I‘ve got a secret.
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<strong>I‘ve</strong><br />
Juni 2014<br />
Nr. 20<br />
<strong>I‘ve</strong> <strong>got</strong> a <strong>secret</strong>.<br />
It‘s on the tip of my tongue,<br />
It‘s on the back of my lungs.<br />
<strong>got</strong> a<br />
And I‘m going to keep it<br />
I know something you don‘t know.<br />
<strong>secret</strong>.<br />
Song from Bring me the Horizon
kunos kolumne<br />
Foto: Simone Glauser<br />
Über Harmonie und<br />
Debattierkunst<br />
Haben Sie es auch gerne harmonisch? Welcher Stil, welche Tonart entspricht<br />
Ihrem Bedürfnis nach Harmonie am besten? Musikgeschmack<br />
ist bekanntlich auch Geschmackssache. Doch eine freundschaftlich geführte<br />
Debatte über Musik kann dazu beitragen, den eigenen Horizont<br />
zu erweitern. Ungewohnte Musik entfaltet nach mehrmaligem Anhören<br />
plötzlich eine ungeahnte Schönheit. Als ich ein Kind war, wurde über<br />
Picasso geschimpft und gespottet. Heute hat man sich an seine Bilder<br />
gewöhnt und besucht die entsprechenden Ausstellungen. Man ist<br />
ja kulturell gebildet. Die Rolling Stones waren einst die generalisierten<br />
Bürgerschrecks. Im allgemeinen Tenor der Entrüstung posaunte «man»<br />
aus, welche kulturellen Dinge gesellschaftsfähig sind und welche nicht.<br />
Ein Konzert der Rolling Stones ist heute ein grosses Spektakel für die<br />
ganze Familie, Grosseltern pilgern mit ihren Enkeln ans Open Air. Ein<br />
Phänomen bei dem sich nur noch die Namen der Künstler ändern.<br />
Die eigene Haltung gegenüber neuzeitlichen kulturellen Strömungen gilt<br />
es kritisch zu hinterfragen. Für neue, ungewohnte Musik bin ich manchmal<br />
vielleicht noch nicht wach genug und nehme deshalb eine ablehnende<br />
Haltung ein. Möglicherweise verpasse ich deswegen die Gelegenheit,<br />
ein grosses Werk zu geniessen. Über künstlerische Positionen lässt sich<br />
gut streiten, und über die Qualität von Musik soll diskutiert werden. Gerade<br />
unterschiedliche Haltungen tragen schliesslich zur Vielfalt bei.<br />
2<br />
Auch am Märtplatz wird oft diskutiert. Eine belebende Debatte über<br />
ein Thema zu führen, ist auch eine Kunst. Der spielerisch-ernste Austausch<br />
unterschiedlicher Standpunkte führt mitunter zu überraschenden<br />
Ergebnissen. Gegensätzliche Haltungen zu einem Thema kommen zur<br />
Sprache, wobei oft ein Konsens gefunden wird. In einer Gemeinschaft<br />
soll konstruktiv debattiert werden. Uneinigkeit und Disharmonie gehören<br />
dazu und sind bestimmende Wegmarken einer Entwicklung. Vielfältige<br />
Meinungen und Haltungen sind wichtige Beiträge für eine gute Zusammenarbeit.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Debattierfreude und Lust auf Neues.
Liebe Leserinnen und Leser<br />
«Es gibt keine Erinnerung ohne Musik», schreibt der amerikanische<br />
Autor Tennessee Williams in seinem Theaterstück «Die Glasmenagerie».<br />
Kann das sein? Aufgrund meiner eigenen musikalischen<br />
Sozialisation, verbinde ich tatsächlich sehr viele Erinnerungen mit<br />
Musikstücken aus dem Bereich der Popmusik. Angefangen mit Pop<br />
aus der Frühzeit: Walter Wild «Guete Sunntig mitenand». Primarschule<br />
/ Vorsingen beim Lehrer / Gemischte Gefühle. Und weiter: Cat<br />
Stevens, «My Lady d’Arbanville»: Erstes Schmusen gemischt; Derek<br />
and the Dominos, «Layla»: Radio-Erweckung auf Kurzwelle; Black<br />
Sabbath, «Supernaut»: Erstmaliges Campieren auf der Waldwiese /<br />
Total selbständig; Deep Purple, «Highway Star»: Klassenlager im Tessin<br />
/ Luftgitarrensolos / Probleme mit dem Lagerleiter… und so weiter.<br />
Eine umfassende Kartei mit prägenden Erlebnissen, die fest mit<br />
einem Lied verbunden sind. Auch Lukas Speissegger, der in Rorbas<br />
Musikbands produziert, spricht von einer riesigen Kopf-Bibliothek,<br />
gefüllt Musikstücken, auf die er immer wieder zurückgreifen kann:<br />
Das Interview finden Sie auf Seite 9. Ob die Jugendlichen von heute<br />
ebenfalls dabei sind, sich einen musikalischen Speicher anzulegen, ist<br />
sehr wahrscheinlich. Eine Umfrage bei den Lernenden am Märtplatz<br />
zeigt, dass auch ihnen einzelne Songs ans Herz gewachsen sind,<br />
die sie sich Jahre später vielleicht gerne in Erinnerung rufen werden:<br />
Auf Seite 18 und 19 geben sie Auskunft über ihre musikalischen Lieblinge<br />
und Lieblingsstücke. Der Instrumentenbauer Leonhard Pavoni<br />
stellt seit 30 Jahren Geigen, Violinen und Bratschen her: Auf Seite 14<br />
und 15 erklärt der ehemalige Primarlehrer unter anderem, weshalb<br />
er damals seinen Beruf gewechselt hat. Musik ist das Hauptthema<br />
dieser MärtBlatt-Ausgabe. Das ganze Heft ist eine Entdeckungsreise<br />
wert.<br />
editorial<br />
3<br />
Andrea Casalini<br />
inhalt<br />
1 Titelbild: Alex Sonderegger<br />
2 Kolumne von Kuno Stürzinger<br />
3 Editorial von Andrea Casalini<br />
4 Beiträge der Lehrlinge<br />
4 Büroassistenten: Die gewürfelte Geschichte<br />
5 Nähatelier: Modeschau im Casinotheater Winterthur<br />
6 Medienwerkstatt: Fotokurs<br />
9 Büroassistenten: Interview mit Lukas Speissegger, Musikproduzent<br />
12 Fotowerkstatt: Lernende Musiker/innen<br />
14 Büroassistenten: Interview mit Leonhard Pavoni, Geigenbauer<br />
16 Interview: Andrea Janser und Simone Glauser von «Zaphir»<br />
18 Lieblingsmusik der Lernenden<br />
20 Küche: Kreative 3-Gang Menüs<br />
24 Portrait: Die Werkstatt Betriebsunterhalt<br />
27 News<br />
30 Freunde des Märtplatz<br />
34 Rückschau<br />
36 Vorschau<br />
37 Verdankung der Spenden<br />
37 Impressum
Büroassistenten I David Spuler<br />
Drumpdrump-Island<br />
Foto: Fotowerkstatt<br />
Für diese MärtBlatt-Ausgabe würfelte sich David Spuler eine<br />
Geschichte zusammen… Seine Aufgabe war, einen Text zu<br />
schreiben, in welchem alle aufgedeckten Symbole in irgendeiner<br />
Form vorkommen. Lesen Sie hier, wie David diese Aufgabe<br />
gelöst hat.<br />
4<br />
Es war ein kühler Morgen. Ich stand an der Reling meines Schiffes,<br />
blickte durch mein Fernrohr in die Weiten der Welt und beobachtete<br />
den Sonnenaufgang. Heute würde es endlich losgehen.<br />
Meine akribisch geplante Reise nach Fernost, ins Reich der Mitte,<br />
stand vor der Tür. Schon vor Wochen hatte ich, gemeinsam<br />
mit meinem engsten Wegbegleiter Andrew, unser Schiff beladen.<br />
Essen und Getränke standen reichlich bereit, dazu Kleidung,<br />
Geld, und jede Menge weiteres, nützliches Material. Wir waren<br />
beide sehr aufgeregt und malten uns wilde Abenteuer aus, die<br />
auf uns warten würden. Nun konnte es losgehen. Wir lichteten den<br />
Anker und stachen in See. Ich fühlte mich wie ein Wikinger, der<br />
mit Schwert und Schild auf seinem riesigen Schiff die Weltmeere<br />
durchpflügt. Drei Tage und drei Nächte segelten wir hinaus, immer<br />
der Nase nach, rundherum nur das weite Meer. Irgendwann am<br />
vierten Tag, ich war gerade eingeschlafen, schrie Andrew plötzlich:<br />
«Land in Sicht!»<br />
Ich taumelte aus meinem Bett, stieg aufs Oberdeck, packte mein<br />
Fernrohr und sah, dass Andrews Beobachtung tatsächlich stimmte.<br />
Weit draussen erblickte ich eine kleine, mit Palmen und Sträuchern<br />
bewachsene Insel, kaum grösser als vier Fussballfelder.<br />
Andrew und ich freuten uns darauf, endlich wieder an Land gehen<br />
zu können. Vielleicht würden wir sogar einige Eingeborene antreffen.<br />
Wir gingen vor Anker, liessen unser winziges Beiboot zu Wasser<br />
und ruderten, bis wir einen paradiesisch schönen Strand erreichten.<br />
Ein riesiges Schild wies uns darauf hin, dass wir uns auf<br />
den «Drumpdrump-Islands» befinden würden. Dahinter wucherte<br />
bereits der Dschungel. Nachdem wir frisches Wasser und einige<br />
geniessbare Früchte gefunden hatten, zogen wir los. Mitten im<br />
Dschungel hörte ich plötzlich ein Geräusch. Zuerst ein Knacken,<br />
dann ein Kichern. Mit leiser Stimme forderte ich Andrew auf, stehen<br />
zu bleiben. Er aber schmunzelte bloss: «Was hast du denn?»,<br />
fragte er etwas herablassend, worauf ich ihn anzischte: «Irgendetwas<br />
ist da im Gebüsch, lass uns nachschauen!» Vorsichtig spähte<br />
ich zwischen zwei Palmwedeln hindurch. Im nächsten Moment<br />
sprang mir ein schleimiges, zappelndes Etwas ins Gesicht.<br />
Laut fluchend versuchte ich, mir das rosafarbene Ding vom Gesicht<br />
zu reissen. Andrew zog seine Pistole, um den Angreifer zu erschiessen,<br />
doch in diesem Moment liess das Untier von mir ab. Das kleine Wesen<br />
lag nun zu meinen Füssen und gab unverständliche Laute von sich:<br />
«Drumpdrump ajahg drumpdrump!»<br />
Andrew und ich staunten ungläubig. Was für eine Spezies hatten wir<br />
da wohl entdeckt? «Sprichst du unsere Sprache?» fragte ich zögernd.<br />
«Selbstverständlich, mein Herr und Gebieter, entschuldigt, dass ich<br />
euch dermassen erschreckt habe», antwortete der seltsame kleine<br />
Klumpen ehrfürchtig. «Lasst mich euch unsere schöne Heimat Drumpdrump-Island<br />
zeigen, meine Familie wird sich bestimmt freuen, euch<br />
kennen zu lernen.» Wir folgten dem kleinen Ding, das sich wackelnd<br />
fortbewegte. Nach einem zehnminütigen Fussmarsch erreichten wir<br />
eine Art Miniaturdorf. Es wimmelte von kleinen Wesen, die alle wie<br />
kleine, rosarote Puddings aussahen. Wir setzten uns mitten auf den<br />
Dorfplatz, dem einzigen Ort wo wir genug Raum fanden, um uns hinzusetzten.<br />
Die Einwohner der Gemeinde scharten sich um uns und<br />
kicherten, genau wie der kleine Pudding zuvor. Wir bekamen kleine<br />
Portionen Reis, Getreide, Nudeln und andere Leckereien. Zwei Kessel<br />
mit Wasser, gross wie Kaffeetassen, wurden auf ein Feuer gestellt, um<br />
damit einen würzigen Kräutertee zu brauen. Andrew und ich liessen<br />
es uns gut gehen. Als wir satt waren, boten die Inselbewohner uns an,<br />
noch eine oder zwei Nächte zu bleiben. Dankend nahmen wir das Angebot<br />
an. Am nächsten Morgen waren wir schon früh auf den Beinen,<br />
füllten unsere Vorräte auf und verabschiedenden uns von den freundlichen<br />
Inselbewohnern. Als Dank für ihre Gastfreundlichkeit überreichten<br />
wir ihnen einige unserer besten Heilkräuter und Teesorten. Wir<br />
paddelten zurück zum Schiff, lichteten den Anker und stachen in See.<br />
«Hallo Steve, wach auf, beweg dich, du musst zur Arbeit!» hörte ich<br />
plötzlich die vertraute Stimme meiner Mutter. Nach einem Moment der<br />
Besinnung stellte ich fest, dass ich in meinem Bett lag und die ganze<br />
Geschichte nur geträumt hatte. Es war ein wunderschöner Traum, und<br />
ich hoffte, noch oft in die wunderschöne Welt der Drumpdrump-Islands<br />
zurückzukehren.
