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Selbstwirksamkeitserleben durch Lernen im Dialog - Pädagogische ...

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<strong>Selbstwirksamkeitserleben</strong> <strong>durch</strong><br />

<strong>Lernen</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong><br />

Elisabeth Kossmeier<br />

<strong>Pädagogische</strong> Hochschule OÖ


In <strong>Dialog</strong> kommen mit dem Thema<br />

1. Schritt – Einzelarbeit ICH<br />

• Folgen Sie Ihrem Gedankenstrom und schreiben Sie<br />

auf, was Ihnen zu Ihrer eigenen Lernerfahrung<br />

einfällt: Wann haben Sie sich als kompetent erlebt<br />

und waren stolz auf Ihre Leistung?<br />

• Alle Ebenen sind erlaubt – fachlich, emotional /<br />

affektiv, sozial<br />

• 3 Minuten<br />

• Achtung: andere werden Ihren Text lesen – schreiben<br />

Sie leserlich und „satzähnlich“!<br />

2


In <strong>Dialog</strong> kommen mit dem Thema 2<br />

2. Schritt – Austauschmethode DU<br />

• Bilden Sie 5-er Gruppen und lassen Sie Ihre Texte reihum<br />

gehen. Lesen Sie aufmerksam, was die anderen 4 geschrieben<br />

haben und unterstreichen Sie in jedem Text eine Phrase/einen<br />

Satz, etwas, das Ihnen bedeutsam erscheint!<br />

• Überlegen Sie dann zu fünft, was <strong>Lernen</strong>de (von Lehrenden)<br />

brauchen, damit sie sich als kompetent und selbstwirksam<br />

erleben können!<br />

• Schreiben Sie die 3 wichtigsten Merkmale auf je eine<br />

Moderationskarte<br />

3


In <strong>Dialog</strong> kommen mit dem Thema<br />

3. Schritt – auf das Gemeinsame schauen WIR<br />

• Schreiben Sie die 3 wichtigsten Merkmale auf je eine<br />

Moderationskarte<br />

• Pinnen Sie Ihre Karten auf die Stellwand<br />

4


Methodenreflexion:<br />

Methoden, die das Ich ins Spiel bringen –<br />

Selbsterfahrung, eigene Thesen, eigene Gedanken, eigenes<br />

Vorwissen, Kartenmoderation…<br />

• jede/r ist wichtig und kommt zu Wort – jede/r beginnt<br />

einen <strong>Dialog</strong> zu anstehenden Lerninhalten<br />

• Es gibt kein „richtig“ und „falsch“ – ALLE<br />

Wortmeldungen sind bedeutsam!<br />

• Leistungsschwache wie –starke können sich<br />

gleichermaßen einbringen<br />

• Ich-du-wir - Bewegung<br />

• Visualisierung der Klassenmeinung<br />

• Training von Fach-, Selbst-, Sozial- und<br />

Methodenkompetenz 5


Realität??<br />

• 80% träges Wissen (bei der Matura!)<br />

• Defizitorientiertes Lehren – wir schauen auf<br />

Fehler und geben Auskünfte in Bezug auf<br />

Fehlerhaftes<br />

• Wir haben mehr Kultur <strong>im</strong> Messen und<br />

Wiegen von Fehlern als <strong>im</strong> Beurteilen von<br />

Qualität!


Kindersicht<br />

29.03.2012 Elisabeth Kossmeier, PH OÖ 7


Kindermeinungen<br />

8


Kinder-email<br />

E.Kossmeier per email: danke, Anna, für deine Nachrichten - ich freue mich<br />

sehr darüber!!<br />

schön, dass es dir so gut geht. Du schreibst viel von deinen Noten. Ich<br />

frage dich: Interessiert dich denn auch das, was du lernst ???<br />

Anna per email: Liebe Frau Kossmeier,<br />

Das mich nicht alles besonders interessiert, was wir lernen müssen, ist<br />

wahrscheinlich normal - auch wenn es mich in letzter Zeit, (vor allem in<br />

Deutsch) teilweise nicht nur nicht besonders interessiert, sonder mir völlig<br />

egal ist!!! Niemand kann von mir verlangen, dass ich mich in der 5. noch<br />

mit Beistrichsetzung und GROß- und KLEINSCHREIBUNG (!!!!)<br />

auseinandersetzen. Was machen wir sonst noch in Deutsch? Gerade<br />

haben wir Kr<strong>im</strong>inalromane <strong>durch</strong>gemacht, und jetzt - Grammatik. Gibt<br />

schon spannenderes, natürlich. Aber ich schreibe und lese dahe<strong>im</strong> viel,<br />

also, passt das schon.


