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Werkvertrag

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1<br />

§ 17<br />

<strong>Werkvertrag</strong>


2<br />

Begriff und Rechtsnatur


Begriff und Rechtsnatur<br />

3<br />

Brox/Walker, Bes. SR, 30. Aufl. 2005, § 22 Rn. 1: „Der<br />

<strong>Werkvertrag</strong> ist ein gegenseitiger Vertrag, in dem sich<br />

der eine Teil (Unternehmer) zur Herstellung des<br />

versprochenen Werkes und der andere (Besteller) zur<br />

Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet (§<br />

631 Abs. 1).“<br />

Unternehmer und Besteller<br />

Geschuldet wird ein bestimmter Arbeitserfolg<br />

§§ 631 ff.


Begriff und Rechtsnatur<br />

4<br />

Beispiele<br />

Reparatur- und Bauwerkverträge<br />

Künstlerische oder wissenschaftliche Leistungen<br />

Anfertigung von Plänen und Gutachten<br />

Herstellung individueller Software<br />

Verträge mit Werbungstreibenden<br />

Ergänzende Regelwerke (zB VOB)


5<br />

Pflichten des Unternehmers<br />

§§ 631 Abs. 1, 633 Abs. 1


Pflichten des Unternehmers<br />

6<br />

Herstellung eines Werkes (§ 631 Abs. 1)<br />

Erfolg beliebiger Art (körperlich oder unkörperlich)<br />

(§ 631 Abs. 2)<br />

Frei von Sach- und Rechtsmängeln (§ 633 Abs. 1)<br />

Palandt/Sprau, 70. Aufl. 2011, Einf. v § 631, Rn. 1<br />

„[…] Herbeiführung eines bestimmten Erfolges als<br />

Wesensmerkmal der <strong>Werkvertrag</strong>lichen<br />

Verpflichtung“.


Pflichten des Unternehmers<br />

7<br />

Neben- und Schutzpflichten (§§ 242, 241 Abs. 3)<br />

fachmännische Beratung, ordnungsgemäße Lagerung der<br />

Stoffe, Sicherheit in Geschäftsräumen<br />

Unternehmer muss nicht selbst tätig werden<br />

Haftung nach § 278<br />

Ausnahme:<br />

Herstellung entscheidend von Fähigkeiten und Kenntnissen<br />

des Unternehmers abhängig<br />

• Komposition eines Musikstückes


8<br />

Folgen einer Pflichtverletzung<br />

des Unternehmers<br />

§§ 280 ff., 320 ff.


9<br />

Rechte des Bestellers bei einer<br />

Pflichtverletzung<br />

Klagbarer Anspruch auf Vertragserfüllung<br />

Einrede des nichterfüllten Vertrages (§ 320)<br />

Schadensersatzanspruch (§§ 280 ff.)<br />

Rücktritt (§§ 323 ff.)<br />

Schicksal der Gegenleistung: § 326<br />

§§ 644,645 (Zufälliger Untergang nach Gefahrübergang)


10<br />

Gefahrübergang<br />

§ 644 Abs. 1 S. 1


Gefahrübergang<br />

11<br />

Abnahme des Werkes (§ 644 Abs. 1 S. 1)<br />

Mit Vollendung des Werkes wenn die Abnahme nach<br />

der Beschaffenheit des Werkes nicht möglich ist (§ 646)<br />

Annahmeverzug des Bestellers (§ 644 Abs. 1 S. 2)<br />

Versendung an einen anderen Ort, als den<br />

Bestellungsort (§ 644 Abs. 2)


Gefahrübergang<br />

12<br />

<br />

Anspruch auf entsprechenden Teil der Vergütung und Ersatz der<br />

Auslagen des Unternehmers bei (§ 645 Abs. 1):<br />

Mangel des vom Besteller gelieferten Stoffs<br />

Fehlerhafter Anweisung des Bestellers<br />

<br />

Analoge Anwendung, wenn Handlung des Bestellers das Werk<br />

gefährdet und den Untergang verursacht hat<br />

Beispiel: B beauftragt U einen Schuppen zu errichten. B bringt in<br />

den noch nicht fertiggestellten Schuppen einige Kisten mit<br />

Feuerwerkskörpern ein, die sich ohne sein Verschulden entzünden und<br />

den Schuppen abbrennen lassen.<br />

Haftung aus Verschulden bleibt unberührt (§ 645 Abs. 2)


