TB-Merkmale Definitionen
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Dr. Halecker AG Strafrecht GK I WS 2013/2014<br />
<strong>TB</strong>-<strong>Merkmale</strong> <strong>Definitionen</strong><br />
1<br />
<strong>Definitionen</strong> <strong>TB</strong>-<strong>Merkmale</strong><br />
Hinweis: Die fallrelevantesten <strong>Definitionen</strong> sind gelb hinterlegt. Die <strong>Definitionen</strong><br />
von Kausalität, obj. Zurechnung, der <strong>Merkmale</strong> der Rechtfertigungsgründe sowie<br />
Entschuldigungsgründe finden Sie in den entsprechend bezeichneten<br />
Arbeitsblättern.<br />
Merkmal<br />
Definition<br />
§ 123 Hausfriedensbruch<br />
Wohnung<br />
ist eine Räumlichkeit, deren Hauptzweck<br />
darin besteht, Menschen – wenn auch nur<br />
vorübergehend – zum Aufenthalt zu dienen,<br />
ohne Geschäfts- oder Arbeitsräume zu sein.<br />
Geschäftsräume<br />
sind baulich abgeschlossene Räume, die<br />
überwiegend und für eine gewisse Dauer für<br />
gewerbliche, wissenschaftliche, künstlerische<br />
oder ähnliche Zwecke genutzt werden.<br />
Befriedetes Besitztum<br />
ist jeder Ort, der gegen das willkürliche<br />
Betreten durch Dritte gesichert ist.<br />
Zum öffentlichen Dienst oder Verkehr<br />
bestimmte abgeschlossene Räume<br />
Zum öffentlichen Dienst bestimmt sind<br />
Räumlichkeiten, in denen<br />
bestimmungsgemäß auf öffentlich-rechtlichen<br />
Vorschriften beruhende der Erledigung<br />
öffentlicher Aufgaben dienende Tätigkeiten<br />
ausgeübt werden.<br />
Zum öffentlichen Verkehr bestimmt sind<br />
Räumlichkeiten, die dem allgemein<br />
zugänglichen, von der öffentlichen Hand oder<br />
privaten Unternehmen angebotenen<br />
Personen- oder Gütertransportverkehr<br />
dienen.<br />
Eindringen (1. Variante)<br />
ist das Betreten gegen den Willen des<br />
Berechtigten. An einem Eindringen fehlt es,<br />
wenn der Inhaber der Räumlichkeiten mit<br />
dem Betreten einverstanden war.
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<strong>TB</strong>-<strong>Merkmale</strong> <strong>Definitionen</strong><br />
2<br />
Nichtentfernen trotz Aufforderung<br />
(2. Variante)<br />
Erfasst wird davon das weitere (nach der<br />
Aufforderung unbefugte) Verweilen in den<br />
betroffenen Räumlichkeiten.<br />
§ 211 Mord<br />
Mordlust (Gruppe 1 Variante 1)<br />
ist gegeben, wenn es dem Täter gerade<br />
darauf ankommt, einen Menschen sterben zu<br />
sehen.<br />
Befriedigung des Geschlechtstriebes<br />
(Gruppe 1 Variante 2)<br />
liegt vor, wenn die geschlechtliche<br />
Befriedigung in der Tötung gesucht wird oder<br />
wenn der Täter tötet, um sich danach an der<br />
Leiche sexuell zu befriedigen.<br />
Habgier (Gruppe 1 Variante 3)<br />
