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üBER DAS VERHALTNIS DES ARISTOTELES ZUR ...

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Verhältnis des Aristoteles zur Dynamislehre der griech. Mathematiker 55<br />

Prinzipien (()VVaflet~) wirklich sind. Es liegt wohl schon ein aristotelisches<br />

Mißverständnis bezüglich dieses yeveat~-Begriffes<br />

vor, wenn Aristote1es es für nötig hält, darauf hinzuweisen, daß<br />

eine yevcat~ prozeßfreier Gegenstände doch unmöglich sei 41).<br />

Aristote1es würde nur dann erlauben, von einer yevcat~ mathematischer<br />

Gegenstände zu sprechen, wenn damit deren Konstruktion<br />

zum Zwecke der Einsicht, der theoretischenAufnahme,<br />

gemeint wäre - eine Einschränkung, die nach seiner Meinung<br />

seine Gegner nicht machten42). - Soweit Aristoteles ein zeitliches<br />

Werden der mathematischen Gegenstände ablehnt, gesteht<br />

er - mindestens indirekt - auch zu, daß im Bereich des Prozeßfreien<br />

Dynamis und Energeia nicht auseinanderfallen, daß also<br />

der Terminus "Dynamis" in den diesbezüglichen Untersuchungen<br />

nicht die Bedeutung von Partialmöglichkeit haben kann, daß<br />

mit ihm nicht etwas gemeint sein kann, das erst von einem außer<br />

ihm Liegenden in die Wirklichkeit übergeführt werden muß.<br />

Aristote1es dürfte so mit Platon übereinstimmen, der im "Staat"<br />

(527 a 6-b 8) vor dem Mißverständnis der von den Mathematikern<br />

gebrauchten Tätigkeitswörter (-u:reaywv{Cetv, naeU7:e{vetv,<br />

neor:rrdJevat ...) warnt: dieser Wortgebrauch dürfe nicht so verstanden<br />

werden, als seien die Mathematiker im Vollzug dieser<br />

Operationen Herstellende (ne&.novre~) und als würden sie ihre<br />

Untersuchungen einer praktischen Tätigkeit wegen (ne6~ew~<br />

l!vexa), nicht aber bloß der Theorie wegen (yvwaew~ evexa) anstellen,<br />

so daß ihre Gegenstände - fälschlicherweise - unter dem<br />

Werdenden und Vergehenden - statt unter dem Prozeßfreien<br />

( ciei 1ho) - gesucht würden. Wedberg 43 ) folgert daraus, daß Platon<br />

die wirkliche (ewige) Existenz aller (nach denPostulatenEuklids)<br />

möglichen mathematischen Gegenstände angenomffien habe,<br />

daß für Platon sogar die Hilfskonstruktionen der euklidisc~en<br />

Beweise, unabhängig von jeder Aktivität von seiten des Mathematikers,<br />

in jenen Bereich idealer Wirklichkeit gehörten- ebenso<br />

das geometrische Unendliche. Eine Bestätigung dafür, daß Platon<br />

diese Position zugeschrieben werden könne, glaubtWedberg<br />

in der Tatsache zu finden, daß Aristote1es die Annahme der von<br />

der Aktivität des Geometers unabhängigen Existenz geometri-<br />

41) Met. XIV 3,1°91 a 12-13: ~ATonov /Je xal ybeatv nOttLlI di"/JtwlI<br />

OllTWlI, /LiO.J.ov /J' lv Tt TWlI d/JVJlaTwlI.<br />

42) Met. XIV 4, 1°91 a 28-29: ... &JaTe rpallteav 8n ov TOV (hwefjaat<br />

lvexev nowvat TT,v ybtt1tll TWlI dedJ/LwlI.<br />

43) Anders Wedberg, Plato's Philosophy of Mathematics, Stockholm<br />

1955,P·59·

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