Nähatelier I Lernende Bekleidungsgestalter/innen<br />
Modeschau im Casinotheater Winterthur<br />
Foto: Fotowerkstatt<br />
beiträge der lernenden<br />
Eine Modeschau für Lernende<br />
Alle drei Jahre organisieren die Lehrateliers<br />
der Berufsfachschule Winterthur<br />
eine Modeschau, an der die angehenden<br />
Bekleidungsgestalterinnen und<br />
Bekleidungsgestalter ihre eigenen Ideen<br />
und Kreationen umsetzen und präsentieren.<br />
Es beteiligen sich die Lernenden der Berufsschule<br />
Mode und Gestaltung in Zürich sowie<br />
die Lernenden der Anlehre der Berufsfachschule<br />
Winterthur an der Modeschau.<br />
modeschau2014.ch<br />
Auf den folgenden Seiten 11, 17, 25 und 31, zeigt Linda Scapin Aufnahmen<br />
der vier Lernenden Bekleidungsgestalter/innen auf dem Laufsteg bei der<br />
modeschau2014.ch<br />
Bereits im Herbst vergangenen Jahres begannen drei<br />
Lernende Bekleidungsgestalterinnen und ein Bekleidungsgestalter,<br />
sich auf die «Modeschau_2014» im<br />
Casinotheater Winterthur vorzubereiten. Am 27. März<br />
2014 präsentierten sie dort vor rund 300 Zuschauerinnen<br />
und Zuschauern auf dem Laufsteg ihre selbst entworfenen<br />
Outfits.<br />
Zuerst hatten die vier Lernenden Ideen für ihre eigenen<br />
Kostüme gesammelt und skizzierten erste Entwürfe. Anschliessend<br />
wurden die gewünschten Stoffe eingekauft.<br />
Nach Vorlage der gezeichneten Schnittmuster, nähten alle<br />
mit einem etwas minderwertigen Stoff eine sogenannte<br />
Moulure, – ein Prototyp sozusagen – bei der kontrolliert<br />
wird, ob das Kostüm den eigenen Vorstellungen entspricht<br />
und ob daran noch etwas verbessert werden kann. Das<br />
Schnittmuster wird allenfalls noch geändert und das definitive<br />
Kostüm hergestellt. Schliesslich wählen die angehenden<br />
Bekleidungsgestalter/innen noch die passenden<br />
Accessoires aus, wie zum Beispiel Schuhe, Taschen oder<br />
dazu passende Socken. Die Kreationen der Lernenden<br />
werden von keiner Jury bewertet. Der Zweck dieses Anlasses<br />
besteht darin, dass die Lernenden auf einen festgelegten<br />
Termin hin ein eigenes Kostüm fertiggestellt haben<br />
müssen. Zudem erhalten sie einen kleinen Einblick in<br />
die Welt des Modedesigns. Neben dem Entwerfen und Herstellen<br />
der Modelle, lernen sie auch sämtliche Vorbereitungen<br />
für eine Modeschau kennen. Die Gruppeneinteilungen,<br />
Choreografien, das Lauftraining, die Endproben bis zum<br />
grossen Defilee.<br />
5
Fotokurs für Lernende der Medienberufe I Eva, Florian, Sara<br />
Nicht nur das Motiv zählt<br />
Eva, Florian und Sara – alle lernen Mediendesigner/innen – gingen gemeinsam auf<br />
Fotosafari. Von Luzia Buchmann, ihrer Lehrmeisterin sowie Moritz Hager, Heidi<br />
Arens und Simone Glauser, LehrmeisterInnen der Fotowerkstatt und Linda Scapin,<br />
die ihr zweites Lehrjahr als Fotografin am Märtplatz absolviert, erhielten die drei<br />
zunächst eine Einführung in die Fotografie. Anschliessend sollten sie eine Woche<br />
lang selbständig mit der Kamera unterwegs sein. Die Locations konnten sie selber<br />
auswählen. Flo entschied sich für die Bergwelt von Glarus, Sara begab sich auf Spurensuche<br />
in der Stadt Zürich, und Eva nahm die Nischen rund ums Blumer Areal in<br />
Freienstein unter die Lupe.<br />
6<br />
Fotos vom Blumer-Areal in Freienstein: Eva
Fotos aus Glarus: Florian<br />
7
8<br />
Fotos aus Zürich: Sara
Foto: Fotowerkstatt<br />
Lukas Speissegger l Musikproduzent in Rorbas<br />
Pink Floyd war schuld!<br />
9<br />
«Es ist wichtig, dass jede Band ihr «Wesen» erkennt und an die<br />
Oberfläche bringt», schreibt Lukas Speissegger auf seiner Website.<br />
«Foodcorner Studio» heisst sein Ein und Alles, in das er viel Zeit<br />
und Herzblut investiert. David Spuler, angehender Büroassistent,<br />
wollte mehr darüber erfahren.<br />
Lukas, was tut ein Musikproduzent?<br />
Ich bin derjenige, der die Bands etwas quält und ihnen beibringt, was<br />
geht und was nicht (lacht). Das ist vergleichbar mit einem Fussballspiel,<br />
in dem ich als Trainer fungiere. Selbst habe ich im Feld nichts zu suchen,<br />
aber ausserhalb bin ich der, der sagt wie was läuft. Zudem bin ich<br />
die Schnittstelle zwischen Band und Plattenfirma.<br />
einer Band an, die noch einen Bassisten suchte. So kam ich zum<br />
Bass und zu meiner ersten Band.<br />
Welche Musik hörst Du privat?<br />
Ich höre privat fast keine Musik mehr. Wenn man den ganzen Tag<br />
im Studio sitzt, musiziert, mischt und mit Musik arbeitet, braucht<br />
man in der Freizeit keine Musik mehr zu hören. In den seltenen<br />
Fällen in denen ich Musik höre, läuft meistens «Broken Social<br />
Scene», S O H N oder Rachmaninow.<br />
Welches war Deine erste Musik-LP?<br />
«A Trick of the Tail» von Genesis.<br />
Wie lange produzierst Du schon Musikbands?<br />
Angefangen hat alles im Alter von 20 Jahren. Als professioneller Bassist<br />
hatte ich das Problem, für meine Arbeit wenig Anerkennung zu bekommen.<br />
So wurde ich, wie viele andere Bassisten auch, zum Produzent.<br />
Vor etwa 15 Jahren begann ich, Bands aufzunehmen und wagte es im<br />
Jahr 2004, hauptberuflich, ohne andere Einnahmen, als Produzent zu<br />
arbeiten.<br />
Wie kamst Du zur Musik?<br />
Pink Floyd war schuld! (lacht). Ich hatte einen sieben Jahre älteren Bruder,<br />
der in seinen Jugendjahren unter anderem Pink Floyd hörte. Das<br />
war eine der ersten Bands, die ich richtig wahrnahm. Schon als kleiner<br />
Junge trommelte ich zuhause auf den Möbeln herum. Ich wünschte<br />
mir sehnlichst ein Schlagzeug, doch meine Eltern wollten mir diesen<br />
Wunsch leider nicht erfüllen. Wie alle in meiner Familie, begann ich<br />
dann Klavier zu spielen. In meinen Teenagerjahren schloss ich mich<br />
Hörst Du die Musik, die Du produzierst, auch selber?<br />
Nach einer längeren Zeit nehme ich die eine oder andere CD wieder<br />
hervor. Es ist eben so, dass ich diese Musik nicht als Konsument<br />
höre, sondern mir dabei immer Gedanken mache, was ich<br />
noch hätte verbessern oder ändern können.<br />
Hat sich Dein Musikstil über die Jahre verändert?<br />
Eigentlich nicht. Ich wurde in meinen Jugendjahren geprägt durch<br />
Bands wie Pink Floyd oder Depeche Mode. Dieter Meier war<br />
auch schon bei mir im Studio. Zu dieser Zeit war ich ein grosser<br />
Yello-Fan, und ich muss zugeben, dass ich damals etwas nervös<br />
war (lacht). Mir fällt auf, dass mich elektronische Klänge seit jeher<br />
faszinieren und begleiten.<br />
Wie viel Zeit investierst Du in Deine Leidenschaft?<br />
Früher war das krasser als heute! Heutzutage versuche ich etwas
geradliniger zu sein. Seit dem Jahr 2004 sitze ich fast täglich mindestens acht Stunden<br />
im Studio. Es kommt allerdings sehr auf den Tag an. Wenn ich eine Band im Studio<br />
habe, kann er durchaus auch einmal bis tief in die Nacht dauern.<br />
Was gefällt Dir am meisten an Deinem Beruf?<br />
Ganz klar das Musikmachen. Ich bin froh, dass ich so stur war und meinen Kindheitstraum<br />
umgesetzt habe. Ich musste wirklich stur sein, denn es ist nicht einfach, in<br />
diesem Business Geld zu verdienen.<br />
Woher kommt Deine Inspiration?<br />
Ich denke, dass meine grosse Stärke die Kreativität an sich ist. Ich habe in meinem<br />
