Ratgeber Gewicht und Psychopharmaka - Psychiatrie ...
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<strong>Gewicht</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Psychopharmaka</strong> –<br />
Ein <strong>Ratgeber</strong><br />
Psychiatrische <strong>und</strong> Psychotherapeutische Klinik<br />
Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber<br />
Universitatsklinikum<br />
Erlangen
Einleitung<br />
<strong>Psychopharmaka</strong> zählen zu den meist<br />
verordneten Medikamenten überhaupt<br />
<strong>und</strong> müssen oft über viele Monate, oft<br />
auch Jahre, eingenommen werden.<br />
Ein Teil der Substanzen haben keinen<br />
Einfluss auf das <strong>Gewicht</strong>, andere wiederum<br />
können zur <strong>Gewicht</strong>sreduktion oder<br />
zur <strong>Gewicht</strong>szunahme führen.<br />
Die wichtigsten Medikamente, die in<br />
der <strong>Psychiatrie</strong> eingesetzt werden sind<br />
Antidepressiva, Antipsychotika <strong>und</strong><br />
Stimmungsstabilisierer. Alle diese<br />
Medikamente verändern den Stoffwechsel<br />
im Gehirn.<br />
Die Ursache für die auftretenden<br />
<strong>Gewicht</strong>s schwankungen ist wissenschaftlich<br />
noch nicht abschließend geklärt.<br />
Die Therapeuten der Psychiatrischen <strong>und</strong><br />
Psychotherapeutischen Klinik haben<br />
zusammen mit der Ernährungsthera <br />
peu tischen Beratung des Universitätsklinikums<br />
Erlangen für Sie einige wichtige<br />
Informationen zusammengestellt, die es<br />
Ihnen ermöglichen sollen selbstständig<br />
<strong>und</strong> eigenverantwortlich auf mögliche<br />
<strong>Gewicht</strong>sveränderungen zu reagieren.
Warum entstehen <strong>Gewicht</strong>sschwankungen<br />
unter Einnahme von <strong>Psychopharmaka</strong>?<br />
Wie bereits erwähnt sind die genauen<br />
Mechanismen der <strong>Gewicht</strong>sveränderungen<br />
unter <strong>Psychopharmaka</strong> noch<br />
nicht abschließend wissenschaftlich<br />
geklärt.<br />
Man kann aber sagen, dass einige dieser<br />
Medikamente neben den erwün schten<br />
Wirkungen auf den Hirnstoff wechsel<br />
diesen auch so verändern, dass die<br />
Regu lierung von Appetit, Nahrungsaufnahme<br />
<strong>und</strong> Nahrungsverwertung verändert<br />
wird.<br />
Dadurch kann es zu <strong>Gewicht</strong>szunahme<br />
aber auch zu <strong>Gewicht</strong>sverlust kommen.<br />
<strong>Psychopharmaka</strong> wirken antipsychotisch<br />
durch die Blockade von chemischen<br />
Verbindungsstellen im Gehirn, so ge <br />
nann ten Rezeptoren. Es werden je nach<br />
Medikament unterschiedliche Reze ptoren<br />
blockiert, wodurch sich die Wirkung<br />
zum Teil erheblich unterscheidet.<br />
Eine Blockade von Neurotransmittern<br />
<strong>und</strong> Rezeptoren wird derzeit angenommen,<br />
aber auch indirekte Wirkungen<br />
über das Immunsystem oder hormonelle<br />
Veränderungen sind möglich.<br />
Zum Verlauf der <strong>Gewicht</strong>sschwankung<br />
ist zu sagen, dass diese meist in den<br />
ersten Wochen bis Monaten eintritt <strong>und</strong><br />
dann oft nicht weiter zunimmt.
