Asien Kurier Strategische Shoppingtrips (Vorschau)
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Nr. 78 11 / 2013 Jahrgang 7<br />
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I n d i e s e r A u s g a b e<br />
Die Linkliste<br />
China<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Shoppingtrips</strong>: 1<br />
Globale Investmentoffensive<br />
China / Interviews<br />
Dr. Michael J. Ulmer: 5<br />
Über chinesische Investitionen<br />
Ludwig Goebl: 7<br />
Über chinesische FDI und<br />
Beschaffungspolitik<br />
Michael Schmidt: 9<br />
Über die Rohstoffsituation<br />
<strong>Asien</strong><br />
Freihandelsabkommen 10<br />
beflügeln flauen Welthandel<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Shoppingtrips</strong><br />
Chinas globale Investmentoffensive verfolgt verschiedene Ziele<br />
Von Dr. Doreén Pick in Berlin<br />
Die üppigen Exporterfolge haben<br />
für China ein Luxusproblem<br />
geschaffen – die Frage, was machen<br />
mit dem ganzen eingenommenen<br />
Geld? Da in China selbst<br />
vielfach Überkapazitäten anzutreffen<br />
sind und die Konjunktur<br />
bevorzugt mit fragwürdigen Infrastrukturprojekten<br />
auf Trapp<br />
gebracht wird, bleibt oft nur der<br />
Blick ins Ausland.<br />
Ins alte Europa zum Beispiel,<br />
wo speziell in Deutschland eine<br />
Vielzahl von soliden Industriefirmen<br />
gibt, die als exzellente Anlage-<br />
und Übernahmeobjekte infrage<br />
kommen. Oder nach Afrika,<br />
wo man sich diverse Ressourcen<br />
zur Versorgung des Milliardenvolkes<br />
sichern kann. Zwar investiert<br />
die Welt in China weit mehr<br />
als umgekehrt, aber Investitionen<br />
aus China werden zu einem wichtigen<br />
weltwirtschaftlichen Faktor.<br />
Neben Vorteilen erwachsen hieraus<br />
auch Herausforderungen.<br />
Es hat insgesamt nur eine vergleichbar<br />
kurze Zeitspanne gedauert,<br />
bis vor allem die westlichen<br />
Staaten China – im Gegenzug für<br />
günstig im Land gefertigte Produkte<br />
– reichlich Euro und US$<br />
in die Kassen gespült haben. Das<br />
hört sich zunächst mal uneingeschränkt<br />
positiv an, hat aber auch<br />
seine Schattenseiten: Denn Exportüberschüsse,<br />
die nicht irgendwann<br />
konsumiert oder zumindest<br />
investiert werden, sind ökonomisch<br />
langfristig wenig sinnvoll.<br />
Nachdem die Chinesen mit dem<br />
Kauf von US-Staatsanleihen eher<br />
durchmischte Erfahrungen gemacht<br />
haben, hat sich der Blick<br />
inzwischen stärker auf die produzierende<br />
Wirtschaft in anderen<br />
Ländern verlagert. Dies kommt<br />
sicher nicht von ungefähr. Diese<br />
Umorientierung vollzieht sich exakt<br />
in dem Moment, in dem man<br />
in China eine höhere Wertschöpfung<br />
erzielen will und realisiert<br />
China<br />
Freihandelszone in Shanghai 14<br />
Reisefreudige Chinesen 16<br />
Hongkong<br />
Shoppingparadies und Konsum 18<br />
Mehr Produktfälschungen 22<br />
Indien<br />
Deutsche Firmen verlieren an 24<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
Indonesien<br />
Konjunktur: reinigendes Gewitter 27<br />
Japan<br />
Tief- und Infrastrukturbau 28<br />
Korea<br />
Hotel- und Ressortbau floriert 32<br />
Malaysia<br />
Bauboom in Iskandar 32<br />
Singapur<br />
Expat-Paradies mit 39<br />
begrenztem Zutritt?<br />
Metropole der Zukunft 43<br />
Taiwan<br />
Diversifizierte 45<br />
Außenhandelsverflechtung<br />
Thailand<br />
Expansionsfreudige 46<br />
Nahrungsmittelindustrie<br />
Buchbesprechung<br />
Vorbereitungskurs auf Vietnam 50<br />
25 Währungen in <strong>Asien</strong> 51<br />
Impressum 51<br />
Wirtschaftsdaten und Charts 52<br />
Baltic Dry Index 61<br />
1
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
130828-neu-seefracht-24-7-leidenschaft Kopie.pdf 1 28.08.2013 09:24:45<br />
hat, dass hierfür ganz andere Innovationsleistungen<br />
erforderlich<br />
sind als bisher. Hier bietet sich der<br />
Kauf oder die Beteiligung an ausländischen<br />
Unternehmen mit entsprechendem<br />
Know-how unmittelbar<br />
an. Wobei: So ganz neu ist<br />
diese Strategie nun auch wieder<br />
nicht. Schon vor 13 Jahren hat Chinas<br />
Führung eine sogenannte „Go<br />
Global“-Strategie lanciert, mit der<br />
seither speziell chinesische Staatsunternehmen<br />
bei ihren Auslandsinvestitionen<br />
unterstützt werden.<br />
Eines der bekanntesten Investments<br />
der letzten Jahre war dabei<br />
sicherlich der Kauf der PC-Sparte<br />
von IBM durch das chinesische<br />
Computer-Unternehmen Lenovo<br />
Group Limited im Frühjahr 2005.<br />
Hierfür wurde die erkleckliche<br />
Summe von 1,75 Milliarden US$<br />
auf den Tisch gelegt. Im Herbst<br />
2007 hat die chinesische Regierung<br />
dann offiziell die China<br />
Investment Corporation (CIC)<br />
mit dem expliziten Ziel gegründet,<br />
die gigantischen US$-Investments<br />
zumindest ein Stück weit<br />
zu diversifizieren. Hierfür wurde<br />
der Staatsfonds mit Mitteln von<br />
immerhin 200 Milliarden US$<br />
ausgestattet. Mit diesem Budget<br />
ist die CIC eine der finanzkräftigsten<br />
Agenturen für Auslandsinvestitionen<br />
weltweit. Und ganz<br />
offensichtlich haben sich diese<br />
Anstrengungen bezahlt gemacht:<br />
Dem jüngsten Bericht der Welthandels-<br />
und Entwicklungskonferenz<br />
(UNCTAD) zufolge hat<br />
sich China in der Rangliste der<br />
größten Auslandsinvestoren zuletzt<br />
von Rang 6 – hinter den USA<br />
und Japan – auf Platz 3 vorgearbeitet.<br />
Laut UNCTAD-Zahlen<br />
hat China in 2012 insgesamt 84<br />
Milliarden US$ im Ausland an-<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
gelegt, während umgekehrt Ausländische<br />
Direktinvestitionen<br />
(FDI) in Höhe von 121 Milliarden<br />
US$ ins Reich der Mitte geflossen<br />
sind. Im Jahr 2002 lag die Vergleichssumme<br />
der chinesischen<br />
Auslandsinvestitionen noch bei<br />
lediglich 2,7 Milliarden US$. Der<br />
Aufwärtstrend wird auch daran<br />
deutlich, dass die weltweiten FDI<br />
zurückgingen, während die Chinas<br />
weiter anstiegen. Allerdings<br />
relativieren sich die Zahlen etwas,<br />
wenn man den gesamten Investitionsbestand<br />
zum Maßstab<br />
nimmt: Hier machen die chinesischen<br />
Auslandsinvestitionen<br />
in Höhe von 532 Milliarden US$<br />
nur etwa ein Zehntel derjenigen<br />
der USA, ein Drittel derjenigen<br />
Deutschlands und etwa die Hälfte<br />
der Auslandsinvestitionen von<br />
Japan aus.<br />
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<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Land<br />
Ausländische Direktinvestitionen aus China in 2012<br />
Umfang<br />
[Mrd. US$]<br />
Hauptinvestitionsfelder<br />
Kenia 5,01 Transportwesen (Bahn), Energie (Wasser)<br />
Vereinigte Emirate 4,94 Immobilien (Bau)<br />
USA 3,10 Energie<br />
Malaysia 3,90 Immobilien (Bau), Agrarwirtschaft<br />
Nigeria 2,85 Transportwesen (Bahn)<br />
Venezuela 2,78 Energie<br />
Kambodscha 2,42 Energie (Öl)<br />
Indien 2,40 Energie (Kohle)<br />
Saudi Arabien 1,73 Agrarwirtschaft<br />
Äthiopien 1,58 Transportwesen (Bahn)<br />
Algerien 1,51 Immobilien (Bau)<br />
Iran 1,25 Transportwesen (Bahn)<br />
Quelle: In Anlehnung an The Heritage Foundation, 2013<br />
Begehrt: Unternehmen, Rohstoffe<br />
und Infrastruktur<br />
Wenn man nach den genaueren Gründen und<br />
Zielen der chinesischen Investitionsoffensive fragt,<br />
stößt man auf einen Mix verschiedener Motive.<br />
Für den Direktor der UNCTAD-Investmentsparte,<br />
James Zhan, spielen dabei vor allem die folgenden<br />
Punkte eine Rolle: Neben der Erschließung von<br />
Märkten und dem Erwerb natürlicher Ressourcen<br />
und strategischer Vermögensgegenstände (vor<br />
allem im Bergbau) geht es ganz klar auch um rentable<br />
Investitionen in ausländische Unternehmen.<br />
Dass letztere durchaus langfristig angelegt sind,<br />
wird beispielsweise daran deutlich, dass sie nicht<br />
zuletzt auch in Infrastrukturbereiche fließen. So<br />
machten erst jüngst Medienberichte die Runde,<br />
wonach chinesische Unternehmen Interesse an<br />
Teilen der deutschen Stromversorgung bekundet<br />
haben sollen. Demgegenüber ist das Interesse an<br />
ausländischen Unternehmen auch von dem Kalkül<br />
getragen, die Performance der investierenden<br />
chinesischen Unternehmen zu verbessern. Denn in<br />
dem Maße, wie in China der Wettbewerb vor allem<br />
bei einfachen Produkten zunimmt und gleichzeitig<br />
die Kosten etwa für Personal deutlich steigen,<br />
suchen die Firmen zur Aufbesserung der Bilanzen<br />
nach attraktiven Anlageobjekten im Ausland.<br />
Auch wenn die konkreten Zahlen der chinesischen<br />
FDI je nach Quelle deutlich variieren, die<br />
Zielbranchen ähnlich sich. Nach Zahlen der Heritage<br />
Foundation flossen im Jahr 2012 mit gut 20<br />
Milliarden US$ die meisten Auslandsinvestitionen<br />
in den Energiesektor, gefolgt vom Transportsektor<br />
mit knapp 16 Milliarden US$. Und auch wenn<br />
chinesische Aufkäufe von westlichen Firmenteilen<br />
Der chinesische Baumaschinenhersteller Sany übernahm<br />
Anfang 2012 den deutschen Betonpumpenanbieter<br />
Putzmeister für ein halbe Milliarde Euro. Unser Bild<br />
zeigt die Betonpumpe an einem Kran beim Brückenbau.<br />
3<br />
Putzmeister
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
die hiesigen Medien naturgemäß<br />
in helle Aufregung versetzen,<br />
konzentriert sich das chinesische<br />
Engagement momentan doch sehr<br />
viel stärker auf andere Länder.<br />
Die Welt im Fokus<br />
Zu den Ländern, in denen China<br />
im letzten Jahr besonders stark<br />
investiert hat, gehören Nigeria (2,5<br />
Mrd. US$), die Türkei (2,4 Mrd.<br />
US$), Äthiopien (1,6 Mrd. US$),<br />
die Elfenbeinküste (1,4 Mrd. US$)<br />
und Serbien (1,2 Mrd. US$). Überraschenderweise<br />
sind chinesische<br />
Investments bei den asiatischen<br />
Nachbarn derzeit eher nachrangig.<br />
Nach Indonesien sind in 2013<br />
bisher etwa 380 Millionen US$ Investitionen<br />
geflossen, nach Malaysia<br />
etwa 300 Millionen US$, nach<br />
Kambodscha 250 Millionen US$<br />
und nach Sri Lanka 230 Millionen<br />
US$. Die beiden Hauptinvestoren<br />
waren in den ersten Monaten<br />
dieses Jahres mit 2,9 Milliarden<br />
US$ die China Communications<br />
Construction Company (CCCC)<br />
und der Telekommunikationsriese<br />
Huawei mit rund 2,1 Milliarden<br />
US$.<br />
Dabei war man auch in<br />
Deutschland aktiv: So hat in 2013<br />
die Beteiligungsgesellschaft SGSB<br />
Group mit Sitz in Shanghai den<br />
Maschinenbauer Pfaff gekauft.<br />
Ende August 2012 flossen beim<br />
Einstieg von Weichei Power beim<br />
Gabelstaplerbauer Kion immerhin<br />
740 Millionen Euro – eine bis<br />
dato nicht übertroffene Summe.<br />
Der Deal wurde in einer Rekordzeit<br />
von nur vier Monaten abgewickelt.<br />
Zuvor wurde Anfang<br />
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2012 der deutsche Betonpumpenanbieter<br />
Putzmeister vom chinesischen<br />
Baumaschinenhersteller<br />
Sany für ein halbe Milliarde<br />
Euro übernommen. Mit erfolgter<br />
Übernahme wurde das Geschäft<br />
aufgeteilt: Sany bearbeitet mit seinen<br />
Pumpen und Baumaschinen<br />
den chinesischen Markt, die Marke<br />
Putzmeister nun den Rest der<br />
Welt plus den Premiummarkt in<br />
China (zu den Unternehmensbeteiligungen<br />
in Deutschland siehe<br />
auch das Interview mit Dr. Michael<br />
Ulmer auf der Seite 5).<br />
Weitreichende Konsequenzen<br />
Mit den FDI sichert sich China<br />
aber nicht nur Erträge auf den<br />
ausländischen Märkten, vor allem<br />
wird der Zugang zu Rohstoffen<br />
für die eigene Produktion sichergestellt<br />
(zu den Konsequenzen<br />
für den Unternehmenseinkauf<br />
China investierte in<br />
2012 insgesamt<br />
84 Milliarden US$<br />
im Ausland<br />
siehe das Interview mit Michael<br />
Schmidt auf der Seite 9). Dieser<br />
Aspekt wird in den Unternehmen<br />
offenbar noch nicht in aller Konsequenz<br />
zu Ende gedacht. Denn<br />
die chinesischen Käufe in diesen<br />
Sektoren könnten in der Folge zu<br />
Rohstoffverknappungen für alle<br />
anderen Länder und Unternehmen<br />
und damit auch zu Produktionsverzögerungen,<br />
wenn nicht<br />
sogar zeitweisen Produktionsstopps<br />
führen.<br />
Vor drei Jahren konnte man am<br />
Beispiel der sogenannten Seltenen<br />
Erden beobachten, was eine Verknappung<br />
von bestimmten Rohstoffen<br />
praktisch bedeuten kann.<br />
Aufgrund von Produktionsdrosselungen<br />
sind deren Preise regelrecht<br />
in die Höhe geschossen.<br />
Dort mussten deutsche Unternehmen<br />
einige Verteuerungen in Kauf<br />
nehmen, so Ludwig Goebl von<br />
Kerkhoff Consulting (Interview<br />
Seite 7). Nach Michael Schmidt<br />
von der Deutschen Rohstoffagen-<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
tur (DERA) sind vor allem die jeweiligen<br />
Märkte kontinuierlich<br />
und genau zu beobachten, um potenzielle<br />
Preis- und auch Lieferrisiken<br />
zu identifizieren (Interview<br />
Seite 9)<br />
Aber nicht nur der Zugang<br />
zu Rohstoffen und deren Preise<br />
könnten durch die chinesischen<br />
Investments fundamental betroffen<br />
sein. Dabei ist es durchaus<br />
vorstellbar, dass sich sogar Wertschöpfungsketten<br />
vollständig<br />
ändern könnten. So haben einige<br />
US-Senatoren kürzlich die Obama-Regierung<br />
aufgefordert, zu<br />
prüfen, welche Konsequenzen der<br />
Kauf des weltgrößten Schweinefleisch-Produzenten<br />
Smithfield<br />
Foods Inc. durch die Shanghui International<br />
Holdings Ltd. auf die<br />
gesamte Food-Supply Chain in<br />
den USA haben könnte. Das chinesische<br />
Unternehmen hatte stattliche<br />
4,9 Milliarden US$ für den<br />
Kauf aufgebracht.<br />
Durchmischte Perspektiven<br />
Auch wenn die chinesischen<br />
Exportüberschüsse zurückgehen,<br />
spricht vieles dafür, dass das<br />
Land auch weiterhin ein gesteigertes<br />
Augenmerk auf wichtige<br />
Branchen außerhalb des eigenen<br />
Landes legen wird. Nüchtern betrachtet<br />
dürften sich die Vor- und<br />
Nachteile für die entsprechenden<br />
Länder die Waage halten. In jedem<br />
Fall sollten die Chancen einer<br />
zunehmenden Verflechtung<br />
vorurteilsfrei geprüft werden.<br />
In einer Studie nannten sogar 60<br />
Prozent der befragten Investmentfördergesellschaften<br />
China als die<br />
aktuell interessanteste Quelle von<br />
FDI. Andererseits braucht es aber<br />
eines erhöhten Problembewusstseins<br />
für die Herausforderungen,<br />
die aus den weltweiten Investitionsflüssen<br />
der Volksrepublik<br />
erwachsen. Auf eher betriebswirtschaftlicher<br />
Ebene ist dagegen das<br />
Risiko zu sehen, dass es mit den<br />
Übernahmen aufgrund fehlender<br />
Kompetenzen und Managementfähigkeiten<br />
zu Verwerfungen in<br />
den einzelnen Branchen und Unternehmen<br />
kommen kann. <br />
4
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
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„In China genießt "Made in<br />
Germany" einen guten Ruf“<br />
Gespräch mit Dr. Michael J. Ulmer über die Entwicklung<br />
chinesischer Investitionen in Deutschland<br />
Von Dr. Doreén Pick<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Chinesische<br />
Investoren interessieren sich<br />
zunehmend für deutsche Unternehmen.<br />
Welche Entwicklungen<br />
sehen Sie hier?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Das Interesse<br />
chinesischer Investoren<br />
an deutschen Zielgesellschaften<br />
hat in den letzten Jahren deutlich<br />
zugenommen und ist weiterhin<br />
ungebrochen. Den Beginn nahm<br />
die Welle chinesischer Investitionen<br />
in Deutschland mit dem Kauf<br />
deutscher Automobilzulieferer aus<br />
der Insolvenz. Als Beispiel ist hier<br />
etwa der Erwerb des Türschloss-<br />
Herstellers Kiekert aus der Insolvenz<br />
durch die chinesische Hebei<br />
Lingyun zu nennen. Investitionen<br />
in die wirtschaftlich angeschlagene<br />
Solarenergie-Branche wie<br />
der Erwerb des Solarunternehmens<br />
Sunways durch den chinesischen<br />
Wettbewerber LDK Solar<br />
folgten. Der Kauf des Pumpenproduzenten<br />
Putzmeister für ca. 360<br />
Millionen Euro durch den Baumaschinenhersteller<br />
Sany Heavy Industry<br />
zusammen mit dem ebenfalls<br />
chinesischen Private Equity<br />
Investor Citic PE schließlich betraf<br />
nicht nur eine neue Branche, sondern<br />
erreichte auch eine neue Größenordnung;<br />
die Beteiligung eines<br />
Finanzinvestors an der Transaktion<br />
zeigte zudem eine andere<br />
Qualität. Mit dem Einstieg der zur<br />
Shandong Heavy Industry Group<br />
gehörenden Weichai Power bei<br />
Kion, dem Wiesbadener Hersteller<br />
von Gabelstaplern, mit einem<br />
Volumen von insgesamt rund 740<br />
Millionen Euro kam es schließlich<br />
zum bislang größten chinesischen<br />
Direktinvestment in Deutschland.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Welche Branchen<br />
sind besonders attraktiv, und<br />
warum?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Grundsätzlich<br />
genießt “Made in Germany”<br />
in China einen guten<br />
Ruf. Bislang konzentrieren sich<br />
die Akquisitionen chinesischer<br />
Investoren jedoch auf Sektoren,<br />
die im Zentrum der chinesischen<br />
Wirtschaftsentwicklung stehen;<br />
die Automobil-, die Bau- und die<br />
Solarbranche. Dieser Sektorfokus<br />
bricht jedoch zunehmend auf.<br />
Dr. Michael J. Ulmer, LL.M.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Was unterscheidet<br />
das Kion-Investment von den<br />
vorangegangenen chinesischen<br />
Investitionen in Deutschland?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Mit der<br />
Kion-Transaktion wurde Neu-<br />
5<br />
Allen & Overy LLP
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
land betreten. Neben dem großen<br />
Volumen unterscheidet sich<br />
die Transaktion auch durch ihre<br />
komplexe Struktur von den bisherigen<br />
chinesischen Investments<br />
in Deutschland. Die Beteiligung<br />
erfolgte im Weg einer Kapitalerhöhung<br />
der Kion Group GmbH,<br />
die mit einem Beteiligungserwerb<br />
am Hydraulik-Geschäft von Kion<br />
kombiniert war. Daneben wurden<br />
Aufstockungsrechte beim mittlerweile<br />
erfolgreich durchgeführten<br />
IPO von Kion sowie eine strategische<br />
Kooperation der Parteien in<br />
verschiedenen anderen Bereichen<br />
vereinbart. Die Kion-Transaktion<br />
zeigt, dass chinesische Investoren<br />
mittlerweile ohne Einschränkungen<br />
im deutschen M&A-Markt<br />
angekommen sind. Der Branchen-<br />
Fokus ist aufgelöst und weder<br />
signifikante Transaktionsvolumina<br />
noch komplexe Strukturen<br />
stehen weiteren Investitionen im<br />
Weg. Vor dem Hintergrund, dass<br />
Shandong Heavy Industry zu Beginn<br />
des letzten Jahres den italienischen<br />
Yacht-Hersteller Ferretti<br />
übernommen hat, die chinesische<br />
Fosun Gruppe schon länger eine<br />
signifikante Beteiligung am französischen<br />
Touristik-Unternehmen<br />
Club Med hält und zu einem<br />
Konsortium für den möglichen<br />
Erwerb der BHF-Bank gehört, ist<br />
mit Spannung zu erwarten, in<br />
welchen Branchen chinesische<br />
Misch-Konzerne und Beteiligungsgesellschaften<br />
zukünftig in<br />
Deutschland aktiv werden.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Ist zu erwarten,<br />
dass dies ein Beispiel für künftige<br />
Transaktionen sein wird oder eine<br />
Ausnahme?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Bei der<br />
Kion-Transaktion hat ein chinesischer<br />
Investor bewiesen, dass er<br />
auf von der Situation vorgegebene,<br />
komplexe Strukturen reagieren<br />
kann. Früher wäre ein Investor<br />
aus China in einem solchen Fall<br />
noch zurück geschreckt; für mich<br />
ein klares Zeichen dafür, dass der<br />
Erfahrungsschatz wächst und<br />
mittlerweile jeder Transaktionstypus<br />
möglich ist.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Was meinen Sie<br />
mit „Der Branchen-Fokus ist aufgelöst“?<br />
Was hat dies für Konsequenzen<br />
für künftige M&A aus<br />
deutscher Sicht?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Nachdem<br />
chinesische Investoren anfänglich<br />
in Industrien investiert haben,<br />
die im Zentrum der allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Entwicklung in<br />
China stehen, insbesondere in<br />
die Automobil-, die Bau- und die<br />
Solarindustrie, würde ich nun<br />
zunehmend Transaktionen außerhalb<br />
dieses Branchen-Fokus<br />
erwarten. Dem deutschen M&A-<br />
Markt kann das nur gut tun.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Welche Herausforderungen<br />
stellen sich bei<br />
chinesischen Investitionen in<br />
Deutschland?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Leider<br />
sind chinesische Investitionen<br />
für deutsche Unternehmen noch<br />
immer mit gewissen Unsicherheiten<br />
behaftet. Die Prozesse mit<br />
Erwerbsinteressenten aus China<br />
dauern häufig länger als mit Investoren<br />
aus anderen Ländern.<br />
Dazu kommt, dass chinesische<br />
Behörden verschiedene Genehmigungen<br />
erteilen müssen, bevor<br />
ein Auslandsinvestment durchgeführt<br />
werden kann. Bei Vertragsschluss<br />
ist es deshalb nicht immer<br />
sicher, dass die Transaktion<br />
mit einem chinesischen Erwerber<br />
auch tatsächlich erfolgreich<br />
durchgeführt werden kann. In<br />
Konkurrenzsituationen wie etwa<br />
den häufig durchgeführten Bieterverfahren<br />
haben chinesische<br />
Investoren deshalb noch häufig<br />
mit diesen Wettbewerbs-Nachteilen<br />
zu kämpfen.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Um welche Art<br />
Genehmigungen handelt es sich<br />
dabei?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Das ist für<br />
Außenstehende leider nicht immer<br />
eindeutig ersichtlich. Grundsätzlich<br />
scheinen jedoch der Vertragsschluss<br />
und die Zahlung des<br />
Kaufpreises genehmigungsbedürftig.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Wie kann einem<br />
Scheitern der Transaktion nach<br />
Vertragsschluss vorgebeugt werden?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Im Kaufvertrag<br />
wird vereinbart, dass die<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Transaktion nicht durchgeführt<br />
wird, sofern erforderliche und im<br />
Vertrag möglichst genau beschriebene<br />
Genehmigungen ausbleiben.<br />
Das bietet zwar einen gewissen<br />
Schutz, hat für den Verkäufer aber<br />
bedeutende Nachteile. Er hat das<br />
Unternehmen auf den Käufer eingeschworen<br />
und sich gegen andere<br />
Kaufinteressenten entschieden.<br />
Wird die Transaktion dann nicht<br />
vollzogen, führt dies üblicherweise<br />
zu einer nachhaltigen Minderung<br />
des Unternehmenswerts.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Welche Ratschläge<br />
geben Sie Ihren Mandanten?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: Chinesischen<br />
Mandanten rate ich, auf<br />
Transparenz zu setzen und bereits<br />
zu Beginn des Verfahrens auf Umstände<br />
hinzuweisen, die Einfluss<br />
auf den Verkaufsprozess haben<br />
könnten. Das nimmt Unsicherheit<br />
und schafft Vertrauen beim<br />
Vertragspartner. Deutsche Mandanten<br />
weise ich früh auf diese<br />
vom chinesischen Investor selbst<br />
nicht zu ändernden Umstände<br />
hin. Häufig führt das dazu, dass<br />
chinesischen Interessenten in<br />
Verkaufsprozessen ein zeitlicher<br />
Vorschub gewährt wird, so dass<br />
sie anderen Erwerbern gegenüber<br />
nicht zu stark benachteiligt sind.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Wieviel Zeitvorlauf<br />
bietet sich für chinesische Interessenten<br />
daher an?<br />
Dr. Michael J. Ulmer: M&A-<br />
Prozesse sollten grundsätzlich zügig<br />
abgewickelt werden. Ein zeitlichen<br />
Vorauf von vier bis sechs<br />
Wochen ist bei professioneller Planung<br />
jedoch häufig möglich. <br />
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Teurere Rohstoffbeschaffung<br />
dank chinesischer FDI?<br />
Gespräch mit Ludwig Goebl, Managing Director China &<br />
Head of Operations Asia/Pacific von Kerkhoff Consulting,<br />
über die Konsequenzen chinesischer Direktinvestitionen<br />
für die Beschaffungspolitik.<br />
Von Dr. Doreén Pick<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Der chinesische<br />
Staat und chinesische Unternehmen<br />
investieren zunehmend außerhalb<br />
ihres eigenen Landes. In<br />
den letzten Monaten und Jahren<br />
erfolgten Direktinvestitionen<br />
vor allem in Infrastruktur- und<br />
Rohstoffmärkten. Während<br />
insbesondere die USA, Afrika<br />
und ausgewählte asiatische<br />
Länder hohe Zuflüsse von FDI<br />
aus China verzeichnen, könnte<br />
sich der Trend auch in Richtung<br />
Deutschland entwickeln. Inwieweit<br />
haben die chinesischen FDI<br />
heute bereits Einfluss auf die<br />
Beschaffung von Rohstoffen für<br />
deutsche Unternehmen?<br />
Ludwig Goebl: Die aktuellen<br />
Projektsituationen zeigen bereits<br />
folgendes Bild: Deutsche Hersteller<br />
müssen Verteuerungen<br />
besonders zum beim Thema<br />
“seltene Erden” hinnehmen. So<br />
muss der deutsche Hersteller von<br />
Elektromotoren die benötigten<br />
Magnete und Spulen mit hohen<br />
Preissteigerungen Jahr für Jahr<br />
zumeist aus dem asiatischen<br />
Raum schon aufgrund der bereits<br />
vorhandenen Produktionsherrschaft<br />
beziehen. Entsprechend<br />
ist eine Verschärfung dieser Situation<br />
durch die weitere Konzentration<br />
der Rohstoffsituation<br />
über anhaltende Investitionen<br />
aus dem asiatischen Raum zu erwarten.<br />
Die Direktinvestitionen<br />
(FDI) werden aus China heraus<br />
mit unterschiedlichen Strategien<br />
vorgenommen. In der aktuellen<br />
Situation sind u.a. Afrika und<br />
Australien die Kernländer dieser<br />
Investitionen in Bezug auf<br />
Bodenschätze. Die Strategie für<br />
Länder wie Afrika besteht im<br />
ersten Schritt darin, durch infrastrukturelle<br />
Unterstützung und<br />
kulturellen Transfer (Sprache,<br />
Ludwig Goebl, Managing Director<br />
China & Head of operations Asia/<br />
Pacific von Kerkhoff Consulting<br />
Schulen) eine engere Beziehung<br />
zu China aufzubauen. In Australien<br />
hingegen wird schon seit<br />
dem Jahre 2009 von staatlicher<br />
als auch privater Seite versucht,<br />
Anteile, aber auch ganze Minen<br />
von namhaften Unternehmen<br />
wie OZ Minerals oder Rio Tinto,<br />
unter chinesische Kontrolle zu<br />
7<br />
Kerkhoff Consulting
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
bringen. Teilweise wurden diese<br />
Geschäfte bereits vollzogen.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: In welchen Branchen<br />
beobachten Sie besonders<br />
große Konsequenzen für die Rohstoffbeschaffung?<br />
Inwieweit ist<br />
die Relevanz der Sicherung des<br />
Zugangs zu Rohstoffen in den<br />
deutschen Managementetagen<br />
angekommen?<br />
Ludwig Goebl: Es ist besonders<br />
im Mittelstand nicht unüblich,<br />
strategische Verträge direkt über<br />
das Management in Abstimmung<br />
mit dem Einkauf, Vertrieb und<br />
Produktion zu erarbeiten und abzuschließen.<br />
Beauftragungen für<br />
Marktrecherche und Aufbau von<br />
Alternativlieferanten werden deshalb<br />
auch bei speziellen Einkaufsberatungen<br />
vermehrt<br />
über das Management angestoßen.<br />
Die Elektronikbranche<br />
und in diesem Zusammenhang<br />
die Automotive<br />
Branche und Telekommunikation<br />
sind Hauptfelder mit verschärften<br />
Aufgabenstellungen und Konsequenzen<br />
aufgrund investitionsgetriebener<br />
Marktveränderungen<br />
im Rohstoffsektor. Der Einkauf<br />
wird diesbezüglich, besonders<br />
nach dem Krisenjahr 2009 und<br />
dessen Konsequenzen für die Versorgungssituation<br />
im Jahre 2010,<br />
in diesen Unternehmen als Managementaufgabe<br />
betrachtet.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Welchen Herausforderungen<br />
sehen sich deutsche<br />
Unternehmen daher heute bereits<br />
in ihrer Beschaffung ausgesetzt?<br />
Ludwig Goebl: Es gibt einige Beispiele<br />
im Rohstoffsektor, bei denen<br />
schon vor einiger Zeit quasimonopolistische<br />
Situationen in verschiedenen<br />
Regionen herrschten.<br />
Die “seltene Erde” Neodym wird<br />
als Rohstoff für starke Magnete für<br />
Kopfhörer, mobile Applikationen,<br />
Windkraftanlagen usw. benötigt.<br />
China mit dem Hauptvolumen der<br />
Weltproduktion ist für dieses Material<br />
im “drivers seat”, wenn sich<br />
Fragestellungen zum Thema Preise<br />
und Kosten stellen. Hierbei ist<br />
natürlich ein strategischer Weg der<br />
Beschaffung für betroffene Unternehmen<br />
unumgänglich. Dadurch<br />
rücken Aufgabenstellungen, wie<br />
die Sicherstellung der Versorgung<br />
und die maximale Ausnutzung der<br />
eigenen Marktmacht zur Preisgestaltung,<br />
in den Vordergrund. Es<br />
gibt vielfältige Maßnahmen, die<br />
sinnvoll sind wie z.B. eine unternehmensübergreifende<br />
Einkaufskooperation,<br />
spezielle Schulungen<br />
der Mitarbeiter, aber auch der Aufbau<br />
eines Einkaufsbüros vor Ort<br />
im chinesischen Markt. Die Basis<br />
ist hierbei das Einbeziehen von<br />
kundigen Marktteilnehmern am<br />
Standort mit bereits vorhandenem<br />
Beziehungsnetzwerk, Erfahrung<br />
im Aufbau von Einkaufsbüros,<br />
der Suche nach chinesischen Mitarbeitern<br />
und sprachlichen Fertigkeiten.<br />
“Präsenz, Verhandlungsgeschick und<br />
das Ausschöpfen von Möglichkeiten<br />
in der Supply Chain sind gefragt“<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Was können deutsche<br />
Unternehmen heute konkret<br />
tun, um sich weiterhin den Zugang<br />
zu wichtigen Rohstoffen und<br />
folglich auch zu kalkulierbaren<br />
Kosten zu sichern? Wie sieht Ihre<br />
Aufgabe als Beratung in diesem<br />
Kontext aus?<br />
Ludwig Goebl: Wer denkt, über<br />
ein 3-stufiges Händlersystem<br />