ist das übertriebene bloße Gewinnstreben um<br />
jeden Preis, auch um den Preis eines<br />
Menschenlebens.<br />
Sonstige niedrige Beweggründe<br />
(Gruppe 1 Variante 4)<br />
sind Motive, die nach sittlicher Anschauung<br />
verachtenswert sind und (moralisch) auf<br />
tiefster Stufe stehen.<br />
Heimtücke (Gruppe 2 Variante 1)<br />
ist das bewusste Ausnutzen der Arg- und<br />
Wehrlosigkeit des Opfers in feindlicher<br />
Willensrichtung<br />
(beachte: h.L. fordert zusätzlich einen<br />
verwerflichen Vertrauensbruch = setzt eine<br />
vertrauensbildende Beziehung zwischen<br />
Täter und Opfer voraus)<br />
Pro h.L. – im Hinblick auf Stigmatisierung als<br />
Mörder und der Androhung lebenslanger<br />
Freiheitsstrafe erscheint restriktive Auslegung<br />
der Mordmerkmale sinnvoll<br />
Contra h.L. – sofern zwischen Opfer und<br />
Täter keine Vertrauensbeziehung besteht,<br />
fallen auch Fallkonstellationen wie Locken in<br />
eine Falle oder Hinterhalt bzw. Tötung im<br />
Schlaf nicht mehr unter das MM Heimtücke,<br />
was zu fragwürdigen Strafbarkeitslücken führt
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3<br />
Grausam (Gruppe 2 Variante 2) ist es, dem Opfer in gefühlloser<br />
unbarmherziger Gesinnung durch Dauer,<br />
Stärke und Wiederholung der<br />
Schmerzverursachung Schmerzen oder<br />
Qualen zuzufügen, die über das bloße für die<br />
Tötung erforderliche Maß hinausgehen.<br />
Gemeingefährliches Mittel<br />
(Gruppe 2 Variante 3)<br />
ist ein Mittel, dessen Wirkungsweise der<br />
Täter im Einzelfall nicht sicher zu<br />
beherrschen vermag und das eine Gefahr für<br />
eine unbestimmte Anzahl von Personen mit<br />
sich bringt.<br />
Zur Ermöglichung einer anderen Straftat<br />
(Gruppe 3 Variante 1)<br />
Zur Verdeckung einer anderen Straftat<br />
(Gruppe 3 Variante 2)<br />
tötet der Täter, um sich für die andere Straftat<br />
tatbegünstigende<br />
Begehungsvoraussetzungen zu schaffen<br />
(Bsp. Raubmord)<br />
tötet der Täter, um die Auf- bzw. Entdeckung<br />
der eigenen Tat und die eines anderen zu<br />
verhindern bzw. die Entstehung von<br />
Verdachtsmomenten für die Einleitung einer<br />
Strafverfolgung (§ 152 StPO) zu<br />
unterdrücken.<br />
§ 223 Einfache Körperverletzung<br />
Körperliche Misshandlung<br />
(§ 223 I Variante 1)<br />
ist jede üble und unangemessene<br />
Behandlung, die das körperliche<br />
Wohlbefinden bzw. die körperliche<br />
Unversehrtheit nicht nur unerheblich<br />
beeinträchtigt.<br />
Gesundheitsschädigung<br />
(§ 223 I Variante 2)<br />
ist das Herrufen oder Steigern eines – wenn<br />
auch nur vorübergehenden – pathologischen<br />
Zustandes (physischer oder psychischer Art).
