Asien Kurier Indonesien - Land der (ungenutzten) Potenziale (Vorschau)
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<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
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Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Nr. 84 5 / 2014 Jahrgang 8<br />
www.asienkurier.com<br />
Kees van Bijlen<br />
I n d i e s e r A u s g a b e<br />
Die Linkliste<br />
Titel<br />
<strong>Indonesien</strong> – <strong>Land</strong> <strong>der</strong> 1<br />
(<strong>ungenutzten</strong>) <strong>Potenziale</strong><br />
Jakarta<br />
<strong>Indonesien</strong> – <strong>Land</strong> <strong>der</strong><br />
(<strong>ungenutzten</strong>) <strong>Potenziale</strong><br />
Von Dr. Doreen Pick in Berlin<br />
Im Prinzip schon seit über 30<br />
Jahren ist <strong>Indonesien</strong> stets mit<br />
von <strong>der</strong> Partie, wenn die globale<br />
Investorengilde die Kandidaten<br />
für den nächsten großen Wachstumsschub<br />
ausruft. Und genauso<br />
lang müssen Prognosen korrigiert,<br />
Erwartungen gedämpft<br />
und Hoffnungen erneuert werden.<br />
Nachdem das <strong>Land</strong> in <strong>der</strong><br />
zweiten Hälfte 2013 in volkswirtschaftliche<br />
Turbulenzen<br />
geraten war, richten sich die<br />
Blicke auf die Präsidentenkür<br />
am 9. Juli 2014. Jedoch hat das<br />
relativ schwache Abschneiden<br />
<strong>der</strong> Partei von Hoffnungsträger<br />
Joko Widodo bei <strong>der</strong> jüngsten<br />
Parlamentswahl Zweifel am Zustandekommen<br />
einer agilen Reformregierung<br />
geweckt. Dies<br />
ist bedauerlich, denn von <strong>der</strong><br />
Papierform her ist <strong>Indonesien</strong><br />
tatsächlich mit einer Reihe von<br />
Vorzügen ausgestattet.<br />
Da wäre zunächst die schiere<br />
Größe des <strong>Land</strong>es, gepaart mit<br />
<strong>der</strong> weltweit viertgrößten Bevölkerung<br />
von rund 250 Millionen<br />
Menschen. Dabei ist zu bedenken,<br />
dass es sich hierbei – im Unterschied<br />
zu den Milliardenvölkern<br />
in Indien und China – um eine<br />
Bevölkerungsmasse handelt, die<br />
noch ohne größere Probleme zu<br />
bewältigen ist. Die indonesischen<br />
Größenverhältnisse machen das<br />
<strong>Land</strong> zum wichtigsten Akteur seiner<br />
Region: Innerhalb <strong>der</strong> schon<br />
seit längerem im ökonomischen<br />
Aufwind befindlichen ASEAN-<br />
Gruppe stellt <strong>Indonesien</strong> sowohl<br />
was die <strong>Land</strong>masse als auch was<br />
die Bevölkerung und die Wirtschaftskraft<br />
anbelangt, einen<br />
Anteil von je 40%. Auch als G-20-<br />
Mitglied spielt <strong>Indonesien</strong> für die<br />
weiteren Entwicklungen in Südostasien<br />
und darüber hinaus eine<br />
zentrale Rolle. In geopolitischer<br />
Hinsicht stellt die indonesische Inselwelt<br />
das Verbindungsglied zwischen<br />
Indischem und Pazifischem<br />
Ozean dar. Die zwischen Sumatra<br />
und Malaysia gelegene Straße von<br />
Melakka gehört zudem zu den<br />
frequentiertesten Transportwegen<br />
<strong>der</strong> Globalisierung.<br />
Solide Makrodaten<br />
Für eine positive Wahrnehmung<br />
hat in den letzten Jahren speziell<br />
China<br />
Maschinenbauer zuversichtlich 6<br />
VR China investiert 9<br />
im Bergbau<br />
Urbanisierung steigert 12<br />
Wachstum<br />
Recht China: 26<br />
Neues Verbraucherschutzgesetz<br />
tritt in Kraft<br />
Hongkong<br />
Automobilmärkte in 14<br />
Hongkong und Südchina<br />
Indien<br />
Transport und Logistik 19<br />
<strong>Indonesien</strong><br />
Erfolgreich verhandeln 22<br />
Japan<br />
Baumaschinenbranche 27<br />
vorsichtig hoffnungsvoll<br />
Korea<br />
Großverbraucher von 28<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Riesige Roboter-Krabbe 30<br />
erkundet Meerestiefen<br />
Myanmar<br />
Nahrungsmittelsektor weckt 31<br />
Investoreninteresse<br />
Pakistan<br />
Neue Textilmaschinen gefragt 33<br />
Singapur<br />
Arbeitsmarkt, Recht 35<br />
und Lohnkosten<br />
Taiwan<br />
Fahrrä<strong>der</strong> für Europa 43<br />
Thailand<br />
Kunststoffindustrie 45<br />
setzt auf Biosegment<br />
Buchbesprechung<br />
Indiens verdrängte Wahrheit 47<br />
25 Währungen in <strong>Asien</strong> 48<br />
Impressum 48<br />
Wirtschaftsdaten und Charts 49<br />
Baltic Dry Index 58<br />
1
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
<strong>der</strong> Umstand gesorgt, dass <strong>Indonesien</strong><br />
mit einem bemerkenswert<br />
stabilen Wachstum von um die 6-<br />
Prozent-Marke aufwarten konnte.<br />
Damit hebt sich <strong>Indonesien</strong> von<br />
den an<strong>der</strong>en ASEAN-Staaten wie<br />
auch von den lange hochgelobten<br />
BRIC-Län<strong>der</strong>n ab, <strong>der</strong>en Wachstumskurven<br />
allesamt sehr viel<br />
volatiler verliefen. Vor diesem<br />
Hintergrund ist es <strong>Indonesien</strong> in<br />
<strong>der</strong> letzten Dekade gelungen, seine<br />
Wirtschaftskraft auf aktuell<br />
870 Milliarden US$ zu verdreieinhalbfachen.<br />
Als weiterer Positivfaktor<br />
ist <strong>der</strong> konstante Zufluss<br />
von ausländischen Direktinvestitionen<br />
(FDI) zu nennen: Unterbrochen<br />
nur von einem Rückgang<br />
im Krisenjahr 2009 haben sich die<br />
Werte kontinuierlich erhöht – mit<br />
einem vorläufigen Höhepunkt<br />
im Jahr 2013, als ein Plus von 23<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
<strong>Indonesien</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />
8%<br />
7%<br />
6.5%<br />
6.3% 6.4%<br />
6.2%<br />
6.1% 6.0%<br />
6%<br />
5.8%<br />
5.6%<br />
5.7%<br />
5%<br />
4%<br />
Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13 Dec 13<br />
Quelle: IWF, April 2014<br />
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<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Kees van Bijlen<br />
<strong>Indonesien</strong> hat eine überaus junge Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter<br />
von 27,9 Jahren.<br />
Milliarden US$ zu Buche stand.<br />
Vor allem Investoren aus Ostasien<br />
haben zuletzt ihr Engagement in<br />
<strong>Indonesien</strong> verstärkt. In diesem<br />
Umfeld verlagert sich auch <strong>der</strong><br />
indonesische Außenhandel zunehmend<br />
auf die asiatisch-pazifischen<br />
Partner. Neuansiedlungen<br />
gab es vornehmlich im Bereich<br />
<strong>der</strong> arbeitsintensiven Fertigung<br />
wie <strong>der</strong> Textil-, Bekleidungs- und<br />
Schuhherstellung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Möbelproduktion,<br />
wobei <strong>Indonesien</strong><br />
neben Vietnam am stärksten von<br />
Produktionsverlagerungen aus<br />
<strong>der</strong> VR China und den verstärkten<br />
japanischen Diversifizierungsbemühungen<br />
profitieren konnte. Erhöhte<br />
Investitionen hat es auch im<br />
Rohstoffsektor gegeben.<br />
Bemerkenswert ist auch die im<br />
internationalen Vergleich geringe<br />
Staatsverschuldung von etwa<br />
23,5% des BIP. Angesichts dieses<br />
soliden finanziellen Fundamentes<br />
verfügt die künftige indonesische<br />
Regierung über einen erheblichen<br />
investiven Spielraum. Allerdings<br />
hängt die zurückhaltende staatliche<br />
Investitionstätigkeit auch<br />
damit zusammen, dass es in den<br />
einzelnen Teilen des stark dezentralisierten<br />
<strong>Land</strong>es teils gravierende<br />
Probleme bei <strong>der</strong> praktischen<br />
Umsetzung von Initiativen<br />
und Programmen gibt. Hiermit ist<br />
auch schon ein Generaldefizit für<br />
die insgesamt nur gemächlichen<br />
Fortschritte benannt, das sowohl<br />
auf öffentlicher Seite als auch beim<br />
Privatsektor anzutreffen ist.<br />
Jugend: konservativ,<br />
aber mo<strong>der</strong>n<br />
Aufseiten <strong>der</strong> Gesellschaft fällt<br />
vor allem die steigende Bedeutung<br />
<strong>der</strong> jüngeren Altersgruppen<br />
ins Auge. Im Unterschied etwa zu<br />
Milliarden US$<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
Thailand, das sich zunehmend mit<br />
den schwierigen Folgen einer alternden<br />
Gesellschaft auseinan<strong>der</strong>zusetzen<br />
hat, besitzt <strong>Indonesien</strong><br />
eine überaus junge Bevölkerung<br />
mit einem Durchschnittsalter von<br />
27,9 Jahren. Wie stark die Generationsdynamik<br />
ist, kann etwa<br />
daran abgelesen werden, dass bei<br />
den Parlamentswahlen am 9. April<br />
insgesamt 21,8 Millionen Personen<br />
im Alter zwischen 17 und 21 Jahren<br />
erstmalig wählen durften, was<br />
0<br />
1896<br />
einem Anteil am Gesamtelektorat<br />
von 12% entsprach. Hier ist unverkennbar<br />
einiges am Gären.<br />
Erwähnenswert ist in diesem<br />
Zusammenhang, dass die Jugend<br />
des ganz überwiegend muslimischen<br />
<strong>Land</strong>es einerseits ein explizit<br />
konservatives Einstellungsprofil<br />
besitzt und großen Wert auf<br />
8336<br />
FDI <strong>Indonesien</strong><br />
4914<br />
6928<br />
9318<br />
4877<br />
13771<br />
19241<br />
3<br />
19853<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />
Quelle: UNCTAD, April 2014<br />
Familie, Religion und klassische<br />
Tugenden legt. An<strong>der</strong>erseits ist<br />
sie aber nicht anti-mo<strong>der</strong>nistisch<br />
disponiert, son<strong>der</strong>n weiß ganz im<br />
Gegenteil die Errungenschaften<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt freudig für<br />
sich nutzen. Insbeson<strong>der</strong>e was<br />
die Nutzung neuer Kommunikationsmedien<br />
anbelangt, gehört<br />
<strong>Indonesien</strong>s Jungend zu den internationalen<br />
Trendsettern. Eine<br />
vergleichsweise umsichtige politische<br />
Führungsschicht, eine über-<br />
23000
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
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wiegend mo<strong>der</strong>ate Auslegung des<br />
Islam und eine optimistisch-leistungsbereite<br />
Jugend sprechen<br />
dafür, dass in <strong>Indonesien</strong> auch für<br />
die kommenden Jahre von einer<br />
generellen innenpolitischen Stabilität<br />
ausgegangen werden kann.<br />
Allerdings werden die nachwachsenden<br />
Jahrgänge nur solange<br />
hoffnungsvoll in die Zukunft blicken,<br />
wie ihnen entsprechende<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten geboten<br />
werden.<br />
Schwachpunkt:<br />
Zu wenig Innovationen<br />
Genau an dieser Stelle könnte<br />
die bisherige indonesische Erfolgsgeschichte<br />
deutlichen Gegenwind<br />
erhalten. Denn <strong>der</strong> positive<br />
Gesamttrend überdeckt einige<br />
strukturelle Schwächen, die sich<br />
künftig als schwere Hypothek erweisen<br />
könnten. An erster Stelle<br />
steht dabei sicher die weiter unverhältnismäßig<br />
hohe Dominanz<br />
des Rohstoffsektors. Die Exporteinnahmen<br />
stammen überwiegend<br />
aus dem Verkauf von Palmöl,<br />
Kohle o<strong>der</strong> Eisenerz. Es wird<br />
zu wenig für die Entwicklung von<br />
Alternativbranchen getan, mit denen<br />
man die Wirtschaft auf eine<br />
breitere Grundlage stellen könnte.<br />
Eine Ursache hierfür sind die<br />
massiven Schwächen in <strong>der</strong> Bildungsinfrastruktur.<br />
Der indonesische<br />
Staat tut schlicht zu wenig<br />
für die Bildung seiner Bürger, gerade<br />
auch <strong>der</strong> Universitätsbereich<br />
ist chronisch unterfinanziert. Selbiges<br />
gilt für die Ausbildung von<br />
Wahlplakat von Joko Widodo<br />
gewerblichen Fachkräften – mit<br />
<strong>der</strong> Folge, dass ausländische Unternehmen<br />
fast schon verzweifelt<br />
nach fähigem Personal suchen. Es<br />
mangelt auch an einer kohärenten<br />
Industriepolitik, bei <strong>der</strong> vielversprechende<br />
Branchen identifiziert<br />
und entsprechend über einen längeren<br />
Zeitraum geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Dr. Doreen Pick<br />
Zwar versucht sich <strong>Indonesien</strong><br />
mittlerweile beispielsweise als<br />
Fertigungsstandort für die Automobilindustrie<br />
zu positionieren.<br />
Die jahrzehntelangen Versäumnisse<br />
wie <strong>der</strong> Aufbau eines adäquaten<br />
Zulieferernetzwerkes<br />
dürften sich aber nur sehr langsam<br />
beheben lassen. Allein <strong>der</strong><br />
Verweis auf den großen Binnenmarkt<br />
und einen großen (vorerst<br />
nur theoretischen) Beschäftigtenpool<br />
wird nicht reichen.<br />
Engpass Infrastruktur<br />
Ein Grundproblem ist natürlich<br />
die völlig unzureichende Infrastruktur.<br />
Es wird geschätzt, dass<br />
die Logistikkosten bei ungefähr<br />
einem Viertel <strong>der</strong> Gesamtwirtschaftsleistung<br />
liegen. Zwar kursieren<br />
ambitionierte Pläne für einen<br />
groß angelegten Ausbau <strong>der</strong><br />
Infrastruktur wie den Indonesia<br />
Economic Masterplan 2011-2025.<br />
Bislang investiert die Regierung<br />
aber lediglich 2% des BIP in entsprechende<br />
Maßnahmen, womit<br />
das <strong>Land</strong> deutlich unter dem regionalen<br />
Durchschnitt liegt. Handlungsbedarf<br />
gibt bei es Straßen,<br />
Brücken, Häfen, Airports, dem<br />
Schienenverkehr und vor allem bei<br />
<strong>der</strong> Errichtung von Systemen des<br />
öffentlichen Personenverkehrs.<br />
4
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Ein Schwerpunkt müsste auf die<br />
Verbindung <strong>der</strong> einzelnen Inseln<br />
des Archipels gelegt werden. Wird<br />
die Frage nach <strong>der</strong> Finanzierung<br />
<strong>der</strong> in Aussicht gestellten Projekte<br />
gestellt, folgt fast automatisch <strong>der</strong><br />
Verweis auf Private-Public-Partnerships<br />
(PPP), wobei offenbleibt,<br />
ob beim Privatsektor überhaupt<br />
ein entsprechendes Interesse vorhanden<br />
ist. Auf Reserve stoßen<br />
diese Vorschläge vor allem auch<br />
deshalb, weil die Regierung eine<br />
starken Fokus auf Betreibermodelle<br />
legt und einen dezidierten<br />
Turn-Key-Ansatz bei Großprojekten<br />
verfolgt, bei dem einzelne<br />
Konsortien die Gesamtprojekte<br />
vollumfänglich abwickeln sollen.<br />
Ausländische Investoren, die<br />
Erfahrungen im indonesischen<br />
Markt haben, sind in letzter Zeit<br />
ohnehin noch etwas zurückhalten<strong>der</strong><br />
geworden, da sie mehrheitlich<br />
Erfahrungen mit immer<br />
neuen bürokratischen Hürden<br />
wie Importrestriktionen, die verpflichtende<br />
Verwendung von<br />
indonesischen Produkten bei<br />
Staatsprojekten, die Limitierung<br />
<strong>der</strong> Anzahl ausländischer Mitarbeiter<br />
in Firmen o<strong>der</strong> die Verschärfung<br />
bei Importlizenzen<br />
gemacht haben, die ihnen das Geschäft<br />
erschweren. Auch bei <strong>der</strong><br />
allgemeinen Wirtschaftsstruktur<br />
wären Modifikationen nötig: Der<br />
Staat unterhält in einigen Kernbereichen<br />
wie <strong>der</strong> Telekommunikation,<br />
<strong>der</strong> Energieversorgung,<br />
dem Bausektor und <strong>der</strong> Textilproduktion<br />
weiter Monopolbetriebe.<br />
Auch das Militär besitzt ein eigenes<br />
Firmenimperium. Gewisse<br />
Fortschritte hat es indes bei <strong>der</strong><br />
Korruptionsbekämpfung gegeben,<br />
wenngleich die Problematik<br />
weiter virulent bleibt. Hier wurde<br />
mit <strong>der</strong> Anti-Corruption Commission<br />
(KPK) eine Strafverfolgungsbehörde<br />
mit staatsanwaltschaftlichen<br />
Befugnissen geschaffen,<br />
die bereits einige spektakuläre<br />
Verurteilungen vorgenommen<br />
hat. Angesichts <strong>der</strong> relativen Erfolge<br />
haben aber die Versuche zugenommen,<br />
die Kompetenzen <strong>der</strong><br />
KPK zu beschneiden. Hier wird<br />
viel davon abhängen, welche Unterstützung<br />
die KPK vom nächsten<br />
Präsidenten erhält.<br />
All diese Schwachstellen sind<br />
solange nicht kritisch ins Gewicht<br />
gefallen, wie die Gesamtregion<br />
von einer robusten Wachstumsdynamik<br />
gekennzeichnet war. In<br />
dem Moment aber, als sich das<br />
Umfeld infolge <strong>der</strong> eingeleiteten<br />
Straffung <strong>der</strong> US-Geldpolitik im<br />
Sommer letzten Jahres merklich<br />
eingetrübt hat, sind die indonesischen<br />
Defizite schonungslos zutage<br />
getreten. Dies galt speziell für<br />
das Leistungsbilanzdefizit, das<br />
primär auf die zu geringen Exporte<br />
zurückzuführen ist. Zudem<br />
ist ins Bewusstsein getreten, dass<br />
allein ein starker Binnenkonsum,<br />
<strong>der</strong> für über die Hälfte des BIP<br />
steht, für eine ausgewogene wirtschaftliche<br />
Entwicklung nicht genug<br />
ist. Und nicht zuletzt hat sich<br />
gezeigt, dass <strong>der</strong> Versuch, die nationale<br />
Wertschöpfung durch ein<br />
simples Ausfuhrverbot von unverarbeiteten<br />
Gütern zu erhöhen,<br />
eher kontraproduktiv wirkt.<br />
Supermann Jokowi?<br />
Nachdem <strong>der</strong> seit 2004 regierende<br />
Präsident Yudhoyono in seiner<br />
zweiten und letzten Amtszeit nicht<br />
mehr viel zustande gebracht hat,<br />
ist die Unzufriedenheit in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
spürbar gestiegen. Dies<br />
gilt beson<strong>der</strong>s für die 95 Millionen<br />
Indonesier, die unterhalb o<strong>der</strong><br />
knapp über <strong>der</strong> staatlich festgelegten<br />
Armutsgrenze von 1,25 US$<br />
pro Tag leben müssen. Angesichts<br />
des fortgesetzten Treibens kleptokratischer<br />
Familienclans und habgieriger<br />
Ex-Generäle besteht eine<br />
tiefe Sehnsucht nach einer unbestechlichen<br />
und glaubwürdigen<br />
politischen Führung. Genau diese<br />
Erwartungen werden auf den<br />
sich unprätentiös und bürgernah<br />
gebenden Joko Widodo projiziert.<br />
Der ehemalige Bürgermeister <strong>der</strong><br />
zentraljavanischen Stadt Solo und<br />
<strong>der</strong>zeitige Gouverneur von Jakarta<br />
ist quasi zum Gegenentwurf<br />
zur <strong>der</strong>zeitigen Politikerkaste<br />
geworden. Gerade bei den Jungen<br />
ist „Jokowi“ so populär, dass<br />
er schon länger als Präsident im<br />
Wartestand gilt. So gesehen war<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
es eine mittlere Überraschung,<br />
dass seine Indonesian Democratic<br />
Party-Struggle (PDI-P) zwar stärkste<br />
Kraft geworden ist, aber nur<br />
19% <strong>der</strong> Stimmen geholt hat. Es ist<br />
zwar wahrscheinlich, dass PDI-P<br />
auf 20% <strong>der</strong> Parlamentssitze kommen<br />
wird, die nötig sind, um Widodo<br />
als Kandidaten nominieren<br />
zu können. Es ist aber absehbar,<br />
dass die PDI-P eine größere Allianz<br />
wird schließen müssen, um<br />
Gesetze durchs Parlament bringen<br />
zu können.<br />
Politische Kuhhandel, die Widodo<br />
explizit ausgeschlossen hat,<br />
werden wohl weiter die indonesische<br />
Politik bestimmen. Zumal<br />
er in seiner eigenen Partei, die von<br />
Ex-Präsidentin Megawati angeführt<br />
wird, nur über begrenzten<br />
Rückhalt verfügt. Allerdings sollte<br />
aus <strong>der</strong> schwachen Performance<br />
seiner Partei nicht geschlossen<br />
werden, dass er massiv an Strahlkraft<br />
verloren hat. Im Vergleich zu<br />
seinen Konkurrenten wie dem Jet-<br />
Set-Großunternehmer Aburizal<br />
Bakri o<strong>der</strong> Ex-General Prabowo<br />
Subianto, <strong>der</strong> im Wahlkampf mit<br />
<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach einer Verstaatlichung<br />
von ausländischen Anlagen<br />
zu punkten versucht hat, steht<br />
Widodo weiter glänzend da. Die<br />
Frage wird aber sein, inwieweit es<br />
ihm gelingt, eine effektive Regierung<br />
zu formen. Eine Entzauberung<br />
scheint unvermeidlich. Außerdem<br />
fiel auf, dass die Parteien<br />
im Wahlkampf kaum größere<br />
Mühen unternommen haben, um<br />
ihre wirtschaftspolitischen Positionen<br />
herauszustellen. Auch über<br />
Widodos Vorstellungen herrscht<br />
weitgehend Unklarheit. Insgesamt<br />
drängt sich <strong>der</strong> Eindruck auf, dass<br />
die indonesische Gesellschaft sich<br />
im Grunde mit dem Status quo<br />
arrangiert hat und die einschneidenden<br />
Verän<strong>der</strong>ungen des alles<br />
in allem relaxten Indonesian Way<br />
of Life, die mit einer ernsthaften<br />
Reformpolitik einhergehen würden,<br />
scheut. Allerdings steigt – siehe<br />
oben – <strong>der</strong> Handlungsdruck.<br />
Je mehr man die offensichtlichen<br />
Anpassungen hinauszögert, desto<br />
umfassen<strong>der</strong> werden diese ausfallen<br />
müssen. Die Zeit läuft. <br />
5
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
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Chinesische Maschinenbauer<br />
zuversichtlich<br />
Von Dr. Stefanie Schmitt<br />
Beijing (gtai). Die Aussichten<br />
für den Markt für Maschinen<br />
und Anlagen in <strong>der</strong> VR China<br />
für 2014 sind positiv. Trotz des<br />
erstarkenden chinesischen Wettbewerbs<br />
halten sich deutsche<br />
Anbieter beachtlich gut. Lieferungen<br />
einzelner Segmente nach<br />
China konnten sogar gesteigert<br />
werden - trotz insgesamt rückläufiger<br />
Maschineneinfuhren.<br />
För<strong>der</strong>lich wirkt sich unter an<strong>der</strong>em<br />
<strong>der</strong> anhaltende Trend zur<br />
Automatisierung aus. Darüber<br />
hinaus gilt es jedoch, sich stärker<br />
in mittleren Preissegmenten<br />
zu engagieren.<br />
Nach einem für den chinesischen<br />
Maschinenbau eher<br />
schwierigen Jahr 2012 lief es 2013<br />
wie<strong>der</strong> besser. So hatte die China<br />
Machinery Industry Fe<strong>der</strong>ation<br />
(CMIF) nur ein Wachstum von maximal<br />
10% prognostiziert (in chinesischer<br />
Branchenabgrenzung,<br />
welche den Kfz-Sektor miteinschließt).<br />
Effektiv lagen die Umsatzzuwächse<br />
aber mit 12 bis 16%<br />
in fast allen Segmenten deutlich<br />
über <strong>der</strong> Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) von 7,7%.<br />
Spitzenreiter waren die <strong>Land</strong>- und<br />
Forstmaschinen (+16,3%), die Ausnahme<br />
bildeten Textil- sowie Bau-<br />
Wettbewerbsdruck deutlich<br />
verschärft, Preise und<br />
Margen sinken<br />
und Bergbaumaschinen (jeweils<br />
ein Plus zwischen 7 und 8%). Bei<br />
Textilmaschinen verringerte sich<br />
laut China Economic Information<br />
Network (CEIN) sogar die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Hersteller, während in allen<br />
an<strong>der</strong>en Bereichen neue Unternehmen<br />
hinzukamen.<br />
Auch 2014 blickt die Branche<br />
insgesamt optimistisch in die<br />
Zukunft: Die CMIF erwartet ein<br />
Umsatzplus von 10 bis 15% (chinesische<br />
Abgrenzung). Der Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA) geht von 7% aus<br />
(engere Abgrenzung).<br />
In den einzelnen Abnehmersparten<br />
des Maschinenbaus sieht<br />
die Entwicklung unterschiedlich<br />
aus. Im Bereich Bau hat sich die<br />
Nachfragesituation wie<strong>der</strong> verbessert.<br />
Der Zuwachs <strong>der</strong> Immobilieninvestitionen<br />
2013 betrug<br />
19,8%. Tiefbau- und Infrastrukturinvestitionen<br />
legten um kräftige<br />
21,2% zu.<br />
Die Investitionen im Bergbau<br />
stiegen 2013 laut National Bureau<br />
of Statistics (NBS) um 10,9%. Groß<br />
im Kommen ist die Gasför<strong>der</strong>ung.<br />
Allein in die Erdöl- und Erdgasför<strong>der</strong>ung<br />
wurden 2013 um 23,7%<br />
mehr investiert als im Vorjahr. Im<br />
Kohlebergbau hingegen gehe es<br />
laut National Coal Machinery Association<br />
(CMIA) <strong>der</strong>zeit weniger<br />
um den Kauf neuer Maschinen<br />
als vielmehr um die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
bestehen<strong>der</strong> Anlagen - mit<br />
entsprechend geringerem Investitionsbedarf.<br />
In <strong>der</strong> Nahrungsmittelbranche<br />
fiel <strong>der</strong> Umsatzzuwachs 2013 mit<br />
rund 15% doppelt so hoch aus wie<br />
<strong>der</strong>jenige des BIP. Die Anbieter von<br />
Nahrungsmittelmaschinen profitieren<br />
insbeson<strong>der</strong>e vom Trend zu<br />
stärker verarbeiteten und damit<br />
6
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Sparte<br />
Strukturdaten zum chinesischen Maschinenbau<br />
Anzahl <strong>der</strong><br />
Unternehmen<br />
Umsatz 2013<br />
[Mrd. RMB]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
2013/12<br />
Bau- und Bergbaumaschinen 4.511 1.431,5 7,9%<br />
<strong>Land</strong>- und Forstmaschinen 1.354 257,0 16,3%<br />
Metallverarbeitungsmaschinen 3.231 506,4 11,8%<br />
Textilmaschinen 1.034 160,5 7,4%<br />
Nahrungsmittelindustriemaschinen 679 98,7 15,3%<br />
Messgeräte, Gebläse und<br />
2.763 566,1 14,3%<br />
Verpackungsmaschinen<br />
Antriebstechnik 2.715 415,1 12,4%<br />
Pumpen, Ventile, Kompressoren 4.684 808,0 12,4%<br />
För<strong>der</strong>technik 1.989 632,9 12,5%<br />
Jahresmittelkurs 2013 Euro/Renminbi: 8,1646<br />
Quelle: CEIN<br />
aufwendiger verpackten Lebensmitteln.<br />
Ebenso unbeeinflusst von<br />
Konjunkturschwankungen steigt<br />
die Nachfrage nach Arzneimitteln<br />
dynamisch.<br />
Der Kfz-Absatz zog 2013 mit<br />
einem Plus von rund 13,9% auf<br />
dem weltweit größten Automobilmarkt<br />
wie<strong>der</strong> kräftig an (2011:<br />
2,5%; 2012: 4,3%). Allerdings ist<br />
erneut mit niedrigeren Zuwächsen<br />
zu rechnen, da aufgrund <strong>der</strong><br />
schlechten Luftqualität Restriktionen<br />
für den Kfz-Verkehr zu erwarten<br />
sind. Dessen ungeachtet<br />
weitet die Branche ihre Kapazitäten<br />
aus. Vom wachsenden Qualitäts-<br />
und Markenbewusstsein<br />
und <strong>der</strong> geringen Preissensibilität<br />
<strong>der</strong> Kunden profitieren vor allem<br />
die chinesisch-ausländischen Joint<br />
Ventures sowie die Autoimporte.<br />
Insgesamt geht <strong>der</strong> Trend in<br />
den chinesischen Produktionszentren<br />
angesichts des zunehmenden<br />
Neuer Wirtschaftsreport<br />
Wirtschaft in<br />
Thailand 2014<br />
75 Seiten, Softcopy (PDF)<br />
€ 69,00<br />
www.probusinessmedia.net<br />
Mangels an Arbeitskräften (die<br />
Anzahl <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>arbeiter nimmt<br />
ab) und den erheblich gestiegenen<br />
Lohnkosten zu mehr Automatisierung.<br />
Darüber hinaus sind vermehrt<br />
kraftsparende Maschinen<br />
gefragt, die sich auch von Frauen<br />
bedienen lassen (erweitert das<br />
Arbeitskräftereservoir; außerdem<br />
arbeiten Frauen oft kostengünstiger<br />
als ihre männlichen Kollegen).<br />
Dies führt zu einer stärkeren<br />
Nachfrage nach CNC-Maschinen.<br />
Abschied nehmen<br />
von technisch<br />
überdimensionierten<br />
Lösungen, die <strong>der</strong> Kunde<br />
nicht benötigt<br />
Deutsche Maschinenbauer mit<br />
Fertigung in <strong>der</strong> VR China erwarten<br />
für 2014 konstante Auftragseingänge<br />
o<strong>der</strong> sogar eine leichte<br />
Marktbelebung. Grundsätzlich<br />
gelte es, sich den Beson<strong>der</strong>heiten<br />
des Marktes anzupassen. Hierzu<br />
zähle, die hohen Qualitätserwartungen<br />
chinesischer Kunden an<br />
deutsche Maschinen zu erfüllen,<br />
die Maschinen aber zugleich auf<br />
das nach wie vor geringere “Wartungsverständnis”<br />
<strong>der</strong> Kunden<br />
hin auszulegen. Wer mit dem<br />
Markt wachsen will, dürfe sich<br />
nicht nur auf das High-End-Segment<br />
konzentrieren. Sich “mehr<br />
zur Mitte hin zu orientieren”, lautet<br />
die Devise.<br />
Dies bedeutet, Abschied zu nehmen<br />
von technisch überdimensionierten<br />
Lösungen, die <strong>der</strong> Kunde<br />
nicht benötigt - und für die er<br />
auch kein Geld ausgeben möchte.<br />
Der Umgang mit <strong>der</strong> Problematik<br />
ist unterschiedlich. Einige Unternehmen<br />
bieten verstärkt Einsteigermodelle<br />
an. An<strong>der</strong>e setzen auf<br />
eine Zweimarkenstrategie und<br />
kaufen bestehende inländische<br />
Firmen auf. Darüber hinaus bleibt<br />
die Beschaffung <strong>der</strong> Teile vor Ort<br />
zwecks Kostensenkung und Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Flexibilität - ein Thema.<br />
Auch gelte es, neue Produkte und<br />
Anwendungen mit den Kunden<br />
zu entwickeln. Künftig dürfte sich<br />
<strong>der</strong> Fokus überdies vermehrt auf<br />
das Geschäft mit Teilen, Updates<br />
und Service verlagern.<br />
Insgesamt hat sich <strong>der</strong> Wettbewerbsdruck<br />
deutlich verschärft,<br />
Preise und Margen sinken. Dies<br />
trifft vor allem auf stagnierende<br />
o<strong>der</strong> rückläufige Segmente zu<br />
wie Papier- und Druckmaschinen.<br />
Aber auch in an<strong>der</strong>en Bereichen<br />
sitzt das Geld nicht mehr so locker<br />
wie früher. Zugleich punkten<br />
lokale Anbieter nicht nur durch<br />
wachsende Schnelligkeit, Flexibilität<br />
und niedrigere Preise, son<strong>der</strong>n<br />
zunehmend mit besserer Qualität.<br />
Die massiven Anstrengungen,<br />
von Lowtech- in Hightechbereiche<br />
aufzusteigen, tragen Früchte. Hinzu<br />
kommt die allgegenwärtige in-<br />
7
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
ternationale Konkurrenz. Gerade<br />
japanische Maschinenbauer profitieren<br />
<strong>der</strong>zeit von <strong>der</strong> Abwertung<br />
des Yen.<br />
Dessen ungeachtet schätzen die<br />
chinesischen Kunden nach wie<br />
vor die hohen deutschen Qualitätsstandards<br />
und die stabile<br />
Genauigkeit von auf deutschen<br />
Maschinen erzeugten Produkten.<br />
Schwieriger ist die Absatzsituation<br />
in Segmenten, in denen die<br />
eingesetzte Maschine keinen Einfluss<br />
auf die Produktqualität hat.<br />
Entscheidend ist - mit Ausnahme<br />
von Prestigekäufen: Die Maschine<br />
muss das Geld, das sie gekostet<br />
hat, in absehbarer Zeit wie<strong>der</strong>einspielen.<br />
Die VR China ist mit Abstand<br />
<strong>der</strong> weltweit größte Maschinenproduzent.<br />
Der VDMA beziffert<br />
das Umsatzvolumen auf rund 678<br />
Milliarden Euro (2012).<br />
Die CMIF erwartet für 2014 ein<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Produktionswachstum von 10 bis<br />
15%, nach rund 12% im Vorjahr<br />
(in chinesischer Abgrenzung).<br />
Für die Produktionsentwicklung<br />
nach einzelnen Segmenten liefert<br />
die Zeitschrift China Machinery<br />
& Electric Industry (Zhong<br />
Guo Ji Dian Gong Ye) <strong>der</strong> CMIF<br />
ein etwas differenzierteres Bild<br />
(alle Angaben beziehen sich auf<br />
Stückzahlen): In <strong>der</strong> <strong>Land</strong>technik<br />
wuchs beispielsweise <strong>der</strong> Ausstoß<br />
von mittelgroßen Traktoren<br />
2013 um 13,9%. Ein Minus beziehungsweise<br />
nur leichtes Plus<br />
verzeichneten dagegen Großtraktoren<br />
(-1,7%), Futtermittelverarbeitungsmaschinen<br />
(-6,1%) und<br />
Maiserntemaschinen (+0,9%). Alle<br />
drei Bereich hatten noch im Vorjahr<br />
um ein Drittel zugelegt. Die<br />
Erzeugung von Kleintraktoren<br />
stieg um 4,9%.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> höheren Investitionen<br />
in <strong>der</strong> Bauwirtschaft produzierten<br />