aus Deutschland heraus optimale<br />
Preise für Materialien aus dem<br />
Rohstoffsektor zu erzeugen wird<br />
bitter enttäuscht. Es ist Präsenz,<br />
Verhandlungsgeschick und das<br />
Ausschöpfen von Möglichkeiten<br />
in der Supply Chain über die unterschiedlichen<br />
Märkte gefragt.<br />
Als Beratungsunternehmen mit<br />
über 10-jähriger Erfahrung im asiatischen<br />
Raum zählt zu unseren<br />
Aufgaben, Vertrauen zwischen<br />
den Beteiligten aufzubauen, unnötige<br />
Händlerstufen abzubauen,<br />
den gesamten asiatischen Markt<br />
als Sourcingraum für Alternativen<br />
zu erforschen und ggf. im direkten<br />
Gespräch langfristige, strategische<br />
Partnerschaften zu fixieren.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Wie schätzen Sie<br />
die künftige Entwicklung der chinesischen<br />
Investitionen ein? Was<br />
könnte dies für deutsche Unternehmen<br />
langfristig bedeuten?<br />
Ludwig Goebl: Es ist von einem<br />
progressiven Wachstum auszugehen.<br />
Langfristig könnte dies<br />
für deutsche Unternehmen eine<br />
direkte Annäherung an die chinesische<br />
Kultur und engere<br />
Verwebung mit asiatischen Unternehmen<br />
bedeuten. Die Kostensituation<br />
der Rohstoffe wird<br />
sich für deutsche Unternehmen<br />
verschärfen. Neben der hervorragenden<br />
finanziellen Situation hat<br />
die chinesische Regierung in den<br />
letzten Jahren versucht, alle Voraussetzungen<br />
für einfache und<br />
schnelle Investitionen ins Ausland<br />
zu schaffen. Dafür stehen nicht nur<br />
der zwölfte Fünf-Jahresplan der<br />
chinesischen Regierung, sondern<br />
auch politische Maßnahmen<br />
und Institutionen, welche<br />
eigens dafür aufgebaut wurden.<br />
Wichtige Meilensteine<br />
dafür waren: Das MOC (Ministry<br />
of Commerce China)<br />
übernimmt die Go-out-of-China<br />
Politik. Dafür werden Investitionen<br />
in den Feldern Energie, High<br />
Technology und Rohmaterialien<br />
subventioniert. Das SAFE (State<br />
Administration of Foreign Exchange)<br />
vergibt eine Garantie für<br />
Investoren auf schnellen Zugriff<br />
auf ausländische Devisen.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Und schließlich:<br />
Geht eine solche „Gefahr“ auch<br />
von anderen Ländern als nur China<br />
aus? Wenn ja, von welchen?<br />
Ludwig Goebl: Die USA und<br />
Russland hatten noch vor einer<br />
chinesischen Investitionswelle<br />
den Vorteil Rohstoff erkannt. Diese<br />
Länder versuchen auch weiterhin<br />
über bereits vorliegende globale<br />
Präsenz den Einfluss und Investitionen<br />
in Regionen mit Rohstoffen<br />
zu bündeln. Ein aktuelles Beispiel<br />
dafür ist die Anstrengung der<br />
russischen Regierung in der Antarktis.<br />
Dieser Umstand wird weiterhin<br />
erhalten bleiben. <br />
Kerkhoff Consulting GmbH<br />
Ludwig Goebl<br />
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8
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Chinesische Rohstoffinvestitionen<br />
Gespräch mit Dipl.-Geol. Michael Schmidt, Deutsche Rohstoffagentur<br />
(DERA) und Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />
Rohstoffe (BGR) über die Entwicklung der Rohstoffsituation<br />
Von Dr. Doreén Pick<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Der chinesische<br />
Staat und chinesische Unternehmen<br />
investieren zunehmend außerhalb<br />
ihres eigenen Landes. In<br />
den letzten Monaten und Jahren<br />
erfolgten Direktinvestitionen<br />
(FDI) vor allem in Bergbau- und<br />
Infrastrukturprojekte. Welchen<br />
Einfluss haben sie auf die Rohstoffmärkte?<br />
Michael Schmidt: Die Investitionen<br />
chinesischer Firmen in<br />
weltweite Explorations- und<br />
Bergbauprojekte im Metallbereich<br />
betrugen in den letzten<br />
zehn Jahren rund 42 Milliarden<br />
US$. Sie sind von etwa<br />
530 Millionen US$ im Jahr<br />
2004 auf etwa 10,2 Milliarden US$<br />
im Jahr 2008 gestiegen. Aufgrund<br />
der Finanzkrise fielen die chinesischen<br />
Investitionen im weltweiten<br />
Bergbausektor, im Jahr 2012<br />
lagen sie bei etwa 3,5 Milliarden<br />
US$. Die größten Investitionen<br />
erfolgten in Afrika (ca. 31%), Australien<br />
(ca. 30%) und Südamerika<br />
(ca. 11%) mit Fokus auf die für die<br />
Volkswirtschaft wichtigen metallischen<br />
Rohstoffe Eisenerz, Kupfer,<br />
Zink und Nickel. Investitionen in<br />
den europäischen und damit auch<br />
deutschen Bergbausektor spielten<br />
dagegen nur eine untergeordnete<br />
Rolle. Im Jahr 2012 beteiligten sich<br />
chinesische Firmen beispielsweise<br />
an einem Kupferprojekt in der Slowakei<br />
und Spanien. Insgesamt lagen<br />
die chinesischen FDI im Jahr<br />
2012 deutlich unter den globalen<br />
Kapitalausgaben großer Bergbaukonzerne<br />
wie beispielsweise Rio<br />
Tinto (ca. 15,6 Mrd. US$), Vale (ca.<br />
13,8 Mrd.. US$) oder GlencoreXstrata<br />
(ca. 9 Mrd. US$) (ohne Energierohstoffe).<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Welche Rohstoffmärkte<br />
sind besonders betroffen?<br />
Welche werden künftig betroffen<br />
sein? Welche Preissteigerungen<br />
sind evtl. schon beobachtbar?<br />
Michael Schmidt: Über die letzten<br />
Jahrzehnte ist China zu einem<br />
bedeutenden Rohstofflieferanten<br />
aufgestiegen, dessen Dominanz<br />
sich nicht nur auf den Bergbau<br />
beschränkt, sondern auch zunehmend<br />
auf die weitere Wertschöpfungskette<br />
einzelner Rohstoffe<br />
„Wichtig ist die Marktbeobachtung,<br />
um frühzeitig potentielle<br />
Preis- und Lieferrisiken<br />
zu erkennen“<br />
erstreckt. So dominiert China beispielsweise<br />
den Markt für Seltene<br />
Erden, Antimon, Wolfram, Magnesium,<br />
Indium und Zinn sowie<br />
für zahlreiche Industrieminerale<br />
wie Graphit und Fluorit. Der Preis<br />
bzw. die Preisentwicklung dieser<br />
Rohstoffe ist wenig kalkulierbar.<br />
Diese Situation wird sich aufgrund<br />
geringer Bergwerkskapazitäten<br />
außerhalb Chinas in den kommenden<br />
Jahren nicht signifikant<br />
verändern. Damit verbunden sind<br />
Preis- und Lieferrisiken. Darüber<br />
hinaus bauen chinesische Unternehmen<br />
ihre Marktposition bei<br />
Rohstoffen wie z.B. Seltene Erden,<br />
Antimon und Wolfram weiter aus.<br />
Hier wird mittelfristig weiterhin<br />
eine enge Kooperation mit chinesischen<br />
Unternehmen notwendig<br />
sein. Gleichzeitig hat sich China<br />
bei vielen Rohstoffen vom Exporteur<br />
zum einem großen Importeur<br />
entwickelt. Dies übt Druck auf den<br />
gesamten Markt aus.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Welchen Herausforderungen<br />
sehen sich deutsche<br />
Unternehmen daher heute bereits<br />
in ihrer Beschaffung ausgesetzt?<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Michael Schmidt: Aus Sicht<br />
deutscher Unternehmen stellen<br />
hohe Rohstoffpreise und Preisvolatilitäten,<br />
der zum Teil unsichere<br />
Zugang zu Rohstoffquellen sowie<br />
Wettbewerbsverzerrungen auf<br />
den Rohstoffmärkten Schwachstellen<br />
in der Beschaffung und somit<br />
für die Wertschöpfung dar.<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Was können deutschen<br />
Unternehmen heute konkret<br />
tun, um sich weiterhin den<br />
Zugang zu wichtigen Rohstoffen<br />
und folglich auch zu kalkulierbaren<br />
Kosten zu sichern?<br />
Michael Schmidt: Besonders<br />
wichtig in diesem Zusammenhang<br />
ist die Beobachtung des jeweiligen<br />
Marktes um frühzeitig potentielle<br />
Preis- und Lieferrisiken zu erkennen.<br />
Basierend auf dieser Grundlage<br />
können neben den üblichen<br />
Instrumenten im Einkauf<br />
Ausweichstrategien für die<br />
Beschaffung entwickelt werden.<br />
In stark konzentrierten<br />
Märkten bietet es sich gegebenenfalls<br />
an, Lieferquellen<br />
zu diversifizieren oder mit<br />
Dipl.-Geol. Michael Schmidt<br />
Partnern innerhalb der Wertschöpfungskette<br />
langfristig neue<br />
Lieferanten aufzubauen. Hierbei<br />
spielt die Nutzung geeigneter Finanzierungsinstrumente<br />
wie die<br />
Garantien für Ungebundene Finanzkredite<br />
(UFK) oder das Explorationsförderprogram<br />
der Bundesregierung<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Substitution, Recycling und Materialeffizienz<br />
im Unternehmen<br />
sind ebenfalls wichtige Themen<br />
für die Sicherung des Standortes<br />
Deutschland.<br />
9<br />
Bild: DERA
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>: Wie schätzen Sie<br />
die künftige Entwicklung der<br />
chinesischen Direktinvestitionen<br />
ein?<br />
Michael Schmidt: China wird<br />
sich aufgrund seiner fortschreitenden<br />
Industrialisierung und<br />
des damit verbundenen Rohstoffbedarfs<br />
auch weiterhin Rohstoffquellen<br />
im Ausland sichern und<br />
die Wertschöpfungskette im eigenen<br />
Land ausbauen. Für deutsche<br />
Unternehmen bedeutet dies,<br />
ihre Material- und Rohstoffbedarf<br />
langfristig und strategisch zu planen<br />
und in der Verarbeitung weiterhin<br />
auf High-Tech-Produkte<br />
„Made in Germany“ zu setzen. <br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Deutsche Rohstoffagentur (DERA)<br />
Fachbereich B1.1<br />
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und Rohstoffe (BGR)<br />
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Email: michael.schmidt@bgr.de<br />
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Freihandelsabkommen<br />
beflügeln den flauen Welthandel<br />
Von Ernst Leiste und Helmut Kahlert<br />
BONN (gtai). Die Vielzahl<br />
weltweit geschlossener Freihandelsabkommen<br />
(FHA) trägt dazu<br />
bei, dass der schwächelnde Welthandel<br />
noch moderat zunimmt.<br />
Trotz anhaltender Euro-Krise,<br />
nachlassender Wachstumsraten<br />
in vielen Schwellenländern<br />
und der Sorge, dass auch bei<br />
der im Dezember anstehenden<br />
9. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) in<br />
Bali kein rascher Durchbruch<br />
erzielt wird, legt der Welthandel<br />
2013 voraussichtlich noch um<br />
2,5% zu. Im April waren von der<br />
WTO immerhin plus 3,3% erwartet<br />
worden.<br />
Angesichts der erst langsam<br />
einsetzenden Erholung im Euro-<br />
Raum wurde auch die Vorhersage<br />
für den Welthandel im Jahr 2014<br />
von 5,0 auf 4,5% gekürzt. Wegen<br />
der mäßigen Fortschritte bei der<br />
Liberalisierung des multilateralen<br />
Handelssystems hat der neue Generaldirektor<br />
der WTO, Roberto<br />
Azevêdo, in seiner Antrittsrede<br />
vor dem Generalrat der Handelsorganisation<br />
eindringlich vor einem<br />
Scheitern der Bali-Konferenz gewarnt.<br />
Das weitere Vordringen<br />
von FHA werde vor allem zu Lasten<br />
der kleinen und schwächsten<br />
Staaten der Welt gehen.<br />
Aufgrund der rasch zunehmenden<br />
Internationalisierung der<br />
industriellen Verarbeitung hat<br />
WTO erwartet 2013<br />
nur noch 2,5% Zuwachs im<br />
globalen Warenverkehr<br />
sich der Welthandel in den zehn<br />
Jahren von 2003 bis 2012 auf 36<br />
Billionen US$ nahezu verdreifacht.<br />
Rechnet man den Dienstleistungsverkehr,<br />
der bei Ex- und<br />
Importen mit jeweils mehr als 4<br />
Billionen US$ zu Buche schlägt,<br />
hinzu, ergibt sich für 2012 ein<br />
Gesamtwert für den globalen Waren-<br />
und Dienstleistungsverkehr<br />
über 44 Billionen US$. Nach Berechnungen<br />
der WTO ist der internationale<br />
Waren- und Dienstleistungsverkehr<br />
trotz mehrerer<br />
Finanzkrisen seit 2005 um 8% p.a.<br />
gewachsen.<br />
Obwohl die deutschen Waren-<br />
Ex- und Importe 2012 zusammengefasst<br />
bereits die stattliche Zahl<br />
von 2,57 Billionen US$ erreicht<br />
haben, trug der ehemalige Exportweltmeister<br />
Deutschland 2012 mit<br />
Ausfuhren von 1.407 Milliarden<br />
US$ nur noch 7,7% zu den Weltexporten<br />
bei. 2002 betrug der Anteil<br />
an den Weltausfuhren noch 9,5%<br />
(allerdings beliefen sich die deutschen<br />
Exporte damals nur auf 613<br />
Mrd. US$). Gleichzeitig ist der<br />
Exportanteil Chinas von nur 5%<br />
im Jahr 2002 auf 11,2% (2012) emporgeschnellt.<br />
Die Ausfuhren aus<br />
dem Reich der Mitte in alle Welt<br />
“explodierten” von 325 Milliarden<br />
US$ auf inzwischen 2,05 Billionen<br />
US$.<br />
Weltweiter Trend zu<br />
Freihandelsabkommen<br />
Da bei der Doha-Runde seit inzwischen<br />
über zehn Jahren kein<br />
Durchbruch erzielt werden konnte,<br />
bleibt der weltweite Trend zu<br />
bilateralen und regionalen Freihandelsabkommen<br />
ungebrochen.<br />
Inzwischen haben immer mehr<br />
Wettbewerber der deutschen Industrie<br />
vielfältige bi- oder multilaterale<br />
Freihandelsabkommen geschlossen.<br />
Erst jüngst nahm auch<br />
die EU mit den USA Verhandlungen<br />
über eine transatlantische<br />
Handels- und Investment Partnerschaft<br />
(TTIP) auf, die zwischen<br />
den zwei stärksten Wirtschaftsräumen<br />
der Welt nicht-tarifäre<br />
Handelshemmnisse reduzieren<br />
und zur Internationalisierung der<br />
kleinen und mittleren Unternehmen<br />
beitragen soll.<br />
Zu den derzeit weltweit bestehenden<br />
FHA liegen häufig kaum<br />
belastbare und strukturierte Informationen<br />
vor. Germany Trade<br />
& Invest hat daher Mitte 2013 in<br />
enger Abstimmung mit dem Verband<br />
Deutscher Maschinen- und<br />
Anlagenbau (VDMA) die wichtigsten<br />
Wettbewerber, die gleichzeitig<br />
auch die Hauptabsatzmärkte<br />
der deutschen Industrie<br />
darstellen - die VR China, Indien,<br />
Japan, Südkorea und die USA -<br />
mit ihrem Netzwerk getroffener<br />
Freihandelsabkommen näher untersucht.<br />
Ergänzt wurde die Analyse<br />
um die EFTA-Staaten Schweiz<br />
und Norwegen.<br />
10
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Exporte in<br />
FHA-Partnerländer<br />
Die Untersuchung zeigt, dass<br />
in den untersuchten Ländern, die<br />
Exporte in FHA-Partnerländer<br />
überdurchschnittlich wachsen.<br />
So haben sich Chinas Exporte in<br />
Länder, mit denen ein Abkommen<br />
besteht, dynamischer entwickelt<br />
als der Gesamthandel<br />
der Volksrepublik. Zum Beispiel<br />
floriert die Ausfuhr in die vier<br />
südostasiatischen Abnehmerländer<br />
Indonesien, Philippinen, Malaysia<br />
und Thailand seit Inkrafttreten<br />
der China-ASEAN-Free<br />
Trade Area 2010 bestens. Mit den<br />
größten Handelspartnern ASE-<br />
AN und Taiwan schlagen sich die<br />
niedrigeren Einfuhrhürden auch<br />
in höheren Maschinenexporten<br />
nieder. Besonders deutlich zeigt<br />
sich der “FHA-Effekt” auch im<br />
Falle Chiles oder Perus.<br />
Das FHA mit der ASEAN wird<br />
auch die Handelsverflechtungen<br />
Indiens mit der Südostasienregion<br />
intensivieren. Zu den Profiteuren<br />
des Abkommens zählen die Maschinenexporteure.<br />
Indiens Maschinenlieferungen<br />
in die ASE-<br />
AN-Region entwickelten sich 2011<br />
und 2012 schneller als die Maschinenexporte<br />
insgesamt.<br />
Der Abschluss des japanischen<br />
FHA mit Thailand, größter ASE-<br />
AN-Abnehmer von Maschinen,<br />
hat sowohl die Exporte allgemein<br />
als auch die Maschinenausfuhr im<br />
Besonderen beflügelt. Zwischen<br />
2006, dem Jahr vor Inkrafttreten<br />
des Abkommens, und 2012 erhöhten<br />
sich die Gesamtausfuhren um<br />
30,9%. Gleichzeitig stiegen die Maschinenlieferungen<br />
um 59,8%. Japans<br />
Ausfuhren nach Indonesien,<br />
zweitgrößter ASEAN-Kunde, erhöhten<br />
sich gleichzeitig um 52,1%.<br />
Auch die Ausfuhren Koreas in<br />
die drei wichtigsten Partnerregionen,<br />
mit denen außerhalb der<br />
EU Freihandelsabkommen bestehen,<br />
entwickelten sich in den<br />
vergangenen Jahren schneller<br />
als die gesamten Warenexporte<br />
des Landes. Dies gilt insbesondere<br />
für die ASEAN-Staaten, aber<br />
auch für das erste Jahr des FHA<br />
mit den USA. Das Abkommen mit<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
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den USA verschafft koreanischen<br />
Anbietern Zollvorteile gegenüber<br />
deutschen Firmen. So werden bis<br />
2021 alle Einfuhrzölle auf Maschinen<br />
aus Korea abgebaut. Relevant<br />
ist dies etwa bei Werkzeugmaschinen,<br />
wo ohne FHA kaum ein<br />
Produkt zollfrei eingeführt werden<br />
kann.<br />
Seit dem In-Kraft-Treten der<br />
NAFTA-Vereinbarungen 1994 hat<br />
sich der Gesamtwert der US-amerikanischen<br />
Warenausfuhren nach<br />
Mexiko und Kanada mehr als verdreifacht.<br />
Der weltweite Außenhandel<br />
des EFTA-Mitglieds Schweiz hat<br />
von 1988 bis 2008 pro Jahr um<br />
5,7% zugenommen, während der<br />
Handel mit Freihandelspartnern<br />
im Durchschnitt in den ersten<br />
vier Jahren nach Inkrafttreten des<br />
jeweiligen Abkommens um über<br />
10,5% pro Jahr wuchs. Seit dem<br />
Abschluss und der Unterzeichnung<br />
eines umfangreichen FHA<br />
mit der VR China erhoffen sich<br />
Schweizer Industriebetriebe aller<br />
Branchen eine deutliche Verbesserung<br />
ihrer Marktposition gegenüber<br />
EU-Konkurrenten.<br />
Einige bedeutende Handelspartner<br />
sind nach dem Abschluss<br />
von FHA im Exportranking Norwegens,<br />
einem weiteren EFTA-<br />
Land, weiter nach oben geklettert,<br />
allen voran Südkorea von der 16.<br />
(2008) an die 9. Stelle (2012).<br />
Generell belegt die Untersuchung,<br />
dass deutsche Unternehmen<br />
bei ihrer strategischen Erschließung<br />
der Weltmärkte das<br />
umfassende Netzwerk bilateraler<br />
und regionaler Freihandelsabkommen<br />
im Blick haben sollten.<br />
Nur so kann gerade der exportorientierte<br />
deutsche Mittelstand seine<br />
High-Tech-Produkte optimal in<br />
die hochkomplexen internationalen<br />
Lieferketten einbringen. <br />
11
Wirtschaft in <strong>Asien</strong><br />
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China - Hongkong - Indonesien - Japan - Korea<br />
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Maschinen- und Anlagenbau in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - Japan- Korea - Indonesien - Malaysia - Philippinen<br />
- Singapur - Thailand - Vietnam<br />
Marktentwicklung, Produktion und Branchenstruktur, Außenhandel<br />
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<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Okt. 2013<br />
jetzt € 59,00<br />
statt 89,00<br />
Texte und Daten: März - August 2013<br />
Tabellen<br />
SWOT-Analyse, Außenhandelsdaten, Produktionsdaten, Investitionsprojekte,<br />
Import/Export, andere lokale Daten<br />
Anhang<br />
Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum bis Ende 2014<br />
103 Seiten, 74 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
Wirtschaft in DEn<br />
ASEAN-Staaten 2013<br />
Indonesien - Malaysia - Philippinen - Singapur - Thailand - Vietnam<br />
Allgemeine Wirtschaftsanalysen, umfangreiche Analysen der<br />
chemischen Industrie, Automobilindustrie und vom Arbeitsmarkt<br />
Pro<br />
Business<br />
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<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Sep. 2013<br />
jetzt € 55,00<br />
statt 85,00<br />
Wirtschaft in den ASEAN-Staaten 2013<br />
Indonesien - Malaysia - Philippinen - Singapur - Thailand - Vietnam<br />
Allgemeine Wirtschaftsanalysen, umfangreiche Analysen der<br />
chemischen Industrie, Automobilindustrie und dem Arbeitsmarkt<br />
Texte und Daten: März - August 2013<br />
Tabellen<br />
SWOT-Analyse, Außenhandelsdaten, Produktionsdaten, Investitionsprojekte,<br />
Import/Export, andere lokale Daten<br />
Anhang<br />
Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum Sep. 2013 bis Ende 2014<br />
143 Seiten, 135 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
Pro<br />
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Media<br />
Wirtschaft in Ostasien 2013<br />
China - Japan - Korea - Taiwan<br />
Allgemeine Wirtschaftsanalysen, umfangreiche Analysen der<br />
chemischen Industrie, Automobilindustrie und der Medizintechnik<br />
Juli 2013<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Wirtschaft in <strong>Asien</strong><br />
jetzt € 55,00<br />
statt 75,00<br />
Wirtschaft in Ostasien 2013<br />
China - Japan - Korea - Taiwan<br />
Allgemeine Wirtschaftsanalysen, umfangreiche Analysen der<br />
chemischen Industrie, Automobilindustrie und der Medizintechnik<br />
Texte und Daten: Januar - Juni 2013<br />
Tabellen<br />
SWOT-Analyse, Außenhandelsdaten, Produktionsdaten, Investitionsprojekte,<br />
Import/Export, andere lokale Daten<br />
Anhang<br />
Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum Juli 2013 bis Juni 2014<br />
104 Seiten, 102 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
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Wirtschaft in <strong>Asien</strong><br />
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Automobilindustrie<br />
in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - Indonesien - Japan - Korea<br />
Malaysia - Taiwan - Thailand - Vietnam<br />
Aug. 2013<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
jetzt € 39,00<br />
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Automobilindustrie in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China, Hongkong, Indonesien, Japan, Korea, Malaysia,<br />
Taiwan, Thailand, Vietnam<br />
Allgemeine Analyse der Automobilindustrie aller 9 Länder<br />
und weitere Themen<br />
Texte und Daten: Februar - Juli 2013<br />
Tabellen<br />
Verkaufsdaten, Produktionsdaten, Investitionsprojekte, Import/Export,<br />
andere lokale Daten<br />
Anhang<br />
Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum Sep.2013 bis Juni 2014<br />
64 Seiten, 61 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
MyanMar 2013<br />
Der Tigerstaat von morgen?<br />
Myanmar 2013<br />
Der Tigerstaat von morgen?<br />
Texte und Daten: Dez. 2012 bis April 2013<br />
Pro<br />
Business<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Media<br />
Wirtschaft in <strong>Asien</strong><br />
April 2013<br />
€ 49,00<br />
Inhalt<br />
Einführung, Wirtschaftsentwicklung, Infrastrukturplanungen, Auslandsinvestitionen,<br />
Geschäftspraxis, Telefon- und Internetdienste, Hotelboom, Nahrungsmittelsektor,<br />
Bekleidungsindustrie, Japan und Myanmar, Recht in Myanmar, Anhang (u.a. Allgemeine und<br />
Wirtschaftsdaten, Außenhandel Myanmar und mit Deutschland, nach SITC 2010, 2011, 2012;<br />
Behörden in Myanmar, Kontakte Nahrungsmittel-Industrie)<br />
48 Seiten, 22 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
Arbeitsmärkte in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China, Hongkong, Indien, Japan, Korea, Malaysia, Singapur,<br />
Thailand, Taiwan, Vietnam<br />
Feb. 2013 - 134 Seiten, 90 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 85,00<br />
Maschinen- und Anlagenbau in Osteuropa 2012<br />
Kroatien - Polen - Rumänien - Russland, Serbien, Slowenien, Tschechien - Ungarn<br />
Dez. 2012 - 110 Seiten, 64 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 75,00<br />
Chemische Industrie in <strong>Asien</strong> 2012<br />
China, Hongkong, Indien, Indonesien, Japan, Korea, Malaysia, Philippinen,<br />
Singapur, Taiwan,Thailand, Vietnam<br />
Sep. 2012 - 101 Seiten, 77 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 75,00<br />
Rohstoffe und Bergbau in <strong>Asien</strong> 2012<br />
- <strong>Strategische</strong> Metalle, Mineralien und weitere Rohstoffe -<br />
Mai 2012 - 96 Seiten, 61 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 69,00<br />
Arbeitsmärkte in Osteuropa 2012<br />
Belarus, Bulgarien, Estland, Georgien, Kasachstan, Kroatien, Lettland, Polen,<br />
Rumänien, Russland, Slovakei, Slovenien, Tschechien, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn<br />
Juli 2012 - 170 Seiten, 121 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 85,00<br />
Solar- und Windenergie in der VR China 2011<br />
September 2011 - 26 Seiten, 16 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 39,50<br />
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<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freihandelszone in Shanghai<br />
macht Hongkong Konkurrenz<br />
Schrittweise Liberalisierungen in Shanghai; Vorsprung<br />
von Hongkong weiterhin groß<br />
Von Achim Haug<br />
HONGKONG (gtai). Die wirtschaftliche<br />
Entwicklung der<br />
VR China ist 30 Jahre nach dem<br />
Beginn der Politik von Reform<br />
und Öffnung in eine neue Phase<br />
eingetreten. Mit verschiedenen<br />
Maßnahmen versucht die Führung,<br />
das Land auf den Pfad zu<br />
einer offeneren, auf Innovationen<br />
und Dienstleistungen aufbauenden<br />
Wirtschaft zu bringen.<br />
Premierminister Li Keqiang<br />
stößt mit neuen Sonderzonen<br />
Pilotprojekte für das Land an.<br />
Dies könnte mittelfristig Auswirkungen<br />
auf die Rolle Hongkongs<br />
für die chinesische Wirtschaft<br />
haben.<br />
Als die Umwandlung eines<br />
Teils Shanghais in eine Freihandelszone<br />
(FHZ) “nach dem Modell<br />
Hongkongs” angekündigt wurde,<br />
begann die Unruhe unter Politikern<br />
und Unternehmern in der<br />
ehemaligen Kronkolonie. Selbst<br />
Li Ka-Shing, einflussreicher Handelsunternehmer<br />
und Investor in<br />
<strong>Asien</strong>, äußerte sich zu dem Projekt<br />
und warnte die Hongkonger<br />
vor dem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Währenddessen überschlagen<br />
sich die Regierungen in<br />
der Hafenmetropole und in Beijing<br />
in ihren Versicherungen, die<br />
Zone habe keine negativen Effekte<br />
auf Hongkong.<br />
Die Bedeutung der am 29.9.2013<br />
eröffneten Freihandelszone in<br />
Shanghai wird von Beobachtern<br />
in eine Reihe mit der ersten Sonderwirtschaftszone<br />
in Shenzhen<br />
Anfang der 80er-Jahre und dem<br />
WTO-Beitritt der VR Chinas 2001<br />
gestellt. Die Zone soll dem Modell<br />
Hongkongs angelehnt sein, doch<br />
die Unterschiede sind immens.<br />
Viele der angekündigten Liberalisierungen<br />
dürften nur sehr vorsichtig<br />
und in längerer Frist umgesetzt<br />
werden.<br />
Noch immer ist Hongkong<br />
eine der wettbewerbsfähigsten<br />
Volkswirtschaften der Welt, und<br />
der Unterschied im Geschäftsumfeld<br />
bleibt offensichtlich. Die<br />
Hongkongs Geschäftsumfeld<br />
(Rang in internationalen Rankings)<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
2012 2013<br />
World competitiveness (IMD) 1 3<br />
Global competitiveness index (WEF) 11 9<br />
Ease of doing business index (World Bank) 2 2<br />
Index of economic freedom<br />
1 1<br />
(Heritage Foundation)<br />
Networked readiness index (WEF) 13 14<br />
Competitiveness amongst Chinese cities<br />
1 1<br />
(CASS) *)<br />
Corruption perceptions index (TI) *) 12 14<br />
*) Rang von 2011 und 2012<br />
Quellen: International Institute for Management Development (IMD),<br />
World Economic Forum, (WEF), The World Bank, Heritage<br />
Stadt bietet freie Flüsse von Waren<br />
und Kapital, ein transparentes<br />
und verlässliches Rechtsumfeld,<br />
ein niedriges Korruptionsniveau,<br />
eine effiziente Bürokratie, ein einfaches<br />
Steuersystem und eine hervorragende<br />
Infrastruktur.<br />
Seit 1997 die Staatshoheit Hongkongs<br />
an China übergeben wurde,<br />
hat sich die wirtschaftliche<br />
Integration mit der Volksrepublik<br />
intensiviert, und die Hafenmetropole<br />
bleibt der wichtigste Hub für<br />
das China-Geschäft. Nach Angaben<br />
der Regierung kamen 2012<br />
rund 62% der Reexporte Hongkongs<br />
aus China, 54% waren für<br />
dort bestimmt. Auch stammen<br />
46% der getätigten Direktinvestitionen<br />
im “Reich der Mitte” aus<br />
Hongkong. Die Dynamik in Festlandchina<br />
hat daher weiterhin<br />
große Auswirkungen auf Hongkongs<br />
Wirtschaft.<br />
Die Regierung der ehemaligen<br />
britischen Kronkolonie hat über<br />
zahlreiche Abkommen wie dem<br />
Closer Economic Partnership Agreement<br />
(CEPA) die Zusammenarbeit<br />
intensiviert. Der Aufstieg<br />
des Perlflussdeltas zur Werkbank<br />
der Welt wurde maßgeblich von<br />
Hongkonger Firmen getragen, die<br />
über der Grenze Produktionskapazitäten<br />
aufbauten beziehungsweise<br />
Sourcing und Handel perfektionierten.<br />
Infrastrukturausbau<br />
wie eine Brücke nach Zhuhai und<br />
Macau sowie eine Schnellzugstrecke<br />
nach Guangzhou sollen die<br />
Verbindungen weiter verbessern.<br />
Tourismussektor boomt in<br />
Hongkong<br />
Hongkongs Volkswirtschaft<br />
konnte daher mit hohen Wachstumsraten<br />
glänzen, der Staatshaushalt<br />
erwirtschaftet regelmäßig<br />
Überschüsse, und<br />
Arbeitslosigkeit ist kein Problem.<br />
Auf der anderen Seite haben Kapitalflüsse<br />
aus China die Immobilienpreise<br />
in der Stadt befeuert, der<br />
sichere Investitionsstandort lockt<br />
Anleger an. Auch wurde Inflation<br />
durch eingeführte Lebensmittel<br />
aus Festlandchina importiert.<br />
Zudem sorgen die chinesischen<br />
Touristenströme nicht nur für<br />
eine Belebung des Einzelhandels,<br />
14
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Hongkong im Überblick<br />
2011 2012 2013<br />
Bevölkerung (Mio.) 7,07 7,15 7,18<br />
Bruttoinlandsprodukt (in Mrd. US$) 248,2 261,8 273,6<br />
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (in US$) 35.100 36.600 38.100<br />
Bruttoinlandsprodukt-Wachstum (real) 4,9% 1,5% 2,5 bis<br />
3,5%<br />
Inflation 5,3% 4,1% 4,3%<br />
Arbeitslosenrate 3,4% 3,3% 3,3%<br />
2013: jeweils niedrigste Regierungsschätzung<br />
Quelle: Census and Statistics Department<br />
sondern verstopfen auch zentrale<br />
Einkaufslagen und treiben Preise<br />
für Güter des alltäglichen Bedarfs<br />
in die Höhe.<br />
Die vier Säulen der Hongkonger<br />
Wirtschaft sind Handel/Logistik,<br />
Finanzdienstleistungen,<br />
Tourismus und Beratungsdienstleistungen.<br />
Ihr kumulierter Anteil<br />
an der Wirtschaftsleistung<br />
belief sich 2011 auf 58,5%, 2006<br />
waren es noch 57,8%. Vor allem<br />
der boomende Einzelhandel und<br />
Tourismus, befeuert durch festlandchinesische<br />
Touristen, sowie<br />
Beratungsdienstleistungen, meist<br />
mit Bezug zu Geschäften in Festlandchina,<br />