13<br />

Pflichten des Bestellers<br />

§§ 631 Abs. 1, 640 Abs. 1


Pflichten des Bestellers<br />

14<br />

Entrichtung der vereinbarten Vergütung § 631 Abs.<br />

1<br />

Abnahme des Werkes § 640<br />

Mitwirkung bei der Herstellung (§ 642)<br />

Nebenleistungspflichten und Schutzpflichten (§ 241 Abs.<br />

2)


Entrichtung der Vergütung<br />

15<br />

Muss nicht zwangsläufig in Geld bestehen<br />

Kann auch nach der aufgewendeten Zeit bemessen<br />

sein<br />

Fälligkeit der Vergütung (§ 641 Abs. 1 S. 1)<br />

in der Regel bei Abnahme des Werkes oder<br />

Mit der Vollendung des Werkes


16<br />

Fehlen einer Vereinbarung<br />

über die Vergütungspflicht


17<br />

Fehlen einer Vereinbarung<br />

über die Vergütungspflicht<br />

Beispielfall:<br />

B bittet den Dauerarbeitslosen U darum sein Beet neu<br />

zu bepflanzen. Dieser willigt freudig ein, da er sich<br />

über Einkünfte jeder Art freut. Nach getaner Arbeit<br />

verweigert B jedoch die Bezahlung mit der Begründung,<br />

dass die beiden keine Vereinbarung über eine<br />

Vergütung getroffen hätten. B sei selbstverständlich<br />

davon ausgegangen, dass U mit seinen Leistungen dem<br />

B einen Gefallen tut. U fordert weiterhin sein Geld. Zu<br />

Recht?<br />

§ 632 Abs. 1


18<br />

Fehlen einer Vereinbarung<br />

über die Höhe der Vergütung<br />

§ 632 Abs. 2


19<br />

Fehlen einer Vereinbarung<br />

über die Höhe der Vergütung<br />

BGH NJW 2004, 3484, 3486: „Üblich ist die Vergütung,<br />

die zur Zeit des Vertragsschlusses nach allgemeiner<br />

Auffassung der beteiligten Kreise am Ort der Leistung für<br />

Leistungen gleicher Art und Güte gewährt zu werden<br />

pflegt.“<br />

Bestimmung durch den Unternehmer (nach billigem<br />

Ermessen), wenn weder eine Taxe, noch eine übliche<br />

Vergütung ermittelbar ist (§§ 316, 315)


20<br />

Kostenanschlag


Kostenanschlag<br />

21<br />

Im Zweifel nicht zu vergüten (§ 632 Abs. 3)<br />

Vergütungspflicht bedarf einer eindeutigen<br />

Vereinbarung<br />

Vergütungsvereinbarung ist nicht formbedürftig


22<br />

Abschlagszahlungen<br />

§ 632a


Abschlagszahlungen<br />

23<br />

Zahlung für bereits erbrachte Teilleistungen<br />

Anzahlungen auf die Vergütung des Gesamtwerkes<br />

keine Teilabnahme!<br />

Haftung und Gewährleistungen des Unternehmers<br />

bleiben unberührt<br />

• Bsp: U hat bereits Dachziegel für das Bedecken des Hauses<br />

des B auf die Baustelle geliefert. Für diese kann er von B<br />

gem. § 632a S. 2 Abschlagszahlungen verlangen.<br />

Entlastung des Unternehmers


Abschlagszahlungen<br />

24<br />

Voraussetzungen<br />

Leistungen erforderlich und mangelfrei<br />

• Nicht bei unwesentlichen Mängeln § 632 a Abs. 1 S. 2<br />

Unternehmer hat Absicht das Werk zu Ende zu führen<br />

Besteller erhält Eigentum an den Werkteilen, Stoffen<br />

oder Bauteilen oder<br />

Unternehmer leistet Sicherheit (zB § 232<br />

Bankbürgschaft) § 632 a Abs. 1 S. 5


25<br />

Abnahme des Werkes<br />

§ 640


Abnahme des Werkes<br />

26<br />

Reale Entgegennahme des Werkes<br />

„Ausdrückliche oder stillschweigende Erklärung des<br />

Bestellers dass er das Werk als in der Hauptsache<br />

vertragsgemäß anerkenne.“<br />

BGHZ 48, 257; BGH NJW 1993, 1972


27<br />

Folgen einer Pflichtverletzung<br />

des Bestellers


Rechte des Unternehmers bei einer<br />

28<br />

Pflichtverletzung<br />

Allgemeine Regeln der §§ 280 ff., 320 ff. über<br />

Leistungsstörungen<br />

Schadensersatz (§§ 280 Abs. 2, 286)<br />

Rücktritt (§ 323 Abs. 1)<br />

Bei Verletzung der Abnahmepflicht wird die<br />

Abnahme nach Ablauf einer vom Unternehmer<br />

gesetzten Frist fingiert (§ 640 Abs. 1 S. 3)


