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Textbuch - Richard-Müller-Schule Fulda

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ben die Spuren sehr gut vertuscht. Die Verstorbenen wurden nachts in anonyme Gräber geworfen.<br />

Deshalb wird die Gesamtzahl der Opfer für immer unbekannt bleiben.<br />

„Capul Midia“ war das schrecklichste Foltergebiet. Außer der schweren physischen Arbeit,<br />

gab es noch die Hungersnot. Diejenigen, die es überlebt haben, erinnern sich noch mit Grauen<br />

an das sogenannte „tarcul mortii“ (Todesgehege). Die Hungersnot wurde mit der Zeit so groß,<br />

dass manche der Gefangenen vor Hunger sogar Gras aßen. Und das war noch lange nicht alles!<br />

Wir aßen auch Würmer, Schlangen und Kakerlaken. Eines Tages brachte ein großer<br />

Sturm hunderte von Fröschen in unser Arbeitsgebiet. Die Menschen rannten den Fröschen<br />

hinterher und aßen sie roh, als ob sie vom besten Koch zubereitet gewesen wären. Das war ein<br />

Feiertag! Aber das Schlimmste jedoch war, dass viele der Gefangenen so hungrig waren, dass<br />

sie sogar von Toten aßen - das habe ich persönlich nie fertig gebracht, alles andere habe ich<br />

auch gegessen.<br />

Ich will nicht mehr daran denken, es war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Nicht einmal<br />

dem größten Feind sollte man so etwas wünschen.<br />

Was ist aber mit den Menschen geschehen, die uns damals so furchtbar gequält haben? Dies<br />

ist eine Frage, die mir keine Ruhe lässt! So wandere ich weiter als Geist durch diese Welt und<br />

reise von Ort zu Ort, um endlich Antworten auf meine Fragen zu finden.<br />

Rollenbiographie einer Lenau – Schülerin<br />

Mein Name ist Sarah und ich bin 16 Jahre alt. Zurzeit besuche ich die 10. Klasse der Lenau<br />

<strong>Schule</strong>. Dies ist eine <strong>Schule</strong> in Temeswar/Rumänien, wo alle Fächer in der deutschen Sprache<br />

unterrichtet werden. In meiner Familie wird jedoch kein Deutsch gesprochen. Da bin ich aber<br />

kein Einzelfall, die meisten Schüler sprechen kein Deutsch zu Hause. Als ich klein war, habe<br />

ich Nachhilfeunterricht bekommen.<br />

Eine meiner Charaktereigenschaften ist die Vielseitigkeit, deshalb bin ich dem Neuen gegenüber<br />

offen. Ich habe eine Vorliebe für das Theaterspielen, deswegen bin ich seit vier Jahren in<br />

der jugendlichen Theatergruppe und besuche auch leidenschaftlich das deutsche Theater.<br />

Meine Eltern unterstützen mich in allen Lebenslagen und zeigen mir Lösungswege in schwierigen<br />

Lebenssituationen. Für meinen weiteren Lebensweg stelle ich mir ein BWL- oder Medizinstudium<br />

vor. Viele könnten darüber erstaunt sein, denn diese zwei Studiengänge haben<br />

keine Gemeinsamkeiten, aber dennoch ziehen mich beide gleichermaßen an. Mein Wunsch ist<br />

es, dass ich mich immer wieder weiterbilde und neues dazu lerne, um mich weiterzuentwickeln.<br />

Unsere Generation ist nicht so gehorsam, wie die unserer Eltern. Wir haben gelernt unsere<br />

Meinung frei zu äußern und Vorgaben zu Hinterfragen. Wenn ich Geschichten darüber höre,<br />

wie es in der Vergangenheit war, bekomme ich Gänsehaut und kann mir nicht vorstellen, wie<br />

es möglich war, dass ein ganzes Volk den Launen eines Diktators untergeordnet war.<br />

Ich möchte mehr von der Welt kennenlernen, darum mache ich bei einem Schüleraustausch<br />

mit und fahre mit dem Schlafwagen. Ich hoffe, dass ich neue und interessante Erfahrungen<br />

machen kann.<br />

Rollenbiographie des Nostalgikers<br />

Mein Name ist Nicolas und ich bin 62 Jahre alt. Ich bin ein ehemaliges Parteimitglieder der<br />

kommunistischen Partei; Und ich bin stolz darauf. Jahrelang habe ich als Schlosser gearbeitet,<br />

bis ich von der jetzigen Regierung gezwungen wurde, frühzeitig in Rente zu gehen.<br />

Viele von uns sind gezwungen worden zu gehen , weil wir in unserem Alter nicht mehr zu<br />

gebrauchen sind. Das gab es früher nicht. Man wurde respektvoll behandelt und unsere Arbeit

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