die Hersteller in <strong>der</strong><br />
VR China 1,4% mehr Bagger und<br />
6,9% mehr Straßenwalzen als im<br />
Vorjahr. Im Bergbau lief es unterschiedlich:<br />
Der Ausstoß von Kohlebergbaumaschinen<br />
verringerte<br />
sich 2013 um 6,7%. För<strong>der</strong>technik<br />
legte hingegen um 17,3% zu. Die<br />
Produktion von Anlagen zur Erdölexploration<br />
nahm um 17,8% zu<br />
(in Stück).<br />
Im Werkzeugmaschinenbau<br />
ging insbeson<strong>der</strong>e die Fertigung<br />
von Gießmaschinen um 8,1% zurück,<br />
spanende Werkzeugmaschinen<br />
verzeichneten ein Minus von<br />
1,5%. Allein die Erzeugung von<br />
spanenden CNC-Maschinen stieg<br />
um 2,2%. Umformende Werkzeugmaschinen<br />
wiesen ein leichtes<br />
Plus auf (0,1%). Werkzeuge zum<br />
Schneiden und Spanen kletterten<br />
um 9,6% nach oben.<br />
Auch die übrigen Segmente<br />
vermitteln kein einheitliches Bild:<br />
HS-Position Produktgruppe 2012<br />
[Mio. US$]<br />
Einfuhr von Maschinen in die VR China<br />
2013<br />
[Mio. US$]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
2013/12<br />
aus<br />
Deutschland<br />
2013<br />
[Mio. US$]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
aus<br />
Deutschland<br />
2013/12<br />
8429 bis 30,<br />
8474, 8479.10<br />
8444 bis 49,<br />
8451 bis 53<br />
8439 bis 42,<br />
8443.11<br />
bis .19<br />
8422.30<br />
bis .40,<br />
8437, 8438,<br />
8479.20<br />
Bau- und Baustoffmaschinen,<br />
Bergbaumaschinen<br />
Textil- und Le<strong>der</strong>maschinen<br />
Druck- und Papiermaschinen<br />
Nahrungsmittel- und<br />
Verpackungsmaschinen<br />
5.470,7 4.582,8 -16,2% 710,0 10,4%<br />
4.519,0 4.477,3 -0,9% 1.356,5 -11,1%<br />
2.793,2 2.389,4 -14,5% 1.036,2 1,1%<br />
2.035,1 2.148,2 5,6% 599,8 7,8%<br />
8465, 8479.30 Holzbearbeitungsmaschinen<br />
550,1 444,4 -19,2% 159,5 -16,7%<br />
8477 Kunststoff- und<br />
3.477,0 3.376,2 -2,9% 1.294,6 20,5%<br />
Gummimaschinen<br />
8456 bis 63 Werkzeugmaschinen zur 13.672,1 10.099,9 -26,1% 2.909,3 1,8%<br />
Metallbearbeitung<br />
8413, 8414 Pumpen, Kompressoren 9.496,1 10.387,0 9,4% 2.311,0 1,6%<br />
8425 bis 28 För<strong>der</strong>technik 3.973,0 3.857,2 -2,9% 1.079,5 1,7%<br />
Gesamt 49.378,9 44.618,8 -9,6% 12.127,2 0,7%<br />
Quelle: Chinesische Zollstatistik<br />
8
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Sehr gut verlief die Produktionsentwicklung<br />
bei Verpackungsmaschinen.<br />
Ihr Ausstoß nahm 2013<br />
um 14,2% zu. Mäßig bis sehr gut<br />
sah es für Ventile (4,1%) und Kompressoren<br />
(11,8%) aus. Noch nicht<br />
aus <strong>der</strong> Krise herausgefunden<br />
hatte <strong>der</strong> Bereich Druckmaschinen<br />
(-16,9%). Ebenfalls im Minus<br />
waren Luftzerlegungs- und Gasverflüssigungsanlagen<br />
(-4,0%) sowie<br />
Pumpen (-0,4%) und Gebläse<br />
(-0,01%).<br />
Die chinesischen Maschinenimporte<br />
(nach Abgrenzung in<br />
untenstehen<strong>der</strong> Tabelle) gingen<br />
2013 gemäß chinesischer Zollstatistik<br />
um 9,6% auf circa 44,6 Milliarden<br />
US$ zurück. Am stärksten<br />
waren die Einbrüche bei Werkzeugmaschinen<br />
zur Metallverarbeitung<br />
(-26,1%) und bei Holzbearbeitungsmaschinen<br />
(-19,2%).<br />
Allein Pumpen und Kompressoren<br />
(+9,4%) sowie Nahrungsmittel-<br />
und Verpackungsmaschinen<br />
(+5,6%) wurden vermehrt aus dem<br />
Ausland zugekauft. Für Deutschland<br />
ist die VR China dem VDMA<br />
zufolge <strong>der</strong> größte Exportmarkt<br />
für Maschinen und Anlagen weltweit.<br />
Laut chinesischer Zollstatistik<br />
halten deutsche Lieferungen<br />
einen Anteil am Maschinenimport<br />
von 27,2%.<br />
Zugleich hat sich die VR China<br />
auch im Export zu einem internationalen<br />
Schwergewicht gemausert.<br />
Gemäß VDMA belegte<br />
China 2012 nach Deutschland<br />
und den USA den dritten Platz.<br />
In nicht wenigen Drittmärkten<br />
sehen sich deutsche Anbieter in<br />
<strong>der</strong> Folge verstärkt chinesischen<br />
Wettbewerbern gegenüber. Während<br />
dies gegenwärtig vor allem<br />
in Südostasien, Indien und Lateinamerika<br />
<strong>der</strong> Fall ist, dürften<br />
künftig Europa und die USA in<br />
den Mittelpunkt chinesischer Exportaktivitäten<br />
rücken.<br />
Informationen zu Normen und<br />
Standards können beim China<br />
Standard Service Net (www.cssn.<br />
net.cn nur chinesisch) eingeholt<br />
werden. Verantwortlich für den<br />
Erlass neuer Standards ist die<br />
Standardization Administration of<br />
China (www.sac.gov.cn). <br />
Chinesischer Kohlebergbau<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
VR China investiert im Bergbau<br />
Weniger Kapital für den Kohleabbau; Mo<strong>der</strong>nsierung statt<br />
Neukäufe im Vor<strong>der</strong>grund<br />
Von Stefanie Schmitt<br />
Beijing (gtai). Die VR China<br />
ist einer <strong>der</strong> wichtigsten Rohstoffproduzenten<br />
weltweit. Die<br />
Investitionen in den Bergbau<br />
legten 2013 insgesamt um 10,9%<br />
zu - und dies, obwohl das Engagement<br />
im wichtigen Kohlesektor<br />
rückläufig war. Da die<br />
Kohleerzeuger unter sinkenden<br />
Gewinnen leiden, steht <strong>der</strong>zeit<br />
weniger <strong>der</strong> Zukauf neuer als<br />
vielmehr die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
bestehen<strong>der</strong> Anlagen im Fokus.<br />
Als Zukunftsaufgaben gelten<br />
die Steigerung von Produktivität,<br />
Ressourceneffizienz, und<br />
Sicherheit.<br />
Die VR China gehört zu den<br />
größten Rohstofferzeugern <strong>der</strong><br />
Erde. Beim Abbau von Kohle,<br />
Kupfer und seltenen Erden, aber<br />
auch bei Gold ist sie die Nummer<br />
eins. In <strong>der</strong> Erdölför<strong>der</strong>ung steht<br />
das <strong>Land</strong> an vierter Stelle. Für die<br />
chinesische Politik hat <strong>der</strong> Sektor<br />
hohe strategische Bedeutung, um<br />
das von Rohstoffen abhängige<br />
Wirtschaftswachstum des <strong>Land</strong>es<br />
zu sichern.<br />
Neben entsprechenden strategischen<br />
Investitionen im Ausland<br />
wurden die Investitionen in den<br />
chinesischen Bergbau in den letzten<br />
fünf Jahren stark aufgestockt.<br />
Laut National Bureau of Statistics<br />
(NBS) stiegen sie von 817,1 Milliarden<br />
Renminbi (2009) auf 1.475,0<br />
Milliarden Renminbi (2013) (ca.<br />
176 Mrd. Euro, 1 Euro = 8,3872 RMB,<br />
Mittelwert Jan. - März 2014). Groß<br />
im Kommen ist die Gasför<strong>der</strong>ung.<br />
Allein in die Erdöl- und Erdgasför<strong>der</strong>ung<br />
wurden 2013 mit 380,5<br />
Milliarden Renminbi um 23,7%<br />
mehr investiert als im Vorjahr.<br />
Wirtschaftsreport<br />
Maschinen- und<br />
Anlagenbau in<br />
<strong>Asien</strong> 2013<br />
103 Seiten, Softcopy (PDF)<br />
nur noch € 59,00<br />
www.probusinessmedia.net<br />
9<br />
James McGuilles
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Reserven ausgewählter Rohstoffe in <strong>der</strong> VR China<br />
(Stand 2012)<br />
Ressourcen Einheit Reserven 1) Prognose über<br />
bestätigte Reserven<br />
2011 bis 2015 2)<br />
Energie<br />
Erdöl Mio. t 3.332,6 5.000-6.000<br />
Erdgas Mrd. m 3 4.379,0 2.800-3.500<br />
Kohle Mrd. t 229,9 500<br />
Mineralien<br />
Eisenerze Mrd. t 22,0 19,5<br />
Kupfer Mio. t 28,7 27,4<br />
Blei Mio. t 14,6 30<br />
Zink Mio. t 34,9 30<br />
Bauxit Mio. t 905,9 200<br />
Gold Tonnen 1.866,7 ---<br />
Silber Tonnen 37.034,4 ---<br />
seltene Erden 3) Mio. t 55,0 ---<br />
Quellen: 1) China Statistical Yearbook 2013;<br />
2) Nationaler Plan für mineralische Ressourcen 2008 bis 2015;<br />
3) US Geological Survey, Januar 2011, Ministry of <strong>Land</strong> and Resources<br />
Insgesamt stiegen die Investitionen<br />
im chinesischen Bergbau 2013<br />
um 10,9%.<br />
Einzig im chinesischen Kohlebergbau<br />
gingen die Anlageinvestitionen<br />
2013 um 2% auf 526,3 Milliarden<br />
Renminbi zurück. Zwar<br />
stammt nach Einschätzung <strong>der</strong><br />
Nationalen Energieagentur (NEA)<br />
bislang nur rund ein Zehntel des<br />
chinesischen Energieangebots aus<br />
nicht-fossilen Quellen, dennoch<br />
treibt das <strong>Land</strong> den Ausbau erneuerbarer<br />
und an<strong>der</strong>er Energieträger<br />
massiv voran. Trotzdem weist <strong>der</strong><br />
Kohleabbau noch vorsichtige Steigerungsraten<br />
auf, nämlich 2013<br />
mit 3,7 Milliarden Tonnen ein<br />
Plus von 1,37% gegenüber dem<br />
Vorjahr.<br />
Nach Informationen <strong>der</strong> China<br />
National Coal Machinery Association<br />
(CMIA) gab es 2012 insgesamt<br />
14.407 lizenzierte Kohleminen,<br />
davon wiesen 850 eine Produktion<br />
von mehr als 1,2 Millionen<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Tonnen pro Jahr auf. Wie auf dem<br />
“1st China Management Meeting”<br />
des Verbands Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau (VDMA)<br />
in Beijing deutlich wurde, liegen<br />
die großen Zukunftsaufgaben<br />
<strong>der</strong> Branche in <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong><br />
Produktivität und Ressourceneffizienz,<br />
<strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit<br />
und Branchenkonsolidierung.<br />
Tatsächlich fehlt es dem Sektor<br />
an Kapital. Der Kohlepreis bewegt<br />
sich auf einem Vierjahrestief. Gemäß<br />
“China Daily” verzeichneten<br />
von 15 gelisteten Branchenunternehmen<br />
13 für 2013 einen starken<br />
Gewinnrückgang. Wie Verbandspräsident<br />
Zhang Yong analysierte,<br />
gehe es im Kohlebergbau <strong>der</strong>zeit<br />
weniger um den Zukauf neuer<br />
als vielmehr um die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
bestehen<strong>der</strong> Anlagen - mit<br />
entsprechend geringerem Investitionsbedarf.<br />
Wenig bekannt ist über Fortschritte<br />
<strong>der</strong> 2010 ins Leben gerufenen<br />
“Green Mining Initiative”.<br />
Nach Prüfung durch das Ministry<br />
of <strong>Land</strong> and Resources auf Faktoren<br />
wie Verbesserung <strong>der</strong> Ressourceneffizienz,<br />
Energieersparnis<br />
und Emissionsreduktion o<strong>der</strong><br />
Schutz von landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen können lizenzierte<br />
Firmen gewisse Vergünstigungen<br />
erhalten, wie Steuerermäßigungen<br />
o<strong>der</strong> technologische Unterstützung.<br />
Bis zur letzten Aufnahmerunde<br />
im Februar 2013 wurden<br />
immerhin 462 Unternehmen lizenziert<br />
(Stand Februar 2014). <br />
Investitionstätigkeit im chinesischen Bergbau 2009 und 2013<br />
Bereich 2009<br />
[Mrd. RMB]<br />
2013<br />
[Mrd. RMB]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
zu<br />
2013/12<br />
Kohlebergbau, Waschen und Sortieren 305,7 526,3 -2,0%<br />
Erdöl-, Erdgasför<strong>der</strong>ung 279,2 380,5 23,7%<br />
Eisenmetallbergbau 84,4 166,6 10,4%<br />
Nicht eisenhaltige Metalle 83,0 165,9 19,7%<br />
Nicht metallhaltige Mineralien 62,7 183,3 14,4%<br />
Sonstige Mineralien 2,1 52,4 17,0%<br />
Gesamt 817,1 1.475,0 10,9%<br />
*) Offizielle Daten, CEI-Eigenberechnung Quelle: CEInet<br />
10
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
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o<strong>der</strong> schreiben Sie an info@asienkurier.com<br />
Vielen Dank für Ihr Interesse<br />
Ralph Rieth<br />
Herausgeber<br />
11
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
China: Urbanisierung<br />
steigert Wachstum<br />
Fokus liegt auf Nachhaltigkeit, Investitionen von etwa<br />
5 Billionen Euro erwartet<br />
Von Achim Haug<br />
Hongkong (gtai). Bereits etwa<br />
ein Zehntel <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />
lebt in chinesischen Städten.<br />
Deren Einwohnerzahl steigt<br />
beständig. Nach den Metropolen<br />
<strong>der</strong> Ostküste entwickeln sich<br />
nun die Städte im Inland. Die<br />
neu angetretene Führung hat die<br />
Urbanisierung zu einem Schwerpunktthema<br />
ihrer künftigen Regierungsarbeit<br />
gemacht. Dabei<br />
geht es ihr vor allem um eine<br />
nachhaltige Verstädterung. Die<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> riesigen<br />
Urbanisierungswelle sind groß,<br />
ebenso die Chancen.<br />
Die Mammutaufgabe des Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesses<br />
in <strong>der</strong> VR<br />
China verantwortet Ministerpräsident<br />
Li Keqiang. Auf <strong>der</strong> Central<br />
Urbanization Work Conference im<br />
Dezember 2013 in Beijing wurden<br />
konkrete Rahmenbedingungen<br />
beschlossen und eine Urbanisierung,<br />
die den Menschen in den<br />
Mittelpunkt stellt, gefor<strong>der</strong>t.<br />
Ziel <strong>der</strong> Maßnahmen ist weniger,<br />
neue Megastädte zu schaffen,<br />
son<strong>der</strong>n die Entwicklung sogenannter<br />
2nd- und 3rd-Tier-Städte<br />
auf ein höheres Niveau zu bringen.<br />
Steigende Löhne sind zwar<br />
ein Problem für Exporteure in den<br />
Küstenregionen, Chinas Regierung<br />
will aber die Bevölkerung<br />
über wachsende Einkommen am<br />
Fortschritt teilhaben lassen. Rund<br />
400 Millionen Menschen müssen<br />
Chinas Städte in <strong>der</strong> nächsten Dekade<br />
aufnehmen. Dies macht erhebliche<br />
Investitionen notwendig<br />
und dürfte den Privatkonsum weiter<br />
beleben. Die Urbanisierungswelle<br />
avanciert daher zu einem<br />
<strong>der</strong> wichtigsten Wachstumstreiber<br />
<strong>der</strong> chinesischen Wirtschaft.<br />
China hat eine bedeutende<br />
Schwelle bereits überschritten:<br />
Seit 2011 leben mehr Menschen in<br />
Städten als in ländlichen Regionen.<br />
Nach Angaben des National<br />
Bureau of Statistics nahm die Urbanisierungsrate<br />
2012 um 1,3 Prozentpunkte<br />
auf 52,57% zu. Mehr<br />
als 160 Städte in China haben bereits<br />
über eine Million Einwohner,<br />
In Suzhou sollen 10,5 Millionen Menschen<br />
leben.<br />
so die Weltbank. Das Statistische<br />
Jahrbuch gibt hingegen für 2012<br />
insgesamt 127 Millionenstädte an.<br />
Davon weisen 14 über 4 Millionen<br />
Einwohner auf.<br />
Vor allem die Qualität <strong>der</strong> urbanen<br />
Agglomerationen soll verbessert<br />
werden. Dazu gehören neben<br />
<strong>der</strong> Schaffung hochwertigen<br />
Wohnraums auch <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong><br />
Verkehrsinfrastruktur und an<strong>der</strong>er<br />
städtischer Einrichtungen. Die<br />
dadurch hervorgerufenen Investitionen<br />
sollen sich in den kommen-<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
den zehn Jahren auf 40 Billionen<br />
Renminbi (4770 Mrd. Euro, 1 Euro =<br />
8,3872 RMB, Mittelwert Jan. - März<br />
2014) belaufen.<br />
Viele Experten begrüßen die<br />
Ankündigungen. Denn in Städten<br />
können Dienstleistungen wie zum<br />
Beispiel Bildung und Gesundheitsversorgung<br />
wesentlich effektiver<br />
für eine große Zahl von Menschen<br />
angeboten werden. Auch<br />
liegt das städtische Einkommen in<br />
<strong>der</strong> Regel deutlich über dem eines<br />
Bauern und schafft damit Konsummöglichkeiten.<br />
Gleichzeitig<br />
warnen einige Fachleute aber vor<br />
mangelhaft geplanten Infrastrukturinvestitionen<br />
und Aktionismus<br />
in <strong>der</strong> Immobilienentwicklung.<br />
Nur das beständige Anheben <strong>der</strong><br />
Städte auf ein höheres Niveau stelle<br />
nachhaltiges Wachstum sicher.<br />
Ein wichtiger Punkt <strong>der</strong> “qualitativen”<br />
Urbanisierung bedeute<br />
auch, die Situation für Neuzugezogene<br />
zu verbessern.<br />
Reform des “Hukou”-System<br />
Die seit einiger Zeit diskutierte<br />
Reform <strong>der</strong> “Hukou”-Regelung<br />
dürfte daher in den kommenden<br />
Jahren umgesetzt werden. Das aus<br />
maoistischer Zeit stammende System<br />
ordnet jeden Bürger entwe<strong>der</strong><br />
einem Wohnort in dörflicher Gegend<br />
auf dem <strong>Land</strong> o<strong>der</strong> in einer<br />
Stadt zu. Ein Wechsel ist nur mit<br />
hohen Hürden möglich. So sind<br />
die rund 220 Millionen Wan<strong>der</strong>arbeiter,<br />
die auf Arbeitssuche vom<br />
<strong>Land</strong> in die Küstenstädte strömten,<br />
bis heute aufgrund ihres fehlenden<br />
dortigen “Hukous” von vielen<br />
Dienstleistungsangeboten ausgeschlossen.<br />
Gleichzeitig ist eine<br />
Reform des “Hukou”-Systems mit<br />
hohen Kosten verbunden, die die<br />
häufig hoch verschuldeten Kommunen<br />
kaum schultern können.<br />
Daher sollen <strong>der</strong>artige Reformen<br />
zunächst vor allem kleinere und<br />
mittlere Städte im Blick haben.<br />
Die großen Agglomerationen<br />
stellen die Städteplaner vor weitere<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen, von<br />
denen die Umweltbelastung die<br />
vielleicht größte ist. So entsteht<br />
Beijings notorische Luftverschmutzung<br />
unter an<strong>der</strong>em durch<br />
12<br />
Bild: Li Yuan
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
die 5,2 Millionen Fahrzeuge, die in<br />
<strong>der</strong> 20-Millionen-Metropole tagtäglich<br />
unterwegs sind. Trotz des<br />
rasanten U-Bahn-Ausbaus kämpfen<br />
immer mehr Städte mit endlosen<br />
Staus zur Stoßzeiten. Daher<br />
begrenzen die Lokalregierungen<br />
zunehmend die Neuwagenzulassungen.<br />
Allerdings wird die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> kleineren Städte den<br />
Kfz-Boom eher noch weiter anheizen,<br />
da diese <strong>der</strong>zeit über wenig<br />
ausgebaute Nahverkehrsnetze<br />
verfügen.<br />
Die Transportinfrastruktur<br />
zwischen den Städten hat sich<br />
durch das in den vergangenen<br />
Jahren rasant ausgebaute Hochgeschwindigkeitsnetz<br />
für Züge<br />
sowie neue und aufgewertete<br />
Flughäfen bereits stark verbessert.<br />
Dies führt nicht nur zu kürzeren<br />
Reisezeiten. Auch die wirtschaftlichen<br />
Effekte sind gerade für<br />
bislang von schnellen Transporttrassen<br />
abgeschnittene Städte immens.<br />
Der Ausbau wird daher mit<br />
Hochdruck fortgesetzt.<br />
Anfang 2014 hat die Regierung<br />
ihre Anstrengungen zur Bekämpfung<br />
<strong>der</strong> Luftverschmutzung intensiviert<br />
und hofft in wenigen<br />
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Die zehn größten Städte<br />
Chinas 2012<br />
Bevölkerung<br />
[Mio. Einwohner]<br />
Shanghai 23,5<br />
Beijing 20,7<br />
Tianjin 12,9<br />
Guangzhou 12,7<br />
Harbin 10,6<br />
Suzhou 10,5<br />
Shenzhen 10,5<br />
Chengdu 10,4<br />
Wuhan 9,8<br />
Chongqing *) 8,0<br />
*) In <strong>der</strong> regierungsunmittelbaren Stadt<br />
Chongqing leben auf einer Fläche <strong>der</strong><br />
Größe Österreichs insgesamt 29,5 Mio.<br />
Menschen, größtenteils aber in ländlicher<br />
Umgebung.<br />
Quellen: Lokale Statistikämter,<br />
Pressemeldungen<br />
Jahren Besserung erreichen<br />
zu können. So sollen<br />
kleinste Partikel in<br />
<strong>der</strong> Luft - sogenannte PM<br />
2.5 - bis 2017 um 25% gegenüber<br />
den Werten 2012<br />
abgesenkt werden. Dies<br />
hat Auswirkungen auf<br />
die Industrie: Schmutzige<br />
Branchen werden zur Abwan<strong>der</strong>ung<br />
gezwungen,<br />
Produktionen müssen<br />
mo<strong>der</strong>nisiert werden und<br />
energieeffiziente Anwendungen<br />
stoßen auf größeres<br />
Interesse. Von den<br />
26,5 Milliarden Renminbi<br />
Subventionen die 2013<br />
landesweit für energieeffiziente<br />
Anwendungen<br />
freigegebenen wurden,<br />
ist <strong>der</strong> Großteil für Kfz<br />
und Haushaltsgeräte eingesetzt<br />
worden. Weitere<br />
Unterstützungsmaßnahmen beispielsweise<br />
für alternative Kfz-<br />
Antriebe werden folgen.<br />
Der scheidende Präsident Hu<br />
Jintao betonte im Februar 2013, die<br />
Urbanisierung müsse im Einklang<br />
mit <strong>der</strong> “ökologischen Sicherheit”<br />
voranschreiten. Dies soll durch<br />
“Smart City”-Konzepte erreicht<br />
werden. Dazu zählen zum Beispiel<br />
saubere Energieversorgung,<br />
bessere Gebäudeenergieeffizienz<br />
und alternative Mobilitätskonzepte.<br />
Aber auch die Versorgung<br />
mit sauberem Trinkwasser stellt<br />
eine großes Problem dar, dem<br />
Chinas Führung hauptsächlich<br />
durch alte Methoden wie gigantische<br />
Umleitungsmaßnahmen<br />
begegnet. Die gewaltigen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
durch die riesige Urbanisierungswelle<br />
machen jedoch<br />
zunehmend kreative Lösungen<br />
notwendig. <br />
13
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Automobilmärkte in<br />
Hongkong und Südchina<br />
Von Achim Haug<br />
Fahrzeugindustrie in Guangdong *)<br />
2010 2011 2012<br />
Anzahl Unternehmen 1.262 961 968<br />
Ausstoß (in Mrd. US$) 51,8 84,1 79,8<br />
Wertschöpfung (in Mrd. US$) 15,1 22,0 21,2<br />
Angestellte 464.200 471.100 476.700<br />
*) einschließlich Kfz-Teilehersteller; ab 2011 sind lediglich<br />
Unternehmen ab rund 3,2 Mio. US$ Jahresumsatz enthalten,<br />
zuvor ab 750.000 US$<br />
Quelle: Guangdong Statistical Yearbook 2013<br />
Hongkong (gtai). Südchina<br />
hat sich zu einem wichtigen Zentrum<br />
<strong>der</strong> Kfz-Industrie in <strong>der</strong><br />
VR China entwickelt. Nach den<br />
chinesischen Herstellern und<br />
den japanischen Konzernen kam<br />
zuletzt Volkswagen nach Guangdong.<br />
Die Produktion steigt<br />
rasant, weitere Kapazitäten werden<br />
aufgebaut. Die Provinz will<br />
eine Vorreiterrolle im Bereich alternativer<br />
Antriebe einnehmen.<br />
Die Pkw-Zulassungen in Hongkong<br />
erreichten 2013 erneut ein<br />
Rekordhoch.<br />
Die wirtschaftlichen Verflechtungen<br />
zwischen Hongkong und<br />
<strong>der</strong> südchinesischen Provinz Guangdong<br />
sind sehr eng, die Automobilmärkte<br />
aber grundverschieden.<br />
In <strong>der</strong> Stadt am Pearlriverdelta<br />
werden keine Kfz und kaum Kfz-<br />
Teile hergestellt. Der Pkw-Absatz<br />
ist, selbst gemessen an <strong>der</strong> Bevölkerungszahl,<br />
sehr gering. Nur<br />
rund 70 Pkw pro 1.000 Einwohner<br />
sind auf den Straßen. Wohlhabende<br />
nutzen das Auto gerne als<br />
Statussymbol und sorgen für stabile<br />
Nachfrage im Premiumsegment.<br />
Hongkong soll die weltweit<br />
höchste Dichte an Rolls-Royce-Modellen<br />
und Ferraris besitzen.<br />
Knapp 518.000 Pkw waren Ende<br />
2013 in Hongkong registriert. Die<br />
Metropole mit 7,1 Millionen Einwohnern<br />
erzielte nach Angaben<br />
des Transport Departments mit<br />
38.119 Neuzulassungen 2013 einen<br />
neuen Rekord. Der Zuwachs von<br />
6,8% übertraf dabei die Vorhersagen,<br />
<strong>der</strong> Markt in Hongkong gilt<br />
als relativ gesättigt. Viele Käufer<br />
sind jedoch bereit, hohe Preise für<br />
ausländische Marken zu zahlen.<br />
Marktführer im Premiumsegment<br />
sind BMW und Daimler vor Audi.<br />
Die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen<br />
in Hongkong ist bislang<br />
relativ gering, dürfte sich aber<br />
beleben. So hat die Regierung in<br />
ihrem Kampf gegen die Luftverschmutzung<br />
ein Anreizprogramm<br />
zum Austausch <strong>der</strong> rund 82.000<br />
alten Diesel-Lkws in Höhe von<br />
zunächst 1,5 Milliarden US$ lanciert.<br />
Bis zu 30% des Kaufpreises<br />
eines Neuwagens können staatlich<br />
geför<strong>der</strong>t werden. Lizenzen<br />
für Vor-Euro- und Euro-1-Diesel-<br />
Lkws werden ab 2016 nicht mehr<br />
erneuert, Euro-2-Modelle sollen<br />
Kfz-Neuzulassungen in Hongkong<br />
2012<br />
[Einheiten]<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
ab 2017 und Euro-3-Fahrzeuge<br />
spätestens ab 2019 von den Straßen<br />
verschwinden.<br />
In Südchina waren Ende 2013<br />
nach Angaben <strong>der</strong> Guangzhou<br />
Daily fast 10 Millionen Kfz auf den<br />
Straßen, die meisten davon in <strong>der</strong><br />
Hauptstadt Guangzhou und <strong>der</strong><br />
ehemaligen Son<strong>der</strong>wirtschaftszone<br />
Shenzhen (jeweils über 2,5<br />
Mio.). Auch die Großstädte in<br />
Südchina kämpfen mit Staus und<br />
schlechter Luft. Seit Juli 2013 lässt<br />
Guangzhou nur noch 10.000 neue<br />
2013<br />
[Einheiten]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
2013/12<br />
Pkw 35.685 38.119 6,8%<br />
Lkw 4.220 5.706 35,2%<br />
Busse *) 1.028 1.130 9,9%<br />
*) Minibusse, Eindecker und Doppeldecker<br />
Quelle: Transport Department Hong Kong<br />
Fahrzeuge pro Monat zu.<br />
Die Einfuhren von Kfz nach<br />
Guangdong fielen in den ersten<br />
drei Quartalen 2013 um 16,5% gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum<br />
auf 198.000 Fahrzeuge. Der Wert<br />
<strong>der</strong> eingeführten Fahrzeuge sank<br />
sogar um 21,5% auf 8,8 Milliarden<br />
US$. Als Grund werden unter an<strong>der</strong>em<br />
Spannungen zwischen Japan<br />
und <strong>der</strong> VR China über die<br />
japanischen Senkaku-Inseln im<br />
Ostchinesischen Meer genannt,<br />
die zu einer antijapanischen Stimmung<br />
geführt hätten. Rund 20%<br />
<strong>der</strong> Kfz stammen aus Japan. Auch<br />
die Exporte entwickelten sich unerwartet<br />
schlecht: In den ersten<br />
zehn Monaten 2013 sanken sie<br />
um 29,4% auf 24.000 Fahrzeuge.<br />
Ihr Durchschnittswert stieg jedoch<br />
auf rund 20.000 US$ (2012:<br />
16.000 US$).<br />
Hongkong importierte 2013 Pkw<br />
für nur noch knapp 2,3 Milliarden<br />
US$ (minus 8,9% gegenüber 2012).<br />
Automobile werden zunehmend<br />
direkt über die Häfen in Shenzhen<br />
o<strong>der</strong> Guangzhou statt über Hongkong<br />
nach Südchina geliefert. Aus<br />
diesem Grund fielen auch die<br />
deutschen Einfuhren. Nutzfahrzeuge<br />
und Autoteile wurden da-<br />
14
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
gegen vermehrt eingeführt.<br />
Hongkong bietet sich als Testmarkt<br />
für E-Mobilität an. Die Regierung<br />
hat verschiedene För<strong>der</strong>maßnahmen<br />
ergriffen, wie etwa<br />
den Wegfall <strong>der</strong> Registrierungssteuer<br />
für Elektroautos bis März<br />
2017. Bis 2020 sollen etwa 30%<br />
<strong>der</strong> Privatfahrzeuge Hybrid- o<strong>der</strong><br />
E-Autos sein. Ende 2013 waren<br />
nach Angaben des Umweltbüros<br />
592 Elektroautos in Betrieb.<br />
An knapp 190 Standorten stehen<br />
mehr als 1.000 Ladestationen zur<br />
Verfügung. Bislang sind nur zehn<br />
davon für Schnellladungen ausgerüstet.<br />
Die Regierung ermutigt<br />
Unternehmen und Parkplatzbetreiber,<br />
Ladepunkte einzurichten.<br />
Daneben will sie testweise 36<br />
Elektrobusse einführen. Von den<br />
rund 5.800 Bussen im Einsatz erfüllen<br />
laut Verwaltung weniger<br />
als die Hälfte europäische Emissionsstandards.<br />
Unmittelbar über die Grenze, in<br />
Shenzhen, ist die Elektromobilität<br />
schon eine Stufe weiter. Die Stadt<br />
hat nach eigenen Angaben das<br />
bestausgebaute Nahverkehrsnetz<br />
mit Elektrofahrzeugen in China,<br />
mit über 3.000 E-Bussen und 800<br />
Elektrotaxis. Allerdings halten<br />
trotz För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n die hohen<br />
Anschaffungskosten private Käufer<br />
noch zurück: Weniger als 100<br />
E-Autos sind es bisher in diesem<br />
Segment. Ein Problem sind die<br />
Ladestandards, die von Stadt zu<br />
Stadt variieren.<br />
Die Provinz Guangdong entwickelt<br />
sich zunehmend zu einem<br />
<strong>der</strong> wichtigen Kfz-Zentren <strong>der</strong> VR<br />
China. In ihrem “Perlflussdelta-<br />
Entwicklungsplan 2008-2020” hat<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
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die Provinzregierung die Kfz-Industrie<br />
zu einer Schwerpunktbranche<br />
ernannt und will vor<br />
allem in alternative Antriebe<br />
vordringen. Der Plan sieht vor,<br />
die Kapazitäten bis 2016 auf 3<br />
Millionen Fahrzeuge im Jahr<br />
und den Produktionswert auf<br />
500 Milliarden Renminbi (fast<br />
60 Mrd. Euro, 1 Euro= 8,3872<br />
RMB, Mittelwert Jan. - März<br />
2014) zu steigern.<br />
Die Entwicklungs- und Reformkommission<br />
<strong>der</strong> Provinz<br />
erwartet 2014 Investitionen<br />
in den Sektor von 11,27 Milliarden<br />
Renminbi, davon 8,8<br />
Milliarden im konventionellen<br />
Kfz-Bau, circa 3,2 Milliarden in<br />
Guangzhou und 4,2 Milliarden<br />
Renminbi in Foshan. Dort wurde<br />
im September 2013 das neue VW-<br />
Werk im Joint Venture mit FAW<br />
eröffnet. Mit einer Kapazität von<br />
300.000 Einheiten pro Jahr wird<br />
<strong>der</strong> Golf VII gefertigt, und noch<br />
2014 soll auch <strong>der</strong> Audi A3 vom<br />
Band laufen. Im Rahmen <strong>der</strong> “Südchina-Strategie”<br />
will <strong>der</strong> Konzern<br />
mittelfristig diese Kapazitäten<br />
verdoppeln. Investitionen von 15,3<br />
Milliarden Renminbi sind geplant<br />
und <strong>der</strong> Absatz soll von 150.000<br />
auf über 500.000 Stück steigen.<br />
Die Pläne <strong>der</strong> japanischen Joint<br />
Ventures von Dongfeng-Nissan,<br />
GAC-Toyota und GAC-Honda, die<br />
Kapazitäten in <strong>der</strong> Provinz bis<br />
2015 auf insgesamt 2,12 Millionen<br />
Fahrzeuge zu steigern, erhielten<br />
durch die politischen Verstimmungen<br />
<strong>der</strong> beiden Län<strong>der</strong> einen<br />
Dämpfer. Dennoch werden sich<br />
die Unternehmen im Kampf um<br />
den weltgrößten Kfz-Markt nicht<br />
so schnell zurückziehen. Honda<br />
startete im Mai 2013 den Bau des<br />
dritten Werks in Guangdong. Die<br />
gemeinsame Kapazität mit GAC<br />
soll um 50% auf 720.000 Einheiten<br />
steigen. Bis 2015 sollen in die Fertigung<br />
und ein Motorenwerk 3,5<br />
15
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Unternehmen Standort Investitionsvolumen<br />
[Mrd. RMB]<br />
Geplante Investitionsprojekte in Guangdong<br />
Kapazität<br />
Anmerkungen<br />
GAC Trumpchi Guangzhou 7,0 200.000 bis 2015 Erweiterung für Pkw und<br />
250.000 Motoren<br />
BAIC Guangzhou 5,0 300.000 erste Phase bis Ende 2012 für 1,5 Mrd.<br />
RMB für 100.000 Kleinbusse;<br />
zweite Phase 3,5 Mrd. RMB<br />
Fiat GAC Guangzhou 4,7 60.000 Jeep-Produktion<br />
Honda GAC Guangzhou 3,5 120.000 erste Phase bis 2015, später Erweiterung<br />
auf 240.000 Einheiten<br />
Beiqi Foton Foshan 3,2 240.000 SUV und Pick-ups<br />
Quellen: Recherchen <strong>der</strong> gtai, Unternehmensangaben<br />
Milliarden Renminbi investiert<br />
werden.<br />
Fiat will mit Guangzhou Automobile<br />
Group (GAC) in dessen<br />
Werk in Panyu/Guangzhou Jeep-<br />
Modelle fertigen. GAC hat erst<br />
spät angefangen, Pkw unter <strong>der</strong><br />
Eigenmarke Trumpchi zu verkaufen<br />
und konnte <strong>der</strong>en Absatz von<br />
17.000 Fahrzeugen (2011) auf 85.000<br />
Einheiten (2013) steigern. Im Jahr<br />
2014 sollen es 115.000 Fahrzeuge<br />
werden. Die Einführung <strong>der</strong> Modelle<br />
GA3F sowie SUV GS6 und<br />
GA6 sind geplant. Zukünftig will<br />
GAC auch exportieren, was Erweiterungsinvestitionen<br />
voraussetzt.<br />
Das 2011 mit Chang’an gegründete<br />
Joint Venture von Späteinsteiger<br />
PSA Peugeot Citroen eröffnet<br />
seine Fertigungsstätte in Shenzhen<br />
