ALLTAG IM RHEINLAND - Institut für Landeskunde und ...
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RELIGIOSITÄT<br />
dern mit ihren Hamstern, Meerschweinchen<br />
<strong>und</strong> Familien mit H<strong>und</strong>en, waren bei<br />
diesem Gottesdienst auch Mitglieder des<br />
Vereins „Tiere als therapeutische Begleiter<br />
e.V.“ mit den Therapietieren u.a. einer<br />
Großechse anwesend.<br />
„Ich bin sonst nicht der Kirchenbesucher<br />
aber ich kenne den Pastor […] schon<br />
länger […] <strong>und</strong> da war <strong>für</strong> mich spontan<br />
klar, da geh ich hin, da möchte ich hin. Ich<br />
hab so viel Tier[kontakt] <strong>und</strong> auch Kummer<br />
von Anderen erfahren <strong>und</strong> da habe ich<br />
gedacht, das ist einfach ein schöner Platz<br />
um mit Anderen zusammen zu sein <strong>und</strong><br />
ein bisschen in der Richtung was abladen<br />
zu können <strong>und</strong> ein gutes Gefühl zu bekommen<br />
<strong>und</strong> das hatte ich heute. Es war schön.<br />
[…] Was er [der Pastor] erzählt <strong>und</strong> wie er<br />
es erzählt, das spricht mich sehr an <strong>und</strong><br />
das ist auch nicht das, was ich sonst so von<br />
der Kirche erwarte <strong>und</strong> das bekommt man<br />
hier schon eher.“ 21<br />
Wallfahrt der Dackelfre<strong>und</strong>e<br />
in Kevelaer<br />
Kevelaer gehört zu den wichtigsten Marienwallfahrtsorten<br />
in Deutschland. 22 Zahlreiche<br />
Gruppen <strong>und</strong> Kirchengemeinden<br />
pilgern jedes Jahr zur Gnadenkapelle. Seit<br />
vier Jahren durchgeführt wird die Wallfahrt<br />
der Dackelfre<strong>und</strong>e in Kevelaer. Ehemalige<br />
Mitglieder der „Gruppe Niederrhein des<br />
Deutschen Teckelklubs 1888 e.V.“ gingen<br />
privat mit ihren H<strong>und</strong>en zur Wallfahrt<br />
nach Kevelaer, dadurch entstand die Idee,<br />
eine eigene Wallfahrt über den Verein <strong>und</strong><br />
in einem größeren, öffentlichen Rahmen<br />
anzubieten. Jährlich nehmen nun ca. 70<br />
H<strong>und</strong>ebesitzer aus ganz NRW <strong>und</strong> den<br />
angrenzenden Niederlanden daran teil.<br />
Bekannt gegeben wird die Wallfahrt über<br />
den Verteiler des Deutschen Teckelklubs<br />
<strong>und</strong> die lokale Presse. Das Alter der Teilnehmer<br />
liegt zwischen 20 <strong>und</strong> 80 Jahren.<br />
Gemeinsam gehen die H<strong>und</strong>ehalter den<br />
Kreuzweg, um dann durch die Fußgängerzone<br />
auf den Kapellenplatz vor die Gnadenkapelle<br />
zu ziehen <strong>und</strong> zu beten. Dann<br />
ziehen sie vor den etwas abseits gelegenen<br />
Noahbrunnen, um mit einem Kevelaer<br />
Pfarrer einen Gottesdienst zu halten <strong>und</strong><br />
die H<strong>und</strong>e segnen zu lassen. Katholische<br />
Attribute wie das vereinseigene Prozessionskreuz<br />
<strong>und</strong> die Spende einer Kerze <strong>für</strong><br />
die Kerzenkapelle zu Ehren Marias gehören<br />
selbstverständlich zu dieser Wallfahrt.<br />
Der Kreuzweg wird in Begleitung eines<br />
Paters zurückgelegt, an den einzelnen<br />
Stationen wird in einer Andacht inne gehalten<br />
<strong>und</strong> gemeinsam gebetet, teilweise<br />
auch gesungen. Ein gemeinsames Kaffeetrinken<br />
beschließt den Nachmittag. Bei<br />
Bekanntwerden der ersten Wallfahrt der<br />
Dackelfre<strong>und</strong>e ernteten diese kritische<br />
Leserbriefe <strong>und</strong> Pressemeldungen, man<br />
hatte in Kevelaer offensichtlich Angst vor<br />
den Hinterlassenschaften der vielen H<strong>und</strong>e.<br />
Auch die Wallfahrtsleitung reagierte<br />
überrascht, genehmigte die Wallfahrt jedoch.<br />
Immerhin sind in den letzten Jahren<br />
auch andere unkonventionelle Wallfahrten<br />
wie z.B. die Motorradwallfahrt eingeführt<br />
worden. Beiden gemeinsam ist das Motiv<br />
der gemeinschaftlichen Unternehmung<br />
in einer Gruppe, die nicht nur das eigene<br />
Freizeitleben bestimmt, sondern als Teil<br />
der eigenen Identität empf<strong>und</strong>en wird.<br />
26 Alltag im Rheinland 2013