Leonie <strong>im</strong> Jänner 2012:<br />

(…) Jetzt zu Ihrem Fach: Deutsch. Ich unterscheide inzwischen zwischen Schuldeutsch<br />

und Dahe<strong>im</strong>deutsch. In der Schule machen wir seit dem einen SA-Text beinahe nur<br />

noch Grammatik. Trockene, langweilige Grammatik. Ich meine, ich kann die<br />

Grundwortarten, die Fälle und das Meiste lässt sich intuitiv erledigen. Aber<br />

Konjunktive sind für mich <strong>im</strong>mer noch eine Hürde.<br />

Ggw: Er möge doch leise sein.<br />

Vgh: Er mochte doch leise sein.<br />

KA was das jetzt für grammatikalische Sätze waren, doch es regt mich auf dass ich das<br />

nicht verstehe. Wir haben es nur in der Theorie <strong>durch</strong>gemacht und ich bin <strong>im</strong>mer noch<br />

ratlos, wie die Grammatik in der Praxis angewandt werden soll, und letztendlich<br />

mache ich wieder alles nach Gefühl. Die Lehrerin wird nicht besser. Ich halte Deutsch<br />

in der Schule nicht mehr aus, weil es so langweilig ist und sie so unpersönlich, wie es<br />

mir vorkommt.<br />

Schreiben jedoch ist lustig. Manchmal lese ich ein Buch und denke mir: eine<br />

Semesterarbeit dazu wäre nicht schlecht, da ist ein Thema, das mich interessiert und<br />

einer Bearbeitung würdig ist, doch leider brauche ich das nicht.<br />

Für außerschulische Recherchen habe ich aber einfach keine Zeit. Dafür träume ich oft<br />

vor mich hin und tippe wieder eine Formulierung in den Computer, die mir gerade<br />

eingefallen ist und mir gefällt.<br />

Kennen Sie das Wort "elaborieren"? Vielleicht habe ich es schon erwähnt, aber ich<br />

habe es wirklich gerne, va. weil niemand genau beschreiben kann was es ausdrücken<br />

soll. 10


Grundsatz jeder Lernerorientierung:<br />

Frag sie<br />

höre ihnen zu<br />

lasse sie auswählen<br />

sie sollen spüren: „Es geht um mich!“<br />

• Ruth Cohn 1970: „Be your own chairman!“<br />

– Du bist Experte/Expertin für dein Leben.<br />

• Urs Ruf: „Wie können die Kinder den Witz einer<br />

Sache begreifen, bevor sie belehrt werden?


Orientierung am <strong>Lernen</strong>den!<br />

„Im Unterricht geht es um MICH!“<br />

Mein/e Lehrer/in interessiert sich dafür, wie ich denke, was ich<br />

schon weiß, welche Thesen ich zum „Stoff“ habe, was MIR<br />

wichtig ist usw.<br />

Immer wieder muss ich mich entscheiden, welches Thema ich<br />

wähle, welches Buch ich lese, mit welchem Argument ich mich<br />

beschäftige usw.<br />

12


Schülerorientiert zu unterrichten bedeutet das<br />

individuelle ICH ins Spiel zu bringen<br />

Gesucht sind Methoden, die der/dem einzelnen<br />

<strong>Lernen</strong>den eine individuelle Auseinandersetzung<br />

mit den Lerninhalten ermöglichen, entsprechend<br />

den individuellen Lernvoraussetzungen.<br />

„Richtig/falsch“ spielt dabei keine Rolle!<br />

So können Verknüpfungen <strong>im</strong> Gehirn geschehen – es<br />

kann gelernt werden!.<br />

29.03.2012 Elisabeth Kossmeier, PH OÖ 13


Leistungen auf der singulären D<strong>im</strong>ension<br />

des <strong>Lernen</strong>s ermöglichen die Beteiligung<br />

ALLER!<br />

• Persönliche Fragen formulieren<br />

• Eine Meinung bilden und aufschreiben<br />

• Das individuell Wichtige herausfinden und begründen<br />

• „Wie habe ich gearbeitet, gerechnet, gedacht, überlegt…?“<br />

• „was ist/war MIR wichtig, was habe ICH gelernt, warum habe<br />

ich dieses Thema gewählt; die eigene Kernidee<br />

• Selbstreflexion zu den eigenen Lernstrategien, zum<br />

Lernzuwachs, zu den erworbenen Kompetenzen, zum<br />

(Nachhol-)Bedarf<br />

• Gefühle, (Vor-)urteile, „believes“, Assoziationen zu<br />

Lerninhalten ausdrücken und aufschreiben<br />

• Persönliche Gedanken zu einem Text aufschreiben


Methode Thesenarbeit<br />

29.03.2012 Elisabeth Kossmeier, PH OÖ 15


Thesenarbeit (Thema „Ernährung“)<br />

Arbeitsauftrag:<br />

• reiße (schneide) die Thesen auseinander und überlege bei jeder<br />

einzelnen These, ob du sie glaubst oder nicht. Behalte nur die, die<br />

du glaubst. Entsorge alle anderen. 5 Min.<br />

• N<strong>im</strong>m dir mit möglichen Gleichgesinnten eine halbe Stunde Zeit,<br />

die These genauer zu <strong>durch</strong>leuchten: Unter welchen Umständen<br />

st<strong>im</strong>mt sie wirklich? Was muss dazu gesagt werden? Welche<br />

Einschränkungen, Ergänzungen, Erläuterungen, Beispiele, müssen<br />

dazu gesagt werden?<br />

• Die Thesen werden in einer Reihe aufgelegt, um sichtbar zu<br />

machen, wie die Gruppe denkt über das Thema „Ernährung“.<br />

• Folgeauftrag: Wähle eine These aus, die dich aus irgendeinem<br />

Grund interessiert und gehe ihr auf den Grund: was st<strong>im</strong>mt? Was<br />

nicht? Recherchearbeit ist wichtig!


