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28 Stützunterricht zu geben. Mit der Zeit kamen im Atelier A auch noch Lernende aus der Küche und der Schuhmacherei hinzu. «1986 war ich in den Blinden- und Sehbehindertenverband gerutscht», erzählt Ursula Bandi. Ihr Auftrag bestand beispielsweise aus einem oder zwei wöchigen Kursen in deutscher Literatur und Geschichte oder der Leitung von Ferienwochen für Senioren. An ihren Abgang vor einigen Jahren erinnert sie sich nur ungern. Plötzlich sei sie nicht mehr angefragt worden. Später habe sie gehört, dass Kursverantwortliche, die das Pensionsalter erreicht hätten, nicht weiter beschäftigt würden. Nichts desto trotz organisierte sie weiterhin Kurse für Blinde und Sehbehinderte, einfach auf privater Basis. Gleichzeitig war sie im Fach Deutsch als Examinatorin bei der Eidgenössischen Matur sowie immer noch als Expertin bei der Gym-Matur in Neuenburg tätig. Nie um eine Stelle beworben «Insgesamt gesehen, habe ich eigentlich nie eine unbefristete Anstellung gehabt», fasst Ursula Bandi rückblickend zusammen. Manchmal arbeitete sie als Hilfslehrerin und hatte Stellvertretungen an verschiedenen Schulen. Um eine Stelle musste sie sich nie bewerben, denn sie wurde stets angefragt. 1976 heiratete sie und zog nach Italien. Das neue Leben gelang dann aber nicht, und Ursula Bandi kehrte in die Schweiz zurück. In Italien hatte sie ausschliesslich in der Landessprache kommuniziert und war so noch besser in der Lage, wieder Italienischkurse zu geben, so wie sie es früher schon gemacht hatte. 1996 bis 2003 war sie erstmals an Deutschkursen für fremdsprachige Menschen beteiligt. Später erweiterte sie ihre Französischkenntnisse. «Ich musste gewisse Aversionen überwinden, die sich seinerzeit im Gymnasium angestaut hatten», erinnert sie sich. Mit 22 hatte sie sich den langgehegten Traum, einmal richtig in den Norden zu reisen, erfüllt. Dank eines Kontaktes über eine Schulfreundin landete sie auf einem kleinen Bauernhof, wo sie einen Sommer lang zwei Kleinkinder hütete, das Land erkundete und dabei – wen wundert es? – die norwegische Sprache erlernte. Anschliessend absolvierte sie in Hamburg zwei Semester an der Universität. schmunzelnd anmerkt. Oft arbeitete Ursula Bandi während ihrer Studienzeit als Stellvertreterin, manchmal gleich 17 Wochen am Stück, da junge Lehrer damals als Offiziere in der Armee sehr gefragt waren. Ihr Engagement endet diesen Sommer Im Sommer 2014 beendet Ursula Bandi ihre Tätigkeit am Märtplatz. Einer ihrer «Märtplatz-Schüler» wird im Sommer seine Ausbildung abschliessen, und zwei weitere haben erst kürzlich ihre Lehre angefangen. «So wird sicher niemand zu kurz kommen», erklärt sie. Ihre Zeit am Märtplatz habe sie sehr genossen, fasst Ursula Bandi zusammen. Den Kontakt mit jungen Lernenden empfand sie stets als ausserordentlich bereichernd und horizonterweiternd: «Die Zusammenarbeit mit Menschen, die eine praktische Ausbildung machen, war für mich eine willkommene Abwechslung, auch zu der eher kopflastigen Arbeit mit meinen anderen Schülerinnen und Schülern». Die schwierigen Biografien einiger Lernenden haben sie oft sehr beeindruckt. Mit manchen Lernenden hat sie drei bis vier Jahre lang zusammengearbeitet, konnte beobachten, wie sich die jungen Menschen entwickeln, wie sich ihnen immer wieder kleine Türen öffneten. «Das hat mich immer ausserordentlich gefreut». Klar sei nicht immer alles problemlos verlaufen, aber das Positive überwiege eindeutig. «Mir gefiel es von Anfang an sehr, dass es am Märtplatz kein «Man macht es so» oder «Man hat das immer so gemacht» gibt, sondern dass immer versucht wird, für jede und jeden eine spezielle Lösung zu finden». Das bedeute zwar jedes Mal einen grossen Aufwand, stellt Ursula Bandi fest, aber: «Es müsste noch viel mehr Orte wie den Märtplatz geben.» Doch noch Lehrerin geworden Ursula Bandi erblickte 1944, dreieinhalb Jahre vor ihrer einzigen Schwester, das Licht der Welt. Sie wuchs in Burgdorf auf, besuchte nach der Primar- und Sekundarschule das Gymnasium bis zur Matur – mit Italienisch statt Englisch – und