Beginnt ein Medikament zu wirken führt<br />
das zum einen zur Verbesserung der<br />
Symptome <strong>und</strong> zur Stressreduktion,<br />
zum andern zur Reduktion des benötigten<br />
Gr<strong>und</strong>bedarfs für den Stoffwechsel.<br />
Das heißt, man benötigt nicht mehr so<br />
viel Energie, wie man vorab durch<br />
Ernährung zu sich genommen hatte.<br />
Dies kann zu einem Ungleichgewicht<br />
<strong>und</strong> zu <strong>Gewicht</strong>sveränderungen führen.<br />
Einen gesicherten Zusammenhang<br />
mit der Menge eines eingenommenen<br />
Medikaments gibt es jedoch zurzeit<br />
nicht.<br />
Zusätzlich können die veränderten<br />
Lebensbedingungen z. B. im Rahmen<br />
eines stationären Aufenthaltes bei vielen<br />
zu <strong>Gewicht</strong>sschwankungen führen: regelmäßige<br />
Mahlzeiten, weniger Bewegung,<br />
längere Schlaf- <strong>und</strong> Ruhezeiten können<br />
zu einem höheren Körpergewicht führen.<br />
Welche Medikamente wirken wie?<br />
Pharmakologisch kommen viele verschiedene<br />
Medikamente zu den<br />
unter schiedlichsten psychiatrischen<br />
Erkrankungen zum Einsatz.<br />
Im Folgenden finden Sie eine tabellarische<br />
Übersicht über die am häufigsten<br />
eingesetzten <strong>Psychopharmaka</strong>, eingeteilt<br />
nach <strong>Gewicht</strong>szunahme, <strong>Gewicht</strong>sneutralität<br />
<strong>und</strong> <strong>Gewicht</strong>sabnahme.
<strong>Gewicht</strong>szunahme<br />
Wahrscheinlichkeit einer klinisch bedeutsamen<br />
Ge wichts zu nahme innerhalb der ersten 3 Monate einer<br />
psychopharmakologischen Behandlung<br />
Antidepressiva<br />
Phasenprophylaktika<br />
hoch mäßig gering<br />
Amitriptylin<br />
Doxepin<br />
Maprotilin<br />
Mirtazapin<br />
Trimipramin<br />
Lithium<br />
Valproat<br />
Clomipramin<br />
Imipramin<br />
Notriptylin<br />
Carbamazepin<br />
Citalopram<br />
Fluoxetin<br />
Fluvoxamin<br />
Moclobemid<br />
Sertralin<br />
Tranylcypromin<br />
Gabapentin<br />
Lamotrigin<br />
Topiramat<br />
Antipsychotika<br />
Clozapin<br />
Olanzapin<br />
(nach 3, 24, 31, 40, 57, 71, 73)<br />
Zuclopenthixol<br />
Quetiapin<br />
Risperidon<br />
Amisulprid<br />
Aripiprazol<br />
Haloperidol<br />
Ziprasidon<br />
Himmerich, Hubertus; Schuld, Andreas; Pollmächer, Thomas<br />
<strong>Gewicht</strong>szunahme unter Psychopharmakotherapie<br />
Dtsch Arztebl 2005; 102(31-32): A-2172 / B-1832 / C-1735<br />
<strong>Gewicht</strong>sneutral<br />
Antidepressiva<br />
Phasenprophylaktika<br />
Medikamente bei<br />
Demenz<br />
Anxiolytika<br />
Medikamente zur<br />
Behandlung von Sucht<br />
<strong>und</strong> Entzugsymptomen<br />
Duloxetin<br />
Agomelatin<br />
Johanniskraut<br />
Venlafaxin<br />
Opipramol<br />
Levetiracetam<br />
Donepezil<br />
Galantamin<br />
Rivastigmin<br />
Memantin<br />
Lorazepam<br />
Diazepam<br />
Clomethiazol<br />
Acamprosat<br />
Levo-Methadon<br />
Naltrexon
<strong>Gewicht</strong>sabnahme<br />
Antidepressiva<br />
Phasenprophylaktika<br />
Psychostimulantien<br />
Bupropion<br />
Reboxetin<br />
Topiramat<br />
Zonisamid<br />
Methylphenidat<br />
Modafinil<br />
<strong>Gewicht</strong>sveränderungen unter psychopharmakologischer<br />
Therapie sind ein<br />
häufiges Phänomen.<br />
Deshalb sollten Sie sich in jedem Fall<br />
hinreichend ärztlich aufklären lassen,<br />
über die Medika tion <strong>und</strong> mögliche<br />
Folge erscheinungen.<br />
Eine Kontrolle des Körpergewichtes<br />
empfiehlt sich wöchentlich.<br />
Es ist wichtig, die manchmal zu Beginn<br />
auftretende Appetitsteigerung im Auge<br />
zu behalten, die Lebensgewohnheiten<br />
<strong>und</strong> das individuelle Essverhalten<br />
zu besprechen <strong>und</strong> gegebenenfalls zu<br />
ändern.<br />
Da die größte Patientenunzufriedenheit<br />
im Zusammenhang mit dem Thema<br />
Übergewicht steht, haben wir im weiteren<br />
Verlauf unseres <strong>Ratgeber</strong>s, für Sie<br />
speziell hierfür wichtige Informationen<br />
zusammengestellt.