Thesenarbeit Teil 2<br />

• Folgeauftrag: Wähle eine These aus, die dich aus irgendeinem<br />

Grund interessiert und gehe ihr auf den Grund: was st<strong>im</strong>mt?<br />

Was nicht? Recherchearbeit ist wichtig!<br />

– Was musst du alles „erforschen“ bzw. recherchieren, damit du am<br />

Ende etwas Gültiges aufschreiben kannst?<br />

– Was glaubt einer, der so was behauptet? Wovon ist der überzeugt?<br />

– Inwiefern hat so jemand Recht?<br />

– Inwiefern irrt er?<br />

– Welche ganz konkreten Beispiele aus dem Leben kannst du für beides<br />

finden?<br />

– Übersetze die These in DEINE Sprache mit DEINEN Beispielen!<br />

– Was muss man noch bedenken?<br />

17


Auf dem Weg zu Kompetenz und<br />

<strong>Selbstwirksamkeitserleben</strong> <strong>durch</strong><br />

Nutzungsorientierung:<br />

• Wir begleiten unsere <strong>Lernen</strong>den bei Ihren<br />

Lernprozessen und beziehen diese Prozessleistungen<br />

in die Note mit ein!<br />

• Was sind „Prozessleistungen“??<br />

– Auseinandersetzung mit den Lerninhalten<br />

– Auseinandersetzung mit dem Lehrer-Input<br />

– Reflexion des eigenen Denkens und Tuns<br />

– Aufträge, die das eigene Interesse, die Bedürfnisse, die<br />

Begabung usw. bewusst machen<br />

– Richtig oder falsch ist keine D<strong>im</strong>ension!<br />

18


Problematik bei der Bewertung von<br />

Prozessleistungen:<br />

• Wie misst man „Auseinandersetzung“?<br />

– Wie engagiert sich die/der <strong>Lernen</strong>de in Bezug auf<br />

das Thema? (1Punkt /Stern/Häkchen…)<br />

– Spüre ich die Persönlichkeit der/des <strong>Lernen</strong>den<br />

hinter den Gedanken? (2P)<br />

– Sind die Gedanken inspirierend, interessant,<br />

weiter führend, spannend? (3P)<br />

• Texte werden NICHT mit Rotstift <strong>durch</strong>korrigiert! Der<br />

Kommentar bezieht sich auf die inhaltliche<br />

Auseinandersetzung!<br />

19


Erkennen und Bewerten von Leistungen <strong>im</strong><br />

<strong>Dialog</strong>ischen Unterricht<br />

Ein Text ist engagiert +<br />

• Person lässt sich auf die Sache ein<br />

• Bemüht sich lange und intensiv genug dem Auftrag gerecht zu werden<br />

• Dokumentiert ihr Vorgehen und ihre Überlegungen nachvollziehbar<br />

Ein Text ist organisiert ++<br />

• Person dokumentiert und reflektiert, was sie tut und warum sie es tut und<br />

dabei herauskommt<br />

• Person ergreift in der Auseinandersetzung mit der Sache die Initiative und<br />

übern<strong>im</strong>mt Verantwortung<br />

• Ein Konzept ist erkennbar<br />

was<br />

Ein Text ist inspiriert +++<br />

• Person hat eine überraschende Idee und folgt ihr<br />

• Erschließt einen interessanten Zugang zur Sache und dokumentiert die<br />

Einsichten nachvollziehbar<br />

• Es lohnt sich über diese Idee nachzudenken


Beispiele<br />

• M<strong>im</strong>is Text<br />

• Mittelalter<br />

Achte darauf,<br />

a) Instrumentell statt exekutiv zu helfen<br />

b) Zuerst auf Gelungenes zu schauen, nicht auf<br />

Defizite!


M<strong>im</strong>is Text


Mittelalter 6ORG<br />

Mit und von <strong>Lernen</strong>den lernen:<br />

Texte der <strong>Lernen</strong>den treiben den<br />

Unterricht weiter!


THEMA MITTELALTER, Schulstufe 10<br />

Arbeitsauftrag: Was wisst ihr? Denkt ihr? Fällt euch ein?<br />

Gesucht sind 5 Mindmaps mit allen Informationen, die ihr in<br />

der Gruppe zusammentragen könnt.


Individuelles Verstehen anregen<br />

• Wir schreiben das Jahr 1311. Es ist der 1. März, ein<br />

ganz normaler Dienstag.<br />

• Und du bist 16 Jahre alt und wohnst entweder auf<br />

einem Bauernhof, in einer Ritterburg (einem Schloss)<br />

oder in einem Kloster.<br />

• Was tust du gerade? Woran denkst du? Was macht dir<br />

Sorgen oder Freude? Was geht dir bei deiner<br />

momentanen Beschäftigung <strong>durch</strong> den Kopf?<br />

• Schreibe deine Gedanken als<br />

…………………………………….. auf. Lass die Gedanken ganz<br />

natürlich fließen, so wie es Gedanken normalerweise<br />

tun!