29<br />

Verletzung der<br />

Mitwirkungsobliegenheit<br />

§ 642


Verletzung der<br />

30<br />

Mitwirkungsobliegenheit<br />

Verweigerung führt zum Annahmeverzug (§ 293)<br />

Anspruch auf Ersatz von Mehraufwendungen nach §<br />

304<br />

Anspruch auf angemessene Entschädigung nach §<br />

642<br />

Berechtigung den <strong>Werkvertrag</strong> nach § 643<br />

aufzuheben


31<br />

Abgrenzung<br />

Dienstvertrag, Kaufvertrag


32<br />

Dienstvertrag


Dienstvertrag<br />

33<br />

§§ 611 ff.<br />

Gegenseitiger Vertrag, in dem sich der eine Teil<br />

(Dienstverpflichteter) zur Leistung der versprochenen<br />

Dienste und der andere (Dienstberechtigter) zur<br />

Gewährung der vereinbarten Vergütung<br />

verpflichtet (§ 611 Abs. 1)<br />

Dienstverpflichteter und Dienstberechtigter<br />

Dienste jeder Art (§ 611 Abs. 2)<br />

Gegen Entgelt


Abgrenzung<br />

34<br />

BGH, NJW 2002, 3323: "Für die Abgrenzung von<br />

Dienst- und <strong>Werkvertrag</strong> ist der im Vertrag zum<br />

Ausdruck kommende Wille der Parteien<br />

maßgebend. Es kommt darauf an, ob auf dieser<br />

Grundlage eine Dienstleistung als solche oder als<br />

Arbeitsergebnis deren Erfolg geschuldet wird."


Abgrenzung<br />

35<br />

Beim Dienstvertrag wird die Dienstleistung als<br />

solche, beim <strong>Werkvertrag</strong> ein bestimmter<br />

Arbeitserfolg geschuldet<br />

<strong>Werkvertrag</strong>: grds. ohne Erfolg kein Lohn<br />

Dienstvertrag: grds. Lohn auch ohne Erfolg, knüpft<br />

an Dienstleistung<br />

Ermittlung unter Berücksichtigung aller Umstände<br />

des Einzelfalls durch Auslegung


Dienstvertrag oder <strong>Werkvertrag</strong>?<br />

36<br />

B lässt sich von Frisörin F die Haare schneiden<br />

Helene besucht ihren Hausarzt<br />

Putzfrau P kommt jede Woche zur Greisin G, um<br />

ihre Wohnung zu putzen<br />

B ruft Handwerker H an, damit dieser sein<br />

verstopftes Rohr entstopft


37<br />

Kaufverträge


Abgrenzung<br />

38<br />

Palandt/Sprau, 70. Aufl. 2011, Einf. v § 631,<br />

Rdnr.6: Der Kauvertrag "ist auf Übereignung des<br />

fertigen Gegenstands gerichtet. Dessen Herstellung<br />

ist im Gegensatz zum <strong>Werkvertrag</strong> nicht<br />

Vertragsinhalt, es fehlt die Wertschöpfung für den<br />

Besteller (BGHZ 87, 112)."


Abgrenzung<br />

39<br />

Kaufvertrag<br />

Lieferung eines bereits vorhandenen Gegenstandes<br />

Übereignung<br />

<strong>Werkvertrag</strong><br />

Herstellung eines Werkes (Erfolg)