waren dafür verantwortlich.<br />
Besonders profitiert hat<br />
in den vergangenen Jahren das<br />
Tourismus-Gewerbe, dessen Wertschöpfung<br />
zwischen 2006 und<br />
2011 im Schnitt pro Jahr um 14,4%<br />
stieg und 2011 rund 9,1 Milliarden<br />
US$ erreichte. Über zwei Drittel<br />
der 48,5 Millionen Touristen<br />
stammten 2012 aus Festlandchina.<br />
Noch immer sind Handel und<br />
Logistik mit einem Viertel des<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP) die<br />
größte Branche, doch die Handelsstrukturen<br />
wandeln sich. So findet<br />
ein immer größerer Teil der Warenströme<br />
nicht mehr den Weg in<br />
den Hongkonger Hafen, sondern<br />
wird als sogenannter Offshore<br />
Trade von Hongkonger Händlern<br />
nur virtuell abgewickelt. Ferner<br />
verbessert sich die Infrastruktur<br />
in den südchinesischen Häfen.<br />
Ob die geplanten Kapazitätserweiterungen<br />
des Hongkonger<br />
Hafens tatsächlich realisiert werden,<br />
ist fraglich. Während sich der<br />
Luftfrachtumschlag am Hongkonger<br />
Flughafen zwischen 2000<br />
und 2012 fast verdoppelt hat, stieg<br />
die Seefracht nur um 27,6%. Im benachbarten<br />
Shenzhen wuchs im<br />
gleichen Zeitraum der Umschlag<br />
um 473%. Die Hafentätigkeit in<br />
Hongkong ist seit einigen Quartalen<br />
rückläufig. Ein Grund ist die<br />
schwache Außenhandelsentwicklung<br />
in China. Vor allem aber jagen<br />
Häfen im Perlflussdelta, viele<br />
davon betrieben durch Hongkonger<br />
Hafengesellschaften, der Stadt<br />
Marktanteile ab. Im 1. Halbjahr<br />
2013 hat Shenzhen mit 11,1 Millionen<br />
TEU Hongkong bereits als<br />
Nr. 3 der größten Häfen weltweit<br />
abgelöst. Der Hafenumschlag<br />
wuchs in Shenzhen im 1. Halbjahr<br />
2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
um 2,5%, in HK sank er<br />
dagegen um -7,6% auf 10,7 Millionen<br />
TEU.<br />
Liberaler Dienstleistungsund<br />
Finanzsektor<br />
In der Freihandelszone Shanghai<br />
sollen in sechs Branchen die<br />
Genehmigungshürden deutlich<br />
gesenkt werden: Finanzdienstleistungen<br />
(unter anderem Banking,<br />
Krankenversicherungen, Leasing),<br />
Logistik (Schifffahrt und Hafenmanagement),<br />
Telekommunikation<br />
und Glücksspiel, Beratungsdienstleistungen<br />
(Reisebüros,<br />
Personalvermittlung, Baudienste),<br />
Kulturindustrie und soziale Dienste<br />
(Bildung, Gesundheitsversorgung,<br />
berufliche Bildung).<br />
Als Schwerpunkte der Zone<br />
wurden bei der feierlichen Eröffnung<br />
vor allem eine liberalisierter<br />
Dienstleistungssektor und eine<br />
Vertiefung der Innovationen im<br />
Finanzsektor hervorgehoben. Premier<br />
Li Keqiang hat Reformen angekündigt,<br />
die später auf ganz China<br />
ausgeweitet werden könnten.<br />
Wichtige Schritte wurden von<br />
Handelsminister Gao Hucheng<br />
in der Tageszeitung “China Daily”<br />
aber mit Vorbehalt angekündigt:<br />
“Unter der Voraussetzung,<br />
dass wir die Risiken kontrollieren<br />
können, wird China in der Zone<br />
Bedingungen schaffen, um die<br />
Freigabe des Wechselkurses vom<br />
Renminbi zu testen, Zinssätze<br />
vom Markt bestimmen zu lassen<br />
und die grenzüberschreitende<br />
Nutzung der chinesischen Währung<br />
zu ermöglichen”.<br />
Wie genau dies umgesetzt werden<br />
kann, ist auch Beobachtern<br />
nicht klar, da eine strikte Grenze<br />
gegenüber dem Rest Chinas<br />
gezogen werden müsste. Hongkong<br />
bleibt vorerst die wichtigste<br />
Schnittstelle für die Internationalisierung<br />
des Renminbi. In Hongkong<br />
wuchsen die Einlagen nach<br />
Angaben der Hong Kong Monetary<br />
Authority zwischen Januar 2010<br />
und Juli 2013 von 10,3 Milliarden<br />
US$ auf ca. 113,5 Milliarden US$.<br />
Mit 2.633 Milliarden Renminbi<br />
wurden 2012 knapp 90% der in<br />
Renminbi abgerechneten Handelstransaktionen<br />
von 2.938 Milliarden<br />
Renminbi über Hongkong<br />
abgewickelt.<br />
Die in der Freihandelszone<br />
Shanghai erwartete niedrigere<br />
15
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Körperschaftsteuer, wie in derartigen<br />
Zonen in China üblich, wurde<br />
dagegen nicht eingeführt. Zudem<br />
werden 25% fällig, während<br />
in Hongkong der Satz bei 16,5%<br />
liegt. Auch Einkommen werden in<br />
Hongkong mit maximal 15% deutlich<br />
niedriger als auf dem Festland<br />
besteuert.<br />
Dabei hat die Freihandelszone<br />
Shanghai Vorbildcharakter und<br />
könnte später auf weitere Gebiete<br />
ausgeweitet werden. In den Medien<br />
wurde Tianjin genannt, und<br />
auch Chongqing und Xiamen<br />
sind im Gespräch. In Guangdong<br />
sind bereits drei Sonderzonen in<br />
Kooperation mit den Sonderverwaltungsregionen<br />
Macau und<br />
Hongkong im Aufbau. Qianhai,<br />
Nansha und Hengqin haben jeweils<br />
spezielle Branchen-Ausrichtungen<br />
im Gegensatz zu Shanghai,<br />
dafür sind die Reformen<br />
weniger weitgehend.<br />
Am nächsten dürfte die “Qianhai<br />
Shenzhen-Hong Kong Modern<br />
Service Industry Cooperation<br />
Zone” kommen, die vor allem Finanzindustrie<br />
und Logistik im Fokus<br />
hat. In der Zeitschrift “Hong<br />
Kong Business” wird über die Integration<br />
in eine große Freihandelszone<br />
in der Region Guangdong-<br />
Hong Kong-Macau spekuliert, der<br />
Antrag soll bereits an die Zentralregierung<br />
gegangen sein. Da die<br />
Eröffnung der Shanghaier FHZ<br />
jedoch von zentralen Ministerien<br />
relativ verhalten begleitet wurde,<br />
ist auch eine schnelle Umsetzung<br />
in Südchina unwahrscheinlich. <br />
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Freitag, 1. November 2013<br />
Reisefreudige Chinesen<br />
Individualtouren nehmen zu; erstes Tourismusgesetz<br />
der Volksrepublik tritt in Kraft<br />
Von Christina Otte<br />
VR China Auslandsreisen<br />
2010<br />
[Millionen]<br />
HONGKONG (gtai). Die VR<br />
China zog 2012 an Deutschland<br />
und den USA als Nation mit den<br />
höchsten Ausgaben für internationale<br />
Reisen vorbei. Etwa 83<br />
Millionen Chinesen reisten ins<br />
Ausland. Ihre Zahl dürfte in den<br />
nächsten Jahren auf über 400<br />
Millionen zulegen. Allein im 1.<br />
Halbjahr 2013 stieg sie um 18%<br />
zur Vorjahresperiode. Die meisten<br />
Reisen gingen nach Hongkong,<br />
Macau, Südkorea und<br />
Taiwan. In Europa sind Italien,<br />
Großbritannien sowie Deutschland<br />
beliebte Reiseziele.<br />
Im Gesamtjahr 2012 reisten<br />
nach Angaben der China National<br />
Tourism Administration (CNTA)<br />
etwa 83,2 Millionen Chinesen ins<br />
Ausland, ein Anstieg gegenüber<br />
dem Vorjahr um 18,4%. Davon waren<br />
rund 77,1 Millionen und damit<br />
etwa 93% privat unterwegs - gegenüber<br />
rund 90% im Jahr 2010.<br />
Das Wachstum lässt sich daher<br />
vor allem auf Urlaubsreisen sowie<br />
andere privat begründete Fahrten<br />
zurückführen.<br />
Die Ausgaben der Auslandsreisenden<br />
stiegen 2012 um 40% auf<br />
102 Milliarden US$. Damit überholte<br />
die Volksrepublik Deutschland<br />
und die USA als größten<br />
Auslandsreisemarkt. Durch die<br />
steigenden Einkommen und die<br />
Lockerung von Reisebeschränkungen<br />
hat sich die Zahl der chinesischen<br />
Auslandstouristen innerhalb<br />
der letzten zehn Jahre seit<br />
2002 verfünffacht. Bei einer Auslandsreiseintensität<br />
von lediglich<br />
7,6% ist noch massiv Spielraum<br />
nach oben vorhanden.<br />
Die Mehrheit der Auslandsreisen<br />
ging 2012 nach <strong>Asien</strong>, davon<br />
fast 68% nach Hongkong und<br />
Macau, welche die chinesischen<br />
Behörden als “Ausland” erfassen.<br />
Daneben führten Südkorea,<br />
Taiwan, Thailand und Japan die<br />
Liste der beliebtesten Reiseziele<br />
chinesischer Touristen 2012 an.<br />
2012: Auslandsreisen für<br />
75 Milliarden Euro<br />
Innerhalb Europas nahmen in der<br />
Reihenfolge Italien, Großbritannien<br />
und Deutschland die meisten<br />
Touristen auf.<br />
Auch im 1. Halbjahr 2013 stieg<br />
die Zahl der chinesischen Auslandsreisenden<br />
um 18% gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum, darunter<br />
im 1. Quartal 2013 um 16%<br />
und im 2. Quartal 2013 um 21%,<br />
so eine Umfrage der China Association<br />
of Travel Services (CATS)<br />
zusammen mit der Ivy Tourism<br />
Consulting Alliance unter chinesischen<br />
Reisebüros. Damit gehören<br />
Touristen aus China zu den<br />
am stärksten anschwellenden<br />
Reisegruppen weltweit. Etwa 90%<br />
der befragten Reisebüros gehen<br />
von einem weiterhin expandie-<br />
2011<br />
[Millionen]<br />
2012<br />
[Millionen]<br />
Veränderung<br />
Auslandsreisende 57,387 70,250 83,183 18,4%<br />
- Privatreisen 51,509 64,118 77,056 +20,2%<br />
- Geschäftsreisen 5,878 6,132 6,127 -0,1%<br />
Einzelreisende als auch Mehrfachreisende, inklusive Reisen nach<br />
Hongkong und Macau<br />
Quelle: CNTA, 2012 China Tourism Industry Statistical Report<br />
16
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
VR China beliebteste<br />
Auslandsreiseziele 2012<br />
2012 Veränderung<br />
Hongkong 34.956 23,4%<br />
Macau 21.503 8,8%<br />
Südkorea 2.995 26,5%<br />
Taiwan 2.630 42,6%<br />
Thailand 2.245 47,4%<br />
Japan 1.962 20,5%<br />
Kambodscha 1.845 51,8%<br />
USA 1.722 26,6%<br />
Malaysia 1.372 -21,0%<br />
Vietnam 1.340 17,4%<br />
Singapur 1.167 16,2%<br />
Russland 869 7,4%<br />
Australien 729 11,8%<br />
Indonesien 714 23,3%<br />
Myanmar 546 71,2%<br />
Italien 433 13,7%<br />
Kanada 418 13,7%<br />
Großbritannien 406 7,9%<br />
Deutschland 377 12,8%<br />
Frankreich 370 15,1%<br />
Philippinen 272 0,4%<br />
Nordkorea 237 22,5%<br />
Quelle: CNTA, 2012 China Tourism Industry<br />
Statistical Report<br />
renden Auslandstourismus auch<br />
im 3. Quartal 2013 aus.<br />
Dass die Zahl chinesischer Touristen<br />
also auch 2013 erneut das<br />
Vorjahr übertreffen wird, ist kaum<br />
umstritten, wohl aber um wie viel.<br />
Das Wachstum der zweitgrößten<br />
Volkswirtschaft schwächt sich ab.<br />
Zudem bedroht eine Kreditkrise<br />
im Banken- und Unternehmenssektor<br />
die Wirtschaft und damit<br />
auch den Tourismusboom. Dennoch<br />
glauben nationale wie internationale<br />
Beobachter, dass der<br />
Markt 2013 weiterhin zweistellig<br />
expandieren wird.<br />
Die CNTA prognostiziert für<br />
2013 einen Anstieg um 15% auf<br />
94,3 Millionen Auslandsreisende<br />
mit einem um 20% höheren Ausgabenvolumen<br />
gegenüber 2012<br />
von 118 Milliarden US$. Das private<br />
Forschungsinstitut China<br />
Outbound Tourism Research Institute<br />
(COTRI) mit Hauptsitz in<br />
Deutschland rechnet sogar mit<br />
95 Millionen Auslandstouristen.<br />
“Für das Jahr 2014 ist davon auszugehen,<br />
dass die Zahl der Grenzübertritte<br />
aus Festland-China die<br />
100-Millionen-Marke deutlich<br />
überschreiten wird”, so Institutsleiter<br />
Professor Wolfgang Georg<br />
Arlt.<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Individualreisen und<br />
Tourismusgesetz<br />
Organisierte Gruppenreisen<br />
bilden nach wie vor den Hauptteil<br />
der Auslandsreisen. Rund 60%<br />
der erfassten Touristen reisten<br />
2012 erstmalig ins Ausland. “Daneben<br />
entwickelt sich aber immer<br />
stärker das Segment der selbstorganisierten<br />
Reisenden, die in der<br />
Regel schon über Reiseerfahrung<br />
und Sprachkenntnisse verfügen<br />
und die von zielgruppengerecht<br />
aufbereiteten und entsprechend<br />
in chinesischen Onlinemedien<br />
verbreiteten Angeboten auch intensiverer<br />
Art und von Anbietern<br />
“off the beaten track” erreicht werden<br />
können”, so Arlt.<br />
Außerdem werden Auslandsreisen<br />
attraktiver für eine breitere<br />
Masse. Nach Angaben der CNTA<br />
nahm 2012 die Anzahl der Auslandstouristen<br />
mit Ausgaben über<br />
5.000 Renminbi ab (612 Euro, 1<br />
Euro = 8,1725 RMB, Mittelwert Juli<br />
- Sep. 2013). Allerdings dürfte insgesamt<br />
die Zahl der “Luxus-Shopper”<br />
weiter steigen. In China existierten<br />
2012 laut “Global Wealth<br />
Report” der Boston Consulting<br />
Group bereits 1,3 Millionen US$-<br />
Millionärshaushalte, das sind etwa<br />
0,3% der 400 Millionen Haushalte<br />
in China insgesamt. Schon 2014<br />
soll die Volksrepublik Japan als<br />
Land mit den zweitmeisten Millionärshaushalten<br />
ablösen.<br />
In Hongkong beispielsweise hat<br />
sich der Einzelhandel auf die zunehmend<br />
kaufkräftigen Touristen<br />
vom Festland eingestellt. In den<br />
beliebten Einkaufsgegenden der<br />
Metropole finden sich in einer hohen<br />
Dichte Markengeschäfte, die<br />
von den Touristen vom Festland<br />
stark frequentiert werden. Dabei<br />
wird diese Entwicklung nicht<br />
von allen Hongkongerinnen und<br />
Hongkongern gutgeheißen, unter<br />
anderem da die Ladenmieten in<br />
den betreffenden Gegenden in der<br />
Folge rasant in die Höhe geschossen<br />
sind.<br />
Ebenso trifft das bisweilen als<br />
“unzivilisiert” bezeichnete Verhalten<br />
der chinesischen Gäste<br />
nicht immer auf Wohlwollen bei<br />
den Gastgebern. Daher will Beijing<br />
seinen Bürgerinnen und Bürgern<br />
ein höfliches Auftreten im<br />
Ausland vorschreiben, unter anderem<br />
durch spezielle TV-Clips<br />
des staatlichen Fernsehsenders<br />
CCTV. Außerdem tritt am 1.10.13<br />
das “Tourism Law of the People’s<br />
17
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Republic of China” in Kraft, demzufolge<br />
chinesische Staatsbürger<br />
im Ausland lokale Bräuche respektieren<br />
sollen.<br />
Das Gesetz, welches am 25.4.13<br />
vom Ständigen Ausschuss des<br />
Nationalen Volkskongresses verabschiedet<br />
wurde, ist das erste<br />
für die chinesische Tourismusbranche<br />
und hat zum Ziel, die<br />
Rechte der Touristen zu schützen<br />
und ihre Pflichten festzuschreiben.<br />
Kommentatoren erwarten,<br />
dass Auslandsreisen kurzfristig<br />
teurer werden könnten. So ist es<br />
Reiseagenturen künftig verboten,<br />
Aktivitäten zu organisieren, die<br />
Touristen zum Einkauf in Souvenirgeschäften<br />
oder zur Teilnahme<br />
an Verkaufsveranstaltungen drängen.<br />
Dies hatten viele Agenturen<br />
in der Vergangenheit praktiziert,<br />
um die niedrigen Angebotspreise<br />
halten zu können.<br />
Nach Angaben der CNTA reisten<br />
2012 fast 380.000 Chinesen<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
nach Deutschland. Für die Bundesrepublik<br />
ist China laut der<br />
Deutschen Zentrale für Tourismus<br />
e.V. (DTZ) der größte und umsatzstärkste<br />
Quellmarkt in <strong>Asien</strong> nach<br />
Japan und Indien. Die Zahl der<br />
chinesischen Übernachtungen in<br />
Deutschland stieg 2012 gegenüber<br />
2002 um 172% auf 1,56 Millionen<br />
- gegenüber 2011 ein Plus von<br />
18,2%.<br />
Bei den Deutschlandreisen war<br />
der Anteil von Urlaubsreisen nach<br />
letztverfügbaren Werten 2010 geringer<br />
als der entsprechende Wert<br />
der weltweiten Auslandsreisen.<br />
Nur 66% der chinesischen Reisen<br />
nach Deutschland gegenüber<br />
90% der Reisen weltweit waren<br />
Privatreisen. Übernachtet wurde<br />
überwiegend in Hotels (65%)<br />
und davon hauptsächlich in First-<br />
Class-Hotels (51%).<br />
Die DTZ rechnet mit einem<br />
Zuwachs der Übernachtungen<br />
aus China bis 2020 auf 2,2 Millionen<br />
“Gleichzeitig verliert aber<br />
Deutschland weiter an Marktanteil,<br />
da neben den ‘Pflichtreisen<br />
für Geschäfts- und Messereisende<br />
die Konkurrenz durch immer<br />
mehr Anbieter und Destinationen,<br />
die sich schneller und gezielter<br />
auf chinesische Besucher, vor<br />
allem selbstorganisierte Reisende,<br />
einstellen, weltweit wächst”, prognostiziert<br />
Arlt.<br />
Die beliebtesten Reisegebiete<br />
nach Bundesländern waren 2010<br />
Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen<br />
und Baden-Württemberg.<br />
Frankfurt, München, Berlin und<br />
Düsseldorf gehörten 2010 zu den<br />
von Chinesen am meistbesuchten<br />
Städten Europas. Hauptinteressen<br />
auf Rundreisen durch Deutschland<br />
sind laut DTZ das Kennenlernen<br />
der Landschaft, der Menschen<br />
und ihres Lebensstils, der<br />
landestypischen Küche, der Besuch<br />
interessanter Städte sowie<br />
von Museen. <br />
Hongkongs Bürger<br />
konsumieren gerne<br />
Shoppingparadies für Touristen in <strong>Asien</strong><br />
Von Achim Haug<br />
HONGKONG (gtai). Hongkongs<br />
Wirtschaft boomt und<br />
das liegt nicht zuletzt am Einzelhandel.<br />
Die Stadt im Süden<br />
Chinas ist ein Shopping-Mekka.<br />
Neben den konsumfreudigen<br />
Einwohnern sorgen vor allem<br />
festlandchinesische Touristen<br />
für klingelnde Kassen. Die Einkaufsgewohnheiten<br />
sind dabei<br />
verschieden. Gefragt sind hochpreisige<br />
Konsumgüter und Luxuslabels,<br />
aber auch als sicher<br />
empfundene Nahrungsmittel.<br />
Gebremst wird die Spendierfreudigkeit<br />
vor allem durch explodierende<br />
Wohnkosten.<br />
Kaufkraft<br />
Hongkongs 7,2 Millionen Einwohner<br />
gehören zu den wohlhabendsten<br />
in <strong>Asien</strong> - zumindest<br />
der Statistik nach. Mit einem<br />
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf<br />
von 36.800 US$ lag die Hafenmetropole<br />
2012 in der Spitzengruppe,<br />
doch die Einkommen sind<br />
sehr ungleich verteilt. Hongkongs<br />
durchschnittliches monatliches<br />
Haushaltseinkommen lag laut<br />
Census & Statistics Department<br />
Anfang 2013 bei 2.820 US$, davon<br />
1.540 US$ aus Löhnen. Die durchschnittliche<br />
Haushaltsgröße betrug<br />
2,9 Personen.<br />
Mit einem Gini-Koeffizient von<br />
0,54 gilt Hongkong als eine der ungleichsten<br />
Volkswirtschaften der<br />
Welt. Im 1. Quartal 2013 gehörten<br />
7,6% der Haushalte zum obersten<br />
Segment mit einem Einkommen<br />
von über 10.260 US$ pro Monat,<br />
dies entsprach absolut rund<br />
180.000 Haushalten. Fast 400.000<br />
Haushalte konnten dagegen der<br />
Gruppe der Armen mit einem<br />
Einkommen von unter 1.025 US$<br />
zugeordnet werden.<br />
Dem Global Wealth Report der<br />
Boston Consulting Group zufolge<br />
gibt es in Hongkong 231.000 US$-<br />
Millionärshaushalte, das sind fast<br />
10% aller Haushalte. In Bezug auf<br />
den Anteil der Superreichen an<br />
der Bevölkerung führte Hongkong<br />
das weltweite Ranking sogar<br />
an, mit 323 Hauhalten, die<br />
über 100 Millionen US$ ihr Eigen<br />
nennen. Auch der reichste Asiate,<br />
Li Ka-Shing, nennt die Hafenstadt<br />
seine Heimat.<br />
Neben den chinesischstämmigen<br />
Hongkongern leben in der<br />
Stadt noch eine große Gruppe von<br />
zumeist Haushaltshilfen aus den<br />
Philippinen und Indonesien, allerdings<br />
ist ihre Kaufkraft sehr beschränkt,<br />
da sie einen großen Teil<br />
ihres Mindestlohns von 500 US$<br />
pro Monat nach Hause schicken.<br />
Dazu kommt eine große Zahl<br />
von Expatriates, mit zum Teil sehr<br />
hohen Gehältern. Die Zahl der in<br />
18
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Hongkong: Entwicklung<br />
der Konsumausgaben<br />
Pro Kopf<br />
[ US$ ]<br />
Veränderung<br />
1999/2000 823 23,4%<br />
2004/05 783 -4,9%<br />
2009/10 915 16,9%<br />
Erfassung der Haushaltsausgaben nur unregelmäßig<br />
durch Umfragen.<br />
Pro Kopf: laufende Preise<br />
Veränderung jeweils gegenüber der Vorperiode<br />
Quelle: Census and Statistics Department<br />
Hongkong: Entwicklung der<br />
monatlichen Haushaltseinkommen<br />
Brutto<br />
[ US$ ]<br />
Veränderung<br />
pro Kopf<br />
[ US$ ]<br />
2010 2.346 4,0% 809<br />
2011 2.564 9,3% 884<br />
2012 2.705 5,5% 933<br />
Brutto: laufende Preise<br />
Veränderung ggü. Vorjahr<br />
Pro Kopf: durchschnittliche Haushaltsgröße:<br />
2,9 Personen<br />
Quelle: Census and Statistics Department<br />
Hongkong lebenden Ausländer<br />
kann vom Statistikamt nicht exakt<br />
beziffert werden, Ausländer ohne<br />
dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung<br />
(permanent residency) werden<br />
auf knapp 600.000 beziffert.<br />
Dies schließt alle seit sieben Jahren<br />
ohne Unterbrechung im Territorium<br />
Lebenden aus.<br />
Die Bevölkerung verteilt sich<br />
auf die drei Gebiete Hongkong Island<br />
(18%), die Halbinsel Kowloon<br />
(30%) und die New Territories mit<br />
den übrigen Inseln (52%). Besonders<br />
auf Hongkong Island und<br />
der Halbinsel Kowloon sind die<br />
höheren Einkommensschichten<br />
angesiedelt und die zugehörigen<br />
Shoppinglagen zu finden.<br />
Hongkongs Bevölkerung altert.<br />
Sind derzeit rund 13% der<br />
Haushalte über 60jährig, steigt<br />
der Anteil bis 2021 auf 18%, die<br />
“nicht-alten” Haushalte mit nur<br />
Mitgliedern unter 60 sinkt auf<br />
52% nach Prognosen des Statistikamtes.<br />
Auch sinkt die durchschnittliche<br />
Haushaltsgröße leicht,<br />
von derzeit 2,9 auf 2,7 Mitglieder.<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Eine wichtige Konsumentengruppe<br />
sind in Hongkong die<br />
Touristen. Über 50 Millionen werden<br />
bis Ende 2013 die Hafenmetropole<br />
besucht haben, mehr als<br />
das Siebenfache der Bevölkerung.<br />
Über zwei Drittel davon kommen<br />
aus Festland-China. Seit 2003 die<br />
individuelle Reiseerlaubnis eingeführt<br />
wurde, steigen die Besucherzahlen<br />
rasant.<br />
Für alle Besucher ist Hongkong<br />
dabei auch Shoppingziel: die Stadt<br />
am Pearl-River Delta punktet dabei<br />
mit sicherer Produktqualität<br />
und verzichtet auf Mehrwertsteuern<br />
und Zölle. Die 35 Millionen<br />
Festlandchinesen gaben 2012<br />
im Schnitt 1.100 US$ aus, so das<br />
Hongkong Tourism Board. Das<br />
verfügbare Einkommen in der benachbarten<br />
Provinz Guangdong,<br />
woher ein großer Teil der Tagestouristen<br />
kommt, gehört zu den<br />
höchsten in der VR China. In der<br />
gesamten Provinz lag es 2012 bei<br />
4.915 US$ pro Jahr, in der direkt<br />
angrenzenden Metropole Shenzhen<br />
sogar mit 6.625 US$ über<br />
dem von Shanghai.<br />
Konsumverhalten<br />
Der Einzelhandelsumsatz ist<br />
in den vergangenen Jahren rasant<br />
gestiegen, im 1. Halbjahr 2013<br />
legte er erneut um 15% auf 32,4<br />
Milliarden US$ zu. Auch in der<br />
näheren Zukunft dürfte sich an<br />
der Konsumfreude nicht viel ändern,<br />
da die Arbeitslosenrate mit<br />
3,3% niedrig ausfällt und die Einkommen<br />
kräftig wachsen. Aller-<br />
19<br />
Bild: Peter Dolle
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Hongkong: Struktur der Konsumausgaben der<br />
privaten Haushalte 2009/10<br />
Ausgaben<br />
[US$]<br />
Veränderung<br />
Nahrungsmittel 752 -0,1%<br />
Wohnraum 909 5,7%<br />
Energie und Wasser 81 -1,3%<br />
Möbel, Haushaltsgeräte 114 19,5%<br />
Kleidung und Schuhe 110 -4,1%<br />
Verkehr 230 -3,9%<br />
Alkoholische Getränke und Tabak 17 -33,8%<br />
Sonstige Dienstleistungen 442 9,3%<br />
Sonstige Konsumausgaben 118 -15,9%<br />
Ausgaben: Werte beziehen sich auf den Zeitraum Oktober 2009<br />
bis September 2010.<br />
Veränderung gegenüber 2004/05<br />
Quelle: Census and Statistics Department<br />
dings sind die Immobilienpreise<br />
in den vergangenen Jahren derart<br />
in die Höhe geschossen, dass für<br />
viele der Kauf einer Wohnung einen<br />
großen Teil des Einkommens<br />
verschlingt. Seit 2008 haben sich<br />
die Preise verdoppelt und trotz<br />
Dämpfungsmaßnahmen der Regierung<br />
dürfte der Markt ohne<br />
äußere Einflüsse weiter stabil<br />
bleiben. Der Wohlstand des Einzelnen<br />
hängt daher häufig davon<br />
ab, ob man Immobilienbesitzer ist<br />
oder nicht.<br />
Für die wichtigsten Umsatzimpulse<br />
sorgte in den vergangenen<br />
Jahren die große Kundengruppe<br />
der festlandchinesischen Touristen,<br />
2011 und 2012 stiegen die<br />
Besucherzahlen um jeweils rund<br />
16%. Neben dem chinesischen<br />
Mutterland bescherten vor allem<br />
andere Schwellenländer Wachstum,<br />
die entwickelten Märkte im<br />
Westen stagnierten oder sanken<br />
dagegen. Drei Risiken bedrohen<br />
den festlandchinesischen Tourismusboom:<br />
zum einen schwächt<br />
sich Chinas wirtschaftliche Entwicklung<br />
ab und im Banken- und<br />
Unternehmenssektor lauert eine<br />
Kreditkrise, die die Wirtschaft<br />
Chinas treffen könnte und damit<br />
auch die Touristenzahlen.<br />
Zum anderen ist in Hongkong<br />
selbst die Diskussion entbrannt,<br />
ob die Hafenmetropole weiter steigende<br />
Besucherzahlen verkraften<br />
kann und über Beschränkungen<br />
wird nachgedacht. Die Kampagne<br />
der chinesischen Führung gegen<br />
Korruption, Verschwendung und<br />
Luxus sorgte zuletzt für Unsicherheit<br />
im Premiumsegment. Doch<br />
im Grunde wandelt sich die Käuferstruktur,<br />
hin zu wohlhabenden<br />
Privatpersonen die für den persönlichen<br />
Bedarf einkaufen.<br />
Die Einkaufsgewohnheiten der<br />
Hongkonger unterteilen sich in<br />
die Gruppe der hohen Einkommen,<br />
die häufig westliche Luxusmarken<br />
bevorzugen. Im Bereich<br />
der mittleren bis niedrigen Einkommen<br />
wird dagegen weniger<br />
Markentreue gezeigt und eher auf<br />
Angebote geschaut. Aber auch<br />
hier sind Ambitionen für das Statussymbol<br />
einer Handtasche einer<br />
Designerluxusmarke hoch.<br />
Grundsätzlich sind Hongkonger<br />
Konsumenten experimentierfreudig.<br />
So probieren sie zum Beispiel<br />
im Bereich Kosmetik häufig<br />
Neues. Über Werbung und Proben<br />
kann ein neuer Kundenkreis<br />
erschlossen werden, auch Schönheitssalons<br />
und Spas bieten einen<br />
guten Absatzkanal.<br />
Hongkonger geben gerne Geld<br />
aus. Auch wenn die Sparquote<br />
von 27% des BIP international<br />
recht hoch ist, kommt sie nicht<br />
an die 50% Festlandchinas heran<br />
und wird nach Einschätzung von<br />
Experten durch die hohen Vermögen<br />
der Reichen nach oben<br />
verzerrt. Zwei Drittel der in einer<br />
Umfrage von TNS 2012 befragten<br />
Haupteinkommensbezieher eines<br />
Haushaltes hatten weniger als<br />
ein Monatseinkommen auf ihrem<br />
Bankkonto und gaben trotzdem<br />
gerne Geld aus.<br />
In der Umfrage erklärten 62%,<br />
sie nutzten Kreditkarten und einer<br />
von vier glich diese Kredite am<br />
Ende des Monats nicht komplett<br />
aus. Mitte 2013 waren 17,8 Millionen<br />
Kreditkarten im Umlauf oder<br />
umgerechnet 2,5 Karten pro Einwohner<br />
aller Altersklassen. Im 2.<br />
Quartal 2013 wurden Kreditkarten<br />
für Zahlungen in Höhe von<br />
15,8 Milliarden US$ eingesetzt,<br />
ein Anstieg von 9,6% gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum.<br />
Die über 48 Millionen Touristen<br />
2012 gaben nach Angaben<br />
des Tourism Board insgesamt 20,3<br />
Milliarden US$ für Shopping aus.<br />
Bei den Gästen, die über Nacht<br />
20
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Dr. Dieter Burgmann<br />
blieben, stand Einkaufen für 60%<br />
der Ausgaben, bei Tagestouristen<br />
für 90% der Ausgaben oder 6,1<br />
Milliarden US$. Im Schnitt ließ<br />
jeder Reisende 1.101 US$ in den<br />
Läden. Besucherumfragen zufolge<br />
waren die Top-5 Produkte,<br />
die gekauft wurden, Kleidung,<br />
Kosmetik, Lebensmittel, Schuhe<br />
sowie Handtaschen und Geldbeutel.<br />
Bislang sind vor allem westliche<br />
Drachentanz vor einem Shopping Center<br />
Luxuslabel in Hongkong präsent,<br />
Marken des Mittelsegments<br />
wagen zum Teil den Eintritt in<br />
den lukrativen Markt. Vor allem<br />
zwei Herausforderungen halten<br />
die Hersteller ab: die gewaltigen<br />
Mietkosten (Hongkong gilt als<br />
teuerster Einzelhandelsstandort<br />
weltweit) und die Vorliebe der<br />
Käufer für bekannte Marken.<br />
Die größte Kundengruppe sind<br />
Festlandchinesen, sie standen von<br />
Januar bis Juni 2013 für drei Viertel<br />
der gesamten Besucher. Viele davon<br />
kommen für einen Tagestrip<br />
über die Grenze, 53% aller Besucher<br />
sind Tagestouristen. Nachdem<br />
zu Beginn der individuellen<br />
Reisemöglichkeit 2003 Besucher<br />
vor allem aus der benachbarten<br />
Provinz Guangdong beziehungsweise<br />
aus Shanghai und Beijing<br />
kamen, folgen nun die inneren<br />
Provinzen beziehungsweise Städte<br />
der zweiten Reihe. 2012 stand<br />
die Gruppe schon für 8,8 Millionen<br />
Besucher, ein Anstieg um 43%<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
Daher ändern und diversifizieren<br />
sich die Kaufgewohnheiten.<br />
Dabei steht Einkaufen - ob für<br />
den Eigenbedarf, als Geschenk<br />
oder zum Weiterverkaufen - ganz<br />
oben auf der Agenda. Selbst bei<br />
Aufenthalten über Nacht reservieren<br />
chinesische Reisende 71%<br />
des Budgets für Shopping. Für sie<br />
steht Hongkong für verlässliche<br />
Qualität, guten Service und eine<br />
große Auswahl an hochwertigen<br />
Markenprodukten. Letztere werden<br />
durch Hongkongs Zollfreiheit<br />
und die fehlenden Mehrwert- und<br />
Luxussteuern stark verbilligt. Zudem<br />
profitierten sie in den vergangenen<br />
Jahren von der Aufwertung<br />
des Renminbi.<br />
Besonders gefragt sind internationale<br />
Luxusmarken im Bereich<br />
Kleidung, Schuhe und Accessoires,<br />
Schmuck und Uhren sowie<br />
Kosmetika und Medizinprodukte.<br />
Alle größeren Luxusmarken sind<br />
in der Stadt vertreten, laut CBRE<br />
Global Research war Hongkong<br />
2012 die attraktivste Einzelhandelsmetropole<br />
in <strong>Asien</strong>. In keiner<br />
anderen Stadt der Region haben<br />
mehr internationale Markeneinzelhändler<br />
Geschäfte eröffnet.<br />
Dabei wandelt sich die Einkaufsgewohnheiten<br />
der Touristen.<br />
Neben den immer noch gefragten<br />
Luxuslabels werden bezahlbarere<br />
Marken wie H&M und Zara beliebter.<br />
Auch fragen Tagestouristen<br />
vermehrt Elektronik und alltägliche<br />
Gebrauchsgegenstände<br />
in Hongkong nach. Gerade die<br />
Verlässlichkeit der angebotenen<br />
Waren lassen die Einkäufe von<br />
Lebensmitteln, wie Baby-Milchpulver<br />
und auch Medikamenten,<br />
