zwei dicht<br />

nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegende getrennte Punkte können dann noch vom Auge aufgelöst werden,<br />

wenn <strong>der</strong> Sehw<strong>in</strong>kel m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Bogenm<strong>in</strong>ute beträgt. Die Grenze ist allerd<strong>in</strong>gs durch<br />

die Akkomodationsfähigkeit des Auges gegeben, die m<strong>in</strong>imal bei e<strong>in</strong>em Objektabstand<br />

(Betrachtungsabstand) von ca. 10 cm, <strong>in</strong> Normalfall bei ca. 25 cm liegt.<br />

Die Größe des Sehw<strong>in</strong>kels a nimmt mit Annäherung an das Auge zu; <strong>der</strong> normale<br />

Betrachtungsabstand liegt bei ca. 25 cm.<br />

Da die Auflösung des Auges begrenzt ist, müssen wir Hilfsmittel anwenden, um diese<br />

Barriere zu überw<strong>in</strong>den. Gängige Vergrößerungsgeräte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fache Lupen o<strong>der</strong> auch<br />

Projektoren (Beamer, Diaprojektoren), <strong>der</strong>en Optik, vere<strong>in</strong>facht dargestellt, aus e<strong>in</strong>em<br />

Sammell<strong>in</strong>sensystem besteht.<br />

Lupe und Projektor<br />

Bef<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong> abzubildende Gegenstand zwischen <strong>der</strong> Hauptebene und <strong>dem</strong> Brennpunkt<br />

e<strong>in</strong>er Sammell<strong>in</strong>se, so wirkt sie als Lupe. Der Gegenstand wird seitenrichtig vergrößert<br />

abgebildet; er lässt sich jedoch nicht auf e<strong>in</strong>em Bildschirm abbilden, sodass man von e<strong>in</strong>em<br />

virtuellen (sche<strong>in</strong>baren) Bild, im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em reellen (wirklichen), spricht.<br />

Da bei e<strong>in</strong>er Lupe nicht ohne weiteres zur Messung des Abbildungsmaßstabes Abstände<br />

bestimmt werden können, rechnet man mit W<strong>in</strong>keln (Sehw<strong>in</strong>kel). Wenn <strong>der</strong> Gegenstand<br />

immer näher an den Brennpunkt herangeführt wird, entfernt sich das Bild immer weiter von<br />

<strong>der</strong> L<strong>in</strong>se, die Vergrößerung nimmt zu, wobei <strong>der</strong> Sehw<strong>in</strong>kel gleich bleibt. Dies bedeutet,<br />

dass Abbildungsmaßstab und Vergrößerung völlig verschiedene Begriffe s<strong>in</strong>d. Die<br />

Vergrößerung hängt von <strong>der</strong> Sehweite ab, die man mit 25 cm def<strong>in</strong>iert; d.h. dass das Objekt<br />

25 cm vom Auge entfernt ist. Dem<strong>nach</strong> beträgt die Vergrößerung e<strong>in</strong>er Lupe:<br />

V = 25 (cm) / f (cm)<br />

f = Brennweite<br />

Bei Projektoren bef<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong> Gegenstand (z. B. e<strong>in</strong> Dia) zwischen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen und<br />

doppelten Brennweite <strong>der</strong> Sammell<strong>in</strong>se. Es entsteht e<strong>in</strong> seitenverkehrtes reelles vergrößertes<br />

Bild. Dieses ist auf e<strong>in</strong>em Bildschirm abbilden.


Das Lichtmikroskop – Optisches System<br />

Lichtmikroskope s<strong>in</strong>d Komb<strong>in</strong>ationsgeräte aus e<strong>in</strong>em Projektorteil und e<strong>in</strong>em Lupenteil.<br />

Betrachten wir den Strahlengang e<strong>in</strong>es typischen Lichtmikroskops: Im Unterteil des Stativs,<br />

bef<strong>in</strong>det sich die meist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Helligkeit elektronisch regelbare Lichtquelle, <strong>der</strong>en Licht<br />

durch den sogenannten Kondensor unter <strong>dem</strong> Objekttisch, auf das Präparat zentriert wird.<br />

