31.10.2012 Aufrufe

Rotkreuz-Spiegel 2009-3 - DRK Landesverband Niedersachsen

Rotkreuz-Spiegel 2009-3 - DRK Landesverband Niedersachsen

Rotkreuz-Spiegel 2009-3 - DRK Landesverband Niedersachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

AKTIV VOR ORT Soziales<br />

Hilfe für Obdachlose<br />

und Bedürftige<br />

Leer Ein Haus wie jedes andere. Auf den ersten Blick. Auf<br />

den zweiten Blick fällt das weiße Schild mit dem <strong>Rotkreuz</strong>-<br />

Logo an der Hauswand ins Auge. „Anlaufstelle Soziale<br />

Dienste“ steht darauf.<br />

Hier kümmert sich der <strong>DRK</strong>-Kreisverband Leer um Obdachlose<br />

und Hilfesuchende. Unter einem Dach betreibt er Tagesaufenthalt,<br />

Übernachtungsmöglichkeit und Dienste für Hilfsbedürftige.<br />

Seit Mai ist die Anlaufstelle von der Deichstraße<br />

in neue Räume in die Ubbo-Emmius-Straße umgezogen, das<br />

Schild und das Angebot sind gleich geblieben. Für Menschen,<br />

deren Lebenslauf aus vielen Gründen aus der gesicherten Existenz<br />

plötzlich und unerwartet auf der Straße endet. Dieser Weg<br />

nach unten, der soziale Abstieg, ist einsam und geht schnell.<br />

Das wissen Angelika Siemer und Michael Loos genau. Die beiden<br />

Mitarbeiter sind die ersten Ansprechpartner für Wohnungslose.<br />

Klienten nennen sie die Menschen, die um eine Übernachtungsmöglichkeit<br />

bitten, oft auch Rat und Hilfe suchen.<br />

„Scheidung, Mietschulden, Kündigung, gesundheitliche Probleme<br />

– die Ursachen für den Abstieg sind vielfältig“, sagen Siemer<br />

und Loos. Die beiden kennen ihre Schützlinge, viele von<br />

ihnen seit Jahren. Menschen ohne ein Zuhause, die eine Rückzugsmöglichkeit<br />

wie das Haus des Leerer <strong>DRK</strong> suchen. „Es ist<br />

ein geschützter Raum. Hier können sie unter sich sein“, ergänzt<br />

die Diplom-Pädagogin, die seit 2000 in Leer arbeitet und die<br />

Einrichtung leitet.<br />

Acht bis zehn Menschen – zwischen 40 und 55 Jahre alt –<br />

halten sich am Tag in der Anlaufstelle auf. Im Sommer wie im<br />

Winter, nicht nur wenn es draußen bitter kalt ist. Drinnen im<br />

Haus mit seinen insgesamt 300 Quadratmetern finden sie in<br />

den Schlafsälen eines von insgesamt 20 Betten für die Nacht.<br />

Luxus erwartet sie nicht. Dafür eine trockene und blitzblanke<br />

Unterkunft. Wo es klare und strenge Regeln gibt: Alkohol und<br />

Rauchen sind tabu. Auf die Einhaltung der Hausordnung wird<br />

großen Wert gelegt. Für Frühstück und Mittagessen müssen<br />

alle einen kleinen Obulus zahlen. Damit sie lernen, mit dem<br />

wenigen Geld, das ihnen zur Verfügung steht, auszukommen“,<br />

so Loos. 11,70 Euro pro Tag, das ist der Regelsatz.<br />

365 Tage im Jahr steht das Haus offen, rund um die Uhr.<br />

„Leider kommen immer öfter ganz junge Menschen zu uns“,<br />

<strong>DRK</strong>-Fotoarchiv, GS<br />

sagt Angelika Siemer. Streit in<br />

der Familie – oft ist es nur ein<br />

kleiner Anlass, der die jungen<br />

Erwachsenen aus der Bahn<br />

wirft. Erste Hilfe und – was<br />

oft wichtiger ist – Zeit für ein<br />

Gespräch finden sie bei den<br />

<strong>DRK</strong>-Mitarbeitern. „Wir haben<br />

ein offenes Ohr, hören uns die<br />

Geschichten an“, erklärt Loos.<br />

Genauso viel Zeit investiert er<br />

in die Suche nach adäquater<br />

Hilfe. Um den Betroffenen eine<br />

Perspektive zu eröffnen, das<br />

Leben wieder selbstständig in<br />

geordnete Bahnen zu lenken.<br />

Irgendwie. Weggeschickt wird<br />

niemand.<br />

Und die Arbeit lohnt sich.<br />

Wie bei dem Jugendlichen<br />

mit einer Behinderung, der in<br />

schlimmsten Verhältnissen als<br />

Knecht auf einem Bauernhof<br />

arbeitete. Auf einen Hinweis<br />

folgte rasch Hilfe – dank enger<br />

Kontakte zu Stadt, Landkreis<br />

und Polizei. Inzwischen wird<br />

der junge Mann betreut, lebt in<br />

einer eigenen Wohnung. „Heute<br />

freut er sich über sein neues<br />

Leben“, sagt die Diplompädagogin<br />

stolz.<br />

Solche Erfolge bei der Arbeit<br />

machen Mut und bauen auf.<br />

Nachrichten wie diese bestärken<br />

Michael Loos und Angelika<br />

Siemer sowie die haupt- und<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

der <strong>DRK</strong>-Anlaufstelle in Leer in<br />

ihrem Tun. Tagtäglich.<br />

Aus: Ostfriesland Kompakt/<br />

Christian Geers<br />

Ein Stück Geborgenheit finden ...<br />

22 <strong>Rotkreuz</strong>-<strong>Spiegel</strong> 03/09 ✆ Eine für alles. Die zentrale Infonummer: 0180 365 0180<br />

Eleonore Hagemann<br />

Eleonore Hagemann<br />

Haben immer ein offenes Ohr:<br />

Angelika Siemer und Michael Loos.<br />

Eleonore Hagemann<br />

Eleonore Hagemann

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!