PROST Ausgabe 01 - März 2014
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Speisen | <strong>PROST</strong> AUSGABE <strong>01</strong>/14 | 43<br />
Fotos: p-format<br />
Fusionsküche, die Spötter als Konfusionsküche<br />
verballhornen. Mittlerweile scheinen<br />
ohnehin immer mehr Herdkünstler<br />
der Chichi-Küche den Rücken zu kehren.<br />
Zum einen, weil Gourmettempel mit diesen<br />
kreativ zusammengestoppelten Speisen-Angeboten<br />
immer schwerer zu füllen<br />
sind, zum anderen aber auch weil immer<br />
mehr Menschen wieder Verlangen nach<br />
einfachem, natürlichen, volkstümlichen<br />
Essen verspüren.<br />
Daher eröffnen schon geraume Weile immer<br />
mehr Starköche unpretentiöse Lokale<br />
für so genannte Normalverbraucher, vor<br />
allem in Spanien aber auch anderswo, jedenfalls<br />
überall dort, wo die Spesenbudgets<br />
für Arbeitsessen geschrumpft sind.<br />
So verließ der spanische Zwei-Sterne-Starkoch<br />
Xavier Pellicer seine Sternentempel<br />
in Barcelona, um künftig nur noch in der<br />
„Barracke“ am Stadtrand und Sandstrand<br />
der katalanischen Metropole regionale<br />
und saisonale Produkte zu verkochen.<br />
Slow-Food heißt nun seine neue Devise.<br />
Den Reis für die Paellas, die Pellicer in seinem<br />
kleinen Restaurant offeriert, bezieht<br />
er von einem Familienbetrieb bei Valencia,<br />
die Fische fängt für ihn ein kleiner Fischer<br />
an der Costa Brava. Paco Pérez, der<br />
sich bereits vier Sterne erkochen konnte,<br />
eröffnete in Barcelona ein schlichtes<br />
Hamburger-Lokal. Selbstverständlich werden<br />
dort nur Gourmet-Hamburger mit Gin<br />
Tonic serviert. Angeblich läuft der Laden<br />
wie geschmiert.<br />
Marc Haeberlin würde sich darüber kaum<br />
wundern. Ähnliches sei schon vor Jahren<br />
in Biarritz passiert, berichtete er mir schon<br />
vor Jahren. Dort habe eines Tages eine Mc-<br />
Donalds-Filiale eröffnet und flugs etablierte<br />
sich gegenüber ein lokaler Schnellimbiss,<br />
in dem man statt Laberl im Sesambrötchen<br />
knusprige Schwarzbrotscheiben mit<br />
Bayonne-Wurst und einem Glas Rotwein<br />
verkaufte, alles einige Franc billiger als<br />
der Hamburger mit Cola und Fritten. Nach<br />
einigen Monaten war die McDonald-Filiale<br />
pleite, was Haeberlin als einen Sieg für die<br />
regionale Systemküche wertete.<br />
Aber ob System- oder Individualküche –<br />
die Zukunft gehört in jedem Fall der regionalen<br />
Speisenzubereitung wie auch unsere<br />
heimischen Spitzenköche auf Nachfrage<br />
gern bestätigen. Normale Portionen mit<br />
guten und gesund gekochten Gerichten<br />
seien wieder gefragt, eben die schlichte<br />
wohlschmeckende Hausmannskost aus<br />
Mutters Küche. Da scheint es auch irgendwie<br />
folgerichtig, dass der ein bisschen in<br />
Vergessenheit geratene Toast zurzeit eine<br />
Renaissance erlebt…