Zusammenfassung<br />

40<br />

Dienstvertrag<br />

§ 611 BGB<br />

<strong>Werkvertrag</strong><br />

§ 631 BGB<br />

Kaufvertrag<br />

§ 433 BGB<br />

entgeltlich entgeltlich Entgeltlich<br />

Leistungshandlung Herstellung eines Werkes Übereignung eines fertigen<br />

Gegenstandes<br />

Entgelt bei erbrachter<br />

Leistung unabhängig vom<br />

Erfolg<br />

Meist dauerndes<br />

Beschäftigungsverhältnis<br />

Entgelt nur bei<br />

Erfolgseintritt<br />

Vertrag endet mit<br />

Herbeiführung des Erfolgs<br />

Entgelt bei Übereignung<br />

des Gegenstandes<br />

Vertrag endet mit<br />

Übergabe der Sache


41<br />

Haftung für Mängel


Mängel<br />

42<br />

Sachmängel<br />

Rechtsmängel


Sachmangel<br />

43<br />

§ 633 Abs. 2<br />

Setzt eine Beschaffenheitsabweichung (§ 633 Abs. 2<br />

S. 1,2) oder die Herstellung eines anderen als des<br />

bestellten Werkes bzw. eines Werkes in zu geringer<br />

Menge (§ 633 Abs. 2 S. 3) voraus


44<br />

Beschaffenheitsvereinbarung<br />

§ 633 Abs. 2


Beschaffenheitsvereinbarung<br />

45<br />

Subjektiver Fehlerbegriff<br />

Beschaffenheitsvereinbarung im Hinblick auf die<br />

• vereinbarte Beschaffenheit (§ 633 Abs. 2 S. 1)<br />

• im Vertrag vorausgesetzte Verwendung (§ 633 Abs. 2 S. 2.<br />

Nr. 1)<br />

Objektiver Fehlerbegriff<br />

Beschaffenheitsvereinbarung im Hinblick auf die<br />

gewöhnliche Verwendung (§ 633 Abs. 2 S. 2 Nr. 2)


Beschaffenheitsvereinbarung<br />

46<br />

BGH NJW 2007, 511, 512: „Zur vereinbarten<br />

Beschaffenheit gehören alle Eigenschaften des<br />

Werks, die nach der Vereinbarung der Parteien den<br />

vertraglich geschuldeten Erfolg herbeiführen sollen.<br />

Dazu gehört auch die Tauglichkeit, die nach dem<br />

Vertrag vorausgesetzte Funktion zu erfüllen.“


47<br />

Beschaffenheitsabweichung<br />

im Hinblick auf die im <strong>Werkvertrag</strong><br />

vorausgesetzte Verwendung<br />

§ 633 Abs. 2 S. 2 Nr. 1


Beschaffenheitsabweichung im Hinblick auf die im<br />

<strong>Werkvertrag</strong> vorausgesetzte Verwendung<br />

48<br />

Beispiel:<br />

B lässt in der Spezialwerkstatt des U sein Fahrzeug<br />

für die Teilnahme an einer Wüstenrallye umrüsten.<br />

Es muss die Eigenschaften haben, die es zum Betrieb<br />

unter Wüstenbedingungen geeignet machen. Später<br />

stellt sich heraus, dass Handwerker H statt einer<br />

Klimaanlage eine Heizung eingebaut hat.


49<br />

Beschaffenheitsabweichung<br />

im Hinblick auf die gewöhnliche Verwendung (§<br />

633 Abs. 2 S. 2 Nr. 2)


Beschaffenheitsabweichung im Hinblick auf die<br />

gewöhnliche Verwendung<br />

50<br />

Beispiel:<br />

B lässt beim Zahnarzt Z eine Zahnprothese<br />

herstellen. Als B das fertige Produkt einsetzen will,<br />

stellt sich heraus, dass U die falschen Maße benutzt<br />

hat und die Prothese nicht auf den Kiefer des B<br />

abgestimmt ist.


51<br />

Die Haftung für Mängel


Die Haftung für Mängel<br />

52<br />

Sachmangel<br />

Herstellung eines aliud (§ 633 Abs.2 S. 3)<br />

• Herstellung eines anderen als des vertraglich vereinbarten<br />

Werkes<br />

• Beispiele:<br />

• das Zimmer wird in der falschen Farbe gestrichen<br />

• das Werbeplakat, welches der Unternehmer entworfen hat, wirbt<br />

für ein anderes Produkt als vereinbart<br />

Herstellung in zu geringer Menge (§ 633 Abs.2 S. 3)<br />

• Beispiel:<br />

• B bestellt bei U 20 extra angefertigte Statuen des Liebesgottes<br />

Amor. U liefert nur 15 Statuen


Die Haftung für Mängel<br />

53<br />

Rechtsmangel § 633 Abs.3<br />

Ein Rechtsmangel liegt vor, wenn Dritte bzgl. des<br />

Werkes (andere als die vertraglich vereinbarten)<br />

Rechte geltend machen können<br />

Beispiel: das fertiggestellte Werk verstößt gegen das<br />

Urheberrecht


54<br />

Rechte des Bestellers bei Mängeln<br />

§§ 634 ff.