im Herbst 2013. Die Kapazität<br />
soll anfänglich 200.000 Einheiten<br />
betragen. Zunächst fällt darunter<br />
ab 2013 <strong>der</strong> Citroën DS 5 und ab<br />
2014 zusätzlich ein Sport Utility<br />
Vehicle (SUV). Seit Juli 2013 wird<br />
für 500 Millionen Renminbi auch<br />
ein Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
an dem Standort<br />
aufgebaut.<br />
Beiqi Foton plant, seine Pkw-Kapazitäten<br />
durch ein neues Werk in<br />
Foshan auszubauen. Nach Fertigstellung<br />
<strong>der</strong> Anlage im Shanshui<br />
District soll diese mit dem existierenden<br />
Werk fusioniert werden.<br />
Durch den Kauf von Guangzhou<br />
Baolong hat sich auch BAIC einen<br />
Standort im Süden gesichert. Die<br />
Fabrik in Zhengcheng soll für 5<br />
Milliarden Renminbi ausgebaut<br />
werden, auf eine Kapazität von<br />
300.000 Modellen pro Jahr.<br />
Guangdong will sich als Vorreiterprovinz<br />
<strong>der</strong> E-Mobilität etablieren.<br />
Bis 2020 sollen 57,3 Milliarden<br />
Renminbi zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Branche ausgegeben werden. Es<br />
wurden 66 Schlüsselprojekte identifiziert.<br />
Bis 2015 soll die Kapazität<br />
zur Produktion von Fahrzeugen<br />
mit alternativen Antrieben auf<br />
über 200.000 Einheiten pro Jahr<br />
ansteigen. Die Absatzpläne sind<br />
mit 50.000 Stück jährlich deutlich<br />
bescheidener. Ende 2011 lag die<br />
Fertigungskapazität bei 20.000<br />
und <strong>der</strong> jährliche Ausstoß bei<br />
7.000 Einheiten (Produktionswert:<br />
4,7 Mrd. RMB).<br />
Der E-Auto-Hersteller BYD<br />
zeigt, wie schwierig <strong>der</strong> Einstieg<br />
in den Markt für alternative Antriebe<br />
ist. Während Pkw praktisch<br />
nur über Subventionen in<br />
geringen Stückzahlen abgesetzt<br />
werden, verlagert sich <strong>der</strong> Fokus<br />
zunehmend auf Nutzfahrzeuge.<br />
Im Dezember 2013 wurde <strong>der</strong><br />
Pkw Qin eingeführt. Der Plugin-Hybrid<br />
dürfte in den Genuss<br />
von Preisrabatten durch nationale<br />
und lokale För<strong>der</strong>ung kommen.<br />
Ende 2013 sollen nach Unternehmensangaben<br />
bereits 3.000 Bestellungen<br />
vorgelegen haben.<br />
Das Joint Venture Shenzhen<br />
BYD Daimler New Technology<br />
hat angekündigt, das Elektromodell<br />
Denza im April 2014 auf <strong>der</strong><br />
Auto China in Beijing vorzustellen.<br />
ABB liefert die Schnellladestationen<br />
für den Hausgebrauch. Neben<br />
ausländischen Modellen vor<br />
allem aus Frankreich und Japan<br />
konkurriert <strong>der</strong> Denza mit den<br />
chinesischen Modellen Roewe von<br />
SAIC und dem e6 von BYD selbst.<br />
VW hat mit JV-Partner FAW 2012<br />
in Foshan das Projekt “science<br />
drives a green future” ausgerufen<br />
und plant, mittelfristig in Foshan<br />
das Elektroauto <strong>der</strong> Partnerschaft<br />
Kaili E88 zu produzieren.<br />
Hongkong spielt als Handelsdrehscheibe<br />
für Kfz-Teile kaum<br />
eine Rolle. Die ehemalige britische<br />
Kronkolonie importierte 2013 lediglich<br />
Branchenwaren für rund<br />
eine Milliarde US$, zumeist für<br />
den lokalen Ersatzteilbedarf. Dies<br />
war immerhin eine Steigerung um<br />
21,2% gegenüber dem Vorjahr. Die<br />
japanisch-chinesischen Hersteller<br />
im Perlflussdelta führen ihre<br />
Komponenten direkt über den zu<br />
Guangzhou gehörenden Nansha-<br />
Hafen ein.<br />
Hinweise zu technischen Standards<br />
in Hongkong gibt das<br />
Product Standards Information<br />
Bureau (PSIB, www.itc.gov.hk/<br />
en/quality/psis/about.htm). Die<br />
Stadt erhebt we<strong>der</strong> Zölle noch<br />
eine Mehrwertsteuer. Dennoch<br />
sind alle eingeführten Waren bei<br />
<strong>der</strong> Zollverwaltung elektronisch<br />
anzumelden. Als Dienstleister<br />
stehen Global e-Trading Services<br />
(www.ge-ts.com.hk) o<strong>der</strong> Tradelink<br />
Electronic Commerce (www.<br />
tradelink.com.hk) zur Wahl. <br />
16
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in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - <strong>Indonesien</strong> - Japan - Korea<br />
Malaysia - Taiwan - Tha land - Vietnam<br />
Aug. 2013<br />
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Automobilindustrie in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China, Hongkong, <strong>Indonesien</strong>, Japan, Korea, Malaysia,<br />
Taiwan, Thailand, Vietnam<br />
Allgemeine Analyse <strong>der</strong> Automobilindustrie aller 9 Län<strong>der</strong><br />
und weitere Themen<br />
Texte und Daten: März - Juli 2013<br />
Tabellen<br />
Verkaufsdaten, Produktionsdaten, Investitionsprojekte, Import/Export,<br />
an<strong>der</strong>e lokale Daten<br />
Anhang<br />
Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum Sep.2013 bis Juni 2014<br />
64 Seiten, 61 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
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Wi sc a t i As e<br />
Wi sc a t i As e<br />
ProBusiness Media - Wirtschaftsreports<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - <strong>Indonesien</strong> - Japan - Ko ea<br />
Malays a - aiwan - ha land - V etnam<br />
Maschinen- und Anlagenbau in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - Japan- Korea - <strong>Indonesien</strong> - Malaysia - Philippinen<br />
- Singapur - Thailand - Vietnam<br />
Marktentwicklung, Produktion und Branchenstruktur, Außenhandel<br />
und Geschäftspraxis, fachspezifische Tabellen, zahlreiche<br />
Fachartikel zu diesen Län<strong>der</strong>n (siehe www.probusinessmedia.net)<br />
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Texte und Daten: März - August 2013<br />
Tabellen<br />
SWOT-Analyse, Außenhandelsdaten, Produktionsdaten, Investitionsprojekte,<br />
Import/Export, an<strong>der</strong>e lokale Daten<br />
Anhang<br />
Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum bis Ende 2014<br />
103 Seiten, 74 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
Wirtschaft in den<br />
ASEAn-Staaten 2013<br />
ndonesien - Malaysia - hilipp nen - Singapu - ha land - V etnam<br />
Allgemeine Wi schaftsanalysen, umfang eiche Analysen de<br />
chem schen Indust ie, Automobilindust e und vom A bei sma kt<br />
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Wirtschaft in den ASEAN-Staaten 2013<br />
<strong>Indonesien</strong> - Malaysia - Philippinen - Singapur - Thailand - Vietnam<br />
Allgemeine Wirtschaftsanalysen, umfangreiche Analysen <strong>der</strong><br />
chemischen Industrie, Automobilindustrie und dem Arbeitsmarkt<br />
Texte und Daten: März - August 2013<br />
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Import/Export, an<strong>der</strong>e lokale Daten<br />
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Branchenadressen zu Auslandshandelskammern (AHKs), lokalen Behörden<br />
und Wirtschaftsverbänden; Fachmessen im Zeitraum Sep. 2013 bis Ende 2014<br />
143 Seiten, 135 Tabellen bzw. Grafiken Größe A4 Softcopy (PDF-Dokument)<br />
Wirtschaft in Ostasien<br />
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Juli 2013 - 104 Seiten, 102 Tabellen / Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 49,00<br />
Myanmar 2013<br />
- Der Tigerstaat von morgen ? -<br />
April 2013 - 48 Seiten, 22 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 49,00<br />
Arbeitsmärkte in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China, Hongkong, Indien, Japan, Korea, Malaysia, Singapur,<br />
Thailand, Taiwan, Vietnam<br />
Feb. 2013 - 134 Seiten, 90 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 85,00<br />
Maschinen- und Anlagenbau in Osteuropa 2012<br />
Dez. 2012 - 110 Seiten, 64 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 75,00<br />
Chemische Industrie in <strong>Asien</strong> 2012<br />
Sep. 2012 - 101 Seiten, 77 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 75,00<br />
Rohstoffe und Bergbau in <strong>Asien</strong> 2012<br />
- Strategische Metalle, Mineralien und weitere Rohstoffe -<br />
Mai 2012 - 96 Seiten, 61 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 69,00<br />
Arbeitsmärkte in Osteuropa 2012<br />
Juli 2012 - 170 Seiten, 121 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 85,00<br />
Solar- und Windenergie in <strong>der</strong> VR China 2011<br />
September 2011 - 26 Seiten, 16 Tabellen/Grafiken, Softcopy (PDF-Dokument) € 39,50<br />
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Kees van Bijlen<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Transport und Logistik<br />
in Indien<br />
Umfangreiche Investitionen in Logistikinfrastruktur notwendig;<br />
zunehmend umfassen<strong>der</strong>e Dienstleistungen gefragt<br />
Von Anna Westenberger<br />
New Delhi (gtai). Indiens<br />
Logistikinfrastruktur ist sowohl<br />
im Bereich Transport als<br />
auch in <strong>der</strong> Lagerhaltung noch<br />
unterentwickelt, multimodale<br />
Frachtzentren befinden sich erst<br />
im Aufbau. Als internationaler<br />
Umschlagplatz spielt das <strong>Land</strong><br />
eine untergeordnete Rolle. Die<br />
Branche holt jedoch auf, nicht<br />
zuletzt durch das Engagement<br />
internationaler Player, die ihr<br />
innerindisches Geschäft ausweiten<br />
und in mo<strong>der</strong>ne Ausstattung<br />
investieren. Die Nachfrage nach<br />
3PL-Dienstleistungen nimmt<br />
rasch zu.<br />
Der Logistiksektor zählt seit<br />
Jahren zu den dynamischsten<br />
Branchen in Indien. Das Marktvolumen<br />
dürfte zwischen 100 Milliarden<br />
und 225 Milliarden US$<br />
liegen und soll in den kommenden<br />
Jahren um rund 15% per annum<br />
weiter kräftig steigen. Wichtige<br />
Impulse werden von <strong>der</strong> Professionalisierung<br />
des indischen Einzelhandels<br />
insbeson<strong>der</strong>e durch<br />
dessen bereits erfolgter Öffnung<br />
für ausländische Direktinvestitionen<br />
erwartet.<br />
Darüber hinaus steigt - unter<br />
an<strong>der</strong>em durch die dynamische<br />
Entwicklung des Onlinehandels<br />
- die Nachfrage nach Logistikdienstleistungen<br />
bis in die entlegensten<br />
Gebiete des <strong>Land</strong>es. Das<br />
künftige Wachstum hängt allerdings<br />
stark von den Erfolgen beim<br />
Ausbau <strong>der</strong> entsprechenden Infrastruktur<br />
ab. Hier hat <strong>der</strong> Subkontinent<br />
nach wie vor einen riesigen<br />
Nachholbedarf. Nicht nur bei den<br />
Transportwegen, Häfen und Flughäfen,<br />
son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> Lagerhallenkapazität<br />
stößt die Branche<br />
bereits heute an ihre Grenzen.<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Logistikzentren und Ausbau<br />
Indien spielt als Logistikdrehscheibe<br />
für den internationalen<br />
Warenverkehr eine untergeordnete<br />
Rolle. Zwar würde sich das<br />
<strong>Land</strong> zu gerne langfristig als Alternative<br />
zwischen Logistikhubs<br />
wie Dubai im Westen und Singapur,<br />
Bangkok o<strong>der</strong> Hongkong im<br />
Osten positionieren, doch seine<br />
See- und Flughäfen dürften in absehbarer<br />
Zeit we<strong>der</strong> quantitativ<br />
noch qualitativ mit den internationalen<br />
Zentren in dieser Region<br />
konkurrieren können. Kurzfristiger<br />
wird auf einen höheren Umschlag<br />
von Luftfracht aus den<br />
Nachbarlän<strong>der</strong>n Bangladesch und<br />
Sri Lanka abgezielt, die beide nur<br />
über wenige direkte Flugverbindungen<br />
in wichtige Abnehmermärkte<br />
verfügen.<br />
Als wichtigste Knotenpunkte<br />
gelten die 13 Haupthäfen (Major<br />
Ports) an <strong>der</strong> West- und Ostküste<br />
des <strong>Land</strong>es. Die wichtigsten sind<br />
Kandla, Mumbai/JNPT und New<br />
Mangalore im Westen sowie Paradip,<br />
Visakhapatnam und Chennai<br />
im Osten. In Vallarpadam bei<br />
Kochi wurde Anfang 2011 Indiens<br />
erstes internationales Containerumschlagterminal<br />
(International<br />
Container Transshipment Terminal,<br />
ICTT) eröffnet und soll großen<br />
Schiffen für die Warenumladung<br />
eine Alternative zum Beispiel zu<br />
Colombo auf Sri Lanka bieten.<br />
Viele indische Häfen können von<br />
Wasserfahrzeugen mit hohem<br />
Tiefgang bislang nicht angesteuert<br />
werden. Über die Major Ports<br />
wird mit knapp 60% <strong>der</strong> Großteil<br />
des Güter- und Containerverkehrs<br />
abgewickelt. Im Finanzjahr<br />
2012/13 (1.4. bis 31.3.) verzeichneten<br />
sie allerdings einen Rückgang<br />
beim Umschlagvolumen von 2,5%<br />
auf 546 Millionen Tonnen.<br />
Die Haupthäfen operieren an<br />
ihren Kapazitätsgrenzen und<br />
sind in <strong>der</strong> Regel schlecht an das<br />
Straßen- und Schienennetz angeschlossen.<br />
Daher kann es beim<br />
Abtransport von Waren und<br />
Containern zu mehrtägigen und<br />
nicht selten sogar mehrwöchigen<br />
Verzögerungen kommen. Davon<br />
profitieren die rund 200 kleineren<br />
und mittleren Häfen (Non-Major/<br />
Minor Ports), von denen knapp 70<br />
auch in größerem Stil Güterverkehr<br />
abwickeln. Sie stehen mit 388<br />
Millionen Tonnen für gut 40% des<br />
Warenumschlags und verzeichne-<br />
19
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
ten dank <strong>der</strong> zum Teil mo<strong>der</strong>neren<br />
Ausstattung und besseren Anbindung<br />
ein vergleichsweise hohes<br />
Wachstum. Der “Minor Port”<br />
Mundra in Gujarat ist gemessen<br />
am Frachtvolumen inzwischen<br />
zum zweitgrößten Hafen Indiens<br />
aufgestiegen. Mit Hilfe eines milliardenschweren<br />
Investitionsprogramms<br />
möchte die Regierung in<br />
den nächsten Jahren unter starker<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Privatwirtschaft<br />
die gesamte Hafeninfrastruktur<br />
ausbauen.<br />
Die überlastete Eisenbahninfrastruktur<br />
soll in den nächsten Jahren<br />
ebenfalls ausgebaut werden.<br />
Unter an<strong>der</strong>em sind zwei Hochgeschwindigkeitsfrachtkorridore<br />
von insgesamt 3.300 km Länge bis<br />
2018 geplant. Die Erfahrung zeigt<br />
jedoch, dass oftmals Planungen<br />
jahrelang verzögert o<strong>der</strong> garnicht<br />
umgesetzt werden. Erste Abschnitte<br />
dieses “Dedicated Freight<br />
Corridor” befinden sich nach Verzögerungen<br />
inzwischen in <strong>der</strong><br />
Umsetzungsphase. Rund 70% des<br />
Warenverkehrs erfolgen per Lkw.<br />
Die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
<strong>der</strong> Fahrzeuge wird auf rund<br />
35 km/h geschätzt. Dies ist zum einen<br />
auf das zum Teil mangelhafte<br />
Straßennetz zurückzuführen.<br />
Etwa 40% des Transportaufkommens<br />
entfällt auf die gut ausgebauten<br />
Schnellstraßen zwischen<br />
den wichtigsten indischen Wirtschaftszentren<br />
- darunter Mumbai,<br />
Delhi, Kolkata, Chennai und<br />
Bangalore. Der Anteil dieser Verbindungen<br />
am gesamten Straßennetz<br />
liegt allerdings bei nur etwa<br />
2%. Zum an<strong>der</strong>en führen mitunter<br />
lange Wartezeiten an den Grenzen<br />
zwischen den einzelnen Bundesstaaten<br />
zu Verzögerungen.<br />
Wegen <strong>der</strong> strengen gesetzlichen<br />
Straßentransportbestimmungen<br />
und aus Steueroptimierungsgründen<br />
lohnt es sich für<br />
die meisten Unternehmen nicht,<br />
große Zentrallager an wenigen<br />
Verkehrsknotenpunkten aufzubauen.<br />
Eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Lagerinfrastruktur dürfte die geplante<br />
Einführung <strong>der</strong> Goods and<br />
Services Tax (GST) mit sich bringen,<br />
die allerdings schon mehrfach<br />
verschoben wurde. Es wird<br />
erwartet, dass die Vereinheitlichung<br />
von produkt- und dienstleistungsorientierten<br />
Steuern über<br />
die Bundesstaatengrenzen hinweg<br />
dazu führt, dass Unternehmen<br />
künftig beispielsweise nicht<br />
mehr ein Lagerhaus pro Bundesstaat,<br />
son<strong>der</strong>n lediglich eines pro<br />
Region unterhalten werden.<br />
Die Lagerhausinfrastruktur ist<br />
sowohl qualitativ als auch kapazitätsmäßig<br />
unterentwickelt, insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Bereich Kühllager. Die<br />
zumeist kleinen bis mittelgroßen<br />
Betreiber können die notwendigen<br />
Investitionen nicht stemmen.<br />
Mo<strong>der</strong>ne Multi-User-Lager<br />
sind noch selten, infolge des Konsolidierungsprozesses<br />
dürfte in<br />
naher Zukunft jedoch eine<br />
Reihe neuer Projekte sowohl<br />
in den Metropolen als auch<br />
den Tier-II-Städten entstehen.<br />
Wichtigste Knoten für<br />
Umladung, Zwischenlagerung<br />
und Verzollung von<br />
Im- und Exportgütern sind<br />
die rund 130 sich in Betrieb<br />
befindlichen inländischen<br />
Containerdepots und Containerfrachtstationen<br />
(ICD/<br />
CFS), die zum Teil jedoch<br />
über keine gute Verkehrsanbindung<br />
verfügen.<br />
Ein erster Schritt in Richtung<br />
multimodaler Logistikhubs<br />
sind die von <strong>der</strong><br />
Regierung geför<strong>der</strong>ten Free Trade<br />
Warehousing Zones (FTWZ). Diese<br />
staatlichen Son<strong>der</strong>logistikzonen<br />
bieten den Investoren ähnliche<br />
Steuer- und Zollvergünstigungen<br />
wie die Special Economic Zones<br />
(SEZ). Die erste FTWZ wurde<br />
Ende 2010 in Mumbai von Arshiya<br />
International eröffnet. Trotz ambitionierter<br />
Pläne ist bislang jedoch<br />
nur eine Handvoll weiterer Vorhaben<br />
umgesetzt worden. DHL Global<br />
Forwarding hat Anfang 2011<br />
eine FTWZ in Sriperumbudur<br />
nahe <strong>der</strong> südostindischen Metropole<br />
Chennai eingeweiht. Es wird<br />
damit gerechnet, dass es noch<br />
rund zehn Jahre dauern wird, bis<br />
eine bedeutende Anzahl solcher<br />
Hubs nach internationalem Standard<br />
den Betrieb aufnimmt.<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Lagermöglichkeiten für Spezial-,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Kühlfracht,<br />
sind bislang auch an den Flughäfen<br />
nicht ausreichend vorhanden.<br />
Hy<strong>der</strong>abad hat sich in den letzten<br />
Jahren allerdings zu einem Umschlaghub<br />
für Pharmaprodukte<br />
entwickeln können. Das nationale<br />
und internationale Luftfrachtaufkommen<br />
an indischen Airports<br />
- zuletzt rund 2,2 Millionen Tonnen<br />
- zieht nach zwei schwachen<br />
letzten Jahren wie<strong>der</strong> an und<br />
soll bis 2020 um rund 10% per<br />
annum wachsen. Fortschritte<br />
beim Kapazitätsausbau sowie<br />
<strong>der</strong> Automatisierung wurden in<br />
den vergangenen Jahren neben<br />
Hy<strong>der</strong>abad vor allem an den internationalen<br />
Metro-Airports<br />
In einigen indischen Provinzen ist die<br />
Paketsortierung noch nicht automatisiert.<br />
von Delhi, Mumbai, Bangalore<br />
und Chennai erzielt, über die <strong>der</strong><br />
Großteil des Verkehrs abgewickelt<br />
wird. In Mangalore eröffnete Mitte<br />
2013 ein neuer internationaler<br />
Luftfrachtkomplex.<br />
Für den Inlandstransport von<br />
Waren sind auch einige <strong>der</strong> größeren<br />
Regionalflughäfen geeignet.<br />
An 24 Standorten sollen demnächst<br />
alte Passagierterminals in<br />
Common User Domestic Cargo<br />
Terminals umgewandelt werden.<br />
In <strong>der</strong> zentralindischen Stadt Nagpur<br />
befindet sich <strong>der</strong>zeit ein multimodaler<br />
Aircargohub in <strong>der</strong> Umsetzung.<br />
Der Flughafen ist an eine<br />
SEZ angeschlossen und soll über<br />
die nationale Drehkreuzfunktion<br />
hinaus auch als internationaler<br />
Flughafen etabliert werden.<br />
20<br />
Jürgen Warnke
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Zu den ehrgeizigsten Infrastrukturprojekten<br />
zählt die Entwicklung<br />
eines 300 km breiten<br />
Industriekorridors zwischen New<br />
Delhi und Mumbai. Entlang <strong>der</strong><br />
1.500 km langen Strecke soll in den<br />
nächsten Jahren eine Wirtschaftsför<strong>der</strong>zone<br />
für Industrie, Handel<br />
und Logistik entstehen. Herzstück<br />
des Vorhabens sind die geplanten<br />
24 Industrie- und Investitionscluster<br />
mit Flächen von jeweils mehr<br />
als 100 km 2 . Auch eine Reihe multimodaler<br />
Hubs sowie ein enges<br />
Netz aus Zentral-, Zwischen- und<br />
Kühllagern sind hier geplant.<br />
Der indische Logistiksektor<br />
wird nach wie vor von kleinen<br />
und Kleinstbetrieben dominiert,<br />
die den Großteil des Branchenumsatzes<br />
erwirtschaften. Sie können<br />
in <strong>der</strong> Regel aber nur einfache<br />
Transportdienstleistungen anbieten<br />
und sind meistens auf eine<br />
bestimmte Region beschränkt.<br />
Die Zahl mittlerer und großer<br />
professioneller Provi<strong>der</strong>, die - mit<br />
eigener Infrastruktur o<strong>der</strong> als<br />
Contractor - sämtliche Dienstleistungen<br />
von <strong>der</strong> Beschaffung über<br />
die Lagerung bis hin zur Distribution<br />
sowie Warenprüfung, Verpackung<br />
und darüber hinaus noch<br />
Entsorgungslogistik anbieten, ist<br />
in Indien zwar noch begrenzt. Sie<br />
steigt jedoch merklich, da Unternehmen<br />
immer mehr dazu übergehen,<br />
ihre Logistikaufgaben an<br />
Dritte auszulagern. Auch Consultingdienstleistungen<br />
für das<br />
Supply-Chain-Management sind<br />
zunehmend gefragt. Schätzungen<br />
zufolge dürfte <strong>der</strong> Anteil von 3rd-<br />
Party-Logistics-Anbietern (3PL)<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
am gesamten Logistikmarkt aktuell<br />
bei etwa 10% liegen.<br />
Ausländische Logistikunternehmen<br />
drängen seit einigen Jahren<br />
verstärkt auf den indischen<br />
Markt und schließen Kapazitätslücken<br />
vor allem in den großen<br />
Wirtschafts- und Industriezentren<br />
des <strong>Land</strong>es. Um nicht nur den<br />
internationalen Teil des Geschäfts<br />
abdecken, son<strong>der</strong>n ihre Dienste<br />
landesweit anbieten zu können,<br />
übernehmen sie häufig etablierte<br />
lokale Player o<strong>der</strong> gehen Kooperationen<br />
mit diesen ein. Das Interesse<br />
indischer Anbieter an ausländischem<br />
Know-how ist groß. Sie<br />
haben inzwischen auch damit begonnen,<br />
ihre Geschäftsaktivitäten<br />
durch Akquisitionen in den USA<br />
o<strong>der</strong> Europa auszuweiten.<br />
Zu den wichtigsten internatio-<br />
Ausgewählte wichtige Anbieter von<br />
Fracht- und Lagerdienstleistungen in Indien<br />
Internationale Transportunternehmen<br />
Logwin Air & Ocean India Pvt. Ltd.<br />
Email Adresse für Indien<br />
Agility Logistics<br />
Ceva Logistics<br />
Dachser<br />
Damco<br />
DB Schenker<br />
DHL Global Forwarding<br />
Kuehne + Nagel<br />
Rhenus Logistics India<br />
Nationale Anbieter<br />
Allcargo Logistics<br />
BLR Logistics<br />
Central Warehousing Corporation<br />
Container Corporation of India<br />
Gati<br />
Indian Railways<br />
Om Logistics<br />
Safe Express<br />
Snowman Logistics<br />
TCI<br />
TVS Logistics<br />
V-Trans<br />
www.logwin-logistics.com/locations/india.html<br />
airocean.in@logwin-logistics.com<br />
www.agilitylogistics.com<br />
www.cevalogistics.com/en-IN/Pages/default.aspx<br />
www.dachser.com/in<br />
www.damco.com<br />
www.dbschenker.in<br />
www.dhl.de<br />
www.kn-portal.com<br />
www.in.rhenus.com<br />
www.allcargologistics.com<br />
www.blrlogistiks.com<br />
www.cewacor.nic.in<br />
www.concorindia.com<br />
www.gati.com<br />
www.indianrailways.gov.in Indian Railways<br />
www.omlogistics.co.in<br />
www.safexpress.com<br />
www.snowman.in<br />
www.tcil.com<br />
www.tvslogisticsservices.com<br />
www.vtransgroup.com<br />
21
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
nalen Logistikkonzernen mit eigener<br />
Präsenz auf dem Subkontinent<br />
zählen Logwin Logistics, DHL<br />
und DB Schenker, Kühne und Nagel,<br />
FedEx, TNT, UPS. DHL hat<br />
seit 2002 eine “Sales Alliance” mit<br />
dem führenden indischen Luftfrachtunternehmen<br />
Blue Dart und<br />
kann so auf dessen nationale Infrastruktur<br />
zurückgreifen. Fiege ist<br />
2012 ein Joint Venture mit Apollo<br />
LogiSolutions eingegangen, und<br />
die Rhenus Gruppe hat Ende 2013<br />
einen 49-prozentiger Anteil an <strong>der</strong><br />
Western Arya Group erworben.<br />
Die großen ausländischen Unternehmen<br />
wollen Brancheninformationen<br />
zufolge in den nächsten<br />
Jahren weiter expandieren und<br />
ihre Angebotspaletten erweitern.<br />
Sofern die Transport- und Lieferbedingungen<br />
für den Verschiffungsauftrag<br />
nicht individuell<br />
im Kaufvertrag geregelt werden,<br />
einigen sich die Vertragspartner<br />
auf handelsübliche Lieferklauseln<br />
wie die INCOTERMS (deutschsprachige<br />
Fassung auf <strong>der</strong> Webseite:www.icc-deutschland.de).<br />
Die INCOTERMS kommen in den<br />
meisten Fällen auch beim Warenverkehr<br />
mit indischen Unternehmen<br />
als Handelsklauseln zur Anwendung.<br />
Der Gesamtverband <strong>der</strong> Deutschen<br />
Versicherungswirtschaft<br />
GDV bietet ein Transport-Informations-Serviceportal<br />
(www.tis-gdv.<br />
de) mit zahlreichen Informationen<br />
und Links zum Thema Transportversicherungen.<br />
Da etwa 80 bis<br />
90% des Außenhandels von internationalen<br />
Logistikfirmen abgewickelt<br />
werden, arbeiten diese<br />
mit den Transportversicherungen<br />
zusammen, mit denen sie ohnehin<br />
weltweit kooperieren.<br />
Beim Warentransport über die<br />
Straße fallen bei <strong>der</strong> Nutzung von<br />
einigen Abschnitten <strong>der</strong> National<br />
Highways Nutzungsgebühren für<br />
Lkw an. Diese werden individuell<br />
an den Mautstationen erhoben.<br />
Ein elektronisches Abrechnungssystem<br />
gibt es bislang nicht. In<br />
vielen indischen Städten dürfen<br />
Lkw nur zu bestimmten Zeiten<br />
außerhalb <strong>der</strong> Hauptverkehrszeiten<br />
einfahren. <br />
Geschäftsviertel von Jakarta, einmal ohne Staus.<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Erfolgreich verhandeln<br />
in <strong>Indonesien</strong><br />
Gute Geschäfte durch Aufbau von Vertrauen, harmonischen<br />
Stil und geduldige Gesprächsführung<br />
Von Roland Rohde<br />
Jakarta (gtai). Wer in <strong>Indonesien</strong><br />
zurückhaltend und höflich<br />
auftritt, hat im Prinzip schon alles<br />
richtig gemacht. Bringt er zudem<br />
noch viel Zeit und Geduld<br />
mit, so steht einem erfolgreichen<br />
Geschäftsabschluss nicht mehr<br />
viel im Wege. Verhandlungen<br />
können sich<br />
über Tage hinziehen;<br />
zunächst<br />
muss<br />
zwischen den<br />
Partnern Vertrauen entstehen.<br />
In <strong>der</strong> auf Harmonie bedachten<br />
Kultur werden Probleme gerne<br />
verdrängt und lieber nicht angesprochen.<br />
Ein Lächeln bedeutet<br />
daher in den wenigsten Fällen<br />
Zustimmung.<br />
Der Islam gibt dem <strong>Land</strong> eine<br />
gewisse Stabilität<br />
Kultureller Hintergrund<br />
<strong>Indonesien</strong> ist das <strong>Land</strong> mit <strong>der</strong><br />
größten muslimischen Bevölkerung<br />
<strong>der</strong> Erde. So steht es zumindest<br />
im Lexikon. Wer jedoch den<br />
südostasiatischen Archipel mit<br />
zahlreichen arabischen Staaten<br />
vergleicht, wird feststellen, dass<br />
die Religion eine vergleichsweise<br />
geringe Rolle im Alltags- und Geschäftsleben<br />
spielt. <strong>Land</strong>eskenner<br />
sprechen auch gerne von einem<br />
“gemäßigten”<br />
o<strong>der</strong> gar “liberalen”<br />
Islam.<br />
Die uralte javanische<br />
und<br />
malaiische Kultur, in <strong>der</strong> Gelassenheit,<br />
Freundlichkeit und Harmonie<br />
vorherrschen, hat ihre Spuren<br />
hinterlassen.<br />
Ökonomen weisen zudem gerne<br />
darauf hin, dass <strong>der</strong> Islam dem<br />
<strong>Land</strong> eine gewisse Stabilität gebe.<br />
Hervorgehoben wird, dass die<br />
meisten Einwohner keinen o<strong>der</strong><br />
nur wenig alkoholische Getränke<br />
konsumieren. Dadurch falle ein<br />
großes Gewaltpotenzial weg. Be-<br />
22<br />
Kees van Bijlen
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
eindruckend niedrig fällt überhaupt<br />
die Kriminalitätsrate aus.<br />
Auf den Straßen Jakartas fühlt<br />
man sich - darin sind sich so gut<br />
wie alle “Expats” einig - fast zu<br />
je<strong>der</strong> Tages- und Nachtzeit sicher.<br />
Selbst Kleinkriminalität stellt eine<br />
Ausnahmeerscheinung dar. Seit<br />
geraumer Zeit hat es zudem keine<br />
Bombenanschläge mehr gegeben.<br />
Trotzdem finden in Hotels und<br />
Shopping Malls immer noch Sicherheitskontrollen<br />
statt.<br />
Rund 90% <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
<strong>Indonesien</strong>s gehören dem muslimischen<br />
Glauben an, daneben gibt<br />
es verschiedene religiöse Min<strong>der</strong>heiten.<br />
So leben auf <strong>der</strong> Ferieninsel<br />
Bali überwiegend Hinduanhänger.<br />
Daneben gibt es auch eine<br />
kleine Minorität von Christen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die chinesischstämmigen<br />
Indonesier bekennen<br />
sich zu dieser Religion. Sie haben<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit unter teilweise<br />
blutigen Verfolgungen gelitten,<br />
so zuletzt bei den Unruhen<br />
1997/98. Seitdem sind die meisten<br />
ethnischen Chinesen “in Deckung<br />
gegangen”. Viele reden in<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit nur noch in <strong>der</strong><br />
<strong>Land</strong>essprache Bahasa Indonesia.<br />
Manche können noch nicht einmal<br />
Mandarin sprechen.<br />
In <strong>der</strong> Hauptstadt werden die<br />
Feste <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heitsreligionen<br />
- unter an<strong>der</strong>em Ostern, Weihnachten<br />
o<strong>der</strong> das chinesische<br />
Neujahrsfest - ohne Probleme und<br />
mit großer Toleranz zelebriert. Die<br />
Regierung hat die entsprechenden<br />
Ereignisse sogar zu offiziellen Feiertagen<br />
erklärt. So wird in den<br />
Shopping Malls Jakartas zur Adventszeit<br />
auch gerne mal das “Ave<br />
Maria” gespielt. Protestiert hat dagegen<br />
bislang noch keiner.<br />
Es gibt jedoch auch konservative<br />
Muslime, die sich zu kleinen,<br />
aber einflussreichen und “schlagkräftigen”<br />
Organisationen zusammengeschlossen<br />
haben. Ihnen ist<br />
vor allem das Ausschenken von<br />
Alkohol - insbeson<strong>der</strong>e im Fastenmonat<br />
Ramadan - ein Dorn im<br />
Auge. Gerne wird dann schon mal<br />
eine Kneipe gestürmt und demoliert.<br />
Doch finden solche Aktionen<br />
meist außerhalb Jakartas statt.<br />
Viele Indonesier gehen regelmäßig<br />
- das heißt fünf Mal am Tag<br />
- beten. Das kann, muss aber nicht<br />
den Bürobetrieb nachhaltig behin<strong>der</strong>n.<br />
Die meisten Firmen verfügen<br />
nämlich über einen eigenen<br />
Gebetsraum. Zu Schwierigkeiten<br />
kommt es nur in bestimmten Branchen:<br />
Im Bergbau beispielsweise<br />
müssen die Arbeiter zum Beten<br />
jedes Mal an die Oberfläche kommen<br />
und sich erst einmal gründlich<br />
waschen. Das kostet viel Zeit.<br />
Auf den Straßen in Jakarta trägt<br />
in <strong>der</strong> Regel nur jede vierte Frau<br />