steigen. Für die Güter des täglichen<br />
Bedarfs, entstehen daher<br />
mehr Einkaufsmöglichkeiten in<br />
den New Territories nahe der<br />
Grenze zu China.<br />
Aber auch Markenhersteller<br />
entdecken die Malls abseits<br />
des Zentrums im Hinblick auf<br />
die größer werdenden Touristenzahlen.<br />
Die festlandchinesischen<br />
Reisenden aus Gebieten<br />
abseits der Hauptmetropolen<br />
sind laut dem Marktforschungsunternehmen<br />
Nielsen eine neue<br />
und schnell wachsende Konsumentengruppe.<br />
Sie geben etwas<br />
weniger aus als die Besucher aus<br />
Shanghai, Beijing und Guangzhou,<br />
sind aber noch stärker auf<br />
bekannte Marken fixiert.<br />
Die Besucher aus den 1st-Tier-<br />
Städten haben sich dagegen zu<br />
anspruchsvolleren Kunden entwickelt,<br />
die häufig Nischenmarken<br />
suchen. Laut Nielsen sind für sie<br />
beliebte Labels: Hermes für Luxusgüter,<br />
Cartier für Schmuck,<br />
sowie Guerlain und La Mer im<br />
Bereich Kosmetik. Sie trachten<br />
danach, als individuell und einzigartig<br />
wahrgenommen zu werden<br />
und suchen ihre Einkäufe<br />
dementsprechend aus. Beim<br />
Shoppingerlebnis legen sie besonders<br />
viel Wert auf das Ansehen<br />
und die Einkaufsumgebung. Für<br />
sie lohnt sich ein Trip nach Hongkong<br />
auch, um ein Produkt zu ergattern,<br />
das in der VR China noch<br />
nicht erhältlich ist und damit ein<br />
Vorreiter zu sein.<br />
Besucher aus Nicht-1st-Tier-<br />
Städten dagegen halten sich noch<br />
an Markenimage und Bekanntheit.<br />
Für sie stehen Louis Vuitton, Gucci,<br />
Olay und Neutrogena jeweils<br />
an Nummer eins. Bei der Wahl<br />
des Geschäftes zählt zunächst der<br />
Preis, dann Kundenservice und<br />
Angebote. <br />
21
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Mehr Produktfälschungen<br />
auf Hongkongs Straßen<br />
Von Achim Haug<br />
HONGKONG (gtai). Shopping<br />
ist eine beliebte Freizeitaktivität<br />
in Hongkong, die Einzelhandelsumsätze<br />
der ehemaligen<br />
Kronkolonie geben seit Jahren<br />
Anlass zur Freude bei den Konsumgüterherstellern.<br />
Aber auch<br />
gefälschte Produkte verkaufen<br />
sich laut einer aktuellen Studie<br />
im Auftrag der Europäischen<br />
Handelskammer gut. Daneben<br />
gewinnt Hongkong als Umschlagshafen<br />
für Fälschungen an<br />
Bedeutung. Im Kampf gegen die<br />
Fakes sollen internationale Kooperationen<br />
Abhilfe schaffen.<br />
Weltweit kommen die meisten<br />
gefälschten Produkte aus der VR<br />
China, so Statistiken der World<br />
Customs Organization (WCO).<br />
Demnach stand Festlandchina<br />
Beliebte Fälschungen in Hongkong<br />
(jemals von Befragten gekaufte<br />
Produktkategorien)<br />
Kategorie<br />
Anteil<br />
Filme (DVD/CD) 34%<br />
Tonträger 28%<br />
Software 27%<br />
Handtaschen und Geldbeutel 18%<br />
Sportkleidung und -schuhe 17%<br />
Elektronik 15%<br />
Accessoires<br />
15%<br />
(Mode und Telekommunikation)<br />
Kleidung und Schuhe 11%<br />
Spielzeug 9%<br />
Uhren 9%<br />
Kosmetik 4%<br />
Gemälde 2%<br />
Alkohol 1%<br />
Mehrfachnennungen möglich<br />
Quellen: Intellectual Property Rights Study,<br />
The European Chamber of Commerce in Hong Kong,<br />
KPMG, Mayer Brown JSM, TNS Hong Kong,<br />
Silk Road Associates, 2013<br />
2012 für 43% der weltweit beschlagnahmten<br />
Lieferungen. Dies<br />
war jedoch ein deutlich niedrigerer<br />
Wert als noch 2010 mit<br />
63%. Hongkong belegte indessen<br />
im vergangenen Jahr Rang zwei.<br />
Die Stadt am Pearlriver stand<br />
für 7,8% der gefälschten Güter, die<br />
die Zollbehörden in der EU 2012<br />
beschlagnahmten, berichtete Stefan<br />
Amarasinha, Leiter der Sektion<br />
Handel und Wirtschaft der<br />
EU-Vertretung in Hongkong. Dies<br />
entspricht einem Verkaufswert<br />
von einer Milliarde Euro und ist<br />
deutlich mehr, als die Beschlagnahmungen<br />
2006 von rund 1%. In<br />
den USA kämen bereits 33% der<br />
beschlagnahmten Waren aus der<br />
Stadt. Verbunden mit dem Rückgang<br />
der entlarvten Fälschungen<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
aus Festlandchina deutet dies auf<br />
eine Umlenkung der illegalen<br />
Ströme über Hongkong hin. Container<br />
mit Ursprungsland China<br />
werden in den europäischen Häfen<br />
deutlich schärfer kontrolliert.<br />
Perfum, Designerkleidung, Uhren und<br />
Filme stehen oben auf der Liste gefälschter<br />
Waren.<br />
Aber auch in der Hafenmetropole<br />
selbst haben einer aktuellen<br />
Umfrage zufolge 73% der<br />
Bürgerinnen und Bürger schon<br />
gefälschte Produkte gekauft. Für<br />
die Studie “Intellectual Property<br />
Rights Study”, die die European<br />
Chamber of Commerce Hong<br />
Kong, KPMG, Mayer Brown JSM<br />
und die Marktforscher von TNS<br />
gemeinsam erarbeiteten, wurden<br />
rund 800 Hongkonger und Macauer<br />
Anfang September zu ihren<br />
Einkaufsgewohnheiten und ihrer<br />
Haltung gegenüber gefälschten<br />
Waren befragt. Demnach ist den<br />
Käufern bewusst, dass der Erwerb<br />
von Fakes unethisch ist, sie zeigten<br />
aber kein schlechtes Gewissen.<br />
Wirtschaftsreport<br />
Wirtschaft in den<br />
ASEAN-Staaten 2013<br />
143 Seiten, Softcopy (PDF)<br />
nur noch € 55,00<br />
www.probusinessmedia.net<br />
22
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Bei der Vorstellung der Studie<br />
am 27.10.13 waren sich die Vertreter<br />
der beteiligten Organisationen<br />
einig, dass Hongkongs Institutionen<br />
Lob verdienten für ihren<br />
Kampf gegen die Verletzung geistiger<br />
Eigentumsrechte. Seit den<br />
90er-Jahren hat das Customs and<br />
Excise Department den Kampf<br />
gegen Fake” deutlich intensiviert,<br />
mit guten Erfolgen. So richteten<br />
sie Konferenzen zur internationalen<br />
Zusammenarbeit aus und starteten<br />
Aufklärungskampagnen.<br />
Außerdem wurde 2004 die Intellectual<br />
Property Rights Protection<br />
Alliance gegründet. Doch<br />
dies ist auch notwendig, will<br />
Hongkong seinen Ruf als sichere<br />
Einkaufsdestination nicht verlieren.<br />
Gerade für Besucher aus<br />
Festlandchina steht die Stadt für<br />
das Versprechen, echte und sichere<br />
Waren einkaufen zu können.<br />
Rund 50 Millionen Touristen<br />
aus aller Welt besuchten 2012 die<br />
Hafenmetropole. Kampagnen wie<br />
“Hongkong - the real experience”<br />
und “No Fakes Pledge” sollen das<br />
Image stärken.<br />
Konsumenten sind sich häufig<br />
nicht bewusst, gefälschte Ware<br />
zu kaufen. Vor allem die Fälschungen<br />
von Elektronikwaren<br />
erfreuen sich großer Beliebtheit.<br />
Etwa die Hälfte der befragten Bürgerinnen<br />
und Bürger gaben zu,<br />
schon einmal kopierte CDs und<br />
DVDs gekauft zu haben. Der Anteil<br />
derer, die in den vergangenen<br />
12 Monaten gefälschte Elektronik<br />
kauften, stieg 2013 gegenüber dem<br />
Vorjahr von 8 auf 13%. Auch greifen<br />
Konsumenten hierfür deutlich<br />
tiefer in die Tasche, einer von fünf<br />
Befragten gab im vergangenen<br />
Jahr für Elektronikwaren mehr<br />
als 1.000 Hongkong-Dollar (97,25<br />
Euro, 1 Euro = 10,2829 HK$, Mittelwert<br />
Juli - Sep. 2013) aus. Dagegen<br />
achten Verbraucher im Bereich<br />
Luxusgüter stark auf den Preis.<br />
Sogenannte “aufstrebende” Käufer<br />
wollen sich mit Premiummarken<br />
schmücken, sind aber von<br />
der Finanzierbarkeit der “echten”<br />
Markenware weit entfernt.<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Der Hauptgrund für den Kauf<br />
von Fälschungen ist der Preis, für<br />
fast drei Viertel kommt er deutlich<br />
vor der Qualität, die 35% als<br />
kaufentscheidend nannten. An<br />
dritter Stelle der Motive folgte<br />
aber schon, dass der Verbraucher<br />
sich gar nicht bewusst war, nicht<br />
das “echte” Produkt erworben<br />
zu haben. Einige Hersteller starten<br />
daher Aufklärungskampagnen,<br />
zum Beispiel in Social-Media-Plattformen.<br />
Abhalten vom<br />
Kauf gefälschter Konsumgüter<br />
könnten die Befragten vor allem<br />
Qualitätsmängel und rechtliche<br />
Folgen. Der Erwerb von Fakes ist<br />
in Hongkong nicht strafbar, wohl<br />
aber das Inumlaufbringen. Bei<br />
der Vorstellung der Studie wurde<br />
daher auf die Möglichkeiten entsprechender<br />
Gesetzgebung verwiesen.<br />
Lampe Berger Paris, ein französischer<br />
Hersteller von Duftstoffen<br />
beschwerte sich im September<br />
2013 öffentlich über die schlechte<br />
Rechtsdurchsetzung in Hongkong.<br />
Demnach hinterging ihn<br />
sein lokaler Vertriebspartner seit<br />
Jahren, doch die rechtliche Verfolgung<br />
sei aufgrund laxer Vorschriften<br />
schwierig. Der Partner,<br />
so das Unternehmen in der South<br />
China Morning Post, verkaufe<br />
nachgemachte Rezepturen unter<br />
Verwendung ähnlich klingender<br />
Namen und Logos.<br />
Produktfälschungen und<br />
E-Commerce<br />
Die Polizei findet immer mehr Plagiate im Shoppingparadies Hongkong<br />
Der Studie zufolge erleben Fälschungen<br />
einen neuen Boom,<br />
befeuert durch den Aufstieg des<br />
e-Commerce. Durch schärfere<br />
Kontrollen an den Häfen in den<br />
westlichen Konsummärkten sind<br />
zwar die Lieferungen zurückgegangen.<br />
Nun würden jedoch<br />
online Kleinstmengen geordert,<br />
die leichter durch die Fänge des<br />
Zolls schlüpfen. Gerade aufgrund<br />
der geringen Mengen ist die Verfolgung<br />
durch die Strafverfolgungsbehörden<br />
der Länder meist<br />
schwierig. Im Grunde steckt aber<br />
hinter jeder “virtuell” gehandelten<br />
Fälschung eine reale Fabrik<br />
und reale Zulieferer. Daher bleibt<br />
die Arbeit mit den Behörden vor<br />
Ort elementar zur erfolgreichen<br />
Bekämpfung.<br />
Die World Customs Organization<br />
schätzt, dass zwischen 5<br />
und 7% des gesamten weltweiten<br />
Handels auf Fälschungen entfällt.<br />
In Hongkong ist das Angebot auf<br />
den Straßen bereits ausreichend.<br />
Nur rund 30% kauften online Fälschungen,<br />
dagegen 70% in Läden<br />
und auf Straßenmärkten. Auch<br />
die laxere Durchsetzung in China<br />
macht sich bemerkbar: über 40%<br />
der Hongkonger nutzten <strong>Shoppingtrips</strong><br />
in die angrenzende<br />
chinesische Metropole Shenzhen<br />
und 15% in sonstige chinesische<br />
Städte, um sich mit Fakes einzudecken.<br />
<br />
23
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Bild: NYK Lines<br />
Deutsche Firmen verlieren in<br />
Indien an Wettbewerbsfähigkeit<br />
Billigimporte machen deutschen Exporteuren zu schaffen;<br />
weiterhin starke Position bei Kfz und Kfz-Teilen<br />
Von Katrin Pasvantis<br />
MUMBAI (gtai). Indiens Importbedarf<br />
wird bis 2020 trotz<br />
derzeitiger Wirtschaftsflaute<br />
kräftig zulegen. Deutschland<br />
zählt zu den wichtigsten Lieferländern<br />
und wird von der steigenden<br />
Nachfrage profitieren.<br />
Allerdings verlieren deutsche<br />
Firmen an Wettbewerbsfähigkeit,<br />
besonders gegenüber der<br />
Billigkonkurrenz aus der VR<br />
China. Der Wert der deutschen<br />
Exporte nach Indien dürfte bis<br />
2020 zwar deutlich steigen, aber<br />
gleichzeitig ist mit einem Rückgang<br />
der Lieferanteile in den<br />
meisten Sektoren zu rechnen.<br />
Die Top-Importgüter Indiens<br />
sind Energieträger, Rohstoffe,<br />
Gold, Baumaterialien, organische<br />
Chemikalien, Maschinen und<br />
Ausrüstungen. Deutschland ist<br />
auf Rang 9 (2012) der Lieferländer.<br />
Bleiben jedoch die Energie- und<br />
Goldimporte unberücksichtigt,<br />
zählt es seit Jahren zu den Hauptlieferanten.<br />
Besonders hoch ist die<br />
Nachfrage nach deutschen Maschinen<br />
und Anlagen, chemischen<br />
Erzeugnissen und Elektrotechnik.<br />
Stark positioniert ist Deutschland<br />
zudem bei Kfz und Kfz-Teilen.<br />
Hohes Wachstumspotential für<br />
deutsche Unternehmen sehen Experten<br />
in der Medizintechnik.<br />
Deutsche Marktposition in<br />
der Automobilindustrie<br />
Das Absatzpotential in Indiens<br />
Kfz-Industrie ist riesig. Bis 2020<br />
Entwicklung der Lieferanteile bei Maschinen<br />
Top-3-Lieferländer 2012 (SITC 71 - 74)<br />
Lieferland 2002 2007 2012<br />
China, VR 3,0% 15,3% 22,3%<br />
Deutschland 18,9% 18,8% 15,0%<br />
Japan 12,1% 10,1% 11,6%<br />
Gesamtimporte<br />
3.622 19.296 30.658<br />
(SITC 71-74; in Mio. $)<br />
Quelle: UN Comtrade<br />
könnte das Land der drittgrößte<br />
Automobilmarkt weltweit sein.<br />
Dies eröffnet Geschäftschancen<br />
für ausländische Lieferanten,<br />
denn Indien deckt seinen Bedarf<br />
an Kfz-Teilen in hohem Maße über<br />
Importe. Fahrzeuge werden dagegen<br />
in geringerem Umfang eingeführt.<br />
Die Importe von Kfz- und<br />
Kfz-Teilen sind von 2002 bis 2012<br />
von 362 Millionen auf knapp 5<br />
Milliarden US$ gestiegen. Gleichzeitig<br />
geht der Trend wegen hoher<br />
Importabgaben hin zu einer<br />
stärkeren Lokalisierung der Beschaffung.<br />
Viele Zulieferer haben<br />
bereits in den letzten Jahren ihre<br />
Produktion nach Indien verlagert.<br />
Langfristig dürfte das rasante Importwachstum<br />
deshalb abflauen.<br />
Deutschland ist nach der VR<br />
China das zweitgrößte Lieferland<br />
und konnte seinen Lieferanteil<br />
von 2002 bis 2012 von 10 auf 16%<br />
ausbauen. Der Anteil der VR China<br />
ist im gleichen Zeitraum von 1,5<br />
auf über 21,0% gestiegen. Bis 2020<br />
wird Indiens Importabhängigkeit<br />
bei Hightech-Produkten hoch<br />
bleiben. Deutsche Unternehmen<br />
sind in diesem Segment sehr gut<br />
positioniert und werden daher<br />
vom Wachstum der Kfz-Industrie<br />
besonders profitieren und Lieferanteile<br />
hinzugewinnen.<br />
Die wichtigsten deutschen Exportgüter<br />
sind gemessen am Wert<br />
“andere Teile und anderes Zubehör<br />
von Kraftfahrzeugen” sowie Pkw.<br />
Bei letzteren hat Deutschland sogar<br />
einen Lieferanteil von fast 50%. Importiert<br />
werden wegen hoher Importabgaben<br />
vor allem Autos, die<br />
nur in geringen Stückzahlen in Indien<br />
nachgefragt werden, wie Luxuswagen.<br />
Deutsche Hersteller wie<br />
BMW, Mercedes und Audi sind bei<br />
Luxuswagen sehr gut positioniert.<br />
Auffällig ist der sprunghafte Anstieg<br />
des deutschen Lieferanteils<br />
bei Karosserien. Aus der Bundesrepublik<br />
wurde 2012 ein Viertel des<br />
Gesamtwertes aller indischen Ka-<br />
24
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Entwicklung der Lieferanteile bei Kfz und Kfz-Teilen<br />
Top-3-Lieferländer 2012 (SITC 78)<br />
Lieferland 2002 2007 2012<br />
China, VR 1,4% 14,6% 21,1%<br />
Deutschland 9,7% 13,5% 15,8%<br />
Südkorea 18,8% 25,4% 15,1%<br />
Gesamtimporte<br />
(SITC 78; in Mio. $)<br />
Quelle: UN Comtrade<br />
rosserieeinfuhren geliefert. Fünf<br />
Jahre zuvor waren es noch 2%.<br />
Weniger Lieferanteile bei<br />
Medizintechnik<br />
Indiens Markt für Medizintechnik<br />
wird bis 2020 - angetrieben<br />
vom Privatsektor - kräftig zulegen.<br />
Der Nachholbedarf ist hoch<br />
und wird in den kommenden<br />
Jahren für eine steigende<br />
Nachfrage sorgen. Profitieren<br />
werden vor allem ausländische<br />
Hersteller, denn<br />
die Importabhängigkeit ist<br />
hoch (80%) und in absehbarer<br />
Zeit ist nicht mit einem<br />
starken Ausbau der lokalen<br />
Fertigung zu rechnen.<br />
Deutschland ist seit<br />
Jahren nach den USA das<br />
zweitgrößte Lieferland von<br />
Medizintechnik. Bis 2020 werden<br />
die deutschen Exporte weiter<br />
kräftig zulegen. Allerdings dürften<br />
deutsche Unternehmen Lieferanteile<br />
an Billigimporte aus der<br />
VR China verlieren. Die Volksrepublik<br />
könnte Deutschland bis<br />
2020 von Rang 2 der Lieferländer<br />
verdrängen.<br />
362 1.900 4.980<br />
Entwicklung der deutschen Lieferanteile bei<br />
ausgewählten Kfz und Kfz-Teilen<br />
Top-3-Importe (SITC 78)<br />
SITC Produktgruppe 2002 2007 2012 2012: aus<br />
Deutschland<br />
[Mio. US$]<br />
7843 Fahrzeugteile 9,4% 8,5% 12,9% 465,1<br />
7812 Pkw 15,0% 50,8% 47,0% 268,9<br />
7842 Karosserien 4,2% 2,3% 26,1% 23,3<br />
Quelle: UN Comtrade<br />
Entwicklung der Lieferanteile bei Medizintechnik<br />
Top-3-Lieferländer 2012 (SITC 774, 782)<br />
Lieferland 2002 2007 2012<br />
USA 30,3% 29,2% 24,9%<br />
Deutschland 21,1% 22,9% 17,1%<br />
China, VR 2,2% 5,3% 14,3%<br />
Gesamtimporte<br />
(SITC 774, 782; in Mio. $)<br />
Quelle: UN Comtrade<br />
Aus Deutschland werden vor<br />
allem “andere Instrumente, Apparate<br />
und Geräte”, Röntgenapparate,<br />
Elektrodiagnosegeräte,<br />
Ophthalmologische Instrumente<br />
sowie Orthopädietechnik, Prothesen<br />
et cetera nach Indien geliefert.<br />
Bei Orthopädietechnik und Prothesen<br />
hat Deutschland seit 2002<br />
Lieferanteile hinzugewinnen können.<br />
In allen anderen Segmenten<br />
sind die Anteile geschrumpft.<br />
Konkurrenzdruck bei<br />
chemischen Erzeugnissen<br />
Indien gilt als einer der zukunftsträchtigsten<br />
Märkte für<br />
456 1.112 1.855<br />
Chemie weltweit. Das Wirtschaftswachstum<br />
und eine konsumfreudige,<br />
wachsende Mittelschicht<br />
treiben die Nachfrage an. Viele<br />
internationale Chemiekonzerne<br />
haben sich in Indien angesiedelt.<br />
Dennoch bleibt das Land auf Chemieimporte<br />
angewiesen.<br />
Deutsche Anbieter sind traditionell<br />
gut positioniert, zählen<br />
aber nur als fünftgrößtes Lieferland<br />
nach der VR China, USA,<br />
Saudi Arabien und Südkorea. Dafür<br />
ist der deutsche Lieferanteil<br />
in den letzten fünf Jahren nahezu<br />
unverändert geblieben (2007: 5,2%,<br />
2012: 5,1%).<br />
Bis 2020 werden deutsche Chemieerzeuger<br />
den Wert ihrer Exporte<br />
nach Indien voraussichtlich<br />
kräftig steigern können. Gleichzeitig<br />
werden sie wohl Lieferanteile<br />
an die Konkurrenz aus Ölund<br />
Gasproduzierenden Länder<br />
wie der VR China, USA oder Saudi-Arabien<br />
verlieren. Um Kosten<br />
zu senken, werden deutsche Chemieunternehmen<br />
ihre Produktion<br />
in Indien wahrscheinlich weiter<br />
ausbauen.<br />
Zu den wichtigsten deutschen<br />
Chemielieferungen zählen gemäß<br />
Importwert organische chemische<br />
Erzeugnisse sowie Kunststoffe<br />
in Primärformen. In beiden<br />
Warengruppen konnte Deutschland<br />
seinen Lieferanteil von 2007<br />
bis 2012 in etwa halten. Eine<br />
leichte Verbesserung der Wettbewerbsposition<br />
konnte die Bundesrepublik<br />
bei medizinischen und<br />
pharmazeutischen Erzeugnissen<br />
erzielen. Der deutsche Lieferanteil<br />
stieg von 2007 bis 2012 von 6,2<br />
auf 7,5%.<br />
25
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Entwicklung der deutschen Lieferanteile bei ausgewählter Medizintechnik<br />
Top-5-Importe (SITC 774, 782)<br />
SITC Produktgruppe 2002 2007 2012 2012: aus<br />
Deutschland<br />
[Mio. US$]<br />
872.29 Andere Instrumente, Apparate und Geräte 26,8% 30,4% 25,1% 128,2<br />
774.2 Röntgenapparate etc. 19,8% 22,4% 16,2% 69,5<br />
774.1 Elektrodiagnoseapparate und -geräte 22,3% 23,0% 11,9% 40,8<br />
872.25 Ophthalmologische Instrumente 28,6% 29,3% 28,5% 40,4<br />
899.6 Orthopädietechnik, Prothesen etc. 5,5% 5,5% 8,3% 36,0<br />
872.21 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. 5,2% 11,2% 9,2% 23,7<br />
Quelle: UN Comtrade<br />
Deutsche Maschinenbauer<br />
verlieren Lieferanteile<br />
Indiens Wirtschaftswachstum<br />
und der Ausbau der Industrie sorgen<br />
für eine hohe Nachfrage nach<br />
Maschinen und Ausrüstungen.<br />
Bei hochwertiger Technik bleibt<br />
Indien stark von Einfuhren abhängig.<br />
Vor allem exportorientierte<br />
Unternehmen setzen auf importierte<br />
Maschinen. Das untere bis<br />
mittlere Preissegment bedienen<br />
meist indische Maschinenbauer<br />
sowie chinesische und südkoreanische<br />
Lieferanten.<br />
Deutschland gehört seit Jahren<br />
zu den wichtigsten Maschinenlieferanten<br />
Indiens und wird seine<br />
Exporte bis 2020 weiter deutlich<br />
steigern können (2007 bis 2012:<br />
+26,8%). Bei hochwertiger Ausrüstung<br />
wird Deutschland die Nase<br />
vorn behalten, gefolgt von Japan,<br />
den USA sowie Italien.<br />
Der deutsche Anteil an den gesamten<br />
indischen Maschineneinfuhren<br />
wird hingegen auch in den<br />
kommenden Jahren schrumpfen,<br />
vor allem zu Gunsten chinesischer,<br />
aber auch südkoreanischer Konkurrenzprodukte.<br />
Diese gewinnen<br />
insbesondere in den preissensitiven<br />
indischen Käuferschichten rasant<br />
an Bedeutung und holen auch qualitativ<br />
auf. Wettbewerber aus Italien<br />
müssen ebenso wie deutsche<br />
Lieferanten um ihre Marktanteile<br />
fürchten. Die Konkurrenz aus Japan<br />
sowie den USA verteidigt ihre<br />
Marktstellung bislang zwar noch,<br />
dürfte sich in den nächsten Jahren<br />
jedoch mit denselben Problemen<br />
konfrontiert sehen. <br />
Entwicklung der deutschen Lieferanteile bei<br />
ausgewählten chemischen Erzeugnissen<br />
Top-5-Importe (SITC 5)<br />
SITC Produktgruppe 2002 2007 2012 2012: aus<br />
Deutschland<br />
[Mio. US$]<br />
51 Organische chemische Erzeugnisse 7,1% 5,2% 5,1% 714,7<br />
57 Kunststoffe in Primärformen 10,1% 7,1% 6,9% 498,1<br />
59 Andere chemische Erzeugnisse und Waren 13,8% 10,8% 9,5% 350,9<br />
54 Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 7,2% 6,2% 7,5% 228,9<br />
52 Anorganische chemische Erzeugnisse 2,6% 3,4% 2,8% 143,9<br />
Quelle: UN Comtrade<br />
26
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Indonesiens Konjunktur<br />
durchlebt “reinigendes Gewitter”<br />
Wachstumsrate fällt 2013 wohl unter 6%; ausländische<br />
Investoren bleiben jedoch zuversichtlich<br />
Von Dr. Roland Rohde<br />
JAKARTA (gtai). Zu Jahresbeginn<br />
2013 brummte Indonesiens<br />
Konjunkturmotor noch auf<br />
vollen Touren. Doch schon im<br />
Spätsommer begann er, ein wenig<br />
zu stottern. Der schlagartige<br />
Verfall der Landeswährung Rupiah<br />
setzte eine, wenn auch nicht<br />
bedrohliche Abwärtsspirale in<br />
Gang. Die Fundamentaldaten<br />
für die größte südostasiatische<br />
Volkswirtschaft haben sich aber<br />
im Prinzip nicht geändert. Landeskenner<br />
sprechen eher von<br />
einem “reinigenden, aber schnell<br />
vorbeiziehenden Gewitter”.<br />
“Was ist los in Indonesien?”<br />
dürften sich so manche Zeitungsleser<br />
und Fernsehzuschauer fragen.<br />
Wurde das Land bis in die<br />
Jahresmitte 2013 hinein noch als<br />
viel versprechender Zukunftsmarkt<br />
gehandelt, hagelt es seit<br />
dem Spätsommer schlechte Nachrichten:<br />
Die Landeswährung Rupiah<br />
verlor im Verlauf der Monate<br />
August und September schlagartig<br />
gegenüber dem Euro und dem<br />
US$ an Wert. Daraufhin schwoll<br />
das Handelsbilanzdefizit an und<br />
die Währungsreserven schmolzen<br />
“wie Butter in der Sonne” dahin.<br />
An dieser Stelle machte die<br />
Kettenreaktion noch keinen Halt,<br />
denn die Regierung sah sich im<br />
August 2013 sogleich bemüht, ein<br />
Konjunkturpaket - und damit auch<br />
eine höhere Neuverschuldung -<br />
anzukündigen. Das beunruhigte<br />
die Märkte nur noch zusätzlich.<br />
Auch die einheimischen Verbraucher<br />
machten sich plötzlich Sorgen.<br />
Während die von der Zentralbank<br />
und dem Roy Morgan Institute<br />
erhobenen sogenannten Konsumentenzuversichtsindizes<br />
bis in<br />
den Mai/Juni 2013 herein auf historischen<br />
Höchstständen lagen, kam<br />
es in den darauf folgenden Monaten<br />
zu einem jähen Einbruch.<br />
Angesichts der schlechten Nachrichten<br />
halten die Verbraucher wieder<br />
ihr Geld zusammen. Zudem<br />
leiden sie unter der steigenden Inflation.<br />
Infolge der Ende Juni 2013<br />
erhöhten staatlich subventionierten<br />
Kraftstoff- und Energiepreise<br />
und der durch den Rupiah-Verfall<br />
teurer gewordenen Importe<br />
schnellte die Preissteigerungsrate<br />
Gesetzliche Mindestlöhne<br />
explodierten in Jakarta<br />
am 1.1.13 um 44%<br />
im Zeitraum Juli bis September auf<br />
über 8% zum Vorjahr an.<br />
Die Zentralbank setzte bereits<br />
in mehreren Schritten den Leitzins<br />
herauf, worunter wiederum<br />
die Investitionen insbesondere<br />
im privaten Wohnungsbau leiden.<br />
Ohnehin müssen sich die<br />
Bauherren mit steigenden Kosten<br />
herumschlagen, denn auch die<br />
Preise für die meisten Baustoffeinfuhren<br />
sind kräftig angezogen.<br />
Zusammen mit den höheren<br />
Finanzierungskosten dürften sich<br />
somit einige Projekte nicht mehr<br />
rechnen.<br />
Fundamentaldaten bleiben<br />
positiv<br />
An dieser Stelle wird allerdings<br />
die Abwärtsspirale spätestens enden,<br />
denn die Fundamentaldaten<br />
für Indonesien bleiben positiv: Die<br />
staatliche und private Verschuldung<br />
verharrt laut Einschätzung<br />
des Internationalen Währungsfonds<br />
auf einem in Relation zum<br />
Bruttoinlandsprodukt sehr niedrigen<br />
Niveau. Die Immobilienpreise<br />
sind zudem nach Ansicht<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
von Landeskennern noch weit von<br />
einem “ungesunden” Niveau entfernt.<br />
Die Leerstandsquote in den<br />
meisten Objekten tendiert gegen<br />
Null. Es existiert schlichtweg keine<br />
Blase, die platzen könnte.<br />
Zudem dürften die ausländischen<br />
Direktinvestitionen weiter<br />
kräftig fließen. Die Liste der<br />
angekündigten Projekte ist lang.<br />
Internationale Firmen investieren<br />
in nahezu alle Industrie- und<br />
Dienstleistungsbranchen. Laut einer<br />
von der US Chamber of Commerce<br />
Indonesia in Auftrag gegebenen,<br />
unter anderem von Ernst &<br />
Young durchgeführten und Anfang<br />
Oktober 2013 veröffentlichten<br />
Untersuchung planen US-Firmen,<br />
in den nächsten drei bis fünf<br />
Jahren mehr als 60 Milliarden US$<br />
in dem größten Land der ASEAN-<br />
Region zu investieren.<br />
Allerdings sind solche Angaben<br />
mit Vorsicht zu genießen, denn<br />
die Studie kommt ebenfalls zum<br />
Ergebnis, dass US-amerikanische<br />
Unternehmen in den Jahren 2004<br />
bis 2012 bereits rund 65 Milliarden<br />
US$ in Indonesien investiert<br />
hätten. Die indonesische Zentralbank<br />
kommt derweil für den vorliegenden<br />
Zeitraum nur auf einen<br />
Wert von 7 Milliarden US$.<br />
Das ändert jedoch nichts an der<br />
Tendenz: deutsche, chinesische,<br />
südkoreanische, australische Kapitalgeber<br />
und solche aus den<br />
USA werden ihr Engagement in<br />
Indonesien in Zukunft verstärken.<br />
Sie sehen in der kleinen Konjunkturdelle<br />
im Herbst 2013 eher ein<br />
“reinigendes, aber schnell vorbei<br />
ziehendes Gewitter”, das die Attraktivität<br />
des Standortes Indonesien<br />
sogar vorübergehend stärken<br />
könnte.<br />
Die Begründung erscheint einfach:<br />
Die bislang höchst stabile<br />
Konjunktur hatte sowohl bei Arbeitnehmern<br />
wie auch Unternehmen<br />
eine Neigung zu Sonderwünschen<br />
bestärkt. So stiegen<br />
die gesetzlichen Mindestlöhne in<br />
Jakarta zum 1.1.13 um 44% zum<br />
Vorjahr. Angesichts des nachlassenden<br />
Wachstums unterzeichnete<br />
der Staatspräsident im Herbst<br />
2013 nun ein Dekret, das den An-<br />
27
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
stieg für 2014 landesweit auf 10%<br />
(allerdings plus Inflationsausgleich)<br />
beschränkt.<br />
Die indonesischen Firmen wiederum<br />
veranlassten in der Vergangenheit<br />
die Regierung vermehrt<br />
zu einer Politik der Marktabschottung<br />
gegenüber ausländischen<br />
Konkurrenten. Die Behörden erließen<br />
eine um die andere Zugangsbeschränkung.<br />
Damit dürfte nun<br />
ebenfalls, kurzfristig zumindest<br />
Schluss sein. Denn ausländische<br />
Kapitalgeber sind nach Angaben<br />
des Investment Coordination<br />
Board für zwei Drittel aller getätigten<br />
Direktinvestitionen verantwortlich.<br />
Wenn ihr Interesse sinkt,<br />
wankt die gesamte Wirtschaft.<br />
Wachstumsprognosen leicht<br />
korrigiert<br />
Führende Forschungsinstitute<br />
und Banken senken angesichts<br />
der weiterhin unveränderten Fundamentaldaten<br />
ihre Prognosen<br />
für das indonesische Wirtschaftswachstum<br />
nur um einige Zehntel<br />
BIP-Prognose 5,3 bis 5,8%<br />
in 2013 je nach Institut<br />
Prozentpunkte nach unten. Die<br />
Weltbank erwartet im Oktober<br />
2013 für das Gesamtjahr eine reale<br />
BIP-Zunahme von 5,3%. Noch<br />
im Sommer war man von einem<br />
Plus von 5,6% ausgegangen. Sie<br />
geht zudem für 2014 von einem<br />
weiteren Wachstumsrückgang auf<br />
5,3% aus.<br />
Damit steht sie im Widerspruch<br />
zu den meisten anderen Instituten<br />
und Analysten, die für 2014 eine<br />
leichte Konjunkturbelebung vorhersagen.<br />
So erwartet beispielsweise<br />
die Singapurer DBS Bank<br />
einen Anstieg des realen Wirtschaftswachstums<br />
von 5,8% in<br />
2013 auf 6% in 2014. Auch Merill<br />
Lynch geht davon aus, dass Indonesien<br />
im Herbst 2013 die Talsohle<br />
bereits durchschritten hat.<br />
Die Credit Suisse prognostiziert<br />
für 2014 eine kontinuierliche Reduzierung<br />
des Handelsbilanzdefizits<br />
und einen Rückgang der<br />
Preissteigerung. <br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Tief- und Infrastrukturbau<br />
in Japan<br />
Von Dr. Detlef Rehn<br />
TOKIO (gtai). Japans Baumarkt<br />
präsentiert sich in guter<br />
Verfassung. Prognosen zur Entwicklung<br />
2013 deuten auf ein<br />
kräftiges Wachstum. Die Branche<br />
profitiert von den Maßnahmen<br />
zum Wiederaufbau der Erdbebenregion<br />
im Nordosten und<br />
staatlichen Infrastrukturprojekten.<br />
Im privaten Wohnungsbau<br />
hat sich die Lage weiter gebessert.<br />
Impulse kommen auch<br />
von zahlreichen Projekten zur<br />
städtischen Erneuerung. Einstieg<br />
und Bearbeitung des Marktes<br />
sind schwierig, doch bieten sich<br />
auch deutschen Unternehmen<br />
Möglichkeiten.<br />
Parallel zur stärker werdenden<br />
Wirtschaftskonjunktur bessert<br />
sich auch die Lage auf dem japanischen<br />
Baumarkt zusehends.<br />
Nach Vorhersagen des Ministry<br />
of Land, Infrastructure and Transport<br />