Kopf eine riesige Bibliothek mit Musikstücken die ich selber eingeordnet habe. Ich<br />
kann ein Lied wenige Male hören und dann immer wieder darauf zurückgreifen.<br />
Was war Dein bisher grösster Erfolg?<br />
Das war um die Jahrtausendwende mit der Band HNO. Wir waren damals sehr erfolgreich<br />
in der Schweiz und auch im Ausland. In Deutschland hatten wir einen wahnsinns<br />
Festivalsommer und hatten grosse Auftritte vor sehr viel Publikum hatten. An unserem<br />
ersten Konzert in Augsburg sangen die Zuschauer unseren damaligen Hit «I don’t<br />
care» sogar mit.<br />
Nach welchen Kriterien entscheidest Du, ob Du jemanden produzierst?<br />
Ich verschliesse mich grundsätzlich gegenüber niemandem. Wichtig ist, dass ein Musiker<br />
eine Vision und eine Idee seiner Musik hat. Je spezieller und ausgefallener eine<br />
Band daher kommt, umso mehr Spass habe ich an der Arbeit mit ihr.<br />
10<br />
Du hast ja vor einiger Zeit am Märtplatz einen Workshop gegeben, aus dem dann<br />
eine Band resultierte. Wie sieht es heute mit der Band aus? Geht Deine Zusammenarbeit<br />
mit dem Märtplatz weiter?<br />
Das stimmt, damals gab ich einen Workshop, der eine Woche lang immer am Vormittag<br />
stattfand. Ich glaube, dass die Band immer noch ab und zu zusammen probt. So<br />
genau kann ich das aber nicht sagen, denn ich bin nicht mehr in das Projekt involviert.<br />
Was ist Dein grösster Wunsch für die Zukunft in Deinem Beruf?<br />
Im Grossen und Ganzen bin ich schon recht zufrieden. Gerne würde ich öfter im Ausland<br />
arbeiten und mit internationalen Acts zusammenarbeiten. Teilweise gelingt mir<br />
das jetzt schon. Zurzeit arbeite ich zum Beispiel mit einer Berliner Band zusammen.
Foto: Fotowerkstatt<br />
11
Dominik, Tom, Simon, Eva<br />
Vier von sechs von 30<br />
Von 1000 Schweizer Jugendlichen macht jede/r Vierte mehrmals pro Woche selbst Musik oder singt in einem<br />
Chor mit. Dies geht aus der «JAMES-Studie 2011» (Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz) hervor.<br />
Am Märtplatz machen, laut einer kleinen internen Umfrage, sechs von rund 30 Lernenden in ihrer Freizeit<br />
selber Musik. Vier Lernende aus vier verschiedenen Werkstätten waren bereit, sich mit ihrem Lieblingsinstrument<br />
ablichten zu lassen.<br />
13<br />
Fotos: Fotowerkstatt
Leonhard Pavoni l Geigenbauer in Bülach<br />
«Beim Geigenbauen ist man sein eigener Herr und Meister»<br />
Leonhard Pavoni stellt seit 30 Jahren Geigen, Violinen und Bratschen<br />
her. In seinen beiden Werkstätten in Bülach und Wattwil<br />
baut, repariert und verleiht er Streichinstrumente. David Spuler<br />
besuchte Leonhard Pavoni in Bülach.<br />
Wie kamen Sie zur Musik?<br />
Viele meiner Verwandten hatten etwas mit Musik am Hut. Meine drei<br />
Schwestern und ich mussten alle ein Instrument spielen. Deshalb<br />
spiele ich bis heute Oboe. Bevor ich Geigenbauer wurde, war ich<br />
Primarlehrer. Durch meine Frau, die Violine spielt, kam ich dann zu<br />
meinem heutigen Beruf. Am Anfang arbeitete ich parallel in beiden<br />
Berufen. Dies erwies sich auf die Dauer aber schwieriger als gedacht.<br />
So musste ich mich für einen der beiden Berufe entscheiden.<br />
14<br />
Wie sah Ihre Ausbildung als Geigenbauer aus?<br />
Die Ausbildung war sehr umfangreich. Weil ich damals schon 24<br />
Jahre alt war und nicht direkt aus der Schule kam, gestaltete sich<br />
mein Ausbildungsweg etwas komplizierter. Ich bewarb mich in<br />
Brienz bei einer Schule für Geigenbauer und bestand auch die Aufnahmeprüfung.<br />
Leider bekam ich dort keinen Ausbildungsplatz,<br />
denn von den 30 Bewerbern wurden nur gerade zwei aufgenommen.<br />
Eine Alternative wäre gewesen, stattdessen bei einem Geigenbauer<br />
in die Lehre zu gehen. Leider gab es aber weit und breit keinen, der<br />
sein Wissen weitergeben wollte. In der Schweiz gibt es glücklicherweise<br />
die Möglichkeit, sich sein Wissen im Selbststudium, während<br />
der eineinhalbfachen Lehrzeit, anzueignen.<br />
Spielen Sie selber ein Streichinstrument?<br />
Ich kann alle Saiten der Instrumente anstreichen, spiele aber mehr<br />
schlecht als recht. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne Unterricht<br />
nehmen. Meine Frau und unsere Tochter spielen beide sehr<br />
gut Geige und können mir in kniffligen Situationen zur Seite stehen.
Was gefällt Ihnen am besten in Ihrem Beruf?<br />
Das ist eine gute Frage. Als Primarlehrer war man eine Persönlichkeit,<br />
die von der Schulpflege und den Eltern unterstützt wurde wo es nur<br />
ging. Das ist heute leider nicht mehr so. Beim Geigenbauen ist man<br />
sein eigener Herr und Meister. Am Abend sehe ich, was ich geleistet<br />
habe und ob das Ergebnis gut oder weniger gut geworden ist.<br />
Welche Eigenschaften muss ein Geigenbauer mitbringen?<br />
Die Faszination für den Werkstoff Holz muss vorhanden sein und die<br />
Geduld, aus einem Stück Holz etwas Schönes, Klingendes und Wertvolles<br />
herzustellen. Sicher muss jemand auch eine gewisse Ausdauer<br />
haben und genau arbeiten können.<br />
Worin besteht Ihre Haupttätigkeit?<br />
Ich repariere und vermiete Instrumente. Dank dem Vermieten verdiene<br />
ich genug, um finanziell durchzukommen.<br />
Wie viel kostet bei Ihnen ein neues Instrument?<br />
Da gibt es Einheitspreise: Für Geigen 15`500 Franken und für Bratschen<br />
16`500 Franken.<br />
Welches Ereignis hat sich Ihnen am stärksten eingeprägt?<br />
Da fallen mir spontan zwei Ereignisse ein. Ein positives und ein negatives.<br />
Zuerst das positive: Eines Tages kam eine Kundin zu mir, die<br />
mich bat, für sie eine Violine aus Kirschholz zu bauen, das von einem<br />
Baum aus dem Garten ihres Vaters stammte. Eigentlich ist Kirschholz<br />
kein sehr gängiges Material für ein Streichinstrument, doch ihr zuliebe<br />
versuchte ich es trotzdem. Die Kundin war anschliessend mit dem<br />
Resultat sehr zufrieden. Das negative Ereignis hat sich mir aber eindeutig<br />
stärker eingeprägt: Ein Kunde kam in meine Werkstatt, um ein<br />
Instrument von mir beurteilen zu lassen. Sein Auto stand draussen vor<br />
der Werkstatt auf einem verbotenen Parkfeld. Ich bat ihn, sein Fahrzeug<br />
doch umzuparkieren. Er ging hinaus und liess währenddessen<br />
sein Instrument bei mir auf dem Tisch liegen. Nach einer Minute kam<br />
er zurück und beschuldigte mich, das Instrument vertauscht zu haben.<br />
Ich rief die Polizei, welche dann vier Stunden lang mein Atelier auf den<br />
Kopf stellte und dabei meine rund 350 Geigenkästen durchsuchte. Ich<br />
musste sämtliche Kunden wieder weg schicken und konnte den ganzen<br />
Nachmittag lang nicht arbeiten. Am Abend rief mich der Kunde an<br />
und entschuldigte sich bei mir. Er hatte aus Versehen ein anderes Instrument<br />
eingepackt! Doch zum Glück habe ich bisher bei meiner Arbeit<br />
viel häufiger positive Erlebnisse gehabt.<br />
Fotos: Linda Scapin<br />
15<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />
Ich hoffe, mich zukünftig mehr auf den Neubau von Violinen konzentrieren<br />
zu können. Da ich seit kurzem eine Mitarbeiterin habe, denke ich,<br />
dass sich dieser Wunsch erfüllen wird.<br />
Wie lange möchten Sie noch als Geigenbauer arbeiten?<br />
Am liebsten so lange wie möglich!