Kopftuch. In den Büros können es,<br />
je nach Internationalität <strong>der</strong> Firma,<br />
auch deutlich weniger sein.<br />
Bahasa Indonesia, eng verwandt<br />
mit Bahasa Malaysia, stellt<br />
die offizielle Sprache des <strong>Land</strong>es<br />
dar. Sie wird an allen Schulen und<br />
Universitäten gelehrt. Zudem gilt<br />
sie in Jakarta und an<strong>der</strong>en ökonomischen<br />
Zentren als Geschäftsund<br />
Arbeitssprache. Doch auf <strong>der</strong><br />
Hauptinsel Java, wo die meisten<br />
Indonesier leben - sprechen viele<br />
in <strong>der</strong> Familie und unter Freunden<br />
Javanisch. Daneben existiert<br />
noch eine Vielzahl von an<strong>der</strong>en<br />
Dialekten und Sprachen.<br />
Die <strong>Land</strong>esprache erweist sich<br />
als eine sehr schnell und einfach<br />
zu erlernende, zumal viele Wörter<br />
aus dem Holländischen stammen.<br />
Deutsche haben daher in <strong>der</strong><br />
Sprachschule viel weniger Schwierigkeiten<br />
als Englisch sprechende<br />
Personen. Zudem lässt sich die<br />
Grammatik auf wenigen Seiten<br />
zusammenfassen. Konjugationen,<br />
Deklinationen o<strong>der</strong> verschiedene<br />
Zeiten existieren nicht. Schon ab<br />
zehn Unterrichtsstunden kann<br />
man daher die erste kleine Unterhaltung<br />
führen. Wer oft nach<br />
<strong>Indonesien</strong> reist, sollte daher erwägen,<br />
einen Sprachkurs zu belegen.<br />
<strong>Indonesien</strong> besteht aus ungefähr<br />
17.500 Inseln, die sich auf einer Fläche<br />
von gut 5.000 mal knapp 2.000<br />
km erstrecken. Allerdings ist nur<br />
die Hälfte von ihnen bewohnt.<br />
Java bildet die Hauptinsel. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Westen mit <strong>der</strong> Großregion<br />
Jakarta - Bogor - Bandung<br />
stellt das mit Abstand wichtigste<br />
ökonomische Zentrum dar. In <strong>der</strong><br />
Mitte <strong>der</strong> Insel bilden Semarang,<br />
im Osten Surabaya kleinere wirtschaftliche<br />
Hubs. Doch Java ist gemessen<br />
an <strong>der</strong> reinen <strong>Land</strong>fläche<br />
klein. Entsprechend hoch fällt die<br />
Bevölkerungsdichte aus. Daneben<br />
existieren noch die riesigen und<br />
kaum bewohnten Inseln Kalimantan<br />
und Papua, die allerdings nur<br />
zum Teil zu <strong>Indonesien</strong> gehören.<br />
Dort sind Rohstoffe in großem<br />
Umfang zu finden.<br />
<strong>Indonesien</strong> war bis zu seiner<br />
Unabhängigkeit - mit kurzen Unterbrechungen<br />
durch die Briten<br />
und Japaner - über Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
nie<strong>der</strong>ländische Kolonie. Viel ist<br />
von diesen Zeiten allerdings nicht<br />
geblieben. Die alten Handelshäuser<br />
zerfielen weitgehend, die Zahl<br />
<strong>der</strong> noch im <strong>Land</strong> lebenden Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong><br />
erweist sich als über-<br />
Dos and Don’ts<br />
• Viel Zeit und Geduld mitbringen.<br />
• Nicht zu viele Termine in einen Tag packen.<br />
• Meiden Sie die vielen Feier- und Brückentage.<br />
• Höflich und bescheiden auftreten.<br />
• Probleme nie direkt ansprechen.<br />
• Ein Lächeln nicht falsch interpretieren.<br />
23
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
schaubar. Die meisten Indonesier<br />
zeigen sich gegenüber Auslän<strong>der</strong>n<br />
sehr aufgeschlossen und freundlich.<br />
Auf <strong>der</strong> Straße wird man<br />
regelmäßig gegrüßt und angelächelt.<br />
Es herrscht insgesamt eine<br />
sehr angenehme, entspannte Atmosphäre.<br />
Deutschland genießt in <strong>Indonesien</strong><br />
einen hervorragenden Ruf.<br />
Nicht wenige Indonesier haben in<br />
den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren<br />
vorzugsweise in Berlin o<strong>der</strong><br />
Aachen studiert. Danach sind sie<br />
in ihrem Heimatland in einflussreiche<br />
Positionen in Politik und<br />
Wirtschaft gelangt. Jedoch gehen<br />
viele von ihnen bald in Rente beziehungsweise<br />
befinden sich bereits<br />
im Ruhestand. Die ökonomischen<br />
und politischen Beziehungen zwischen<br />
Deutschland und <strong>Indonesien</strong><br />
waren bis in die Mitte <strong>der</strong><br />
1990er-Jahre eng. Doch nach <strong>der</strong><br />
<strong>Asien</strong>krise 1997/98 haben viele<br />
Unternehmen dem <strong>Land</strong> den Rücken<br />
gekehrt und sich stattdessen<br />
aufs China-Geschäft konzentriert.<br />
Die Beziehungen sind dadurch etwas<br />
eingeschlafen. Der gute Ruf<br />
ist aber geblieben. Seit 2012 spürt<br />
man wie<strong>der</strong> ein gewachsenes Interesse<br />
<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft<br />
und Politik am größten <strong>Land</strong> Südostasiens.<br />
Es gibt kein klares “Nein”<br />
bei Verhandlungen und ein<br />
Lächeln kann alles bedeuten<br />
Grundsätzliche<br />
Verhaltensweisen<br />
Viele Regeln, die in an<strong>der</strong>en asiatischen<br />
Län<strong>der</strong>n gelten, finden<br />
auch im indonesischen Geschäftsuns<br />
Arbeitsleben Anwendung. Als<br />
Allererstes ist zu beachten, dass<br />
Höflichkeit und Zurückhaltung<br />
einen hohen Stellenwert in praktisch<br />
allen Schichten <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
genießen. Es gilt das Prinzip<br />
“freundlich im Ton, in welcher<br />
Sache auch immer”. Wer sich daran<br />
hält, kann eigentlich nicht viel<br />
falsch machen, zumal Auslän<strong>der</strong>n<br />
eine gewisse Narrenfreiheit gewährt<br />
wird.<br />
Zwei Dinge sollte man auf jeden<br />
Fall mit im Gepäck führen: viel<br />
Zeit und viel Geduld. Wer beides<br />
nicht aufbringen kann o<strong>der</strong> will,<br />
<strong>der</strong> dürfte langfristig keine Geschäftserfolge<br />
in <strong>Indonesien</strong> erzielen.<br />
Zeit besitzt in dem Archipel<br />
einen ganz an<strong>der</strong>en Stellenwert als<br />
in den westlichen Gesellschaften.<br />
Und Effizienz wird in dem größten<br />
<strong>Land</strong> <strong>der</strong> ASEAN-Region nicht<br />
beson<strong>der</strong>s großgeschrieben.<br />
“Sein Gesicht zu verlieren” ist<br />
das Schlimmste, was einem Indonesier<br />
zustoßen kann. Entsprechend<br />
werden Probleme niemals<br />
direkt - am besten überhaupt nicht<br />
- angesprochen. Freundliches<br />
Lächeln gehört zur Standardreaktion.<br />
Es kann vieles bedeuten:<br />
“Ich habe nicht verstanden”, “Damit<br />
bin ich überhaupt nicht einverstanden”<br />
o<strong>der</strong> “Das ist mir so<br />
ziemlich egal”. Dieses Verhalten<br />
macht das Geschäftsleben nicht<br />
einfach. Ein “Direkt auf den Kopf<br />
zusagen” führt in <strong>der</strong> Regel zu gar<br />
nichts. Oftmals muss man den Geschäftspartner<br />
erst einmal dafür<br />
sensibilisieren, dass überhaupt<br />
ein Problem existiert.<br />
Zu Terminen muss man angesichts<br />
des heißen Klimas nicht unbedingt<br />
in Anzug und Krawatte<br />
kommen. Stattdessen hat es sich<br />
auch bei hochoffiziellen Veranstaltungen<br />
eingebürgert, im Batikhemd,<br />
das dann aber von guter<br />
Qualität sein sollte, zu erscheinen.<br />
Dazu werden Anzughose und feine<br />
Le<strong>der</strong>schuhe getragen. Die Investition<br />
in ein ordentliches Hemd<br />
(nicht unter 60 Euro) dürfte sich<br />
letztendlich um ein Vielfaches<br />
auszahlen. Mit dem Kleidungsstück<br />
wird dem indonesischen<br />
Geschäftspartner signalisiert,<br />
dass sich <strong>der</strong> ausländische Gast<br />
für dessen Kultur interessiert.<br />
Feiertage spielen in <strong>Indonesien</strong><br />
eine herausragende Rolle. Es gibt<br />
davon eine Vielzahl, da auch die<br />
Festlichkeiten <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heitenreligionen<br />
beachtet werden.<br />
Wenn sie nicht gerade auf einen<br />
Mittwoch fallen, nimmt sich <strong>der</strong><br />
“Durchschnittsindonesier” gerne<br />
einen Brückentag frei. Daher<br />
sind die meisten Büros zu solchen<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Zeiten nur sporadisch besetzt,<br />
und es kommt regelmäßig zum<br />
Verkehrsinfarkt, denn viele fahren<br />
nach Hause aufs <strong>Land</strong>.<br />
Die erste Begegnung mit dem<br />
Geschäftspartner<br />
Geschäftskontakte im Vorfeld<br />
anzubahnen, ist kein “Selbstläufer”.<br />
Ein Manko des Archipels<br />
besteht in <strong>der</strong> vergleichsweise<br />
geringen Präsenz von Unternehmen<br />
und Verbänden im Internet,<br />
wenn auch in den letzten Jahren<br />
Verbesserungen zu beobachten<br />
sind. Brancheninformationen “aus<br />
erster Hand” sind online oft veraltet<br />
und zudem in vielen Fällen<br />
lediglich in Bahasa Indonesia zu<br />
erhalten. Eine empfehlenswerte<br />
Anlaufstelle ist die Deutsche Auslandshandelskammer<br />
(AHK, in <strong>Indonesien</strong><br />
heißt sie “Ekonid”, http://<br />
indonesien.ahk.de), die nicht nur<br />
geeignete Partner finden kann,<br />
son<strong>der</strong>n auch Auskünfte über die<br />
Verlässlichkeit von Unternehmen<br />
erteilt.<br />
Wenn man sich mit nur einem<br />
Geschäftspartner trifft, sollte<br />
man im Vorfeld einer Reise ein<br />
Hotel buchen, das in <strong>der</strong> Nähe<br />
von dessen Büro liegt, denn die<br />
Verkehrssituation in Jakarta und<br />
Umgebung ist mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong><br />
chaotisch. Auch sollten deswegen<br />
nicht zu viele Termine in einen<br />
Tag hinein gelegt werden. So<br />
kann beispielsweise die Fahrt von<br />
<strong>der</strong> Innenstadt bis zum Flug- o<strong>der</strong><br />
Containerhafen hin und zurück<br />
rund sechs bis sieben Stunden<br />
dauern. Unpünktlich wird zwar<br />
angesichts <strong>der</strong> vielen Staus als<br />
nicht unhöflich angesehen. Jedoch<br />
kann es durch Verspätungen<br />
zum Zusammenbruch des ganzen<br />
Zeitplans kommen.<br />
Zu einer geschäftlichen Verabredung<br />
sollte neben <strong>der</strong> Anschrift<br />
und einer ausführlichen Wegbeschreibung<br />
auch die Mobilfunknummer<br />
eines englischsprachigen<br />
Mitarbeiters angefor<strong>der</strong>t werden.<br />
Diesen sollte man am Abend vor<br />
dem Termin bereits einmal anrufen,<br />
um zu kontrollieren, dass die<br />
Nummer stimmt und <strong>der</strong> Betreffende<br />
auch tatsächlich vor Ort ist.<br />
24
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Auch kann man ihn am nächsten<br />
Tag direkt vor <strong>der</strong> Abfahrt nochmals<br />
anklingeln und mit dem Taxifahrer<br />
“verbinden”. Dieser kann<br />
nämlich aus javanischer Höflichkeit<br />
o<strong>der</strong> aufgrund mangelhafter<br />
Englischkenntnisse verschweigen,<br />
dass er die genannte Adresse<br />
gar nicht kennt.<br />
Erste Treffen vor Ort finden in<br />
einem informellen Rahmen statt.<br />
Gewählt wird tendenziell eher<br />
ein Restaurant in einem Sterne-<br />
Hotel als das Büro. Es können<br />
im Prinzip nicht genug Visitenkarten<br />
mitgenommen werden.<br />
Diese dürfen ungezwungen mit<br />
einer Hand und ohne Verbeugung<br />
überreicht werden. Aus den<br />
Titeln <strong>der</strong> Geschäftspartner geht<br />
nicht immer genau <strong>der</strong>en Position<br />
und Entscheidungsbefugnis<br />
hervor. Am besten klärt man das<br />
bereits im Vorfeld, damit man seinen<br />
Respekt richtig “dosiert” und<br />
nicht die falsche Person zu höflich<br />
beziehungsweise zu unhöflich<br />
behandelt. Wichtig ist, dass die<br />
Verhandlungspartner in ihrem<br />
jeweiligen Unternehmen ähnlich<br />
hohe Positionen besetzen.<br />
Von einem ersten Geschäftstreffen<br />
sollte sich <strong>der</strong> ambitionierte<br />
Manager nicht allzu viel versprechen.<br />
Vielmehr geht es darum, “das<br />
Eis zu brechen”, eine harmonische<br />
Atmosphäre sowie eine Vertrauensbasis<br />
zu schaffen. Bei diesem<br />
ersten Abtasten wird nur selten<br />
“Tacheles” geredet. Das gilt als<br />
unhöflich und im negativen Sinne<br />
forsch, schließlich kennt man sich<br />
noch gar nicht richtig. Man sollte<br />
zwar beim ersten Treffen nicht zu<br />
sehr ins Detail gehen, kann aber<br />
am Ende <strong>der</strong> Begegnung durchaus<br />
etwas Informationsmaterial übergeben.<br />
Allein aus sprachlichen<br />
Gründen macht dies Sinn.<br />
Ablauf von Besprechungen<br />
Verhandlungen laufen in <strong>Indonesien</strong><br />
stets freundlich, höflich<br />
sowie zurückhaltend ab. Die<br />
Kunst besteht darin, im fortgeschrittenen<br />
Stadium “zur Sache<br />
zu kommen”, ohne dabei auf<br />
eine zu offensive Argumentation<br />
o<strong>der</strong> Lautstärke zurückgreifen zu<br />
müssen. Nie darf <strong>der</strong> Gesprächspartner<br />
unter Druck gesetzt, provoziert<br />
o<strong>der</strong> zu schnellen Entscheidungen<br />
gezwungen werden.<br />
Zu beachten ist weiterhin, dass es<br />
kein klares “Nein” bei Verhandlungen<br />
gibt und ein Lächeln alles<br />
bedeuten kann.<br />
Damit <strong>der</strong> befürchtete Gesichtsverlust<br />
nicht eintritt, kommen Probleme<br />
- von indonesischer Seite -<br />
gar nicht erst zur Sprache. Oftmals<br />
fehlt dem Partner auch einfach die<br />
Fähigkeit, sich möglicherweise ergebende<br />
Probleme im Voraus zu<br />
identifizieren. Hinzu gesellt sich<br />
ein Schuss Fatalismus: Was nicht<br />
ausgesprochen wird, existiert einfach<br />
nicht. Zudem können ja die<br />
Schwierigkeiten durch irgendeinen<br />
glücklichen Zufall von ganz<br />
alleine wie<strong>der</strong> verschwinden.<br />
Selbst wenn es zu einer relativ<br />
schnellen Einigung kommt und<br />
alle Details geklärt wurden, bedeutet<br />
dies nicht, dass alles schon<br />
“unter Dach und Fach” ist. Vielmehr<br />
muss sich <strong>der</strong> ausländische<br />
Partner immer wie<strong>der</strong> auf lange<br />
Nachverhandlungen einlassen,<br />
selbst wenn er sich rein nach dem<br />
Vertragstext im Recht befindet. So<br />
heißt die Devise: “Erst einmal zusagen,<br />
dann nachsetzen”.<br />
Der Einsatz eines qualifizierten<br />
Dolmetschers empfiehlt sich im<br />
Prinzip immer, auch wenn <strong>der</strong><br />
Geschäftspartner nach eigenen<br />
Angaben fließend Englisch beherrscht.<br />
Ohne Übersetzer kommt<br />
bisweilen gar keine sinnvolle<br />
Kommunikation zustande. Auf<br />
Bahasa Indonesia verhandelt die<br />
indonesische Seite zudem mit<br />
weniger Scheu und stellt schon<br />
einmal Rückfragen, wenn etwas<br />
unklar erscheint. Ethnische Chinesen<br />
besetzen in indonesischen<br />
Unternehmen oft wichtige Schlüsselfunktionen.<br />
Es kann daher<br />
nicht schaden, wenn in Delegation<br />
jemand ein wenig Mandarin<br />
beherrscht o<strong>der</strong> bereits in <strong>der</strong> VR<br />
China o<strong>der</strong> Taiwan tätig war.<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Geschäftsessen<br />
Dem Essen kommt wie generell<br />
in <strong>Asien</strong> auch in <strong>Indonesien</strong><br />
eine herausragende gesellschaftliche<br />
Bedeutung zu. Die Speisenauswahl<br />
entpuppt sich dabei als<br />
sehr vielfältig. Neben <strong>der</strong> einheimischen<br />
Küche gibt es - insbeson<strong>der</strong>e<br />
in internationalen Hotels<br />
- eine Vielzahl von chinesischen,<br />
japanischen, koreanischen o<strong>der</strong><br />
thailändischen Restaurants. Eine<br />
aufwendige Menüabfolge mit<br />
zahlreichen Gängen ist jedoch<br />
unüblich beziehungsweise unerwünscht.<br />
Alles soll gleichzeitig<br />
auf dem Tisch stehen, dann kann<br />
sich das Auge am Überfluss <strong>der</strong><br />
Speisen ergötzen.<br />
“Halal o<strong>der</strong> nicht halal”, lautet<br />
bei <strong>der</strong> Planung eines Geschäftsessens<br />
eine wichtige Frage. Die<br />
meisten Indonesier essen grundsätzlich<br />
kein Schweinfleisch. Jedoch<br />
zeigen sie sich beim Alkoholkonsum<br />
nicht so sehr von <strong>der</strong><br />
streng religiösen Seite. Trotzdem<br />
wird im Allgemeinen recht wenig<br />
an alkoholischen Getränken<br />
konsumiert, was ausländische<br />
Geschäftsleute eher positiv vermerken.<br />
So haben beide Seiten<br />
am Nachmittag o<strong>der</strong> am nächsten<br />
Tag noch einen klaren Kopf.<br />
Auch wenn die Einladung selbst<br />
ausgesprochen wird, bietet es sich<br />
durchaus an, den Geschäftspartner<br />
bei <strong>der</strong> Auswahl des Restaurants<br />
teilhaben zu lassen.<br />
Eine entspannte Atmosphäre<br />
ist beim Geschäftsessen allererste<br />
Pflicht. Dabei gilt: Je größer<br />
die Gruppe, umso besser. Auf indonesischer<br />
Seite dürften in <strong>der</strong><br />
Regel mindestens fünf bis sechs<br />
Mitarbeiter kommen. “A la Carte”<br />
zu bestellen, erweist sich dann als<br />
mühselig und zeitaufwendig. Insofern<br />
kann - am besten schon im<br />
Vorfeld - ein Gruppenmenü geor<strong>der</strong>t<br />
werden. Grundsätzlich muss<br />
das indonesische Essen gelobt<br />
werden, was einigen, die bereits<br />
die chinesische o<strong>der</strong> thailändische<br />
Küche kennen, schwerfallen dürfte.<br />
Sind die Gäste Staatsdiener, so<br />
kann man diesen mit <strong>der</strong> Einladung<br />
in ein beson<strong>der</strong>s edles Etablissement<br />
eine nachhaltige Freude<br />
bereiten.<br />
Die Bezeichnung “Geschäftsessen”<br />
führt jedoch zu falschen<br />
Schlüssen, denn im Prinzip wird<br />
25
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
kaum über das eigentliche Business<br />
gesprochen, das hat man ja<br />
schon vorher getan beziehungsweise<br />
kann man auch später noch<br />
erledigen. Nun gilt es, Vertrauen<br />
aufzubauen und sich gemeinsam<br />
zu entspannen und gegenseitig<br />
kennenzulernen. Für die Konversation<br />
bei Tisch gibt es keine<br />
allgemeinen Vorschriften, “Small<br />
Talk” ist angesagt. Es darf dabei<br />
sogar laut gelacht werden. Nicht<br />
unüblich ist zudem, dass die indonesischen<br />
Geschäftspartner wie<strong>der</strong>holt<br />
ihr Handy herausholen<br />
und fleißig SMS schreiben. Das<br />
darf nicht als unhöflich verstanden<br />
werden.<br />
Der private Umgang<br />
Geschäfts- und Privatsphäre<br />
werden von Indonesiern nicht unbedingt<br />
so getrennt, wie dies in<br />
Europa <strong>der</strong> Fall ist. Gerne lassen<br />
sich Geschäftsleute auch “privat”<br />
einladen, jedoch geht man dann<br />
zusammen vorwiegend ins Restaurant.<br />
Als großer Vertrauensbeweis<br />
lässt sich die Einladung in<br />
die “eigenen vier Wände” verstehen,<br />
denn dies gilt allgemein als<br />
unüblich. Den Geschäftspartner<br />
zu einem Kneipenbummel anzustiften,<br />
erscheint nicht ratsam,<br />
wenn dessen religiöse Einstellung<br />
unbekannt ist.<br />
In und um Jakarta gibt es zahlreiche<br />
Golfplätze. Viele Indonesier<br />
frönen dieser Sportart, die<br />
aufgrund ihres geringen Anstrengungsgrades<br />
optimal zum lokalen<br />
Klima passt. Eine Partie bietet eine<br />
nahezu ideale Gelegenheit, mit<br />
dem potenziellen Geschäftspartner<br />
eine lange Zeit ungestört verbringen<br />
zu können. Dann lassen<br />
sich auch Probleme ansprechen,<br />
die “in großer Runde” vermieden<br />
werden. Ein gutes Handicap muss<br />
man dabei nicht haben. Es reicht,<br />
dass man den Ball trifft und sich<br />
von <strong>der</strong> sportlichen Seite gibt. <br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
VR China: Neues Verbraucherschutzgesetz<br />
tritt in Kraft<br />
Preise runter !<br />
Maschinen- und Anlagenbau in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - Japan- Korea - <strong>Indonesien</strong> - Malaysia<br />
Philippinen - Singapur - Thailand - Vietnam<br />
Marktentwicklung, Produktion,Branchenstruktur,<br />
Außenhandel, fachspezifische Tabellen, zahlreiche<br />
Fachartikel<br />
103 Seiten, 74 Tabellen Größe A4 PDF-Dokument<br />
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www.probusinessmedia.net/de/pages/ma13.html<br />
Am 15.3.2014 ist die erste umfassende<br />
Reform des Consumer<br />
Protection Laws seit seinem Erlass<br />
im Jahr 1993 in Kraft getreten.<br />
Die Reform zielt auf einen<br />
größeren Schutz des Verbrauchers<br />
insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf<br />
den Bereich E-Commerce und<br />
Datenschutz ab.<br />
Zeitgleich finden von diesem<br />
Tag an die “Measures for the Administration<br />
of Online Transactions”<br />
<strong>der</strong> State Administration for<br />
Industry and Commerce (SAIC)<br />
sowie die “Judicial Interpretation<br />
on Issues concerning the Application<br />
of Laws relating to Food<br />
and Drug Disputes” des Supreme<br />
People’s Court Anwendung. Diese<br />
Regelungen ergänzen die Schutzbestimmungen<br />
des reformierten<br />
Verbraucherschutzgesetzes.<br />
Die Neuregelungen verbessern<br />
den Datenschutz für Verbraucher<br />
und richten ein landesweites<br />
Rückrufsystem für defekte Produkte<br />
ein. Nach den neuen Vorgaben<br />
trägt <strong>der</strong> Verkäufer beim Verkauf<br />
langlebiger Konsumgüter für<br />
die ersten sechs Monate nach dem<br />
Kauf die Beweislast für die Mangelfreiheit<br />
des Produktes. Ebenfalls<br />
wird <strong>der</strong> Verbraucherschutz<br />
bei Onlinegeschäften erweitert.<br />
Das neue Verbraucherschutzgesetz<br />
verbietet es, Verbraucherdaten<br />
ohne Einverständnis des Betreffenden<br />
zu sammeln, zu speichern<br />
o<strong>der</strong> an Dritte weiterzugeben.<br />
Kunden von Online-Händlern<br />
sollen zukünftig besser geschützt<br />
werden. So haftet für die Verletzung<br />
von Verbraucherrechten<br />
nicht nur <strong>der</strong> jeweilige Anbieter<br />
<strong>der</strong> Waren und Dienstleistungen,<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Betreiber <strong>der</strong><br />
Handelsplattform, wenn <strong>der</strong> Anbieter<br />
keine hinlänglichen Kontaktdaten<br />
zur Verfügung stellt.<br />
Verbraucher haben bei Onlineund<br />
sonstigen Versandkäufen ab<br />
Inkrafttreten des neuen Verbraucherschutzgesetzes<br />
ein siebentägiges<br />
Rückgaberecht, ohne Gründe<br />
angeben zu müssen.<br />
Irreführende und betrügerische<br />
Werbung ist verboten. Für Schäden,<br />
die auf falschen Werbeinformationen<br />
mit Bezug auf Leib und<br />
Leben beruhen, haftet nicht nur<br />
das werbende Unternehmen, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> die Werbemaßnahme<br />
erarbeitet und/o<strong>der</strong><br />
veröffentlicht hat. Damit können<br />
beispielsweise Werbeagenturen<br />
für Schäden mithaften.<br />
Zudem führt das Reformgesetz<br />
erstmals eine Verbandsklage ein.<br />
Verbraucherschutzorganisationen<br />
sind seit dem 15.3.2014 berechtigt,<br />
Sammelklage zu erheben, wenn<br />
aufgrund eines Sachverhaltes eine<br />
Vielzahl an Verbrauchern betroffen<br />
ist. (gtai, Bonn) <br />
26
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Japans Baumaschinenbranche<br />
vorsichtig hoffnungsvoll<br />
Verband prognostiziert für 2014 leichten Bedarfszuwachs,<br />
Exporte als Wachstumsmotor, Inlandsnachfrage rückläufig<br />
Von Detlef Rehn<br />
Tokio (gtai). Für Japans Baumaschinenbranche<br />
entwickelten<br />
sich die Geschäfte 2013 unterschiedlich.<br />
Die Inlandsumsätze<br />
wuchsen sehr kräftig, dagegen<br />
verzeichneten die Unternehmen<br />
in Übersee Einbußen. Diese gegensätzliche<br />
Entwicklung wird<br />
mit umgekehrten Vorzeichen<br />
auch 2014 anhalten. In Japan<br />
selbst ist unter an<strong>der</strong>em mit negativen<br />
Effekten aus <strong>der</strong> Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Verbrauchsteuer zum<br />
1.4.14 zu rechnen. Für das Auslandsgeschäft<br />
sind die Vorhersagen<br />
allgemein recht positiv.<br />
Das Jahr 2013 verlief für Japans<br />
Baumaschinenbranche vor allem<br />
in Inland sehr gut. Wie die Japan<br />
Construction Machinery Manufacturers<br />
Association (CEMA)<br />
meldet, setzten die heimischen<br />
Hersteller mit Maschinen sowie<br />
Teilen und Zubehör im Kalen<strong>der</strong>jahr<br />
2013 auf dem heimischen<br />
Markt knapp 936,0 Milliarden<br />
Yen (etwa 6,64 Mrd. Euro; 1 Euro =<br />
140,94 Yen, Mittelwert Jan. - März<br />
2014) um. Gegenüber dem Vorjahr<br />
war dies ein Zuwachs von 23,3%.<br />
Im Export erwirtschafteten die<br />
Unternehmen nur noch 1,3 Billionen<br />
Yen und damit 13,2% weniger<br />
als 2012. Der kombinierte In- und<br />
Auslandsumsatz ging um 0,9%<br />
auf 2,23 Billionen Yen zurück.<br />
Grundlage für die gute geschäftliche<br />
Entwicklung im Inland<br />
war <strong>der</strong> kräftige Zuwachs<br />
<strong>der</strong> Bauinvestitionen. Das regierungsnahe<br />
Research Institute for<br />
Construction and Economy (RICE)<br />
prognostiziert, dass sie im Fiskaljahr<br />
2013 (1.4. bis 31.3.) nominal<br />
um 12,7% auf knapp 49,5 Billionen<br />
Yen gestiegen sind. Beson<strong>der</strong>s<br />
stark sind dabei die staatlichen Investitionen<br />
gewachsen (20,5 Billionen<br />
Yen, + 15,3%). Die Gel<strong>der</strong> flossen<br />
vor allem in die Programme<br />
zum Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> zerstörten<br />
Erdbebenregion in Nordostjapan.<br />
Auch die p r i v a t e n<br />
Haus- und W o h -<br />
nungsbaui<br />
n v e s t i -<br />
t i o n e n<br />
h a b e n<br />
v o r a u s -<br />
sic ht l ic h<br />
k r ä f t i g<br />
zugelegt<br />
(15,5 Bil- l i o -<br />
nen Yen, +10,5%).<br />
F e r n e r p r o -<br />
f i t i e r t e<br />
d i e<br />
Inlands-<br />
nachf<br />
r a g e<br />
n a c h<br />
B a u - m a -<br />
s c h i - n e n<br />
von den<br />
vielen<br />
V o r -<br />
haben<br />
z u r s t ä d -<br />
t i s c h e n<br />
Entwicklung.<br />
Gerade in Tokio und Osaka werden<br />
zahlreiche Projekte zum Bau<br />
neuer Büro- und Geschäftskomplexe<br />
<strong>der</strong>zeit verwirklicht.<br />
Wie schon 2012 verlief auch<br />
2013 das für die Branche wichtige<br />
Auslandsgeschäft nicht gut. Zwar<br />
konnten die Unternehmen ihre Exporte<br />
nach Europa und in die USA<br />
steigern, doch die Lieferungen in<br />
asiatische Län<strong>der</strong> gingen stark zurück.<br />
<strong>Asien</strong> nahm insgesamt nur<br />
noch Baumaschinen für 220,4 Milliarden<br />
Yen ab; dies waren 18.9%<br />
weniger als im Vorjahr. In die<br />
VR China gingen dabei die Lieferungen<br />
sogar um 45,3% auf 31,7<br />
Milliarden Yen zurück.<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Für das Fiskaljahr 2014 (1.4. bis<br />
31.3.) sagt die CEMA voraus, dass<br />
<strong>der</strong> gesamte Branchenumsatz gegenüber<br />
dem geschätzten Ergebnis<br />
des Vorjahres um 1,8% auf knapp<br />
2,1 Billionen Yen steigt. Dabei würden<br />
sich die Exporte (1,26 Bill. Yen,<br />
+9,0%) wie<strong>der</strong> ins Plus entwickeln,<br />
während im Inland (801,5 Mrd.<br />
Yen, -7,7%) mit einem schwächeren<br />
Geschäft zu rechnen sei.<br />
In Japan selbst ist auch 2014 mit<br />
einem Maschinenbedarf aufgrund<br />
des Wie<strong>der</strong>aufbaus <strong>der</strong> Erdbebenregion<br />
zu rechnen. Ferner investiert<br />
<strong>der</strong> Staat in die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
<strong>der</strong> veralteten Infrastruktur,<br />
doch insgesamt erreichen die<br />
Ausgaben wahrscheinlich nicht<br />
das Niveau von 2013. Das RICE<br />
prognostiziert, dass<br />
die gesamten staatlichen<br />
Hochund<br />
Tiefbauinvestitionen<br />
i m<br />
F i s k a l -<br />
jahr 2014<br />
nominal<br />
um 3,5%<br />
auf 19,82<br />
Billionen<br />
Yen fallen werden.<br />
Ergänzend sind negative Effekte<br />
aus <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Verbrauchsteuer<br />
zum 1.4.14 um drei<br />
Prozentpunkte auf 8% zu erwarten.<br />
Hierunter wird unter an<strong>der</strong>em<br />
<strong>der</strong> private Haus- und Wohnungsbau<br />
leiden. Wie das RICE errechnet<br />
hat, wurde im Fiskaljahr 2013<br />
mit dem Bau von knapp 961.000<br />
Häusern und Wohnungen begonnen.<br />
Im neuen Fiskaljahr sollen es<br />
nur noch 899.000 sein. Schließlich<br />
könnten sich auch neue verschärfte<br />
Abgasvorschriften, die ab 2014<br />
in Japan, Nordamerika und Europa<br />
für Dieselmotoren in Baumaschinen<br />
gelten, nachfragehemmend<br />
auswirken.<br />
27
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Segment<br />
Japan: Prognose Baumaschinennachfrage Fiskaljahr 2014<br />
Inland<br />
[Mrd. Yen]<br />
Ausland<br />
[Mrd. Yen]<br />
Gesamt<br />
[Mrd. Yen]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
2013/14<br />
Zugmaschinen 117,7 203,5 321,2 4,7%<br />
Hydraulikbagger 265,3 559,2 824,5 -5,4%<br />
Mini-Bagger 83,3 150,5 233,8 9,4%<br />
Baukräne 166,5 118,6 285,1 10,4<br />
Straßenbauausrüstungen 36,5 32,0 68,5 1,8<br />
Betonmaschinen 23,2 1,5 24,7 3,8%<br />
Tunnelbauausrüstungen 7,0 11,0 18,0 89,5%<br />
Fundament-Bauausrüstungen 29,0 3,4 32,4 9,5%<br />
Hydraulische Brech- und<br />
16,6 6,6 23,2 5,05<br />
Zerkleinerungsausrüstungen<br />
An<strong>der</strong>e Baumaschinen 56,4 177,2 233,6 4,0%<br />
Gesamt 801,5 1.263,5 2.065,0 1,8%<br />
Quelle: Japan Construction Equipment Manufacturers Association<br />
In Übersee wird <strong>der</strong> Baumaschinenbedarf<br />
2014 in allen Regionen<br />
steigen o<strong>der</strong> zumindest gleichbleiben,<br />
wie die CEMA durch<br />
Befragungen ihrer Mitglie<strong>der</strong> ermittelte.<br />
Vor allem ist in den USA,<br />
dem wichtigsten Abnehmer japanischer<br />
Baumaschinen, mit einer<br />
zunehmenden Nachfrage zu<br />
rechnen. Auch für China ist <strong>der</strong><br />
Verband vorsichtig hoffnungsvoll.<br />
Der auch 2014 wahrscheinlich<br />
preiswerte Yen unterstützt die Exportanstrengungen.<br />
<br />
Südkorea: Großverbraucher<br />
von Werkzeugmaschinen<br />
Deutsche Anbieter gewinnen Marktanteile;<br />
für 2014 Wachstum erwartet<br />
Von Frank Robaschik<br />
Seoul (gtai). Die koreanische<br />
Nachfrage nach Werkzeugmaschinen<br />
bewegte sich 2013 auf<br />
hohem Niveau seitwärts bis<br />
leicht rückläufig. Da gleichzeitig<br />
in Japan <strong>der</strong> Markt einbrach,<br />
stieg Südkorea zum viertgrößten<br />
Markt für diese Maschinen<br />
auf. Deutsche Anbieter konnten<br />
2013 ihre Marktanteile in Südkorea<br />
erhöhen. Die Inlandsproduktion<br />
fiel jedoch. Für 2014<br />
sind die Anbieter sowohl für das<br />
Inland als auch für den Export<br />
optimistisch.<br />
Der Werkzeugmaschinenverbrauch<br />
in Südkorea sank 2013<br />
nach Schätzungen <strong>der</strong> Korea Machine<br />
Tool Manufacturers’ Association<br />
(KOMMA) vom Januar 2014<br />
das zweite Jahr in Folge auf etwa<br />
5,0 Billionen Won (3,4 Mrd. Euro;<br />
1 Euro = 1468 Won, Mittelwert Jan.<br />
- März 2014). Vom Rückgang waren<br />
heimische Hersteller stärker<br />
betroffen als Importeure.<br />
Insgesamt bleibt <strong>der</strong> vor allem<br />
in den Jahren 2010 und 2011 stark<br />
gewachsene Markt dennoch groß.<br />
Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens<br />
Gardner<br />