studierte anschliessend in Bern und Hamburg Deutsch und Geschichte. Ihre Mutter, die leider seinerzeit nach der Handelsmatur in Zürich nicht beliebig weiter studieren konnte, da dieser Abschluss damals nicht eidgenössisch anerkannt war, hatte bis zu ihrer Hochzeit als Sekretärin gearbeitet. Ursulas Vater war Gymnasiallehrer für Italienisch und Französisch, deshalb sahen viele Leute auch sie als künftige Italienischlehrerin. Davon wollte Ursula Bandi damals aber nichts wissen – obwohl sie Jahre später dann doch noch in Burgdorf und Solothurn Italienisch unterrichten sollte. Lehrerin, wenn auch ohne Patent, wurde sie dann trotzdem, allerdings in den Fächern Geschichte und Deutsch. Ihr Studium dauerte ziemlich lange, denn sie arbeitete zwischendurch immer wieder als Kursleiterin und Lehrerin, was sie damals weit mehr interessierte. Ursula Bandi unterrichtete an Sekundar- und Berufsschulen, Lehrerseminaren und Gymnasien in den Kantonen Bern, Solothurn und St. Gallen. Sie erteilte auch Unterricht in Latein, Französisch und Geografie, meist aber in Fächern, die mit Sprachen zu tun haben, «Mit all däm schöngeischtige Züg äbe», wie sie
Wir verabschieden... Keramikwerkstatt l René Fuchs news Foto: Fotowerkstatt Nach 13 Jahren verlässt René Fuchs den Märtplatz. Als Lehrmeister bildete er Lehrlinge im Bereich Keramik sowie angehende Tonbearbeiter/innen aus, zudem unterstützte er die «Bildhauer/innen Fachrichtung Keramik» in ihrer Berufslehre. Während dieser Zeit hat sich auf dem Gebiet der Keramikherstellung sehr viel verändert. In der Folge schloss der gelernte Töpfer vor drei Jahren noch die Ausbildung als Keramiker ab. René Fuchs entwickelte und produzierte eigene Keramkikprodukte. Er konnte er den Lernenden in der Keramikwerkstatt sogar zeigen, wie sie Glasuren selber herstellen können. René Fuchs wird in Schaffhausen das Projekt «Fürzüg» lancieren, ein neues Zentrum für Keramik. Beim «Fürzüg» können freischaffende Keramiker/innen und zu integrierende junge Berufsleute eine gemeinsame Infrastruktur (Aterliergemeinschaft) für Produktion, Ausstellung, Verkaufsladen, Schulung, Materialeinkauf und Vertrieb nutzen. Wir wünschen René für seine Zukunft viel Erfolg und alle Gute. IT-Werkstatt l René Bachmann Neuer Lehrmeister 29 Aufgewachsen in Schwamendingen und Embrach, machte René Bachmann eine Berufslehre als Mechaniker. Nach der Lehrabschlussprüfung arbeitete er noch ein Jahr im Lehrbetrieb und bereiste dann sieben Monate lang die USA. Zurück in der Schweiz, arbeitete er als Betriebsmechaniker, solange, bis er sich eine achtmonatige Weltreise leisten konnte. Anschliessend fand René Bachmann beim Reiseveranstalter Kuoni, als Quereinsteiger via Operating, eine Stelle in der Informatik. 1985 nutzte er die Möglichkeit, einen Lehrgang als Analytiker-Programmierer zu absolvieren. Nach acht Jahren bei Kuoni, wechselte er zur ehemaligen Schweizerischen Kranken- und Unfallversicherung KfW in Winterthur. Vom IT-Entwickler stieg er zum Teamleiter auf, wurde Abteilungsleiter, dann Projektleiter, bis er schliesslich die ganze Informatikabteilung führte. Die KfW war inzwischen von der Winterthur Versicherung übernommen worden, welche bald darauf an Sanitas verkauft wurde. Nach 22 Jahren in der Krankerversicherungsbranche, wechselte René Bachmann zur Vitadata AG. Der Vater von zwei inzwischen erwachsenen Kindern war von 2006 bis 2014 Mitglied der Embracher Sozialbehörde und präsidiert seit Mai dieses Jahres die Embracher reformierte Kirchenpflege. Ausserdem spielt René Bachmann im Embracher Musikverein Harmonie, wo er früher auch Jungmusikanten unterrichtete. Zu seiner neuen Stelle als Ausbildner der IT-Praktiker/ innen am Märtplatz, kam er durch ein entsprechendes Inserat, das ihn neugierig machte. Anfang Mai dieses Jahres begann René Bachmann, im neu renovierten Hochbau der Firma Blumer Söhne & Cie AG in Freienstein, seine neue Werkstatt einzurichten. Foto: Fotowerkstatt
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Seite 18 und 19: 18 Recherche von Demain Topal Liebl
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