Das Präparat (Gegenstand) wird durch das Objektiv, e<strong>in</strong> Projektorl<strong>in</strong>sensystem, vergrößert<br />

abgebildet; es entsteht im Tubus e<strong>in</strong> reelles Zwischenbild. Der Abbildungsmaßstab (=<br />

Vergrößerungsmaßstab) ist jeweils auf den Objektiven angegeben (z. B. 25:1). Das<br />

Zwischenbild wird durch das wie e<strong>in</strong>e Lupe wirkende Okular <strong>nach</strong>vergrößert, wobei die<br />

Nachvergrößerung von <strong>der</strong> Okularvergrößerung (z.B. 10x) abhängt. Die<br />

Gesamtvergrößerung (VM) entspricht <strong>dem</strong> Produkt aus Maßstabszahl des Objektives (MZ)<br />

und <strong>der</strong> Vergrößerung des Okulars(VO):<br />

VM=MZ X VO<br />

a)<br />

b)<br />

1: Okulare<br />

2: B<strong>in</strong>okularer Tubus<br />

3: Mikroskopstativ<br />

4: Rändelschraube für Tubusarretierung<br />

5: Beleuchtungsstärkeregler<br />

6: E<strong>in</strong>-/Ausschalter mit <strong>in</strong>tegrierter Kontrollampe<br />

7: Fokussiertrieb Fe<strong>in</strong>verstellung (beidseitig)<br />

8: Fokussiertrieb Grobverstellung (beidseitig)<br />

9: Triebknopf für Verstellung des Kreuztisches <strong>in</strong> x-Richtung<br />

10: Triebknopf für Verstellung des Kreuztisches <strong>in</strong> y-Richtung<br />

11: Leuchtfeldblende<br />

12: Kondensorträger<br />

13: Hebel für Aperturblendene<strong>in</strong>stellung<br />

14: Kondensor<br />

15: Zentrierschraube für Kondensor (beidseitig)<br />

16: Kreuztisch für Objekthalter<br />

17: Objektiv<br />

18: Objektivrevolver 4fach o<strong>der</strong> 5fach<br />

Abbildung 1: a) Vergrößerung e<strong>in</strong>es Objekts durch Sammell<strong>in</strong>sen, b) Aufbau des<br />

Lichtmikroskops


<strong>Stoffanreicherung</strong> <strong>in</strong> den <strong>Vakuole</strong>n von Zwiebelzellen <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />

Ionenfallenpr<strong>in</strong>zip<br />

Theorie<br />

Die Neutralrotmoleküle s<strong>in</strong>d lipophil und können deshalb Membranen durchdr<strong>in</strong>gen. Im<br />

sauren Milieu <strong>der</strong> <strong>Vakuole</strong> b<strong>in</strong>det das lipophile Neutralrot Wasserstoff-Ionen (H + ) und<br />

verliert somit als Neutralrot-Kation se<strong>in</strong>en lipophilen Charakter. Da die <strong>Vakuole</strong>nmembran<br />

für hydrophile Substanzen nicht durchlässig ist, wird das Neutralrot-Kation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ionenfalle<br />

<strong>der</strong> <strong>Vakuole</strong> gefangen. Es wan<strong>der</strong>n bis zur E<strong>in</strong>stellung des Konzentrationsgleichgewichtes<br />

Moleküle <strong>in</strong> die <strong>Vakuole</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Mit diesem Versuch lässt sich die <strong>Vakuole</strong> und ihre Größe recht anschaulich darstellen. Es ist<br />

zu erkennen, dass, im Gegensatz zu tierischen Zellen, die <strong>Vakuole</strong> e<strong>in</strong>en großen Teil <strong>der</strong><br />

pflanzlichen Zelle e<strong>in</strong>nimmt.<br />

Der Versuch verdeutlicht auch den Stofftransport über Membransysteme. Es muss jedoch<br />

betont werden, dass normalerweise die meisten Substanzen aktiv durch spezifische<br />