Rechte des Bestellers bei Mängeln<br />

55<br />

Überblick<br />

§ 640 Abs.1 S.1: Verweigerung der Abnahme<br />

§ 641 Abs.3: Verweigerung eines angemessenen Teils<br />

der Vergütung<br />

Nacherfüllung §§ 634 Nr.1, 635<br />

Selbstvornahme und Aufwendungsersatz §§ 634 Nr. 2,<br />

637, 323 Abs. 2<br />

Rücktritt §§ 634 Nr.3 Alt.1, 636, 323<br />

Minderung §§ 634 Nr. 3 Alt.2, 638


Rechte des Bestellers bei Mängeln<br />

56<br />

Schadensersatz §§ 634 Nr.4 Alt. 1, 636, 280, 281,<br />

283, 311a<br />

Ersatz vergeblicher Aufwendungen §§ 634 Nr.4 Alt. 2,<br />

284


Rechte des Bestellers bei Mängeln<br />

57<br />

Ausschluss der Mängelrechte<br />

Durch Parteivereinbarung<br />

• Beachte § 639: Auf die Parteivereinbarung kann sich der<br />

Unternehmer nicht berufen, wenn er den Mangel arglistig<br />

verschwiegen oder die Mangelfreiheit des Werkes<br />

garantiert hat!<br />

gesetzlich: § 640 Abs. 2<br />

• Beachte: dies gilt nur, wenn die Abnahme in Kenntnis des<br />

Mangels erfolgt ist!<br />

AGB


58<br />

Nacherfüllung<br />

§§ 634 Nr.1, 635


Nacherfüllung gem. §§ 634 Nr.1, 635<br />

59<br />

Vorrang der Nacherfüllung<br />

Beseitigung des Mangels oder Herstellung eines<br />

neuen Werkes<br />

§ 635 Abs.1: Wahlrecht liegt beim Unternehmer<br />

<br />

der Unternehmer ist üblicherweise enger mit dem<br />

Produktionsprozess befasst und kann deshalb besser<br />

entscheiden, welche Art der Nachbesserung sich am besten<br />

eignet


Nacherfüllung gem. §§ 634 Nr.1, 635<br />

60<br />

der Unternehmer hat gem. § 635 Abs.2 die Kosten<br />

der Nacherfüllung zu tragen<br />

Verweigerungsrecht § 635 Abs.3<br />

§ 635 Abs.4: Rückübereignung des mangelhaften<br />

Werkes


Fall Nr.1 [Dachdecker I]<br />

61<br />

B gegen U auf Nacherfüllung gem. §§ 634 Nr.1,<br />

635<br />

<strong>Werkvertrag</strong><br />

Sachmangel § 633<br />

• Vereinbarte Beschaffenheit (-)<br />

• Vertraglich vorausgesetzte Verwendung (-)<br />

• gewöhnliche Verwendung, übliche Beschaffenheit (+)<br />

Gefahrübergang<br />

Kein Ausschluss der Nacherfüllung<br />

Ergebnis


62<br />

Selbstvornahme und Aufwendungsersatz<br />

§§ 634 Nr.2, 637, 323 Abs.2


Selbstvornahme und Aufwendungsersatz gem. §§<br />

634 Nr.2, 637, 323 Abs.2<br />

63<br />

Recht zur Selbstvornahme ist als solches kein<br />

Anspruch<br />

Gemeint ist der Anspruch auf Ersatz der hierzu<br />

erforderlichen Aufwendungen


64<br />

Selbstvornahme und Aufwendungsersatz gem. §§<br />

634 Nr.2, 637, 323 Abs.2<br />

Voraussetzungen<br />

Fristsetzung (Nacherfüllung!) § 637 Abs.1<br />

• Entbehrlichkeit der Fristsetzung: § 323 Abs.2, sowie bei<br />

fehlgeschlagener Nacherfüllung und bei Unzumutbarkeit (§ 637<br />

Abs.2)<br />

Kein Ausschluss<br />

• Verweigerung der Nacherfüllung durch Einrede<br />

Rechtsfolgen<br />

Aufwendungsersatz, auch als Vorschuss gem. § 637 Abs.3<br />

Unternehmer kann ggf. mit Vergütungsanspruch aufrechnen


Fall Nr.2 [Dachdecker II]<br />

65<br />

B gegen U auf Ersatz erforderlicher Aufwendungen<br />

gem. §§ 634 Nr.2, 637, 323 Abs.2<br />

<strong>Werkvertrag</strong><br />

Sachmangel<br />

Angemessene Fristsetzung?<br />

• eine Woche grds. ausreichend, aber:<br />