Beispiele der <strong>Lernen</strong>den<br />

• Matthias: Ratten. überall Ratten. Hässliche Dinger sind das. War ja klar, dass ich die Latrine putzen muss. Der Jüngste hat es am<br />

schl<strong>im</strong>msten…. Burg Dunholm ist praktisch uneinnehmbar, da kommt niemand über diese Mauern und Türme, wenn doch, dann sind<br />

wir noch da. Die Bogenschützen. Abschaum von der Straße. Aber verdammt guter Abschaum. Hoffentlich kommt der Kreuzzug hier<br />

nicht vorbei…<br />

• Kevin: Vielleicht bekomm ich heut am Markt a wenig a Geld für Schwein und Kuh. Schaun ma moi. Wird scho werdn.<br />

• Nina: Meine Füße sind wund und schmerzen. Ich habe das Gefühl, dass sie kurz vor dem Absterben sind. Es war ein kalter Winter und<br />

das Wäschewaschen <strong>im</strong> kalten Bach war sehr anstrengend. Ich muss darauf achten meiner kleinen Tochter <strong>im</strong>mer ein Tuch um den<br />

Kopf zu binden. Vor einem Monat ist die rothaarige Maria verbrannt worden…<br />

• Ronja: Ob wohl der Siegfried in den Krieg muss? Ob der Manfred auch? Hoffentlich nur der Siegfried!! Vielleicht fällt er ja auch. Nein,<br />

wie kannst du deinem Mann den Tod wünschen! Dem Vater deines ungeborenen Kindes! … ich könnte Manfred fragen, ob er mit mir<br />

wegläuft – aber würde ich es dann besser haben? Nein, besser ich lasse mich von meinem „gütigen“ Siegfried weiter verprügeln.<br />

Vielleicht fällt er ja <strong>im</strong> Krieg. Besser ich schufte alleine und dafür in Frieden als unter seinen Schlägen.<br />

• Eva Sophia: Meine Burgherrin lernt gerade das Sticken. Schon wieder hat sie sich mit der Nadel gestochen. Sie wird nachher sehr<br />

wütend sein und an mir als ihrer Magd ihre Wut auslassen, hoffentlich schlägt sie mich nicht wieder. Aber nachher sehe ich <strong>im</strong> Stall<br />

wieder den Stallburschen, den mit den schönen braunen Augen, hoffentlich bemerkt er mich!<br />

• Ines: … ach wär ich doch eine Adelige, mein Leben könnte so viel einfacher sein. Doch leider bin ich nur ein Bauernmädel, das die<br />

ganze Hausarbeit machen darf, weil es nicht geliebt wird. Wär ich doch bloß adelig!<br />

• Max<strong>im</strong>ilian: Um 4 Uhr bin ich schon zum beten aufgestanden. Dauernd beten, obwohl ich gar nicht an Gott glaube, ist aber eh egal.<br />

Heute stehl ich mir Salz aus der Kirch, bevor ich aufs Feld arbeiten geh. Ich werde Pfarrer und dann Papst – der hat alles.<br />

• Lisa: ich spüre das Wasser an meinen Füßen, die Steine auf denen ich stehe. Manche sind spitz sie schmerzen. Ich fühle mich wie tot.<br />

Durch dieses kalte klare Wasser, das meine Füße taub werden lässt, kann ich mit jeder Faser meines Körpers wahrnehmen: ich lebe<br />

noch! Gott ich lebe noch, doch zu welchem Gott spreche ich? Zu dem, der mir meine Mutter nahm und mir eine gab, die meine<br />

Kindheit stahl und mich verkaufte an dieses Monster von Mann?<br />

• Tamara: Ich bin soo müde… aber eine Pause kann ich nicht machen. Zu viel Arbeit hab ich noch vor mir. Wenn Vater nur nicht krank<br />

wäre…<br />

• Denise: Es macht mich traurig zu wissen, dass ich den Rest meines Lebens so verbringen werde. Allein. einsam und arbeitend. Wenn<br />

mein Vater noch hier wäre, wäre wahrscheinlich vieles besser, denn er könnte viel arbeiten und wir könnten uns mehr leisten.<br />

• Nico: Jeder Tag der gleiche Mist… ich zieh <strong>im</strong>mer die Arschkarte mit der Arbeit auf dem Feld. Am liebsten würde ich <strong>durch</strong> das Land<br />

ziehen wie ein Räuber. Was hindert mich daran. Nichts.


Gemeinsamkeiten der Schülertexte: Depressive, eher<br />

resignative Unterschichtstexte!<br />

Des Bauern große Not<br />

(Heinz Unger , Proletenpassion)<br />

Der Bauer trägt das ganze Land<br />

auf dem gebeugten Rücken,<br />

muss sich stets tiefer bücken<br />

für Fürst und Pfaffenstand.<br />

Je mehr die Herren sich schmücken,<br />

je härter drückt ihre Hand.<br />

Da hilft kein zorniger Gott,<br />

der Teufel wohnt <strong>im</strong> Schloss,<br />

da ist des Bauern Not so groß,<br />

des Bauern große Not.<br />

Der Edelmann reit` aus zur Jagd,<br />

der Fürst reit` übers Getreide,<br />

der Bischof <strong>im</strong> goldenen Kleide<br />

macht mir die Kindlein nackt.<br />

Der Fürsten Gold und der Pfaffen<br />

Geschmeide<br />

hab` ich aus dem Acker gehackt.<br />

Der Adel reit` übers Brot<br />

auf seinem hohen Ross,<br />

da ist des Bauern Not so groß,<br />

des Bauern große Not.<br />

Ein Junker fuhr mit sieben Gulden<br />

zur Stadt, und in den Gassen<br />

sieht er reiche Bürger prassen,<br />

und macht be<strong>im</strong> Fugger Schulden.<br />

Muss Bauern schinden lassen,<br />

die Bauern müssen`s dulden.<br />

Aufs Blut und in den Tod<br />

trifft mich ein jeder Stoß,<br />

da ist des Bauern Not so groß<br />

des Bauern große Not.