Carriersysteme über Membranschranken transportiert werden.<br />

Praktischer Teil<br />

Handwerkszeug<br />

P<strong>in</strong>zette, Zeichenmaterialien<br />

I. E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Köhlerschen Beleuchtung<br />

1. Objektiv 10x e<strong>in</strong>schwenken<br />

2. Kondensor auf Hellfeldposition (ke<strong>in</strong> Kontrastelement im Strahlengang), evtl.<br />

Kondensorfrontl<strong>in</strong>se e<strong>in</strong>schwenken<br />

3. bekanntes Präparat fokussieren<br />

4. Leuchtfeldblende schließen – bei guter Zentrierung des Kondensors wird das<br />

Präparat nur noch aus <strong>der</strong> Mitte des Sehfelds heraus beleuchtet<br />

5. Kondensor auf- bzw. abwärts drehen, bis scharfe Kanten <strong>der</strong> Leuchtfeldblende<br />

abgebildet werden.<br />

6. Leuchtfeldblende durch Zentrierschrauben am Kondensor <strong>in</strong> das Bildzentrum<br />

br<strong>in</strong>gen<br />

7. Leuchtfeldblende bis knapp über den Sehfeldrand öffnen<br />

8. Anpassung <strong>der</strong> Aperturblende des Kondensors bis sich h<strong>in</strong>sichtlich Auflösung und<br />

Kontraste<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> optimale Bildcharakter e<strong>in</strong>stellt


II. Präparation und mikroskopische Betrachtung <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis von<br />

Zwiebeln<br />

E<strong>in</strong>e Zwiebel wird geviertelt, <strong>der</strong> untere Teil, <strong>der</strong> sogenannte Zwiebelkuchen, und <strong>der</strong> obere<br />

trockene Teil abgeschnitten und die Schuppen getrennt. Die <strong>in</strong>nere Seite e<strong>in</strong>er Schuppe<br />

(konkave Oberseite) wird mit <strong>der</strong> Rasierkl<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em scharfen Skalpell <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e<br />

Rechtecke angeschnitten. Mit <strong>der</strong> P<strong>in</strong>zette wird vorsichtig von e<strong>in</strong>er Ecke her die matt<br />

aussehende Epi<strong>der</strong>mis abgezogen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tropfen Wasser auf e<strong>in</strong>en Objektträger<br />

gebracht. Man kippt e<strong>in</strong> Deckglas darauf, damit ke<strong>in</strong>e Luftblasen entstehen. Überschüssiges<br />

Wasser wird mit <strong>dem</strong> Filtrierpapier von <strong>der</strong> Seite abgesaugt.<br />

Stellen Sie das Präparat bei schwacher Vergrößerung e<strong>in</strong> und zeichnen und beschriften Sie:<br />

a) das charakteristische Zellmuster <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis.<br />

b) bei hoher Vergrößerung e<strong>in</strong>e Zelle im Detail. Der Zellkern ist deutlich zu erkennen,<br />

das Cytoplasma vor allem an den Zellenden; bei hoher Vergrößerung und<br />

zugezogener Kondensorblende ist auch die Plasmaströmung zu beobachten.<br />

Die <strong>Vakuole</strong> als Ionenfalle<br />

Es wird e<strong>in</strong> neues Epi<strong>der</strong>mispräparat hergestellt, das Epi<strong>der</strong>mishäutchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tropfen<br />

Neutralrot-Lösung auf den Objektträger gebracht und mit e<strong>in</strong>em Deckglas abgedeckt.<br />

Alternativ kann <strong>in</strong> das schon vorhandene Präparat von <strong>der</strong> Seite Neutralrot-Lösung<br />

e<strong>in</strong>gesaugt werden, <strong>in</strong><strong>dem</strong> man e<strong>in</strong>en Tropfen Neutralrot-Lösung unmittelbar neben das<br />

Deckglas pipettiert und von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite mit e<strong>in</strong>em Filtrierpapierstreifen e<strong>in</strong>saugt.<br />

Die Zwiebelepi<strong>der</strong>mis wird unter <strong>dem</strong> Mikroskop untersucht. Nach 10 – 20 M<strong>in</strong>uten färben<br />

sich allmählich die <strong>Vakuole</strong>n rot und die begrenzenden <strong>Vakuole</strong>nmembranen s<strong>in</strong>d deutlich<br />

zu erkennen. Dabei ist zu beachten, dass die Neutralrotlösung vielfach e<strong>in</strong>e gewisse<br />

