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Textbuch - Richard-Müller-Schule Fulda

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Wie ein Fels in der Brandung<br />

Von Sabrina Leihs, Jana Laue, Marina Heil und Veronika Schlosser<br />

Der Hirsch im Glaskasten war von vorne betrachtet ein Fels in der Brandung. Warum muss<br />

ich Fels in der Brandung sagen, um den Hirsch zu beschreiben?<br />

Hier veränderte sich etwas. Zuerst vorsichtig etwas anderes, wenn man es nur für sich ansah.<br />

Dann aber nachweislich etwas anderes, wenn man Umschreibungen dafür finden musste, weil<br />

man darüber sprach. Wenn man im Erklären genau sein will, muss man im Satz etwas finden,<br />

das ganz anders ist, damit man genau sein kann. Der Hirsch steht im Treppenhaus der <strong>Schule</strong>.<br />

In einem Glaskasten ausgestellt, thronte er zwischen den Fluren und beobachtete die vorbeigehenden<br />

Menschen. Er war ein großes Tier, an seinem Geweih konnte man erkennen, dass er<br />

mächtig gewesen sein muss, er war prächtig. Mit der witternden Nase und den großen Augen<br />

sah der Hirsch wie ein Fels in der Brandung aus.<br />

Ein zersplitterter Glaskasten<br />

Von Lukas Farnung<br />

Warum muss ich „ein Hirsch in einem Glaskasten“ sagen, um die Freiheit zu beschreiben?<br />

Im Textausschnitt aus Herta Müllers Essay Hunger und Seide ist der Hirsch im Glaskasten<br />

eingesperrt, was der starren gesellschaftlichen Struktur entspricht.<br />

Die Abstraktion des Hirsches steht für das freie, majestätische Wesen, für die sanfte Schönheit<br />

und die Schüchternheit, was den Freiheitsaspekt in der Natur suggeriert.<br />

In manchen Kulturen, wie in der nordischen z.B., ist der Hirsch ein Himmelstier, wobei sein<br />

Geweih eine Himmelsleiter darstellt. Weiterhin steht der Hirsch in der Mythologie für das<br />

Gleichgewicht von Körper und Geist. Somit ist der Hirsch ein Symbol der Freiheit und der<br />

inneren Harmonie. Er versinnbildlicht das Natürliche, in Freiheit lebende Wesen.<br />

Auf die Abstraktion und den Text bezogen, ist das Geweih des Hirsches ein Bild für die Stufe<br />

des Unerreichbaren. Der Hirsch stellt in unserem Beispiel die Gesellschaft dar, die ein unerreichbares<br />

Ziel anstrebt, nämlich unabhängig von Ängsten und Sorgen, in dem kommunistischen<br />

System des damaligen Rumänien zu leben.<br />

Das Hirschgeweih symbolisiert in diesem konkreten Fall den Schritt der revolutionären Gedanken,<br />

um den Glaskasten, also das bestehende System, zu zerstören. Bezogen auf den Text<br />

aus Hertha Müllers Essay Hunger und Seide bedeutet dies, dass der Mensch den Schritt wagen<br />

soll, sich aus dem System zu befreien.<br />

Die Geheimdienste wirken noch nach, durch Bespitzelung bleibt die Gesellschaft gläsern,<br />

somit ist kein Geheimnis vor dem Staat sicher. Im Glaskasten steckt die Botschaft des gläsernen,<br />

in einem zerbrochenen System gefangenen Menschen.<br />

Der Glaskasten ist auch eine Metapher der Zerbrechlichkeit, denn das bestehende System<br />

kann so schnell wie ein Glaskasten zersplittern.<br />

Ausreise und Flucht<br />

Von Patrick Goldbach & Carina Möller<br />

Die Ausreise aus Rumänien war eine Flucht. Warum muss ich Flucht sagen, um eine riskante<br />

Ausreise zu beschreiben?<br />

Alles wurde immer etwas anderes. Zuerst erzählte sie mir nur davon, hier eines Tages raus zu<br />

wollen. Dann aber packte sie ihr Hab und Gut zusammen und war über Nacht verschwunden.<br />

Sie ließ uns alle im Stich. Wenn man im Beschreiben genau sein will, muss man eine treffen-

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