Arbeitsauftrag 2<br />

Setze dich mit dem Gedicht auseinander "Des Bauern große Not" von Heinz<br />

Unger (Schmetterlinge) - ca. 400 - 500 Wörter. (Alternative: „Wir hatten<br />

Gräber und ihr hattet Siege“)<br />

was ist das für ein Text? worum geht es? in welcher Welt spielt der Text?<br />

welche Menschen kommen vor - und warum?<br />

welche (sprachlichen) Bilder stechen dir ins Auge - und was bedeuten sie?<br />

Was fällt DIR besonders auf?<br />

welche Gefühlslage, St<strong>im</strong>mung beherrscht den Text?<br />

suche Formulierungen und Textteile, die dir gefallen, heraus und erläutere<br />

sie bzw erläutere, was dir daran gefällt<br />

wenn du (abschließend) auf den Text schaust: hat er ausschließlich<br />

historische Bedeutung oder erkennst du auch Aktualitätsbezüge? wenn ja,<br />

welche?<br />

Die Punkte sind nicht der Reihe nach abzuarbeiten, sondern stellen Anregungen für das dar, was in deinem Text<br />

vorkommen könnte/sollte/müsste...<br />

Für diese Arbeit erhältst du max. 5 Punkte, was unseren Punktestand gesamt auf 105 Punkte erhöht. Aber<br />

ich muss euch einfach kennenlernen in eurem Schreib- und Arbeitsverhalten! Außerdem ist der Umgang<br />

mit Texten das Um und Auf, das Gelbe vom Ei, das Zentrum jedes Deutsch-Unterrichts!!!


Zuerst auf Qualität schauen…<br />

Liebe Ronja, mir gefällt deine Arbeit und deine kritische Auseinandersetzung mit dem Text.<br />

Fehler habe ich keine ausgebessert. Wenn ich das soll, musst du mir das extra anschaffen, bitte.<br />

Was ich als kleine Schwachstelle deiner Arbeit sehe, ist der Aktualitätsbezug: Glaubst du, dass es um<br />

die Situation der Bauern heute geht? Wer sind eigentlich heute die „Sklaven“ der Oberschicht?<br />

Wer kriegt „Unterschichtslöhne“? Wer kann mit dem erhaltenen Lohn kaum auskommen, weil er so<br />

niedrig gehalten wird? Sind das wirklich die Bauern???<br />

Ich glaube, darüber müssen wir noch diskutieren <strong>im</strong> Unterricht.<br />

Und ein bisserl wenig ist es auch oder? Wenn du noch ein Bild oder 2 Bilder aus dem Text dazu n<strong>im</strong>mst,<br />

hast du alles, was für eine gute Textbeschreibung nötig ist!<br />

Liebe Ronja, ich gebe dir 4 von 5 Punkten, und bei nochmaliger Zusendung des Textes mit<br />

Berücksichtigung der von mir empfohlenen Verbesserungsmöglichkeiten kriegst du noch den 5.<br />

Punkt dazu! Lg Elikos<br />

Liebe Frau Professor, danke für die Rückmeldung so macht es richtig<br />

Spaß eine arbeit nocheinmal in die Hand zu nehmen lg Ronja<br />

Lieber Bernhard, es gefällt mir sehr gut, wie du nicht nur aus dem Gedicht Informationen entn<strong>im</strong>mst,<br />

sondern auch eure Erkenntnisse aus Mindmap und innerem Monolog einbaust!<br />

Und es ging nicht um eine genaue Wörtervorgabe! Ich mag deine Arbeit und es wurde mir be<strong>im</strong> Lesen<br />

der „554 Wörter ohne die Auszüge aus dem Gedicht“ nicht fad!!<br />

Ich mag die Ich-Perspektive, die <strong>im</strong>mer wieder vorkommt. Und ich mag deine ansprechende<br />

anspruchsvolle Ausdrucksweise.<br />

(Der Bezug zu heute fehlt allerdings, aber dennoch gebe ich dir 5 Punkte (von5)


Zuerst auf Qualität schauen…<br />

Liebe Antonia, da lese ich aber einen Text von einer engagierten und empörten jungen frau! Ja, ich mag solche Töne!<br />

Die kannst du ruhig behalten für deine Texte!<br />

Was mir noch fehlt, ist die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Text. Es ist eine ganz wichtige Kompetenz, die bis<br />

zur Matura erlernt werden muss, einen Text (welchen auch <strong>im</strong>mer) erläutern und deuten zu können und dazu<br />

einen Kommentar schreiben zu können.<br />

N<strong>im</strong>m dir einige Textzitate vor und erläutere die Bilder. Und schon hast du gewonnen! Und so hast du bisher 3<br />

Punkte, und wenn du deine (etwas zu kurze) Arbeit noch mit Textdeutungen ergänzt, kriegst du noch 1 oder ev.<br />

Sogar 2 Punkte dazu… Liebe grüße elikos<br />

Hallo Fr. Prof. Kossmeier, spät aber doch :) der Aufsatz zu dem Thema "Des Bauern<br />

große Not" befindet sich <strong>im</strong> Anhang. Das war ein spannendes Thema und toll<br />

damit zu arbeiten. Schönen Abend noch. lg Kevin Picha<br />

Ich hatte be<strong>im</strong> Lesen das Gefühl, dass du bisher noch nicht viel wusstest über das Leben <strong>im</strong> Mittelalter. Aber jetzt bist<br />

du um vieles klüger geworden! Und es scheint dich auch interessiert zu haben oder?<br />