• U konnte Frist unverschuldet nicht einhalten<br />

• Merke: Auf ein Verschulden des Unternehmers kommt es beim<br />

Verstreichen der Frist nicht an!


Fall Nr.2 [Dachdecker II]<br />

66<br />

B gegen U auf Ersatz erforderlicher Aufwendungen<br />

gem. §§ 634 Nr.2, 637, 323 Abs.2<br />

Erforderlichkeit der Aufwendungen<br />

• Palandt/Sprau, § 637 Rn 7: „Erforderlich sind<br />

Aufwendungen, die ein wirtschaftlich denkender Besteller<br />

auf Grund sachkundiger Beratung für eine vertretbare<br />

Maßnahme der Mängelbeseitigung vornehmen konnte und<br />

musste.“<br />

Ergebnis<br />

• B kann die erforderlichen Aufwendungen als Vorschuss gem.<br />

§ 637 Abs. 3 verlangen


67<br />

Rücktritt<br />

§§ 634 Nr.3 Fall 1, 636, 323, 326 Abs.5


68<br />

Minderung<br />

§§ 634 Nr.3 Fall 2, 638


Minderung gem. §§ 634 Nr.3 Fall 2,<br />

69<br />

638<br />

Voraussetzungen<br />

vgl. Rücktrittsvoraussetzungen<br />

Minderungsformel<br />

geminderte Vergütung (X)<br />

vereinbarte Vergütung<br />

Tatsächlicher Wert<br />

Wert des Werkes ohne<br />

Mangel


Fall 3 [Dachdecker III]<br />

70<br />

U gegen B auf Zahlung der Vergütung gem. § 631<br />

Abs.1, 2.HS<br />

<strong>Werkvertrag</strong><br />

Anspruch erloschen durch Minderung gem. §§ 634 Nr.3 Fall<br />

2, 638?<br />

• Sachmangel<br />

• erfolglose Fristsetzung<br />

• kein Minderungsausschluss<br />

Ergebnis<br />

Rechtsfolgen: Minderung der Vergütung bzw. Anspruch des<br />

B gegen U auf Rückgewähr gem. §§ 346 Abs.1, 347 Abs.1


71<br />

Schadensersatz


Schadensersatz<br />

72<br />

Schadensersatz neben der Leistung gem. § 634 Nr.4<br />

Alt. 1 i.V.m. (nur) § 280 Abs. 1<br />

Schadensersatz statt der Leistung


Schadensersatz neben der Leistung<br />

73<br />

Fall Nr. 4 [Maßarbeit]: Elektriker E installiert im<br />

Juwelier des J eine Alarmanlage. Grundlage ist<br />

ein <strong>Werkvertrag</strong>. Kurze Zeit später brechen die<br />

Diebe 1 und 2 in das Geschäft des J ein. Da die<br />

Anlage in Folge einer nicht sachgemäßen<br />

Installation ihren Dienst nicht erfüllt, konnten 1 und<br />

2 mit der Beute, im Wert von 100.000€, fliehen. J<br />

verlangt von E Wertersatz der gestohlenen<br />

Juwelen.<br />

Zu Recht?


Schadensersatz neben der Leistung<br />

74<br />

<strong>Werkvertrag</strong><br />

Sachmangel<br />

<br />

Gem. § 633 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1, vorausgesetzte<br />

Verwendung<br />

Vertretenmüssen<br />

Schaden<br />

Mangelfolgeschaden


Schadensersatz neben der Leistung<br />

75<br />

Ergebnis:<br />

J hat einen Anspruch gegen E auf<br />

• Wertersatz gem. § 634 Nr. 4 i.V.m. § 280 Abs. 1<br />

• Nacherfüllung i.S.d §§ 634 Nr.1, 635<br />

• Oder auf andere Mängelrechte


Nutzungsausfallschaden<br />

76<br />

Gem. §§ 634 Nr. 4, 280 Abs. 1 (BGH, NJW 2009,<br />

2674)<br />

Bsp.: Maler U soll für B dessen Restaurant streichen,<br />

damit dieses einen Tag später eröffnet werden<br />

kann. Aufgrund von Vergesslichkeit vermischt U die<br />

Farben zu einem abscheulichen Braun und streicht<br />

damit alle Wände. Da das Restaurant so schrecklich<br />

aussieht kann B nicht am geplanten Tag eröffnen.