(MLIT) von Juni 2013 werden<br />
im laufenden Fiskaljahr 2013 (1.4.<br />
bis 31.3.) insgesamt schätzungsweise<br />
50,0 Billionen Yen (ca. 382<br />
Mrd. Euro; 1 Euro = 131,01 Yen,<br />
Mittelwert Juli bis Sep. 2013) in den<br />
Hoch- und Tiefbau fließen. Dies<br />
wären 11,2% mehr als im Vorjahr.<br />
Hauptgrund hierfür ist, dass<br />
nach der Dreifachkatastrophe aus<br />
Erdbeben, Tsunami und Atomunfall<br />
vom März 2011 der Wiederaufbau<br />
der zerstörten oder beschädigten<br />
Region im Nordosten<br />
Japans in Gang gekommen ist.<br />
Ferner hat die seit Dezember 2012<br />
amtierende liberaldemokratische<br />
Regierung unter Premierminister<br />
Abe im Gegensatz zu ihren Vorgängern<br />
aus der Demokratischen<br />
Partei Japans zur allgemeinen Stützung<br />
der Konjunktur den Schalter<br />
wieder auf eine Ausweitung der<br />
Infrastrukturinvestitionen umgelegt.<br />
Aus dem privaten Haus- und<br />
Wohnungsbau, sowie dem Gewerbebau<br />
und städtischen Großprojekten<br />
gibt es ebenfalls viel mehr<br />
Impulse als in den vergangenen<br />
Jahren.<br />
Auch die mittelfristigen Aussichten<br />
sind auf Japans Baumarkt<br />
günstig. Hierfür sorgt vor allem<br />
die Vergabe der Olympischen<br />
Spiele 2020 an Tokio. Die Baukosten<br />
werden nach ersten Schätzungen<br />
etwa 455 Milliarden Yen<br />
betragen. Dies umfasst den Neubau<br />
einer Reihe von Sportstätten,<br />
aber auch Maßnahmen zur Erneuerung<br />
der Tokioter Infrastruktur.<br />
Olympische Spiele 2020 in<br />
Tokio sorgen für Bauschub<br />
Wie das MLIT im Einzelnen<br />
vorhersagt, werden die öffentlichen<br />
Bauinvestitionen im Fiskaljahr<br />
2013 gegenüber dem Vorjahr<br />
um 16,4% auf knapp 22,0<br />
Billionen Yen steigen. Von diesem<br />
Betrag sind rund 18,4 Billionen<br />
Yen oder mehr als 83% für<br />
den Tiefbau eingeplant. Hiervon<br />
wiederum fließen 15,8 Billionen<br />
Yen in Infrastrukturprojekte. Ein<br />
Großteil dieses Geldes dürfte für<br />
Wiederaufbaumaßnahmen in der<br />
Erdbebenregion bestimmt sein,<br />
doch muss Japan auch in anderen<br />
Landesteilen zum Beispiel in die<br />
Jahre gekommene Straßen, Tunnels<br />
oder Brücken erneuern. Der<br />
Teileinsturz eines wichtigen Autobahntunnels<br />
westlich von Tokio<br />
im Dezember 2012 diente der<br />
Regierung als Weckruf. Die Infrastrukturprojekte<br />
sollen in der Zukunft<br />
verstärkt als öffentlich-private<br />
Vorhaben (PFI) durchgeführt<br />
werden.<br />
Im privaten Haus- und Wohnungsbau<br />
hat sich die Lage weiter<br />
aufgehellt. Das regierungsnahe<br />
Research Institute of Construction<br />
and Economy (RICE) sagt in seinem<br />
jüngsten Bericht von Ende Juli<br />
28
Wirtschaft in <strong>Asien</strong><br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - Indonesien - Japan - Korea<br />
Malaysia - Taiwan - Thailand - Vietnam<br />
Preise runter !<br />
Maschinen- und Anlagenbau in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - Japan- Korea - Indonesien - Malaysia - Philippinen<br />
- Singapur - Thailand - Vietnam<br />
Marktentwicklung, Produktion und Branchenstruktur, Außenhandel<br />
und Geschäftspraxis, fachspezifische Tabellen, zahlreiche<br />
Fachartikel zu diesen Ländern (siehe www.probusinessmedia.net)<br />
Pro<br />
Business<br />
Media<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Okt. 2013<br />
Jetzt € 59,00<br />
statt € 89,00<br />
Texte und Daten: März - August 2013<br />
Tabellen<br />
SWOT-Analyse, Außenhandelsdaten, Produktionsdaten, Investitionsprojekte,<br />
Import/Export, andere lokale Daten<br />
Anhang<br />
Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum bis Ende 2014<br />
103 Seiten, 74 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
2013 voraus, dass im laufenden Fiskaljahr<br />
2013 mit dem Bau von rund<br />
927.000 Häuser und Wohnungen<br />
begonnen wird. Gegenüber dem<br />
Vorjahr wäre dies ein Zuwachs<br />
von 3,8%. Das Niveau von vor<br />
der großen Finanzkrise ist allerdings<br />
noch nicht wieder erreicht;<br />
damals wurde jährlich durchweg<br />
mit dem Bau von wenigstens eine<br />
Million Häuser und Wohnungen<br />
begonnen. Das RICE prognostiziert<br />
für den Bau von Eigenheimen<br />
einen Anstieg von 7,0% auf knapp<br />
339.000; auch bei Eigentumswohnungen<br />
(249.700, +4,4%) kann mit<br />
einem überdurchschnittlichen<br />
Wachstum gerechnet werden.<br />
Für 2014 erwartet das RICE dagegen<br />
wieder einen Rückgang auf<br />
dem Haus- und Wohnungsmarkt.<br />
Grund hierfür ist, dass die japanische<br />
Regierung vermutlich zum<br />
1.4.14 die Verbrauchsteuer von<br />
derzeit 5% auf 8% anhebt, und<br />
die hiermit verbundenen Preiserhöhungen<br />
das Interesse am Bau<br />
eines neuen Hauses oder am Kauf<br />
einer neuen Wohnung dämpfen<br />
wird.<br />
Der private Gewerbebau profitiert<br />
von der wieder stärker werdenden<br />
Investitionsbereitschaft<br />
Strukturdaten der japanischen Bauwirtschaft<br />
2010 2011 2012<br />
Wert der erbrachten Bauleistungen (in Mrd. Yen, nominal) 42.931,0 41.560,6 43.907,6<br />
- Hochbau 23.241,5 23.539,0 24.263,9<br />
- Tiefbau 19.689,5 18.021,7 19.643,7<br />
Zahl der Bauunternehmen 1) 176.365 191.146 k.A.<br />
- ausländische Bauunternehmen 2) 118 119 119<br />
Neubau<br />
- privater Wohnungen (Einheiten) 813.126 841.246 893.002<br />
- Nicht-Wohnimmobilien (in 1.000 m 2 ) 44.521 47.522 52.031<br />
Öffentliche Bauinvestitionen (in Mrd. Yen) 17.982 3) 17.210 4) 18.860 4)<br />
jeweils Fiskaljahre, 1.4. bis 31.3.<br />
1) mindestens 80% des Umsatzes aus Baugeschäft;<br />
2) lizenzierte ausländische Unternehmen; Lizenzen beziehen sich im weitesten Sinne auf die Bauindustrie,<br />
unter anderem auch Innenausbau, Fahrstuhlmontage etc.; davon (Kalenderjahr 2012) aus Nordamerika: 42,<br />
Europa: 62, <strong>Asien</strong>: 14;<br />
3) tatsächlich;<br />
4) Schätzung<br />
Quellen: Ministry of Land, Infrastructure and Transport (MLIT): Construction General Statistics,<br />
Construction Work Statistics Survey Report; Japan Federation of Construction Contractors:<br />
Construction Handbook 2013<br />
29
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Führende Unternehmen der japanischen Bauwirtschaft<br />
Unternehmen Webseite Konsolidierter<br />
Umsatz 2011<br />
[Mrd. Yen]<br />
Konsolidierter<br />
Umsatz 2012<br />
[Mrd. Yen]<br />
Mitarbeiter/<br />
Stand<br />
Kajima Corporation www.kajima.co.jp 1.458 1.485 7.737<br />
(März 2013)<br />
Shimizu Corporation www.shimz.co.jp 1.336 1.416 11.050<br />
(April 2013)<br />
Obayashi Corporation www.obayashi.co.jp 1.246 1.448 8.179<br />
(März 2013)<br />
Taisei Corporation www.taisei.co.jp 1.324 1.416 8.095<br />
(Sep. 2012)<br />
Takenaka Corporation www.takenaka.co.jp 977 998 7.398<br />
(Jan. 2012)<br />
Quelle: Unternehmensangaben<br />
der privaten Unternehmen. Das<br />
RICE sagt voraus, dass im Fiskaljahr<br />
2013 in den Gewerbebau<br />
insgesamt 12,28 Billionen Yen investiert<br />
werden. Dies wären 6,8%<br />
mehr als im Vorjahr. An Gesamtfläche<br />
sollen 48,35 Millionen m 2<br />
und damit 8,5% mehr hinzukommen.<br />
Überdurchschnittlich legen<br />
Fabrikflächen (9,3 Mio. m 2 , +13,4%)<br />
sowie Ladenflächen (8,2 Mio. m 2<br />
+10,5%) zu. Aber auch bei Büroflächen<br />
(5,74 Mio. m 2 , +8,0%) ist mit<br />
einem guten Wachstum zu rechnen.<br />
Lediglich bei Lagerflächen<br />
(6,6 Mio. m 2 , +5,3%) fällt das Plus<br />
etwas geringer aus.<br />
Schon seit einigen Jahren werden<br />
in den Ballungsgebieten<br />
zahlreiche Vorhaben als Teil der<br />
Programme zur städtischen Erneuerung<br />
durchgeführt. Ganze<br />
Stadtteile erhalten durch den Bau<br />
von integrierten Geschäfts- und<br />
Wohnkomplexen ein neues Gesicht.<br />
Sichtbar ist dies unter anderem<br />
in den Großräumen Tokio-Kawasaki-Yokohama,<br />
Osaka-Kobe, in<br />
Nagoya sowie in Fukuoka. In Nagoya<br />
zum Beispiel will die Central<br />
Japan Railway Co. am JR-Bahnhof<br />
einen weiteren 46-Stockwerke<br />
hohe Turm errichten, und auch in<br />
Osaka wird das gesamte Gebiet<br />
um den JR-Bahnhof umgestaltet.<br />
Im Fiskaljahr 2012 (1.4 bis 31.3.)<br />
hatte Japans Baumarkt ein Volumen<br />
von 44,9 Billionen Yen. Damit<br />
war er weltweit einer der größten.<br />
Vorhaben/Auftraggeber<br />
Ausgewählte Großprojekte zur städtischen Erneuerung in Japan<br />
Stadtteil Marunouchi Tokyo<br />
Mitsubishi Real Estate<br />
Neubau der Firmenzentrale<br />
Mitsui und Umgestaltung<br />
der Nachbarschaft<br />
Otemachi Tokio<br />
Umgestaltung des Gebiets<br />
um den Toyosu-Bahnhof,<br />
Bezirk Koto, Tokio, Mitsui<br />
Fudosan<br />
Kanda District, Tokyo<br />
Sumitomo Corp.<br />
Modernisierung des Gebiets<br />
um Shibuya-Bahnhof Tokio;<br />
Konsortium unter anderem<br />
aus Stadt Tokyo, Tokyu<br />
Corp., JR East, Tokyo Metro<br />
Investitionssumme<br />
[Mrd. Yen]<br />
Projektstand<br />
Anmerkungen<br />
ca. 450 2008 bis 2018 2. Phase Büro- und<br />
Geschäftskomplex,<br />
Gesamtfläche 2.195.000 m 2<br />
170 nach Abriss des derzeitigen<br />
Komplexes<br />
Baubeginn 2016,<br />
Fertigstellung 2019<br />
105 Baubeginn Februar 2013,<br />
Fertigstellung März 2017<br />
Ankündigung 8.8.13.,<br />
Projektdetails noch offen<br />
2 Geschäfts- und Wohntürme,<br />
Gesamtfläche 240.000 m 2 ,<br />
1 Bürgerzentrum, 12 Stockwerke<br />
mit öffentlicher Bibliothek und<br />
Konferenzhalle<br />
ca. 100 Fertigstellung 2019 Wohn-, Geschäfts- und Bürokomplex,<br />
Fläche bis zu 400.000 m 2<br />
k.A.<br />
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest<br />
Teilprojekt: Umbau des<br />
jetzigen Bahnhofsgeländes,<br />
drei neue<br />
Büro- und Geschäftskomplexe<br />
Gesamtfläche 260.000 m 2 ,<br />
60% Geschäfte, 40% Büros;<br />
Baubeginn April 2013; Ostturm,<br />
230 m Höhe, Fertigstellung 2019<br />
30
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
2012 trug die Branche 10,2% zum<br />
Bruttoinlandsprodukt bei.<br />
Die Struktur der japanischen<br />
Bauindustrie ist sehr unausgewogen.<br />
Nach Angaben des MLIT<br />
gab es Ende des Fiskaljahres 2011<br />
etwas mehr als 191.000 Unternehmen.<br />
An ihrer Spitze rangieren<br />
fünf große Generalbauunternehmen<br />
wie Kajima oder Shimizu, die<br />
jährlich einen Umsatz von jeweils<br />
wenigstens rund einer Billion Yen<br />
erwirtschaften. Am anderen Ende<br />
der Skala gibt es Tausende von<br />
kleinen Zulieferern.<br />
Die gebesserte Baukonjunktur<br />
schlägt sich in gut gefüllten Auftragsbüchern<br />
der Unternehmen<br />
nieder. Dies gilt vor allem für die<br />
großen Generalbaukonzerne. Bei<br />
Marktführer Kajima zum Beispiel<br />
gingen im Fiskaljahr 2012 Aufträge<br />
über 1,07 Billionen Yen ein; dies<br />
waren 4,3% weniger als im Vorjahr.<br />
Dabei erhöhten sich Hochbauaufträge<br />
um 0,9% auf 757,7 Milliarden<br />
Yen, während sich die Tiefbauorders<br />
deutlich abschwächten (241,4<br />
Mrd. Yen, -20,9%). Auch Shimizu<br />
registrierte im Fiskaljahr 2012 insgesamt<br />
einen Orderrückgang um<br />
3,9% auf etwas über 1,1 Billionen<br />
Yen, doch zogen die Hochaufträge<br />
vor allem aus dem Inland ebenfalls<br />
an (939,1 Mrd. Yen, +3,1%).<br />
Der Auslandsbau hat sich 2012<br />
etwas abgeschwächt. Dennoch<br />
ist er für die Branche ein wichtiges<br />
Standbein. Wie die Overseas<br />
Construction Association of Japan<br />
meldet, gingen bei der heimischen<br />
Bauwirtschaft Aufträge über 1,18<br />
Billionen Yen ein; dies waren<br />
12,4% weniger als im Jahr zuvor.<br />
Fast 73% entfielen auf die Region<br />
<strong>Asien</strong>; dahinter folgten Nordamerika<br />
(16,1%) und der Mittlere Osten<br />
mit 4,5%.<br />
Trotz der absoluten Größe des<br />
Marktes sind ausländische Unternehmen<br />
vergleichsweise wenig<br />
präsent. 2012 waren 119 in Japan<br />
registriert. Bekannte deutsche Namen<br />
im Markt sind zum Beispiel<br />
Wirtgen (Baumaschinen), Fischer<br />
(Befestigungselemente), Würth<br />
(Befestigungselemente), Häfele<br />
(Beschläge), Halfen (Montagetechnik),<br />
Putzmeister (Betonpumpen),<br />
Liebherr (Kräne) sowie Grohe und<br />
Hansgrohe (Armaturen).<br />
Der japanische Markt ist nicht<br />
einfach zu bearbeiten. Zu allgemeinen<br />
kulturellen und sprachlichen<br />
Barrieren kommt, dass viele Aufträge,<br />
sei es für private wie auch<br />
für öffentliche Vorhaben, ohne die<br />
Zusammenarbeit mit Projektentwicklern<br />
oder Generalunternehmen<br />
kaum einzuholen sind. Eine<br />
gute örtliche Vertretung ist gerade<br />
für die in der Bauwirtschaft notwendige<br />
Herstellung und Pflege<br />
der Verbindungen essentiell. Dies<br />
gilt auch für die Sammlung von<br />
Projektfrühinformationen noch<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
vor Eröffnung eines Ausschreibungsverfahrens.<br />
Es gibt Unternehmen,<br />
die sich auf den Verkauf<br />
solcher Informationen spezialisiert<br />
haben. Dadurch ist eine gewisse<br />
Transparenz gegeben. Dennoch<br />
kommt es zu Absprachen.<br />
Öffentliche Vorhaben werden<br />
zunehmend auch privat finanziert.<br />
Informationen über Bauprojekte<br />
- allerdings nur in japanischer<br />
Sprache - bieten der Public<br />
Works Procurement Information<br />
Service (www.i-ppi.jp). die Private<br />
Finance Initiative - PFI -(www.pfinet.jp)<br />
und die Urban Renaissance<br />
Agency (www.ur-net.go.jp) an.<br />
Trotz aller Hürden ist der japanische<br />
Baumarkt auch für ausländische<br />
Unternehmen interessant.<br />
Möglichkeiten bieten sich zum<br />
Beispiel dann, wenn sie Technologien,<br />
Materialien oder Ausrüstungen<br />
anbieten können, über die<br />
die japanische Konkurrenz nicht<br />
verfügt. Dies gilt gerade vor dem<br />
Hintergrund der Bemühungen,<br />
die bislang kurze Lebensdauer der<br />
Häuser und Wohnungen zu verlängern.<br />
Auch bei architektonisch<br />
spektakulären Gebäuden sind immer<br />
wieder ausländische Namen<br />
anzutreffen. Ferner können die<br />
japanischen Auslandsbauaktivitäten<br />
für ausländische Unternehmen<br />
ein Ansatzpunkt sein, denn<br />
Projekte in Drittländern werden<br />
oft in Japan verhandelt. <br />
Kontaktanschriften der japanischen Bauindustrie<br />
Bezeichnung Webseite Anmerkungen<br />
Ministry of Land, Infrastructure, www.mlit.go.jp Strategie und Planung für die Bauindustrie,<br />
Transport and Tourism<br />
Erhebung von Statistiken<br />
The Research Institute of Construction<br />
and Economy<br />
Japan Federation of Construction<br />
Contractors<br />
www.rice.or.jp<br />
www.nikkenren.com<br />
unabhängige Forschungseinrichtung<br />
für die Bauindustrie unter<br />
dem MLIT<br />
Verband der Generalunternehmer<br />
31
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Nowak & Partner Co., Ltd. ● 4Fl. Daeyoung Bldg., 96 Dogseodang-ro, Yongsan-gu<br />
Seoul 140 - 885 ● info@nowak-partner.com ● www.nowak-partner.com ● Tel +82(0)2-701-4707<br />
Hotel- und Ferienanlagenbau<br />
floriert in Südkorea<br />
Von Frank Robaschik<br />
SEOUL (gtai). Die gute Konjunktur<br />
im Tourismus führt zu<br />
zahlreichen Hotelprojekten koreanischer<br />
und ausländischer<br />
Firmen in Südkorea. Koreanische<br />
Kinder wie Erwachsene<br />
haben deutlich mehr Freizeit als<br />
früher. Zudem steigt die Zahl der<br />
ausländischen Touristen in Südkorea<br />
und mehr Koreaner verreisen<br />
ins Ausland. Daneben gibt<br />
es einige große koreanische Hotelprojekte<br />
im Ausland. So will<br />
die Lotte Gruppe bis 2018 weltweit<br />
40 Hotels betreiben und zu<br />
einer der besten Hotelmarken in<br />
<strong>Asien</strong> aufsteigen.<br />
Die Tourismusbranche in Südkorea<br />
wächst kräftig. Das liegt<br />
zum einen daran, dass die Koreaner<br />
mehr Freizeit haben und häufiger<br />
im In- und ins Ausland reisen.<br />
Zum anderen stieg die Zahl<br />
ausländischer Urlauber im Land<br />
von 6,5 Millionen im Jahr 2007 auf<br />
11,1 Millionen im Jahr 2012. Die<br />
Einreisen aus Japan wuchsen im<br />
gleichen Zeitraum um mehr als<br />
50% auf 3,5 Millionen, aus der VR<br />
China verdoppelten sie sich auf 2,8<br />
Millionen Personen. Einschließlich<br />
Taiwan und Hongkong kommen<br />
bereits heute mehr Chinesen<br />
Hoteleinnahmen in Korea aus Übernachtungen<br />
2010<br />
[Mrd. Won]<br />
nach Südkorea als Japaner.<br />
Die wachsende Zahl ausländischer<br />
Touristen ist gewollt.<br />
Seit Juli 2006 dürfen Bürger der<br />
VR China, einer Reihe südostasiatischer<br />
Länder und Indiens<br />
visafrei auf die Ferieninsel Jeju<br />
einreisen. Vor allem die Zahl chinesischer<br />
Urlauber ist in den letzten<br />
Jahren kräftig gestiegen. In<br />
den ersten acht Monaten 2013 reisten<br />
1,3 Millionen von insgesamt<br />
2,9 Millionen Urlaubern aus dem<br />
Land der Mitte nach Jeju.<br />
Seit Mai 2013 dürfen darüber<br />
2011<br />
[Mrd. Won]<br />
2012<br />
[Mrd. Won]<br />
Veränderung<br />
2012/11<br />
Ausländer 1.030 1.110 1.306 17,7%<br />
- Super Deluxe 609 657 766 16,5%<br />
- Deluxe 203 226 253 11,7%<br />
- 1. Klasse 120 124 144 15,4%<br />
Südkoreaner 676 755 805 6,7%<br />
- Super Deluxe 352 405 418 3,2%<br />
- Deluxe 96 99 91 -8,2%<br />
- 1. Klasse 80 89 90 1,1%<br />
Insgesamt 1.706 1.864 2.111 13,2%<br />
Ministry of Culture, Sports and Tourism<br />
32
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
hinaus Transitreisende in Drittländer<br />
oder nach Jeju dann 72 Stunden<br />
visafrei nach Südkorea einreisen,<br />
wenn Sie an einem Programm im<br />
Großraum Seoul (Seoul, Incheon<br />
und Provinz Gyeonggi) eines dafür<br />
zertifizierten Reisebüros teilnehmen.<br />
Der Wirtschaftsverband<br />
Federation of Korean Industries<br />
fordert eine weitere Lockerung<br />
der Visabestimmungen für chinesische<br />
Touristen.<br />
Der Umsatz der Hotels mit<br />
Übernachtungen stieg 2012 laut<br />
dem Ministry of Culture, Sports<br />
and Tourism (MCST) um 13,2%<br />
gegenüber dem Vorjahr auf 2,1<br />
Billionen Won (ca. 1,42 Mrd. Euro, 1<br />
Euro = 1474 korean. Won, Mittelwert<br />
Juli - Sep. 2013). Auf die höchste<br />
Hotelkategorie “Super Deluxe”<br />
entfiel deutlich mehr als die Hälfte<br />
davon, einschließlich der zweithöchsten<br />
Kategorie “Deluxe” waren<br />
es mehr als 70%. Eine wichtige<br />
Rolle spielen ausländische Touristen<br />
und Geschäftsreisende. Sie<br />
standen 2012 für mehr als 60% der<br />
Hoteleinnahmen.<br />
Bei der Verteilung der landesweit<br />
mehr als 80.000 Hotelzimmer<br />
im Jahr 2012 dominierten ebenfalls<br />
die höchsten Kategorien,<br />
wenn auch nicht so klar wie bei<br />
den Einnahmen. So gab es knapp<br />
25.000 “Super Deluxe”-Zimmer,<br />
circa 12.900 “Deluxe”-Zimmer und<br />
rund 13.700 Zimmer der “1. Klasse”.<br />
Besonders hohe Zuwachsraten<br />
gab es 2012 unter den größeren<br />
Kategorien bei Hotels ohne<br />
Klassifizierung mit +22,4% gegenüber<br />
dem Vorjahr (nunmehr etwa<br />
10.700 Hotelzimmer), bei Hotels<br />
der “3. Klasse”’ mit +11,9% (knapp<br />
5.000) und bei Familienhotels mit<br />
+7,0% (knapp 6.700). Insgesamt<br />
stiegen die Zimmerkapazitäten<br />
der Hotels um 4,8%.<br />
Der Tourismusbranche sind daneben<br />
unter anderem 180 Ferienwohnanlagen<br />
(“condominiums”)<br />
mit 38.971 Zimmern per Ende<br />
2012 zuzurechnen. Gleiches gilt<br />
für andere Herbergen wie unter<br />
anderem Motels und yeogwans,<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Touristenhotels in Südkorea<br />
Hotels Zimmer<br />
Seoul 149 25.587<br />
Busan 50 6.247<br />
Insel Jeju 54 6.810<br />
Provinz Gyeonggi 91 6.341<br />
Provinz Gangwon 37 4.373<br />
Provinz North Gyeongsang 47 4.245<br />
Incheon 46 4.110<br />
Provinz South Gyeongsang 41 3.200<br />
Insgesamt 680 73.440<br />
Ministry of Culture, Sports and Tourism<br />
die laut Statistics Korea 2009 einen<br />
Umsatz von 2,2 Billionen Won erwirtschafteten.<br />
Die 17 Kasinos im<br />
Land setzten 2012 knapp 250 Milliarden<br />
Won um, etwa die Hälfte<br />
davon mit ausländischen Gästen.<br />
Hinzu kommen Wasserparks,<br />
Skiresorts, Vergnügungsparks<br />
und sonstige Freizeitanlagen.<br />
Regional sind der Großraum<br />
Seoul (neben Seoul die Stadt Incheon<br />
und die Provinz Gyeonggi),<br />
die Stadt Busan und die Ferieninsel<br />
Jeju für das Hotelgewerbe besonders<br />
wichtig. Aber auch andere<br />
Regionen wie die Provinz Gangwon,<br />
wo die Olympischen Winterspiele<br />
2018 stattfinden werden,<br />
und die über schöne Strände an<br />
Vorhaben Investitionssumme<br />
Zimmer<br />
Ausgewählte Ferienanlagenprojekte in Südkorea<br />
Projektstand<br />
Auftraggeber<br />
Planung<br />
Jeju Airest City 2,4 Bill. Won Im Bau seit März 2013 Fertigstellung bis 2017;<br />
Bau durch Posco E&C<br />
Pampas Resort in<br />
Seogwipo (Jeju)<br />
877,5 Mrd. Won Im Bau seit Juli 2010 Fertigstellung bis 2018<br />
Baitong Xinyuan<br />
Jeju Resort<br />
Luxusresort in<br />
Gangneung<br />
(Provinz Gangwon)<br />
Daemyung Resort in<br />
Namhae<br />
(Prov. South<br />
Gyeongsang)<br />
243,2 Mrd. Won<br />
469 (Ferienanalage),<br />
200 (Hotel)<br />
138,4 Mrd. Won<br />
150 Zimmer<br />
120 Mrd. Won<br />
400 Zimmer<br />
Im Bau seit Mai 2013 Fertigstellung 2016<br />
Im Bau seit Juli 2013<br />
Quellen: Provinz Jeju, Provinz South Gyeongsang, Unternehmensmeldungen<br />
Hyundai Heavy Industries,<br />
Eröffnung Ende Mai 2015<br />
Absichtserklärung Fertigstellung bis Ende 2017<br />
33
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Vorhaben Zimmer /<br />
Investitionssumme<br />
In Seoul<br />
Drei Hotels am Yongsan<br />
Bus Terminal<br />
Hotel in Hoehyeon in Seoul<br />
Ausgewählte Hotelprojekte in Südkorea<br />
2.307,<br />
400 Mrd. Won<br />
438 (Hotel),<br />
345 (Officetel)<br />
Projektstand<br />
Plan, Baubeginn<br />
Mai 2014<br />
Auftraggeber<br />
Planung<br />
Fertigstellung<br />
1. Halbjahr 2017<br />
Plan Fertigstellung April 2016<br />
Hotel nahe dem Namdaemun 414 Plan KT&G, Eröffnung 2015<br />
Four Seasons Hotel 317 Im Bau seit<br />
Dezember 2012<br />
Eröffnung im Mai 2015,<br />
Baufirma Daelim<br />
Industrial<br />
Hotel im Lotte World Tower in 230 Im Bau seit 2011 Fertigstellung 2016<br />
Jamsil<br />
Hotel in Seosomun 253 Plan Genehmigung durch Stadt<br />
Seoul im Mai 2013<br />
Erweiterung Grand Intercontinental<br />
Hotel um Parnas Tower<br />
In Busan<br />
Conrad Hilton Hotel<br />
138 Im Bau seit<br />
Mai 2013<br />
500 (Hotel)<br />
120 (Ferienanlage),<br />
210 Mrd. Won<br />
Plan,<br />
Baubeginn 2013<br />
Lotte Hotel Haeundae 290 Plan,<br />
Fertigstellung 2017<br />
Hotel, weitere Anlagen in<br />
Centum City<br />
In Incheon<br />
Paradise Sega Sammy am<br />
Flughafen<br />
391,5 Mrd. Won Baubeginn geplant<br />
für Oktober 2013<br />
750 (2 Hotels),<br />
662,1 Mrd. Won<br />
KAL Hotel am Flughafen 501<br />
190 Mrd. Won<br />
Absichtserklärung<br />
September 2012,<br />
Erwerb eines<br />
Kasinos im Juli 2013<br />
Baubeginn im<br />
März 2012<br />
Fertigstellung Juli 2016<br />
Emerson Pacific, Baufirma<br />
Ssangyong E&C,<br />
Fertigstellung 2015<br />
LCT PFV<br />
Sega Sammy Busan<br />
(vorläufiger Name),<br />
Fertigstellung 2016<br />
Fertigstellung 2018<br />
Fertigstellung 2014<br />
Hotel H2 500 Im Bau Fertigstellung 2014<br />
Holiday Inn Incheon Songdo 202 Plan Fertigstellung 2014<br />
In Ulsan<br />
Shilla Stay Ulsan 338 Im Bau seit<br />
Mai 2013<br />
In Gwangmyeong<br />
Hotel an KTX-Station 218 Im Bau seit<br />
September 2013<br />
Quellen: Stadt Seoul, Stadt Busan, Incheon Airport, Unternehmens- und Pressemeldungen<br />
Eröffnung im 1. Halbjahr<br />
2015<br />
Best Western Gwangmyeong,<br />
Fertigstellung<br />
September 2015<br />
34
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
der Ostküste des Landes verfügt,<br />
sind wichtig und werden zunehmend<br />
von Ausländern - darunter<br />
auch aus Südostasien - besucht.<br />
Tourismus sorgt für<br />
Hotelbau-Boom<br />
Die steigende Tourismus führt<br />
zu zahlreichen Bauprojekten. Mitte<br />
Juni 2013 waren allein in Seoul 88<br />
Hotels und Gästehäuser mit 13.487<br />
Zimmern im Bau und weitere 24<br />
mit 9.503 Zimmern in Planung,<br />
die alle spätestens bis 2017 fertiggestellt<br />
werden sollen. Bei einem<br />
Bestand von 167 Hotels, 41 sogenannten<br />
innovativen Herbergen<br />
und 277 Gästehäusern in Seoul per<br />
Februar 2013 bedeutet das einen<br />
ordentlichen Zuwachs in den kommenden<br />
Jahren. In Incheon und<br />
in Busan werden derzeit ebenfalls<br />
eine Reihe von Hotels gebaut.<br />
Auf der Ferieninsel Jeju wurde<br />
von Januar bis August 2013 der<br />
Bau von 109 Hotels, Herbergen<br />
und Ferienwohnanlagen mit 5.831<br />
Zimmern genehmigt. Dies war<br />
deutlich mehr als in den Vorjahren.<br />
Vorgesehen ist auch der Bau<br />
der Jeju Airest City, der größten<br />
Ferienanlage auf Jeju, mit einem<br />
Investitionsvolumen von 2,4 Billionen<br />
Won. Das Projekt ist ein Joint<br />
Venture der malaysischen Berjaya<br />
Gruppe und des Jeju International<br />
City Development Centers. Daneben<br />
sind mindestens sechs Bauprojekte<br />
von Hotels und Ferienanlagen<br />
mit chinesischen Investoren<br />
mit geplanten Investitionen in<br />
Höhe von mehr als 1,9 Billionen<br />
Won in Vorbereitung.<br />
Jeju beabsichtigt, bis 2021 für 694<br />
Milliarden Won eine Ocean Marina<br />
City in Seogwipo zu errichten.<br />
Der Hafen in Seogwipo soll für<br />
178 Milliarden Won für Reise- und<br />
Freizeitaktivitäten ausgebaut werden.<br />
Weitere 723 Milliarden Won<br />
sind für die Entwicklung von Touristenanlagen<br />
auf Jeju einschließlich<br />
eines Convention Centers und<br />
eines Themenparks für Computerspiele<br />
vorgesehen. Unter anderem<br />
mit Investitionen der chinesischen<br />
Greenland Gruppe in Höhe von<br />
einer Billion Won soll die auf Medizintourismus<br />
ausgerichtete Jeju<br />
Healthcare Town entstehen.<br />
Daneben steigen landesweit die<br />
Ausgaben für Jacht- und Segelhäfen.<br />
Im Juli 2013 veröffentlichte die<br />
Regierung eine Strategie um die<br />
Kreuzfahrtindustrie zu beleben.<br />
Vorangetrieben wird vor allem<br />
der Bau von Anlagestellen für<br />
größere Kreuzfahrtschiffe, darunter<br />
in Incheon und in Gangjeong<br />
auf der Ferieninsel Jeju (jeweils<br />
für 150.000-Tonnen-Schiffe) sowie<br />
in Busan (für 100.000-Tonnen-<br />
Schiffe). Weitere Anlegestellen für<br />
Kreuzfahrtschiffe beispielsweise<br />
in Yeosu und Gwangyang (beide<br />
Provinz South Jeolla) werden diskutiert.<br />
Auf großen Schiffen sollen<br />
Ausländer in Kasinos spielen<br />
dürfen.<br />
Auslandsengagement koreanischer<br />
Hotelketten nimmt zu<br />
Die Zahl ins Ausland reisender<br />
koreanischer Touristen stieg von<br />
5,5 Millionen im Jahr 2000 auf 13,7<br />
Millionen im Jahr 2012. Dementsprechend<br />
nimmt das Interesse<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
koreanischer Hotelketten am Betrieb<br />
von Hotels im Ausland zu.<br />
So betreibt Lotte Hotels & Resorts<br />
acht Hotels in Südkorea und hat<br />
im Ausland neue Luxushotels in<br />
Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam),<br />
Moskau (Russland) und im Oktober<br />
2013 in Taschkent (Usbekistan)<br />
eröffnet. Bis Ende 2014 sollen<br />
Eröffnungen in Guam (USA) und<br />
Cebu (Philippinen) folgen. Daneben<br />
gibt es Pläne für Hanoi (Vietnam)<br />
und Shenyang (China). Bis<br />
2018 will Lotte weltweit 40 Hotels<br />
betreiben und damit zu den Top 3<br />
Hotelmarken in <strong>Asien</strong> gehören.<br />
In den USA lässt Korean Air<br />
das derzeitige Wilshire Grand Hotel<br />
in Los Angeles abreißen, um<br />
ein größeres Gebäude zu bauen.<br />
Im oberen Teil des neuen 73-stöckigen<br />
Wolkenkratzers soll ein<br />
Hotel mit 900 Zimmern entstehen.<br />
Das Investitionsvolumen liegt laut<br />
Korean Air bei mehr als eine Milliarde<br />
US$. Die Fertigstellung ist<br />
für 2017 geplant. <br />
Malaysias Süden wird<br />
vom Bauboom erfasst<br />
Von Rainer Jaensch<br />
JOHOR BARU (gtai). Im Südzipfel<br />
Malaysias, in Iskandar,<br />
schießen Wohnblöcke, aber auch<br />
Freizeiteinrichtungen, Hospitäler<br />
und andere Infrastrukturprojekte<br />
in die Höhe. Sie scheinen<br />
der Skyline von Singapur auf<br />
der anderen Seite der Wasserstraße<br />
Konkurrenz machen zu<br />
wollen. Von dort kommen ein<br />
Großteil der Finanzierung wie<br />
auch die Käufer der Wohnungen,<br />
die einen kräftigen Bauboom angestoßen<br />
haben. Dank der gut<br />
betuchten Nachfrage werden vor<br />
allem Premium-Projekte gebaut<br />
und ausgestattet.<br />
Im repräsentativen Büro der<br />
staatlichen Iskandar Regional<br />
Development Authority zeigt ein<br />
großflächiges Modell der Südküste<br />
Malaysias die Skyline eines “zweiten<br />
Singapur”. Wohnhochhäuser,<br />
Freizeitparks, Hotels, Jachthäfen<br />
sowie Hochschulen, Krankenhäuser<br />
und moderne Industrieparks<br />
sind dort aber nicht nur als Modell<br />
zu sehen, sondern draußen schon<br />
im Aufbau begriffen und teilweise<br />
fertig gestellt. Bauentwickler<br />
aus dem benachbarten Singapur,<br />
Malaysia und der VR China ziehen<br />
Wohnungsbauprojekte sowie<br />
gemischte Vorhaben aus Büroräumen,<br />
Geschäften und Freizeiteinrichtungen<br />
hoch.<br />
Wenn es nach den Ambitionen<br />
der staatlichen und privaten Planer<br />
geht, soll in der Wirtschaftszone<br />
Iskandar ein Abbild Singapurs<br />
entstehen, nur alles viel preiswerter<br />
als in der überteuerten Me-<br />
35
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Bedeutendste Bauprojekte in Iskandar<br />
Projekt<br />
Medini Iskandar<br />
Tropicana Danga<br />
Bay<br />
Investitionssumme<br />
Insgesamt<br />
22 Mrd. US$,<br />
davon 600 Mio. US$<br />
für Infrastruktur<br />
k.A.<br />
Projektstand<br />
Einzelne Projekte bereits<br />
2012 fertiggestellt.<br />
Gesamte Bauphase<br />
15 bis 20 Jahre<br />