Wie schön!<br />

Die Bilder aus dem Gedicht, die du verwendest, hast du recht gut erläutert. Die geben der Arbeit sozusagen einen<br />

Qualitätsschub.<br />

Gegen Ende, be<strong>im</strong> Nachdenken über die Bauern, verflacht sich deine Arbeit. Ich frage dich: wer sind heute die<br />

Menschen, die mit ihrem Lohn nicht auskommen können, weil er trotz harter Arbeit zu niedrig zum Leben ist??<br />

Wer sind heute die Ausbeuter? Wer die Ausgebeuteten??<br />

Denke darüber noch nach und schreib mir ein paar Sätze auf.<br />

Bis jetzt hast du 3 von 5 Punkten und wenn du dir meine Kommentare liest und darauf reagierst, gebe ich dir noch<br />

einen Zusatzpunkt dazu. Lg elikos


Schülerfragen spinnen den Unterricht weiter…<br />

Arbeitsauftrag: Diskutiert in der Gruppe zu viert/fünft:<br />

Warum haben sich die Bauern nicht gewehrt? Wie funktioniert eigentlich Unterdrückung? Was<br />

muss man tun, damit keine Revolution gegen die Mächtigen angezettelt wird??? Was<br />

machen heute in demokratischen Systemen die Reichen, damit ihnen nichts „Böses“<br />

widerfährt vonseiten der armen Mehrheit ? Was tun zb unterdrückende<br />

Lehrer/Unternehmer/und andere Herrscher, dass sich nicht die Mehrheit der<br />

Unterdrückten gegen sie erhebt<br />

Option für 3 Zusatzpunkte: Schreibe deine Meinung und deine Theorien auf (ca. 400 Wörter)<br />

Auszüge dazu aus euren Arbeiten:<br />

Ich finde in den einzelnen Zeilen ist ein gewisser Hass und Aggressivität, aber auch eine gewisse Trauer zu<br />

verspüren. Die Bauern fühlten sich von den Herrschern unterdrückt und hatten nicht den Mut sich<br />

dagegen zu wehren. (Viktor ia)<br />

Sie werden von der Oberschicht unterdrückt und gequält. Die Adeligen hatten also die Bauern in der Hand, und<br />

sie konnten sich nicht wehren. … Was ich mich <strong>im</strong>mer wieder frage: „Warum haben sie sich nicht gewehrt?<br />

Warum haben sie das mit sich machen lassen? Warum begannen sie nicht einfach einen Aufstand?“<br />

Immerhin gab es genug Bauern und was machen, wenn diese plötzlich nicht mehr deren Arbeit<br />

verrichten? (Kevin)<br />

Da kommt be<strong>im</strong> Lesen eine gewisse Hoffnungslosigkeit auf. Man merkt die Bauern haben es hingenommen.<br />

Wenn man den mächtigen Glauben schenkt, sind sie zu nichts Höherem best<strong>im</strong>mt, sie sind es nicht Wert<br />

genug zu essen zu haben, Holz zum Heizen und Zugang zu Medizinischer Versorgung, denn es ist Gottes<br />

Wille, dass sie als Bauern geboren wurden. „Da hilft kein zorniger Gott, der Teufel wohnt <strong>im</strong> Schloß“, heißt<br />

es <strong>im</strong> Gedicht. Die Bauern hoffen nicht einmal mehr auf Gottes Hilfe. Hätte er sie nicht schon längst befreit<br />

wenn er könnte? der Teufel persönlich muss wohl für diese Tyrannei verantwortlich sein. (Ronja)<br />

• …


Warum wehren sie sich nicht?<br />

Ergebnisse der Schülerdiskussionen, von der Lehrerin<br />

mitgeschrieben und in ppt gleich sichtbar gemacht:<br />

• Angst vor Konsequenzen; „ es könnte noch schl<strong>im</strong>mer<br />

werden!“<br />

• Alles „gehört so“, „ist halt so“, „war schon <strong>im</strong>mer so“…<br />

• Angst vor Gewalt – Drohungen, Jobverlust,<br />

Lohnkürzung,<br />

• Bestechung, Bestrafung, Schauprozesse<br />

• Macht wird ausgedrückt <strong>durch</strong> Demütigung<br />

• Unterlegenheitsgefühl (zu wenig Bildung und zu wenig<br />

Geld und kein Wissen ums Jenseits und keine Waffen)


Was braucht es, damit eine Revolution möglich wird?<br />

Ergebnisse der Schülerdiskussionen, von der Lehrerin mitgeschrieben<br />

und in ppt gleich sichtbar gemacht:<br />

• Viele Gleichgesinnte<br />

• Alle helfen zusammen – SOLIDARITÄT<br />

• Fähigkeit sich zu organisieren<br />

(Standesvertretungen, Gewerkschaften,<br />

Klassensprecher usw.)<br />

• Fähigkeit, sich für wen einzusetzen, auch wenn es<br />

einem selber gar nicht so schlecht geht<br />

(funktioniert kaum)<br />

• Bildung (man muss seine Gedanken gut<br />

formulieren, aufschreiben und verbreiten<br />

können…)


