Rotkreuz-Spiegel 2009-3 - DRK Landesverband Niedersachsen
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AKTIV VOR ORT Soziales<br />
Hilfe für Obdachlose<br />
und Bedürftige<br />
Leer Ein Haus wie jedes andere. Auf den ersten Blick. Auf<br />
den zweiten Blick fällt das weiße Schild mit dem <strong>Rotkreuz</strong>-<br />
Logo an der Hauswand ins Auge. „Anlaufstelle Soziale<br />
Dienste“ steht darauf.<br />
Hier kümmert sich der <strong>DRK</strong>-Kreisverband Leer um Obdachlose<br />
und Hilfesuchende. Unter einem Dach betreibt er Tagesaufenthalt,<br />
Übernachtungsmöglichkeit und Dienste für Hilfsbedürftige.<br />
Seit Mai ist die Anlaufstelle von der Deichstraße<br />
in neue Räume in die Ubbo-Emmius-Straße umgezogen, das<br />
Schild und das Angebot sind gleich geblieben. Für Menschen,<br />
deren Lebenslauf aus vielen Gründen aus der gesicherten Existenz<br />
plötzlich und unerwartet auf der Straße endet. Dieser Weg<br />
nach unten, der soziale Abstieg, ist einsam und geht schnell.<br />
Das wissen Angelika Siemer und Michael Loos genau. Die beiden<br />
Mitarbeiter sind die ersten Ansprechpartner für Wohnungslose.<br />
Klienten nennen sie die Menschen, die um eine Übernachtungsmöglichkeit<br />
bitten, oft auch Rat und Hilfe suchen.<br />
„Scheidung, Mietschulden, Kündigung, gesundheitliche Probleme<br />
– die Ursachen für den Abstieg sind vielfältig“, sagen Siemer<br />
und Loos. Die beiden kennen ihre Schützlinge, viele von<br />
ihnen seit Jahren. Menschen ohne ein Zuhause, die eine Rückzugsmöglichkeit<br />
wie das Haus des Leerer <strong>DRK</strong> suchen. „Es ist<br />
ein geschützter Raum. Hier können sie unter sich sein“, ergänzt<br />
die Diplom-Pädagogin, die seit 2000 in Leer arbeitet und die<br />
Einrichtung leitet.<br />
Acht bis zehn Menschen – zwischen 40 und 55 Jahre alt –<br />
halten sich am Tag in der Anlaufstelle auf. Im Sommer wie im<br />
Winter, nicht nur wenn es draußen bitter kalt ist. Drinnen im<br />
Haus mit seinen insgesamt 300 Quadratmetern finden sie in<br />
den Schlafsälen eines von insgesamt 20 Betten für die Nacht.<br />
Luxus erwartet sie nicht. Dafür eine trockene und blitzblanke<br />
Unterkunft. Wo es klare und strenge Regeln gibt: Alkohol und<br />
Rauchen sind tabu. Auf die Einhaltung der Hausordnung wird<br />
großen Wert gelegt. Für Frühstück und Mittagessen müssen<br />
alle einen kleinen Obulus zahlen. Damit sie lernen, mit dem<br />
wenigen Geld, das ihnen zur Verfügung steht, auszukommen“,<br />
so Loos. 11,70 Euro pro Tag, das ist der Regelsatz.<br />
365 Tage im Jahr steht das Haus offen, rund um die Uhr.<br />
„Leider kommen immer öfter ganz junge Menschen zu uns“,<br />
<strong>DRK</strong>-Fotoarchiv, GS<br />
sagt Angelika Siemer. Streit in<br />
der Familie – oft ist es nur ein<br />
kleiner Anlass, der die jungen<br />
Erwachsenen aus der Bahn<br />
wirft. Erste Hilfe und – was<br />
oft wichtiger ist – Zeit für ein<br />
Gespräch finden sie bei den<br />
<strong>DRK</strong>-Mitarbeitern. „Wir haben<br />
ein offenes Ohr, hören uns die<br />
Geschichten an“, erklärt Loos.<br />
Genauso viel Zeit investiert er<br />
in die Suche nach adäquater<br />
Hilfe. Um den Betroffenen eine<br />
Perspektive zu eröffnen, das<br />
Leben wieder selbstständig in<br />
geordnete Bahnen zu lenken.<br />
Irgendwie. Weggeschickt wird<br />
niemand.<br />
Und die Arbeit lohnt sich.<br />
Wie bei dem Jugendlichen<br />
mit einer Behinderung, der in<br />
schlimmsten Verhältnissen als<br />
Knecht auf einem Bauernhof<br />
arbeitete. Auf einen Hinweis<br />
folgte rasch Hilfe – dank enger<br />
Kontakte zu Stadt, Landkreis<br />
und Polizei. Inzwischen wird<br />
der junge Mann betreut, lebt in<br />
einer eigenen Wohnung. „Heute<br />
freut er sich über sein neues<br />
Leben“, sagt die Diplompädagogin<br />
stolz.<br />
Solche Erfolge bei der Arbeit<br />
machen Mut und bauen auf.<br />
Nachrichten wie diese bestärken<br />
Michael Loos und Angelika<br />
Siemer sowie die haupt- und<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
der <strong>DRK</strong>-Anlaufstelle in Leer in<br />
ihrem Tun. Tagtäglich.<br />
Aus: Ostfriesland Kompakt/<br />
Christian Geers<br />
Ein Stück Geborgenheit finden ...<br />
22 <strong>Rotkreuz</strong>-<strong>Spiegel</strong> 03/09 ✆ Eine für alles. Die zentrale Infonummer: 0180 365 0180<br />
Eleonore Hagemann<br />
Eleonore Hagemann<br />
Haben immer ein offenes Ohr:<br />
Angelika Siemer und Michael Loos.<br />
Eleonore Hagemann<br />
Eleonore Hagemann