Welche Ursachen für Übergewicht kennen wir<br />
<strong>und</strong> wie wird es bestimmt?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich entsteht Übergewicht<br />
dadurch, dass die tägliche Kalorienaufnahme<br />
den Energieverbrauch des<br />
Körpers übersteigt (= positive Energiebilanz).<br />
Hierfür kann es außer durch<br />
Medikamente verschiedene Gründe<br />
geben, von denen meist mehrere eine<br />
Rolle spielen:<br />
Veranlagung<br />
mangelnde Bewegung<br />
Fehler im Essverhalten<br />
Nur bei einem geringen Prozentsatz lässt<br />
sich das Übergewicht ausschließlich auf<br />
genetische Ursachen (Vererbung) oder<br />
medizinische Gründe (z.B. Unterfunktion<br />
der Hirnanhangdrüse oder eine<br />
Überfunktion der Nebenniere,<br />
Hormonumstellung) zurückführen.
Heute wird zur Bestimmung des Übergewichtes<br />
meist der Body-Mass-Index (BMI)<br />
verwendet. Allerdings gibt der BMI lediglich<br />
einen groben Richtwert an <strong>und</strong> ist<br />
umstritten, da er die Statur eines Menschen<br />
<strong>und</strong> die individuell verschiedene<br />
Zusammensetzung der Körpermasse aus<br />
Fett- <strong>und</strong> Muskelgewebe naturgemäß<br />
nicht berücksichtigt. Dennoch gibt dieser<br />
einen wichtigen Hinweis auf eine mögliche<br />
Gefährdung.<br />
Der BMI wird folgendermaßen berechnet:<br />
BMI = Körpergewicht in kg / (Körpergröße in m) ²<br />
Beispiel:<br />
Sie wiegen 73 kg <strong>und</strong> sind 1,74 m groß,<br />
dann ergibt sich ein BMI von<br />
73: (1,74 * 1,74) = 24,11.<br />
Suchen Sie in dem folgenden Diagramm<br />
den Schnittpunkt von Ihrem Körpergewicht<br />
<strong>und</strong> Ihrer Größe <strong>und</strong> bestimmen Sie<br />
so den BMI-Wert.<br />
Körpergröße (m)<br />
Body-Mass-Index<br />
2,4<br />
2,3<br />
2,2<br />
2,1<br />
2<br />
1,9<br />
1,8<br />
1,7<br />
1,6<br />
1,5<br />
1,4<br />
1,3<br />
1,2<br />
1,1<br />
1<br />
50 60 70 80 90 100 110 120 130 140<br />
Körpergewicht (kg)<br />
BMI 20 - 25 BMI 25 - 30 BMI 30 - 40 BMI > 40
Interpretation des BMI:<br />
<strong>Gewicht</strong>sklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI<br />
(nach WHO, Stand 2008):<br />
Kategorie BMI (kg/m 2 )<br />
Starkes Untergewicht < 16<br />
Mäßiges Untergewicht 16 – 17<br />
< 18,5<br />
Untergewicht<br />
Leichtes Untergewicht 17 – 18,5<br />
Normal gewicht 18,5 – 25<br />
Mäßiges Übergewicht<br />
(Präadipositas)<br />
Deutliches Übergewicht<br />
Adipositas Grad 1<br />
Deutliches Übergewicht<br />
Adipositas Grad 2<br />
Extremes Übergewicht<br />
Adipositas Grad 3<br />
25 – 30<br />
30 – 35<br />
35 – 40<br />
> 40<br />
> 25<br />
Übergewicht<br />
> 30<br />
Adipositas<br />
Ist der BMI mindestens 30 kg/m², liegt ein deutliches Übergwicht<br />
vor, das Sie in jedem Fall reduzieren sollten. Bei mäßigem Übergewicht<br />
(BMI 25 – 30 kg/m²) ist eine <strong>Gewicht</strong>sreduktion dann<br />
notwendig, wenn bereits zusätzliche Erkrankungen wie Diabetes<br />
mellitus oder Fettstoffwechselstörungen vorliegen.<br />
Ein erhöhtes Körpergewicht ist nicht nur<br />
ein kosmetisches Problem, sondern es<br />
steht im Zusammenhang mit verschiedenen<br />
Erkrankungen:<br />
Bluthochdruck<br />
Diabetes mellitus<br />
Fettstoffwechselstörung<br />
Gicht<br />
Herzschwäche <strong>und</strong> Herzinfarkt<br />
Schlaganfall<br />
Gelenkerkrankungen durch<br />
Verschleiß, Rückenschmerzen<br />
Fettleber, Gallensteine<br />
Erhöhtes Unfall- <strong>und</strong> Operationsrisiko
W<strong>und</strong>erdiäten – gibt es sie wirklich?<br />
Es gibt unzählige Diäten, die helfen<br />
sollen in kürzester Zeit schlank, fit <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong> zu werden. Sie reichen von<br />
Ananas- über Kartoffeldiät bis hin zur<br />
Saftkur.<br />
Diese „W<strong>und</strong>erdiäten“ sind nicht zu<br />
empfehlen, weil<br />
nach vielen dieser Diäten weit mehr<br />
auf die Waage gebracht wird, da genauso<br />
kalorienreich gegessen wird wie<br />
vorher <strong>und</strong> der Körper bei niedrigkalorischen<br />
Diäten auf Sparflamme schaltet<br />
<strong>und</strong> die Kalorien besser ausnutzt.<br />
Es wird dabei vom so genannten Jojo-<br />
Effekt gesprochen.<br />
bei einseitigen Diäten, die von der<br />
Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
empfohlene Nährstoffrelation außer<br />
Acht gelassen wird.<br />
einseitige Diäten (z.B. durch die hohe<br />
Aufnahme von Cholesterin)<br />
Bluthochdruck <strong>und</strong> Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen fördern.<br />
die empfohlene Menge von 1000 kcal,<br />
die eine sinnvolle Reduktionskost<br />
mindestens enthalten sollte, um eine<br />
ausreichende Deckung mit allen wichtigen<br />
Nährstoffen zu gewährleisten, bei<br />
Crashdiäten oft unterschritten wird.<br />
die Anfangserfolge (z.B. durch einen<br />
schnellen Wasser- <strong>und</strong> Muskeleiweißabbau)<br />
einen Abbau der<br />
Fettmasse nur vortäuschen.
