Thalia Magazin 02/14

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32 THALIA | Reiseziele Winkelgasse, die Londoner Zaubererstraße; in sie gelangt nur, wer hinter dem Pub „Zum Tropfenden Kessel“ an einer alten Mauer einen bestimmten Backstein mit dem Zauberstab berührt. Ebenso erreicht man als Zauberlehrling den Hogwarts-Express im Bahnhof nur, wenn man zwischen den Gleisen 9 und 10 Anlauf nimmt, auf einen Pfeiler zurennt, samt Kofferwagen und Eulenkäfig durch die Wand fährt und auf Gleis 9¾ landet. Wem das alles zu viel ist, der sollte einen Nachmittag auf dem Highgate Cemetery verbringen, wo Karl Marx ebenso seine letzte Ruhe gefunden hat wie die Familie Dickens und John Galsworthy. Freud und Keats Kein London-Besuch aber darf zu Ende gehen ohne die Fahrt zum Museum für Sigmund Freud, den Begründer der Psychoanalyse, im Stadtteil Hampstead. Von der U-Bahn-Station Finchley Road geht es ein wenig den Hügel hinan, vorbei an der Freud-Statue von Oscar Nemon (1971). Das Haus 20 Maresfield Gardens ist bald erreicht, Freuds „last address on this planet“. Anfang Juni 1938 hatte der hochbetagte und kranke Arzt mit seiner Familie aus dem von den St. Paul’s Cathedral mit Millenniums Bridge Nazis besetzten Österreich ausreisen können; ein Jahr später ist er hier gestorben. Sein Haus in Hampstead ist nun das Gegenstück zum Wiener Freud-Museum in der alten Wohnung, Berggasse 19. In London steht die berühmte Couch, die für so viele den Weg zum Unterbewussten eröffnete, eine Traumpforte zur Unterwelt wie einst für die Helden der Antike. Da passt Freuds Sammlung ägyptischer, griechischer und römischer Antiquitäten ringsum wie selbstverständlich dazu. Und ein altes Lied blüht auch noch auf. Nicht weit von Freuds letzter Adresse hat der englische Romantiker John Keats im Mai 1819 in dem heute nach ihm benannten Haus seine berühmte „Ode to a Nightingale“ gedichtet. Sie endet mit denjenigen Versen, die alles in Frage stellen: „Was it a vision, or a waking dream? / Fled is that music: – do I wake or sleep?“ Dirk Heißerer Literatur-Tipps: Charles Dickens Oliver Twist 480 Seiten, € 9,90 ISBN 978-3-423-13616-7 Deutscher Taschenbuch Verlag Matthias Politycki London, Signale aus der Weltmaschine 160 Seiten, € 24,95 ISBN 978-3-86260-015-1 Corso Verlag Virginia Woolf London. Bilder einer großen Stadt. Mit einem Nachwort versehen von Kyra Stromberg 104 Seiten, € 6,00 ISBN 978-3-458-34885-6 Insel Verlag Mut zum Abenteuer Eine Mutter, ihr kleiner Sohn und die große weite Welt Zu reisen und die Welt zu entdecken, war schon immer eines der stärksten Bedürfnisse von Pia Volk. Sie buchte einen Flug, und schon ging es in die Ferne. Pläne gab es für die Weltenbummlerin nicht – bis sie Mutter wurde. Rucksackreisen mit Kind? Das kommt nicht in Frage! Oder doch? Reisen geht auch anders Ihr erster Urlaub mit dem vier Monate alten Paul führt die Alleinerziehende nach Teneriffa. Der Sicherheit wegen bucht sie eine Pauschalreise. All inclusive – nebst ganztägiger Animation, Musikberieselung, jeder Menge Lärm. Paul wird immer unruhiger, genau wie seine Mutter. Und schließlich erkennt Pia, dass ein Kind nur glücklich sein kann, wenn seine Mutter glücklich ist. Reisen geht anders, das weiß sie, auch mit einem Kind. So folgt sie der Stimme ihres Herzens und macht sich Jahr für Jahr auf, mit Paul die Welt zu erkunden. Als Paul zweieinhalb ist, durchqueren sie die Wüste Australiens. Ihr gemeinsamer Weg führt sie auch nach Schweden, Thailand, Israel, Japan, Kanada, Palau, Kalifornien und zu den Philippinen. Eine Welt ohne Grenzen Heute ist Paul neun Jahre alt, und für ihn hat die Welt keine Grenzen mehr: „Mit einem Flugzeug kann man überall hinkommen, muss nur einen Koffer packen und losfahren.“ „Mama, sind wir bald da?“ ist ein bezauberndes Buch über zwei, die sich aufmachen, das Leben zu erfahren. Der authentische Bericht erzählt von abenteuerlichen Reisen und zugleich von einer ganz besonderen Beziehung. Denn „nie ist man jemandem so nahe, wie wenn man ihn auf Händen durch die Welt trägt.“ Pia Volk „Mama, sind wir bald da?“ 240 Seiten, € 16,99 ISBN 978-3-451-30927-4 eBook, € 12,99 ISBN 978-3-451-80108-2 Herder
THALIA | Reiseziele 33 Meisterlich Reiseerzählung Erstmals auf Deutsch Ihr Tagebuch Für eine unvergessliche Reise Henry David Thoreau wurde durch seine Schriften als Vordenker des gewaltfreien Widerstands und der Umweltschutzbewegung bekannt. Ab 1849 führten ihn mehrere Reisen auf die Halbinsel Kap Cod in Massachusetts, wo er Aufzeichnungen zu Land und Leuten, Tieren und Pflanzen machte. Auf ihrer Grundlage wurde nach seinem Tod das Buch Kap Cod zusammengestellt, das zu Recht als eine der großartigsten Reiseerzählungen des 19. Jahrhunderts gilt. Der Leser wird auf abenteuerliche Wanderungen entführt, lernt die herbe Schönheit der Landschaft lieben und begegnet ihren so rauen wie herzlichen Bewohnern. Er erfährt von der wirtschaftlichen Bedeutung des Walfangs, der Abholzung der Wälder und vielem Interessantem mehr. Das literarische Juwel mit hochaktuellen Gedanken liegt hier erstmals auf Deutsch vor. Ilja Trojanow bereiste das heutige Kap und bereichert dieses außergewöhnliche Buch mit einem Essay über seine persönliche Perspektive. Eine Reise ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens.“, sagte Christian Friedrich Hebbel. Vielleicht rührt daher unser Wunsch, die Eindrücke einer Reise zu bewahren und sie immer wieder lebendig werden zu lassen. Ob es bemerkenswerte Geheimtipps sind, tolle Restaurants, nette Begegnungen oder auch die Packliste – in diesem schönen Reisetagebuch findet alles seinen Platz, natürlich auch Reisefotos und andere Erinnerungsstücke. So wird das Büchlein Tag für Tag mehr zu einer einzigartigen Erinnerung an eine wunderbare Zeit. Ein idealer Begleiter auf allen Reisen! md Reisetagebuch 96 Seiten, € 9,99 EAN 4036442001929 Groh Verlag Henry David Thoreau Kap Cod 320 Seiten, € 24,90 ISBN 978-3-7017-1615-9 eBook, € 12,99 ISBN 978-3-7017-4458-9 Residenz Verlag
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