Schadensersatz statt der Leistung<br />

77<br />

Unterscheidung der Mängel zwischen:<br />

Behebbaren: § 634 Nr.4 i.V.m §§ 280 Abs. 1, 3, 281<br />

Nicht behebbaren: § 634 Nr.4 i.V.m § 311a (sehr<br />

selten) oder § 634 Nr.4 i.V.m §§ 280 Abs. 1, 2, 281,<br />

283 (selten)


Schadensersatz statt der Leistung<br />

78<br />

Bei behebbaren Mängeln:<br />

Frist grds. erforderlich<br />

•Recht zur zweiten Andienung<br />

•Entbehrlich wenn §§ 281 Abs. 2, 636<br />

Nur bei erheblichen Mängeln<br />

Werkunternehmer kann i.S.v. § 281 Abs. 5 i.V.m. §§<br />

346 ff. sein mangelhaftes Werk zurückverlangen


Ersatz vergeblicher Aufwendungen<br />

79<br />

§§ 634 Nr. 4 Alt. 2, 284<br />

Bsp.: Vertragskosten, separat gekauftes Zubehör,…


Konkurrenzen<br />

80<br />

Culpa in contrahendo VS. § 634 Nr. 4 Alt. 1 i.V.m. §<br />

280 Abs. 1<br />

Siehe Kaufrecht!


Haftungsgrenzen<br />

81<br />

1. Haftungsausschluss § 639<br />

2. Kenntnis des Mangels bei Abnahme § 640<br />

Abs. 2<br />

3. Einrede der Verjährung § 634a


Haftungsausschluss<br />

82<br />

Grds. können Gewährleistungsrechte<br />

ausgeschlossen werden<br />

Gilt jedoch nicht bei:<br />

Arglist<br />

Garantieübernahme


Kenntnis des Mangels bei Abnahme<br />

(§ 640 Abs. 2)<br />

83<br />

Voraussetzungen<br />

1. Abnahme gem. 640 Abs. 1 S. 1<br />

2. Positive Kenntnis des konkreten Mangels<br />

3. Kein Vorbehalt<br />

Rechtsfolge: Der Besteller verliert seine<br />

Mängelrechte aus § 634 Nr.1-3 ! Nicht sein<br />

Schadensersatzrecht, Nr.4!


3. Einrede der Verjährung<br />

84<br />

Verjähren können nur Ansprüche!<br />

Beginnt grds. mit der Abnahme<br />

Je nach Erfolg unterschiedliche Verjährungsfrist<br />

a) Herstellung und Veränderung einer Sache: 2 Jahre<br />

Abs.1 Nr. 1<br />

b) Bauwerke: 5 Jahre Abs.1 Nr.2<br />

c) Sonstige Werke: 3 Jahre Abs. 1 Nr. 3


Einrede der Verjährung<br />

85<br />

Bei Arglist Verjährungsfrist mind. 3 Jahre<br />

Die Frist beginnt erst bei Entdeckung des Mangels<br />

Für Rücktritt und Minderung gelten Abs. 4 und Abs.<br />

5 und § 218


Sicherung des Unternehmers<br />

86<br />

1. Werkunternehmerpfandrecht § 647<br />

2. Sicherungshypothek des Bauunternehmers § 648<br />

3. Bauhandwerkssicherung § 648a


Werkunternehmerpfandrecht<br />

87<br />

Bsp.: B bringt sein Auto in die Werkstadt des U zur<br />

Reparatur. Nachdem U dieses repariert hat,<br />

informiert er B. B kommt am nächsten Morgen und<br />

will das Auto mitnehmen. Den Kaufpreis könne er<br />

nicht zahlen, würde dies aber so bald als möglich<br />

nachholen. Daraufhin verweigert U die Herausgabe<br />

i.S.d. § 647.