Zaphir – Eine Musikband aus Rorbas-Freienstein<br />
«Wir machen, worauf wir Lust haben»<br />
Simone Glauser arbeitet als Berufsbildnerin in der Fotowerkstatt am Märtplatz. Ausserdem spielt sie, zusammen mit Angie LütoIf<br />
und Andrea Janser, in der Musikband Zaphir. Die drei Frauen aus dem Raum Rorbas-Freienstein treten seit 2009 gemeinsam auf.<br />
Andrea Casalini traf sich mit Andrea Janser und Simone Glauser zu einem Gespräch.<br />
Fotocollage: Simone Glauser<br />
16<br />
Wie habt ihr euch gefunden?<br />
Andrea Janser: Das hat mit dem Märtplatz zu tun! An einer «Stubete»<br />
im Café Rorboz in Rorbas, haben Angie, Simone und ich ein<br />
kleines Konzert gegeben. An diesem Abend sass auch Jürg Jegge<br />
im Publikum, der uns nach dem Konzert gefragt hat, ob wir einmal<br />
in der Theaterwerkstatt am Märtplatz auftreten möchten.<br />
Simon Glauser: Damals hatten wir erst fünf eigene Stücke zusammen<br />
geprobt. Im Hinblick darauf, bald ein erstes richtiges Konzert<br />
geben zu könnten, mussten wir uns entscheiden, ob wir als Band<br />
weitermachen und eigene Songs schreiben wollen. Beim Konzert<br />
am Märtplatz hatten wir dann schon ein komplettes Repertoire<br />
beisammen.<br />
Welchen Musikstil bevorzugt ihr?<br />
Andrea Janser: Ich bringe meistens jazzige Stücke in die Band ein,<br />
aber mir gefallen auch Blues, Soul oder World Music.<br />
Simon Glauser: Meine Vorliebe ist eher der rockige Bereich. Jede<br />
von uns komponiert ihre eigenen Songs, die wir dann gemeinsam<br />
arrangieren. Dementsprechend setzt sich unser Repertoire aus unterschiedlichen<br />
Stilrichtungen zusammen.<br />
Andrea Janser: Wenn wir die Setliste für unsere Auftritte zusammenstellen,<br />
versuchen wir, die Stücke dem jeweiligen Anlass entsprechend<br />
auszuwählen. An einem Fest oder Open Air Konzert<br />
zum Beispiel, spielen wir die fröhlicheren, tanzbaren Songs.<br />
Ich singe seit 2010 bei «Transurban», einem jazzigen Quartett, und seit<br />
eineinhalb Jahren in der «Generation Jazz Band», die Swing, Blues,<br />
Jazz und Funk spielt. Ausserdem treten der Pianist Philip Mosimann<br />
und ich als Duo auf.<br />
Hat ihr alle eine musikalische Ausbildung gemacht?<br />
Andrea Janser: Angie hat E-Bass studiert, am Winterthurer Institut für<br />
aktuelle Musik, WIAM. Und ich habe, auch an der WIAM, Jazz-Gesang<br />
studiert, und davor «Musik und Bewegung» an der Zürcher Hochschule<br />
der Künste, der ZHdK.<br />
Simon Glauser: Ich hatte in meiner Jugend fünf Jahre lang Gitarrenunterricht<br />
und habe mir dann weitere Fertigkeiten autodidaktisch angeeignet.<br />
In welchem Rahmen gebt ihr die meisten Konzerte?<br />
Andrea Janser: Meistens treten wir an Kulturanlässen auf, zum Beispiel<br />
beim «Kulturkoller» in Winterthur, im Theater Casino Zug, am Hoffest<br />
vom Zürcher Opernhaus, aber auch an privaten oder öffentlichen Festen.<br />
Je öfter wir auftreten, desto mehr wächst und verändert sich unsere<br />
Musik, und das ist toll.<br />
Simone Glauser: Wir machen worauf wir Lust haben, verfolgen keine<br />
Marketingstrategie und schielen nicht auf ein Zielpublikum. Es ist jedenfalls<br />
schön festzustellen, dass unsere Musik bei den Leuten ankommt.<br />
Wer von euch spielt welche Instrumente, und wer singt?<br />
Simon Glauser: Jede von uns spielt mehrere Instrumente. Angie<br />
spielt Bass, Gitarre und singt. Andrea und ich spielen abwechselnd<br />
Gitarre, Piano und zwischendurch auch einmal Bass. Andrea singt,<br />
spielt Mundharmonika und nimmt oft auch ein Perkussionsinstrument<br />
in die Hand. Ich sitze oft am Schlagzeug und singe manchmal<br />
auch. Natürlich hat jede von uns ihr Lieblingsinstrument. Aber<br />
dadurch, dass wir uns abwechseln können, sind wir viel flexibler<br />
beim Arrangieren eines Songs.<br />
Spielt ihr auch in anderen Bands?<br />
Andrea Janser: Angie spielt Gitarre in einer Band namens «Eva».<br />
Und wo hattet ihr bisher am meisten Erfolg<br />
Simon Glauser: Die meisten Erfolge hatten wir eindeutig bei unseren<br />
«Heimspielen» hier in der Region. Das Kino in Freienstein war bei unserer<br />
CD-Taufe bis auf den letzten Platz besetzt, das Café Rorboz war<br />
gerammelt voll, ebenso die Theaterwerkstatt am Märtplatz. Wir haben<br />
die Erfahrung gemacht, dass wir an einem sympathischen Kulturort,<br />
wo die Menschen aufmerksam zuhören, mit unserem Publikum sehr<br />
gut kommunizieren können. In einem Festzelt ist es weit schwieriger,<br />
zu dritt diesen Kontakt herzustellen. Unsere Art Musik eignet sich eben<br />
auch nicht so gut als Backgroundsound.<br />
zaphir.ch / eva-music.ch / andreajanser.ch / transurban.ch / generationjazzband.ch
Foto: Linda Scapin<br />
17
18<br />
Recherche von Demain Topal<br />
Lieblingsmusik der Lernenden
19<br />
Illustration: Sara Hänseler
Küche I Pascal, Simon, Noah, Claudio, Isabelle<br />
Kochlehrlinge auf dem Posten<br />
20<br />
Für den A la Carte-Abend im Februar dieses Jahres, gingen die Kochlehrlinge<br />
in die Offensive. Claudio hatte die Idee, dass jede/r der fünf Auszubildenden<br />
ein komplettes 3-Gang-Menü zusammenstellen könnte. Zuerst<br />
sollte eine Bestell-Liste erstellt und die Menüs vorbereitet werden, und<br />
bei der Zubereitung am Abend würden die Kochlehrlinge einen der verschiedenen<br />
Aufgabenbereiche übernehmen. Das gesamte Küchenteam<br />
war einverstanden. Unter Anleitung der beiden Ausbildner/innen Andrea<br />
Mathis und Markus Schellenberg, wurden fünf Menüs zubereitet: zwei mit<br />
Fleisch sowie je eines mit Fisch, Geflügel und ein Vegi. Jede/r arbeitete<br />
auf einem Posten: Die Vorspeisen machte der Gardemanger, die Hauptspeisen<br />
der Saucier und der Entremetier, und der Pâtissier besorgte die<br />
Desserts. Der Aufwand sei sehr gross gewesen, sagt Markus Schellenberg,<br />
aber die Lehrlinge seien voll bei der Sache gewesen, und die Gäste<br />
hätten sich begeistert gezeigt.
Menü Pascal<br />
Gratinierte Schwarzwurzelcremesuppe<br />
mit Apfel und Speck<br />
***<br />
Zander mit Kräuter-Sesam-Kruste<br />
mit Merlot-Risotto und Safranfenchel<br />
***<br />
Grand-Manier-Auflauf<br />
21<br />
38.–<br />
Menü Simon<br />
Spinatsalat mit Speck<br />
und Knoblauchbaguette<br />
***<br />
Rumpsteak mit Kräuterbutter<br />
und frittierten Zwiebelringen<br />
Stuffed Potatoes mit Champignons<br />
***<br />
Tiramisu<br />
41.50
22<br />
Menü Noah<br />
Winterlicher Chiccoresalat<br />
mit Walnuss, Orange und Rosinen<br />
***<br />
Gebratene Ente mit Honigkruste<br />
Polenta-Spinat-Roulade und Rotkraut<br />
***<br />
Speculatiuscreme auf Birnenfächer<br />
und Glühweinspiegel<br />
37.–<br />
Menü Claudio<br />
Jalapenos mit Frischkäse<br />
auf gemischten Salaten<br />
***<br />
Saisonales Pilzragout<br />
mit Dinkelecken und Preiselbeerbirne<br />
***<br />
Panna Cotta mit Rosensirup<br />
und Kardamon<br />
Kleine Baklavaschnitte<br />
31.50
Fotos: Simone Glauser<br />
Menü Isabelle<br />
Gemüsepapayasalat mit frittierten<br />
Black Tiger Garnelen<br />
und Sweet ‘n‘ Sour Sauce<br />
***<br />
Tagliatelle mit Gemüse<br />
und gebratenen<br />
Lammracks an Kräuterrahmsauce<br />
23<br />
***<br />
Kokosnussglace mit glasierten<br />
Bananen<br />
und Knusper-Flakes<br />
41.50<br />
A la Carte<br />
Stube I Lehrmeister und Lernende Küche<br />
Fein Essen am Märtplatz<br />
In der «Stube», dem Speise- und Kommunikationslokal<br />