Setzen Sie sich realistische Ziele!<br />
Um das Normalgewicht zu erreichen<br />
<strong>und</strong> dauerhaft zu halten, ist ausschließlich<br />
eine energiereduzierte Mischkost<br />
mit besonderem Augenmerk auf den<br />
Fettgehalt zu empfehlen.<br />
Wichtige Merkpunkte zur <strong>Gewicht</strong>sreduktion:<br />
1. Fett ist Energieträger Nr. 1! Achten Sie<br />
deshalb auf den Fettgehalt von Lebensmitteln.<br />
Verwenden Sie Fett bei der<br />
Zubereitung von Speisen nur sparsam.<br />
2. Achten Sie auf den Energiegehalt der<br />
Getränke; meiden Sie alkoholische<br />
Getränke.<br />
3. Bevorzugen Sie ballaststoffreiche<br />
Lebensmittel.<br />
4. Sorgen Sie für Bewegung, treiben Sie<br />
Sport.<br />
5. Erlegen Sie sich keine Verbote auf.
1. Fett: Wichtigster Energieträger<br />
Unser Körper benötigt ständig Energie.<br />
Ähnlich wie für das Auto das Benzin, liefert<br />
unsere Nahrung – in Form von Kohlenhydraten<br />
<strong>und</strong> Fett – den Brenn stoff für<br />
unseren Körper. Eiweiß dient als Baumaterial,<br />
das der Körper für den ständigen<br />
Auf- <strong>und</strong> Abbauprozess benötigt.<br />
Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von<br />
Übergewicht spielt der Fettverzehr:<br />
Von den drei Gr<strong>und</strong>nährstoffen Eiweiß,<br />
Fett <strong>und</strong> Kohlenhydraten ist Fett der<br />
Hauptenergielieferant.<br />
Kohlenhydrate: 4,1 kcal je Gramm<br />
Eiweiß:<br />
Fett:<br />
4,1 kcal je Gramm<br />
9,3 kcal je Gramm<br />
Der Sättigungseffekt fettreicher Mahlzeiten<br />
ist bei gleichem Energiegehalt<br />
vergleichsweise geringer als der einer<br />
kohlenhydrat- <strong>und</strong> ballaststoffreichen<br />
Kost, die ein größeres Volumen hat.<br />
Kohlenhydrate liefern dem Körper die<br />
schnelle Energie, die er gleich verbrauchen<br />
kann. Fett dient als langsame<br />
Energiequelle. Im Überfluss aufgenommenes<br />
Fett, muss also in die Fettdepots<br />
eingelagert werden.<br />
Generell spricht man von zwei Typen der<br />
Fettverteilung. Bei der androiden Form<br />
(Apfeltyp, meist bei Männern) befindet sich<br />
das Depotfett vorwiegend in der Bauchhöhle,<br />
beim gynoiden Typ (Birnentyp, meist<br />
bei Frauen) vorzugsweise im Unterhautfettgewebe<br />
des Gesäß- <strong>und</strong> Oberschenkelbereiches.<br />
Die Ablagerung von Fett in der<br />
Bauchhöhle stellt ein größeres Risiko für<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar.
Sie sollten also versuchen, vor allem Fett<br />
einzusparen.<br />