Fertigstellung der ersten<br />
Phase 2019 vorgesehen<br />
Quellen: Recherchen von Germany Trade and Invest; Pressemeldungen<br />
Anmerkung<br />
Central Business District in<br />
Nusajaya; auf 9,2 km 2 Fläche<br />
in vier Cluster geteilt: Medini<br />
North, Medini Business,<br />
Medini Central und Medini<br />
Living<br />
182 Hektar, 25 km entlang der<br />
“Straits of Johor”: Wohnungen,<br />
Büros, Geschäfte, ein Hotel<br />
und eine Shopping-Mall<br />
tropole. Vor allem Wohnraum ist<br />
in dem Stadtstaat begrenzt und<br />
teuer. Somit ist es nicht verwunderlich,<br />
dass der Wohnungsbau<br />
in Iskandar der stärkste Wachstumsmotor<br />
ist. Für den Preis eines<br />
kleinen Apartments in Singapur<br />
kann sich der Käufer einige hundert<br />
Meter weiter im Südzipfel<br />
Malaysias eine Villa mit Park und<br />
Swimming Pool leisten.<br />
Die Palette der Wohnungsbauprojekte<br />
dort reicht von freistehenden<br />
Häusern über Reihen- bis zu<br />
Hochhäusern. Für jeden Geldbeutel<br />
scheint etwas dabei zu sein. Die<br />
Käufer sind vor allem Singapurer,<br />
die sich dort ein Wochenenddomizil<br />
für den Eigenbedarf oder auch<br />
als Finanzinvestition anschaffen.<br />
Schließlich haben sie zu Hause<br />
gesehen, wie sich der Wert von<br />
Immobilien über mehrere Jahre<br />
verdoppelte. Ob diese Rechnung<br />
auch jenseits der Grenze aufgeht,<br />
bleibt abzuwarten. Denn anders<br />
als in Singapur ist bebaubares<br />
Hinterland in Iskandar mehr als<br />
ausreichend vorhanden und nicht<br />
so knapp und teuer. Zu teuer sind<br />
die neuen Immobilien aber bereits<br />
für viele Malaysier dort geworden,<br />
war von Taxifahrern zu hören.<br />
In den Neubaugebieten Iskandars<br />
ist Wohnraum nun genauso<br />
oder teilweise teurer als in Kuala<br />
Lumpur oder Penang, den führenden<br />
Wirtschaftszentren Malaysias.<br />
Angelockt vom Versprechen weiterer<br />
Wertsteigerungen, vor allem<br />
in wassernahen Premiumlagen,<br />
kaufen vor allem Ausländer. Und<br />
Bauentwickler ziehen milliardenschwere<br />
Projekte hoch. Die Iskandar<br />
Waterfront Holdings Bhd verfügt<br />
im Südzipfel Johors über 1.620<br />
Hektar Land, auf denen Projekte<br />
im Wert von 80 Milliarden malaysischen<br />
Ringgit (18,6 Mrd. Euro, 1<br />
Euro = 4,3015 Ringgit, Mittelwert<br />
Juli - Sep. 2013) entstehen können.<br />
Nahezu die Hälfte sei bereits in<br />
Entwicklung, meldet die Presse.<br />
Dazu gehören die Premiumlagen<br />
Danga Bay, Tebrau Coast und Johor<br />
Baru City Centre.<br />
Wohnungsentwicklung<br />
zieht andere<br />
Projektbereiche nach<br />
Starker Wohnungsbau<br />
Anfang September 2013 gab das<br />
Unternehmen ein weiteres Gemeinschaftsprojekt<br />
mit der singapurischen<br />
Skyfront Holdings Pte<br />
Ltd. bekannt: den Bau von Premium-Wohnungen<br />
an der Danga Bay<br />
im Wert von 700 Millionen Ringgit.<br />
Darüber hinaus hat die Iskandar<br />
Waterfront Holdings Verträge<br />
mit in- und ausländischen Partnern<br />
zur Landentwicklung unterzeichnet:<br />
Temasek (Singapur),<br />
Country Garden Holdings (VR<br />
China), Walker Group (Australien)<br />
und den lokalen Unternehmen<br />
Tropicana Corp. Bhd und Brunsfield<br />
Group.<br />
Die finanziell gut gepolsterten<br />
Staatsfonds Temasek Holdings<br />
und Malaysias Khazanah Nasional<br />
sind mit ihrer Finanzkraft und<br />
den gemeinsamen Projekten eine<br />
wesentliche Triebkraft der Kooperation<br />
zwischen Iskandar und<br />
Singapur. Insgesamt sollen bis<br />
2015 immerhin 150.000 neue Wohnungen<br />
in der Wirtschaftszone<br />
gebaut werden. Und bis 2025 muss<br />
Wohnraum für rund 3 Millionen<br />
Einwohner her, dort wo heute erst<br />
1,6 Millionen Menschen leben.<br />
Neben Wohnraum entstehen in<br />
Iskandar auch Einkaufszentren,<br />
Hotels, Krankenhäuser, Universitäten<br />
und nicht zuletzt Freizeiteinrichtungen.<br />
Hierbei will<br />
sich der Teilstaat Johor mit seiner<br />
Wirtschaftszone Iskandar zum<br />
Freizeitzentrum Malaysias aufschwingen.<br />
Im September 2012<br />
eröffnete dort <strong>Asien</strong>s erstes Legoland<br />
seine Tore. Es ist zwar im<br />
internationalen Vergleich noch<br />
klein, aber ein Novum. Deshalb<br />
zielt es ebenso wie Hello Kitty<br />
und noch einige geplante Freizeitparks<br />
vorrangig auf Besucher aus<br />
Singapur. Vier weitere internationale<br />
Themenparks sollen in den<br />
kommenden zwei bis drei Jahren<br />
folgen. Ergänzt wird die Freizeitpalette<br />
durch weitläufige Golfplätze<br />
und Jachthäfen, darunter<br />
der teilweise schon fertiggestellte<br />
Puteri Harbour. Die Pinewood Iskandar<br />
Filmstudios wollen noch<br />
2013 starten und dann der lokalen<br />
Filmproduktion Auftrieb geben.<br />
Das Freizeitangebot soll nicht<br />
nur Besucher anlocken, sondern<br />
auch ein stimulierendes Umfeld<br />
für Bewohner bieten. Schließlich<br />
36
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
ist dies notwendig, um mittleres<br />
und höheres Management einschließlich<br />
ausländischer Führungskräfte<br />
für neue Industriebetriebe<br />
zu gewinnen. Der deutsche<br />
Geschäftsführer eines Unternehmens<br />
in Iskandar erzählte, dass er<br />
jeden Tag von Singapur zur Arbeit<br />
pendle. Er lebt dort, damit sein<br />
Sohn die deutsche Schule besuchen<br />
kann. Iskandar zieht nun mit<br />
internationalen Schulen und Universitäten<br />
nach. Das renommierte<br />
britische Marlborough College hat<br />
bereits eine Dependance dort wie<br />
auch die Southampton University<br />
und die Newcastle Medicine University.<br />
In Bau befindet sich ein<br />
200 Millionen Ringgit teurer Campus<br />
der singapurischen Raffles<br />
University wie auch der britischen<br />
Reading University.<br />
Neuester Zugang ist die MIDS<br />
Management University, ebenfalls<br />
aus Singapur. Anfang September<br />
2013 legte sie den Grundstein für<br />
ihr 300 Millionen Ringgit teures<br />
Projekt in Iskandars EduCity Park.<br />
In der ersten Phase (Fertigstellung<br />
2015) stehen ein Uni-Campus samt<br />
Wohn- und Sporteinrichtungen<br />
für 2.000 Studenten auf dem Reißbrett.<br />
Weitere Ausbauten bis 2023<br />
sollen das Fassungsvermögen gar<br />
auf 10.000 Studenten erhöhen. Gebaut<br />
werde nach neuesten ökologischen<br />
Kriterien, erklärten die<br />
Investoren. Damit liegt das 12 Hektar<br />
große Projekt (fünfmal größer<br />
als in Singapur) in guter Nachbarschaft.<br />
In diesem Bildungscluster,<br />
im Educity Park, sind auch die<br />
anderen internationalen Institute<br />
zu finden. Was fehlt, sind Einrichtungen<br />
der Berufsausbildung.<br />
Auch bei Krankenhäusern setzt<br />
Iskandar auf Internationalität. So<br />
ist das Columbia Hospital bereits<br />
in Betrieb und das Gleneagels Medini<br />
Hospital wird in mehreren<br />
Phasen errichtet und soll 2015 betriebsbereit<br />
sein. Zusammen mit<br />
dem Sultan von Johor will der singapurische<br />
Milliardär Peter Lim<br />
das 300 Betten umfassende Thomson<br />
Medical Centre in Iskandar<br />
errichten. Mit dem Bau, der drei<br />
Jahre in Anspruch nehmen dürfte,<br />
soll Ende 2013 begonnen werden.<br />
Transportnetz wird erweitert<br />
Wächst die Zahl neuer Industriebetriebe<br />
wie bisher - eventuell<br />
sogar noch stärker - , geht auch die<br />
Nachfrage nach Logistikdiensten<br />
in die Höhe. Internationale Anbieter<br />
haben hierfür ihre Kapazitäten<br />
ausgebaut und teilweise jetzt<br />
schon wieder volle Lager. So hat<br />
Schenker Malaysia seinen Lagerraum<br />
in Iskandar (am Hafen Tanjung<br />
Pelepas und in Nusa Jaya),<br />
von Ende 2011 bis Oktober 2012<br />
von 13.300 auf 33.670 m 2 mehr als<br />
verdoppelt. Ein Jahr später ist nun<br />
die Lagerfläche fast schon wieder<br />
voll, konstatierte Kelly Tai, General<br />
Manager von Schenker Malaysia<br />
Southern Region. Somit werde<br />
man in Zukunft weiter expandieren<br />
müssen.<br />
Auf Wachstumskurs liegen<br />
auch die beiden Häfen an der Südküste:<br />
Johor Port und Port Tanjung<br />
Pelapas. Vor allem letzterer, bereits<br />
zweitgrößter Containerhafen<br />
Malaysias, soll mit Hilfe von 1,6<br />
Milliarden Ringgit weiter in diese<br />
Richtung ausgebaut werden.<br />
In Port Johor stehen Kapitalausgaben<br />
von 421 Millionen Ringgit an.<br />
Damit hofft der Süden Malaysias,<br />
dem Hafen Singapur einiges an<br />
Umschlagsvolumen abnehmen zu<br />
können.<br />
Ganz entscheidend für die stärkere<br />
Kooperation und Integration<br />
zwischen Iskandar und Singapur<br />
ist neben dem Gütertransport vor<br />
allem der Personenverkehr. So<br />
gibt es Pläne, das Stadtbahnnetz<br />
Singapurs bis nach Johor zu verlängern.<br />
Als Datum hierfür wird<br />
2018 genannt. Und bis 2020 soll<br />
sogar eine Schnellzugverbindung<br />
von Kuala Lumpur nach Singapur<br />
auf die Schiene gebracht werden.<br />
Nach jüngsten Äußerungen der<br />
Regierung Malaysias ist jedoch<br />
wegen der gestiegenen Staatsverschuldung<br />
mit Verspätungen bei<br />
einigen großen Infrastrukturprojekten<br />
zu rechnen.<br />
Aktiv zeigt sich die Regierung<br />
nun auch in Sicherheitsfragen, vor<br />
allem nach der jüngsten Zunahme<br />
von Gewaltverbrechen. Insbesondere<br />
die in punkto Sicherheit<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
verwöhnten Singapurer reagieren<br />
sensibel auf solche Meldungen<br />
jenseits der Grenze. Um die öffentliche<br />
Sicherheit und auch das<br />
Vertrauen der Investoren zu verbessern,<br />
sollen bis 2015 in mehreren<br />
Phasen 1.467 Überwachungskameras<br />
in Iskandar installiert<br />
werden. Im Januar 2013 ist mit der<br />
Installation von 165 CCTVs in der<br />
Phase 2 begonnen worden. <br />
Iskandar Regional Development<br />
Authority<br />
Danga Bay. Jalan Skudai<br />
80200 Johor Bahru<br />
Tel: +60 3 2333000<br />
Fax: +60 3 2333001<br />
Email: enquiries@irda.com.my<br />
www.irda.com.my<br />
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37
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
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Vielen Dank für Ihr Interesse<br />
Ralph Rieth<br />
Herausgeber<br />
38
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Singapur: Expat-Paradies mit<br />
begrenztem Zutritt?<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Von Prof. Dr. Doris Gutting<br />
SINGAPUR. Mit günstigen<br />
Standortfaktoren lockt Singapur<br />
ausländische Unternehmen an.<br />
Für deutsche Arbeitnehmer mit<br />
ihren Familen und gerade auch<br />
für junge Deutsche ist eine Entsendung<br />
in den Stadtstaat sehr attraktiv.<br />
In jüngerer Zeit schränkt<br />
die singapurische Regierung jedoch<br />
die Möglichkeiten ein, hier<br />
eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.<br />
Der Artikel untersucht Hintergründe<br />
und Perspektiven.<br />
Singapur gilt als bevorzugter<br />
Standort deutscher Unternehmen:<br />
2013 zählt man über 1.300 mehrheitlich<br />
deutsche Unternehmen.<br />
Den Stadtstaat nutzen viele davon<br />
als regionales Hauptquartier,<br />
um von hier aus ihr Südostasiengeschäft<br />
zu steuern. Dieser<br />
erhält regelmäßig Bestnoten in<br />
unterschiedlichen Rankings,<br />
wirtschaftlichen Indizes und<br />
sonstigen Einschätzungen. So<br />
sieht auch eine kürzlich veröffentlichte<br />
Studie zum Geschäftsklima<br />
„ASEAN Business Climate Survey<br />
Singapore 2013“ der IHK Singapur<br />
als solide und stabile Basis, um<br />
Geschäfte in <strong>Asien</strong> zu tätigen.<br />
Unternehmensfreundliche<br />
Standortbedingungen<br />
Solidität und Stabilität gründen<br />
sich vor allem auf die Ordnungpolitik<br />
einer durchsetzungsfähigen<br />
Regierung. Die seit der Staatsgründung<br />
regierende People’s Action<br />
Party (PAP) betreibt eine aktive<br />
Standortpolitik und hat dazu<br />
für die Unternehmen ein breites<br />
Bündel an Standortvorteilen gesichert:<br />
Eine erstklassige Infrastruktur<br />
wurde geschaffen, in die<br />
konsequent weiter investiert wird.<br />
Für Verwaltungseffizienz sorgt<br />
ein gut finanzierter Verwaltungsapparat.<br />
Rechtssicherheit wird<br />
sichergestellt durch ein unabhängiges<br />
Rechtswesen. Korruption<br />
„first class government“ statt<br />
„first world democracy“<br />
und Kriminalität werden in jeder<br />
Form bekämpft. Die niedrige Kriminalität<br />
wird nicht zuletzt auf<br />
einen drastischen Strafenkatalog<br />
zurückgeführt. Bildung gilt als<br />
Schlüssel für den weiteren Fortschritt;<br />
ein hohes Ausbildungsniveau<br />
der Bevölkerung wird angestrebt.<br />
Der Bildungsetat ist deshalb<br />
der zweitgrößte Posten der singapurischen<br />
Staatsausgaben.<br />
Stabile politische Verhältnisse,<br />
eine wichtige Grundvoraussetzung<br />
für jeden Standort, gehen<br />
einher mit der Dominanz der<br />
PAP. Gestützt wird diese durch<br />
ein Mehrheitswahlrecht und regulierte<br />
Medien, die die Verlautbarungen<br />
der Regierung transportieren:<br />
Die Medien verstehen<br />
sich nicht als vierte Gewalt, sondern<br />
eher als positiver Agent der<br />
Nationenbildung. Dennoch kann<br />
man sich auf eine zuverlässige Berichterstattung<br />
verlassen: Unstimmige<br />
Fakten in den Medien oder<br />
auf den Regierungswebseiten gelten<br />
als inakzeptabel, weil sich die<br />
Regierung damit unglaubwürdig<br />
machen würde.<br />
Eine Demokratie nach westlichem<br />
Muster ist Singapur nicht.<br />
Oppositionsparteien sind vorhanden,<br />
jedoch unbedeutend. Die<br />
Menschenrechte sind geschützt,<br />
Löwenstadtstaat Singapur: Banken und Merlion<br />
einige politische Rechte jedoch<br />
eingeschränkt, z. B. die Versammlungsfreiheit.<br />
Durch ein Gesetz<br />
zur inneren Sicherheit ist Freiheitsentzug,<br />
selbst ohne richterliche<br />
Kontrolle möglich, wenn<br />
nach Ansicht der Behörden eine<br />
Gefahr für die Staatssicherheit<br />
besteht. Der Staat tut alles, um<br />
Ruhe und Ordnung sicher zu<br />
stellen, im Zweifelsfall auch auf<br />
Kosten von Freiheitsrechten.<br />
Eine Demokratisierung nach<br />
westlichem Modell wird gar nicht<br />
erst angestrebt. Das Argument der<br />
Staatsführung lautet dabei, eine<br />
erstklassige Regierung bzw. ein<br />
„first class government“ mit hoher<br />
Problemlösungsfähigkeit und<br />
Zuverlässigkeit wäre einer „first<br />
world democracy“ vorzuziehen.<br />
Aus der Sicht eines Unternehmens<br />
ist dem schwer zu widersprechen.<br />
Die „fünf S“ von Singapur<br />
Gerade bei den sogenannten<br />
„weichen“ Standortfaktoren der<br />
Lebensqualität kann der Stadtstaat<br />
punkten. Auch deshalb nutzen<br />
deutsche Unternehmen gerne<br />
Singapur als Standort - und ihre<br />
Mitarbeiter lassen sich mit Vorzug<br />
hierher als „Expatriates“ entsenden.<br />
Deutsche Familien leben angenehm<br />
im Tropenstaat, der sich<br />
in zunehmenden Maße als kulturelles<br />
und als „Lifestyle“-Zentrum<br />
profiliert, auch unter ökologischen<br />
Gesichtspunkten. Unter<br />
dem Stichwort „City in a garden“<br />
39<br />
2 Bilder: Ralph Riedth
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Sichere Spazierwege bei sauberer Luft und Kulturtempel “Esplanade”.<br />
wird die Stadt schon seit langem<br />
begrünt; inbesondere in weiten<br />
Teilen des gepflegten Stadtzentrums<br />
fühlt man sich wie in einem<br />
großen Park. In jüngerer Zeit sind<br />
selbst Renaturierungsprojekte zu<br />
beobachten. Familien können hier<br />
ihre Kinder in größtmöglicher Sicherheit<br />
in einem sauberen, grünen<br />
Umfeld aufwachsen lassen,<br />
in dem weder mit Unruhen, noch<br />
mit Streiks zu rechnen ist, sondern<br />
das Leben seinen geregelten<br />
Gang geht. Die Sicherheit<br />
erstreckt sich auch auf<br />
den hohen Standard der<br />
medizinischen Versorgung.<br />
Für die Erziehung<br />
der Kinder steht ein sehr<br />
breites Angebot an Schulen und<br />
Universitäten zur Verfügung.<br />
Ein Heer an Hilfkräften aus<br />
den ärmeren asiatischen Nachbarstaaten<br />
arbeitet für niedrige Löhne<br />
als Hausmädchen, Poolboys,<br />
Gärtner, Fahrer oder Spüler in der<br />
Gastronomie und unterstützt damit<br />
den hohen Lebensstandard in<br />
Singapur, der gerade auch den Expatriates<br />
zugute kommt. Serviceleistungen<br />
sind deshalb für die<br />
rund 7.500 in Singapur lebenden<br />
Deutschen weitaus günstiger zu<br />
bekommen als in der kalten deutschen<br />
Heimat.<br />
Um es auf eine vereinfachende<br />
Formel zu bringen: Die „fünf S“<br />
- Sonne, Sicherheit, Service, Sauberkeit,<br />
Stabilität - versüßen die<br />
Tätigkeit in Singapur.<br />
Neuer Wind in der<br />
Ordnungspolitik<br />
Obwohl das konkrete Wirken<br />
der Politik – wie oben gezeigt<br />
– in starkem Maße die Rahmenbedingungen<br />
der Wirtschaft und<br />
damit die Realität der Unternehmen,<br />
ihrer Mitarbeiter und Familien<br />
bestimmt, wird der Einfluß<br />
der Ordnungspolitik von vielen<br />
kaum wahrgenommen. Sichtbar<br />
wird er dann, wenn Änderungen<br />
Der Staat tut alles, um Ruhe und Ordnung<br />
sicher zu stellen, im Zweifelsfall auch auf<br />
Kosten von Freiheitsrechten<br />
zu verzeichnen sind.<br />
Singapur ist seit langem, gerade<br />
aufgrund der beschriebenen „weichen“<br />
Standortvorteile, sehr beliebt<br />
bei deutschen Studierenden für ein<br />
Praktikum. Leider haben sich seit<br />
dem 1.12.2012 die Aussichten für<br />
Studierende der meisten deutschen<br />
Hochschulen deutlich verschlechtert,<br />
einen der begehrten Praktikumsplätze<br />
zu erhalten. Während<br />
zuvor noch nahezu jeder an einer<br />
Hochschule eingeschriebene Student<br />
ein 6-monatiges Studentenvisum<br />
bekommen konnte, wird der<br />
sogenannte „Work-Holiday-Pass<br />
(WHP)“, mit dem man ein Praktikum<br />
in Singapur absolvieren darf,<br />
seit Dezember letzten Jahres nur<br />
noch an Studierende von Spitzenuniversitäten<br />
(bzw. der ersten 200<br />
Rangplätze laut drei festgelegter<br />
Hochschulrankings) vergeben.<br />
Im deutschen Fall sind das die<br />
LMU und TU München, HU und<br />
FU Berlin, RWTH Aachen, KIT<br />
Karlsruhe sowie die Universitäten<br />
Göttingen, Heidelberg, Freiburg,<br />
Bonn, Frankfurt, Tübingen, Münster,<br />
Hamburg, Mainz, Köln, Kiel<br />
und Würzburg. Und selbst für die<br />
Studierende dieser Hochschulen<br />
wurden Altersbeschränkungen<br />
eingeführt: Den WHP erhalten nur<br />
noch Antragsteller zwischen<br />
18 und 25 Jahren.<br />
Studierende anderer<br />
Hochschule haben seither<br />
nur noch die Möglichkeit,<br />
sich für einen<br />
höchstens drei Monate gültigen<br />
Training Employment Pass (TEP)<br />
zu bewerben. Soll das Praktikum<br />
länger als 3 Monate dauern,<br />
bleibt nur noch die Bewerbung<br />
für den sog. „S-Pass“, für den ein<br />
Mindesteinkommen von derzeit<br />
immerhin 2.200 S$ (ca. 1.300 Euro<br />
1 Euro = 1,68 S$, Mittelwert Juli -<br />
Sep. 2013) nachgewiesen werden<br />
muss. Da sich für die Unternehmen<br />
einerseits eine kurze Praktikumsdauer<br />
nicht lohnt, sie andererseits<br />
selten bereit sind, hohe<br />
Praktikantengehälter zu bezahlen,<br />
gilt für die Studierenden der<br />
meisten deutschen Hochschulen<br />
seither: Wir müssen leider draußen<br />
bleiben.<br />
Bereits zum Jahresbeginn 2012<br />
wurde der Zugang für auslän-<br />
40
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
dische Arbeitskräfte verschärft:<br />
Um in Singapur zu arbeiten, benötigt<br />
man einen Employment Pass<br />
(EP), der, abhängig von der Höhe<br />
des Gehalts, in verschiedenen<br />
Stufen erhältlich ist und mit dem<br />
dann gleichzeitig bestimmte<br />
Rechte einher gehen, z. B. die<br />
Möglichkeit, einen „Dependent’s<br />
Pass“ bzw. eine Aufenthalterlaubnis<br />
für Familienangehörige zu bekommen.<br />
Die klassischen Arbeitsvisa<br />
oder EPs sind der P1, für den ein<br />
monatliches Mindestgrundgehalt<br />
von 8.000 S$ (derzeit ca. 4.700 Euro)<br />
gezahlt werden muss und der P2,<br />
dessen Bedingungen Anfang 2012<br />
angezogen wurden: Seither muss<br />
ein Unternehmen im Monat mindestens<br />
4.500 S$ (derzeit ca. 2.700<br />
Euro) zahlen, um den P2 für einen<br />
ausländischen Angestellten genehmigt<br />
zu bekommen.<br />
Daneben gibt es eine Sonderform<br />
des EP, der Q1, dessen Zielgruppe<br />
qualifizierte junge Arbeitnehmer<br />
sind. Für diesen Pass<br />
wurde Anfang 2012 ein Mindestgrundgehalt<br />
von 3.000 S$ festgeschrieben<br />
(derzeit ca. 1.800 Euro).<br />
Insbesondere der Zuzug ausländischer<br />
Arbeitnehmer in den<br />
niedrigeren Einkommensregionen<br />
scheint seit kurzer Zeit also<br />
weniger erwünscht.<br />
Im September 2013 wurde nun<br />
bekannt, dass sich mit Wirkung<br />
August 2014 die Konditionen für<br />
den Erhalt einer Arbeitserlaubnis<br />
abermals verschärfen werden:<br />
Alle Firmen mit mehr als 25 Angestellten<br />
werden dann für sogenannte<br />
PME-Jobs (PME = Professional,<br />
Manager and Exekutive),<br />
in denen weniger als 12.000 S$ pro<br />
Monat (derzeit ca. 7.100 Euro) verdient<br />
wird, zunächst an einer von<br />
der Regierung betriebenen „job<br />
bank“ inserieren müssen. Zumindest<br />
14 Tage muss die Stelle dort<br />
ausgeschrieben sein, bevor das<br />
Unternehmen einen Employment<br />
Pass (EP) für einen Ausländer beantragen<br />
darf.<br />
Eine weitere Änderung wird<br />
sich bereits ab Januar 2014 für die<br />
oben beschriebene Zielgruppen<br />
der qualifizierten jungen Arbeitnehmer<br />
ergeben: Statt bisher 3.000<br />
S$ Mindestgrundgehalt muss ab<br />
Anfang nächsten Jahres im Monat<br />
mindestens 3.300 S$ Grundgehalt<br />
(ca. 1.950 Euro) vom Arbeitgeber<br />
bezahlt werden, will dieser ein Visum<br />
für einen ausländischen Arbeitnehmer<br />
erhalten.<br />
Für die zunehmenden Verschärfungen<br />
der Visakonditionen<br />
für ausländische Arbeitnehmer<br />
gibt es einen einfachen Grund: Es<br />
gilt „Singaporeans first“. Bevor es<br />
Unternehmen erlaubt wird, ausländische<br />
Arbeitnehmer zu rekrutieren<br />
bzw. ein Visum für einen<br />
Ausländer zu beantragen, sollen<br />
sie zunächst versuchen, einheimische<br />
Arbeitskräfte einzustellen.<br />
Demographische Gründe<br />
Zunehmend fremdenskeptische<br />
Töne im eigentlich fremdenfreundlichen<br />
Stadtstaat sind<br />
seit den letzten Wahlen 2011 vernehmbar<br />
und haben bereits deutliche<br />
Reaktionen der Regierung<br />
in verschiedenen Bereichen ausgelöst:<br />
Unter der Parole „Singaporeans<br />
first“ wird zunehmend<br />
der Vorrang der eigenen Bürger<br />
betont. Konkrete Maßnahmen bestanden<br />
z. B. in der Sicherung von<br />
Studienplätzen für einheimische<br />
Studierende und in der Einführung<br />
einer Stempelsteuer für den<br />
Erwerb von Wohneigentum, mit<br />
der eine weitere Überhitzung des<br />
Wohnungsmarktes, gerade durch<br />
die Nachfrage von Ausländern,<br />
gebremst werden soll.<br />
Aufschluss über die Ursachen<br />
für diese Entwicklungen liefert<br />
der Blick in die demographischen<br />
Fakten, genauer: In der längerfristigen<br />
Entwicklung zeigt der bereits<br />
dicht besiedelte Stadtstaat ein<br />
rapides Bevölkerungswachstum<br />
bei einem gleichzeitig sehr hohen<br />
Anteil an Ausländern.<br />
Die Bevölkerung Singapurs<br />
war in den neunziger Jahren von<br />
rund 3 Millionen 1990 auf über 4<br />
Millionen im Jahr 2000 angewachsen,<br />
bei damals schon niedriger<br />
Geburtenrate der einheimischen<br />
Bevölkerung. Mitte 2013 ist eine<br />
Bevölkerungzahl von über 5,3<br />
Millionen zu verzeichnen.<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Rund 3,3 Millionen davon sind<br />
einheimische Singapurer, sog. Citizens.<br />
Hinzu kommen 0,5 Millionen<br />
langfristig in Singapur lebende<br />
Ausländer, sog. „Permanent<br />
Residents“, die Bürgerrechte und<br />
–pflichten haben. Die restlichen<br />
1,5 Millionen der in Singapur lebenden<br />
Menschen sind sog. „Nonresidents“,<br />
d. h. Menschen, die vorübergehend<br />
in Singapur arbeiten<br />
oder studieren. Von den rund 5,3<br />
Millionen Mitte 2013 in Singapur<br />
lebenden Menschen sind also<br />
rund 2 Millionen Ausländer. Singapur<br />
hat damit einen sehr hohen<br />
Fremdenanteil von knapp 40%.<br />
Zusammenfassen lässt sich sagen:<br />
Es wird immer voller und<br />
enger im nur etwas über 700 Quadratkilometer<br />
kleinen Stadtstaat.<br />
Die Einheimischen konkurrieren<br />
mit einer Vielzahl von Ausländern,<br />
nicht nur um Platz, sondern<br />
auch um Chancen. Wettkampf<br />
und Wettbewerb finden auf auf<br />
vielen Ebenen statt, so auch um<br />
Arbeitsplätze.<br />
Singapur hat massiv in Bildung<br />
investiert, viele Einheimische<br />
fühlen sich gut ausgebildet und<br />
möchten, dass sich ihre Ausbildung<br />
in den Zugang zu guten<br />
Jobs, PMEs also, umsetzt. So ist es<br />
nicht weiter erstaunlich, dass die<br />
einheimischen Bürger sich von ihrer<br />
Regierung Entlastung von unerwünschter<br />
Konkurrenz aus dem<br />
Ausland wünschen. Die Regierung<br />
reagiert darauf: Einschnitte<br />
bei der Erteilung von Arbeitsgenehmigungen<br />
für Ausländer sollen<br />
die Chancen für die einheimische<br />
Bevölkerung erhöhen, die<br />
begehrten PME -Jobs zu erhalten.<br />
Allerdings steckt die Regierung<br />
damit in einer Zwickmühle.<br />
Spagat zwischen Global<br />
Talent und Bürgerinteressen<br />
Singapurs Regierung strebt ein<br />
Profil als Standort für Hochtechnologie<br />
und höchstwertige Güter<br />
und Diensleistungen an. Deshalb<br />
herrscht ein Konsens für eine Einwanderungspolitik,<br />
die auf beruflich<br />
Hochqualifizierte zielt, um<br />
die Landesentwicklung voranzutreiben<br />
und als Nebenprodukt die<br />
41
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
eigenen Bürger zu befähigen, die<br />
vom Wissen und Können der „Foreign<br />
Talents“ lernen und profitieren<br />
sollen.<br />
Beginnend mit der Regierungszeit<br />
Goh Chok Tongs, insbesondere<br />
seit den späten neunziger<br />
Jahren, wird „global talent“ willkommen<br />
geheißen. Die Botschaft,<br />
dass es für eine „knowledge based<br />
economy“ unumgänglich sei,<br />
Hochqualifizierte aus aller Welt<br />
anzuziehen, fand sich seinerzeit<br />
in fast jeder Ansprache des damaligen<br />
Premierministers. Durch die<br />
seit 2012 schon durchgeführten<br />
und aktuell noch angekündigten<br />
Einschränkungen in der Erteilung<br />
von Arbeitsgenehmigungen entsteht<br />
der Eindruck, die Staatsführung<br />
würde jetzt zurückrudern.<br />
Ist dies ein voreiliger Schluss?<br />
Die Tendenz, dass es künftig<br />
etwas schwieriger wird, Arbeitsgenehmigungen<br />
für ausländische<br />
Mitarbeiter zu bekommen, ist zu<br />
erkennen, wenn es sich nicht um<br />
Spitzentalente oder unverzichtbare<br />
Führungskräfte handelt: Unternehmen<br />
werden gehalten sein,<br />
vor der Einstellung eines Expatriate-Managers<br />
genau zu prüfen, ob<br />
die entsprechende Position ebenso<br />
gut mit einer lokalen Kraft ausgefüllt<br />
werden kann.<br />
Allerdings wird in vielen multinationalen<br />
Untenehmen auch<br />
ohne einen politischen Druck,<br />
sondern eher aus wirtschaftlichen<br />
Erwägungen, eine Verschiebung<br />
hin zu lokalem Management stattfinden.<br />
Gerade in Singapur sind<br />
die Mieten und Lebenshaltungskosten<br />
in schwindelnde Höhe gestiegen.<br />
Dies muss sich natürlich<br />
in den Expatriate-Packages, die<br />
die Unternehmen für ausländische<br />
Manager schnüren, spiegeln. Für<br />
einen Expatriate-Manager ist ein<br />
Vielfaches dessen zu bezahlen,<br />
was für eine lokale Führungskraft<br />
ausgegeben werden muss – Unternehmen<br />
werden sich zunehmend<br />
die Frage stellen, ob dieser<br />
Aufwand sich rechtfertigt oder es<br />
eine Alternative dazu gibt.<br />
Eine weitere Tendenz im Management<br />
moderner globaler<br />
Unternehmen lässt sich zudem<br />
beobachten: Galten früher noch<br />
Expatriate-Manager aus dem<br />
Stammhaus am geeignetsten dafür,<br />
die Interessen eines Unternehmens<br />
im Ausland zu vertreten, so<br />
setzt sich zunehmend die Einsicht<br />
durch, dass globale Unternehmen<br />
am besten beraten sind, wenn sie<br />
für anspruchsvolle Aufgaben die<br />
jeweils fähigsten Köpfe rekrutieren,<br />
völlig unabhängig von deren<br />
Nationalität (oder sonstigen Eigenschaften).<br />
Diesem Trend wird<br />
sich die auf Globalisierung ausgerichtete<br />
singapurischen Staatsführung<br />
in seiner Genehmigungspraxis<br />
nicht verschließen.<br />
Insgesamt ist nicht damit zu<br />
rechnen, dass aus der markigen<br />
Parole „Singaporeans first“ eine<br />
strikte „Hire Singaporeans first“-<br />
Politik entstehen wird. Singapur<br />
wird in seiner Arbeitsgenehmigungspraxis<br />
den Spagat halten<br />
Unser Buchtip<br />
Management<br />
in Südostasien<br />
Südostasien rückt immer<br />
mehr in den Fokus deutscher<br />
Unternehmen. Mit seiner jungen<br />
Bevölkerung, niedrigen<br />
Lohnkosten und sich zunehmend<br />
stabilisierenden Rahmenbedingungen<br />
besitzt die Region<br />
ein großes Potential als Absatzund<br />
Arbeitskräftemarkt.<br />
Die größte Herausforderung<br />
und gleichzeitig Chance ist die<br />
Vielfalt und Komplexität der<br />
Region. Am Beispiel der wirtschaftlich<br />
wichtigsten Staaten<br />
zeigt Ihnen dieser Ratgeber, wie<br />
Sie Managementaufgaben in<br />
Südostasien erfolgreich angehen<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
zwischen den Ansprüchen und<br />
Forderungen der eigenen Bürger<br />
nach verbesserten Zugangschancen<br />
zu gut bezahlten PME-Jobs<br />
einerseits und andererseits der<br />
Einsicht, dass es für die eigene<br />
Wirtschaftsleistung kontraproduktiv<br />
wäre, Positionen den Talenten<br />
vorzuenthalten, die sie am<br />
besten füllen können. Singapurs<br />