<strong>Vakuole</strong>nkontraktion verursacht. Man entfernt überschüssigen Farbstoff durch Spülen mit<br />

Wasser (seitl. E<strong>in</strong>saugen). Der Versuch zeigt, dass <strong>der</strong> Farbstoff durch Zellwand,<br />

Zellmembran und <strong>Vakuole</strong>nmembran <strong>in</strong> die <strong>Vakuole</strong> e<strong>in</strong>gedrungen und dort angereichert<br />

ist.<br />

Plasmolyse<br />

Durch Plasmolyse kann bewiesen werden, dass die Zellen noch leben. Aus diesem Grund<br />

wird e<strong>in</strong> Tropfen 1M Kaliumnitratlösung (KNO3) unmittelbar neben das Deckglas gesetzt<br />

und die Lösung mit e<strong>in</strong>em Filterpapierstreifen durch das Präparat gesaugt. Durch<br />

Wasserentzug wird die Plasmolyse <strong>der</strong> Zellen (Konvexplasmolyse) <strong>in</strong>duziert, die <strong>Vakuole</strong>n<br />

färben sich dadurch noch stärker an. Durch die Plasmolyse und die hervorgerufene<br />

Ablösung <strong>der</strong> Cytoplasmamembran von den festen Zellwänden, s<strong>in</strong>d Plasmamembranen<br />

und das Cytoplasma als heller Saum und die <strong>Vakuole</strong>nmembran als Begrenzungen gut zu<br />

erkennen.


Materialien<br />

Herstellung <strong>der</strong> Neutralrot-Lösung:<br />

0,1 g Neutralrot<br />

ad 1000 ml Leitungswasser<br />

Nach Lösen des Farbstoffes ev. filtrieren. Diese Stammlösung wird unmittelbar vor<br />

Gebrauch 1:10 mit Leitungswasser verdünnt.<br />

1M KNO3 Lösung<br />

Teil II: Erreger <strong>der</strong> Malaria<br />

Theorie<br />

Bedeutung: Malaria ist die bei weitem wichtigste tropische parasitische Krankheit. Wenn<br />

man e<strong>in</strong>mal von <strong>der</strong> Tuberkulose absieht, tötet sie mehr Menschen als alle an<strong>der</strong>en<br />

übertragbaren Krankheiten. Erreger <strong>der</strong> Malaria beim Menschen s<strong>in</strong>d: Plasmodium falciparum,<br />

Plasmodium vivax, Plasmodium malariae und Plasmodium ovale. Der wichtigste und letalste<br />

Erreger ist Plasmodium falciparum.<br />

Heute leben ca. 3,3 Milliarden Menschen <strong>in</strong> Malariagebieten <strong>in</strong> Afrika, Asien und<br />

Süd/Mittelamerika, dies s<strong>in</strong>d 40 % <strong>der</strong> Weltbevölkerung. Laut WHO gab es 2012 ca. 219 Mio<br />

kl<strong>in</strong>ische Fälle; die Todesrate liegt bei mehr als 660 000 Menschen pro Jahr, wobei <strong>der</strong><br />

Krankheit vor allem K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche <strong>in</strong> Staaten und Gegenden zum Opfer fallen, <strong>in</strong><br />

denen ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge mediz<strong>in</strong>ische und staatliche Infrastruktur besteht (Afrika,<br />

südlich <strong>der</strong> Sahara).<br />

Alle 45 Sekunden stirbt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d an Malaria. Risikogruppen s<strong>in</strong>d auch schwangere Frauen,<br />

Touristen, Fernreisende aus Europa, Amerika, die nicht immun s<strong>in</strong>d (sog. Airport Malaria),<br />

und Arbeiter, die <strong>in</strong> verseuchte Gebiete geschickt werden.<br />

Symptome: Die Symptome be<strong>in</strong>halten Fieberanfälle, die oft <strong>in</strong> bestimmten Rhythmen<br />

auftreten und vom Entwicklungszyklus <strong>der</strong> Erreger abhängen (Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Charakteristika <strong>der</strong> humanpathogenen Plasmodien-Spezies<br />