Fett nehmen wir in Form von Streichfett,<br />
Kochfett <strong>und</strong> versteckten Fetten zu uns.<br />
Streichfett:<br />
Verwenden Sie Butter oder Margarine<br />
möglichst sparsam.<br />
Eine Alternative sind Halbfettmargarine<br />
<strong>und</strong> butter oder fettarmer Streich <strong>und</strong><br />
Frischkäse; auch damit sollten Sie sparsam<br />
umgehen.<br />
Entgegen landläufiger Meinung unterscheiden<br />
sich Butter <strong>und</strong> Margarine<br />
kaum im Kaloriengehalt. Beide Streichfette<br />
enthalten mit r<strong>und</strong> 80 Prozent etwa<br />
gleich viel Fett. Bei Butter überwiegen<br />
allerdings die gesättigten Fettsäuren,<br />
zudem enthält diese Cholesterin.<br />
Margarine wird zum großen Teil aus pflanzlichen<br />
Ölen <strong>und</strong> Fetten gewonnen <strong>und</strong> ist<br />
daher reich an ungesättigten Fettsäuren.<br />
Der Begriff „Diätmargarine“ sagt ebenfalls<br />
nichts über den Fettgehalt aus, sondern<br />
nur, dass es sich hier nach den Richtlinien<br />
des B<strong>und</strong>esverbandes der Diätetischen<br />
Lebensmittelindustrie, um ein rein pflanzliches<br />
Produkt handeln muss.
Kochfett:<br />
Bevorzugen Sie Zubereitungsarten, bei<br />
denen Sie kein oder wenig Fett benötigen.<br />
Geeignete, fettarme Zubereitungsarten<br />
sind:<br />
Braten in der beschichteten Pfanne<br />
(es ist nur sehr wenig Fett nötig)<br />
Garen im Bratschlauch, in Alufolie,<br />
im Römertopf, in der Mikrowelle<br />
Dünsten<br />
Kochen<br />
Dämpfen<br />
Backen<br />
Schmoren (wenig Fett!)<br />
Grillen<br />
Ungeeignete, fettreiche Zubereitung sarten<br />
sind:<br />
Frittieren<br />
Panieren<br />
In viel Fett braten<br />
Tipps zur Zubereitung:<br />
Messen Sie das verwendete Kochfett immer<br />
ab. Gießen Sie nicht einfach aus der<br />
Ölflasche in den Topf oder die Pfanne.<br />
Nehmen Sie bei Aufläufen, Suppen <strong>und</strong><br />
Saucen statt Sahne Milch zum Verfeinern.<br />
Schöpfen Sie Fett bei Brühen <strong>und</strong> Saucen<br />
ab (evtl. kaltstellen <strong>und</strong> dann abschöpfen).<br />
Machen Sie Ihre Salatdressings mit Essig<br />
<strong>und</strong> wenig Öl oder mit Joghurt an Stelle von<br />
Sahne, Creme fraiche oder Mayonnaise.<br />
Dicken Sie Ihre Suppen, Saucen, Gemüse<br />
usw. nicht mit Mehlschwitze an. Binden<br />
Sie diese mit angerührtem Mehl oder<br />
Stärke oder reiben Sie eine rohe Kartoffel<br />
in die Suppe.<br />
Verwenden Sie Backpapier anstatt das<br />
Blech einzufetten.