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4<br />
§ 224 Gefährliche Körperverletzung<br />
Gift (Nr. 1 Variante 1)<br />
ist jeder anorganische oder organische Stoff<br />
zu verstehen, der unter bestimmten<br />
Bedingungen durch chemische oder<br />
chemisch-physikalische Wirkung die<br />
Gesundheit zu beeinträchtigen vermag.<br />
(Beachte: Auch Stoffe des alltäglichen<br />
Gebrauchs können im Einzelfall die<br />
Eigenschaft eines Gifts annehmen, z.B.<br />
Kochsalz)<br />
andere gesundheitsschädliche Stoffe<br />
(Nr. 1 Variante 2)<br />
sind alle Stoffe, die mechanisch, thermisch<br />
oder biologisch-physiologisch wirken.<br />
Beibringung (Nr. 1 Variante 1 und 2)<br />
Beigebracht hat der Täter das Gift bzw. den<br />
Stoff, wenn er dessen Verbindung mit dem<br />
Körper derart herstellt, dass dieses dort seine<br />
gesundheitsschädliche Wirkung entfaltet.<br />
Waffen (Nr. 2 Variante 1)<br />
sind nur solche im sog. technischen Sinn,<br />
d.h. Werkzeuge, die nach Art ihrer<br />
Anfertigung allgemein dazu bestimmt und<br />
geeignet sind, Menschen auf mechanischem<br />
oder chemischem Wege zu verletzen.<br />
Gefährliches Werkzeug (Nr. 2 Variante 2)<br />
gilt jeder Gegenstand, der nach seiner<br />
objektiven Beschaffenheit und der Art seiner<br />
Verwendung im konkreten Fall geeignet ist,<br />
erhebliche Verletzungen zuzufügen.<br />
Hinterlistiger Überfall<br />
(Nr. 3)<br />
Überfall ist ein plötzlicher unerwarteter Angriff<br />
auf einen Ahnungslosen, mithin auf<br />
jemanden, der den Angriff nicht erwartet und<br />
unvorbereitet ist.<br />
Hinterlistig ist ein Überfall, wenn der Täter<br />
seine wahre Absicht planmäßig berechnend<br />
verdeckt, um gerade dadurch dem<br />
Angegriffenen die Abwehr zu erschweren.<br />
mit einem anderen Beteiligten<br />
Die Körperverletzung ist mit einem anderen
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<strong>TB</strong>-<strong>Merkmale</strong> <strong>Definitionen</strong><br />
5<br />
gemeinschaftlich (Nr. 4)<br />
Beteiligten gemeinschaftlich begangen, wenn<br />
Täter und Beteiligter (Teilnehmer genügt<br />
insoweit) gemeinschaftlich einverständlich<br />
zusammenwirken. (Die Beteiligung muss die<br />
Gefahr für das Opfer durch Schaffung einer<br />
gegnerischen Übermacht und Reduzierung<br />
der Verteidigungschancen erhöhen.)<br />
mittels einer das Leben gefährdenden<br />
Behandlung (Nr. 5)<br />
liegt vor, wenn die Behandlung sich als<br />
lebensgefährdend darstellt und das Opfer<br />
damit in die abstrakte Gefahr des Todes<br />
bringt.<br />
(beachte: a.A. fordert im Hinblick auf die hohe<br />
Strafandrohung eine konkrete Lebensgefahr)<br />
§ 303 Sachbeschädigung<br />
Sache ( § 303 I ) ist jeder körperliche Gegenstand (vgl. § 90<br />
BGB). Auf Tiere ist § 303 anwendbar. Denn<br />
insoweit ist gemäß § 90a BGB Sacheigentum<br />
auch an Tieren möglich. Dieses ist genauso<br />
schützenwert wie das Sacheigentum an<br />
körperlichen Gegenständen und wird folglich<br />
auch von § 303 erfasst.<br />
Fremd (§ 303 I)<br />
ist eine Sache, wenn sie im Allein-, Mit- oder<br />
Gesamthandseigentum einer anderen Person<br />
steht und nicht herrenlos ist.<br />
Beschädigen (§ 303 I Variante 1)<br />
Der Täter beschädigt eine Sache, wenn er<br />
auf sie körperlich derart einwirkt, dass ihre<br />
Substanz nicht unerheblich verletzt oder ihre<br />
bestimmungsgemäße Brauchbarkeit nicht nur<br />
unerheblich beeinträchtigt wird.<br />
Zerstören (§ 303 I Variante 2)<br />
Zerstört ist eine Sache, wenn sie infolge der<br />
körperlichen Einwirkung ihrer Substanz nach<br />
vernichtet oder so wesentlich beschädigt<br />
wird, dass sie ihre bestimmungsgemäße<br />
Brauchbarkeit völlig verliert.