des Märtplatz, verwöhnen Andrea Mathis und Markus<br />
Schellenberg einmal im Monat ihre Gäste an den À<br />
la Carte-Abenden. In der Küche arbeiten auch die Lehr-<br />
linge mit, damit sie sehen wie es in einem Restaurant zu<br />
und her geht, und sie bringen auch Menüvorschläge mit<br />
ein. Gemeinsam bereitet das Küchenteam für die Gäste<br />
jeweils drei bis vier verschiedene Vorspeisen, Hauptgänge<br />
und Desserts zu. Über die aktuelle Speisekarte können sie<br />
sich auf unserer Homepage informieren:<br />
www.maertplatz.ch/kultur/a-la-carte/aktuell/<br />
Die weiteren A la Carte-Abende dieses Jahres:<br />
27.06. / 29.8. / 26.9. / 31.10. / 28.11. 2014<br />
jeweils ab 18 Uhr<br />
Ihre Reservationen nehmen wir gerne telefonisch unter<br />
044 865 52 22 entgegen oder per E-Mail:<br />
buero@maertplatz.ch<br />
Märtplatz-Stube:<br />
Othmar Blumer-Strasse 7, 8427 Freienstein<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
portrait<br />
Betriebsunterhalt I Esat Duraku<br />
«Sicherheit hat bei unserer Arbeit einen hohen Stellenwert»<br />
Foto: Fotowerkstatt<br />
24<br />
Seit Januar 2013 bietet der Märtplatz die Berufsausbildung<br />
«Fachmann/frau Betriebsunterhalt» an. Esat Duraku (Bild<br />
Mitte) bildet wahre Allrounder aus, die nach ihrer Ausbildung<br />
im Bereich Hausdienst arbeiten können. Andrea Casalini besuchte<br />
Esat Duraku in seiner Werkstatt.<br />
Von Januar bis Mai 2013 war die Werkstatt Betriebsunterhalt<br />
noch in der Märtplatz-Malerwerkstatt integriert. Dann habt ihr<br />
eure eigene Werkstatt an der Othmar-Blumerstrasse in Freienstein<br />
eingerichtet. Worauf habt ihr dabei besonders geachtet?<br />
Wichtig ist vor allem, dass sich die Lernenden hier wohlfühlen,<br />
denn wir sind ja in erster Linie eine Ausbildungsstätte. Deshalb haben<br />
wir in unserer Werkstatt, neben dem Materiallager, der Werkzeugabteilung<br />
und dem Büro, auch eine angenehme Kaffee-Ecke<br />
eingerichtet, wo wir oft zusammensitzen, Gespräche führen oder<br />
Aufträge vorbereiten.<br />
Welche Voraussetzungen sollte ein Lehrling für die Berufsausbildung<br />
mitbringen?<br />
Er oder sie sollte Freude an handwerklicher Arbeit haben, sich gerne<br />
draussen aufhalten und flexibel sein, denn wir arbeiten nicht<br />
immer am selben Ort. Wichtig ist auch, den Kunden gegenüber<br />
freundlich aufzutreten. Nach der Schnupperwoche stellt sich in der<br />
Regel heraus, ob diese Ausbildung für jemanden das Richtige ist.<br />
Wie ich sehe, verfügt ihr über einen umfangreichen Maschinen-<br />
und Werkzeugpark.<br />
Wir arbeiten unter anderem mit Staubsauger, Teppichsprühextrahiermaschine,<br />
Einscheibenmaschine, auch Blocher genannt,<br />
Hochdruckreiniger und Rasenmäher. Bei der Beschaffung eines<br />
neuen Gerätes achten wir immer auf den ökologischen Aspekt. Unsere<br />
Motorsäge, der Laubbläser und die Heckenschere werden zum Beispiel<br />
mit elektrischen Akkus betrieben. So sind sie sehr umwelt- und<br />
auch nachbarschaftsfreundlich. Das Thema Sicherheit hat bei unserer<br />
Arbeit einen hohen Stellenwert. Wer mit Motorsäge und Rasenmäher<br />
umgeht, zieht Metallkappenschuhe an und setzt einen Gehörschutz<br />
auf. Und je nach Arbeit, einen Mund- oder einen Sichtschutz.<br />
Ihr führt offensichtlich sehr unterschiedliche Arbeiten aus. In<br />
welchen Arbeitsbereichen ist ein/e «Fachmann/frau Betriebsunterhalt»<br />
tätig?<br />
Zu den Hauswartarbeiten gehören die Bereiche Reinigung, Gartenbau,<br />
Gebäudeunterhalt sowie die ganze Haustechnik, mit Heizung,<br />
Lüftung, Elektrik und den Sanitäranlagen.<br />
Von wem bekommt ihr eure Aufträge?<br />
Einen grossen Auftrag führen wir für die Blumer Söhne & Cie. aus, der<br />
die ehemalige Spinnerei hier in Freienstein gehört. Dreimal pro Woche<br />
säubern wir Terrassen, Plätze und Wege, leeren Abfallkübel, Aschenbecher<br />
und so weiter. Für den Märtplatz kümmern wir uns um die<br />
Wohnungen der Lernenden. Wir machen allgemeine Reparaturen, und<br />
wenn jemand auszieht, ein Protokoll allfälliger Schäden, die wir dann<br />
selber beheben oder an Fachleute weiterleiten. In den Märtplatz-Werkstätten<br />
erledigen wir viele kleinere Arbeiten, wie Fensterreinigung oder<br />
Lampen montieren und werden auch bei Umzügen und Renovationen<br />
beigezogen.<br />
Können die Lernenden hier in der Umgebung in allen Bereichen<br />
arbeiten, die für ihre Berufsausbildung vorgesehen sind?<br />
Es fehlen uns schon ein paar Übungsmöglichkeiten. Die Pflege von<br />
Grünflächen kommt ein wenig zu kurz. Zurzeit gestalten wir beim
Foto: Linda Scapin<br />
25
Nähatelier einen neuen Garten und pflegen die Umgebung einer<br />
Liegenschaft, wo einige Lernende wohnen. Wenn der Umbau auf<br />
dem Fabrikareal abgeschlossen ist, hoffen wir, eine grössere Fläche<br />
bearbeiten zu können. Interne Aufträge sind für uns wichtig,<br />
weil die Lernenden einerseits ein anderes Arbeitstempo haben,<br />
und andererseits müssen wir nicht gewinnorientiert arbeiten.<br />
Wenn wir Aufträge von aussen annehmen, dann meist von Leuten,<br />
die den Märtplatz schon kennen, so können wir die Arbeit selber<br />
einteilen. Übrigens arbeite ich mit einigen ausgelernten Hauswarten<br />
zusammen, bei denen die Lernenden später einmal ein Praktikum<br />
machen können.<br />
Was für Lehrabschlüsse können die Lernenden machen?<br />
Einer der Lernenden absolviert zurzeit die zweijährige Anlehre zum<br />
«Hauswartmitarbeiter», welche mit einem individuellen Abschluss,<br />
dem sogenannten «Augenschein» endet. Der zweite Lehrling<br />
macht momentan bei uns in einer Vorlehre. Er wird voraussichtlich<br />
im August 2014 seine dreijährige Ausbildung als «Fachmann<br />
Betriebsunterhalt EFZ» beginnen. Eine weitere Möglichkeit ist die<br />
zweijährige Ausbildung «Hauswart/in», die vor allem als Umschulung<br />
gedacht ist, beispielsweise für Berufsleute die sich nach einem<br />
Unfall neu orientieren wollen. Ab 2015 wird neu die Attestlehre<br />
«Unterhaltspraktiker EBA» eingeführt. Bei allen Ausbildungen<br />
ist der Besuch der Berufsschule vorgeschrieben, und die Lehrabschlussprüfung<br />
erfolgt nach einem Qualifikationsverfahren, ähnlich<br />
wie bei einem EFZ-Abschluss.<br />
26<br />
Welche Berufsaussichten hat ein Lehrling nach Abschluss der<br />
Ausbildung?<br />
Dazu muss ich zuerst erwähnen, dass der Beruf «Fachmann/frau<br />
Betriebsunterhalt» zwei Schwerpunkte hat: Am Märtplatz bilden<br />
wir Lernende im Bereich Hausdienst aus. Das andere Gebiet,<br />
der Werkdienst, umfasst Entsorgung und Strassenunterhalt. Ein<br />
Lernender, der bei uns seine Abschlussprüfung erfolgreich abschliesst,<br />
hat sehr gute Berufsaussichten. Er oder sie kann in einem<br />
Schulhaus, bei einer Gemeinde oder einer privaten Liegenschaft<br />
arbeiten. Es gibt auch Hauswartfirmen, die ausschliesslich<br />
externe Aufträge ausführen. Ein Hauswart hat sehr gute Chancen,<br />
sein eigenes Geschäft zu eröffnen, denn dafür sind keine grossen<br />
Investitionen notwendig.<br />
Illustration: Sara Hänseler<br />
Tipps vom Fachmann:<br />
Kaugummis vom Sofa oder Teppich entfernen:<br />
Falls Sie nicht über einen «Kältespray» verfügen, hilft hier ein einfacher<br />
Trick: Legen Sie einen mit Eis gefüllten Plastikbeutel auf den Kaugummifleck.<br />
Durch die Kälte wird die klebrige Masse hart, so dass sie zerbröselt<br />
und mit einem Löffel abgehoben werden kann.