Literarische Texte als Stellungnahme für die Unterdrückten<br />

Jesus Bettina Wegner<br />

Was würde sein, wenn es Jesus wirklich gibt<br />

von dem jeder behauptet, daß er ihn liebt<br />

Und er steigt zu uns runter, uns zu befrein<br />

was ihm da passierte in unserm Verein<br />

das stell ich mir vor und dann wird mir ganz leer<br />

Kein Mensch erkennt ihn, wenn er unter uns wär.<br />

Ein silberner Mercedes und ein schwarzer BMW<br />

fahrn mit blutigen Reifen <strong>durch</strong> klaren Schnee<br />

Jesus - steig nie herab<br />

du kriegst keine Wohnung<br />

und vom Kuchen nichts ab<br />

Du kriegst keine Arbeit<br />

und du kommst in den Knast<br />

weil du radikal und leise<br />

Widerstand geleistet hast<br />

Denn Jesus war Pole und Jude dazu<br />

Jesus war ein Schwarzer und kam aus Peru<br />

Jesus war Türke und Jesus war rot<br />

Mensch Jesus, bleib oben, sonst schlagen die dich tot!<br />

Die Schlesischen Weber. Heinrich Heine<br />

Im düstern Auge keine Thräne,<br />

Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:<br />

Deutschland, wir weben Dein Leichentuch,<br />

Wir weben hinein den dreifachen Fluch –<br />

Wir weben, wir weben!<br />

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten<br />

In Winterskälte und Hungersnöthen;<br />

Wir haben vergebens gehofft und geharrt,<br />

Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –<br />

Wir weben, wir weben!<br />

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,<br />

Den unser Elend nicht konnte erweichen,<br />

Der den letzten Groschen von uns erpreßt,<br />

Und uns wie Hunde erschießen läßt –<br />

Wir weben, wir weben!<br />

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,<br />

Wo nur gedeihen Schmach und Schande,<br />

Wo jede Blume früh geknickt,<br />

Wo Fäulniß und Moder den Wurm erquickt –<br />

Wir weben, wir weben!<br />

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,<br />

Wir weben emsig Tag und Nacht –<br />

Altdeutschland, wir weben Dein Leichentuch,<br />

Wir weben hinein den dreifachen Fluch,<br />

Wir weben, wir weben!


Literarische Texte als Stellungnahme für die Unterdrückten<br />

Arbeit für Arbeitslose Kurt Tucholsky<br />

Wart nur ab.<br />

Es kommt die Zeit,<br />

darfst dich wieder quälen.<br />

Laß dir von Gerissenheit<br />

nur nichts vorerzählen:<br />

Klagen hilft nicht,<br />

plagen hilft nicht,<br />

winden nicht und schinden nicht.<br />

Dies, Prolet, ist deine Pflicht:<br />

Hau sie, dass die Lappen fliegen!<br />

Hau sie bis zum Unterliegen!<br />

Bleib dir treu.<br />

Die Klasse hält<br />

einig gegen eine Welt.<br />

Auf dem Schiff der neuen Zeit,<br />

auf dem Schiff der Zukunft seid<br />

ihr Soldaten! Ihr Matrosen!<br />

Ihr – die grauen Arbeitslosen!<br />

Stellung suchen Tag für Tag, aber keine kriegen.<br />

Wer kein Obdach hat, der mag<br />

auf der Straße liegen.<br />

Sauf doch Wasser für den Durst!<br />

Spuck aufs Brot – dann hast du Wurst!<br />

Und der Wind pfeift <strong>durch</strong> die Hose –<br />

Arbeitslose. Arbeitslose.<br />

Schaffen wollen – und nur sehn,<br />

wie Betriebe schließen.<br />

Zähneknirschend müßig gehn ...<br />

Bleib du nicht am Reichstag stehn –!<br />

Geßler läßt was schießen.<br />

Zahl den Fürsten Müßiggang;<br />

Friere nachts auf deiner Bank.<br />

Polizeiarzt. Diagnose:<br />

Arbeitslose. Arbeitslose. Wart nur ab.<br />

Es kommt die Zeit,<br />

darfst dich wieder quälen.<br />

Laß dir von Gerissenheit<br />

nur nichts vorerzählen:<br />

Klagen hilft nicht,<br />

plagen hilft nicht,<br />

winden nicht und schinden nicht.<br />

Dies, Prolet, ist deine Pflicht:<br />

Hau sie, dass die Lappen fliegen!<br />

Hau sie bis zum Unterliegen!<br />

Bleib dir treu.<br />

Die Klasse hält<br />

einig gegen eine Welt.<br />

Auf dem Schiff der neuen Zeit,<br />

auf dem Schiff der Zukunft seid<br />

ihr Soldaten! Ihr Matrosen!<br />

Ihr – die grauen Arbeitslosen!