Species Malaria-Art Inkubationszeit Fieberanfälle an<strong>der</strong>e Symptome Mortalität<br />

P. vivax M. tertiana 8-16 Tage alle 48<br />

Schüttelfrost,<br />

-<br />

P. ovale M. tertiana ca. 15 Tage<br />

Stunden<br />

alle 48<br />

Mattigkeit, Leber-und<br />

Milzschwellungen, +/-<br />

Stunden<br />

Schlafsucht<br />

P. malariae M. quartana 20-35 Tage alle 72 Nierenschädigungen +/-<br />

Stunden<br />

P. falciparum M. tropica 7-12 Tage unregelmäßig Kapillarverstopfung,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im<br />

Gehirn<br />

+


Behandlung: Bewährt haben sich als Anti-Malaria-Mittel Ch<strong>in</strong>ol<strong>in</strong>e, z.B. Chloroqu<strong>in</strong>. Es<br />

treten <strong>in</strong>zwischen Resistenzen auf, die neue Mittel erfor<strong>der</strong>ten, z.B. Amodiaqu<strong>in</strong>,<br />

Artemis<strong>in</strong><strong>in</strong><strong>der</strong>ivate o<strong>der</strong> die Gabe von Komb<strong>in</strong>ationspräparaten; an e<strong>in</strong>er Malaria-<br />

Schutzimpfung wird <strong>in</strong>tensiv gearbeitet.<br />

Die Plasmodien<br />

Plasmodien gehören zum Stamm <strong>der</strong> Apicomplexa (Ordnung Haemosporidia), die <strong>nach</strong> ihrem<br />

wichtigsten Merkmal, <strong>dem</strong> Apikalkomplex am vor<strong>der</strong>en Zellpol, benannt s<strong>in</strong>d. Wesentliche<br />

Bestandteile des Apikalkomplexes s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Conoid, von e<strong>in</strong>em Polr<strong>in</strong>g ausgehende<br />

Mikrotubuli, flaschenförmige Rhoptrien und Mikronemen. Rhoptrien s<strong>in</strong>d wohl<br />

enzymgefüllte Organellen, die die Penetration <strong>der</strong> Wirtszelle (Erythrocyten) ermöglichen.<br />

Plasmodien enthalten e<strong>in</strong>e komplexe reduzierte Plastide, die den Rest e<strong>in</strong>er „degenerierten“<br />

Rotalge darstellt. E muss sich zeigen, ob diese Eigenschaft e<strong>in</strong>en Ansatzpunkt zur Therapie<br />

bietet.<br />

Lebenszyklus<br />

Der Lebenszyklus von Plasmodium ist komplex (Abbildung 1). Die Protisten führen e<strong>in</strong>en<br />

Wirtswechsel zwischen e<strong>in</strong>em Wirbellosen (Anopheles ssp.)- und <strong>dem</strong> Menschen durch,<br />

wobei sexuelle Vermehrung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mücke und asexuelle Vermehrung im Menschen<br />

stattf<strong>in</strong>det.<br />

Entwicklung im Menschen:<br />

Saugt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>fizierte Anopheles-Mücke (nur Weibchen) Blut, so gelangen mit <strong>dem</strong> Speichel<br />

sog. Sporozoiten <strong>in</strong> die Blutbahn. Sie befallen dann das Leberparenchym, <strong>in</strong><strong>dem</strong> sie durch<br />

rezeptorvermittelte Endocytose <strong>in</strong> die Zellen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. Der Apikalkomplex verschw<strong>in</strong>det,<br />

die Sporozoiten werden zu Trophozoiten. Sie ernähren sich vom Cytoplasma <strong>der</strong> Wirtszelle<br />

und vermehren sich durch multiple Teilungen, Schizogenie genannt.<br />

Es entstehen Merozoiten, die <strong>nach</strong> Lyse <strong>der</strong> Leberzellen <strong>in</strong>s Blut gelangen und dort die<br />

