Thalia Magazin 02/14

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36 THALIA | Essen & Trinken Jens Priewe Captain Cork Das Wichtigste ist ein guter Wein. Sonst kommt erst keine Vorfreude auf. Aber der beste Wein ist wertlos, wenn man keinen Korkenzieher hat. Ohne ihn geht es uns wie dem Nobelpreisträger John Steinbeck, der nach dem Erfolg seines ersten Romans „Die Straße der Ölsardinen“ von seinem Verleger zu einem Picknick ins Grüne eingeladen wurde und tief frustriert die Geschäftsbeziehung beendete, weil dieser zwar Wein, aber keinen Korkenzieher dabeihatte. Korken haben leider nicht den Anstand, unaufgefordert die Flasche zu verlassen. Sie rufen nicht „Holt mich hier raus“ wie im Dschungelcamp. Sie müssen mit Gewalt zum Verlassen der Flasche gezwungen werden. Das klingt martialisch, aber wenn man den Akt des Korkenziehens betrachtet, den Menschen mangels geeigneten Werkszeugs manchmal vollführen, ist der Ausdruck durchaus passend. Der in Deutschland am weitesten verbreitete Korkenzieher ist das T-Modell (so genannt, weil es die Form eines T hat). Man bohrt die Spindel tief in den Korken und zieht ihn unter Aufbietung aller Körperkräfte heraus. Um besser ziehen zu können, muss man die Flasche zwischen den Knien einklemmen oder sich anderweitig verrenken. Sieht lächerlich aus. Und dann das laute Plopp, mit dem der Korken den Flaschenhals verlässt. Lachen Sie nicht, liebe Leser: Der Wein erschrickt bei dem Geräusch. Denn das Plopp ist, physikalisch betrachtet, ein Implosionsgeräusch, das durch den abrupten Ausgleich des Unterdrucks in der Flasche entsteht. Einem Supermarktwein mag das Plopp nichts anhaben. Aber ein guter Wein – und nur von dem soll hier die Rede sein – gerät aus dem Gleichgewicht durch einen derart plötzlichen Sauerstoffschock. Er braucht seine Zeit, um sich wieder zu fangen. Ich habe deshalb nie verstanden, wie man Menschen, die kein intelligentes Werkzeug zum Öffnen von Flaschen besitzen, einen guten Wein schenken kann. Ein Korkenzieher wäre viel wichtiger. Er muss nicht nussholzverziert oder batteriebetrieben sein. Schon mit einem einfachen Flügel-Korkenzieher lässt sich eine Flasche leise und ohne größere Kraftanstrengung öffnen. Das Wichtigste am Korkenzieher ist allerdings die Spindel. Sie muss, wie die Fachleute sagen, eine „Seele“ haben. Das heißt: Die Windungen müssen sich um einen Hohlraum drehen. Dieser muss mindestens so groß sein, dass ein Streichholz dadurch passt. Nur dann vermag die Spindel den Korken richtig zu packen, sodass er beim Ziehen nicht zerbröselt. Auch der kraftsparende Aspekt ist wichtig. Denn nur so kann der Korken langsam und geräuschlos aus der Flasche gleiten. Das Flügelmodell erfüllt zwar diese Anforderungen, ist aber etwas unhandlich und braucht viel Platz in der Küchenschublade. Captain Cork empfiehlt deshalb das „unglaublich altmodische und technologisch rückständige Kellnermesser“: also jenen Korkenzieher, den die Kellner im Restaurant benutzen. Es besitzt einen ausklappbaren Fuß, den man auf den Flaschenrand setzt, dann wird der Korken sanft und Stück für Stück aus dem Flaschenhals gehebelt. Ein Kellnermesser hat in jeder Hosentasche Platz. Sie kennen Captain Cork nicht? Captain Cork ist der Titel eines neuen Einführungswerks in den Wein. Das „ultimativ andere Weinbuch“ heißt es etwas nassforsch im Untertitel, so als sei hier der Wein neu erfunden und der richtige Umgang mit ihm ein für alle Male festgelegt worden. Das stimmt natürlich nicht. Das meiste, was in diesem Buch steht, ist altbekannt. Das Besondere an Captain Cork ist, dass es unterhaltsamer, ja amüsanter zu lesen ist als die meisten anderen Weinbücher. Und dass Captain Cork (hinter dem Namen verbirgt sich ein Autorenkollektiv, das eine Website gleichen Namens im Internet betreibt) in vielem radikal subjektiv ist – aber so, dass der Leser sich nicht verpflichtet fühlt, der gleichen Meinung zu sein. Die Autoren verhehlen beispielsweise nicht ihre Vorliebe für deutsche und österreichische Weine. Aber sie setzen andere Weine deswegen nicht herab. Auch räumt Captain Cork mit Mythen auf: dass kleine Winzer die besseren Weine machen. Oder dass heiße Jahre besonders gute Weinjahre sind. Er ätzt gegen banalisierende Ausdrücke wie Terrassenwein, Kaminwein etc. Und er bekennt offen, dass er