Die Arbeit mit Kernideen<br />

Die gute Kernidee ermöglicht es ALLEN<br />

<strong>Lernen</strong>den, in einen individuellen <strong>Dialog</strong> mit<br />

den Lerninhalten treten zu können, ohne dass<br />

sie vorher „belehrt“ werden!<br />

hier geht es um die individuelle „blackbox“ und um die<br />

Lebenswelt der Kinder/Jugendlichen. Hier kann man nichts<br />

richtig und falsch sagen/schreiben! Hier muss man<br />

denken/fühlen/vermuten/schätzen/…<br />

29.03.2012 36


Die Kernidee<br />

• Lehrende finden heraus, was sie individuell an einer<br />

Thematik oder einem Lernstoff am meisten bewegt<br />

und „antreibt“, was für sie die Quintessenz des<br />

Ganzen ist. – (das große „DARÜBER“!) Daraus lässt<br />

sich meistens ein Einstieg in das Thema finden, der<br />

die <strong>Lernen</strong>den in den <strong>Dialog</strong> mit einem<br />

Thema/Lerninhalt bringt. Was die Person der/des<br />

Lehrenden bewegt, kann leichter als Funke auf<br />

<strong>Lernen</strong>de überspringen.<br />

29.03.2012<br />

Elisabeth Kossmeier, PH OÖ 37


Beispiele für Kernideen und<br />

individuellen Einstieg<br />

• Das Kl<strong>im</strong>a in Österreich beschreiben können:<br />

– Kernidee: Was wächst und lebt, ist vom Kl<strong>im</strong>a/Wetter<br />

abhängig!<br />

• Thesenbildung: Warum wachsen bei uns keine Bananen?<br />

• Eigene Erfahrung: Wie ist für mich ein „richtiger Winter“ in<br />

Österreich? Ein „richtiger Sommer“? Kennen wir auch andere Sommer<br />

und Winter anderswo?<br />

• Mit Brüchen rechnen können:<br />

– Sachen „richtig“ aufteilen, einteilen, umverteilen zu können,<br />

ist oft sehr schwer, aber notwendig!<br />

• Wo und wie warst du in deinem Leben schon mit der Notwendigkeit<br />

des „gerechten“ Verteilens, Einteilens, Umverteilens konfrontiert?<br />

Erzähle Beispiele! Wie hast du gehandelt? Kennst du auch das Gefühl<br />

von „ungerechter Verteilung“?<br />

• Wie wirst du tun, wenn n Teile auf alle Österreicher/innen zu verteilen<br />

sind? Zb eine „Kindermilliarde“ -Wie gehst du vor? Welche<br />

zusätzlichen Kriterien schaffst du?


Beispiele für Kernideen und<br />

individuellen Einstieg<br />

• Ein Bewerbungsschreiben verfassen können<br />

– Ich zeige meine Stärken!<br />

• Was kann ich gut? Wo liegen meine Begabungen? Wo<br />

könnten sie gefragt sein? Wie kann ich meine Stärken<br />

sichtbar machen?<br />

• Vokabular zum Sightseeing in London<br />

– In einer fremden Stadt will ich mich verständigen<br />

können!<br />

• Welche Wörter und Phrasen möchte ich lernen, um<br />

mich zb in London zurechtzufinden?<br />

39


Beispiele für Kernideen und<br />

individuellen Einstieg<br />

• Ökologisches Denken verstehen<br />

– Einer ist vom andern abhängig! Jeder gibt- jeder erhält!<br />

• Überlegt Situationen in eurem Leben, wo es keinen<br />

Gewinner/Verlierer gab, sondern wo alle zufrieden<br />

waren!<br />

• Kostenrechnung<br />

– Einen Kaufvertrag genau zu lesen hilft gegen Betrug und<br />

böse Überraschungen<br />

• Wann und wo hast du in deinem Leben Kaufverträge<br />

abgeschlossen? Welche Fallen kennst du? Worauf<br />

achtest du?<br />

40


Beispiele für Kernideen und<br />

individuellen Einstieg<br />

• Medea<br />

– Kernidee: Wie geht es einer Königstochter, einer kraftvollen<br />

Naturmagierin, wenn sie sich auf einmal als „Wilde“ in einer<br />

zivilisierten Gesellschaft erleben muss?<br />

• Wie ist für dich eine Frau, die nicht in unsere Gesellschaft passt,<br />

eine Barbarin=Fremde?<br />

• Was geschieht mit ihrem Stolz in unserer Welt, wo ihre<br />

Begabungen nichts zählen?<br />

• Werther<br />

– Kernidee: Ein sanfter Mann ist nichts zum Heiraten, aber zum<br />

Träumen! Oder: Sensibilität bedeutet „Untüchtigkeit“<br />

• Welcher Typ von Mann ist deiner Meinung nach geeignet für eine<br />

Familiengründung? Wer und wie ist heute ein „toller Mann“? Wie<br />

sensibel darf der sein?


Die Arbeit mit Kernideen<br />

• Wählen Sie einen Lerninhalt<br />

• Formulieren Sie ein Lernziel! (Lernziele)<br />

• Finden Sie eine persönliche Kernidee zu diesem<br />

Lernziel (Slogan! Wählen Sie ruhig „große Worte“!)<br />

• Wie könnten <strong>Lernen</strong>de in die Thematik <strong>durch</strong><br />

Aufträge auf der singulären D<strong>im</strong>ension<br />

„hineingezogen“ werden? (wichtig: es geht um<br />

Auseinandersetzung, nicht um richtig/falsch!)<br />

42


Ich-Bezüge<br />

• Meine Kernidee<br />

• Mein Arbeits – Lernprozess<br />

• Mein Lernzuwachs


Lernjournal<br />

• Meine Überschrift für den Nachmittag<br />

• 3 Dinge, die ich mir merken werde<br />

• Worüber möchte ich noch mehr wissen?<br />

• Mein erster Schritt: Was werde ich gleich<br />

ausprobieren? In welchem Fach? Mit welcher<br />

Methode?<br />

elisabeth kossmeier PH OÖ

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