Lenkern ist es klar, dass die hochgesteckten<br />
Ziele des Stadtstaates<br />
nicht mit einer permanenten Bevorzugung<br />
oder sonstigen „affirmative<br />
action“ zugunsten der<br />
eigenen Bürger zu erreichen sind<br />
– ebenso, wie auch Silicon Valley<br />
sehr schnell sein Profil als High-<br />
Tech-Standort verlieren würde,<br />
wollte man sich dort ausschließlich<br />
auf die Fähigkeiten der einheimischen<br />
südkalifornischen Bevölkerung<br />
verlassen.. <br />
Prof. Dr. Doris Gutting<br />
Interkulturelles Management<br />
und Marketing<br />
Hochschule für angewandtes<br />
Management (FH) Erding<br />
- University of Applied<br />
Management Science Erding -<br />
Email: doris.gutting@hotmail.de<br />
www.fham.de<br />
und umsetzen. Analysiert werden<br />
Singapur, Indonesien, Vietnam,<br />
Thailand, Malaysia und die<br />
Philippinen.<br />
Systematisch dargestellt erhalten<br />
Sie einen detaillierten Einblick<br />
in Wirtschaft und Gesellschaft der<br />
einzelnen Länder. Im Mittelpunkt<br />
stehen dabei die Menschen und<br />
die Frage, wie sich diese verstehen,<br />
führen und motivieren lassen.<br />
Zahlreiche Praxis-Beispiele<br />
von in Südostasien tätigen Managern<br />
erfüllen die graue Theorie<br />
mit Leben und geben zusätzlich<br />
wertvolle Anregungen.<br />
Doris Gutting<br />
Management in Südostasien<br />
NWB Verlag, Herne, 2013<br />
Preis: € 27,90<br />
ISBN: 9783470648118<br />
42
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Gerd Schneider<br />
Singapur entwirft Metropole<br />
der Zukunft<br />
Innovative Flächennutzung, Energieeffizienz und<br />
Wassergewinnung stehen auf dem Programm<br />
Von Rainer Jaensch<br />
SINGAPUR (gtai). Grund und<br />
Boden sind knapp in Singapur.<br />
Durch innovative Lösungen wie<br />
Flächenumwandlung und unterirdisches<br />
Bauen werden neue<br />
Räume erschlossen. Auch Energie<br />
und Wasser sind kostbar und<br />
teuer, so dass energieeffiziente<br />
Lösungen sowie Wassergewinnung<br />
und Recycling angestrebt<br />
werden. Der Stadtstaat will zu<br />
der lebenswertesten und nachhaltigsten<br />
Metropole der Region<br />
werden. Hierbei helfen westliche<br />
Unternehmen, darunter deutsche<br />
Technologielieferanten.<br />
Der Besucher Singapurs ist immer<br />
wieder erstaunt darüber, wie<br />
sich die tropische Metropole in<br />
wenigen Jahren verändert hat. Futuristische<br />
Hochhäuser und großflächige<br />
Gartenlandschaften in<br />
schwindelnder Höhe sprießen aus<br />
dem Boden. Gleichzeitig geht es<br />
mit Shopping Malls mehrstöckig<br />
unter die Erde. In diese Richtung<br />
entwickelt sich Singapur verstärkt<br />
weiter. Innovative und intelligente<br />
Lösungen zeichnen sich auf den<br />
Petrochemielagerstätte<br />
in 130 Metern Tiefe<br />
Reißbrettern von Stadtplanern<br />
und Architekten ab. Angereichert<br />
sind sie mit Elementen energieeffizienten<br />
Bauens einschließlich<br />
Informationstechnologie. Hierbei<br />
eröffnen sich umfangreiche Chancen<br />
für ausländisches Know-how.<br />
Eine Reihe deutscher Technologieunternehmen<br />
helfen bereits bei<br />
der Entwicklung der Zukunftsstadt.<br />
Die Herausforderungen an die<br />
Stadtentwicklung in Singapur werden<br />
sich künftig verstärken. Eine<br />
wachsende Bevölkerung von 5,4<br />
Millionen Einwohnern mit immer<br />
höheren Ansprüchen - auf eine Insel<br />
von 700 km 2 beschränkt - muss<br />
alle Rohstoffe von außen beschaffen:<br />
Energie, Wasser, Mineralien<br />
und Agrargüter. Singapur ist bestrebt,<br />
sein Human- und monetäres<br />
Kapital planvoll einzusetzen,<br />
um die Engpässe zu überwinden.<br />
Underground Masterplan<br />
Ein wichtiges Thema ist die<br />
Schaffung von Nutzfläche. Hierbei<br />
wurde in der Vergangenheit<br />
zumeist in die Höhe gebaut. Die<br />
neueste Entwicklung weist unter<br />
die Erde, erläuterte Goh Chee Kiong,<br />
Direktor für saubere Technologien,<br />
Gebäude und Infrastrukturlösungen<br />
beim Economic<br />
Development Board (EDB). Die<br />
Regierung erwägt einen “Underground<br />
Masterplan”, der zu<br />
einer unterirdischen Stadt mit<br />
Shopping Malls, Forschungseinrichtungen<br />
und selbst Fahrradwegen<br />
führen soll, eine Idee, die<br />
Singapurs Minister für nationale<br />
Entwicklung Khaw Boon Wan im<br />
September 20013 lancierte.<br />
Bevor jedoch die Stadt unter<br />
der Stadt entsteht, sind noch eine<br />
Reihe von Studien und Untersuchungen<br />
notwendig. Erste Vorstudien<br />
der beiden öffentlichen<br />
Universitäten National University<br />
of Singapore (NUS) und Nanyang<br />
Technological University<br />
(NTU) weisen auf Gesteinsformationen<br />
hin, die unterirdische<br />
Räume mit Spannweiten bis zu<br />
20 m erlauben.<br />
Ganz so neu ist das Konzept<br />
nicht. Unter der Erde bestehen bereits<br />
12 km Schnellstraße, fast 80<br />
km U-Bahn, ein Munitionslager,<br />
und in einer Tiefe von 130 m ist<br />
Südostasiens erste Petrochemielagerstätte<br />
in Bau. Demnächst soll<br />
43
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
auch die Müllentsorgung unterirdisch<br />
erfolgen, erläuterte Goh<br />
Chee Kiong. Über ein röhrengeleitetes<br />
Ansaugsystem in den<br />
Wohnhochhäusern werde dann<br />
der Abfall unterirdisch zu Müllverbrennungsanlagen<br />
geleitet.<br />
Auch viele Pläne über Tage<br />
Auch über der Erde kommt<br />
vieles in Bewegung. Bestehende<br />
Flächen werden einer höheren<br />
Wertschöpfung zugeführt. Der<br />
Hafen soll in die Nähe der Jurong<br />
Island und ein Militärflughafen<br />
an den Changi Airport<br />
verlegt werden, damit die gewonnenen<br />
Flächen für Wohn-,<br />
Geschäfts- und Freizeitzwecke<br />
genutzt werden. Außerhalb des<br />
Stadtzentrum werden Satellitenstädte<br />
gebaut, vorzugsweise<br />
an Verkehrsknotenpunkten. Sie<br />
sollen Wohnen, Arbeiten und<br />
Freizeit vereinen, erläuterte die<br />
staatliche Urban Redevelopment<br />
Authority. Solche kommerziellen<br />
Wachstumszentren werden<br />
beispielsweise im Jurong Lake<br />
District, in Paya Lebar Central<br />
und im Woodlands Regional<br />
Centre errichtet.<br />
Gebaut wird zunehmend nach<br />
ökologischen Gesichtspunkten.<br />
Entsprechend wächst das Geschäft<br />
mit “grünen” Baukomponenten<br />
um circa 10% pro Jahr,<br />
teilweise auch stärker ausgehend<br />
von einer niedrigen Basis.<br />
Diese Einschätzung gaben internationale<br />
Aussteller auf der<br />
Baumesse BEXAsia Anfang September<br />
2013. Zu dem Zeitpunkt<br />
waren bereits 1.650 Gebäude in<br />
Singapur - überwiegend Bürohochhäuser,<br />
Shopping Malls et<br />
cetera - und damit 21% der Bruttogebäudefläche<br />
mit der “Green<br />
Mark”-Zertifizierung der Building<br />
and Construction Authority<br />
- zertifiziert. Bis 2030 sollen<br />
80% zertifiziert werden, so<br />
die staatliche Vorgabe. Zu den<br />
“grünen” Komponenten dieser<br />
Gebäude zählen unter anderem<br />
Solarpanele (Trend steht erst am<br />
Anfang), begrünte Gebäudeflächen<br />
sowie LED-Beleuchtungen.<br />
Exportkonzept für<br />
Smart Cities<br />
Das Ziel Singapurs ist es, zur<br />
lebenswertesten und nachhaltigsten<br />
Metropole der Tropen<br />
zu werden und damit auch eine<br />
Vorbildfunktion für andere Städte<br />
zu haben. Singapur exportiert<br />
das Konzept von “Smart Cities”.<br />
So hat die Urban Redevelopment<br />
Authority ausgehend von den<br />
Singapurer Erfahrungen bei der<br />
Planung und Entwicklung der<br />
Tianjin Eco-City und des Suzhou<br />
Industrial Park in der VR China<br />
mitgewirkt. Auch hat ein Konsortium<br />
unter Leitung der staatlichen<br />
singapurischen Finanzierungsgesellschaft<br />
Temasek bereits eine<br />
“grüne” Stadt in Südchina gebaut,<br />
verlautete vom EDB.<br />
Das Know-how für diese intelligenten<br />
Städte entwickelt Singapur<br />
nicht zuletzt in Kooperation<br />
mit westlichen Technologielieferanten.<br />
Mitte Juni 2013 kündigte<br />
Electricité de France an, dass sie zusammen<br />
mit Veolia Environment<br />
und dem Housing Development<br />
Board of Singapore IT-Werkzeuge<br />
für urbane Modelle entwickeln<br />
werden. Die Zusammenarbeit mit<br />
singapurischen Behörden soll so<br />
auf folgenden Feldern erleichtert<br />
werden: Energieeffizienz und Klimaanlagen<br />
in Gebäuden, Haushaltsmüllsammlung,<br />
Integration<br />
von Solarpanelen, “grüne” Dächer<br />
und Wasserrecycling. Der Technologiekonzern<br />
soll - wie auf der<br />
BEXAsia zu erfahren war - lokale<br />
Regierungsorganisationen auf<br />
den Feldern Städteplanung und<br />
Energieeinsparung beraten.<br />
Der effizient organisierte<br />
Stadtstaat sei ein gutes Entwicklungslabor<br />
für innovative urbane<br />
Lösungen, war nicht nur vom<br />
staatlichen EDB zu hören, sondern<br />
auch von ausländischen Unternehmen<br />
auf der Messe. Ein wichtiger<br />
Pluspunkt ist dabei die enge<br />
Kooperation zwischen staatlichen<br />
Stellen, Bildungseinrichtungen<br />
und privaten Unternehmen.<br />
Singapur mangelt es nicht nur<br />
an Land, sondern auch an Wasser.<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Dieses wird zum großen Teil aus<br />
dem Nachbarland Malaysia bezogen.<br />
Wenn die Lieferverträge 2060<br />
auslaufen, will der Stadtstaat bei<br />
der Wasserversorgung autark sein.<br />
Rund 55% des benötigten Wassers<br />
sollen dann von neuen internen<br />
Quellen einschließlich Recycling<br />
kommen. Bislang handele es sich<br />
dabei erst um etwa 30%, so Goh<br />
Chee Kiong. Ein Viertel des Wasserbedarfs<br />
sollen Entsalzungsanlagen<br />
und die restlichen 20% noch<br />
nicht genannte eigene Quellen<br />
beisteuern. Entsprechend hat Singapur<br />
bereits Expertise im Bereich<br />
Wassertechnologie aufgebaut.<br />
Hierbei helfen ausländische<br />
Unternehmen, wie etwa der TÜV<br />
Süd, der in dem Stadtstaat ein<br />
Kompetenzzentrum für Wasserprojekte<br />
unterhält. Die Firma Siemens<br />
hat dort 2012 eine Demonstrationsanlage<br />
zur Entsalzung<br />
von Meereswasser errichtet, die<br />
mit einem elektrochemischen Prozess<br />
nur halb so viel Elektrizität<br />
benötigt wie konventionelle Entsalzungsanlagen.<br />
Der deutsche<br />
Filtrationsspezialist Mann + Hummel<br />
gab Mitte 2012 bekannt, dass<br />
er seine Produktionskapazität für<br />
Ultrafiltrationsmembranen in Singapur<br />
verdoppelt hat. Dort unterhält<br />
er nicht nur ein erweitertes<br />
Forschungs- und Entwicklungszentrum,<br />
sondern auch seinen<br />
globalen Hauptsitz für Wasserfiltration.<br />
Obwohl bereits eine der sichersten<br />
Städte der Welt, will das<br />
vorausschauende Singapur noch<br />
sicherer werden. Nachdem bereits<br />
an sehr vielen Stellen Closed Circuit<br />
Television (CCTV) installiert<br />
sind, sollen demnächst an belebten<br />
Plätzen Kameras mit höherauflösender<br />
Gesichtserkennung installiert<br />
werden. Das Unternehmen<br />
Cassidian ist zusammen mit der<br />
lokalen Partnerfirma NCS vom<br />
Innenministerium und dem EDB<br />
mit der Entwicklung der Testumgebung<br />
“Safe City” beauftragt<br />
worden. Bei dieser Forschungsund<br />
Entwicklungsinitiative kommen<br />
modernste Analyseverfahren<br />
zum Einsatz. <br />
44
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Taiwan benötigt diversifizierte<br />
Außenhandelsverflechtung<br />
Von Jürgen Maurer<br />
TAIPEI (gtai). Taiwan wichtigster<br />
Handelspartner in Europa<br />
ist Deutschland und wird es<br />
in den nächsten Jahren auch bleiben.<br />
Dabei hängt vieles von der<br />
Entwicklung der Beziehungen<br />
auf beiden Seiten der Taiwan-<br />
Straße ab, deren bilaterales Wirtschaftsabkommen<br />
den Handelsaustausch<br />
mit anderen Ländern<br />
beeinflusst. Durch weitere Liberalisierungsschritte<br />
könnten die<br />
wichtigsten deutschen Exportbranchen<br />
wie die Kfz-Industrie<br />
weitere Impulse oder aber wie<br />
der Maschinenbau stärkere Konkurrenz<br />
erhalten.<br />
Taiwan steht durch seine Handelsaktivitäten<br />
in intensivem<br />
Austausch mit Deutschland und<br />
anderen Volkswirtschaften. Dabei<br />
wird die Inselregierung nur<br />
von wenigen, international unbedeutenden<br />
Ländern offiziell<br />
anerkannt. Dies beschränkt Taiwans<br />
Möglichkeiten deutlich, sich<br />
durch bilaterale oder regionale<br />
Freihandels- bzw. Wirtschaftskooperationsabkommen<br />
beispielsweise<br />
einen besseren Zugang zu<br />
anderen Märkten zu verschaffen.<br />
Dafür sind in hohem Maße die<br />
komplizierten politischen Beziehungen<br />
zwischen der VR China<br />
und Taiwan verantwortlich, die<br />
jedoch den wirtschaftlichen Austausch<br />
beider Seiten nicht gleichermaßen<br />
negativ beeinflussen.<br />
Vielmehr konnte sich die VR China<br />
in der vergangenen Dekade als<br />
Lieferland für Taiwan stärker profilieren.<br />
Noch bevor das Economic<br />
Cooperation Framework Agreement<br />
(ECFA) zwischen den beiden<br />
Seiten 2011 wirksam wurde, hatte<br />
Taiwans Importanteil aus China<br />
zwischen 2003 und 2007 bereits<br />
von 10,1% auf 13,6% zugenommen.<br />
Der Lieferanteil stieg bis 2012<br />
auf 16,1% und dürfte mit weiteren<br />
Zollerleichterungen auch in den<br />
nächsten Jahren zunehmen. Für<br />
Taiwan ist Festlandchina mittlerweile<br />
der größte Exportmarkt<br />
und der zweitgrößte Lieferant<br />
von Waren. Japan als wichtigster<br />
Lieferant sah seine Importmarktanteile<br />
in Taiwan zwar von 2003<br />
bis 2012 von 25,6% auf 17,6% sinken.<br />
Dennoch ist und bleibt Japan<br />
Taiwans Hauptpartner. Auch die<br />
Importe aus den USA, dem 2003<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Entwicklung der Importanteile in Taiwan<br />
2003 2007 2012<br />
Deutschland 3,9% 3,2% 2,9%<br />
Japan 25,6% 21,0% 17,6%<br />
China 10,1% 13,6% 16,1%<br />
USA 13,1% 12,1% 8,7%<br />
Quelle: Berechnungen auf Basis von UN Comtrade<br />
noch zweitgrößten Lieferanten<br />
mit einem Anteil von 13,3%, sanken<br />
und erreichten 2012 nur noch<br />
8,7%.<br />
Bei den Lieferungen der beiden<br />
Länder hat sich insbesondere<br />
der internationale Konjunkturabschwung<br />
seit 2008 ausgewirkt. Da<br />
Japan und die USA wichtige Lieferanten<br />
von Ausrüstungen und<br />
Vorprodukten in eine Reihe von<br />
Branchen wie vor allem Elektronikindustrie,<br />
Maschinenbau und<br />
Medizintechnik sind, sollten sich<br />
die Anteilsverluste bis 2020 jedoch<br />
in Grenzen halten.<br />
Deutschland hat zwar von 2007<br />
bis 2012 weniger Anteile an den<br />
taiwanischen Importen verloren<br />
als in den Jahren zuvor. Dennoch<br />
lagen die Lieferanteile 2012 mit<br />
2,9% um einen Prozentpunkt niedriger<br />
als 2003. Jedoch bestehen<br />
durchaus Aussichten, dass diese<br />
bis 2020 wieder auf 3,5% steigen.<br />
Unter den wichtigsten deutschen<br />
Exportbranchen sollten vor allem<br />
die Kfz- und Kfz-Teile-Industrie<br />
sowie die Medizintechnik zulegen<br />
können.<br />
In Taiwan hat der Anteil der<br />
importierten Pkw in der Neuzulassungsstatistik<br />
2012 einen Anteil<br />
von 27% überschritten und lag<br />
damit 10 Prozentpunkte höher als<br />
noch vor fünf Jahren. Deutsche<br />
Markenanbieter konnten ihre Position<br />
deutlich verbessern und<br />
bauen ihre Verkaufs- und Distributionskanäle<br />
weiter aus, weil sie<br />
für die nächsten Jahre eine steigende<br />
Nachfrage erwarten. Diese<br />
soll durch die wirtschaftliche<br />
Erholung und den hohen Ersatzbedarf<br />
- fast die Hälfte des Pkw-<br />
Bestandes ist über zehn Jahre alt<br />
- angeheizt werden.<br />
Auch die Erweiterung des<br />
ECFA-Abkommens könnte weitere<br />
Impulse geben. Der taiwanische<br />
Kfz-Branchenverband will darauf<br />
drängen, insbesondere die Ausfuhr<br />
von Komplettfahrzeugen<br />
auf das Festland zu ermöglichen.<br />
Danach wäre denkbar, dass auch<br />
deutsche Automobilunternehmen<br />
neben den japanischen Marken<br />
bis 2020 auf der Insel Kapazitäten<br />
ausbauen, um von Taiwan aus den<br />
Festlandmarkt und andere Länder<br />
zu bedienen. Dies würde den Import<br />
von CKD (Completely Knocked<br />
Down)-Komponenten und<br />
Kfz-Teilen beflügeln und der deutschen<br />
Kfz- und Kfz-Teile-Branche<br />
hohe Lieferanteilsgewinne bescheren.<br />
Zwischen 2003 und 2012<br />
legte der deutsche Importanteil in<br />
diesem Segment bereits von 19,1%<br />
auf 24,2% zu.<br />
Zwar sank im gleichen Zeitraum<br />
der Lieferanteil an Medizintechnik<br />
von 14,3% auf 12,4%,<br />
jedoch hat Taiwan eine schnell<br />
alternde Gesellschaft mit hoher<br />
45
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Nachfrage nach guter Gesundheitsversorgung.<br />
Taiwans Bedarf<br />
an Medizintechnik wächst daher<br />
stetig. Dieser kann auch auf absehbare<br />
Zeit zu großen Teilen nur<br />
durch Importe gedeckt werden.<br />
Dabei sind und bleiben die<br />
USA und Japan die größten Lieferanten.<br />
Jedoch dürfte Deutschland<br />
mit spezialisierter Medizintechnik<br />
vor allem bei Ausrüstungen<br />
für Diagnostik und Dialyse sowie<br />
ophthalmologischen und zahnmedizinischen<br />
Instrumenten<br />
einen hohen und steigenden Lieferanteil<br />
erzielen. Zudem besteht<br />
in den nächsten Jahren bei vielen<br />
Krankenhäusern Modernisierungsbedarf.<br />
Auch im Chemiebereich sind es<br />
Spezialitäten, mit denen deutsche<br />
Lieferanten im taiwanischen Markt<br />
erfolgreich sind. Mit Massenchemikalien<br />
kann sich die Insel weitgehend<br />
selbst versorgen. Taiwans<br />
Hochtechnologiebranchen wie die<br />
Halbleiter-, Flachbildschirm- und<br />
Elektronikindustrie, aber auch die<br />
traditionelle Kunststoffindustrie<br />
benötigen immer spezifischere<br />
und innovative Lösungen. Deren<br />
Bedarf wird insgesamt hoch<br />
bleiben. Lag Deutschlands Lieferanteil<br />
chemischer Erzeugnisse<br />
in den vergangenen zehn Jahren<br />
zwischen 6,2 % und 6,9%, so dürfte<br />
dieser bis 2020 mehr oder weniger<br />
in diesem Spektrum bleiben.<br />
Auf schwierigere Zeiten sollten<br />
sich jedoch deutsche Lieferanten<br />
von Maschinenbauerzeugnissen<br />
einstellen. Deutschlands Anteil<br />
an den taiwanischen Branchenimporten<br />
hat zwischen 2007 und 2012<br />
von 8,8% auf 6,6% abgenommen.<br />
Teilweise ist dies auf den internationalen<br />
Konjunkturabschwung<br />
und damit geringere Nachfrage<br />
zurückzuführen. Zudem haben<br />
aber auch taiwanischen Unternehmen<br />
die eigene Produktionsfähigkeit<br />
erhöht.<br />
Darüber hinaus gewinnen<br />
Importe von Maschinenbauprodukten<br />
vom chinesischen Festland<br />
Anteile, die zwischen 2003 und<br />
2012 bereits von 4,8% auf 11,0%<br />
expandierten. Weiterhin werden<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
jedoch japanische und US-amerikanische<br />
Firmen die wichtigsten<br />
Lieferanten von Herstellungsanlagen<br />
für die Elektronikindustrie<br />
bleiben und damit die Maschinenbaunachfrage<br />
hauptsächlich<br />
abdecken.<br />
Insgesamt hat Festlandchina bei<br />
den taiwanischen Importen einen<br />
signifikanten Lieferanteil an sich<br />
gezogen. Um einen diversifizierten<br />
Außenhandel zu erhalten, arbeitet<br />
Taiwans Regierung daran, die Beziehungen<br />
mit anderen Handelspartnern<br />
auszuweiten und sich<br />
wo möglich in die Freihandelsaktivitäten<br />
in der Region und international<br />
einzuklinken.<br />
So konnte Taiwan trotz fehlender<br />
diplomatischer Anerkennung<br />
mit Neuseeland 2013 ein<br />
Freihandelsabkommen abschließen.<br />
Singapur soll folgen und damit<br />
die weitere Verflechtung mit<br />
dem ASEAN-Wirtschaftsraum<br />
ermöglichen. Dieser hat bereits<br />
in den letzten Jahren für Taiwan<br />
immer stärker an Bedeutung gewonnen.<br />
<br />
Thailand: expansionsfreudige<br />
Nahrungsmittelindustrie<br />
“Food Valley” als Ideenküche; Impulse aus der regionalen<br />
Integration<br />
Von Waldemar Duscha<br />
BANGKOK (gtai). Thailands<br />
Nahrungsmittelindustrie bleibt<br />
auf dem Expansionspfad mit<br />
neuen Produkten und Clustern.<br />
Unter dem Label “Kitchen of the<br />
World” begann eine Exportinitiative,<br />
die auch weiterhin neue<br />
Länder erschließen wird. Der gemeinsame<br />
ASEAN-Markt bietet<br />
Chancen, etwa in den Zweigen<br />
Halal oder Medical Food.<br />
Das Konzept “Food Valley” soll<br />
Innovationen bei Obst, Gemüse,<br />
Fisch und Fleisch herbeiführen.<br />
Belebt wird auch die Nachfrage<br />
nach Verpackungsmaschinen, ein<br />
Großteil kommt aus Deutschland.<br />
Die thailändische Nahrungsmittelindustrie<br />
konnte im Rahmen<br />
des Marketingkonzepts “Kitchen<br />
of the World” zum zweitgrößten<br />
Exportland von Nahrungsmitteln<br />
in <strong>Asien</strong> nach der VR China<br />
aufsteigen. Das National Food Institute<br />
(NFI) berichtete für 2012<br />
ähnlich zum Vorjahr Exporteinnahmen<br />
von rund 31 Milliarden<br />
US$, was etwa 13% der Gesamtausfuhren<br />
entsprach. Die wichtigsten<br />
Absatzmärkte waren Südostasien<br />
(22,0%), Japan (14,8), EU (11,5),<br />
USA (10,6) und VR China (9,8%).<br />
Ein stärkeres Expansionspotential<br />
wird vor allem in Südostasien gesehen,<br />
wo der Exportanteil mit der<br />
Umsetzung der ASEAN Economic<br />
Community (AEC) auf runde 30%<br />
ansteigen könnte.<br />
Die Hauptexportgüter des südostasiatischen<br />
Landes sind Thunfisch,<br />
abgepackte und tiefgefrorene<br />
Meeresfrüchte, Garnelen,<br />
Reis, Zucker, Kassava, Ananas (in<br />
Dosen) und Ananassaft, verarbeitetes<br />
Hühnerfleisch, Fleisch und<br />
Fleischprodukte. Weltweit marktführende<br />
Positionen beansprucht<br />
Thailand zudem bei einer beachtlichen<br />
Palette von Saucen aus Chilis,<br />
Curry, Soja, Tomaten, Fisch<br />
und Austern.<br />
Die letzten Exportzahlen verdeutlichen<br />
ein Auf und Ab, zumeist<br />
verursacht durch externe<br />
Faktoren wie Schwankungen in<br />
Weltmarktpreisen und Wechselkursen<br />
oder klimatische und<br />
46
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
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umweltbedingte Einflüsse. Das<br />
kostspielige staatliche Reisankaufprogramm<br />
erzeugte einen<br />
gigantischen Reisvorrat und versetzte<br />
das führende Exportland<br />
auf den dritten Rang hinter Indien<br />
und Vietnam. Umgekehrt<br />
konnte der Hühnerfleischexport<br />
bedeutend zulegen, nachdem die<br />
Europäische Union (EU) Mitte<br />
2012 ihren vor acht Jahren wegen<br />
der Vogelgrippe verhängten Importbann<br />
wieder aufhob. Unter<br />
Berücksichtigung aller Sonderfaktoren<br />
erwartete das NFI für 2013<br />
ein Exportwachstum von 1,5%.<br />
Die Fischindustrie beansprucht<br />
bereits gut ein Viertel des Nahrungsmittelexports.<br />
Die großen<br />
Zielmärkte sind Japan und USA<br />
Nächste Fachmesse<br />
“Thaifex” vom<br />
21.5. bis 25.5.2014<br />
mit Anteilen von jeweils 22%.<br />
Weitere wichtige Abnehmerländer<br />
sind Australien, Kanada oder<br />
Großbritannien. Im Rahmen der<br />
laufenden Verhandlungen mit der<br />
EU um ein bilaterales Freihandelsabkommen<br />
steht auch eine Erhöhung<br />
der thailändischen Fischexportquote<br />
in den EU-Markt auf<br />
der Agenda. Das Abkommen soll<br />
Ende 2014 unterzeichnet werden.<br />
10.000 Unternehmen in der<br />
Nahrungsindustrie<br />
Die Nahrungsindustrie wird auf<br />
annähernd 10.000 Unternehmen<br />
geschätzt, zu über 90% handelt es<br />
sich um kleinere und mittlere Betriebe.<br />
Die Thai Food Processors’<br />
Thailand: Nahrungsmittelexport<br />
2010<br />
[Mio. US$]<br />
2011<br />
[Mio. US$]<br />
2012<br />
[Mio. US$]<br />
2013 *)<br />
[Mio. US$]<br />
Veränderung<br />
*)<br />
2013/12<br />
Seafood 4.119 5.043 5.225 2.861 -3,2%<br />
Reis 5.341 6.432 4.632 2.539 -1,6%<br />
Zucker 2.152 3.635 3.953 2.126 -29,8%<br />
Fischereierzeugnisse 2.898 3.087 2.823 1.195 -27,4%<br />
Kassava 814 978 1.095 757 35,7%<br />
Hunde- & Katzenfutter 624 712 828 508 6,1%<br />
Obst 544 957 959 606 10,1%<br />
Alkoholische Getränke 222 342 550 298 -7,7%<br />
Fleisch und Fleischprodukte 273 301 310 177 16,4%<br />
Fette und Öle 98 132 182 126 23,0%<br />
Milch und -produkte 140 177 154 106 22,5%<br />
*) Januar bis Juli 2013, Veränderung ggü. Jan. - Juli 2012<br />
Quelle: Customs Department Thailand<br />
47
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Thailand: Import von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen<br />
HS-Code Produktgruppe 2009<br />
[Mio. US$]<br />
2010<br />
[Mio. US$]<br />
2011<br />
[Mio. US$]<br />
2012<br />
[Mio. US$]<br />
2012: aus<br />
Deutschland<br />
8422.30/40 Verpackungsmaschinen 174 203 296 426 123<br />
8437 Reinigungs-, Sortier- und Siebmaschinen 37 52 47 41 1<br />
8438 Sonstige Nahrungsmittelmaschinen 81 101 165 254 23<br />
8479.20 Maschinen für Öle und Fette 18 22 15 6 0<br />
Insgesamt 310 378 523 727 147<br />
Quelle: Ministry of Commerce of Thailand<br />
Association (TFPA) zählt lediglich<br />
176 Mitgliedsunternehmen, welche<br />
2013 bis Juli einen Exportzuwachs<br />
um 5% auf 3,5 Milliarden<br />
US$ erzielten. Die TFPA differenziert<br />
hierbei sechs größere Gruppen<br />
von verarbeiteten Produkten:<br />
Tunfisch (48%), Fisch und Meeresfrüchte<br />
(7), Ananas (12), Früchte &<br />
Gemüse (11), Mais (3) sowie Fertigprodukte<br />
und Zutaten (19%). Letztere<br />
bildeten dabei den Wachstumsrenner<br />
mit einem<br />
Plus von 11% gegenüber<br />
dem gleichen Vorjahreszeitraum,<br />
somit deutlich<br />
höher als die Fischsparte<br />
(+4%) oder die Obst- und<br />
Gemüseverarbeit u ng<br />
(+2%).<br />
Der Branchenführer<br />
Charoen Pokphand Foods<br />
(CPF) erzielte 2012 einen<br />
Umsatz von 357 Milliarden<br />
Baht (8,55 Mrd. Euro;<br />
1 Euro = 41,7419 Baht, Mittelwert<br />
Juli - Sep. 2013) und<br />
steuert innerhalb von nur<br />
fünf Jahren eine Verdoppelung<br />
auf rund 700 Milliarden<br />
Baht an. Der Großteil wird mit<br />
55% international erzielt gegenüber<br />
36% in Thailand und 9% im<br />
Export. Zu den neuen Projekten<br />
von CPF gehören zwei Tierfutteranlagen<br />
in Khon Kaen (Jahreskapazität<br />
576.000 Tonnen) und Surat<br />
Thani (288.000 Tonnen) mit Kosten<br />
von zusammen rund 2 Milliarden<br />
Baht. Im Ausland sind 2013 Projekte<br />
für Fertiggerichte in den USA<br />
und Australien (Marken CP und<br />
Kitchen Joy) sowie im Vereinigten<br />
Königreich geplant. Hohe Erwartungen<br />
werden in den AEC-Markt<br />
gesetzt: Im Nachbarland Kambodscha<br />
investierte CPF bereits rund 3<br />
Milliarden Baht seit 1996, während<br />
im neuen Zielmarkt Laos mehrere<br />
Projekte für etwa eine Milliarde<br />
Baht geplant sind.<br />
Weltgrößter Exporteur<br />
von Thunfisch<br />
Thai Union Frozen Products<br />
(TUF) als der weltgrößte Exporteur<br />
Tapioka-Ernte in der nordthailändischen Provinz Phrae<br />
von Thunfisch zeigt sich ebenso<br />
expansionsfreudig. In drei Jahren<br />
bis 2015 will TUF jährlich 6 Milliarden<br />
Baht für neue Kapazitäten<br />
und eine stärkere Marktdurchdringung<br />
in der ASEAN investieren.<br />
2012 stieg der Umsatz um 8%<br />
auf 107 Milliarden Baht, 2013 soll<br />
er um 15% auf rund 4 Milliarden<br />
US$ steigen, und für 2015 wird<br />
ein Ziel von 5 Milliarden US$ angestrebt.<br />
Die Hauptprodukte sind<br />
Thunfisch (49%) und Shrimps<br />
(23%). Die großen Absatzmärkte<br />
sind USA (36%) und die EU (30%).<br />
Zu den bekannten internationalen<br />
Labeln zählen Chicken of the Sea,<br />
John West, Petit Navire, Parmentier,<br />
Mareblu und Century.<br />
Einen bedeutenden Wachstumsbeitrag<br />
leisten spezielle<br />
Zweige wie Halal oder Medical<br />
Food. Eine Halal-Zertifizierung<br />
besitzen wohl inzwischen etwa<br />
35.000 Produkte, die wichtigsten<br />
Absatzmärkte sind Singapur, Malaysia,<br />
Indonesien, VAE, Saudi-<br />
Arabien und Ägypten.<br />
Mit stärkeren F&E-Initiativen<br />
soll der Export<br />
ausgebaut werden, Thailand<br />
bekleidet weltweit<br />
bereits einen fünften<br />
Rang hinter Brasilien,<br />
USA, VR China und Indien.<br />
Regional werden<br />
die großen Anbauzonen<br />
in den fünf südlichsten<br />
Provinzen Pattani, Yala,<br />
Narathiwat, Satun und<br />
Songkhla gesehen. Auch<br />
Medical Food für die diätetische<br />
Behandlung<br />
von Krankheiten gilt als<br />
ausbaufähig mit dem Blick auf die<br />
gesamte <strong>Asien</strong>-Pazifik-Region. Zu<br />
den marktführenden Unternehmen<br />
zählen hier Mead Johnson,<br />
Abbott, Novartis und Thai Otsuka<br />
Pharmaceutical.<br />
Das im September 2012 nach<br />
holländischem Modell gegründete<br />
Projekt “Thailand Food Valley”<br />
bezweckt in Kooperation<br />
zwischen Forschung und Industrie<br />
die Entwicklung innovativer<br />
verarbeiteter Nahrungsmittel.<br />
Federführend ist das Department<br />
of Industrial Promotion des<br />
48
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Industrieministeriums, Partnerschaften<br />
bestehen unter anderem<br />
mit den Universitäten Chiang<br />
Mai, Kasetsart, Chulalongkorn,<br />
Ladkrabang, Thonburi oder Suranaree.<br />
Regional konzentriert sich<br />
die Initiative auf die Cluster Chiang<br />
Mai (Obst, Gemüse) und Nak-<br />
Shrimps-Farmer in Südthailand.<br />
hon Ratchasima (Fleisch) im Norden<br />
sowie das südliche Prachuap<br />
Khiri Khan (Fisch, Ananas, Kokosnuss).<br />
Insgesamt wurden bereits<br />
160 neue Produkte vorgestellt,<br />
darunter viele bereits mit<br />
expliziter Ausrichtung auf den<br />
AEC-Markt - wie etwa Diätreis,<br />
Gemüsetabletten, Regenbogennudeln<br />
oder ein Durian-Drink<br />
für Singapur und Malaysia. Seitens<br />
der Industrie sind bisher 70<br />
Agrar- oder Nahrungsmittelunternehmen<br />
mit 235 Fabriken an<br />
der thailändischen Food Valley<br />
Society beteiligt.<br />
Mengenmäßig belief sich die<br />