Stützunterricht l Ursula Bandi<br />
«Es müsste noch viel mehr Orte wie den Märtplatz geben.»<br />
Foto: Heidi Arens<br />
1998 begann Ursula Bandi, Lehrlinge am Märtplatz in den<br />
Fächern Deutsch und Allgemeinbildung zu unterrichten und zu<br />
unterstützen. Die Germanistin und Historikerin wird diesen Sommer<br />
ihr Engagement am Märtplatz beenden. Im Gespräch mit<br />
Andrea Casalini blickt sie auf eine erfolgreiche, bewegte Karriere<br />
zurück.<br />
27<br />
In Kontakt mit dem Märtplatz kam Ursula Bandi erstmals durch ihren<br />
damaligen Freund und heutigen Ehemann Jürg Bingler. Er arbeitete<br />
von 1991 bis 2012 als Journalisten-Ausbildner am Märtplatz sowie<br />
als Redaktor bei Radio DRS in Bern. Ursula Bandis ersten drei Lernenden<br />
absolvierten damals eine Hauspflegeausbildung. Nachdem<br />
diese am Märtplatz nicht mehr angeboten wurde, machte Ursula Bandi<br />
eine «Märtplatz-Pause» und kam 2009 zurück, um Lernenden aus<br />
anderen Werkstätten «Erweitertes Deutsch» beizubringen. Gemeinsam<br />
wurden Aufgaben aus dem Berufsschulunterricht angeschaut,<br />
Texte gelesen, geschrieben oder zusammengefasst. Auch das Thema<br />
eidgenössische Wahlen und Abstimmungen, das Verfassen eines<br />
Briefs an die Behörden oder das genaue Lesen eines Stelleninserates<br />
waren Teil des Unterrichts. «Es sollten möglichst handfeste Arbeiten<br />
sein, die den Lernenden im späteren Berufsleben nützlich sein werden»,<br />
erklärt Ursula Bandi. Sie half den Lehrlingen ausserdem bei den<br />
Vertiefungsarbeiten für die Berufsschule. Manchmal betreute sie bis<br />
zu fünf Lernende gleichzeitig.<br />
Kurse für Blinde und Sehbehinderte<br />
Über den Märtplatz lernte sie das Atelier A in Schaffhausen kennen,<br />
wo ebenfalls junge Menschen Berufslehren machen. Vor rund zehn<br />
Jahren begann sie, ähnlich wie am Märtplatz, Lernenden aus den<br />
Berufen Fotograf/in und Betriebspraktiker/in einen Tag pro Woche
28<br />
Stützunterricht zu geben. Mit der Zeit kamen im Atelier A auch noch<br />
Lernende aus der Küche und der Schuhmacherei hinzu. «1986 war ich<br />
in den Blinden- und Sehbehindertenverband gerutscht», erzählt Ursula<br />
Bandi. Ihr Auftrag bestand beispielsweise aus einem oder zwei wöchigen<br />
Kursen in deutscher Literatur und Geschichte oder der Leitung von<br />
Ferienwochen für Senioren. An ihren Abgang vor einigen Jahren erinnert<br />
sie sich nur ungern. Plötzlich sei sie nicht mehr angefragt worden.<br />
Später habe sie gehört, dass Kursverantwortliche, die das Pensionsalter<br />
erreicht hätten, nicht weiter beschäftigt würden. Nichts desto trotz<br />
organisierte sie weiterhin Kurse für Blinde und Sehbehinderte, einfach<br />
auf privater Basis. Gleichzeitig war sie im Fach Deutsch als Examinatorin<br />
bei der Eidgenössischen Matur sowie immer noch als Expertin bei<br />
der Gym-Matur in Neuenburg tätig.<br />
Nie um eine Stelle beworben<br />
«Insgesamt gesehen, habe ich eigentlich nie eine unbefristete Anstellung<br />
gehabt», fasst Ursula Bandi rückblickend zusammen. Manchmal<br />
arbeitete sie als Hilfslehrerin und hatte Stellvertretungen an verschiedenen<br />
Schulen. Um eine Stelle musste sie sich nie bewerben, denn<br />
sie wurde stets angefragt. 1976 heiratete sie und zog nach Italien. Das<br />
neue Leben gelang dann aber nicht, und Ursula Bandi kehrte in die<br />
Schweiz zurück. In Italien hatte sie ausschliesslich in der Landessprache<br />
kommuniziert und war so noch besser in der Lage, wieder Italienischkurse<br />
zu geben, so wie sie es früher schon gemacht hatte. 1996<br />
bis 2003 war sie erstmals an Deutschkursen für fremdsprachige Menschen<br />
beteiligt. Später erweiterte sie ihre Französischkenntnisse. «Ich<br />
musste gewisse Aversionen überwinden, die sich seinerzeit im Gymnasium<br />
angestaut hatten», erinnert sie sich. Mit 22 hatte sie sich den<br />
langgehegten Traum, einmal richtig in den Norden zu reisen, erfüllt.<br />
Dank eines Kontaktes über eine Schulfreundin landete sie auf einem<br />
kleinen Bauernhof, wo sie einen Sommer lang zwei Kleinkinder hütete,<br />
das Land erkundete und dabei – wen wundert es? – die norwegische<br />
Sprache erlernte. Anschliessend absolvierte sie in Hamburg zwei Semester<br />
an der Universität.<br />
schmunzelnd anmerkt. Oft arbeitete Ursula Bandi während ihrer<br />
Studienzeit als Stellvertreterin, manchmal gleich 17 Wochen am<br />
Stück, da junge Lehrer damals als Offiziere in der Armee sehr gefragt<br />
waren.<br />
Ihr Engagement endet diesen Sommer<br />
Im Sommer 2014 beendet Ursula Bandi ihre Tätigkeit am Märtplatz.<br />
Einer ihrer «Märtplatz-Schüler» wird im Sommer seine Ausbildung<br />
abschliessen, und zwei weitere haben erst kürzlich ihre Lehre angefangen.<br />
«So wird sicher niemand zu kurz kommen», erklärt sie.<br />
Ihre Zeit am Märtplatz habe sie sehr genossen, fasst Ursula Bandi<br />
zusammen. Den Kontakt mit jungen Lernenden empfand sie stets<br />
als ausserordentlich bereichernd und horizonterweiternd: «Die<br />
Zusammenarbeit mit Menschen, die eine praktische Ausbildung<br />
machen, war für mich eine willkommene Abwechslung, auch zu<br />
der eher kopflastigen Arbeit mit meinen anderen Schülerinnen und<br />
Schülern». Die schwierigen Biografien einiger Lernenden haben sie<br />
oft sehr beeindruckt. Mit manchen Lernenden hat sie drei bis vier<br />
Jahre lang zusammengearbeitet, konnte beobachten, wie sich die<br />
jungen Menschen entwickeln, wie sich ihnen immer wieder kleine<br />
Türen öffneten. «Das hat mich immer ausserordentlich gefreut».<br />
Klar sei nicht immer alles problemlos verlaufen, aber das Positive<br />
überwiege eindeutig. «Mir gefiel es von Anfang an sehr, dass es<br />
am Märtplatz kein «Man macht es so» oder «Man hat das immer so<br />
gemacht» gibt, sondern dass immer versucht wird, für jede und jeden<br />
eine spezielle Lösung zu finden». Das bedeute zwar jedes Mal<br />
einen grossen Aufwand, stellt Ursula Bandi fest, aber: «Es müsste<br />
noch viel mehr Orte wie den Märtplatz geben.»<br />
Doch noch Lehrerin geworden<br />
Ursula Bandi erblickte 1944, dreieinhalb Jahre vor ihrer einzigen<br />
Schwester, das Licht der Welt. Sie wuchs in Burgdorf auf, besuchte<br />
nach der Primar- und Sekundarschule das Gymnasium bis zur Matur<br />
– mit Italienisch statt Englisch – und studierte anschliessend in Bern<br />
und Hamburg Deutsch und Geschichte. Ihre Mutter, die leider seinerzeit<br />
nach der Handelsmatur in Zürich nicht beliebig weiter studieren konnte,<br />
da dieser Abschluss damals nicht eidgenössisch anerkannt war, hatte<br />
bis zu ihrer Hochzeit als Sekretärin gearbeitet. Ursulas Vater war Gymnasiallehrer<br />
für Italienisch und Französisch, deshalb sahen viele Leute<br />
auch sie als künftige Italienischlehrerin. Davon wollte Ursula Bandi damals<br />
aber nichts wissen – obwohl sie Jahre später dann doch noch in<br />
Burgdorf und Solothurn Italienisch unterrichten sollte. Lehrerin, wenn<br />
auch ohne Patent, wurde sie dann trotzdem, allerdings in den Fächern<br />
Geschichte und Deutsch. Ihr Studium dauerte ziemlich lange, denn sie<br />
arbeitete zwischendurch immer wieder als Kursleiterin und Lehrerin,<br />
was sie damals weit mehr interessierte. Ursula Bandi unterrichtete an<br />
Sekundar- und Berufsschulen, Lehrerseminaren und Gymnasien in den<br />
Kantonen Bern, Solothurn und St. Gallen. Sie erteilte auch Unterricht<br />
in Latein, Französisch und Geografie, meist aber in Fächern, die mit<br />
Sprachen zu tun haben, «Mit all däm schöngeischtige Züg äbe», wie sie
Wir verabschieden...<br />
Keramikwerkstatt l René Fuchs<br />
news<br />
Foto: Fotowerkstatt<br />
Nach 13 Jahren verlässt René Fuchs den Märtplatz. Als Lehrmeister<br />
bildete er Lehrlinge im Bereich Keramik sowie angehende Tonbearbeiter/innen<br />
aus, zudem unterstützte er die «Bildhauer/innen<br />
Fachrichtung Keramik» in ihrer Berufslehre. Während dieser Zeit<br />
hat sich auf dem Gebiet der Keramikherstellung sehr viel verändert.<br />
In der Folge schloss der gelernte Töpfer vor drei Jahren noch<br />
die Ausbildung als Keramiker ab. René Fuchs entwickelte und<br />
produzierte eigene Keramkikprodukte. Er konnte er den Lernenden<br />
in der Keramikwerkstatt sogar zeigen, wie sie Glasuren selber<br />
herstellen können. René Fuchs wird in Schaffhausen das Projekt<br />
«Fürzüg» lancieren, ein neues Zentrum für Keramik. Beim «Fürzüg»<br />
können freischaffende Keramiker/innen und zu integrierende junge<br />
Berufsleute eine gemeinsame Infrastruktur (Aterliergemeinschaft)<br />
für Produktion, Ausstellung, Verkaufsladen, Schulung, Materialeinkauf<br />
und Vertrieb nutzen. Wir wünschen René für seine Zukunft viel<br />
Erfolg und alle Gute.<br />
IT-Werkstatt l René Bachmann<br />
Neuer Lehrmeister<br />
29<br />
Aufgewachsen in Schwamendingen und Embrach, machte René<br />
Bachmann eine Berufslehre als Mechaniker. Nach der Lehrabschlussprüfung<br />