Publications stieg <strong>der</strong> Verbrauch<br />
in US-Dollar gerechnet 2013 sogar<br />
minimal. Damit stieg Südkorea<br />
bei diesem Indikator zum weltweit<br />
viertgrößten Verbraucher von<br />
Werkzeugmaschinen nach <strong>der</strong> VR<br />
China, den USA und Deutschland<br />
auf und zog an Japan vorbei. Beim<br />
Pro-Kopf-Verbrauch belegte das<br />
<strong>Land</strong> laut Gardner weltweit Rang<br />
zwei nach <strong>der</strong> Schweiz und knapp<br />
vor Deutschland. Gleichzeitig war<br />
Südkorea im internationalen Vergleich<br />
<strong>der</strong> fünftgrößte Exporteur<br />
von Werkzeugmaschinen.<br />
Der Branchenverband KOMMA<br />
ist für 2014 optimistisch und prognostiziert<br />
ein Wachstum des Verbrauchs<br />
um knapp 10% gegenüber<br />
dem Vorjahr und eine noch stärkere<br />
Zunahme <strong>der</strong> Ex- und Importe.<br />
Der Prognose liegt die Annahme<br />
eines Anstiegs <strong>der</strong> Ausrüstungsinvestitionen<br />
um 5,5% zugrunde.<br />
Dabei soll im Inland vor allem die<br />
Nachfrage aus <strong>der</strong> IT-Branche zulegen.<br />
Darüber hinaus rechnet <strong>der</strong><br />
Verband mit einem leichten Plus<br />
bei den Abnehmern aus <strong>der</strong> Kfz-<br />
Industrie. Die Auftragseingänge<br />
bei den Verbandsmitglie<strong>der</strong>n stie-<br />
28
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Werkzeugmaschinenmarkt Südkorea<br />
2012 2013 2014 Verän<strong>der</strong>ung<br />
2013/12<br />
Produktion (in Mrd. Won) 6.424 5.810 6.380 -9,6%<br />
Export (in Mio. US$) 2.551 2.210 2.500 -13,3%<br />
Import (in Mio. US$) 1.492 1.425 1.600 -4,5%<br />
Binnenbedarf *) (in Mrd. Won) 5.232 4.952 5.428 -5,4%<br />
Hinweis: Die Verän<strong>der</strong>ung bezieht sich auf 2013 gegenüber 2012, da die Werte für 2014<br />
Prognosen sind.<br />
*) Berechnet als Produktion minus Export plus Import<br />
2013: Schätzung vom Jan. 2014; 2014: Prognose von KOMMA<br />
Wechselkurs: 1 Euro = 1468 Won als Mittelkurs Jan. - März 2014<br />
Quelle: KOMMA<br />
gen 2013 um 5,5% auf 3,7 Billionen<br />
Won, darunter aus dem Ausland<br />
um 8,1% auf 1,93 Milliarden Won<br />
und aus dem Inland um 2,3% auf<br />
1,77 Billionen Won.<br />
Unter den Abnehmerbrachen<br />
im Inland bestellten vor allem die<br />
Elektrotechnik/Elektronik (+49,3%<br />
auf 210 Mrd. Won), <strong>der</strong> Schiffbau<br />
(+28,0% auf 105 Mrd. Won) und<br />
<strong>der</strong> Maschinenbau einschließlich<br />
des Präzisionsmaschinenbaus<br />
(+12,1% auf 366 Mrd. Won) deutlich<br />
mehr als im Vorjahr. Dagegen<br />
schrumpfte die Nachfrage<br />
<strong>der</strong> Kfz-Industrie um 5,1% auf 592<br />
Milliarden Won, <strong>der</strong> metallverarbeitenden<br />
Industrie um 11,5% auf<br />
162 Milliarden Won und <strong>der</strong> Stahlund<br />
Nichteisenmetallindustrie<br />
um 17,3% auf 127 Milliarden Won.<br />
Die Einfuhren sanken 2013 laut<br />
Außenhandelsstatistik um 1,1%<br />
gegenüber dem Vorjahr auf 1,9<br />
Milliarden US$. Deutsche Anbieter<br />
konnten dagegen ihre Lieferungen<br />
um 28,5% auf 396,7 Millionen<br />
US$ steigern. Die Einfuhren<br />
kompletter Maschinen wuchsen<br />
um mehr als 50%, während die<br />
Einfuhr von Teilen und Zubehör<br />
um mehr als 10% fiel. Der Importmarktanteil<br />
deutscher Anbieter<br />
stieg auf 20,6% (Vorjahr: 15,8%).<br />
Wichtigstes Lieferland blieb trotz<br />
eines Rückgangs um 16,7% Japan<br />
mit einem Anteil von 38,3%. Auf<br />
Japan und Deutschland folgten<br />
die Schweiz (8,3%; +24,5%), China<br />
(7,9%; +7,3%), Taiwan (6,1%; -3,9%),<br />
die USA (4,8%; +10,7%) und Italien<br />
(3,2%; -34,4%).<br />
Die Mitgliedsunternehmen<br />
<strong>der</strong> KOMMA produzierten 2013<br />
Werkzeugmaschinen im Wert von<br />
3,1 Billionen Won (-10,8% gegenüber<br />
2012). Spanende Maschinen<br />
hielten daran einen Anteil von<br />
88,4%. Fast alle davon sind numerisch<br />
gesteuerte (NC) Maschinen.<br />
NC-Drehmaschinen (1,2 Bill. Won,<br />
-8,9%) waren das größte Segment.<br />
Dahinter folgten Bearbeitungszentren<br />
mit 1,0 Billionen Won (ebenfalls<br />
-8,9%). Der Produktionswert<br />
bei umformenden Werkzeugmaschinen<br />
erreichte 360 Milliarden<br />
Won (-8,6%).<br />
Südkorea bleibt auch in den<br />
kommenden Jahren einer <strong>der</strong><br />
wichtigsten Werkzeugmaschinenmärkte<br />
weltweit. Die Industrie des<br />
<strong>Land</strong>es hat die aufstrebende chinesische<br />
Konkurrenz im Nacken<br />
und muss stets technologisch<br />
nachrüsten, um nicht den Vorsprung<br />
zu verlieren. Deshalb eröffnen<br />
sich deutschen Anbietern<br />
gute geschäftliche Möglichkeiten<br />
auf dem koreanischen Markt.<br />
Deutsche Maschinen haben dabei<br />
gute Chancen, denn für koreanische<br />
Käufer ist die Qualität<br />
des Maschinenparks auch ein Argument<br />
gegenüber den Käufern<br />
ihrer Produkte, dass sie in hoher<br />
Qualität zu liefern imstande sind.<br />
Die japanische Konkurrenz<br />
dürfte auch 2014 vom schwachen<br />
Yen profitieren. Deutschen Anbietern<br />
hilft dagegen das Freihandelsabkommen<br />
zwischen <strong>der</strong> EU und<br />
Südkorea, das seit Juli 2011 angewendet<br />
wird. Dadurch ist für viele<br />
Produkte <strong>der</strong> Importzoll von 8%<br />
entfallen. Dazu zählen Drehmaschinen,<br />
spanabhebende Maschinen,<br />
Schleif- und Honmaschinen,<br />
Hobelmaschinen und Pressen.<br />
Spätestens ab Juli 2018 können alle<br />
Maschinen mit Ursprung in <strong>der</strong><br />
EU zollfrei eingeführt werden.<br />
Die koreanischen Exporte von<br />
Werkzeugmaschinen sanken 2013<br />
um 9,1% auf 2,7 Milliarden US$.<br />
Zu den wichtigsten Abnehmern<br />
zählen China (727 Mio. US$, -<br />
14,4%), die USA (508 Mio. US$,<br />
-6,9%), die EU (436,0 Mio. US$;<br />
+3,3%), die ASEAN-Län<strong>der</strong> (329,0<br />
Mio. US$, +7,1%), Indien (163,5 Mio.<br />
US$, -27,0%) und Japan (142,3 Mio.<br />
+5,4%). Nach Deutschland lieferte<br />
Südkorea Werkzeugmaschinen<br />
und -Teile im Wert von 162,3 Millionen<br />
US$ (+12,2%).<br />
Die wichtigste heimische Messe<br />
<strong>der</strong> Branche ist die alle zwei Jahre<br />
stattfindende “Seoul International<br />
Machine Tool Show” (SIMTOS,<br />
www.simtos.org). Die nächste<br />
Ausstellung findet im April 2016<br />
im KINTEX-Ausstellungsgelände<br />
in Seoul statt. Im Rahmen des<br />
Auslandsmesseprogramms des<br />
Bundes för<strong>der</strong>t das Bundeswirtschaftministerium<br />
deutsche Firmen<br />
bei <strong>der</strong> Messebeteiligung. <br />
Fortsetzung Tabelle auf<br />
<strong>der</strong> nächsten Seite.<br />
29
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Korea: Importe von Werkzeugmaschinen<br />
HS-Pos. Produktgruppe 2012<br />
[Mio. US$]<br />
8456 Maschinen (u.a. Laser) zum<br />
Abtragen von Stoffen aller Art<br />
2013<br />
[Mio. US$]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
2013/12<br />
2013: aus<br />
Deutschland<br />
[Mio. US$]<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
2013/12<br />
337,3 388,0 15,0% 60,5 125,1%<br />
8457 Bearbeitungszentren 262,4 256,2 -2,3% 46,4 83,2%<br />
8458 Drehmaschinen 137,0 128,1 -6,5% 12,7 67,1%<br />
8459 Spanabhebende Werkzeugmaschinen<br />
107,3 127,2 18,5% 26,6 19,0%<br />
8460 Schleif- und Honmaschinen 217,6 205,5 -5,6% 27,7 -1,0%<br />
8461 Hobelmaschinen 123,7 136,8 10,6% 68,9 39,6%<br />
8462 Pressen 240,5 232,6 -3,3% 42,5 64,7%<br />
8463 An<strong>der</strong>e Maschinen zur spanlosen<br />
Metallbe- und verarbeitung<br />
49,7 32,0 -34,2% 11,2 10,4%<br />
8466 Teile und Zubehör 473,4 420,5 -11,2% 100,3 -11,4%<br />
Insgesamt 1.947,8 1.926,8 -1,1% 396,7 28,5%<br />
Quelle: Koreanische Zollstatistik, Kotis<br />
Riesige Roboter-Krabbe<br />
erkundet Meerestiefen<br />
Von Markus Steiner, Pressetext<br />
Wien. Wenn es um die Erkundung<br />
unbekannter Meerestiefen<br />
geht, können Wissenschaftler<br />
und Hobby-Schatzsucher bald<br />
auf tatkräftige technologische<br />
Unterstützung setzen. Mit dem<br />
“Crabster CR200” hat das Korean<br />
Institute of Ocean Science<br />
and Technology (KIOST) nämlich<br />
einen neuartigen Roboter<br />
vorgestellt, <strong>der</strong> speziell für den<br />
Einsatz in den gefährlichsten<br />
und tiefsten Meeresregionen<br />
entwickelt worden ist.<br />
Die Konstruktion des Ungetüms,<br />
das über eine halbe Tonne<br />
auf die Waage bringt und mit<br />
insgesamt sechs motorisierten<br />
Beinen ausgestattet ist, orientiert<br />
sich dabei am natürlichen Vorbild<br />
von Krabben. Diese können auch<br />
den stärksten und gefährlichsten<br />
Unterwasserströmungen standhalten,<br />
um sich ungehin<strong>der</strong>t über<br />
den Meeresboden zu bewegen.<br />
“Mit dem CR200 wird es möglich<br />
sein, die Vermessung des<br />
Meeresbodens, die Suche und<br />
Inspektion von<br />
S c h i f f s w rac k s,<br />
Pipelines sowie<br />
Ökosystemen und<br />
<strong>der</strong>en Verschmutzung<br />
bis zu einer<br />
Tiefe von 200<br />
Metern durchzuführen”,<br />
erklärt<br />
Projektleiter Bong<br />
Huan Jun gegenüber<br />
CNN. Der<br />
Roboter könnte<br />
somit nicht nur die ‘’CR200’’ bei einem Testlauf<br />
Arbeit von Tauchern<br />
erleichtern, son<strong>der</strong>n ihnen<br />
diese in beson<strong>der</strong>s gefährlichen<br />
Regionen sogar vollständig abnehmen.<br />
“Er könnte aber auch helfen,<br />
Ressourcen aufzuspüren, die sich<br />
unter <strong>der</strong> Meeresoberfläche verstecken,<br />
verschiedene Abbauarbeiten<br />
durchzuführen o<strong>der</strong> etwa<br />
Maßnahmen gegen drohende Ölkatastrophen<br />
zu ergreifen”, zeigt<br />
sich <strong>der</strong> Forscher vom vielseitigen<br />
Anwendungspotenzial seiner Erfindung<br />
überzeugt.<br />
“Der Einsatz von Robotern im<br />
Meer ist vollkommen berechtigt,<br />
da die Unterwasserwelt nicht zum<br />
Lebensraum <strong>der</strong> Menschen zählt<br />
und für ihn rasch gefährdend<br />
sein kann”, meint Meeresbiologe<br />
Michael Stachowitsch vom Department<br />
of Limnology and Oceanography<br />
<strong>der</strong> Universität Wien.<br />
Angesichts <strong>der</strong> enormen Größe<br />
des CR200 hat <strong>der</strong> Wissenschaftler<br />
aber auch seine Bedenken, was<br />
die Sinnhaftigkeit seines Einsatzes<br />
betrifft: “Wenn es um das Abfahren<br />
des Meeresbodens geht, ist die<br />
30<br />
Korean Institute of Ocean Science and Technology
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Son<strong>der</strong>angebot<br />
"Wirtschaft in Thailand 2014" und<br />
"Wirtschaft in den USA 2014" - zusammen<br />
€ 89,00 (statt € 128,00)<br />
Bestellen, Infos und Katalog<br />
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Größe <strong>der</strong> Roboter entscheidend.<br />
Bei empfindlichen Böden und ihren<br />
Lebensgemeinschaften können<br />
schwere Geräte viel Schaden<br />
anrichten”, so Stachowitsch.<br />
Roboter-Koloss<br />
Die Kollegen aus Korea scheinen<br />
diesbezüglich allerdings keine Bedenken<br />
zu haben. Ihr “Krabben-<br />
Roboter” schafft es schließlich auf<br />
eine Gesamtlänge und -breite von<br />
jeweils 2,40 Metern bei einer Höhe<br />
von 1,30 Metern. In aufrechter<br />
Standposition werden sogar 1,80<br />
Meter Luftstand erreicht. Das Gesamtgewicht<br />
bei voller Traglast<br />
wird mit rund 650 Kilogramm<br />
angegeben. Die Bewegung des<br />
Kolosses erfolgt über sechs Roboterbeine,<br />
die jedes für sich mit<br />
30 Motoren bestückt sind. Diese<br />
ermöglichen ihm eine kontinuierliche<br />
Anpassung an die sich ständig<br />
än<strong>der</strong>nden Strömungsstärken<br />
und Oberflächenbeschaffenheiten<br />
des Meeresbodens. Um diesen genauer<br />
untersuchen zu können, hat<br />
<strong>der</strong> CR200 sowohl Sonar als auch<br />
Videokameras an Bord.<br />
“Unsere Maschine hat in ersten<br />
Tests sehr gut abgeschnitten, wird<br />
aber ständig weiterentwickelt und<br />
modifiziert”, erläutert Projektleiter<br />
Bong Huan Jun. Eines <strong>der</strong><br />
gegenwärtigen Hauptprobleme<br />
stelle noch die relativ niedrige Bewegungsgeschwindigkeit<br />
von nur<br />
knapp zehn Zentimeter pro Sekunde<br />
dar. “Wir werden die Software<br />
updaten, um eine stabilere<br />
und schnellere Bewegung zu erreichen”,<br />
kündigt <strong>der</strong> Forscher seine<br />
nächsten Schritte an. <br />
Myanmars Nahrungsmittelsektor<br />
weckt Investoreninteresse<br />
Von Waldemar Duscha<br />
Bangkok (gtai). Myanmars<br />
Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie<br />
gehört mit zu den interessantesten<br />
potenziellen Fel<strong>der</strong>n<br />
für Direktinvestitionen und<br />
Kooperationen. Mehrere führende<br />
Weltkonzerne hegen bereits<br />
umfangreiche Investitionspläne.<br />
Für den deutschen Maschinenbau<br />
ergeben sich Absatzchancen<br />
für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen,<br />
während<br />
auch die Beratung über EU-Standards<br />
im Hinblick auf Qualität<br />
und Sicherheit ein wichtiges Aktionsfeld<br />
bildet.<br />
Das warenproduzierende Gewerbe<br />
erwirtschaftet in Myanmar<br />
Es fehlen mo<strong>der</strong>ne<br />
Maschinen wie auch die<br />
Expertise über mo<strong>der</strong>ne<br />
Anbaumethoden und<br />
Ertragssteigerungen<br />
rund 22% des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) und steht damit an<br />
dritter Stelle hinter <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
(41%) und dem Dienstleistungssektor<br />
(37%). Zum Großteil<br />
basiert die Produktion auf natürlichen<br />
und agrarischen Ressourcen<br />
und ist zu 92% in privater<br />
Hand. Der Zweig Nahrungsmittel<br />
& Getränke (N&G) behauptet gewichtige<br />
64% <strong>der</strong> Warenproduktion.<br />
Dies reflektiert sich in <strong>der</strong><br />
Verbandslandschaft mit insgesamt<br />
elf verschiedenen Business<br />
Associations für Agrarprodukte,<br />
Viehzucht, Fischwirtschaft und<br />
Verarbeitung.<br />
Myanmar verfügt über ein reiches<br />
Potenzial an agrarischen Anbauflächen,<br />
nur fehlen mo<strong>der</strong>ne<br />
Maschinen wie auch die Expertise<br />
über mo<strong>der</strong>ne Anbaumethoden<br />
und Ertragssteigerungen. Laut<br />
<strong>der</strong> Myanmar Food Processors<br />
and Exporters Association (MF-<br />
PEA) müssen die meisten Verarbeitungsbetriebe<br />
dringend mo<strong>der</strong>nisiert<br />
werden. Das jährliche<br />
Wachstum dürfte analog zur Entwicklung<br />
des Bruttoinlandsprodukts<br />
zwischen 6 bis 7% erreichen<br />
- getragen vom Engagement ausländischer<br />
Unternehmen und dem<br />
beträchtlichen Exportpotential.<br />
Von etwa 38.700 produzierenden<br />
Unternehmen entfallen<br />
31
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
knapp 26.000 auf den N&G-Zweig,<br />
darunter 1.778 große mit über 100<br />
und 3.683 mittlere Betriebe mit 51<br />
bis 100 Beschäftigten. Regional<br />
konzentrieren sich die meisten<br />
Unternehmen auf die größeren<br />
Industriezonen in Yangon, Mandalay,<br />
Bago, Sagaing, Magway,<br />
Ayerwady, Shan, Mon und Taninthary.<br />
Strukturiert nach Produktarten<br />
liegen die Schwerpunkte<br />
im Raum Yangon mit insgesamt<br />
485 Betrieben bei Backwaren<br />
(142), Kühleis (63), Teigwaren (53),<br />
Trinkwasser (34), Getränken (22),<br />
Bier & Alkohol (26), Speiseöl (16)<br />
und Marmeladen (16).<br />
Laut <strong>der</strong> Investitionsagentur<br />
DICA sind in <strong>der</strong> Vieh- und<br />
Fischwirtschaft 26 Auslandsunternehmen<br />
mit einem Investment<br />
von 347 Millionen US$ aktiv - in<br />
<strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft weitere zwölf<br />
mit 192 Millionen US$ (November<br />
2013). Als aussichtsreiche Fel<strong>der</strong><br />
für Neuinvestitionen nannte<br />
die MFPEA Zweige wie Speiseöl,<br />
Fruchtsäfte, Milch (pasteurisiert,<br />
kondensiert, vaporisiert), Joghurt<br />
sowie dehydrierten Gemüse und<br />
diverse Snack-Nahrungsmittel für<br />
den Export. Die im <strong>Land</strong>e kultivierten<br />
Ölsaaten gelten in Qualität<br />
und Ertrag als unzureichend, was<br />
die Errichtung größerer Palmölplantagen<br />
sowohl für den Inlandsmarkt<br />
wie auch den Export<br />
reizvoll mache.<br />
Multinationale Unternehmen<br />
Zu den prominenteren Markteintritten<br />
zählen <strong>der</strong> schweizerische<br />
Handelsriese Nestlé und<br />
<strong>der</strong> britisch-holländische Großkonzern<br />
Unilever, letzterer mit<br />
einem Investitionsplan von 500<br />
Millionen Euro über die kommenden<br />
zehn Jahre. Die japanische<br />
Megumi No Sato will Früchte und<br />
Gemüse im Joint Venture mit <strong>der</strong><br />
City Mart Holding Company produzieren,<br />
<strong>der</strong> größten Einzelhandelskette<br />
des <strong>Land</strong>es.<br />
Bedeutende Investitionen im<br />
Getränkezweig planen Coca-Cola<br />
(200 Mio. US$), Heineken (60 Mio.<br />
US$) und Carlsberg (50 Mio. US$).<br />
PepsiCo vereinbarte eine Vertriebspartnerschaft<br />
mit Diamond<br />
Star für die Marken Pepsi-Cola,<br />
7-Up und Mirinda. Zur Geschäftspalette<br />
von Diamond Star (Import<br />
und Export) gehören beispielsweise<br />
Weizenmehlprodukte, Düngemittel<br />
<strong>der</strong> Marke Amo, Instantkaffee<br />
und Arzneimittel. PepsiCo<br />
erwägt zudem auch Investitionen<br />
in <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft und Warenproduktion.<br />
Von allen Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />
dürfte Thailand aufgrund des<br />
Vorsprungs in Technologie, Produktbreite<br />
und Marketing ein<br />
beson<strong>der</strong>es Interesse am neuen<br />
Wachstumsmarkt Myanmar haben.<br />
Thailand ist insgesamt gesehen<br />
<strong>der</strong> zweitgrößte Investor mit<br />
69 Projekten und einem Investitionswert<br />
von 10,0 Milliarden US$<br />
(23%) hinter <strong>der</strong> VR<br />
China mit 53 Projekten<br />
und 14,2 Milliarden<br />
US$ (32%).<br />
Generell geht die<br />
Erwartung dahin,<br />
dass die gesamte<br />
Greater Mekong<br />
Subregion (GMS)<br />
im Rahmen <strong>der</strong><br />
vollen Integration<br />
<strong>der</strong> ASEAN ab 2016<br />
einen Aufschwung<br />
erfahren wird.<br />
<strong>Land</strong>wirt in Bagan, Myanmar<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Thailands führendes<br />
Agroindustrie-Konglomerat<br />
Charoen Pokphand Foods (CPF)<br />
möchte in den kommenden drei<br />
Jahren 550 Millionen US$ in Myanmar<br />
investieren. Im Fokus<br />
stehen Mais- und Reisfarmen,<br />
Maissamen, Reismühlen sowie<br />
Fleischverarbeitungsanlagen. CPF<br />
ist nach eigenen Angaben bereits<br />
seit 1996 in Myanmar aktiv mit<br />
einem Investitionsvolumen von<br />
bisher rund 150 Millionen US$.<br />
Thai President Foods kündigte<br />
eine zweite Fabrik für Instantnudeln<br />
und ein Biogasprojekt an.<br />
Auch die kanadische Eiscrememarke<br />
Swensen’s unter <strong>der</strong> Lizenz<br />
<strong>der</strong> thailändischen Minor Food<br />
Group expandiert.<br />
Die thailändische Saha Pathana<br />
Inter Holding Group (Sahaphat)<br />
will rund 50 Millionen Euro in<br />
einen neuen Industriepark investieren.<br />
Dem auf diverse Konsumgüter<br />
ausgerichteten Konglomerat<br />
schwebt hier eine Kapazität von<br />
rund 100 Fabriken vor, die hauptsächlich<br />
Bekleidung, Kosmetika<br />
und Nahrungsmittel produzieren.<br />
Die Khon Kaen Sugar Industry<br />
erwägt Investitionen bis zu<br />
100 Millionen US$ in Myanmars<br />
Zuckerplantagen. Der Bierkonzern<br />
Singha hegt Pläne für eine<br />
Brauereianlage mit 80 Millionen<br />
bis 100 Millionen Litern Jahreskapazität<br />
verlauten, welche auch in<br />
die VR China exportieren könnte.<br />
Im Außenhandel besitzt Myanmar<br />
unumstrittenes Potenzial. So<br />
machte die EU im April 2013 mit<br />
<strong>der</strong> Abschaffung <strong>der</strong> Sanktionen<br />
den Weg frei für die Einstufung<br />
in das Generalized System of Preferences<br />
(GSP), das Myanmar zollund<br />
quotenfreie Einfuhren in die<br />
EU gewährt. Europas umfangreiches<br />
System von Normen und<br />
Standards dürfte hier allerdings<br />
einige Barrieren bieten und intensive<br />
Beratungen erfor<strong>der</strong>n. <br />
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32<br />
Somphet Boonlakhon
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Pakistan: neue Textilmaschinen<br />
gefragt<br />
<strong>Land</strong> will weg vom Export einfacher Stoffe und Garne;<br />
Textil-Gewinne gestiegen<br />
Von Ulrich Binkert<br />
Bonn (gtai). Mit neuen Investitionen<br />
möchte Pakistans Textilindustrie<br />
ihre Fertigungstiefe<br />
erhöhen. Zu viel <strong>der</strong> Baumwolle<br />
heimischer Fel<strong>der</strong> landet noch als<br />
Vorprodukt bei ausländischen<br />
Herstellern, die damit auf dem<br />
Weltmarkt Erfolg haben. Gefragt<br />
sind beson<strong>der</strong>s Maschinen für<br />
die Veredelung von Stoffen und<br />
Herstellung von Kleidung, zudem<br />
mehr neue statt gebrauchter<br />
Technik. Deutsche Maschinenbauer<br />
sind gut im Geschäft und<br />
konnten ihre Lieferungen zuletzt<br />
deutlich steigern.<br />
Beson<strong>der</strong>s dynamisch wird die<br />
Nachfrage in nächster Zeit voraussichtlich<br />
bei Textil-Druckmaschinen<br />
sowie Färbereimaschinen,<br />
Spannrahmen und an<strong>der</strong>er<br />
Veredelungstechnik sein. Marktbeobachter<br />
erwarten schon in<br />
diesem Jahr und verstärkt 2015<br />
zweistellige Wachstumsraten für<br />
solche Anlagen, mit <strong>der</strong> sich Stoffe<br />
fertigstellen lassen. So gebe es einen<br />
großen Bedarf, mehr gewirkte<br />
Ware etwa für T-Shirts zu färben.<br />
Ein regelrechter Verkäufermarkt<br />
herrsche bei Industrienähmaschinen<br />
und an<strong>der</strong>er Technik zur Herstellung<br />
von Bekleidung, ein Segment<br />
allerdings, in dem deutsche<br />
Anbieter wenig vertreten sind.<br />
Relativ gut ausgestattet sind<br />
bereits die Spinnereien, die im<br />
Maschinenmarkt die wichtigste<br />
Käufergruppe bilden. Sie investieren<br />
den Erwartungen zufolge in<br />
nächster Zeit eher zurückhaltend<br />
in die Garnproduktion. Geplant<br />
sei generell eine Umstellung auf<br />
feinere Qualität für Bekleidungsstoffe,<br />
doch dafür müssten die<br />
vorhandenen Maschinen lediglich<br />
mit geringem Aufwand angepasst<br />
werden. Positiver werden die Absatzchancen<br />
für Web- und Strickmaschinen<br />
eingeschätzt.<br />
Daneben gibt es einen Trend zu<br />
neuem und besserem Gerät. “Zwei<br />
Kunden, die davor immer nur gebrauchte<br />
Technik beschafft hatten,<br />
verkaufte ich zuletzt Neumaschinen<br />
aus Deutschland”, berichtet<br />
ein Vertreter. Mehr Produzenten<br />
machten sich bewusst, dass sie<br />
die höheren Anschaffungskosten<br />
durch niedrigere Ausgaben<br />
für Strom und Instandhaltung<br />
wie<strong>der</strong> hereinholten. Wegen <strong>der</strong><br />
zunehmenden Wasserknappheit<br />
Textilindustrie: 53% <strong>der</strong><br />
Exporte und 40% <strong>der</strong><br />
industriellen Arbeitsplätze<br />
wird die Branche demnach auch<br />
mehr Geld für die Aufbereitung<br />
von Abwasser ausgeben. Zudem<br />
setze sich bei den Herstellern aufgrund<br />
<strong>der</strong> häufigen Stromausfälle<br />
<strong>der</strong> Trend fort, selber Kraftwerke<br />
einzurichten und überschüssige<br />
Elektrizität ins öffentliche Netz<br />
einzuspeisen.<br />
Pakistans Textilindustrie will<br />
mehr textile Wertschöpfung im<br />
<strong>Land</strong> behalten und braucht dafür<br />
Maschinen. Das <strong>Land</strong> erntet weltweit<br />
zwar am viertmeisten Baumwolle,<br />
produziert und exportiert<br />
daraus bisher aber vorwiegend<br />
einfache Produkte. Lediglich gut<br />
die Hälfte <strong>der</strong> gesamten Textilausfuhren<br />
von 13 Milliarden US$ im<br />
Fiskaljahr 2012/13 (Juli bis Juni)<br />
bestand aus Bekleidung und an<strong>der</strong>en<br />
verarbeiteten Produkten.<br />
Dabei entfiel insgesamt schon<br />
ein Fünftel auf - relativ einfache<br />
- Handtücher und Bettwäsche.<br />
Jeweils rund ein weiteres Fünftel<br />
<strong>der</strong> Exporteinnahmen kamen von<br />
Baumwollgarn und -stoffen, die<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
bisher überdies recht einfacher Art<br />
sind: Etwa 70% des produzierten<br />
Garns ist von mittlerer o<strong>der</strong> rauer<br />
Qualität, während 55% <strong>der</strong> Stoffe<br />
gänzlich unbehandelt sind (grey<br />
cloth). Diese Erzeugnisse gehen<br />
als Vorprodukte nach China,<br />
Bangladesch und an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>,<br />
wo daraus Kleidung und an<strong>der</strong>e<br />
Fertigtextilien für den Weltmarkt<br />
entstehen.<br />
Neue Exportchancen<br />
Die Bekleidungsproduzenten<br />
sehen nun bessere Absatzchancen<br />
im Ausland, weil die Kosten<br />
<strong>der</strong> Konkurrenz steigen: Nach den<br />
Fabrikkatastrophen beim Haupt-<br />
Konkurrenten Bangladesch steigen<br />
dort Löhne und Arbeitsstandards;<br />
internationale Einkaufsmanager<br />
suchen ohnehin nach Alternativen<br />
für das <strong>Land</strong>, das lei<strong>der</strong>bei westlichen<br />
Verbrauchern ein Imageproblem<br />
hat. Bisher kostet Arbeit in<br />
Bangladeschs Textilindustrie nach<br />
einer Zusammenstellung im “Pakistan<br />
Textile Journal” (PTJ) noch<br />
deutlich weniger, Kambodscha<br />
liegt etwa gleichauf mit Pakistan,<br />
während Indien und beson<strong>der</strong>s<br />
China teurer sind. Die Weltfabrik<br />
China hat generell mit hohen Kostensteigerungen<br />
zu tun und möchte<br />
weg vom Export arbeitsintensiv<br />
herzustellen<strong>der</strong> Bekleidung.<br />
Außerdem hat Pakistan seit<br />
Anfang 2014 einen besseren<br />
Marktzugang zur EU: Durch den<br />
zuerkannten GSP Plus Status (Generalised<br />
System of Preferences)<br />
für pakistanische Waren hofft die<br />
Regierung auf zusätzliche Branchenexporte<br />
von jährlich einer<br />
Milliarde US$. Von den gesamten<br />
Bekleidungsausfuhren von 1,8<br />
Milliarden US$ im vergangenen<br />
Fiskaljahr gingen knapp zwei<br />
Drittel in die EU und 26% in die<br />
USA.<br />
Gleichzeitig steht die Branche<br />
aber auch unter Absatzdruck. Die<br />
Spinnereien sitzen auf Überkapazitäten,<br />
seitdem <strong>der</strong> Hauptabnehmer<br />
China große Lager aufgebaut<br />
hat und weniger Garn kauft. Die<br />
Produzenten suchen deshalb neue<br />
Auslandsmärkte, zwecks Weiterverarbeitung<br />
im eigenen Haus er-<br />
33
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
wägen sie aber auch verstärkt den<br />
Kauf von Strick- und Webmaschinen<br />
sowie Veredelungstechnik.<br />
Die Branche kann sich Investitionen<br />
leisten, “die sitzen auf<br />
einem Berg von Cash”, formuliert<br />
es ein Beobachter. Der Preis pro<br />
exportiertem Bekleidungsstück<br />
ist seit 2010 deutlich gestiegen,<br />
bei Garn hat - nach einem Preissprung<br />
2010/11 - beson<strong>der</strong>s die<br />
Ausfuhrmenge angezogen.<br />
Kapital kommt auch von<br />
außen. Die Textilgiganten<br />
Chinas gehen angesichts<br />
steigen<strong>der</strong> heimischer Kosten<br />
ins Ausland und haben<br />
dabei auch das politisch traditionell<br />
befreundete Pakistan in<br />
den Blick genommen. So kündigte<br />
Shandong Ruyi im Dezember 2013<br />
die Mehrheitsübernahme von<br />
Mansoor Textiles in Faisalabad<br />
an, wobei eine Bestätigung über<br />
den Vollzug <strong>der</strong> Transaktion nicht<br />
zu bekommen war. Umgekehrt<br />
diversifizieren allerdings auch Pakistans<br />
Textilgruppen. Sie haben<br />
etwa in Bangladesch investiert<br />
und steigen nach PTJ-Beobachtung<br />
in Branchen wie Energie und<br />
Grundbesitz ein, wo sie offenbar<br />
längerfristig höhere Margen erwarten.<br />
Unklar bleibt die Bedeutung von<br />
neuen Textilclustern. Dort wollen<br />
die Behörden durch Incentives für<br />
die Privatwirtschaft die Branche<br />
för<strong>der</strong>n und hoffen namentlich<br />
auf große Investitionen aus China.<br />
Die Regierung beschloss bereits in<br />
Regierung “Trade Policy 2003-04”:<br />
Neue Textilcluster in Karachi, Lahore<br />
und Faisalabad und Garment City<br />
in Karachi<br />
ihrer “Trade Policy 2003-04” die<br />
Einrichtung von “Garment Cities”<br />
in Karachi, Lahore und Faisalabad.<br />
Geplant sind ferner in Karachi<br />
ein Textilindustriepark und eine<br />
“Textilstadt” im Hafen Qasim sowie<br />
Son<strong>der</strong>wirtschaftszonen. Die<br />
Behörden verkaufen in diesen Gebieten<br />
vergünstigt <strong>Land</strong> und gewähren<br />
Steuernachlässe etwa für<br />
die Exportverarbeitung. Relativ<br />
weit fortgeschritten ist Branchenbeobachtern<br />
zufolge die Garment<br />
City in Karachi, aber selbst dort<br />
seien Fabriken erst im Bau und<br />
produziere noch niemand.<br />
Das große Fragezeichen hinter<br />
<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Textilindustrie<br />
bleiben die schwierigen Rahmenbedingen.<br />
Wie sicher ist das<br />
<strong>Land</strong>, wie funktionieren Staat,<br />
Verwaltung und Energieversorgung?<br />
Gerade Bekleidungshersteller<br />
werden kaum Folgeaufträge<br />
erhalten, wenn<br />
Nähmaschinen stehen bleiben<br />
und Termine im schnelllebigen<br />
Modegeschäft reißen.<br />
Wegen Strom- und Gasmangels<br />
muss die Branche nach<br />
Angaben des PTJ im Weihnachtsgeschäft<br />
jeden zweiten Auftrag<br />
ablehnen, und 2012 sei deshalb<br />
rund ein Sechstel <strong>der</strong> Exportaufträge<br />
nach Bangladesch, Indien<br />
und Sri Lanka abgewan<strong>der</strong>t. Die<br />
Exportchancen hängen auch vom<br />
internationalen Geschäftsumfeld<br />
ab, ob also etwa die Türkei Zölle<br />
auf pakistanisches Garn erhöht<br />
o<strong>der</strong> Indien seine Bekleidungshersteller<br />
unterstützt.<br />
Pakistan: Importe von Textil- und Le<strong>der</strong>maschinen<br />
SITC Produktbezeichnung 2011<br />
[Mio. US$]<br />
2012<br />
[Mio. US$]<br />
724.4 Maschinen zum Faser-Vorbereiten, Spinnen etc. 238 242<br />
724.41 Maschinen zum Düsenspinnen etc. 52 100<br />
724.43 Maschinen zum Spinnen, Dublieren o<strong>der</strong> Zwirnen von<br />
Spinnstoffen etc.<br />
85 51<br />
724.5 Web-, Strickmaschinen etc. 144 107<br />
724.53 Gimpen-, Tüll-, Spitzenmaschinen etc. 55 53<br />
724.51 Webmaschinen 61 31<br />
724.54 Maschinen zum Vorbereiten von Spinnstoffgarnen 14 13<br />
724.52 Wirk-, Strick- und Nähwirkmaschinen 14 9<br />
724.7 Maschinen zum Färben, Trocknen, Bleichen etc. 45 38<br />
724.6 Hilfsmaschinen und -apparte für SITC 724.4 bis 724.53 25 23<br />
724.3 Nähmaschinen 23 20<br />
724.8 Le<strong>der</strong>maschinen 8 5<br />
724.9 Teile für SITC 724.7 und 775.1 4 4<br />
Textil-und Le<strong>der</strong>maschinen Gesamt<br />
420 450<br />
nach State Bank of Pakistan<br />
Textil-und Le<strong>der</strong>maschinen Gesamt<br />
488 439<br />
nach UN Comtrade<br />