Werkunternehmerpfandrecht<br />

88<br />

Voraussetzungen:<br />

Unternehmer ist in den Besitz der Sache gelangt<br />

Nicht erfüllen der Vergütungspflicht


Problem des gutgläubigen Erwerbs<br />

89<br />

Fall 5 [Gute Tat]: Professor Dr. Dr. hc. B leiht seinem<br />

mittellosen Studenten H seinen neusten Maybach 62.<br />

H beschädigt diesen schon bei der ersten Fahrt und<br />

sucht, da er Angst vor der Rache des B hat,<br />

umgehend die Werkstadt des U auf. Als dieser den<br />

Wagen für 20.000€ repariert und H wieder<br />

übergeben will, ist H geschockt von dem hohen Preis<br />

und verweigert die Entlohnung. Daraufhin verweist U<br />

auf sein Pfandrecht gem. §647 und verweigert die<br />

Herausgabe des Wagens.


Problem des gutgläubigen Erwerbs<br />

90<br />

Problem:<br />

Wortlaut „Sachen des Bestellers“<br />

Pfandrecht muss Kraft Gesetzes entstanden sein<br />

Lösung<br />

AGB


Sicherungshypothek des<br />

91<br />

Bauunternehmers<br />

Anspruch auf eine Hypothek am Baugrundstück<br />

Problem: Grundstücke sind meist mit Hypotheken<br />

belastet<br />

Lösung: § 648a


Bauhandwerkssicherung<br />

92<br />

Anspruch auf eine anderweitige Sicherung<br />

Bsp.: Bankbürgschaft<br />

Bei Verweigerung, nach erfolgloser Fristsetzung,<br />

Leistungsverweigerungs- und Kündigungsrecht


Lieferungsfälle §651<br />

93<br />

Kaufrecht findet Anwendung bei Werkverträgen<br />

<br />

Anwendung bei Verträgen über:<br />

Die Lieferung herzustellender oder zu erzeugender<br />

beweglicher Sachen S.1<br />

die aus Materialien des Bestellers entstehen S.2


Unterscheidung zwischen Reparatur und Sachen des<br />

Bestellers<br />

94<br />

Bei der Reparatur:<br />

Erfolg ist die Verbesserung der Sache<br />

Es entsteht kein neues Werk<br />

Besteller bleibt die ganze Zeit Eigentümer<br />

Sachen des Bestellers:<br />

Aus den Sachen wird ein neues Werk<br />

Besteller kann noch nicht Eigentümer des Werkes sein


Exkurs<br />

95<br />

§ 91 Vertretbare Sachen<br />

Lassen sich objektiv nach Zahl, Maß oder Gewicht<br />

bestimmen<br />

Austauschbar


Lieferungsfälle § 651<br />

96<br />

Kaufrecht neben einzelnen Normen des Werkrechts<br />

bei nicht vertretbaren Sachen S.3<br />

nicht vertretbare Sachen besitzen individuelle<br />

Merkmale (Bsp.: Maßanzüge)<br />

daher schlechtere Absatzmöglichkeit


Lieferungsfälle § 651<br />

97<br />

Zusammenfassend:<br />

§651 immer dann wenn der Unternehmer dem Besteller<br />

sein Werk übereignen muss.


98<br />

Kündigung des <strong>Werkvertrag</strong>es<br />

§§ 643, 649


Kündigung des <strong>Werkvertrag</strong>es<br />

99<br />

Kündigungsrecht des Bestellers § 649<br />

jederzeit bis zur Vollendung<br />

ex nunc<br />

Vergütungsanspruch bleibt bestehen!<br />

• Ausnahmen, § 649 S.2<br />

• ersparte Aufwendungen<br />

• zus. Erwerb durch anderweitige Verwendung der Arbeitskraft


Kündigung wegen Überschreitung des<br />

100<br />

Kostenanschlags<br />

Kostenanschlag<br />

unverbindlich<br />

verbindlich<br />

Kündigung gem. Kündigung gem.<br />

§ 650 Abs.1 Vergütung § 649 Abs.1, Zahlung der<br />

der bereits geleisteten veranschlagten Vergütung<br />

Arbeit


Kündigung des <strong>Werkvertrag</strong>es<br />

101<br />

Kündigungsrecht des Unternehmers<br />

§ 643<br />

nur bei unterlassener Mitwirkung des Bestellers<br />

Fristsetzung erforderlich

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