MAZ - Ameos
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AMEOS Klinikum Oschersleben<br />
Neu eröffnete psychiatrische Tagesklinik als „Lebensschule“<br />
Etwa eine Million Menschen werden jährlich in Deutschland psychiatrisch, psychotherapeutisch<br />
oder psychosomatisch im Krankenhaus behandelt. Diese Zahl ist doppelt so hoch wie<br />
noch vor zehn Jahren. Jeder Zehnte davon wird bereits in einer psychiatrischen Tagesklinik<br />
aufgenommen.<br />
Im Oktober konnte die an das AMEOS<br />
Klinikum Haldensleben angegliederte psychiatrische<br />
Tagesklinik in Oschersleben eröffnet<br />
werden. Das Provisorium in einem Wohnhaus<br />
schließt eine große Versorgungslücke in der<br />
Region.<br />
Zehn Behandlungsplätze stehen in der neuen<br />
Tagesklinik für Menschen mit unterschiedlichen<br />
Diagnosen wie affektive Störungen,<br />
Schizophrenien, Angsterkrankungen, somatoforme<br />
Störungen, Persönlichkeitsstörungen<br />
und andere zur Verfügung. Das gemeinschaftsorientierte<br />
und komplextherapeutische<br />
Behandlungsprogramm setzt sich aus Pharmakotherapie,<br />
verhaltenstherapeutischen<br />
Gruppen- und Einzelgesprächen, Ergo-,<br />
Bewegungs- und Soziotherapie zusammen.<br />
Dabei steht neben der eigentlichen Behandlung<br />
der Erkrankung besonders auch die<br />
Wiederbefähigung zur Bewältigung des Alltags<br />
und zum Knüpfen und Halten von sozialen<br />
Kontakten im Sinne von „Tagesklinik als<br />
Lebensschule“ nach Prof. Asmus Finzen im<br />
Vordergrund.<br />
Als Begründer der Tradition psychiatrischer<br />
Tageskliniken gilt Prof. Ewen D. Came ron<br />
(1901 – 1967), der im Jahr 1946 am Alan<br />
Krankenschwester Janet Krökel bei der<br />
Pflegedokumentation<br />
Memorial Institute Toronto das erste „Day<br />
Hospital“ gründete. Innerhalb weniger Jahre<br />
wurden daraufhin vermehrt Tageskliniken<br />
in Kanada und Großbritannien aufgebaut.<br />
In Deutschland begann die tagesklinische<br />
Entwicklung wesentlich später, erst in den<br />
70er-Jahren wurden erste Tageskliniken als<br />
„weichere“ Übergangsoption von stationärer<br />
zu ambulanter Behandlung gegründet.<br />
Dem entsprechend wurden in den frühen<br />
Tages klinikzeiten vorrangig Menschen mit<br />
schizo phrenen oder sogenannten endogenen<br />
affektiven Psychosen im Anschluss an eine<br />
stationäre Therapie weiterbehandelt. Tages -<br />
kliniken hatten dadurch als Schnittstelle in<br />
der medizinischen Behandlung einen deutlich<br />
rehabilitativen Ansatz.<br />
Noch finden die Gruppengespräche in<br />
den Räumen einer Übergangslösung<br />
statt. Die eigentliche Tagesklinik befindet<br />
sich noch im Bau.<br />
Seit mehreren Jahren befinden sich die Tageskliniken<br />
jedoch im Wandel: sie werden von<br />
deutlich mehr Patienten ohne stationäre<br />
Vorerfahrung angefragt. Überwiegend sindes<br />
Patienten mit affektiven, sogenannten neurotischen<br />
und Persönlichkeitsstörungen. Die<br />
Patienten sind oft auch jünger, häufig mit<br />
erheblicher Persönlichkeitspathologie, deutlichen<br />
Sozialisierungsdefiziten und Süchten<br />
oder aber auch älter mit erheblicher somatischer<br />
Komorbidität.<br />
Vorteilhaft für Patienten ist die teilstationäre<br />
Behandlung deshalb, weil sie lediglich<br />
das Behandlungsprogramm und nicht<br />
das Krankenhaus als „Hotel“ nutzen. Erlernte<br />
alternative Sicht- und Verhaltensweisen können<br />
am Abend und am Wochenende direkt<br />
im sozialen Umfeld erprobt und überprüft<br />
werden. Insgesamt sind tagesklinische Behandlungen<br />
in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich<br />
gut untersucht und damit ist das<br />
neu eröffnete AMEOS Klinikum Oschers -<br />
leben ein wichtiger Bestandteil des psycho -<br />
sozialen Netzwerkes der Region. �<br />
Angela Beilecke,<br />
Ärztin des AMEOS Klinikums Oschersleben<br />
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