Produktion der Nahrungsmittelindustrie<br />
2012 auf rund 35 Millionen<br />
Tonnen. Dank zahlreicher Initiativen<br />
von Regierung und Industrie<br />
konnten Verfahren und Technologien<br />
bereits signifikant modernisiert<br />
werden, während anerkannte<br />
Zertifikate wie GMP, GHP, HAC-<br />
CP oder ISO die internationale<br />
Wettbewerbskraft verbesserten.<br />
Die Investitionsbehörde BOI unterstützt<br />
Investoren mit diversen<br />
nichtfiskalischen oder steuerlichen<br />
Anreizen wie der Befreiung<br />
von der Körperschaftssteuer oder<br />
den Importzöllen auf Maschinen<br />
und Rohmaterialien.<br />
Fachmesse für die<br />
Exportwirtschaft<br />
Wertvolle Unterstützung für<br />
die Exportwirtschaft leistet die<br />
fünftätige “Thaifex - World of<br />
Food Asia” in der dritten Maiwoche<br />
jeden Jahres im Impact Muang<br />
Thong Thani. 2013 generierte die<br />
Fachmesse einen Handelswert<br />
von über 320 Millionen US$ und<br />
damit beträchtliche neue Marktchancen<br />
für Thai-Produkte. Die<br />
Besucherzahl war mit 93.667 leicht<br />
größer als Vorjahr (+3,0%), die<br />
meiste ausländische Beteiligung<br />
stammte aus Malaysia, VR China,<br />
Japan, Singapur und USA. Der<br />
nächste Messetermin ist vom 21.5.<br />
bis 25.5.14.<br />
Exportdynamik und Wettbewerbsdruck<br />
erzwingen weiterhin<br />
Investitionen in technologische<br />
Neuerungen - auch um den globalen<br />
Anforderungen hinsichtlich<br />
Qualität, Sicherheit, Forschung<br />
und Entwicklung zu entsprechen.<br />
Der BOI erwartet vor diesem<br />
Hintergrund auch zukünftig<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
die meisten Maschinenimporte<br />
in den Zweigen Agrarwirtschaft,<br />
Nahrungsmittelverarbeitung und<br />
Verpackungen. Hoher Nachholbedarf<br />
bestehe vor allem bei Maschinen<br />
zum Trocknen, Kühlen<br />
und Veredeln sowie zur Verarbeitung<br />
von Obst, Gemüse und Getreide.<br />
Benötigt werden überdies<br />
Verpackungsmaschinen zum Befüllen,<br />
Verschließen, Versiegeln<br />
und Etikettieren. Bei einfacheren<br />
Ausrüstungen dominiert die VR<br />
China, anspruchsvollere Technologie<br />
stammt zumeist aus Japan<br />
und Deutschland.<br />
Im Jahr 2012 stieg der Import<br />
von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen<br />
um 34% auf 727<br />
Millionen US$. Mit einem Wert<br />
von 147 Millionen US$ bestritten<br />
deutsche Produkte 2012 hierbei einen<br />
Lieferanteil von rund 20%, was<br />
deutlich über dem Anteil am thailändischen<br />
Gesamtimport (2,4%)<br />
lag. In den ersten sieben Monaten<br />
2013 belief sich der Import auf 389<br />
Millionen US$ mit einem Anteil<br />
von 29% aus Deutschland. <br />
Entwicklung der Importanteile in Thailand<br />
2002 2007 2012<br />
Deutschland 3,8% 2,7% 2,4%<br />
China, VR. 7,6% 11,8% 14,9%<br />
Japan 23,0% 20,9% 20,0%<br />
USA 9,6% 6,7% 5,2%<br />
Gesamt (in Mrd. US$) 64,645 143,761 247,576<br />
Quelle: UN Comtrade<br />
Wirtschaftsreport<br />
Wirtschaft in<br />
Ostasien 2013<br />
104 Seiten, Softcopy (PDF)<br />
nur noch € 55,00<br />
www.probusinessmedia.net<br />
49
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Buchbesprechung<br />
Vorbereitungskurs auf Vietnam<br />
Das Vietnamgeschäft erfolgreich managen: Kulturverständnis,<br />
Mitarbeiterführung, Recht und Finanzierung<br />
Von Dr. Doreén Pick<br />
BERLIN. Wenn Unternehmen<br />
der Rat gegeben wird, sie mögen<br />
doch bitte ihren Aktionsradius<br />
auf andere Weltregionen und<br />
speziell auf die aufstrebende<br />
Märkte erweitern, so ist dies<br />
meist leicht dahin gesagt. Denn<br />
in der konkreten betrieblichen<br />
Praxis handelt es sich hierbei<br />
um einen hochkomplexen und<br />
oft nur schwer kalkulierbaren<br />
Vorgang.<br />
Dies kann auch nicht anders<br />
sein, da sich in fremden bis exotischen<br />
Märkten naturgemäß so<br />
ziemlich alles von den vertrauten<br />
heimischen Gegebenheiten und<br />
Praktiken unterscheidet. Fehlannahmen,<br />
Missgeschicke und kostspielige<br />
Reinfälle lassen sich dabei<br />
in Gänze sicherlich kaum vermeiden.<br />
Aber immerhin kann man<br />
durch eine solide und realistische<br />
Vorbereitung versuchen, die<br />
Chancen für einen erfolgreichen<br />
Markteinstieg substanziell zu verbessern.<br />
Hierbei können beispielsweise<br />
gut durchdachte Businessführer<br />
eine gewisse Hilfestellung<br />
leisten. Ein Beispiel dafür, wie ein<br />
solcher aussehen kann, gibt das<br />
„Business-Handbuch Vietnam“<br />
von Nathalie Homlong und Elisabeth<br />
Springler ab.<br />
Besonders erfreulich ist, dass<br />
die beiden Autorinnen mit Vietnam<br />
einem Land breiten Raum<br />
einräumen, das ansonsten eher in<br />
einem vergleichenden Aufwasch<br />
mit seinen regionalen Nachbarn<br />
abgehandelt wird. Dabei ist Vietnam<br />
als Verbindungsglied zwischen<br />
dem bunt gescheckten und<br />
quirligen Südostasien und dem<br />
etwas steifen konfuzianischen<br />
Ostasien durchaus ein spezieller<br />
Fall. Derartige Brückenlagen sind<br />
meist mit besonders vielschichtigen<br />
Verhaltensweisen verbunden.<br />
Im Einklang mit dem Ablauf<br />
wie Investitionsüberlegungen üblicherweise<br />
vorgenommen werden<br />
dürften, ist das Buch in drei<br />
Themenbereiche – Potenziale,<br />
Umfeld, Strategien – unterteilt.<br />
Zunächst werfen Homlong und<br />
Springler einen vertiefenden Blick<br />
auf die ökonomischen Voraussetzungen<br />
und Perspektiven der<br />
Freitag, 1. November 2013<br />
postsozialistischen Transformationswirtschaft.<br />
Die generellen<br />
Möglichkeiten werden dabei ebenso<br />
deutlich wie die strukturellen<br />
Hemmnisse. Allerdings ist dieser<br />
Teil doch etwas sehr steril geraten<br />
und beschränkt sich mehr oder<br />
minder auf die üblichen ADB-Formeln.<br />
Hier wäre etwas mehr Mut<br />
zu eigenen Einschätzungen gut<br />
gewesen.<br />
Interessanter ist danach eine<br />
ausführliche Betrachtung der verschiedenen<br />
Standorte des langgezogenen<br />
Landes gepaart mit<br />
Hinweisen nach welchen Kriterien<br />
eine entsprechende Auswahl<br />
vorgenommen werden kann. Insgesamt<br />
merkt man schon, dass die<br />
Autorinnen bei den kulturellen<br />
Aspekten mehr in ihrem Element<br />
sind. Notwendig, aber nicht übermäßig<br />
spannend sind die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen, die<br />
ordnungsgemäß dargestellt werden.<br />
Erhellender sind dann wiederum<br />
die Schilderungen über<br />
die Institutionen und die Besonderheiten<br />
des Arbeitsmarktes.<br />
Auch der letzte Teil des konkreten<br />
Markteintritts ist wieder etwas<br />
kulturlastig, dafür erfährt der Leser<br />
aber allerlei Interessantes über<br />
Netzwerkpflege und Personalmanagement.<br />
Hier hätten jedoch<br />
deutlich mehr Informationen<br />
über die verschiedenen Wege der<br />
Markterschließung geboten werden<br />
müssen.<br />
Von diesen Einschränkungen<br />
abgesehen, lässt das Handbuch<br />
kaum Fragen offen und behandelt<br />
die einzelnen Komplexe gehaltvoll<br />
aber in gebotener Kürze.<br />
Jedem Abschnitt sind detaillierte<br />
Literaturtipps angehängt, die ein<br />
themenfokussiertes Weiterlesen<br />
ermöglichen. Positiv ist auch, dass<br />
die Autorinnen nicht dazu neigen,<br />
eigentlich triviale Dinge durch<br />
eine künstliche Verwissenschaftlichung<br />
aufzubauschen. Dies dürfte<br />
auch nüchternen Praktikern gefallen.<br />
Dass ein Vietnam-Engagement<br />
trotzdem ein mittleres Abenteuer<br />
bleibt, ist den Autorinnen selbstverständlich<br />
nicht anzulasten. Sie<br />
haben eine ansprechende Vorarbeit<br />
geleistet. <br />
Nathalie Homlong /<br />
Elisabeth Springler<br />
Business-Handbuch<br />
Vietnam<br />
Das Vietnamgeschäft<br />
erfolgreich managen<br />
Springer Gabler,<br />
Wiesbaden 2013<br />
209 Seiten, 44,99 Euro<br />
ISBN: 978-3-8349-4428-3<br />
50
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Euro mit ...<br />
Währungen in <strong>Asien</strong><br />
31. Okt. 13<br />
(Tagesmittel)<br />
1. Okt. 13<br />
(Tagesmittel)<br />
Spanne<br />
Hoch - Tief<br />
Mittelkurs<br />
(31 Tage)<br />
Australischer Dollar (AUD) 1,4492 1,4498 1,4546 - 1,4122 1,4333<br />
Bangladeschischer Taka (BDT) 108,14 106,44 109,02 - 106,44 107,61<br />
Brunei Dollar (BND) 1,7294 1,7223 1,7324 - 1,7035 1,7205<br />
Chinas Renminbi Yuan (CNY) 8,4295 8,3055 8,4530 - 8,2895 8,3638<br />
Hongkong Dollar (HKD) 10,6606 10,4769 10,7245 - 10,3846 10,5856<br />
Indonesische Rupiah (IDR) 15396 15672 15728 - 15054 15474<br />
Indische Rupie (INR) 84,0663 84,7607 84,7607 - 82,2506 83,6672<br />
Irakische Dinar (IQD) 1622 1590 1637 - 1587 1611<br />
Iranischer Rial (IRR) 34485 33755 34516 - 33719 34074<br />
Japanischer Yen (JPY) 135,08 132,29 135,50 - 131,10 133,37<br />
Katar Rial (QAR) 5,0098 4,9228 5,1749 - 4,9228 4,9759<br />
Koreanischer Won (KRW) 1459 1454 1489 - 1444 1460<br />
Malaysischer Ringgit (MYR) 4,3351 4,3987 4,4059 - 4,2955 4,3453<br />
Mongolischer Tugrik (MNT) 2313 2206 2328 - 2206 2280<br />
Myanmar Kyat (MMK) 1359 1336 1366 - 1331 1347<br />
Neuseeländischer Dollar (NZD) 1,6653 1,6306 1,6684 - 1,6078 1,6346<br />
Pakistanische Rupie (PKR) 147,92 143,92 149,33- 143,92 146,07<br />
Philippinischer Peso (PHP) 59,40 58,81 59,61 - 58,41 58,91<br />
Singapur Dollar (SGD) 1,7040 1,6972 1,7077 - 1,6823 1,6965<br />
Neuer Taiwan Dollar (TWD) 40,4512 39,9968 40,5620 - 39,6928 40,0969<br />
Thailändischer Baht (THB) 42,7878 42,3897 43,0506 - 42,3167 42,6311<br />
Türkische Lira (TRY) 2,7377 2,7478 2,7478 - 2,6769 2,7093<br />
Vietnamesischer Dong (VND) 29046 28544 29512 - 28544 28893<br />
Ver. Arab. Emirate Dirham (AED) 5,0507 4,9624 5,0727 - 4,9624 5,0098<br />
US Dollar (USD) 1,3749 1,3510 1,3832 - 1,3471 1,3637<br />
Quelle: Oanda Interbanken Kassakurse<br />
Erster, letzter und mittlerer Kurs sind ASK-Preise; Spanne Hoch-Tief sind BID-Preise<br />
Impressum<br />
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ProAsia Media (BVI) Ltd.<br />
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und Titelschutz finden Sie Online<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Waldemar Duscha, gtai,<br />
Prof. Dr. Doris Gutting, Achim Haug,<br />
Rainer Jaensch, Helmut Kahlert,<br />
Ernst Leiste, Jürgen Maurer,<br />
Christina Otte, Katrin Pasvantis,<br />
Dr. Doreén Pick, Dr. Detlef Rehn,<br />
Frank Robaschik, Dr. Roland Rohde<br />
Daten<br />
Oanda, IWF, Zentralbanken<br />
Informationsdienste<br />
gtai - German Trade & Invest<br />
Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nachdruck<br />
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Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
51
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: China<br />
VR China Bruttoinlandsprodukt<br />
VR China Inflation<br />
14%<br />
8%<br />
12%<br />
6%<br />
10%<br />
9.1%<br />
8.9%<br />
4%<br />
8%<br />
8.1%<br />
7.6%<br />
7.4%<br />
7.9%<br />
7.7%<br />
7.5%<br />
7.8%<br />
2%<br />
6%<br />
0%<br />
4%<br />
Sep 11 Mar 12 Sep 12 Mar 13 Sep 13<br />
-2%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
VR China Handelsbilanz<br />
Euro / Chinesischer Renminbi<br />
40<br />
9<br />
20<br />
in Mrd. US$<br />
0<br />
8<br />
-20<br />
-40<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
7<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 2,0 3,2 2,1 2,4 2,1 2,7 2,7 2,6 3,1<br />
2012 4,5 3,2 3,6 3,4 3,0 2,2 1,8 2,0 1,9 1,7 2,0 2,5<br />
2011 4,9 4,9 5,4 5,3 5,5 6,4 6,5 6,2 6,1 5,5 4,2 4,1<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: National Bureau of Statistics<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00<br />
2012 6,56 6,56 6,56 6,56 6,56 6,31 6.00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00<br />
2011 5,81 6,06 6,06 6,31 6,31 6,31 6,56 6,56 6,56 6,56 6,56 6,56<br />
Rediscount-Rate der PBC<br />
Quelle: The People's Bank of China (PBC)<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 29,2 15,2 -0,9 18,1 20,4 27,1 17,8 28,6 15,2<br />
2012 27,2 -31,5 5,35 18,4 18,7 31,7 25,1 26,7 27,7 32,0 19,6 31,6<br />
2011 6,5 -7,3 0,1 11,4 13,1 22,3 31,5 17,75 14,51 17,00 14,5 16,5<br />
Quelle: Customs General Administration<br />
BIP [im Quartal]<br />
2 Q 2012 7,6 %<br />
3 Q 2012 7,4 %<br />
4 Q 2012 7,9 %<br />
1 Q 2013 7,7 %<br />
2 Q 2013 7,5 %<br />
3 Q 2013 7,8 %<br />
National Bureau of<br />
Statistics<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / Renminbi<br />
8,1725<br />
US$ / Renminbi<br />
6,1695<br />
52
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Hongkong<br />
Hongkong Bruttoinlandsprodukt<br />
Hongkong Inflation<br />
10%<br />
8%<br />
5%<br />
5.1%<br />
4.0%<br />
3.0%<br />
2.8% 2.9%<br />
3.3%<br />
6%<br />
0.7% 0.9%<br />
1.5%<br />
4%<br />
0%<br />
2%<br />
-5%<br />
0%<br />
-10%<br />
Jun 11 Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13<br />
-2%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
10<br />
Hongkong Handelsbilanz<br />
11<br />
Euro / Hongkong-Dollar<br />
0<br />
in Mrd HK$<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
10<br />
-40<br />
-50<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
9<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 3,0 4,4 3,6 4,0 3,9 4,1 6,9 4,5 4,6<br />
2012 6,1 4,9 4,7 4,7 4.3 3,7 1,6 3,7 3,8 3,8 3,7 3,7<br />
2011 3,6 3,7 4,4 4,6 5,2 5,6 7,9 5,7 5,8 5,8 5,7 5,7<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Census & Statistics Department<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50<br />
2012 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50<br />
2011 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50<br />
HK Interestrate der HKMA<br />
Quelle: HK Monetary Authority (HKMA)<br />
Handelsbilanz [in Mrd. HK$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 -27,4 -34,0 -49.1 -42,7 -44,3 -49,7 -37,1 -39,6<br />
2012 -8,9 -46,8 -44,0 -43,9 -37,5 -44,7 -40,0 -36,0 -45,2 -42,6 -44,1 -47,9<br />
2011 -16,0 -25,1 -40,1 -42,2 -35,7 -40,3 -35,9 -34,8 -40,0 -23,0 -44,1 -48,9<br />
Quelle: Census & Statistics Department<br />
BIP [im Quartal]<br />
1 Q 2012 0,7 %<br />
2 Q 2012 0,9 %<br />
3 Q 2012 1,5 %<br />
4 Q 2012 2,8 %<br />
1 Q 2013 2,9 %<br />
2 Q 2013 3,3 %<br />
Census & Statistics<br />
Department<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / Hongkong-$<br />
10,2829<br />
US$ / Hongkong-$<br />
7,7558<br />
53
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Indien<br />
Indien Bruttoinlandsprodukt<br />
Indien Inflation<br />
12%<br />
20%<br />
10%<br />
15%<br />
8%<br />
7.7%<br />
10%<br />
6.9%<br />
6%<br />
6.1%<br />
5.3% 5.5%<br />
5.3%<br />
4.7%<br />
4.8%<br />
4.4%<br />
5%<br />
4%<br />
Jun 11 Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13<br />
0%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
Indien Handelsbilanz<br />
Euro / Indische Rupien<br />
0<br />
90<br />
in Mrd ind. Rupien<br />
-200<br />
-400<br />
-600<br />
-800<br />
-1000<br />
p<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
-1200<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
60<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 6,6 6,8 6,0 4,9 4,7 4,9 5,8 6,1 6,5<br />
2012 5,3 8,8 9,5 7,2 7,6 7,2 6,8 7,5 7,8 7,4 7,2 7,2<br />
2011 9,3 8,8 8,8 9,4 8,7 8,6 8,4 9,0 10,1 9,4 9,3 6,5<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
Quelle: India Ministry of Labour<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 7,75 7,50 7,50 7,50 7,25 7,25 7,25 7,25 7,50<br />
2012 8,50 8,50 8,50 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00<br />
2011 5,50 5,50 5,75 5,75 6,25 6,50 7,00 7,00 7,25 7,50 7,50 8,50<br />
Central Bank Overnight Rate<br />
Quelle: Reserve Bank of India<br />
Handelsbilanz [in Mrd. indischen Rupien]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 -1086 -802 -561 -967 -1108 -715 -733 -690 -431<br />
2012 -757 -745 -699 -698 -886 -577 -859 -867 -987 -1111 -1056 -965<br />
2011 -469 -425 -173 -570 -830 -644 -553 -690 -628 -864 -805 -670<br />
Quelle: Reserve Bank of India<br />
BIP [im Quartal]<br />
1 Q 2012 5,3%<br />
2 Q 2012 5,5%<br />
3 Q 2012 5,3%<br />
4 Q 2012 4,7%<br />
1 Q 2013 4,8%<br />
2 Q 2013 4,4%<br />
India Central<br />
Statistical<br />
Organization<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / ind. Rupie<br />
82,4670<br />
US$ / ind. Rupie<br />
62,2434<br />
54
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Indonesien<br />
8%<br />
Indonesien Bruttoinlandsprodukt<br />
10%<br />
Indonesien Inflation<br />
6%<br />
6.5% 6.5% 6.5%<br />
6.3% 6.4%<br />
6.2%<br />
6.1% 6.0%<br />
5.8%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
4%<br />
2%<br />
2%<br />
Jun 11 Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13<br />
0%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
5.0<br />
Indonesien Handelsbilanz<br />
16000<br />
Euro / Indonesische Rupiah<br />
4.0<br />
in Mrd US$<br />
3.0<br />
2.0<br />
1.0<br />
0.0<br />
15000<br />
14000<br />
13000<br />
-1.0<br />
-2.0<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
12000<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 4,57 5,31 5,90 5,57 5,47 5,90 8,61 8,79 8,40<br />
2012 3,65 3,56 3.8 4,4 4,4 4,5 4,6 4,6 4,3 4,6 4,32 4,30<br />
2011 7,0 6,8 6,5 6,2 6,0 5,5 4,6 4,8 4,6 4,4 4,1 3,8<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
Quelle: BPS<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 6,00 6,50 6,50 7,25 7,25<br />
2012 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75<br />
2011 6,50 6,75 6,75 6,75 6,75 6,75 6,75 6,75 6,75 6,50 6,00 6,00<br />
Central Bank Overnight Rate<br />
Quelle: Bank Indonesia<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 -0,074 -0,298 0,137 -1,703 -0,52 -0,88 -2,30 0,132<br />
2012 0,92 0,83 0,84 -0,64 -0,49 -1,32 -0,17 0,25 0,55 -1,54 -0,61 -0,15<br />
2011 1,91 2,82 1,81 1,63 3,40 3,32 1,39 3,76 2,72 1,15 1,53 0,86<br />
Quelle: BPS<br />
BIP [im Quartal]<br />
1 Q 2012 6,3 %<br />
2 Q 2012 6,4 %<br />
3 Q 2012 6,2 %<br />
4 Q 2012 6,1 %<br />
1 Q 2013 6,0 %<br />
2 Q 2013 5,8 %<br />
BPS<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / indon. Rupiah<br />
14111<br />
US$ / indon. Rupiah<br />
10648<br />
55
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Japan<br />
Japan Bruttoinlandsprodukt<br />
Japan Inflation<br />
6.0%<br />
4%<br />
4.0%<br />
3.4%<br />
3.9%<br />
2%<br />
2.0%<br />
0.2%<br />
0.4%<br />
0.3%<br />
0.9%<br />
0%<br />
0.0%<br />
-0.5% -0.3%<br />
-2.0%<br />
-1.6%<br />
-2%<br />
-4.0%<br />
Jun 11 Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13<br />
-4%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
1000<br />
Japan Handelsbilanz<br />
140<br />
Euro / Japanischer Yen<br />
in Billionen Yen<br />
500<br />
0<br />
-500<br />
-1000<br />
-1500<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
-2000<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
90<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 -0,3 -0,7 -0,9 -0,7 -0,3 0,3 0,7 0,9<br />
2012 0,1 0,3 0,5 0,4 0,3 -0,2 -0,4 -0,4 -0,3 -0,4 -0,2 -0,1<br />
2011 0 0 0 0,3 0.3 0,2 0,2 0,2 0,0 -0,2 -0,5 -0,2<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Ministry of Internal Affairs<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
2012 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
2011 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Discount Rate<br />
Quelle: Bank of Japan<br />
Handelsbilanz [in Billionen Yen]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 -1629 -777 -362 -879 -993 -182 -1023 -962 -932<br />
2012 -1475 33 -82 -520 -907 62 -517 -756 -559 -548 -953 -642<br />
2011 -471 -479 650 186 -467 67 68 -780 293 -282 -690 -205<br />
Quelle: Ministry of Finance, Japan<br />
BIP [im Quartal]<br />
1 Q 2012 3,4 %<br />
2 Q 2012 3,9 %<br />
3 Q 2012 0,2 %<br />
4 Q 2012 0,4 %<br />
1 Q 2013 0,3 %<br />
2 Q 2013 0,9 %<br />
Economic and<br />
Social Research<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / japan. Yen<br />
131,01<br />
US$ / japan. Yen<br />
98,92<br />
56
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Korea<br />
Korea Bruttoinlandsprodukt<br />
Korea Inflation<br />
10%<br />
6%<br />
8%<br />
5%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
3.5%<br />
3.6%<br />
3.4%<br />
2.8%<br />
2.3%<br />
1.6% 1.5% 1.5%<br />
2.3%<br />
4%<br />
3%<br />
0%<br />
2%<br />
-2%<br />
-4%<br />
1%<br />
-6%<br />
Jun 11 Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13<br />
0%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
10<br />
Korea Handelsbilanz<br />
1600<br />
Euro / Koreanischer Won<br />
8<br />
in Mrd. US$<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1500<br />
1400<br />
-2<br />
-4<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
1300<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 1,5 1,4 1,3 1,2 1,0 1,0 1,4 1,3 0,8<br />
2012 3,4 3,1 2,6 2,5 2,5 2,2 1,5 1,2 2,0 2,1 1,6 1,4<br />
2011 4,1 4,5 4,7 4,2 4,1 4,4 4,7 5,3 4,3 3,9 4,2 4,2<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Korea National Statistics Office<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 2,75 2,75 2,75 2,75 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50<br />
2012 3,25 3,25 3,25 3,25 3,25 3,25 3,00 3,00 3,00 2,75 2,75 2,75<br />
2011 2,75 2,75 3,00 3,00 3,00 3,25 3,25 3,25 3,25 3,25 3,25 3,25<br />
BOK Rate<br />
Quelle: Bank of Korea<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 0,476 2,020 3,288 2.446 5,915 5,994 2,539 4,852 3,681<br />
2012 -2,292 1,245 2,279 2,131 2,425 5,169 2,696 1,951 2,867 3,695 4,405 1,923<br />
2011 2,345 2,065 2,487 4,348 2,046 1,912 4,653 0,410 1,231 3,903 3,002 2,255<br />
Quelle: Korea International Trade Association<br />
BIP [im Quartal]<br />
1 Q 2012 2,8 %<br />
2 Q 2012 2,4 %<br />
3 Q 2012 1,6 %<br />
4 Q 2012 1,5 %<br />
1 Q 2013 1,5 %<br />
2 Q 2013 2,3 %<br />
Bank of Korea<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / korean. Won<br />
1474<br />
US$ / korean. Won<br />
1113<br />
57
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Malaysia<br />
Malaysia Bruttoinlandsprodukt<br />
Malaysia Inflation<br />
12%<br />
5%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4.3%<br />
5.8%<br />
5.2% 5.1% 5.6%<br />
5.3%<br />
6.5%<br />
4.1%<br />
4.3%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
0%<br />
-2%<br />
-4%<br />
-6%<br />
-8%<br />
Jun 11 Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13<br />
-5%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
Malaysia Handelsbilanz<br />
Euro / Malaysischer Ringgit<br />
16<br />
4.6<br />
in Mrd. Ringgit<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
4.4<br />
4.2<br />
4.0<br />
3.8<br />
2<br />
0<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
3.6<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 1,3 1,5 1,6 1,7 1,8 1,8 2,0 1,9<br />
2012 2,7 2,2 2,1 1,9 1,8 1,6 1,4 1,4 1,4 1,4 1,3 1,2<br />
2011 2,4 2,9 2,8 3,2 3,3 3,5 3,4 3,3 3,4 3,4 3,3 3,0<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Department of Statistics Malaysia<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00<br />
2012 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00<br />
2011 2,75 2,75 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00<br />
Overnight Rate<br />
Quelle: Bank Negara Malaysia<br />
Handelsbilanz [in Mrd. Ringgit]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 3,27 8,20 5,08 0,94 2,87 4,32 2,85 7,11<br />
2012 8,8 10,6 10,3 7,5 4,6 9,2 3,62 7,09 6,47 9,58 9,28 8,24<br />
2011 10,0 12,6 13,5 11,0 8,5 7,6 9,45 10,98 9,6 13,2 9,5 8,3<br />
Quelle: Department of Statistics Malaysia<br />
BIP [im Quartal]<br />
1 Q 2012 5,1%<br />
2 Q 2012 5,6%<br />
3 Q 2012 5,3%<br />
4 Q 2012 6,5%<br />
1 Q 2013 4,1%<br />
2 Q 2013 4,3%<br />
Department of<br />
Statistics Malaysia<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / mal. Ringgit<br />
4,3015<br />
US$ / mal. Ringgit<br />
3,2470<br />
58
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Singapur<br />
Singapur Bruttoinlandsprodukt<br />
Singapur Inflation<br />
10%<br />
8%<br />
8%<br />
6%<br />
6.0%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
3.6%<br />
1.5%<br />
2.3%<br />
1.5%<br />
4.2%<br />
5.1%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
0.0%<br />
0.2%<br />
0%<br />
-2%<br />
Sep 11 Mar 12 Sep 12 Mar 13 Sep 13<br />
-2%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
Singapur Handelsbilanz<br />
Euro / Singapur-Dollar<br />
8<br />
1.8<br />
in Mrd. Singapur-Dollar<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
1.7<br />
1.6<br />
1.5<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 3,6 4,9 3,5 1,5 1,6 1,8 1,9 2,0 1,6<br />
2012 4,8 4,6 5,2 5,4 5,0 5,3 4,0 3,9 4,7 4,0 3,6 4,3<br />
2011 5,5 5,0 5,0 4,5 4,5 5,2 5,4 5,7 5,5 5,4 5,7 5,1<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Singapore Department of Statistics<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 0,05 0,04 0,03 0,03 0,03 0,04 0,03 0,05 0,03<br />
2012 0,01 0,01 0,01 0,03 0,03 0,03 0,06 0,01 0,01 0,03 0,03 0,03<br />
2011 0,06 0,13 0,03 0,03 0,01 0,04 0,02 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01<br />
Singapore Interbank Offered Rate (Sibor)<br />
Monetary Authority of Singapore<br />
Handelsbilanz [in Mrd. Singapur-Dollar]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 1,848 2,470 4,630 4,208 4,417 4,649 3,337 3,921 4,527<br />
2012 1,198 5,453 2,352 4,463 1,969 1,992 3,492 3,461 3,948 3,518 1,898 2,026<br />
2011 6,049 4,891 3,720 4,398 3,043 4,662 5.530 2,681 6,696 5,000 1,263 7,612<br />
Quelle: International Enterprise Singapore<br />
BIP [im Quartal]<br />
2 Q 2012 2,3%<br />
3 Q 2012 0,0%<br />
4 Q 2012 1,5%<br />
1 Q 2013 0,2%<br />
2 Q 2013 4,2%<br />
3 Q 2013 5,1%<br />
Singapore Department<br />
of Statistics<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / Singapur-$<br />
1,6802<br />
US$ / Singapur-$<br />
1,2684<br />
59
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Thailand<br />
Thailand Bruttoinlandsprodukt<br />
Thailand Inflation<br />
20%<br />
19.1%<br />
8%<br />
15%<br />
6%<br />
10%<br />
5%<br />
2.7%<br />
3.7%<br />
4.4%<br />
3.1%<br />
5.4%<br />
2.8%<br />
4%<br />
0.4%<br />
0%<br />
2%<br />
-5%<br />
-8.9%<br />
-10%<br />
Jun 11 Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13<br />
0%<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
Thailand Handelsbilanz<br />
Euro / Thailändischer Baht<br />
4<br />
44<br />
2<br />
in Mrd. US$<br />
0<br />
-2<br />
40<br />
-4<br />
-6<br />
Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14<br />
36<br />
Nov 12 Feb 13 May 13 Aug 13 Nov 13<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 3,4 3,2 3,0 2,42 2,27 2,25 2,00 1,59 1,42<br />
2012 3,4 3,4 3,4 2,5 2,5 2,6 2,7 2,7 3,4 3,3 2,7 3,6<br />
2011 3,0 2,9 3,1 3,3 4,2 4,1 4,1 4,3 4,1 4,2 4,2 3,6<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
Quelle: Commerce Ministry<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 2,75 2,75 2,75 2,75 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50<br />
2012 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 2,75 2,75 2,75 2,75<br />
2011 2,25 2,25 2,50 2,75 3,00 3,00 3,25 3,50 3,50 3,50 3,50 3,25<br />
1-Day Repurchase Rate<br />
Bank of Thailand<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2013 -5,48 -1,56 -0,87 -4,14 -2,30 -1,915 -2,281 -0,094<br />
2012 0,51 2,03 -1,44 -0,76 0,61 1,61 0,48 1,54 2,98 -0,14 0,62 0,28<br />
2011 -0,86 1,77 1,78 -0,79 0,28 1,27 2,80 -1,20 0,24 -1,00 0,22 -0,24<br />
Quelle: Bank of Thailand<br />
BIP [im Quartal]<br />
1 Q 2012 0,4%<br />
2 Q 2012 4,4%<br />
3 Q 2012 3,1%<br />
4 Q 2012 19,1%<br />
1 Q 2013 5,4%<br />
2 Q 2013 2,8%<br />
National Economic<br />
Development<br />
Währungen<br />
Juli - Sep. 2013<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / Thaibaht<br />
41,7419<br />
US$ / Thaibaht<br />
31,5098<br />
60
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Freitag, 1. November 2013<br />
Wirtschaftsdaten: Baltic Dry Index<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0<br />
Nov-06<br />
Nov-07<br />
7 Jahre Index<br />
Nov-09<br />
Nov-08<br />
Nov-10<br />
Nov-11<br />
Nov-12<br />
© <strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Nov-13<br />
Frühindikator für<br />
den Welthandel<br />
Der Baltic Dry Index (BDI)<br />
wird von der Baltic Exchange<br />
in London veröffentlicht und<br />
ist ein wichtiger Preisindex<br />
für das weltweite Verschiffen<br />
von Hauptfrachtgütern.<br />
Offensichtlich besteht ein<br />
Zusammenhang von Frachtraten<br />
mit Rohstoffpreisen und der<br />
Nachfrage nach Metallen, Treibstoffen<br />
und Nahrungsmitteln.<br />
Da der Baltic Dry Index (BDI)<br />
die Verschiffungskosten von<br />
Rohstoffen, der Vorstufe der<br />
Produktion, ermittelt, misst er<br />
präzise das Volumen des Welthandels<br />
auf der Anfangsstufe.<br />
Der BDI ist also ein Frühindikator<br />
für die Weltwirtschaft.<br />
Andere Indizes bilden dagegen<br />
spätere Stufen der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung ab, wenn<br />
aus den Rohstoffen Halbfertigoder<br />
Fertigprodukte entstanden<br />
sind.<br />
Je größer die Anzahl der zu<br />
verschiffenden Güter ist, desto<br />
größer ist die Nachfrage und<br />
desto höher der Verschiffungspreis.<br />
Eine Aufwärtsbewegung<br />
des BDI signalisiert einen Anstieg<br />
des globalen Handels,<br />
eine Abwärtsbewegung das<br />
Gegenteil. Veränderungen des<br />
BDI sind auch ein Indikator<br />
für die Kursentwicklung der<br />
Aktien von Unternehmen im<br />
Bereich der Seeschifffahrt. Zwischen<br />
der Entwicklung des BDI<br />
und Rohstoffindizes besteht ein<br />
gewisser Gleichlauf. <br />
Quelle: Wikipedia<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
1 Jahr Index<br />
0<br />
Nov-12 Feb-13 May-13 Aug-13 Nov-13<br />
Die Tagesdaten vom<br />
Baltic Dry Index können<br />
Sie vom <strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>server<br />
downloaden.<br />
© <strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Baltic Dry Index ab<br />
Juli 2006<br />
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