Europäisches Sprachdenken Von Platon bis ... - Plansprachen.ch
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Bu<strong>ch</strong>kritik<br />
Trabants modern-gelehrtes Werk enthält hö<strong>ch</strong>st aufs<strong>ch</strong>lussrei<strong>ch</strong>e Ausführungen, die für<br />
philosophis<strong>ch</strong>e Laien anspru<strong>ch</strong>svoll, aber gerade no<strong>ch</strong> knapp verständli<strong>ch</strong> sind. Die<br />
Formulierungen sind teilweise etwas umständli<strong>ch</strong> und <strong>ch</strong>aotis<strong>ch</strong>. Oft versteht man ni<strong>ch</strong>t was<br />
genau gemeint ist, dies wird dur<strong>ch</strong> zahlrei<strong>ch</strong>e unübersetzte Zitate ers<strong>ch</strong>wert. Das Konzept des<br />
Bu<strong>ch</strong>es bleibt leider etwas s<strong>ch</strong>wammig: ist es ein philosophis<strong>ch</strong>es Lesebu<strong>ch</strong> oder ein<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsbu<strong>ch</strong> der Philosophie ? Viellei<strong>ch</strong>t müsste der Text zu didaktis<strong>ch</strong>en Zwecken an<br />
einigen Stellen umges<strong>ch</strong>rieben werden.<br />
Viellei<strong>ch</strong>t gibt’s au<strong>ch</strong> ein paar Widersprü<strong>ch</strong>e wie der folgende: „Bei Descartes war das<br />
Denken Denken und ni<strong>ch</strong>t Spra<strong>ch</strong>e.“ (S. 221). „Descartes hing der aristotelis<strong>ch</strong>en Meinung an,<br />
dass Spra<strong>ch</strong>e zum Kommunizieren des Geda<strong>ch</strong>ten dient und mit dem Denken eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts<br />
zu tun hat.“ (S. 132).<br />
Wie in vers<strong>ch</strong>iedenen bereits ers<strong>ch</strong>ienenen Rezensionen bemängelt, fehlen<br />
Betra<strong>ch</strong>tungen über einige andere bedeutende Spra<strong>ch</strong>philosoph(i)en. An dieser Stelle kann man<br />
z.B. no<strong>ch</strong> Hildegard von Bingen für das Mittelalter und Comenius na<strong>ch</strong>tragen. Ausserdem fehlt<br />
ein Kapitel über die Haltung zur Spra<strong>ch</strong>e bei Marx und Engels, wenn s<strong>ch</strong>on von Hegel und<br />
Heidegger die Rede ist. Die beiden Namen (Marx und Engels), die für Jahrzehnte die<br />
Philosophie in der halben Welt geprägt haben und ausführli<strong>ch</strong> zu Spra<strong>ch</strong>fragen Stellung<br />
genommen haben, kommen im Personenregister überhaupt ni<strong>ch</strong>t vor. Au<strong>ch</strong> Julia Kristeva wäre<br />
als weiteres Beispiel einer (seltenen) Frau, deren Philosophie, Linguistik und Literaturtheorie<br />
die Psy<strong>ch</strong>oanalyse und den Poststrukturalismus miteinander verbindet, no<strong>ch</strong> ein zu<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigender Name.<br />
Aus slavistis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t kommen die osteuropäis<strong>ch</strong>en Entwicklungen, die si<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong><br />
ebenfalls unter der Sonne des Abendlandes ereigneten, zu kurz: Für das Mittelalter (9. Jh.) wäre<br />
das S<strong>ch</strong>rifters<strong>ch</strong>affungs- und Missionswerk des Kyrillos und Methodios erwähnenswert (wenn<br />
man s<strong>ch</strong>on die Entzifferung der ägyptis<strong>ch</strong>en Hieroglyphen anführt), und für das 18.-/19.<br />
Jahrhundert hätte man die nationalen Emanzipationsbestrebungen slavis<strong>ch</strong>er und<br />
osteuropäis<strong>ch</strong>er Völker in Ostmitteleuropa, die au<strong>ch</strong> spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> bedingt waren, reflektieren<br />
können. Immerhin wird auf einige Entwicklungen in Russland unter Peter I. und Katharina II.<br />
hingewiesen und der Name des Slavisten Baudouin de Courtenay genannt. Ein Hinweis auf<br />
Lomonosov, den russis<strong>ch</strong>en Formalismus (S<strong>ch</strong>klovski) und den Futurismus (Chlebnikov) wäre<br />
ebenfalls von Nutzen, zumal die Prager S<strong>ch</strong>ule (Tynjanov) erwähnt wird. Au<strong>ch</strong> die sowjetis<strong>ch</strong>e<br />
Spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aft hat ni<strong>ch</strong>t uninteressante Facetten zu bieten.<br />
Aus der Si<strong>ch</strong>t der Interlinguistik (Wissens<strong>ch</strong>aft von den neutralen Universalspra<strong>ch</strong>en<br />
bzw. internationalen <strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong>) ist es erfreuli<strong>ch</strong>, dass am Rande au<strong>ch</strong> dieses Thema,<br />
zumindest im Falle Bacons und Leibniz’, kurz angespro<strong>ch</strong>en wurde. Gewöhnli<strong>ch</strong> wird diese seit<br />
immerhin etwa 1911 bestehende Disziplin in der Spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aft und –philosophie leider zu<br />
wenig bea<strong>ch</strong>tet bzw. ernst genommen. Das Bu<strong>ch</strong> von Trabant zeigt au<strong>ch</strong>, dass die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
des <strong>Spra<strong>ch</strong>denken</strong>s und des universalistis<strong>ch</strong>en Gedankens (s. Trabants Einführung über<br />
Mithridates im Paradies) au<strong>ch</strong> zur Idee der künstli<strong>ch</strong>en (bzw. bewusst ges<strong>ch</strong>affenen oder<br />
neutralen) Universalspra<strong>ch</strong>e geführt hat, die dann mit Volapük, Esperanto, Ido, Occidental und<br />
Interlingua, um die wi<strong>ch</strong>tigsten aposterioris<strong>ch</strong>en Projekte zu nennen, in die Tat umgesetzt<br />
wurde. Unter ihnen hat si<strong>ch</strong> Esperanto erfolgrei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>gesetzt, au<strong>ch</strong> wenn es (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>t zur<br />
gewüns<strong>ch</strong>ten lingua franca der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Institutionen geworden ist, wie ni<strong>ch</strong>t nur von der<br />
Esperanto-Bewegung selbst postuliert, sondern au<strong>ch</strong> direkt vom Völkerbund und von der<br />
Unesco in eins<strong>ch</strong>lägigen Resolutionen suggeriert wurde. Immerhin wurde das<br />
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