arbeitete er noch ein Jahr im Lehrbetrieb und bereiste dann<br />
sieben Monate lang die USA. Zurück in der Schweiz, arbeitete er als<br />
Betriebsmechaniker, solange, bis er sich eine achtmonatige Weltreise<br />
leisten konnte. Anschliessend fand René Bachmann beim Reiseveranstalter<br />
Kuoni, als Quereinsteiger via Operating, eine Stelle in der<br />
Informatik. 1985 nutzte er die Möglichkeit, einen Lehrgang als Analytiker-Programmierer<br />
zu absolvieren. Nach acht Jahren bei Kuoni, wechselte<br />
er zur ehemaligen Schweizerischen Kranken- und Unfallversicherung<br />
KfW in Winterthur. Vom IT-Entwickler stieg er zum Teamleiter auf,<br />
wurde Abteilungsleiter, dann Projektleiter, bis er schliesslich die ganze<br />
Informatikabteilung führte. Die KfW war inzwischen von der Winterthur<br />
Versicherung übernommen worden, welche bald darauf an Sanitas<br />
verkauft wurde. Nach 22 Jahren in der Krankerversicherungsbranche,<br />
wechselte René Bachmann zur Vitadata AG. Der Vater von zwei inzwischen<br />
erwachsenen Kindern war von 2006 bis 2014 Mitglied der Embracher<br />
Sozialbehörde und präsidiert seit Mai dieses Jahres die Embracher<br />
reformierte Kirchenpflege. Ausserdem spielt René Bachmann im<br />
Embracher Musikverein Harmonie, wo er früher auch Jungmusikanten<br />
unterrichtete. Zu seiner neuen Stelle als Ausbildner der IT-Praktiker/<br />
innen am Märtplatz, kam er durch ein entsprechendes Inserat, das ihn<br />
neugierig machte. Anfang Mai dieses Jahres begann René Bachmann,<br />
im neu renovierten Hochbau der Firma Blumer Söhne & Cie AG in Freienstein,<br />
seine neue Werkstatt einzurichten.<br />
Foto: Fotowerkstatt
freunde des märtplatz<br />
Gemeinsame Geschichte verbindet<br />
30<br />
Foto: Simone Glauser<br />
Jean-Jacques und Ilse Blumer kennen den Märtplatz fast seit<br />
Gründungszeiten. Als damaliger Fabrikdirektor der Baumwollspinnerei<br />
in Freienstein, war Jean-Jacques Blumer einer der<br />
ersten Vermieter des Märtplatz. Heute sind alle Werkstätten in<br />
der ehemaligen Fabrik beheimatet.<br />
Angefangen hat alles mit leer stehenden Büroräumen und zugehörigen<br />
Toiletten in einem Haus oberhalb der Schreinerei auf dem<br />
Areal der Spinnerei Blumer in Freienstein. Der Märtplatzgründer<br />
Jürg Jegge erkundigte sich bei Jean-Jacques Blumer im Jahre<br />
1986, ob der Märtplatz eventuell jene Räumlichkeiten mieten<br />
könne für kleine kulturelle Veranstaltungen. «Ich war skeptisch zu<br />
Beginn», sagt Jean-Jacques Blumer. Er liess sich dennoch überzeugen.<br />
Jürg Jegge erklärte ihm, was für ihn Kultur bedeute, dass<br />
man Menschen intensiv und sorgfältig pflegen müsse, wie man<br />
auch Reben pflege. Und zur Menschenpflege gehöre eben auch<br />
Kulturpflege. «Ich habe es nicht an die grosse Glocke gehängt,<br />
dass ich die Räume vermietet hatte», erinnert sich Jean-Jacques<br />
Blumer, der ab 1982 die Geschäftsführung der Blumer Söhne &<br />
Cie AG innehatte und bis im Jahre 2000 Mitglied der Geschäftsleitung<br />
war.<br />
Jean-Jacques Blumer war bereits vor 1966 für die Firma tätig, sein<br />
Hauptarbeitsgebiet waren der Kauf und Verkauf von Rohstoffen.<br />
Um die Baumwollproduzenten kennen zu lernen und die Handelsbeziehungen<br />
zu intensivieren, verbrachte er 1966 zusammen mit<br />
seiner Frau Ilse Blumer ein Jahr in den USA, arbeitete unter anderem<br />
in Calexiko Kalifornien, Texas, Washington und New York. Bereits<br />
die Reise mit dem Passagierschiff von Rotterdam über Southhampton,<br />
Curaçao, Panamakanal und Acapulco nach Los Angeles war ein grosses<br />
Erlebnis, ein Sturm in der Biscaya inklusive. Ein Flug in die USA<br />
kam nicht in Frage, Ilse Blumer war damals schwanger, ihr erstes Kind,<br />
Sohn Jean-Marc, kam in den USA zur Welt, das zweite, Tochter Caroline,<br />
wurde in der Schweiz geboren. Jean-Jacques Blumer knüpfte<br />
wertvolle Kontakte zu den Baumwollproduzenten, die für seine Arbeit<br />
in der Baumwollspinnerei in Freienstein von zentraler Bedeutung waren.<br />
Clubabend als «Eisbrecher»<br />
Mitte der 1980er Jahre liess die Firma den grossen Sandsteinbau renovieren,<br />
den zweithöchsten Bau auf dem Areal. Der Märtplatz konnte<br />
dort den zweiten Stock mieten, wo fortan die kulturellen Anlässe<br />
stattfanden und das Fotoatelier eingerichtet war. Auch bekamen<br />
Jean-Jacques und Ilse Blumer Einladungen zu Kulturveranstaltungen,<br />
die sie öfters besuchten. Und Jürg Jegge lud den Fabrikdirektor zu<br />
einem sogenannten Clubabend ein, wo spezielle Gäste von den Lehrlingen<br />
befragt wurden und an denen das Küchenteam ein feines Menü<br />
kochte. Das Echo auf Seiten des Märtplatzes war unerwartet, wie sich<br />
Jean-Jacques Blumer mit einem Lachen erinnert: Sie hätten gar nicht<br />
gewusst, dass ein Fabrikdirektor so offen und nett sein könne, meinten<br />
die Lehrlinge. Von diesem Tag an war das Eis gebrochen. «Jean-Jacques<br />
schwärmte manchmal richtiggehend von Jürgs Ideen», sagt Ilse<br />
Blumer, «und die Veranstaltungen haben wir sehr gerne besucht. Auch<br />
haben wir den offenen, direkten Kontakt und die Diskussionen ge-
Foto: Fotowerkstatt<br />
31
32<br />
schätzt.» Der Märtplatz mietete immer mehr Räumlichkeiten auf<br />
dem Areal, die Töpferei und die Theaterwerkstatt kamen hinzu,<br />
später wurde der Dachstock ausgebaut, wo zuerst die Schneiderei<br />
eingerichtet wurde und später das Büroteam einzog. Zuerst dezentral<br />
organisiert, sind heute alle zehn Werkstätten auf dem Areal der<br />
ehemaligen Spinnerei zuhause.<br />
Schliessung und Vermittlung<br />
Im Jahre 1990 wurde die Produktion der Baumwoll-Spinnerei eingestellt,<br />
vor der Schliessung fotografierten die Fotografen noch<br />
einige Angestellte in schwarz-weiss, deren Aufnahmen dann ausgestellt<br />
wurden. Der Entscheid, die Fabrik zu schliessen, fällte der<br />
Verwaltungsrat der Firma im Jahre 1989, bis zur vollkommenden<br />
Stilllegung war es Mitte 1990. «Man hatte gesehen, dass es für<br />
eine erfolgreiche Zukunft nur noch eine Chance gibt: alles vollständig<br />
zu automatisieren», erklärt Jean-Jacques Blumer, der an der<br />
Hochschule St. Gallen Betriebswirtschaft studiert hatte. Mit der<br />
Erhaltung der Produktion hätte es statt damals 100 Mitarbeitern<br />
nur noch deren 20 gebraucht. Der Verwaltungsrat entschied sich<br />
gegen die Weiterführung, trotz dem Umstand, dass in den Jahren<br />
1986 bis 1989 noch viel Geld in den Produktionsablauf investiert<br />
worden war. «Ich musste den Schliessungs-Entscheid umsetzen.<br />
Wir waren zu Beginn etwas ratlos», erinnert sich Jean-Jacques<br />
Blumer. Eine Weiterführung wäre technisch zwar möglich gewesen,<br />
aber auch etwas unsinnig: «Wir hätten nochmals viel Geld investieren<br />
und gleichzeitig Leute entlassen müssen. Uns lag aber<br />
am meisten an den Menschen, an unseren Mitarbeitern, wir hatten<br />
gute Beziehungen zu ihnen.» So war der Entscheid für den Geschäftsführer<br />
irgendwie logisch, wenn auch schwierig in der Durchführung.<br />
«Zum Glück war damals die Arbeitsmarktlage gut, und es<br />
gab gute Chancen für die Belegschaft, einen neuen Job zu finden.»<br />
Ausserdem standen aus der bereits 1919 durch die Firmeninhaber<br />
errichteten Stiftung für Personalfürsorge die nötigen Mittel bereit, um<br />
für alle Mitarbeiter grosszügige Abgangsentschädigungen auszurichten.<br />
Jean-Jacques Blumer machte es sich selbst zur Aufgabe, bei der<br />
Suche nach neuen Arbeitsstellen zu helfen. «Mein Büro war über zwei<br />
Jahre hinweg auch ein Vermittlungsbüro.» «Dieses Vermittlungsbüro<br />
wurde von den Angestellten sehr geschätzt», erinnert sich Ilse Blumer,<br />
die eine Bankausbildung gemacht hatte und in der Administration Arbeiten<br />
übernahm. Ihr Mann führte noch alle Aufträge zu Ende, zahlte<br />
die Löhne und beglich alle ausstehenden Zahlungen wie Rechnungen<br />
von Handwerkern oder von Rohstoffhändlern.<br />
Geduld und Präsenzwillen<br />
Für den Märtplatz habe er in dieser Zeit nicht so viel Zeit gehabt. Man<br />
traf sich ab und zu im Treppenhaus, trotzdem entwickelte sich die<br />
Freundschaft zu Jürg Jegge und dem Märtplatz weiter. «Jürg hatte eine<br />
unglaubliche Geduld und einen Präsenzwillen. Je schwieriger ein Jugendlicher<br />
war, desto mehr Zeit hatte er. Und er war praktisch zu jeder<br />
Tages- und Nachtzeit erreichbar.»<br />
Nach wie vor besuchen Jean-Jacques und Ilse Blumer kulturelle Veranstaltungen<br />
und unterstützen jene Institution finanziell, die eine solch<br />
lange gemeinsame Geschichte mit der Fabrik hat und zu der eine gute<br />
Freundschaft besteht. «Wir sind sehr froh, dass es auch nach der<br />
Pensionierung von Jürg mit gutem Geist weitergeht. Die Zielsetzung<br />
ist dieselbe geblieben, das Schwergewicht liegt in der Arbeit und der<br />
Begleitung der jungen Menschen», sagt Jean-Jacques Blumer. Und am<br />