versteckte Fette:<br />
Während sich die sichtbaren Fette noch<br />
gut einplanen lassen, bereiten gerade die<br />
versteckten Fette Schwierigkeiten. Diese<br />
sind die Fette, die man mit bloßem Auge<br />
nicht erkennt.<br />
Fleisch /<br />
Wild /<br />
Geflügel<br />
Wurst<br />
Fisch<br />
Empfehlenswerte/<br />
fettarme Lebensmittel<br />
Mageres Fleisch ohne<br />
sichtbares Fett, ohne<br />
Haut<br />
Fettarme Wurst sorten wie<br />
magerer kalter Braten<br />
oder Kasseler<br />
reine Geflügelwurst<br />
Schinken ohne Fettrand<br />
Fleisch in Aspik<br />
Wurst mit sichtbaren<br />
Fleischstücken wie z. B.<br />
Bierschinken<br />
Magerfische wie<br />
Kabeljau<br />
Scholle<br />
Heilbutt<br />
Seelachs<br />
Zander<br />
Barsch<br />
Seezunge<br />
Fischwaren ohne Öl oder<br />
in Gelee<br />
Nicht empfehlenswerte/<br />
fettreiche Lebensmittel<br />
Fettes Fleisch wie Speck,<br />
Schweinebauch, Mastente,<br />
Gans etc.<br />
Fettreiche Wurst sorten<br />
wie<br />
Salami<br />
Ital. Mortadella<br />
Streichwurst<br />
Hausmacher Wurst<br />
Feine Wurstsorten wie<br />
z. B. Gelbwurst, Lyoner<br />
Fettfische wie<br />
Aal<br />
Lachs<br />
Hering<br />
Thunfisch<br />
Bückling<br />
Schillerlocken<br />
Fischkonserven in Öl<br />
oder Sauce<br />
Eier Eiklar Eidotter<br />
Milch <strong>und</strong><br />
Milchprodukte<br />
Fettarme Milch <strong>und</strong><br />
-produkte (1,5% Fett)<br />
Kondensmilch 4% Fett<br />
Magerquark<br />
Kleine Mengen Sauerrahm<br />
(10% Fett)<br />
Vollmilch <strong>und</strong> -produkte<br />
(3,5% Fett)<br />
Kaffeesahne, Kondens<br />
milch ab 7,5%<br />
Speisequark 40% Fett<br />
i. Tr.<br />
Sahne, Creme fraiche
Käse<br />
Fettarme Käsesorten bis<br />
30% Fett i. Tr.<br />
Käsesorten ab 40% Fett<br />
i. Tr.<br />
Obst <strong>und</strong><br />
Gemüse<br />
Alle Sorten Avocado<br />
Kartoffeln Pellkartoffeln<br />
Salzkartoffeln<br />
Kartoffelpüree (ohne<br />
Butter oder Sahne)<br />
Klöße<br />
Backwaren Einfacher Hefeteig<br />
Biskuit<br />
Baiser<br />
Pommes frites<br />
Bratkartoffeln<br />
Kroketten<br />
Blätterteig<br />
Mürbeteig<br />
Rührkuchen<br />
Torten<br />
Fettgebackenes<br />
Knabbereien Salzletten Kartoffelchips<br />
Erdnussfl ips<br />
Nüsse
2. Getränkeauswahl<br />
Wer abnehmen möchte, sollte kalorienfreie<br />
oder -arme Getränke wie Mineralwasser,<br />
Tee, Kaffee, Süßstofflimonaden<br />
usw. bevorzugen. Zuckerreiche Getränke<br />
wie Limonade, Cola oder Saft liefern<br />
„leere Kalorien“, ohne satt zu machen.<br />
Auch bei alkoholischen Getränken<br />
sollten Sie genau hinschauen. Die Aufnahme<br />
von Alkohol (Ethanol) kann eine<br />
so genannte Insulinresistenz bewirken.<br />
Insulin ist das einzige Hormon, das den<br />
Blutzuckerspiegel senken kann.<br />
Insulinresistenz bedeutet, dass die körpereigenen<br />
Zellen nicht mehr ausreichend<br />
auf Insulin ansprechen. Auch<br />
wenn ausreichend Insulin vorhanden ist,<br />
kommt es durch das verminderte Ansprechen<br />
der Zellen auf das Hormon zu einer<br />