Quellen: State Bank of Pakistan, UN Comtrade<br />
34
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Für die Wirtschaft Pakistans<br />
hat die Textilindustrie große Bedeutung.<br />
Im Fiskaljahr 2012/13<br />
erbrachte sie 53% <strong>der</strong> Exporte<br />
und stellte 40% <strong>der</strong> industriellen<br />
Arbeitsplätze. Um die 40 Unternehmen<br />
sind vertikal integriert,<br />
decken von <strong>der</strong> Faseraufbereitung<br />
bis zum Endprodukt also die gesamte<br />
Textilverarbeitung ab. Der<br />
Statistik zufolge sind 11 Millionen<br />
Spindeln installiert (working<br />
capacity), in den nachgelagerten<br />
Verarbeitungsstufen soll es rund<br />
12.000 Strickmaschinen sowie<br />
etwa 700 Veredelungsbetriebe im<br />
<strong>Land</strong> geben.<br />
Der Markt für Textilmaschinen<br />
hat laut Einfuhrstatistik bereits<br />
2013 deutlich angezogen. Lieferanten<br />
aus Europa und namentlich<br />
Deutschland haben ihre Exporte<br />
nach Pakistan deutlich gesteigert.<br />
Die Bezüge aus Deutschland waren<br />
2013 mit 76 Millionen Euro fast<br />
doppelt so hoch wie noch zwei<br />
Jahre zuvor. Sie stellten nach den<br />
Daten von Eurostat 9% <strong>der</strong> gesamten<br />
deutschen Pakistanausfuhren<br />
und über die Hälfte <strong>der</strong> Branchenexporte<br />
<strong>der</strong> EU nach Pakistan.<br />
Allerdings weichen die Daten <strong>der</strong><br />
einzelnen Quellen voneinan<strong>der</strong><br />
ab, und immerhin 31 Millionen<br />
Euro <strong>der</strong> deutschen Textilmaschinenexporte<br />
2013 stufte Eurostat<br />
als “vertraulich” ein (confidential<br />
trade of SITC group 724).<br />
In Pakistan selbst wird nur relativ<br />
einfaches Gerät hergestellt.<br />
High-End-Technik kommt nach<br />
wie vor überwiegend aus Europa,<br />
während die Konkurrenz aus<br />
China bei einfacheren Maschinen<br />
immer stärker wird. Indische<br />
Maschinenbauer spielen trotz <strong>der</strong><br />
Handelserleichterungen zwischen<br />
den beiden Staaten bisher keine<br />
große Rolle. Als gleichbedeutend<br />
wichtige Messen im <strong>Land</strong> gelten<br />
die jährliche stattfindenden “Textile<br />
Asia” (www.textileasia.com.<br />
pk, 14. bis 16.3.15 in Karachi) und<br />
“Igatex” (www.igatex.pk, 21. bis<br />
24.10.14 in Lahore). Daneben besuchen<br />
pakistanische Kunden auch<br />
die großen internationalen Messen<br />
wie die “Heimtextil” (14. bis<br />
17.1.15 in Frankfurt). <br />
Singapurs Finanzdistrikt: enger Arbeitsmarkt und steigende Lohnkosten<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Arbeitsmarkt, Recht und<br />
Lohnkosten in Singapur<br />
Anziehen<strong>der</strong> Exportsektor und robuster Binnenmarkt lassen<br />
Löhne steigen; Fachkräftemangel hält an<br />
Von Rainer Jaensch<br />
Kuala Lumpur (gtai). In Singapur<br />
hält <strong>der</strong> Druck auf die<br />
Löhne an, weil bei Vollbeschäftigung<br />
und weiter kräftigem Wirtschaftswachstum<br />
auch die Nachfrage<br />
nach Arbeit zulegt.<br />
Hinzu kommt, dass die Regierung<br />
die Schraube beim Zuzug<br />
ausländischer Arbeitskräfte noch<br />
anzieht. Damit sollen die Unternehmen<br />
veranlasst werden, stärker<br />
in eine Erhöhung <strong>der</strong> Produktivität<br />
zu investieren. Für Arbeitgeber<br />
bleibt es somit schwierig, auf dem<br />
nahezu leergefegten Arbeitsmarkt<br />
geeignete Fachkräfte zu finden.<br />
Allgemeines zum<br />
Arbeitsmarkt<br />
Der bereits angespannte Arbeitsmarkt<br />
in Singapur bleibt<br />
weiter unter Druck. Die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> weltwirtschaftlichen<br />
Lage führte im exportorientierten<br />
Stadtstaat bereits 2013 zu einer<br />
Wie<strong>der</strong>belebung des BIP-Wachs-<br />
Singapur: Allgemeine Arbeitsmarktdaten 2013<br />
Bevölkerung<br />
5,4 Mio.<br />
Erwerbspersonen<br />
3,4 Mio.<br />
Erwerbstätige<br />
3,4 Mio.<br />
Arbeitslosenquote (Dez. 2013) 1,8%<br />
Analphabetenquote 3,5%<br />
Universitätsabschluss<br />
31,5%<br />
(Anteil <strong>der</strong> inländischen Erwerbspersonen)<br />
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit<br />
46,2 Stunden<br />
(Dez. 2013)<br />
Daten vom Juni 2013 Quellen: Ministry of Manpower, Department of Statistics<br />
35<br />
Bild: Rieth
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
tums auf 4,1% (Vorjahr: 1,9%). 2014<br />
dürfte angesichts <strong>der</strong> aufgehellten<br />
Weltkonjunktur und einer weiterhin<br />
robusten Binnennachfrage ein<br />
Zuwachs von rund 4% möglich<br />
sein. Hinzu kommt, dass die Regierung<br />
die “Schraube” für den<br />
Zuzug ausländischer Arbeitskräfte<br />
noch etwas weiter anzieht. Der<br />
enge Arbeitsmarkt und steigende<br />
Lohnkosten zählen somit weiterhin<br />
zu den Hauptsorgen <strong>der</strong> Arbeitgeber.<br />
Neben <strong>der</strong> wie<strong>der</strong> anziehenden<br />
Exportwirtschaft bleibt die Binnennachfrage<br />
ein wesentlicher<br />
Wachstumsträger. Zu den robusten<br />
Wirtschaftszweigen zählen<br />
<strong>der</strong> Bausektor, Handel und<br />
Tourismus - alles Sektoren, die beson<strong>der</strong>s<br />
arbeitsintensiv sind. Die<br />
Ende 2013 im Vorjahresvergleich<br />
bei unverän<strong>der</strong>t 1,8% liegende<br />
Arbeitslosenquote soll auch 2014<br />
knapp unter 2% bleiben. Mit dem<br />
steigenden Arbeitskräftebedarf<br />
dürfte <strong>der</strong> Lohnaufwärtsdruck<br />
anhalten.<br />
Hinzu kommt, dass die Regierung<br />
den Zuzug ausländischer<br />
Arbeitskräfte erschwert und verteuert,<br />
so durch höhere Abgaben<br />
für die Arbeitserlaubnis ab 2014.<br />
Diese Maßnahme wird flankiert<br />
durch Anreize für Unternehmen,<br />
die in höhere Produktivität und<br />
Automatisierung investieren.<br />
Ziel dieser Politik ist es, Singapurs<br />
Abhängigkeit von niedrig<br />
qualifizierten Fremdarbeitern<br />
abzubauen. Sie sind vor allem in<br />
arbeitsintensiven Branchen, wie<br />
Bauwirtschaft, Schiffbau und<br />
Gastronomie anzutreffen. Gerade<br />
die genannten Wirtschaftszweige<br />
haben den höchsten Anteil offener<br />
Stellen, die schwer mit lokalen<br />
Kräften zu füllen sind.<br />
Die Bereitschaft <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />
Personal einzustellen, scheint<br />
insgesamt leicht abzunehmen.<br />
Nach einer Umfrage des Personalvermittlers<br />
Hudson im 1. Quartal<br />
2014 waren 39,5% und damit 4,3<br />
Prozentpunkte weniger als im<br />
Vorquartal dazu bereit. Laut einer<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Remuneration<br />
Data Specialists (RDS) planen 2014<br />
nur noch 67% <strong>der</strong> Unternehmen<br />
(Vorjahr: 81%) Neueinstellungen.<br />
Die Achieve Group sieht hingegen<br />
den Anteil <strong>der</strong> Unternehmen,<br />
die im 1. Halbjahr 2014 Personal<br />
einstellen wollen, mit 48% als unverän<strong>der</strong>t<br />
an. Zugenommen hat<br />
laut Befragungen die Bereitschaft<br />
zu Neueinstellungen im Bankenund<br />
Finanzsektor.<br />
Auch 2014 bleibt die Arbeitslosenquote<br />
niedrig. Lag sie im Jahresdurchschnitt<br />
2012 bei 2,0%, notierte<br />
sie ein Jahr später bei 1,9%<br />
und im Dezember 2013 gar bei<br />
1,8%. Ende 2014 dürfte sie ebenso<br />
knapp unter 2% liegen, prognostiziert<br />
die Monetary Authority of<br />
Singapore. Da <strong>der</strong> Arbeitsmarkt<br />
nahezu leergefegt ist, die Nachfrage<br />
aber anhält und die Regierung<br />
den Zustrom von Fremdarbeitern<br />
zügelt, bleibt <strong>der</strong> Faktor Arbeit<br />
knapp und teuer.<br />
Der Kern des Problems liegt in<br />
<strong>der</strong> demografischen Entwicklung,<br />
die bei sinken<strong>der</strong> Geburtenrate<br />
den Stadtstaat zur ältesten Gesellschaft<br />
Südostasiens “ergrauen”<br />
lässt. Kamen 1990 auf 1.000<br />
Einwohner 18,2 Geburten, waren<br />
es 2000 lediglich 13,7 und 2011<br />
nur noch 9,5. Schließlich gebären<br />
Frauen im karrierebewussten Singapur<br />
immer später und immer<br />
weniger Kin<strong>der</strong>. Der Anteil <strong>der</strong><br />
über 65-jährigen, <strong>der</strong> 2013 bei 7,5%<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung (Vorjahr: 7,1%)<br />
lag, kann 2030 mit 23,3% nahezu<br />
ein Viertel <strong>der</strong> Einwohner umfassen.<br />
Ähnlich verschiebt sich <strong>der</strong><br />
Mittelwert des Alters bei den erwerbstätigen<br />
Staatsbürgern. Lag<br />
er 2003 noch bei 39 Jahren, notierte<br />
er zehn Jahre später bei 42 Jahren.<br />
Da die Zahl <strong>der</strong> “Singapore Residents”<br />
schon bei weitem nicht<br />
mehr ausreicht, um die Wirtschaft<br />
in Bewegung zu halten, ist <strong>der</strong><br />
Stadtstaat auf Gastarbeiter, die<br />
“Non-Residents”, angewiesen.<br />
Diese stellten Mitte 2013 fast 1,6<br />
Millionen <strong>der</strong> 5,4 Millionen Einwohner<br />
des Inselstaats. Während<br />
die Gesamtbevölkerung 2013 um<br />
1,6% (Vorjahr 2,5%) zunahm, stieg<br />
die Zahl <strong>der</strong> Non-Residents um<br />
4,0%. Der Zuwachs verlangsamte<br />
sich jedoch gegenüber den beiden<br />
vorherigen Jahren (7,2%; 6,9%).<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Dies zeigt auch <strong>der</strong> Arbeitsmarkt.<br />
So nahm die Zahl <strong>der</strong> ausländischen<br />
Arbeitskräfte 2013 nur<br />
noch um 53.300 (Vorjahr: 70.400)<br />
zu. Die lokalen Beschäftigten<br />
legten hingegen um 82.900 (zuvor<br />
58.700) zu. Das Bestreben <strong>der</strong><br />
Regierung, den Zustrom niedrig<br />
qualifizierter Gastarbeiter zu verteuern,<br />
scheint somit zu greifen.<br />
Das Ziel, den Auslän<strong>der</strong>anteil am<br />
Arbeitskräftebestand auf ein Drittel<br />
zu beschränken, ist aber noch<br />
nicht erreicht. Sie stellten Ende<br />
2013 mit 1,3 Millionen immer noch<br />
38% <strong>der</strong> 3,5 Millionen Gesamtbeschäftigten.<br />
Nachdem das Budget 2012 bereits<br />
eine Reduktion des Auslän<strong>der</strong>anteils<br />
an den Beschäftigten<br />
eines Betriebes verordnet und<br />
die für ungelernte Gastarbeiter<br />
in <strong>der</strong> Bauindustrie zu zahlende<br />
Abgabe erhöht hatte, folgten weitere<br />
Restriktionen im Budget<br />
2013. So wird 2014 und 2015 die<br />
für ausländische Arbeitskräfte zu<br />
entrichtende Abgabe für die Arbeitserlaubnis<br />
angehoben. Hinzu<br />
kommt - mit <strong>der</strong> Haushaltsrede im<br />
Februar 2014 verkündet - ab Juli<br />
2016 eine weitere Erhöhung <strong>der</strong><br />
Abgaben bei <strong>der</strong> Beschäftigung<br />
niedrig qualifizierter Bauarbeiter<br />
(“Man-Year-Entitlement”) von<br />
600 auf 700 Singapur Dollar (S$;<br />
345 auf 402 Euro, 1 Euro = 1,7394<br />
S$, Mittelwert Jan. - März 2014).<br />
Die Regierung werde weiter die<br />
Schrauben anziehen, bis <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>anteil<br />
am Arbeitskräftebestand<br />
ein Drittel nicht übersteige<br />
und die Produktivität um 2 bis 3%<br />
jährlich zulege.<br />
Nach höheren Gebühren und<br />
strikteren Bedingungen für die<br />
Erlangung von Arbeitserlaubnissen<br />
hat das Arbeitsministerium<br />
mit Wirkung vom 1.9.12 auch die<br />
Hürde für Gastarbeiter, die ihre<br />
Ehepartner und Kin<strong>der</strong> nachholen<br />
wollen, höher gesetzt. Statt zuvor<br />
2.800 S$ müssen diese nun mindestens<br />
4.000 S$ verdienen, um<br />
sich den Nachzug leisten zu können.<br />
Auslän<strong>der</strong>, die 8.000 S$ verdienen,<br />
können zusätzlich noch<br />
ihre Eltern nachholen.<br />
Während es unteren Ein-<br />
36
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
kommensgruppen zunehmend<br />
schwerer gemacht wird, rollt die<br />
Regierung qualifizierten Fachund<br />
Spitzenkräften eher den<br />
roten Teppich aus. So dürfen<br />
qualifizierte Mitarbeiter und ihre<br />
Familien eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung<br />
(“Permanent<br />
Resident Status”) beantragen.<br />
Nach zwei weiteren Jahren kann<br />
die Staatsbürgerschaft verliehen<br />
werden. Denn <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Stadtstaat<br />
strebt zu hochwertiger Produktion<br />
sowie Forschung und Entwicklung<br />
bei Beibehaltung seiner<br />
güterproduzierenden Industrie.<br />
Gleichwohl will die Regierung<br />
aber in den höheren Führungsetagen<br />
das Entrée für lokale Arbeitnehmer<br />
erleichtern. So müssen ab<br />
August 2014 Arbeitnehmer bei <strong>der</strong><br />
Einstellung von ausländischem<br />
Personal unterhalb des Topmanagements<br />
nachweisen, dass sie<br />
zuerst versucht haben, einen einheimischen<br />
Kandidaten zu finden.<br />
Bereits seit Anfang des Jahres<br />
müssen sie qualifizierten jungen<br />
ausländischen Arbeitnehmern ein<br />
höheres Gehalt zahlen, um das<br />
entsprechende Q1-Visum genehmigt<br />
zu bekommen.<br />
Bei <strong>der</strong> Anwerbung ausländischer<br />
Fach- und Führungskräfte<br />
ist <strong>der</strong> Stadtstaat nicht erfolglos.<br />
Schließlich kann er mit angenehmen<br />
Lebens- und exzellenten<br />
Wirtschaftsbedingungen aufwarten,<br />
die ihm bei internationalen<br />
Bewertungen immer wie<strong>der</strong><br />
Spitzenplätze einbringen. Einen<br />
Spitzenplatz belegt Singapur aber<br />
mittlerweile auch bei den Lebenshaltungskosten,<br />
die zu den höchsten<br />
<strong>der</strong> Welt zählen.<br />
Hoch ist <strong>der</strong> Bildungsstand<br />
und dieser steigt weiter. Mitte<br />
2013 verfügten 31,5% (Vorjahr:<br />
29,4%) <strong>der</strong> Erwerbspersonen mit<br />
Residenzstatus über einen Hochschulabschluss,<br />
18,4% über eine<br />
professionelle Qualifizierung<br />
und 38,3% über einen Abschluss<br />
im Bereich <strong>der</strong> “Secondary- o<strong>der</strong><br />
Post-Secondary”-Bildung. Nur<br />
11,7% (Vorjahr: 12,3%) begnügten<br />
sich mit Primärbildung o<strong>der</strong> darunter.<br />
Singapur verfügt im internationalen<br />
Vergleich über ein gut<br />
entwickeltes Bildungs- und Ausbildungssystem<br />
mit zahlreichen<br />
Einrichtungen. Dazu zählen auch<br />
die beiden Universitäten Nanyang<br />
Technological University und National<br />
University of Singapore, bei<br />
<strong>der</strong> im September 2013 immerhin<br />
37.450 Studenten eingeschrieben<br />
waren.<br />
Die langfristig planende Regierung<br />
ist sich <strong>der</strong> demografischen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen bewusst und<br />
agiert vorausschauend. Tatkräftig<br />
unterstützt <strong>der</strong> Staat die Ausund<br />
Fortbildung, die als Pfeiler<br />
<strong>der</strong> Entwicklung stetig ausgebaut<br />
wird. Ferner will er die Arbeitswelt<br />
familienfreundlicher gestalten<br />
und die Beschäftigung von<br />
Frauen för<strong>der</strong>n. Laut Budgetplan<br />
vom Februar 2014 erhalten Familien<br />
mehr Unterstützung bei Vorschulgebühren,<br />
Studenten im tertiären<br />
Bereich höhere Stipendien<br />
und Kin<strong>der</strong> mit speziellen Bedürfnissen<br />
mehr Subventionen.<br />
Auch die Weiterbeschäftigung<br />
älterer Arbeitnehmer steht auf<br />
<strong>der</strong> Agenda. Die Regierung möchte,<br />
dass Bürger über die offizielle<br />
Altersgrenze von 62 Jahren hinaus<br />
arbeiten. Laut “Retirement<br />
and Re-employment Act”, <strong>der</strong> im<br />
Januar 2012 Gesetz wurde, sind<br />
Arbeitgeber gehalten, geeignete<br />
Arbeitskräfte im Alter von 62 bis<br />
65 wie<strong>der</strong> einzustellen. Auch hat<br />
die Regierung den “Special Employment<br />
Credit” bis 2016 verlängert.<br />
Dieser ermutigt Arbeitgeber,<br />
ältere Singapurer einzustellen,<br />
und umfasst nun Arbeitskräfte<br />
über 50 Jahre mit Einkommen bis<br />
4.000 S$.<br />
Die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
zog auch im 4. Quartal 2013 gegenüber<br />
dem Vorquartal an - von<br />
33.100 auf 40.600, lag aber unterhalb<br />
<strong>der</strong> 44.000 im Vorjahresquartal.<br />
Im Gesamtjahr 2013 kam jedoch<br />
mit 136.200 neu geschaffenen<br />
Arbeitsplätzen ein Plus von 4,1%<br />
(Vorjahr: 4,0%) heraus. Das Wachstum<br />
wurde allein durch Zuwächse<br />
im Dienstleistungssektor (+22%<br />
auf 94.100 neue Stellen) generiert,<br />
während es im Bausektor um 10%<br />
auf 35.200 Stellen abnahm und<br />
sich im verarbeitenden Gewerbe<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
gar auf 5.300 geschaffene Stellen<br />
mehr als halbierte.<br />
Gleichzeitig nahm 2013 aber<br />
auch die Zahl <strong>der</strong> Entlassungen<br />
um 5% auf 11.560 zu. Der Trend<br />
verstärkte sich im 4. Quartal, wo<br />
die Freisetzungen um 9,3% höher<br />
notierten als im Vorjahresquartal.<br />
Es waren die güterproduzierende<br />
Industrie und das Baugewerbe,<br />
die 2013 mehr Arbeitskräfte freisetzten,<br />
während <strong>der</strong> Dienstleistungssektor<br />
seine Entlassungen<br />
reduzierte.<br />
Größter Arbeitgeber ist <strong>der</strong><br />
Dienstleistungssektor, <strong>der</strong> Ende<br />
2013 ohne Hausangestellte gut 2,2<br />
Millionen <strong>der</strong> insgesamt 3,5 Millionen<br />
Beschäftigten Arbeit und<br />
Brot gab. Es folgten die verarbeitende<br />
Industrie mit 540.000 und<br />
die Bauwirtschaft mit 477.000 Mitarbeitern.<br />
Letztere erhöhte 2013<br />
ihre Belegschaft um 7,4%, während<br />
die Dienstleister um 3,8%<br />
und das verarbeitenden Gewerbe<br />
um magere 1% zulegten.<br />
Die Ende 2012 registrierten<br />
613.418 Mitglie<strong>der</strong> einer Gewerkschaft<br />
(+4,3% gegenüber Vorjahr)<br />
stellten 18% <strong>der</strong> Beschäftigten. Sie<br />
sind vor allem in <strong>der</strong> verarbeitenden<br />
Industrie, gefolgt von Transport,<br />
Lagerhaltung und Kommunikation<br />
sowie den Sozialdiensten,<br />
zu finden. Die Mehrheit <strong>der</strong> 66<br />
Einzelgewerkschaften ist dem Gewerkschaftsbund<br />
National Trades<br />
Union Congress (NTUC) angeschlossen,<br />
<strong>der</strong> enge Beziehungen<br />
zur führenden Partei People’s<br />
Action Party unterhält. Über den<br />
NTUC läuft beispielsweise das<br />
staatliche Programm “Skills Training<br />
and Employability Enhancement<br />
for the Retrenched (STEER)”.<br />
Es gewährt Unternehmen finanzielle<br />
Hilfen, wenn sie arbeitslose<br />
Arbeitskräfte einstellen.<br />
Konflikte zwischen den Tarifparteien<br />
treten selten offen zu<br />
Tage. Obwohl die Arbeitnehmer<br />
außer in den Versorgungsbereichen<br />
Wasser, Gas und Strom<br />
über das Streikrecht verfügen,<br />
werden Dispute in <strong>der</strong> Regel durch<br />
informelle Beratungen mit dem<br />
Arbeitsministerium gelöst. Wird<br />
keine Einigkeit erzielt, können die<br />
37
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Parteien den Fall einem Industrieschiedsgericht<br />
(Industrial Arbitration<br />
Court) zur Entscheidung<br />
vorlegen. Die Regierung betont<br />
die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit<br />
mit Gewerkschaften<br />
und Arbeitgebern und strebt eine<br />
frühzeitige Lösung von Problemen<br />
an. Von den 2012 registrierten<br />
164 Disputen (Vorjahr: 159) führte<br />
nur einer zu einer Arbeitsnie<strong>der</strong>legung.<br />
Angesichts des begrenzten Arbeitskräfte-Pools<br />
und enger werdenden<br />
Zustroms aus dem Ausland<br />
wird es für Unternehmen<br />
schwieriger, geeignete Fachkräfte<br />
zu finden. So ist von Vermittlungsagenturen<br />
zu hören, dass<br />
die Antworten auf Arbeitsplatzofferten<br />
auf ihren Portalen zurückgegangen<br />
sind. Deshalb gehen sie<br />
dazu über, sich an beschäftigte<br />
Arbeitskräfte, zu wenden, erklärte<br />
<strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Singapore<br />
Professional Recruitment Organization.<br />
Neue Wege gehen auch die<br />
Arbeitgeber, wenn sie für spezielle<br />
Projekte vorübergehend Personal<br />
benötigen. Nach einer Befragung<br />
des Hays Recruiting Service im 1.<br />
Quartal 2014 nutzen 43% <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
hierfür Zeitarbeitskräfte<br />
und weitere 24% solche Mitarbeiter<br />
auch auf regulärer Basis. 20% <strong>der</strong><br />
Befragten wollen in den kommenden<br />
zwölf Monaten ihren Bestand<br />
an Zeitarbeitskräften erhöhen.<br />
Nach dem im Januar 2014 publizierten<br />
“Job Vavancy Survey” des<br />
Arbeitsministeriums hat sich bei<br />
den Unternehmen 2013 die Zahl<br />
<strong>der</strong> seit mindestens sechs Monaten<br />
vakanten Stellen gegenüber<br />
dem Vorjahr um 11,4% auf 23.320<br />
erhöht. Beson<strong>der</strong>s schwierig sei<br />
es, Service- und Verkaufspersonal,<br />
assistierende Fachkräfte (Professionals)<br />
und Techniker, sowie<br />
Reinigungskräfte und ungelernte<br />
Arbeiter zu finden. Somit sind es<br />
vor allem das Hotel- und Restaurantgewerbe,<br />
die Bauwirtschaft<br />
und <strong>der</strong> Handel, die <strong>der</strong> Personalschuh<br />
drückt.<br />
Die beliebteste “Suchmaschine”<br />
auf dem Weg zu einer neuen<br />
Anstellung ist das Internet. Dieses<br />
nutzten Mitte 2013 laut Arbeitsministerium<br />
53% <strong>der</strong> Arbeitslosen.<br />
Mit 48% folgten Antworten auf<br />
Anzeigen beziehungsweise eigenständiges<br />
Anschreiben an Firmen.<br />
47% <strong>der</strong> Jobsucher fragten Freunde<br />
und Verwandte. Der Anteil <strong>der</strong>jenigen,<br />
die zu “walk-in interviews”<br />
gehen o<strong>der</strong> sich bei Vermittlungsagenturen<br />
registrieren, ist hingegen<br />
mit 13 und 14% gering. Für<br />
ausschreibende Unternehmen<br />
gewinnen somit Stellenanzeigen<br />
in Online-Datenbanken an Bedeutung.<br />
Dazu zählen Portale<br />
von Webseiten: jobscentral.com.<br />
sg; jobstreet.com.sg; jobsdb.com.<br />
sg; singaporejobsearch.com; monster.com.sg;<br />
singaporejobsonline.<br />
com und wda.gov.sg/jobs. Weiterhin<br />
von Bedeutung sind aber auch<br />
Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften.<br />
Am beliebtesten ist die<br />
Wochenendausgabe <strong>der</strong> “Straits<br />
Times”.<br />
Außerdem bieten Hun<strong>der</strong>te von<br />
Personalvermittlungsbüros ihre<br />
Dienste an. Üblicherweise muss<br />
<strong>der</strong> Arbeitgeber dafür eine Gebühr<br />
zahlen, die sich am Lohn des<br />
Kandidaten orientiert. Eine Liste<br />
<strong>der</strong> vom Arbeitsministerium lizensierten<br />
“Employment Agencies”<br />
befindet sich auf dessen Webseite<br />
(www.mom.gov.sg).<br />
Für die Personalsuche eignen<br />
sich ferner Karrieremessen, die<br />
mehrere Tausend qualifizierte<br />
Jobsucher anlocken. Veranstaltet<br />
werden diese von Industrieverbänden,<br />
Hochschulen und Vermittlungsagenturen.<br />
Jährlich findet<br />
beispielsweise die Ausstellung<br />
“Career & Education” statt, die<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
das Singapore Professional Centre<br />
(SPC) organisiert (www.careerseries.com.sg).<br />
Löhne und Gehälter<br />
Der Aufwärtsdruck auf die<br />
Löhne dürfte 2014 anhalten. Angetrieben<br />
wird er von <strong>der</strong> robusten<br />
Nachfrage binnenmarktorientierter<br />
Sektoren nach Arbeitskräften<br />
und <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong><br />
Exportwirtschaft. Hinzu kommen<br />
Vollbeschäftigung und <strong>der</strong><br />
staatlich verteuerte Zuzug von<br />
Gastarbeitern. Bereits 2013 zogen<br />
die Löhne spürbar an. So stieg das<br />
mittlere monatliche Einkommen<br />
eines vollzeitbeschäftigten Staatsbürgers<br />
einschließlich <strong>der</strong> Arbeitgeber-Sozialbeiträge<br />
nominal um<br />
7,1% (Vorjahr: +5,8%) und erreichte<br />
damit im Juni 2013 eine Höhe<br />
von 3.480 S$. Real trugen die Arbeitnehmer<br />
2013 noch 4,7% mehr<br />
Lohn nach Hause (Vorjahr +1,2%).<br />
2014 können die Arbeitnehmer<br />
mit nominalen Zuwächsen zwischen<br />
gut 4 und knapp 5% rechnen,<br />
ermittelten Vermittlungsagenturen.<br />
Höhere Zuwächse<br />
Singapur: Entwicklung <strong>der</strong> Arbeitskosten<br />
(Verän<strong>der</strong>ungen gegenüber dem Vorjahr)<br />
2010 2011 2012 2013<br />
Nominallöhne 1) 5,1% 6,3% 5,8% 7,1%<br />
Reallöhne 1) 2,3% 1,1% 1,2% 4,7%<br />
Arbeitsproduktivität 11,4% 2,1% -2,0% 0,0%<br />
Lohnstückkosten 2) -15,8% -1,7% 3,3% 2,8%<br />
2013: vorläufige Werte<br />
1) Medianwert des Bruttolohns einschließlich Sozialversicherungsabgabe<br />
vom Arbeitgeber<br />
2) in <strong>der</strong> verarbeitenden Industrie<br />
Quelle: Umfrage des Ministry of Manpower, Ministry of Trade and Industry<br />
wollen <strong>der</strong> Finanz- und Versicherungssektor<br />
zahlen. Bei einer erwarteten<br />
Inflationsrate von knapp<br />
3% dürfte <strong>der</strong> Reallohnzuwachs<br />
mit 1 bis 2% spürbar geringer als<br />
im Vorjahr ausfallen.<br />
Der National Wage Council<br />
(NWC), dem Vertreter <strong>der</strong> Regierung,<br />
<strong>der</strong> Arbeitgeber und<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften angehören,<br />
empfiehlt in seinen Richtlinien<br />
2013/14 langfristig einen Anstieg<br />
<strong>der</strong> Reallöhne im Rahmen <strong>der</strong><br />
38
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Produktivitätssteigerung. Als<br />
Faktoren berücksichtigt er die globale<br />
und regionale Wirtschaftsentwicklung,<br />
Singapurs Konkurrenzfähigkeit,<br />
die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsmarktbedingungen,<br />
<strong>der</strong> Arbeitsproduktivität und <strong>der</strong><br />
Inflation. Die jährlichen Richtlinien<br />
des NWC sind nicht bindend,<br />
Singapur: Mittlerer monatlicher<br />
Bruttoverdienst nach Branchen<br />
Juni 2013<br />
Finanzdienste 6.090 S$<br />
Information und Kommunikation 5.414 S$<br />
Verarbeitungsindustrie 4.162 S$<br />
Transport und Lagerhaltung 2.675 S$<br />
Groß- und Einzelhandel 3.141 S$<br />
Bauwesen 3.518 S$<br />
Immobiliendienste 3.857 S$<br />
Hotels und Gaststätten 1.800 S$<br />
Alle Branchen 3.705 S$<br />
1 Euro = 1,7394 Singapur Dollar, Mittel Jan.- März 2014<br />
Gehalt Vollzeitbeschäftigter einschl. Arbeitgeberbeitrag<br />
zur Sozialversicherung<br />
Quelle: Ministry of Manpower<br />
werden jedoch weitgehend beachtet.<br />
Der Grad <strong>der</strong> Umsetzung ist<br />
umso höher, je stärker die jeweilige<br />
Belegschaft gewerkschaftlich<br />
organisiert ist. Generell gilt: je<br />
höher die zu belegende Position,<br />
desto stärker fallen die Vertragsunterschiede<br />
aus.<br />
Zu den Hauptanliegen <strong>der</strong> Regierung<br />
gehört die Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Produktivität. Unternehmen<br />
werden nachhaltig ermutigt, in<br />
mo<strong>der</strong>nste Technologie und Innovation<br />
zu investieren und hierbei<br />
verschiedene För<strong>der</strong>programme<br />
zu nutzen. Dazu zählen <strong>der</strong> “Productivity<br />
and Innovation Credit”<br />
sowie <strong>der</strong> “National Productivity<br />
Fund”. Auch können Unternehmen<br />
Bildungs- und Ausbildungsprogramme,<br />
wie das “Workforce<br />
Skills Qualifications” und das<br />
“Skills Training for Excellence<br />
Programme”, anzapfen. Die Bandbreite<br />
reicht von <strong>der</strong> Ausbildung<br />
niedrig bezahlter Arbeitskräfte<br />
bis zur Weiterbildung von Spitzenkräften.<br />
Der im Februar 2014<br />
verkündete Haushalt verlängert<br />
die Laufzeit produktivitätsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />
Programme und erhöht<br />
für kleine und mittlere Firmen die<br />
steuerliche Absetzbarkeit von Innovationsinvestitionen.<br />
Nachdem die Arbeitsproduktivität<br />
2010 um kräftige 11,4%<br />
gestiegen war, schwächte sich<br />
<strong>der</strong> Zuwachs 2011 auf 2,1% ab,<br />
rutschte 2012 gar in den Minusbereich<br />
(-2,6%) und stagnierte 2013.<br />
Der Finanz- und Versicherungssektor<br />
(+7,5%) sowie <strong>der</strong> Handel<br />
(+2,6%) steigerten jedoch 2013 ihre<br />
Produktivität, das verarbeitende<br />
Gewerbe legte mit 0,3% kaum zu,<br />
während die Bauindustrie, Hotels<br />
und Restaurants sowie Transport<br />
und Lagerhaltung mit Rückgängen<br />
die Schlusslichter bildeten.<br />
Die Gründe für die stagnierende<br />
Produktivität in den vergangenen<br />
Jahren waren ein schwaches Wirtschaftswachstum<br />
bei anhalten<strong>der</strong><br />
Arbeitsplatzschaffung.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> stagnierenden<br />
Produktivität und <strong>der</strong> Lohnzuwächse<br />
stiegen die Lohnstückkosten<br />
in <strong>der</strong> verarbeitenden<br />
Industrie 2012 und 2013 um 3,3<br />
beziehungsweise 2,8%. Angesichts<br />
eines weiterhin schwachen<br />
Produktivitätswachstums bei<br />
erhöhten Löhnen, dürften die<br />
Lohnstückkosten auch 2014 zunehmen.<br />
Hierzu tragen zusätzlich<br />
die höheren Abgaben für ausländische<br />
Arbeitskräfte bei. Ziel <strong>der</strong><br />
Regierung ist es, die Produktivität<br />
bis 2020 jährlich um 2 bis 3%<br />
wachsen zu sehen. In dem Maße<br />
sollen auch die Reallöhne steigen.<br />
Dies war zwar von 2011 bis 2013<br />
mit einem durchschnittlichen Reallohnzuwachs<br />
von 2,3% <strong>der</strong> Fall,<br />
nur die Produktivität stagnierte in<br />
den Jahren.<br />
In beson<strong>der</strong>s schwierigen Situationen<br />
können Unternehmen<br />
auf Kurzarbeit o<strong>der</strong> temporäre<br />
Freistellungen von Mitarbeitern<br />
Singapur: Mittlere Monatslöhne und -gehälter<br />
nach Berufsgruppen, Juni 2012<br />
Berufsgruppen<br />
Grundlöhne/-<br />
gehälter 1)<br />
[ Singapurdollar]<br />
Bruttolöhne/-<br />
gehälter 2)<br />
[ Singapurdollar]<br />
Manager 6.800 7.000<br />
Fachkräfte (Professionals) 4.595 4.797<br />
Assist. Fachkräfte, Techniker 2.801 3.183<br />
Büroangestellte 1.920 2.097<br />
Service- und Verkaufspersonal 1.391 1.943<br />
Industriefacharbeiter 1.880 2.400<br />
Maschinenbediener, Montagekraft 1.600 2.303<br />
Hilfsarbeiter 915 1.000<br />
1) Grundbezüge ohne CPF-Zuschüsse, Zuschläge und an<strong>der</strong>e Zahlungen<br />
2) Bruttovergütung vor Abzug des CPF- und an<strong>der</strong>er Beiträge, Steuern;<br />
einschließlich Überstundenzahlungen und Zuwendungen; ohne Boni<br />
Quelle: Ministry of Manpower<br />
39
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
zurückgreifen. Auch können sie<br />
Mitarbeiter in staatlich geför<strong>der</strong>te<br />
Fortbildungsprogramme entsenden,<br />
wie das Programm “Skills<br />
for Upgrading and Resilience<br />
(SPUR)”.<br />
Angesichts <strong>der</strong> hohen Zahl an<br />
Geringverdienern und <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Schere zwischen<br />
Arm und Reich ermutigt die<br />
Regierung die Arbeitgeber zu<br />
Lohnanhebungen in den unteren<br />
Gruppen. Verdienen Arbeitskräfte<br />
nicht mehr als monatlich 4.000<br />
S$ brutto, subventioniert die Regierung<br />
Lohnerhöhungen für diese<br />
im Zeitraum 2013 bis 2015 um<br />
bis zu 40%. Dieses “Wage Credit<br />
Scheme” lässt sich <strong>der</strong> Staat rund<br />