Schraubverschluss auf der Weinflasche gut findet – trotz seiner Liebe zum Kellnermesser. Jens Priewe Entdecken Sie die Welt des Genießens: www.thalia.de/kochen Tipps & Tricks für Weinkenner Manche Korken kleben im Flaschenhals. Andere sind mürbe und drohen beim Ziehen zu zerbröseln. Für diese Fälle gibt es die Korkenspange. Sie besteht aus einem Griff mit zwei unterschiedlich langen Federn, die vorsichtig zwischen Korken und Glas gehebelt werden. So wird der Korken von außen gepackt und durch vorsichtiges Drehen und Ziehen am Griff unverletzt aus der Flasche gezogen. Die Korkenspange gibt es in jedem Fachgeschäft für wenige Euros. Das Stichwort: Schraubverschluss Auch Stelvin-Verschluss genannt, hat der „Schrauber“ in den letzten Jahren den Naturkork stark zurückgedrängt. Er besteht aus einer Aluminiumlegierung und ist innen mit einer lebensmittelechten Zinnfolie ausgestattet. Hochwertige „Schrauber“ schließen den Wein luftdicht ab, sodass dieser praktisch nicht oxydieren kann. Der größte Vorteil aber ist, dass es bei Weinen mit Schraubverschluss keinen Korkschmecker geben kann. 432 Seiten, € 16,99 ISBN 978-3-651-00063-6 Hallwag Illustrationen: © vso/Shutterstock.com
THALIA | Aktuell 37 Alles mal von A-Z Bio verstehen und genießen Bio ist in. Aber Bio kann auch sehr verwirrend sein. Was macht Bio eigentlich aus? Wie sind die verschiedenen Gütesiegel zu verstehen? Welche Regularien und Anbauverbände gibt es? Was steckt hinter Lebensmitteln wie Curry, Honig oder Spargel, und worin liegen genau die Unterschiede zwischen ökologischen und konventionellen Varianten? Udo Pini hat das erste wirklich umfassende Nachschlagewerk zum Thema Bio-Food verfasst. In über 700 detaillierten Stichwortartikeln mit 2.500 Abbildungen beantworten er und sein Team alle Fragen und vermitteln aktuelle Hintergrundinformationen. Anschaulich erklärt er Inhalts- und Zusatzstoffe und vergleicht Bio- mit konventionellen Lebensmitteln. So versteht der Verbraucher, was er konsumiert und kann eine bewusste Wahl treffen. Das Bio-Food Handbuch liefert Neulingen wie Kennern optimale Orientierung und ist zugleich ein echter Genussführer wie magaziniges Lesevergnügen. Nach dem „Gourmet Handbuch“ wieder ein echter Pini. Sorgenfrei reisen, viel erleben Die MS Hamburg lässt Sie den Alltag vergessen Heimweh ist ganz natürlich – aber Fernweh auch. Wer in die Ferne reisen möchte, ohne auf Vertrautes zu verzichten, für den ist die stilvolle MS Hamburg die ideale Reisebegleiterin. Das vergleichsweise kleine Schiff bietet seinen maximal 400 Gästen Komfort in familiärer Atmosphäre. Wenn die herzliche Crew Sie willkommen heißt, fühlen Sie sich gleich wie zu Hause. Atmen Sie auf, und vergessen Sie allen Stress. In dem persönlichen Umfeld der MS Hamburg entspannen Sie ganz ohne Etikette. Erholung pur Ob Sie lieber in Ihrer freundlichen Kabine zur Ruhe kommen, an Bord Kontakte knüpfen oder sich an Deck vom Meer verzaubern lassen – eine Kreuzfahrt mit der MS Hamburg gestalten Sie ganz nach Ihren eigenen Wünschen. Genießen Sie ausgesuchte Speisen und ein köstliches Abendbuffet nach Lust und Laune. An Bord der MS Hamburg werden Sie die ganze Reise über verwöhnt. Traumziele weltweit Ihr Fernweh stillt die ausgewiesene Expertin weltweiter Gewässer auf einer erlebnisreichen Routenvielfalt. Der MS Hamburg stehen aber nicht nur die großen Ozeane offen. Dank ihrer optimalen Größe kann sie selbst Flüsse und Seen bereisen, auf denen Megaliner keine Chance mehr haben. Zieht es Sie nach Norden oder nach Süden? Lieben Sie Kultur, Natur oder Abenteuer? Das Angebot der Kreuzfahrten mit der MS Hamburg ist außerordentlich vielfältig. Qualität und Service sind für das Entdeckerschiff überall selbstverständlich. Dazu gehören auch Lektoren für landeskundliche Vorträge, Conciergeservice für individuelle Landgangswünsche, Leihräder und vieles andere mehr. Informationen zu Reisen mit der MS Hamburg erhalten Sie in jedem Reisebüro oder online unter www.plantours-partner.de md Nehmen Sie auch am Gewinnspiel auf Seite 47 teil, und gewinnen Sie mit etwas Glück eine von drei unvergesslichen Kreuzfahrten! Udo Pini Das Bio-Food Handbuch 904 Seiten, € 24,90 ISBN 978-3-8480-<strong>02</strong>95-7 h.f.ullmann Fotos: © PLANTOURS Kreuzfahrten
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