Märtplatz seien immer noch Menschen, die er und seine Frau kennen<br />
und mit denen sie sich gerne treffen.<br />
Andrea Sailer
«Jeder soll eine Chance erhalten»<br />
freunde des märtplatz<br />
Über Freunde haben Alfredo und Erna Oss den Märtplatz kennen gelernt. Die<br />
Kulturveranstaltungen haben es ihnen besonders angetan.<br />
Zusammen mit Vre Neff und Theo Schneider aus Rorbas besuchten Alfredo und Erna<br />
Oss vor rund 40 Jahren das Castel Pergine im Trentino. Mit jenem Rorbaser Paar,<br />
das später eng mit dem Märtplatz verbunden war. Vre Neff führte zu Anfangszeiten<br />
das Sekretariat der Stiftung Märtplatz, Theo Schneider war 1985 der erste Stiftungsratspräsident.<br />
Alfredo und Erna Oss besuchten auf Empfehlung ihrer Freunde schon in den Anfangszeiten<br />
kulturelle Veranstaltungen am Märtplatz, nahmen ab und zu einen Lehrling<br />
nach Zürich mit, wenn er oder sie in die Stadt zurück musste. Auch traf man sich<br />
manchmal privat in Zürich. Zum Märtplatzgründer Jürg Jegge entwickelte sich eine<br />
Freundschaft, die über die Jahre hinweg Bestand hatte. Die Familie Oss unterstützt<br />
die Stiftung ideell und auch finanziell und hilft damit, Projekte zu realisieren.<br />
33<br />
Erna Oss, die in Rorbas aufgewachsen ist, hörte manchmal sonderbare Dinge über<br />
diesen Märtplatz mit den «schrägen» Leuten. «Man sollte sich darum kümmern, Informationen<br />
über die Stiftung Märtplatz zu kriegen und nicht gleich eine Wertung<br />
machen», fand Alfredo Oss, der zusammen mit seiner Frau auch manchmal Leute<br />
aus dem Dorf motivierte, sich selbst ein Bild zu machen und ein Konzert oder eine<br />
Theatervorstellung zu besuchen.<br />
Alfredo und Erna Oss war die Philosophie des Märtplatz sympathisch. «Ich finde<br />
es etwas sehr Positives, wenn die Menschen eine Ausbildung machen können. Jeder<br />
soll eine Chance erhalten, seinen Lebensunterhalt später selbst bestreiten zu<br />
können.» Ob jemand dies nun zu 80 oder zu 100 Prozent hinkriege, sei nicht das<br />
Wichtigste.<br />
Auch in der Firma setzte sich Alfredo Oss für Menschen mit schwierigen Biografien,<br />
öfters mit Migrationshintergrund, ein: «Wir wollten jenen Lehrlingen eine Chance bieten,<br />
die kein Glück auf dem Arbeitsmarkt hatten». Dies sei oft mit einem zusätzlichen<br />
Aufwand verbunden gewesen, habe sich aber gelohnt.<br />
Heute wohnen Alfredo und Erna Oss einen Teil des Jahres in Italien und besuchen ihre<br />
gebürtigen Rorbaser Freunde im Castel Pergine, das Vre Neff und Theo Schneider als<br />
Hotel und Restaurant seit 20 Jahren führen. Und wenn Alfredo und Erna Oss in der<br />
Schweiz sind, besuchen sie bis heute Kulturveranstaltungen am Märtplatz.<br />
Andrea Sailer
ückschau<br />
Gian Rupf und Hans Hassler<br />
SEZ NER<br />
6.5.2014<br />
Das Älplerleben ist kein Zuckerschlecken. Das<br />
weiss spätestens seit Arno Camenischs Buch «Sez<br />
Ner» jeder seiner Leser. Der Schauspieler Gian Rupf<br />
und der Musiker Hans Hassler verlegen die Alp auf<br />
die Theaterbühne. Die beiden Bündner bringen Romantik<br />
und die bitterkalten Alltagserfahrungen der<br />
Älpler und Hirten zum Klingen.<br />
34<br />
Theater Ariane<br />
VALERIA UND IHRE VÖGEL<br />
9.4.2014<br />
In Wahrheit ist Valerias Geschichte eine Liebesgeschichte von der<br />
Suche nach der Liebe jenseits des Todes. Ein erhabenes Drama. Aber<br />
sie hatte das Pech, dass ihr Schicksal einem Autor in die Hände fiel,<br />
der eine starke Neigung zu Humor pflegt und einen gewaltigen Groll<br />
gegen Politik hegt. Somit wandelte sich das Drama in eine Komödie<br />
und Valerias Suche nahm krimihafte Züge an.<br />
Foto: Linda Scapin<br />
Foto: Simone Glauser
Foto: Fotowerkstatt<br />
Krähenbühl & Co<br />
Die Bedürfnisse der Pflanzen<br />
23.1.2014<br />
Sebastians Grossmutter Silvia beginnt sich in den letzten Jahren ihres Lebens<br />
plötzlich zu verändern, sie wird heiterer aber auch vergesslicher. Das Bild, das Sebastian<br />
von ihr hat, beginnt sich langsam zu verschieben. Nach ihrem Tod entdeckt<br />
er, dass sie ihr Leben umfangreich dokumentiert hat. Aus zahlreichen Tagebüchern,<br />
Briefen, akribischen Protokollen über geleistete Gartenarbeit, entsteht ein Theaterabend,<br />
handgebunden, säuberlich beschriftet und etikettiert.<br />
35<br />
theater katerland / bravebühne<br />
DIE VERSCHWUNDENEN<br />
6.3.2014<br />
Das Stück spielt in Argentinien. 1976 ergreift das<br />
Militär die Macht. Oppositionelle verschwinden,<br />
werden gefoltert und ermordet. Zwölf Jahre später<br />
hört ein vierzehnjähriger Junge, aufgewachsen<br />
in einem vornehmen Villenviertel der Stadt<br />
Buenos Aires, plötzlich auf zu sprechen – vielleicht<br />
weil Unfassbares keine Worte findet. Als er<br />
im Fernsehen einen Grossvater sieht, der seinen<br />
Enkel sucht, muss er plötzlich erkennen, dass der<br />
Junge, dessen Bild der alte Mann mit sich herum<br />
trägt – er selber ist...<br />
Grafik: Sara Hänseler
Foto: Manuel Bellini<br />
vorschau<br />
36<br />
Stiftung Märtplatz I Blumer-Areal<br />
ENTENRENNEN 2014<br />
5.7.2014<br />
Seit 2002 organisiert der Märtplatz jedes Jahr das unvergleichliche<br />
Entenrennen. Am 5. Juli treffen sich auf dem BSC Fabrikareal in<br />
Freienstein wieder Alt und Jung zu einem gemütlichen Plausch mit vielen<br />
Attraktionen. Im Mittelpunkt steht das Gummientli-Rennen für Kinder,<br />
Jugendliche und Junggebliebene. Es gibt jeweils vier Wettbewerbe: für<br />
«normale» Gummi-Enten, «Eigenbau-Enten», für «Selbstschwimmer/<br />
innen» und schliesslich noch ein Nachtrennen. Zum Rahmenprogramm<br />
gehört stets eine Live-Band. Bei den früheren Entenrennen gab es zum<br />
Beispiel Theateraufführungen, Openair-Filme, Tischfussball, Pingpong,<br />
Entli-Fischen, Sumo-Ringen, einen «Wagenpark für Kinder», eine Holzkegelbahn,<br />
eine Feuershow und vieles mehr. Die Festwirtschaft bietet<br />
jeweils Getränke, Kuchen, Glace, Spezialitäten und Gerichte aus der<br />
Märtplatz-Küche an. Als offizielles Zahlungsmittel auf dem Festareal<br />
gilt übrigens der «Ent», eine Währung, deren nominaler Wechselkurs<br />
zum Schweizer Franken seit elf Jahren unverändert bei 1:1 steht.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch am 5. Juli in Freienstein!
Wir danken herzlich...<br />
Erich Adamek<br />
Ilse und Jean-Jacques Blumer<br />
Dr. Hans-Heinrich Coninx<br />
Urs Doerig<br />
Roberto Domeniconi<br />
Dr. med. Markus Flepp<br />
Josef Hildbrand<br />
Kurt und Rita Huwyler<br />
Ruedi Jenny<br />
Daniela und Kurt Krummenacher<br />
Ruth J. Müller<br />
Dr. Ulrich Münch<br />
Elly Kuhn<br />
Alfredo Oss<br />
Pierre Yves Preisig<br />
Valerie und Josef Regli-Meyer<br />
Ref. Kirchgemeinde Adliswil<br />
Kath. Pfarramt St. Petrus Embrach<br />
Evang. Ref. Kirchgemeinde Rorbas<br />
Röm.-Kath. Kirchgemeinde Allerheiligen Zürich<br />
Kirchgemeinde Grossmünster Zürich<br />
Röm.-Kath. Kirchgemeinde Zürich-St. Gallus<br />
Ruth Bernet-Engeli Stiftung<br />
Stadt Bülach<br />
Chrischona-Gemeinde<br />
Holzpunkt AG<br />
Die Stiftung pi<br />
... und all den vielen weiteren Spenderinnen und Spendern,<br />
die uns zwischen November und Mai 2014 regelmässige,<br />
unregelmässige und einmalige Beiträge haben zukommen<br />
lassen – kleine, grössere oder ganz grosse. Mit Ihrem Geld<br />
tragen sie ganz wesentlich dazu bei, den Lernenden am<br />
Märtplatz optimale Berufsausbildungen zu ermöglichen.<br />
Der Märtplatz besitzt das Gütesiegel ZEWO, der<br />
«Schweizerischen Zertifizierungsstelle für gemeinnützige<br />
Spenden sammelnde Organisationen»<br />
herzliches dankeschön<br />
Impressum<br />
Juni 2014/Nr.20<br />
Herausgeber:<br />
Stiftung Märtplatz, Solarweg 1, Postfach, 8427 Freienstein<br />
Telefon: 044 865 52 22, Fax: 044 865 52 91<br />
buero@maertplatz.ch, www.maertplatz.ch<br />
Post: 84-1660-2 / CH46 0900 0000 8400 1660 2<br />
Raiffeisenbank Schaffhausen: CH77 8134 4000 0081 9848 8<br />
Redaktion:<br />
Märtplatz-Medienwerkstatt<br />
Othmar-Blumer Strasse 1<br />
8427 Freienstein<br />
Telefon: 044 881 75 15<br />
journalisten@maertplatz.ch<br />
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Texte:<br />
Andrea Casalini, Ausbildner<br />
Andrea Sailer, David Spuler und Kuno Stürzinger<br />
Layout:<br />
Märtplatz-Medienwerkstatt: Luzia Buchmann, Ausbildnerin<br />
Fotos:<br />
Märtplatz-Fotowerkstatt: Alexander Scheidegger, Linda Scapin,<br />
Manuel Bellini, Nadine Bremer<br />
Ausbildner/innen: Heidi Arens, Moritz Hager und Simone Glauser<br />
Illustrationen:<br />
Märtplatz-Medienwerkstatt: Sara Hänseler<br />
Titelbild:<br />
Foto und Text: Alexander Scheidegger, Typografie: Eva Keusch<br />
Druck:<br />
Medico Druck, 8424 Embrach
<strong>I‘ve</strong> <strong>got</strong> a <strong>secret</strong>.<br />
It‘s on the tip of my tongue,<br />
It‘s on the back of my lungs.<br />
And I‘m going to keep it<br />
I know something you don‘t know.