3,6 Milliarden $S kosten. Bereits<br />
2007 wurde ein Kombilohnmodell<br />
(“Workfare Income Supplement”)<br />
eingeführt. Es hebt die Einkommen<br />
von Arbeitnehmern gestaffelt<br />
nach Alter und Lohnhöhe an.<br />
Von den Arbeitnehmern erwartet<br />
<strong>der</strong> NWC ein hohes Maß an Flexibilität<br />
und eine offene Haltung<br />
gegenüber Umschulungsmaßnahmen,<br />
vorübergehenden finanziellen<br />
Einschnitten sowie Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeiten. Mit<br />
einer Wochenarbeitszeit von rund<br />
46 Stunden gehören die Beschäftigten<br />
gemäß <strong>der</strong> International Labour<br />
Organization (ILO) weltweit<br />
bereits zu den fleißigsten.<br />
Eine genaue Aufschlüsselung<br />
<strong>der</strong> monatlichen Löhne und Gehälter<br />
nach einzelnen Berufen<br />
geben die “Singapore Yearbook<br />
of Manpower Statistics 2013” und<br />
<strong>der</strong> “Report on Wages in Singapore<br />
2011” des Ministry of Manpower.<br />
Der Arbeitgeberverband Singapore<br />
National Employers Fe<strong>der</strong>ation<br />
(SNEF) verkauft weitere Studien<br />
wie den “SNEF Salary Survey Reports<br />
Set”, die Gehaltsstrukturen,<br />
variable Bezüge und an<strong>der</strong>e Zusatzleistungen<br />
in verschiedenen<br />
Industriezweigen aufzeigen.<br />
Prämien, Provisionen,<br />
Zusatzleistungen<br />
Der NWC empfiehlt den Unternehmen<br />
in seinen Richtlinien<br />
für 2013/14, Mitarbeiter durch variable<br />
Lohnkomponenten, wo es<br />
angebracht ist, entsprechend <strong>der</strong><br />
Leistungskraft des Unternehmens<br />
und dem Beitrag des Arbeitnehmers<br />
zu belohnen. Diese variable<br />
Komponente erlaubt es Arbeitgebern,<br />
auf Än<strong>der</strong>ungen ihrer wirtschaftlichen<br />
Lage zu reagieren<br />
und Arbeitskosten anzupassen.<br />
Sie sind gehalten, ihre Arbeitnehmer<br />
in guten Zeiten zu belohnen<br />
und dürfen bei schwächeren Umsätzen<br />
die leistungsbezogenen<br />
Vergütungen reduzieren.<br />
Komponenten, die zu diesem<br />
Zweck genutzt werden, sind Bonuszahlungen<br />
zum Jahresende,<br />
das 13. Monatsgehalt (Annual<br />
Wage Supplement, AWS) sowie<br />
eine monatliche Zusatzkomponente<br />
(Monthly Variable Component,<br />
MVC), die sich am betrieblichen<br />
Umsatz o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
betrieblichen Erfolgsfaktoren orientiert.<br />
Die Regierung empfiehlt<br />
den Betrieben eine Lohnstruktur,<br />
Alter<br />
in <strong>der</strong> die MVC rund 10% und <strong>der</strong><br />
Jahresbonus etwa 20% <strong>der</strong> gesamten<br />
Bezüge ausmachen.<br />
Im Jahr 2014 wollen gemäß <strong>der</strong><br />
Umfrage <strong>der</strong> Remuneration Data<br />
Specialists (RDS) 82% <strong>der</strong> Unternehmen<br />
ihren Mitarbeitern dieselben<br />
variablen Boni (außer dem<br />
AWS) wie im Vorjahr zahlen - für<br />
Manager 2,1 Monatsgehälter, für<br />
leitende Angestellte 1,9 und für<br />
sonstige Angestellte 1,8 Monatsgehälter.<br />
Große Firmen wie auch <strong>der</strong><br />
Öl- und Gassektor wollen durchschnittlich<br />
höhere Boni zahlen.<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Das 13. Monatsgehalt AWS zahlten<br />
2013 immerhin 85% <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
und 2014 beabsichtigen<br />
dies 82%. Die monatliche Zusatzkomponente<br />
MVC gewährte 2013<br />
gut die Hälfte aller Unternehmen<br />
und zwar in Höhe von 9,2 bis 9,5%<br />
und damit mehr als die rund 8%<br />
im Vorjahr.<br />
Um ihre Mitarbeiter auf dem<br />
wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt<br />
an sich zu binden, gewähren<br />
die Unternehmen weitere<br />
Zusatzleistungen. Diese decken<br />
ein breites Spektrum ab, zu dem<br />
Son<strong>der</strong>urlaub bei Todesfällen in<br />
<strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> Heirat sowie Zuschüsse<br />
zu Transportkosten und<br />
Wohnungsmieten zählen.<br />
Weitere Lohnbestandteile<br />
Sozialversicherungsbeiträge<br />
(Anteil am Bruttolohn)<br />
sorgung <strong>der</strong> Bevölkerung diente.<br />
Inzwischen kann <strong>der</strong> Fonds auch<br />
zur Finanzierung <strong>der</strong> medizinischen<br />
Versorgung, des Erwerbs<br />
von Wohnraum und zu Ausbildungszwecken<br />
eingesetzt werden.<br />
Auslän<strong>der</strong> sind nur dann zu<br />
Beitragszahlungen in den CPF<br />
verpflichtet, wenn sie einen “Permanent-Resident”-Status<br />
haben.<br />
Zur Beitragsentrichtung verpflichtet<br />
sind alle sonst in Privatunternehmen<br />
angestellten Empfänger<br />
eines Monatslohns von<br />
mehr als 50 S$. Die obere Bemes-<br />
Arbeitgeberbeitrag<br />
Arbeitnehmerbeitrag<br />
Insgesamt<br />
bis zu 50 Jahren 16,0% 20,0% 36,0%<br />
51 bis 55 14,0% 18,5% 32,5%<br />
56 bis 60 10,5% 13,0% 23,5%<br />
61 bis 65 7,0% 7,5% 14,5%<br />
Über 65 6,5% 5,0% 13,5%<br />
Stand: September 2012, gültig für Beschäftigte von Unternehmen,<br />
nicht pensionsberechtigte Angestellte staatlicher Einrichtungen<br />
und staatlicher Schulen, Beschäftigte mit dauerhafter<br />
Aufenthaltsgenehmigung vom dritten Jahr an.<br />
Quelle: Central Provident Fund<br />
Wichtigste Einrichtung zur<br />
sozialen Sicherung ist <strong>der</strong> Central<br />
Provident Fund (CPF), <strong>der</strong><br />
ursprünglich nur <strong>der</strong> Altersver-<br />
40
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Vergütung<br />
Mindestlohn<br />
Arbeitszeit *)<br />
Zulässige<br />
Überstunden *)<br />
Gesetzliche<br />
Feiertage<br />
Rentenalter<br />
Urlaubsanspruch *)<br />
Lohnfortzahlung<br />
im Krankheitsfall<br />
Probezeit<br />
Singapur Arbeitsrecht:<br />
Gesetzliche Regelungen auf einen Blick<br />
Laut Arbeitsvertrag, ausgehandelt zwischen Arbeitgeber und -nehmer, o<strong>der</strong> laut<br />
Kollektivvertrag, ausgehandelt zwischen individuellem Arbeitgeber und<br />
Gewerkschaft <strong>der</strong> Mitarbeiter.<br />
Gesetzlich nicht vorgeschrieben.<br />
Maximal 44 Stunden pro Woche, 8 Std. pro Tag; 9 Std. bei 5-Tage-Woche;<br />
12 Std. bei Schichtarbeit<br />
Maximal 72 Std. pro Monat erlaubt (Überschreitung möglich mit ministerieller<br />
Ausnahmegenehmigung), Vergütung mindestens 1,5-facher Stundenlohn<br />
11 Tage<br />
Eintrittsalter 62 Jahre, Arbeitgeber muss die Möglichkeit zur Wie<strong>der</strong>beschäftigung<br />
anbieten bis 65 Jahre gemäß “Retirement and Reemployment Act”<br />
7 Tage ab dem ersten Jahr <strong>der</strong> Beschäftigung und ein weiterer Tag für jedes Jahr<br />
<strong>der</strong> Beschäftigung bis zum Maximum von 14 Tagen<br />
Gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit, für einen Mitarbeiter mit einer<br />
Beschäftigungszeit von mindestens 3 Monaten: 5 Tage pro Jahr, wenn<br />
Krankenhausaufenthalt nicht erfor<strong>der</strong>lich (14 Tage bei Beschäftigung<br />
über 6 Monate). Wenn Krankenhausaufenthalt erfor<strong>der</strong>lich ist, sind es<br />
15 (60) Tage pro Jahr<br />
Gesetzlich nicht festgelegt, üblich sind sechs Monate<br />
*) Standard für Angestellte mit monatlichem Grundgehalt bis 2.000 S$ und für Arbeiter<br />
bis 4.500 S $, die dem “Employment Act” unterliegen, darüber hinaus weitgehende Vertragsfreiheit<br />
sungsgrenze beträgt monatlich<br />
5.000 S$. Ende 2012 verwaltete <strong>der</strong><br />
CPF Beiträge in Höhe von 230 Milliarden<br />
S$. Er zählte gut 3,4 Millionen<br />
Mitglie<strong>der</strong>, von denen fast 1,8<br />
Millionen aktive Beitragszahler<br />
und gut 126.000 aktive Arbeitgeber<br />
waren. Die vollen Beiträge betragen<br />
vom 1.9.12 an 16% des Bruttolohns<br />
für den Arbeitgeber und<br />
20% für den Arbeitnehmer, wenn<br />
dieser bis 50 Jahre alt ist. Darüber<br />
hinaus gelten reduzierte Beiträge.<br />
Dies gilt auch für Beschäftigte mit<br />
weniger als 1.500 S$ monatlichem<br />
Einkommen. Dadurch sollen die<br />
Beschäftigungschancen von älteren<br />
Arbeitnehmern und Niedriglohnempfängern<br />
erhöht werden.<br />
Eine genaue Aufschlüsselung<br />
<strong>der</strong> Beitragspflichten findet sich<br />
auf <strong>der</strong> Webseite des CPF (www.<br />
cpf.gov.sg).<br />
Seit Januar 2015 müssen die<br />
Arbeitgeber einen Prozentpunkt<br />
mehr an Sozialversicherungsbeiträgen<br />
zahlen, die <strong>der</strong> Gesundheitsversicherung<br />
zugute kommen.<br />
Darüber hinaus haben sie für<br />
Arbeitnehmer in <strong>der</strong> Altersgruppe<br />
51 bis 55 Jahre einen ganzen und<br />
für 56 bis 65jährige einen halben<br />
Prozentpunkt mehr in die Altersversorgung<br />
einzuzahlen. Damit<br />
kann sich die Belastung für die<br />
Arbeitgeber um bis zu zwei Prozentpunkte<br />
erhöhen.<br />
Die CPF-Beiträge fließen auf<br />
drei verschiedene Konten, das<br />
sogenannte “Ordinary Account”<br />
(für Wohnungskauf, Versicherungszahlungen,<br />
Bildungsausgaben),<br />
das “Special Account”<br />
(hauptsächlich für Altersvorsorge<br />
und Notfälle) und das “Medisave<br />
Account” (für Krankenhausaufenthalt,<br />
an<strong>der</strong>e medizinische Versorgung<br />
und Krankenversicherung).<br />
Die Einzahlungen auf diese<br />
Konten werden verzinst. 2012 betrugen<br />
sie auf dem “Ordinary Account”<br />
2,5% sowie auf dem “Special”,<br />
dem “Medisave” und dem<br />
“Retirement Account” 4,0%.<br />
Arbeitsrecht<br />
Die Arbeitsgesetze erlauben<br />
eine große Vertragsfreiheit. Für die<br />
Unternehmen gibt es aber Obergrenzen<br />
für das Verhältnis <strong>der</strong> Beschäftigung<br />
von ausländischen zu<br />
lokalen Arbeitskräften. Zusätzlich<br />
bestehen Höchstquoten für ungelernte<br />
ausländische Beschäftigte.<br />
Soll ein Auslän<strong>der</strong> eingestellt<br />
werden, ist die Genehmigung des<br />
Arbeitsministeriums erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Außerdem sind Gebühren bei <strong>der</strong><br />
Anstellung von Gastarbeitern zu<br />
entrichten. Über die nach Branchen<br />
gestaffelten Quoten für Aus-<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
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wenn Sie 2 Jahre abonnieren<br />
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41
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
län<strong>der</strong> und die Abgabenstruktur<br />
informiert das Arbeitsministerium<br />
auf seiner Webseite.<br />
1999 erhöhte die Regierung das<br />
Renteneintrittsalter von 60 auf 62<br />
Jahre. Ab 2012 müssen Arbeitgeber<br />
ihren Angestellten nach Erreichen<br />
des Renteneintrittsalters einen<br />
neuen Arbeitsvertrag bis zum<br />
Ende des 65. Lebensjahres anbieten.<br />
Die Programme “Advantage”<br />
und “Prepare” helfen Unternehmen,<br />
sich darauf vorzubereiten.<br />
Rechtsgrundlagen<br />
Die wirtschaftlichen Erfolge<br />
Singapurs liegen zum Teil im flexiblen<br />
Arbeitsmarkt begründet.<br />
So sind die Arbeitsbeziehungen<br />
durch eine weitgehende Vertragsfreiheit<br />
gekennzeichnet. Das<br />
macht in <strong>der</strong> Praxis auch sehr kurze<br />
Kündigungsfristen möglich.<br />
Die Verfassung Singapurs garantiert<br />
das Grundrecht <strong>der</strong> Vereinigungsfreiheit,<br />
das allerdings eingeschränkt<br />
werden kann.<br />
Zu den wichtigsten Gesetzen<br />
des Arbeitsrechts zählt <strong>der</strong> sogenannte<br />
“Employment Act (EA)”,<br />
<strong>der</strong> die Hauptbestimmungen für<br />
die Beschäftigung von Arbeitnehmern<br />
regelt. Teilzeitkräfte, die<br />
weniger als 35 Stunden pro Woche<br />
arbeiten, fallen unter die “Employment<br />
of Part-Time Employees<br />
Regulations”, die flexiblere Regelungen<br />
vorsehen. Ergänzend sind<br />
die Grundsätze des “Common<br />
Law” heranzuziehen. Die Gruppe<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmer, auf die <strong>der</strong><br />
EA Anwendung findet, wurde<br />
mit Wirkung zum 1.1.09 erweitert.<br />
Er deckt alle lokalen und ausländischen<br />
Arbeitnehmer ab und<br />
regelt die Arbeitsverhältnisse für<br />
fest wie auch für befristet Beschäftigte<br />
sowie für Tagelöhner. Ausgenommen<br />
sind leitende Angestellte<br />
mit einem monatlichen Grundeinkommen<br />
über 2.500 S$.<br />
Teil IV des EA, <strong>der</strong> Arbeitszeit,<br />
Urlaub und Weiteres betrifft, ist<br />
nur für Arbeiter mit einem monatlichen<br />
Grundgehalt bis 4.500 S$<br />
und Angestellte bis 2.000 S$ bindend.<br />
Die Regelungen zu bezahltem<br />
Urlaub und zur Lohnfortzahlung<br />
im Krankheitsfall gelten seit<br />
dem 1.1.09 für alle Angestellten,<br />
die unter den EA fallen. Die Qualifizierungsperiode<br />
für die Lohnfortzahlung<br />
im Krankheitsfall<br />
wurde zudem von sechs auf drei<br />
Monate gesenkt.<br />
Die Aufenthaltsgenehmigung<br />
und Beschäftigung von Auslän<strong>der</strong>n<br />
regeln darüber hinaus <strong>der</strong><br />
“Employment of Foreign Manpower<br />
Act” und <strong>der</strong> “Immigration<br />
Act”. Weitere relevante<br />
Rechtsnormen sind ein Gesetz<br />
zu Ausgleichsregelungen im Fall<br />
von Arbeitsunfällen (“Work Injury<br />
Compensation Act”) und<br />
ein Gesetz zur Sicherheit am Arbeitsplatz<br />
(“Workplace Safety and<br />
Health Act”). Der “Central Provident<br />
Fund Act” enthält Bestimmungen<br />
zur sozialen Sicherung<br />
und <strong>der</strong> Rentenversicherung CPF.<br />
Mit <strong>der</strong> Überwachung <strong>der</strong> Einhaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgesetze ist das<br />
Ministry of Manpower betraut.<br />
Über dessen Beauftragten für Arbeit<br />
nimmt die Regierung auch<br />
Einfluss auf die Schlichtung von<br />
Streitfällen.<br />
Der “Industrial Relations Act”<br />
regelt die Arbeitsbeziehungen<br />
zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften<br />
und sieht ein System<br />
zur Lösung von Konflikten<br />
zwischen den Tarifpartnern vor,<br />
zu dem Verhandlungen, Schlichtungen<br />
und Schiedssprüche gehören.<br />
Der “Trade Unions Act” regelt<br />
Rechte <strong>der</strong> Gewerkschaften, und<br />
im “Trade Disputes Act” ist unter<br />
an<strong>der</strong>em festgelegt, unter welchen<br />
Umständen Aussperrungen möglich<br />
sind. Die genannten Gesetze<br />
sind im Internet unter statutes.<br />
agc.gov.sg einsehbar.<br />
Vertragsabschluss<br />
Der Arbeitsvertrag zwischen<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist<br />
an keine bestimmte Form gebunden<br />
und kann somit mündlich<br />
o<strong>der</strong> schriftlich geschlossen werden.<br />
Die meisten Beschäftigungsverträge<br />
sind jedoch schriftlich fixiert.<br />
Arbeitsverhältnisse können<br />
befristet o<strong>der</strong> auf unbestimmte<br />
Zeit eingegangen werden.<br />
In Singapur werden die Lohnverhandlungen<br />
direkt zwischen<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
dem Arbeitgeber und den Beschäftigten<br />
beziehungsweise den<br />
Gewerkschaftsvertretern im Falle<br />
von Kollektivverträgen geführt.<br />
Der Regierung ist es erlaubt, Richtlinien<br />
für die Lohngestaltung vorzugeben.<br />
Für die Aufstellung <strong>der</strong><br />
Empfehlungen ist <strong>der</strong> Nationale<br />
Lohnrat (NWC) zuständig. Die<br />
Richtlinien des Lohnrates gelten<br />
sowohl für lokale als auch für ausländische<br />
Firmen; sie sind jedoch<br />
nicht gesetzlich bindend.<br />
Vertragsbeendigung<br />
Gemäß EA - soweit er zur Anwendung<br />
kommt - muss die Kündigung<br />
eines Arbeitsverhältnisses<br />
schriftlich erfolgen. Falls im Arbeitsvertrag<br />
nicht ausdrücklich<br />
Kündigungsfristen genannt werden,<br />
sieht <strong>der</strong> EA minimale Fristen<br />
vor, die in Abhängigkeit von<br />
<strong>der</strong> Beschäftigungsdauer einen<br />
Tag bis vier Wochen betragen.<br />
Nach dem EA gelten für beide<br />
Parteien dieselben Kündigungsfristen.<br />
Rechtsexperten geben den<br />
Ratschlag, bei einer regulären<br />
Kündigung unter Einhaltung <strong>der</strong><br />
vereinbarten Frist auf eine Angabe<br />
des Kündigungsgrundes zu<br />
verzichten. An<strong>der</strong>nfalls könne <strong>der</strong><br />
Arbeitnehmer diesen Grund vor<br />
Gericht anfechten. Er kann sich<br />
auch an das Arbeitsministerium<br />
wenden, wenn er glaubt, zu Unrecht<br />
entlassen worden zu sein.<br />
Eine fristlose Kündigung ist<br />
unter bestimmten Voraussetzungen<br />
möglich. Allgemein<br />
anerkannte Gründe sind unter<br />
an<strong>der</strong>em grobes Fehlverhalten,<br />
Unehrlichkeit o<strong>der</strong> grobe Nachlässigkeit.<br />
Abfindungszahlungen<br />
können nur beansprucht werden,<br />
wenn sie entwe<strong>der</strong> ausdrücklich<br />
im Arbeitsvertrag vorgesehen<br />
sind o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitgeber sie<br />
implizit anerkannt hat beziehungsweise<br />
die vorhergehende<br />
Praxis eine berechtigte Erwartung<br />
entstehen ließ. Davon abgesehen<br />
leisten Unternehmen oft<br />
freiwillig Abfindungen. Bei gewerkschaftlich<br />
organisierten Arbeitnehmern<br />
sind die relevanten<br />
Vereinbarungen des Kollektivvertrags<br />
zu beachten. <br />
42
W r c f i A ie<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Automobilindustrie<br />
in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China - Hongkong - Indones en - Japan - Korea<br />
Malays a - Taiwan - Thai and - V etnam<br />
Automobilindustrie in <strong>Asien</strong> 2013<br />
China, Hongkong, <strong>Indonesien</strong>, Japan, Korea, Malaysia,<br />
Taiwan, Thailand, Vietnam<br />
Allgemeine Analyse <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
aller 9 Län<strong>der</strong> und weitere Themen<br />
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Taiwan: Fahrrä<strong>der</strong><br />
für Europa<br />
E-Bike-Herstellung wächst; Deutschland wichtiger<br />
Auftrags- und Absatzmarkt<br />
Von Jürgen Maurer<br />
Taipei (gtai). Taiwans Fahrradindustrie<br />
exportiert mehr als<br />
zwei Drittel ihres Produktionswertes.<br />
Dabei ist Europa die<br />
wichtigste Absatzregion, <strong>der</strong>en<br />
Nachfrageschwäche <strong>der</strong> Inselstaat<br />
2013 zu spüren bekam. Um<br />
zukünftiges Wachstum zu sichern,<br />
dringen die taiwanischen<br />
Hersteller in höherwertige Produktion<br />
von Elektrofahrrä<strong>der</strong>n<br />
und Fahrradteilen vor. Über den<br />
Absatz eigener Fahrrä<strong>der</strong> und<br />
die Auftragsfertigung für deutsche<br />
Markenanbieter hat Taiwan<br />
enge Verbindung mit <strong>der</strong> deutschen<br />
Fahrradbranche.<br />
Die Fahrradindustrie erwartet<br />
für 2014 eine bessere Geschäftsentwicklung.<br />
Da sich die Konjunktur<br />
in den wichtigsten Absatzmärkten<br />
Europa, USA und Japan etwas aufhellt,<br />
geht die Taiwan Bicycle Exporters’<br />
Association von positiven<br />
Wachstumszahlen aus. Das kann<br />
die stark von <strong>der</strong> Ausfuhr abhängige<br />
Branche, in <strong>der</strong> eine Vielzahl<br />
kleiner und mittlerer Firmen tätig<br />
ist, durchaus gebrauchen.<br />
Denn für Taiwans Fahrradindustrie<br />
war 2013 kein gutes Jahr.<br />
Produktion, Exporte und Importe<br />
waren mit negativen Vorzeichen<br />
versehen. Lediglich die einheimischen<br />
Verkäufe wiesen mit einem<br />
Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr<br />
von 11,2% beim Umsatz und<br />
4,8% bei <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> abgesetzten<br />
Fahrrä<strong>der</strong> eine bessere Entwicklung<br />
auf. Allgemein ist das<br />
Interesse für Fahrrä<strong>der</strong> als Sportund<br />
Freizeitobjekt in Taiwan gestiegen.<br />
Allerdings spielt <strong>der</strong> einheimische<br />
Markt für Komplettfahrrä<strong>der</strong><br />
mit einem Absatz von knapp<br />
über 375.000 Einheiten und einem<br />
Umsatz von 4,4 Milliarden NT$<br />
im Jahr 2013 nur eine Nebenrolle,<br />
die Hauptrolle hingegen spielt<br />
<strong>der</strong> Export. Die Hersteller <strong>der</strong> Insel<br />
produzierten nach Zahlen des<br />
Ministry of Economic Affairs 2013<br />
insgesamt 4,06 Millionen Einheiten,<br />
was gegenüber 2012 einen<br />
Rückgang von 11,1% bedeutete.<br />
Vom Gesamtproduktionswert<br />
<strong>der</strong> taiwanischen Fahrradindustrie,<br />
<strong>der</strong> 2013 knapp über 100<br />
Milliarden Neuen Taiwan-Dollar<br />
(NT$; 2,4 Mrd. Euro, 1 Euro =<br />
41,5786 NT$, Mittelwert Jan. - März<br />
2014) erreichte, entfielen 53,4 Milliarden<br />
NT$ auf Komplettfahrrä<strong>der</strong><br />
und 46,8 Milliarden NT$ auf<br />
Teile. Damit sank <strong>der</strong> Erzeugungswert<br />
bei<strong>der</strong> Segmente gegenüber<br />
2012 um 7,6% beziehungsweise<br />
um 3,2%.<br />
Gestiegen ist hingegen <strong>der</strong><br />
Durchschnittspreis von Fahrrä<strong>der</strong>n,<br />
weil in Taiwan zunehmend<br />
hochwertigere Modelle produziert<br />
und von dort exportiert werden.<br />
Das hat auch mit deutschen<br />
Bestellungen zu tun, denn einige<br />
Fahrradmarken aus Deutschland<br />
lassen in Taiwan im Auftrag produzieren.<br />
Für diese Produktionen<br />
werden unter an<strong>der</strong>em Teile von<br />
deutschen Lieferanten eingeführt.<br />
Wirtschaftsreport<br />
Wirtschaft in den<br />
USA 2014<br />
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43
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
E-Bike-Segment im Kommen<br />
Der Exportwert pro Fahrrad<br />
aus Taiwan stieg 2013 gegenüber<br />
dem Vorjahr um 7% auf 436 US$.<br />
Noch deutlicher war <strong>der</strong> Zuwachs<br />
bei elektrischen Fahrrä<strong>der</strong>n, den<br />
E-Bikes, <strong>der</strong>en durchschnittlicher<br />
Wert pro Einheit um 13% auf 734<br />
US$ (ca. 530 Euro) zulegte. Die<br />
Nachfrage und <strong>der</strong> Absatz von<br />
Elektrofahrrä<strong>der</strong>n aus Taiwan<br />
expandiert vor allem in Europa,<br />
wie in Deutschland und in den<br />
Nie<strong>der</strong>landen. Die USA rücken<br />
als Absatzmarkt langsam in das<br />
in Milliarden NT$<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
44.9<br />
33.2<br />
Taiwan: Produktion von Fahrrä<strong>der</strong>n und Fahrradteilen<br />
47.9<br />
42.8<br />
US$ zu und die ausgeführte Menge<br />
um 45% auf 37.243 Einheiten.<br />
Davon wurden 30.700 Einheiten<br />
allein in die EU-28 und hier wie<strong>der</strong>um<br />
23.000 Einheiten nach<br />
Deutschland geliefert. An den Exporten<br />
von Komplettfahrrä<strong>der</strong>n<br />
insgesamt, <strong>der</strong>en Zahl 2013 um<br />
12% auf rund 4,1 Millionen Einheiten<br />
zurückging, machte die<br />
EU knapp über die Hälfte aus.<br />
Während die Lieferungen in die<br />
EU um 22% auf 2,1 Millionen Einheiten<br />
fielen, schrumpften diejenigen<br />
nach Deutschland um 26%<br />
auf rund 307.000 Einheiten.<br />
Fahrrä<strong>der</strong><br />
50.9<br />
45.9<br />
Fahrradteile<br />
57.8<br />
48.3<br />
53.4<br />
46.8<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
1.600 Fahrrä<strong>der</strong>. Der einheimische<br />
Markt wird weit überwiegend<br />
von den lokalen Markenanbietern<br />
Giant und Merida bedient, sowohl<br />
durch die Produktion auf <strong>der</strong> Insel<br />
als auch durch eingeführte<br />
Modelle, die in ihren chinesischen<br />
Fabriken auf hergestellt werden.<br />
Giant hat 2013 circa 6,4 Millionen<br />
Fahrrä<strong>der</strong> weltweit geliefert,<br />
Merida knapp 2,3 Millionen Fahrrä<strong>der</strong>.<br />
Die zwei großen Fahrradhersteller<br />
Taiwans konnten 2013<br />
ihren internationalen Markenwert<br />
verbessern. Im Top-20 International<br />
Brands Ranking, das die<br />
Beratungsfirma Interbrand im<br />
Auftrag des Ministry of Economic<br />
Affairs jährlich aufgefrischt, stieg<br />
<strong>der</strong> Markenwert von Giant um<br />
13% auf 321 Millionen US$, <strong>der</strong><br />
von Merida sogar um 53% auf 321<br />
Millionen US$. Damit erreichten<br />
sie Platz sieben beziehungsweise<br />
Platz zehn unter den wichtigsten<br />
Marken Taiwans. Während Giant<br />
unverän<strong>der</strong>t seinen Rang hielt,<br />
konnte Merida zwei Plätze gutmachen.<br />
<br />
10<br />
0<br />
2009 2010 2011 2012 2013<br />
Fahrrä<strong>der</strong><br />
Quelle: Ministry of Economic Affairs, 2014<br />
Fahrradteile<br />
Blickfeld.<br />
Zwar sind die Exportzahlen<br />
insgesamt noch relativ klein, aber<br />
das noch junge E-Bike-Segment ist<br />
dasjenige, das am dynamischsten<br />
wächst. Darauf stellen sich die<br />
Hersteller von Kompletträ<strong>der</strong>n<br />
wie Komponenten ein. So ist das<br />
Angebot solcher Erzeugnisse auf<br />
<strong>der</strong> wichtigen Branchenmesse<br />
“Taipei International Cycle Show<br />
2014” (www.taipeicycle.com.tw,<br />
Email: cycle@cetra.org.tw) deutlich<br />
ausgeweitet worden. Die<br />
nächste Fachmesse findet vom 18.<br />
bis 21. März 2015 in Taipei World<br />
Trade Center statt.<br />
Bei E-Bikes nahm <strong>der</strong> taiwanische<br />
Ausfuhrwert laut Zollstatistik<br />
2013 im Vorjahresvergleich<br />
um 64% auf 27,3 Millionen<br />
Beim Import dominiert eindeutig<br />
das Fahrradteilesegment.<br />
Wichtigstes Lieferquelle ist die<br />
VR China, woher 2013 mehr als<br />
470 Millionen US$ an Teilen kamen.<br />
Viele taiwanische Hersteller<br />
haben hier ihre Teileherstellung<br />
aufgebaut. Japan folgt mit 151<br />
Millionen US$ an zweiter Stelle.<br />
Deutsche Lieferanten von Teilen<br />
und Ausrüstung sind vom sechsten<br />
Platz <strong>der</strong> wichtigsten Importpartner<br />
auf den zehnten Platz zurückgefallen,<br />
da <strong>der</strong> Einfuhrwert<br />
deutscher Fahrradteile 2013 um<br />
43% schrumpfte.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> eingeführten Fahrrä<strong>der</strong>,<br />
fast ausschließlich aus <strong>der</strong><br />
VR China importiert, sank leicht<br />
auf knapp 505.000 Einheiten. Aus<br />
<strong>der</strong> EU kamen nicht mehr als<br />
Taipei International Cycle Show<br />
Veranstalter:<br />
Taiwan External Trade Development<br />
Council (TAITRA)<br />
Taipei, Taiwan<br />
Tel: +886 2 2725-5200<br />
Fax: +886 2 2725-1959<br />
Email: taitra@taitra.org.tw und<br />
cycle@cetra.org.tw<br />
www.taitra.org.tw<br />
www.taipeicycle.com.tw<br />
In Deutschland:<br />
Taiwan Trade Center<br />
Düsseldorf<br />
Tel: +49 211 78180<br />
Fax: +49 211 781839<br />
Email: dsdf@taitra.org.tw<br />
duesseldorf.taiwantrade.<br />
com.tw<br />
44
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Firmengründung<br />
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Handelskammern<br />
Thailand: Kunststoffindustrie<br />
setzt auf Biosegment<br />
Von Waldemar Duscha<br />
Bangkok (gtai). Thailand<br />
könnte mit Biokunststoffen einen<br />
nachhaltigen neuen Geschäftszweig<br />
in <strong>der</strong> petrochemischen<br />
Industrie entwickeln. Die Voraussetzungen<br />
in Agrarressourcen<br />
und technologischem Knowhow<br />
sind gegeben, ebenfalls die<br />
politische Flankierung von Forschung<br />
und Innovation. Die ersten<br />
größeren Unternehmen sind<br />
etabliert und es bestehen Chancen<br />
für weitere Fusionen o<strong>der</strong><br />
Partnerschaften. Beispiel ist das<br />
Joint Venture zwischen PTTGC<br />
und Mitsubishi Chemical für<br />
eine Anlage in Rayong.<br />
Thailands Board of Investment<br />
(BOI, www.boi.go.th) sagt<br />
Biokunststoffen eine bedeutende<br />
wirtschaftliche Zukunft voraus,<br />
verfügt das <strong>Land</strong> doch über beträchtliche<br />
agrarische Ressourcen<br />
und ist auch fortschrittlich<br />
in Technologie und Know-how.<br />
Der Schutz <strong>der</strong> Umwelt und die<br />
Reduktion fossiler Brennstoffe<br />
sind zwei weitere Argumente,<br />
verstärkt durch neue Strategien<br />
<strong>der</strong> chemischen Großunternehmen<br />
für mehr Nachhaltigkeit bei<br />
Produkten und Herstellung. Nicht<br />
zuletzt bewirkten die steigenden<br />
Preise für Erdöl und Erdgas eine<br />
größere Bereitschaft in <strong>der</strong> Industrie<br />
zu mehr Investitionen in Research<br />
& Development bei biobasierten<br />
Kunststoffen.<br />
Die thailändische Kunststoffindustrie<br />
ist mit rund 3.000 Unternehmen<br />
und 380.000 Beschäftigten<br />
bereits recht breit aufgestellt<br />
(Stand August 2013). Der Großteil<br />
besteht aus Klein- und Mittelunternehmen<br />
(82%) und konzentriert<br />
sich regional in Bangkok und Umgebung.<br />
Dem Biosegment rechnet<br />
<strong>der</strong> BOI bereits 31 Betriebe zu, wobei<br />
<strong>der</strong> gesamte Wertschöpfungsprozess<br />
von <strong>der</strong> Verarbeitung<br />
<strong>der</strong> Biomasse bis zur Produktion<br />
von Biomonomeren o<strong>der</strong> Biopolymeren<br />
abgedeckt sei, heißt es.<br />
Das südostasiatische <strong>Land</strong><br />
konnte sich in <strong>der</strong> Petrochemiebranche<br />
zu einem <strong>der</strong> weltgrößten<br />
Produzentenlän<strong>der</strong> aufschwingen.<br />
Die hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Kunststoffindustrie unterstreicht<br />
auch die gewachsene Exportperformance:<br />
Bei Kunststoffen in<br />
Primärformen (Ethylen, Polypropylen<br />
etc.) belief sich <strong>der</strong> Ausfuhrwert<br />
2013 auf umgerechnet rund 9<br />
Milliarden US$, während zugleich<br />
verarbeitete Kunststoffprodukte<br />
im Wert von etwa 3,5 Milliarden<br />
US$ ausgeführt wurden - zusammen<br />
entsprach dies 4,5% des<br />
Gesamtexportwertes. Hauptabnehmer<br />
sind die ASEAN-Län<strong>der</strong><br />
(25%), Japan (20%) und die USA<br />
(9%). Bei <strong>der</strong> Ausfuhr von Kunststoffprodukten<br />
steht Thailand in<br />
<strong>der</strong> ASEAN-Region an zweiter<br />
Stelle hinter Singapur. Bei Biokunststoffen<br />
soll es laut dem BOI<br />
weltweit im Export Rang 22 einnehmen,<br />
hauptsächlich mit Folien<br />
und Verpackungsmaterialien.<br />
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Wirtschaft in den<br />
ASEAN-Staaten 2013<br />
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45
Wi sc a t i As e<br />
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaft in<br />
Thailand 2014<br />
A lgemeine Wi schaf sanalyse, A be tsma k , Bauwi tschaf ,<br />
chem sche Indust ie, Maschinen- und Anlagenbau, Ene g e/Umwel ,<br />
Handel, Händle und Handelsve t ete , nvest t onsfö de ung<br />
Wirtschaft in Thailand 2014<br />
Allgemeine Wirtschaftsanalyse, Arbeitsmarkt, Bauwirtschaft,<br />
chemische Industrie, Maschinenbau, Medizintechnik, Umwelt,<br />
Handel und Handelsvertreter, Investitionsför<strong>der</strong>ung, einzelne<br />
Kontakte<br />
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Texte und Daten: Nov. 2013 - März 2014<br />
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Zu den am meisten bekannten<br />
kommerziellen Biokunststoffen<br />
zählen Polyactide (PLA), Polybutylenadipatterephthalat<br />
(PBAT),<br />
Polybutylensuccinat (PBS) und<br />
Polyhydroxyalkanoate (PHA).<br />
Thailands agrarische Rohstoffbasis<br />