verminderten Insulinwirkung. Dies wiederum<br />
kann zu einer Erhöhung der Blutfette<br />
<strong>und</strong> des Cholesterins, zu Bluthochdruck,<br />
Diabetes <strong>und</strong> Fettleibigkeit führen.<br />
Alkohol führt damit über einen veränderten<br />
Stoffwechsel unter anderem zur<br />
<strong>Gewicht</strong>szunahme. Der Volksm<strong>und</strong> kennt<br />
diesen Effekt auch unter dem Stichwort<br />
„Bierbauch“.
3. Ballaststoffreiche Lebensmittel<br />
Ballaststoffe sind unverdauliche Stütz<strong>und</strong><br />
Gerüstsubstanzen von Pflanzen.<br />
Sie quellen in unserem Verdauungstrakt<br />
<strong>und</strong> sind somit für das Sättigungsgefühl<br />
<strong>und</strong> die Verdauung zuständig. Ballaststoffreiche<br />
Lebensmittel haben daher<br />
einen höheren Sättigungsgrad als solche<br />
mit einem niedrigen Gehalt an Ballaststoffen.<br />
Bevorzugen Sie daher Vollkornprodukte<br />
(Vollkornbrot, Vollkornnudeln,<br />
Naturreis usw.), rohes Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />
oder Müsli (ohne Zuckerzusatz). Wichtig<br />
ist, bei einer ballaststoffreichen Ernährung<br />
viel zu trinken, da sich sonst die Wirkung<br />
umkehrt: Die Ballaststoffe saugen die<br />
Flüssigkeit auf <strong>und</strong> verstopfen den Darm.<br />
4. Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />
Sport <strong>und</strong> Bewegung sollten Bestandteil<br />
einer jeden <strong>Gewicht</strong>sreduktion sein.<br />
Durch Ausdauersport wie Schwimmen,<br />
Radfahren, Wandern, Joggen, Tischtennis,<br />
Badminton, Walking usw. werden<br />
Kalorien verbrannt. Mit Hilfe von<br />
Kraftsport werden Muskeln aufgebaut,<br />
die Energie benötigen <strong>und</strong> somit den<br />
Energiebedarf erhöhen. Außerdem formt<br />
Aufbautraining den Körper. Da Muskelmasse<br />
mehr wiegt als Fettmasse, sollten<br />
Sie sich nicht w<strong>und</strong>ern, dass Ihr <strong>Gewicht</strong><br />
gleich bleibt, wenn Sie vermehrt Sport<br />
treiben.
Einige Tipps <strong>und</strong> Tricks:<br />
Wählen Sie Sportarten, die weder Ihre<br />
Gelenke noch den Kreislauf belasten.<br />
Passen Sie das Tempo Ihrer körperlichen<br />
Verfassung an. Regelmäßigkeit<br />
bringt mehr als ab <strong>und</strong> zu ein Spurt.<br />
Auch ausgedehnte Spaziergänge erhöhen<br />
den Energieverbrauch.<br />
Versuchen Sie, Bewegung mit in den<br />
Alltag einzubauen, indem Sie z.B. statt<br />
des Aufzugs die Treppe oder statt des<br />
Autos das Fahrrad nehmen.<br />
Machen Sie Gymnastikübungen langsam.<br />
Das verbrennt tüchtig Fett <strong>und</strong><br />
schont die Gelenke.<br />
Sport immer vor den Mahlzeiten treiben.<br />
Nach dem Essen ist der Körper<br />
mit der Verdauung beschäftigt, das Blut<br />
strömt in den MagenDarmtrakt <strong>und</strong><br />
fehlt in Herz <strong>und</strong> Lunge.<br />
Messen Sie mit den Fingerspitzen die<br />
Pulsschläge pro Minute. Die effektivste<br />
Pulsfrequenz liegt bei maximal 140.<br />
Eine Frequenz von 180 minus Lebensalter<br />
sollte nicht überschritten werden.