Erythrocyten durch e<strong>in</strong>e Art „erzwungene Endocytose“ befallen (Erythrocyten besitzen<br />

alle<strong>in</strong>e ke<strong>in</strong>e Fähigkeit zur Endocytose). Der Parasit lebt <strong>in</strong> den Erythrocyten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

„parasitophoren <strong>Vakuole</strong>“ und kommt so mit <strong>dem</strong> Cytoplasma des Erythrocyten nicht <strong>in</strong><br />

Kontakt. Die Merozoiten verwandeln sich <strong>in</strong> Trophozoite und vermehren sich wie<strong>der</strong>um<br />

durch Schizogonie. Wenn die Erythrocyten platzen, werden die Merozoiten freigesetzt und<br />

können neue Erythrocyten <strong>in</strong>fizieren. E<strong>in</strong>ige Merozoiten können sich <strong>in</strong> Erythrocyten zu<br />

Makrogamonten und Mikrogamonten entwickeln.<br />

Plasmodium ernährt sich von Hämoglob<strong>in</strong>, wobei Häm <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahrungsvakuole zu<br />

Hämozo<strong>in</strong> polymerisiert wird. Die Anhäufung von Hämozo<strong>in</strong> ist an braunen Bereichen zu<br />

erkennen. Ch<strong>in</strong>ol<strong>in</strong>e, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahrungsvakuole angereichert werden, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n die<br />

Polymerisation von Häm, das <strong>in</strong> monomerer Form auf den Parasiten toxisch wirkt.


Entwicklung <strong>in</strong> Anopheles ssp.:<br />

Wenn Mikro- und Makrogamonten <strong>nach</strong> e<strong>in</strong>em Stich aus <strong>dem</strong> Blut des Menschen <strong>in</strong> den<br />

Verdauungstrakt von Anopheles ssp. gelangen, werden sie freigesetzt. Nach Verschmelzung<br />

und Oocytenbildung <strong>in</strong>fizieren sie das ganze Insekt und auch die Speicheldrüsen. Von hier<br />

werden sie bei e<strong>in</strong>em Stich wie<strong>der</strong> auf den Menschen übertragen.<br />

Abbildung 2: Entwicklungskreislauf von Plasmodien<br />

Praktischer Teil<br />

Es werden Blutausstrichpräparate verteilt, die Erythrocyten enthalten, die mit Plasmodium<br />

falciparum <strong>in</strong>fiziert s<strong>in</strong>d.<br />

Gewaschene Erythrocyten <strong>der</strong> Blutgruppe A wurden <strong>in</strong> RPMI-Medium/10 % Human-Plasma<br />

im Verhältnis 50:1 mit Plasmodium falciparum <strong>in</strong>fiziert.<br />

Die Suspension wurde auf Deckgläser ausgestrichen und ca. 10-12 M<strong>in</strong>uten mit Giemsa<br />

gefärbt, Giemsa enthält Eos<strong>in</strong>, das saure Substanzen anfärbt und Methylenblau, das auf<br />

basische Substanzen anspricht. Die Präparate wurden luftgetrocknet, wobei das Human-<br />

Plasma <strong>der</strong> Suspension die Erythrocyten auf <strong>dem</strong> Objektträger festklebt. Es folgte e<strong>in</strong> kurzes<br />

Methanolbad zur Fixierung.


Aufgabe: die Präparate werden im Mikroskop untersucht<br />

a) Schätzen Sie durch Zählen grob die Parasitämie <strong>in</strong> % <strong>in</strong>fizierter Erythrocyten.<br />

b) Versuchen Sie folgende Stadien zu unterscheiden und zeichnen Sie die Stadien:<br />

- junge r<strong>in</strong>gförmige Trophozoite; E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>fektion, Mehrfach<strong>in</strong>fektion<br />

- Trophozoite <strong>in</strong> Siegelr<strong>in</strong>gform, marg<strong>in</strong>aler Form, mit 1 o<strong>der</strong> 2 Chromat<strong>in</strong>-<br />

Flecken<br />

- fast reife Trophozoite mit Pigment im Cytoplasma<br />

- reife Trophozoite mit geklumptem Hämozo<strong>in</strong>-Pigment<br />

- Schizontenbildung, reife Schizonten

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