besteht hauptsächlich aus Reis,<br />
Cassava, Zuckerrohr und Zellulose.<br />
Die Herstellung von Glukose<br />
aus Cassava-Wurzeln gilt als<br />
überaus wettbewerbsfähig, jährlich<br />
produziert Thailand<br />
wohl an die 27 Millionen<br />
Tonnen. Im Export von<br />
Agrarprodukten steht<br />
das <strong>Land</strong> in <strong>der</strong> <strong>Asien</strong>-<br />
Pazifik-Region an zweiter<br />
Stelle hinter <strong>der</strong> VR China -<br />
weltweit führend bei Cassava und<br />
an zweiter Position bei Zucker.<br />
Etabliertes Netzwerk<br />
von För<strong>der</strong>institutionen<br />
Die Regierung versucht, die<br />
Entwicklung zu einem “Bioplastics<br />
Hub for ASEAN” politisch<br />
zu flankieren mit Langzeitplänen,<br />
Investitionsanreizen und<br />
institutionellen Hilfen. So wurde<br />
die National Innovation Agency<br />
(NIA) mit <strong>der</strong> Formulierung einer<br />
“Roadmap” für Biokunststoffe als<br />
“New Wave”-Industry beauftragt.<br />
Unterstützung in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
von Investitionen soll auch <strong>der</strong><br />
National Economic Social Development<br />
Board (NESDB) leisten,<br />
die Koordinationsfunktion für die<br />
Umsetzung <strong>der</strong> “National Roadmap<br />
for the Development of the<br />
Bioplastics Industry” gebühre<br />
aber <strong>der</strong> NIA.<br />
Von privatwirtschaftlicher Seite<br />
vereinbarte parallel die Branchenvereinigung<br />
Thai Bio-plastics<br />
Industry Association (TBIA) ein<br />
Memorandum of Un<strong>der</strong>standing<br />
(MoU) mit einer Reihe internationaler<br />
Institutionen zur Entwicklung<br />
einer harmonisierten<br />
Zertifizierung wie auch wissenschaftsbasierter<br />
Tests o<strong>der</strong> Spezifikationen<br />
von Biokunststoffen.<br />
PTT Global Chemical hat den Anspruch<br />
eines "Global Players” für Biokunststoffe<br />
und erneuerbare Chemikalien<br />
Ein weiteres im MoU vereinbartes<br />
Ziel ist die Zusammenarbeit in<br />
Technologieentwicklung, Ausbildung,<br />
Marktexpansion und<br />
Gemeinschaftsunternehmen. Die<br />
TBIA wurde 2007 gegründet und<br />
zählt heute 50 Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Mit <strong>der</strong> neuen Industrial Intelligence<br />
Unit (IIU) stellten das Office<br />
of Industrial Economics (OIE) und<br />
das Plastics Institute of Thailand<br />
Ende 2013 eine neue Informationsstelle<br />
vor, die den Unternehmen<br />
<strong>der</strong> Kunststoffindustrie Marktdaten<br />
aus den wichtigsten Abnehmerindustrien,<br />
wie Automotive,<br />
Textil & Bekleidung, Nahrungsmittel<br />
o<strong>der</strong> Elektro/Elektronik,<br />
zur Verfügung stellen soll.<br />
“Grüne” Chemieprodukte<br />
Zur thailändischen Avantgarde<br />
in <strong>der</strong> “grünen” Strategie zählt<br />
das größte Petrochemie-Unternehmen<br />
PTT Global Chemical<br />
(PTTGC), das seinen Anspruch<br />
als globaler “Player” für Biokunststoffe<br />
und erneuerbare Chemikalien<br />
durch erste Übernahmen dokumentierte.<br />
So erwarb PTTGC<br />
im Oktober 2011 für 150 Millionen<br />
US$ eine Beteiligung von<br />
50% an <strong>der</strong> US-amerikanischen<br />
Cargill-Tochter NatureWorks,<br />
dem weltführenden Hersteller<br />
von PLA-Kunststoffen. Im Januar<br />
2011 hatte PTTGC 60 Millionen<br />
US$ in die ebenfalls<br />
US-amerikanische<br />
Myriant Technologies<br />
investiert, die in Louisiana<br />
Biobernsteinsäure mit<br />
einer Jahreskapazität von 14.000<br />
Tonnen produziert. Gemeinsam<br />
mit Myriant wollte PTTGC auch<br />
Derivate produzieren, wie Butandiol<br />
o<strong>der</strong> Milch-, Acryl- und Fumarsäure.<br />
Das bisher größte Neuprojekt<br />
auf thailändischem Boden ist die<br />
PBS-Produktionsanlage von PTT<br />
MCC Biochem, ein Joint Venture<br />
zwischen PTTGC und <strong>der</strong> japanischen<br />
Mitsubishi Chemical<br />
Corporation zu gleichen Anteilen.<br />
Die Anlage im Map Ta Phut Industrial<br />
Estate in Rayong soll 150<br />
Millionen US$ kosten und Ende<br />
2015 mit einer Jahreskapazität von<br />
20.000 Tonnen in Betrieb gehen.<br />
Weitere Großunternehmen sind<br />
Corbion Purac für die Herstellung<br />
von Milchsäure sowie das<br />
Gemeinschaftsunternehmen von<br />
BioAmber und Mitsui zur Produktion<br />
von Bernsteinsäure. <br />
46
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Buchbesprechung<br />
Die indische Tragödie<br />
Indiens verdrängte Wahrheit. Streitschrift gegen ein<br />
unmenschliches System.<br />
Von Dr. Doreén Pick in Berlin<br />
Für westliche Beobachter gilt<br />
Indien oftmals als das bessere<br />
China. Als friedliche Großmacht,<br />
die ein stabiles Wirtschaftswachstum<br />
hervorbringt,<br />
das Millionen den Weg aus <strong>der</strong><br />
Armut gewiesen hat, sei das<br />
<strong>Land</strong> ein Hoffnungsträger für<br />
ganz <strong>Asien</strong>. Als wichtigstes Asset<br />
wird nahezu reflexhaft das<br />
demokratische Regierungssystem<br />
genannt. Hier, so das gängige<br />
Urteil, sei <strong>der</strong> Beweis dafür,<br />
dass es möglich ist, eine wirtschaftliche<br />
und soziale Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
in einem Milliardenland<br />
mit <strong>der</strong> Gewährung von echten<br />
Bürger- und Freiheitsrechten zu<br />
verknüpfen.<br />
Diese Vorzüge machen Indien<br />
zum quasi-natürlichen Verbündeten<br />
des westlichen Lagers, vor<br />
allem auch gegenüber <strong>der</strong> ewig<br />
autokratischen Volksrepublik.<br />
Das hört sich gut an und hat den<br />
Vorteil, dass das eigene Wertverständnis<br />
bestätigt wird. Da nimmt<br />
man es mit <strong>der</strong> indischen Wirklichkeit<br />
schon mal nicht ganz so<br />
genau. Denn die ist für ganze Bevölkerungsgruppen<br />
ein einziger<br />
Albtraum. Und abgesehen von<br />
punktuellen Nachforschungen<br />
scheint man sich hierzulande mit<br />
dem Ausmaß <strong>der</strong> indischen Tragödie<br />
auch nicht eingehen<strong>der</strong> beschäftigen<br />
zu wollen.<br />
Zwei <strong>der</strong> renommiertesten deutschen<br />
<strong>Asien</strong>-Journalisten konnten<br />
sich mit dieser unerhörten Realitätsverweigerung<br />
offenbar nicht<br />
mehr abfinden und haben eine<br />
Anklage verfasst, die an Eindeutigkeit<br />
und Dringlichkeit nichts<br />
zu wünschen übrig lässt. Abgesehen<br />
von dem an sich schon empörenden<br />
Fakt, dass Indien von<br />
einer skrupellosen Selbstbereicherungselite<br />
regiert wird, die gar<br />
nicht daran denkt, etwas gegen<br />
die immer noch verbreitete Armut<br />
zu unternehmen, rücken Blume<br />
und Hein speziell das bittere Los<br />
von Mädchen und Frauen in den<br />
Mittelpunkt ihrer Schrift. Dies ist<br />
insofern konsequent, als gerade<br />
sie von den diversen indischen<br />
Plagen wie Ausbeutung, Vernachlässigung,<br />
Hunger und Vergewaltigungen<br />
im beson<strong>der</strong>en Maße<br />
betroffen sind. Dass es sich hierbei<br />
buchstäblich um eine Frage<br />
von Leben und Tod handelt, zeigt<br />
sich etwa daran, dass pro Jahr 1,7<br />
Millionen Kin<strong>der</strong> schlicht verhungern.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite stehen<br />
eine selektive Abtreibung weiblicher<br />
Föten und gesellschaftlich<br />
geför<strong>der</strong>te Selbsttötungen von<br />
mittellosen Witwen.<br />
Wie kommt es, dass eine alte<br />
Kulturnation <strong>der</strong>art gleichgültig<br />
auf das Schicksal seiner schwächsten<br />
Mitglie<strong>der</strong> reagiert? Man<br />
könnte geneigt sein, hierfür eine<br />
mittelalterlich-patriarchalische<br />
Georg Blume /<br />
Christoph Hein<br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Werteordnung verantwortlich<br />
zu machen. Die Wahrheit ist den<br />
Autoren zufolge aber viel banaler<br />
und trostloser. Die Zuspitzung<br />
<strong>der</strong> Misere sei vor allem auch ein<br />
Resultat des Wirtschaftsboom <strong>der</strong><br />
letzten Jahre. Dieser habe einem<br />
rigorosen Materialismus Vorschub<br />
geleistet, <strong>der</strong> zu einer Entwertung<br />
von Menschen geführt hat, die keinen<br />
unmittelbaren ökonomischen<br />
Nutzen haben. Hinzu kommen<br />
die traditionellen Übel wie Korruption<br />
und Misswirtschaft. In<br />
<strong>der</strong> Folge entsteht ein menschenverachtendes<br />
System, das jedem<br />
demokratischen Gedanken Hohn<br />
spricht.<br />
Die Ausführungen sind überaus<br />
unerfreulich, geben aber lediglich<br />
die Fakten wie<strong>der</strong>. Den<br />
beiden Autoren, die das <strong>Land</strong><br />
gut kennen, geht es nicht darum,<br />
Indien in Bausch und Bogen zu<br />
verdammen, son<strong>der</strong>n eine überfällige<br />
Debatte anzustoßen, bei<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Westen aus seinem folkloristischen<br />
„Indien-Taumel“ erwacht<br />
und beim Kontakt mit den<br />
indischen Eliten die Missstände<br />
zumindest zur Sprache bringt. <br />
Indiens verdrängte<br />
Wahrheit<br />
Streitschrift gegen ein<br />
unmenschliches System<br />
edition Körber-Stiftung<br />
Hamburg 2014<br />
200 Seiten 17,00 Euro<br />
ISBN: 978-3-89684-145-4<br />
47
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Euro mit ...<br />
Währungen in <strong>Asien</strong><br />
1. Apr. 14<br />
(Tagesmittel)<br />
30. Apr. 14<br />
(Tagesmittel)<br />
Spanne<br />
Hoch - Tief<br />
Mittelkurs<br />
(30 Tage)<br />
Australischer Dollar (AUD) 1,4890 1,4956 1,5021 - 1,4653 1,4823<br />
Bangladeschischer Taka (BDT) 108,59 109,39 109,82 - 107,94 109,04<br />
Brunei Dollar (BND) 1,7587 1,7647 1,7650 - 1,7268 1,7569<br />
Chinas Renminbi Yuan (CNY) 8,4992 8,5335 8,5721 - 8,4675 8,5257<br />
Hongkong Dollar (HKD) 10,6817 10,7345 10,7815 - 10,4997 10,7172<br />
Indonesische Rupiah (IDR) 15557 16041 16072 - 15523 15793<br />
Indische Rupie (INR) 82,5936 83,8007 84,5932 - 82,2412 83,4805<br />
Irakische Dinar (IQD) 1651 1631 1657 - 1603 1628<br />
Iranischer Rial (IRR) 35100 35386 35482 - 34944 35266<br />
Japanischer Yen (JPY) 141,86 142,00 143,47 - 140,06 141,55<br />
Katar Rial (QAR) 5,0590 5,0443 5,1349 - 4,9957 5,0413<br />
Koreanischer Won (KRW) 1476 1429 1476 - 1429 1444<br />
Malaysischer Ringgit (MYR) 4,4909 4,5167 4,5292 - 4,4570 4,4975<br />
Mongolischer Tugrik (MNT) 2443 2467 2467 - 2403 2447<br />
Myanmar Kyat (MMK) 1347 1355 1357 - 1340 1350<br />
Neuseeländischer Dollar (NZD) 1,5896 1,6219 1,6219 - 1,5896 1,6039<br />
Pakistanische Rupie (PKR) 135,81 136,99 136,99 - 133,36 135,66<br />
Philippinischer Peso (PHP) 61,74 61,64 62,41 - 61,36 61,70<br />
Singapur Dollar (SGD) 1,7342 1,7394 1,7398 - 1,7251 1,7334<br />
Neuer Taiwan Dollar (TWD) 41,9456 41,8383 41,9677 - 41,4170 41,7491<br />
Thailändischer Baht (THB) 44,7400 44,7476 44,9374 - 44,5547 44,7044<br />
Türkische Lira (TRY) 2,9747 2,9402 2,9747 - 2,8946 2,9389<br />
Vietnamesischer Dong (VND) 29300 29427 29712 - 28894 29362<br />
Ver. Arab. Emirate Dirham (AED) 5,0576 5,0861 5,1026 - 5,0352 5,0726<br />
US Dollar (USD) 1,3768 1,3844 1,3905 - 1,3672 1,3808<br />
Quelle: Oanda Interbanken Kassakurse<br />
Erster, letzter und mittlerer Kurs sind ASK-Preise; Spanne Hoch-Tief sind BID-Preise<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
ProAsia Media (BVI) Ltd.<br />
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Redaktion <strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Hongkong<br />
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und Titelschutz finden Sie Online<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Ulrich Binkert, Waldemar Duscha,<br />
gtai, Achim Haug, Rainer<br />
Jaensch, Jürgen Maurer,<br />
Dr. Doreen Pick, Detlef Rehn,<br />
Frank Robaschik, Roland Rohde,<br />
Dr. Stefanie Schmitt, Markus<br />
Steiner, Anna Westenberger<br />
Daten<br />
Oanda, IWF, Zentralbanken<br />
Informationsdienste<br />
gtai - German Trade & Invest<br />
Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nachdruck<br />
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eingesandte Manuskripte, Fotos o<strong>der</strong><br />
Grafiken. Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung <strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>.<br />
48
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: China<br />
VR China Bruttoinlandsprodukt<br />
VR China Inflation<br />
10%<br />
8%<br />
8%<br />
8.1%<br />
7.6%<br />
7.4%<br />
7.9%<br />
7.7%<br />
7.5%<br />
7.8%<br />
7.7%<br />
7.4%<br />
6%<br />
4%<br />
6%<br />
2%<br />
4%<br />
Mar 12 Sep 12 Mar 13 Sep 13 Mar 14<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
VR China Handelsbilanz<br />
Euro / Chinesischer Renminbi<br />
40<br />
9.0<br />
20<br />
in Mrd. US$<br />
0<br />
8.5<br />
8.0<br />
-20<br />
-40<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
7.5<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 2,5 2,0 2,4<br />
2013 2,0 3,2 2,1 2,4 2,1 2,7 2,7 2,6 3,1 3,2 3,0 2,5<br />
2012 4,5 3,2 3,6 3,4 3,0 2,2 1,8 2,0 1,9 1,7 2,0 2,5<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: National Bureau of Statistics<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 6,00 6,00 6,00<br />
2013 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00<br />
2012 6,56 6,56 6,56 6,56 6,56 6,31 6.00 6,00 6,00 6,00 6,00 6,00<br />
Rediscount-Rate <strong>der</strong> PBC<br />
Quelle: The People's Bank of China (PBC)<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 31,8 -23,0 7,7<br />
2013 29,2 15,2 -0,9 18,1 20,4 27,1 17,8 28,6 15,2 31,11 33,8 25,6<br />
2012 27,2 -31,5 5,35 18,4 18,7 31,7 25,1 26,7 27,7 32,0 19,6 31,6<br />
Quelle: Customs General Administration<br />
BIP [im Quartal]<br />
4 Q 2012 7,9 %<br />
1 Q 2013 7,7 %<br />
2 Q 2013 7,5 %<br />
3 Q 2013 7,8 %<br />
4 Q 2013 7,7 %<br />
1 Q 2014 7,4 %<br />
National Bureau of<br />
Statistics<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / Renminbi<br />
8,3872<br />
US$ / Renminbi<br />
6,1198<br />
49
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Hongkong<br />
Hongkong Bruttoinlandsprodukt<br />
Hongkong Inflation<br />
5%<br />
8%<br />
4%<br />
6%<br />
3%<br />
3.0%<br />
2.9% 2.9%<br />
3.1%<br />
2.8%<br />
3.0%<br />
4%<br />
2%<br />
1.6%<br />
1%<br />
0.7%<br />
0.9%<br />
2%<br />
0%<br />
Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13 Dec 13<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
10<br />
Hongkong Handelsbilanz<br />
11.0<br />
Euro / Hongkong-Dollar<br />
0<br />
in Mrd HK$<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
10.5<br />
10.0<br />
-50<br />
-60<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
9.5<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 4,6 3,9 3,9<br />
2013 3,0 4,4 3,6 4,0 3,9 4,1 6,9 4,5 4,6 4,3 4,3 4,3<br />
2012 6,1 4,9 4,7 4,7 4.3 3,7 1,6 3,7 3,8 3,8 3,7 3,7<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Census & Statistics Department<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 0,50 0,50 0,50<br />
2013 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50<br />
2012 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50<br />
HK Interestrate <strong>der</strong> HKMA<br />
Quelle: HK Monetary Authority (HKMA)<br />
Handelsbilanz [in Mrd. HK$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 -19,9 -53,7<br />
2013 -27,4 -34,0 -49.1 -42,7 -44,3 -49,7 -37,1 -39,8 -42,0 -38.0 -44,6 -54,4<br />
2012 -8,9 -46,8 -44,0 -43,9 -37,5 -44,7 -40,0 -36,0 -45,2 -42,6 -44,1 -47,9<br />
Quelle: Census & Statistics Department<br />
BIP [im Quartal]<br />
3 Q 2012 1,6 %<br />
4 Q 2012 2,9 %<br />
1 Q 2013 2,9 %<br />
2 Q 2013 3,1 %<br />
3 Q 2013 2,8 %<br />
4 Q 2013 3,0 %<br />
Census & Statistics<br />
Department<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / Hongkong-$<br />
10,6439<br />
US$ / Hongkong-$<br />
7,7593<br />
50
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Indien<br />
Indien Bruttoinlandsprodukt<br />
Indien Inflation<br />
8%<br />
12%<br />
6.0%<br />
6%<br />
5.1%<br />
4.5%<br />
4.6%<br />
4.4%<br />
4.8%<br />
4.4%<br />
4.8% 4.7%<br />
8%<br />
4%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13 Dec 13<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
Indien Handelsbilanz<br />
Euro / Indische Rupien<br />
0<br />
95<br />
-5<br />
90<br />
in Mrd US$<br />
-10<br />
-15<br />
p<br />
85<br />
80<br />
75<br />
-20<br />
70<br />
-25<br />
Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
65<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 8,79 8,03 8,31<br />
2013 10,79 10,91 10,39 9,39 9,31 9,87 9,64 9,52 9,84 10,17 11,16 9,87<br />
2012 9,14 8,96 10,26 10,36 9,93 9,86 10,03 9,74 9,75 9,90 10,56<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
Quelle: India Ministry of Labour<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 8,00 8,00 8,00<br />
2013 7,75 7,50 7,50 7,50 7,25 7,25 7,25 7,25 7,50 7,75 7,75 7,75<br />
2012 8,50 8,50 8,50 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00<br />
Central Bank Overnight Rate<br />
Quelle: Reserve Bank of India<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 -9,91 -8,13 -10,50<br />
2013 -18,98 -14,92 -10,31 -17,78 -20,14 -12,25 -12,26 -10,91 -6,76 -10,55 -9,22 -10,14<br />
2012 -14,92 -13,54 -14,04 -16,95 -12,44 -17,48 -14,17 -17,15 -20,21 -17,20 -17,59<br />
Quelle: Reserve Bank of India<br />
BIP [im Quartal]<br />
3 Q 2012 4,6%<br />
4 Q 2012 4,4%<br />
1 Q 2013 4,8%<br />
2 Q 2013 4,4%<br />
3 Q 2013 4,8%<br />
4 Q 2013 4,7%<br />
India Central<br />
Statistical<br />
Organization<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / ind. Rupie<br />
84,5870<br />
US$ / ind. Rupie<br />
61,7239<br />
51
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: <strong>Indonesien</strong><br />
8%<br />
<strong>Indonesien</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />
10%<br />
<strong>Indonesien</strong> Inflation<br />
8%<br />
7%<br />
6.5%<br />
6.3% 6.4%<br />
6.2%<br />
6.1% 6.0%<br />
6%<br />
6%<br />
5.8%<br />
5.6%<br />
5.7%<br />
4%<br />
5%<br />
2%<br />
4%<br />
Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13 Dec 13<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
5.0<br />
<strong>Indonesien</strong> Handelsbilanz<br />
17000<br />
Euro / Indonesische Rupiah<br />
4.0<br />
3.0<br />
16000<br />
in Mrd US$<br />
2.0<br />
1.0<br />
0.0<br />
-1.0<br />
-2.0<br />
-3.0<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
15000<br />
14000<br />
13000<br />
12000<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 8,22 7,75 7,32<br />
2013 4,57 5,31 5,90 5,57 5,47 5,90 8,61 8,79 8,40 8,32 8,37 8,38<br />
2012 3,65 3,56 3.8 4,4 4,4 4,5 4,6 4,6 4,3 4,6 4,32 4,30<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
Quelle: BPS<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 7,50 7,50 7,50 7,50<br />
2013 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 6,00 6,50 6,50 7,25 7,25 7,50 7,50<br />
2012 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75 5,75<br />
Central Bank Overnight Rate<br />
Quelle: Bank Indonesia<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 -0,43 0,785<br />
2013 -0,074 -0,298 0,137 -1,703 -0,52 -0,88 -2,30 0,07 -0,80 0,02 0,78 1,52<br />
2012 0,92 0,83 0,84 -0,64 -0,49 -1,32 -0,17 0,25 0,55 -1,54 -0,61 -0,15<br />
Quelle: BPS<br />
BIP [im Quartal]<br />
3 Q 2012 6,2 %<br />
4 Q 2012 6,1 %<br />
1 Q 2013 6,0 %<br />
2 Q 2013 5,8 %<br />
3 Q 2013 5,6 %<br />
4 Q 2013 5,7 %<br />
BPS<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / indon. Rupiah<br />
16146<br />
US$ / indon. Rupiah<br />
11783<br />
52
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Japan<br />
Japan Bruttoinlandsprodukt<br />
Japan Inflation<br />
4 0%<br />
2%<br />
3.1%<br />
3.2%<br />
3 0%<br />
2.3%<br />
2.6%<br />
1%<br />
2 0%<br />
1 0%<br />
1.2%<br />
0%<br />
0 0%<br />
0.0%<br />
-0 2% -0 3%<br />
0.0%<br />
-1%<br />
-1 0%<br />
Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13 Dec 13<br />
-2%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
1000<br />
Japan Handelsbilanz<br />
150<br />
Euro / Japanischer Yen<br />
500<br />
in Billionen Yen<br />
0<br />
-500<br />
-1000<br />
-1500<br />
-2000<br />
-2500<br />
140<br />
130<br />
-3000<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
120<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 1,4 1,5<br />
2013 -0,3 -0,7 -0,9 -0,7 -0,3 0,3 0,7 0,9 1,1 1,1 1,5 1,6<br />
2012 0,1 0,3 0,5 0,4 0,3 -0,2 -0,4 -0,4 -0,3 -0,4 -0,2 -0,1<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Ministry of Internal Affairs<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 0 0 0 0<br />
2013 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
2012 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Discount Rate<br />
Quelle: Bank of Japan<br />
Handelsbilanz [in Billionen Yen]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 -2792 -802 -1446<br />
2013 -1629 -777 -362 -879 -993 -182 -1023 -962 -932 -1092 -1294 -1304<br />
2012 -1475 33 -82 -520 -907 62 -517 -756 -559 -548 -953 -642<br />
Quelle: Ministry of Finance, Japan<br />
BIP [im Quartal]<br />
3 Q 2012 -0,2 %<br />
4 Q 2012 -0,3 %<br />
1 Q 2013 0,0 %<br />
2 Q 2013 1,2 %<br />
3 Q 2013 2,3 %<br />
4 Q 2013 2,6 %<br />
Economic and<br />
Social Research<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / japan. Yen<br />
140,94<br />
US$ / japan. Yen<br />
102,85<br />
53
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Korea<br />
Korea Bruttoinlandsprodukt<br />
Korea Inflation<br />
5%<br />
6%<br />
4%<br />
3.7%<br />
3.9%<br />
5%<br />
3.4%<br />
4%<br />
3%<br />
2.6%<br />
2.4%<br />
2.1% 2.1% 2.1%<br />
2.7%<br />
3%<br />
2%<br />
2%<br />
1%<br />
1%<br />
0%<br />
Mar 12 Sep 12 Mar 13 Sep 13 Mar 14<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
8<br />
Korea Handelsbilanz<br />
1600<br />
Euro / Koreanischer Won<br />
6<br />
in Mrd. US$<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1500<br />
1400<br />
-2<br />
-4<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
1300<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 1,1 1,0 1,3<br />
2013 1,5 1,4 1,3 1,2 1,0 1,0 1,4 1,3 0,8 0,7 0,9 1,1<br />
2012 3,4 3,1 2,6 2,5 2,5 2,2 1,5 1,2 2,0 2,1 1,6 1,4<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Korea National Statistics Office<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 2,50 2,50 2,50 2,50<br />
2013 2,75 2,75 2,75 2,75 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50<br />
2012 3,25 3,25 3,25 3,25 3,25 3,25 3,00 3,00 3,00 2,75 2,75 2,75<br />
BOK Rate<br />
Quelle: Bank of Korea<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 0,778 0,933 4,165<br />
2013 0,476 2,020 3,288 2,446 5,915 5,994 2,463 4,746 3,647 4,878 4,797 3,630<br />
2012 -2,292 1,245 2,279 2,131 2,425 5,169 2,696 1,951 2,867 3,695 4,405 1,923<br />
Quelle: Korea International Trade Association<br />
BIP [im Quartal]<br />
4 Q 2012 2,1 %<br />
1 Q 2013 2,1 %<br />
2 Q 2013 2,7 %<br />
3 Q 2013 3,4 %<br />
4 Q 2013 3,7 %<br />
1 Q 2014 3,9 %<br />
Bank of Korea<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / korean. Won<br />
1468<br />
US$ / korean. Won<br />
1071<br />
54
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Malaysia<br />
Malaysia Bruttoinlandsprodukt<br />
Malaysia Inflation<br />
8%<br />
5%<br />
7%<br />
6.5%<br />
4%<br />
6%<br />
5%<br />
5.2%<br />
5.1%<br />
5.6%<br />
5.3%<br />
4.4%<br />
5.0%<br />
5.1%<br />
3%<br />
4%<br />
4.1%<br />
2%<br />
3%<br />
1%<br />
2%<br />
Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13 Dec 13<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
Malaysia Handelsbilanz<br />
Euro / Malaysischer Ringgit<br />
16<br />
4 8<br />
in Mrd. Ringgit<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
4 6<br />
4.4<br />
4 2<br />
4 0<br />
2<br />
0<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
3 8<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 3,4 3,5 3,5<br />
2013 1,3 1,5 1,6 1,7 1,8 1,8 2,0 1,9 2,6 2,8 2,9 3,2<br />
2012 2,7 2,2 2,1 1,9 1,8 1,6 1,4 1,4 1,4 1,4 1,3 1,2<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Department of Statistics Malaysia<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 3,00 3,00 3,00<br />
2013 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00<br />
2012 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00<br />
Overnight Rate<br />
Quelle: Bank Negara Malaysia<br />
Handelsbilanz [in Mrd. Ringgit]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 6,36 10,4<br />
2013 3,27 8,20 5,08 0,94 2,87 4,32 2,85 7,11 8,66 8,23 9,71 9,47<br />
2012 8,8 10,6 10,3 7,5 4,6 9,2 3,62 7,09 6,47 9,58 9,28 8,24<br />
Quelle: Department of Statistics Malaysia<br />
BIP [im Quartal]<br />
3 Q 2012 5,3%<br />
4 Q 2012 6,5%<br />
1 Q 2013 4,1%<br />
2 Q 2013 4,4%<br />
3 Q 2013 5,0%<br />
4 Q 2013 5,1%<br />
Department of<br />
Statistics Malaysia<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / mal. Ringgit<br />
4,5216<br />
US$ / mal. Ringgit<br />
3,2994<br />
55
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Singapur<br />
Singapur Bruttoinlandsprodukt<br />
Singapur Inflation<br />
8%<br />
8%<br />
6%<br />
5.8%<br />
5.5%<br />
5.1%<br />
6%<br />
4%<br />
4.2%<br />
4%<br />
2.3%<br />
2.2%<br />
2%<br />
1.5%<br />
2%<br />
0.6%<br />
0.0%<br />
0%<br />
Mar 12 Sep 12 Mar 13 Sep 13 Mar 14<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
Singapur Handelsbilanz<br />
Euro / Singapur-Dollar<br />
8<br />
1.8<br />
in Mrd. Singapur-Dollar<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
1.7<br />
1.6<br />
1.5<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 1,4 0,4 1,2<br />
2013 3,6 4,9 3,5 1,5 1,6 1,8 1,9 2,0 1,6 2,0 2,6 1,5<br />
2012 4,8 4,6 5,2 5,4 5,0 5,3 4,0 3,9 4,7 4,0 3,6 4,3<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Quelle: Singapore Department of Statistics<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 0,05 0,15 0,21<br />
2013 0,05 0,04 0,03 0,03 0,03 0,04 0,03 0,05 0,03 0,05 0,05 0,08<br />
2012 0,01 0,01 0,01 0,03 0,03 0,03 0,06 0,01 0,01 0,03 0,03 0,03<br />
Singapore Interbank Offered Rate (Sibor)<br />
Monetary Authority of Singapore<br />
Handelsbilanz [in Mrd. Singapur-Dollar]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 3,968 4,289 2,263<br />
2013 1,848 2,470 4,630 4,208 4,417 4,649 3,337 3,921 4,527 6,693 3,589 4,229<br />
2012 1,198 5,453 2,352 4,463 1,969 1,992 3,492 3,461 3,948 3,518 1,898 2,026<br />
Quelle: International Enterprise Singapore<br />
BIP [im Quartal]<br />
4 Q 2012 2,2%<br />
1 Q 2013 0,6%<br />
2 Q 2013 4,2%<br />
3 Q 2013 5,8%<br />
4 Q 2013 5,5%<br />
1 Q 2014 5,1%<br />
Singapore Department<br />
of Statistics<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert))<br />
Euro / Singapur-$<br />
1,7394<br />
US$ / Singapur-$<br />
1,2692<br />
56
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Thailand<br />
Thailand Bruttoinlandsprodukt<br />
Thailand Inflation<br />
20%<br />
19.1%<br />
6%<br />
15%<br />
10%<br />
4%<br />
5%<br />
4.4%<br />
3.1%<br />
5.4%<br />
2.9% 2.7%<br />
0%<br />
0.4%<br />
0.6%<br />
2%<br />
-5%<br />
-8.9%<br />
-10%<br />
Dec 11 Jun 12 Dec 12 Jun 13 Dec 13<br />
0%<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
Thailand Handelsbilanz<br />
Euro / Thailändischer Baht<br />
4<br />
46<br />
2<br />
44<br />
in Mrd. US$<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
42<br />
40<br />
-6<br />
Jul 11 Jan 12 Jul 12 Jan 13 Jul 13 Jan 14 Jul 14<br />
38<br />
May 13 Aug 13 Nov 13 Feb 14 May 14<br />
Inflation [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 1,93 1,96 2,11<br />
2013 3,4 3,2 3,0 2,42 2,27 2,25 2,00 1,59 1,42 1,46 1,92 1,67<br />
2012 3,4 3,4 3,4 2,5 2,5 2,6 2,7 2,7 3,4 3,3 2,7 3,6<br />
CPI-Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
Quelle: Commerce Ministry<br />
Leitzinsen [in %]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 2,25 2,25 2,00 2,00<br />
2013 2,75 2,75 2,75 2,75 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,25 2,25<br />
2012 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 2,75 2,75 2,75 2,75<br />
1-Day Repurchase Rate<br />
Bank of Thailand<br />
Handelsbilanz [in Mrd. US$]<br />
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
2014 -2,520 1,767<br />
2013 -5,48 -1,56 -0,87 -4,14 -2,30 -1,915 -2,281 -0,094 0,476 -1,770 -0,557 -0,285<br />
2012 0,51 2,03 -1,44 -0,76 0,61 1,61 0,48 1,54 2,98 -0,14 0,62 0,28<br />
Quelle: Bank of Thailand<br />
BIP [im Quartal]<br />
3 Q 2012 3,1%<br />
4 Q 2012 19,1%<br />
1 Q 2013 5,4%<br />
2 Q 2013 5,9%<br />
3 Q 2013 2,7%<br />
4 Q 2013 0,6%<br />
National Economic<br />
Development<br />
Währungen<br />
Jan. - März 14<br />
(Mittelwert)<br />
Euro / Thaibaht<br />
44,8356<br />
US$ / Thaibaht<br />
32,7171<br />
57
<strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Donnerstag, 1. Mai 2014<br />
Wirtschaftsdaten: Baltic Dry Index<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0<br />
May-07<br />
May-08<br />
7 Jahre Index<br />
May-10<br />
May-09<br />
May-11<br />
May-12<br />
May-13<br />
© <strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
May-14<br />
Frühindikator für<br />
den Welthandel<br />
Der Baltic Dry Index (BDI)<br />
wird von <strong>der</strong> Baltic Exchange<br />
in London veröffentlicht und<br />
ist ein wichtiger Preisindex<br />
für das weltweite Verschiffen<br />
von Hauptfrachtgütern.<br />
Offensichtlich besteht ein<br />
Zusammenhang von Frachtraten<br />
mit Rohstoffpreisen und <strong>der</strong><br />
Nachfrage nach Metallen, Treibstoffen<br />
und Nahrungsmitteln.<br />
Da <strong>der</strong> Baltic Dry Index (BDI)<br />
die Verschiffungskosten von<br />
Rohstoffen, <strong>der</strong> Vorstufe <strong>der</strong><br />
Produktion, ermittelt, misst er<br />
präzise das Volumen des Welthandels<br />
auf <strong>der</strong> Anfangsstufe.<br />
Der BDI ist also ein Frühindikator<br />
für die Weltwirtschaft.<br />
An<strong>der</strong>e Indizes bilden dagegen<br />
spätere Stufen <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Entwicklung ab, wenn<br />
aus den Rohstoffen Halbfertigo<strong>der</strong><br />
Fertigprodukte entstanden<br />
sind.<br />
Je größer die Anzahl <strong>der</strong> zu<br />
verschiffenden Güter ist, desto<br />
größer ist die Nachfrage und<br />
desto höher <strong>der</strong> Verschiffungspreis.<br />
Eine Aufwärtsbewegung<br />
des BDI signalisiert einen Anstieg<br />
des globalen Handels,<br />
eine Abwärtsbewegung das<br />
Gegenteil. Verän<strong>der</strong>ungen des<br />
BDI sind auch ein Indikator<br />
für die Kursentwicklung <strong>der</strong><br />
Aktien von Unternehmen im<br />
Bereich <strong>der</strong> Seeschifffahrt. Zwischen<br />
<strong>der</strong> Entwicklung des BDI<br />
und Rohstoffindizes besteht ein<br />
gewisser Gleichlauf. <br />
Quelle: Wikipedia<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
1 Jahr Index<br />
0<br />
May-13 Aug-13 Nov-13 Feb-14 May-14<br />
Die Tagesdaten vom<br />
Baltic Dry Index können<br />
Sie vom <strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong>server<br />
downloaden.<br />
© <strong>Asien</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Baltic Dry Index ab<br />
Juli 2006<br />
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