5. Keine Verbote<br />
Auf keinen Fall sollten Sie sich Verbote<br />
auferlegen. Gerade die Sachen, die Sie<br />
sich verbieten, können Sie sich nicht aus<br />
dem Kopf schlagen. Sinnvoll ist es, ab<br />
<strong>und</strong> zu seinen Gelüsten nachzugeben.<br />
Außerdem kann es passieren, dass<br />
Sie aus Frust, das Verbot gebrochen zu<br />
haben, dann viel mehr „sündigen“, nach<br />
dem Motto „Jetzt ist es auch schon<br />
egal“. Seien Sie also nachsichtig mit<br />
sich selbst. Gewohnheiten lassen sich<br />
nicht von einem Tag auf den anderen<br />
komplett umstellen.<br />
Besser ist es, kleine Sünden durch Sport<br />
auszugleichen <strong>und</strong> am nächsten Tag ein<br />
paar Kalorien einzusparen. Essen Sie<br />
bewusst <strong>und</strong> lassen Sie sich nicht durch<br />
fernsehen oder lesen dabei ablenken.
Allgemeine Tipps zum Abnehmen:<br />
Essen Sie langsam <strong>und</strong> kauen Sie gut.<br />
Das Sättigungsgefühl stellt sich erst<br />
einige Zeit nach Beginn der Mahlzeit<br />
ein. Wer schnell isst, nimmt mehr zu<br />
sich, als benötigt wird, bevor der Körper<br />
das Sättigungsgefühl verspürt.<br />
Legen Sie sich keine Vorräte an Süßigkeiten<br />
an; was daheim ist wird auch<br />
gegessen.<br />
Gehen Sie nicht mit leerem Magen<br />
einkaufen. Dadurch wird nachweislich<br />
mehr eingekauft.<br />
Erstellen Sie sich vor dem Einkaufen<br />
eine genaue Einkaufsliste.<br />
Essen Sie öfters als Vorspeise eine<br />
fettarme Suppe oder trinken Sie ein<br />
Glas Wasser vor dem Essen. Dies<br />
liefert wenig bzw. keine Kalorien <strong>und</strong><br />
füllt den Magen schon vorab.<br />
Essen Sie zu jeder Mahlzeit Gemüse<br />
oder Salat. Das sind die Lebensmittel,<br />
die am wenigsten Kalorien liefern.
Essen Sie mindestens fünf kleine<br />
anstatt drei großer Mahlzeiten, um<br />
Heißhungerattacken zu vermeiden.<br />
Vermeiden Sie Ablenkungen während<br />
des Essens, wie Lesen, Fernsehen etc..<br />
Wählen Sie im Restaurant oder in der<br />
Kantine bewusst aus.<br />
Vielleicht können Sie Ihren Partner<br />
oder Fre<strong>und</strong>e auch motivieren, abzunehmen?<br />
Denn: Zu zweit geht’s leichter!
Notizen
Meine Ernährungsgewohnheiten (Kopiervorlage für jeden Tag)<br />
Datum: Meine Lebensmittel Heute Meine Getränke Heute<br />
Frühstück<br />
Zwischenmahlzeit<br />
Mittagessen<br />
Zwischenmahlzeit<br />
Abendessen<br />
Spätmahlzeit<br />
Mit meiner Ernährung bin ich heute zufrieden geht so nicht zufrieden<br />
Meine sportlichen Übungen oder Wohlfühlübungen heute:
Notizen
Psychiatrische <strong>und</strong> Psychotherapeutische Klinik<br />
Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber<br />
Schwabachanlage 6<br />
91054 Erlangen<br />
www.psychiatrie.uk-erlangen.de<br />
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Herausgeber:<br />
Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrische <strong>und</strong> Psychotherapeutische Klinik,<br />
Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen © Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber 2010<br />
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PS 541-XXXXXX-Vers.12/10