Textbuch - Richard-Müller-Schule Fulda

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Das Textbuch
(Der farendt Schüler übernimmt die Rolle des Spielleiters. Er begrüßt das Publikum und stellt
das Thema der szenischen Lesung vor.)
Der farendt Schüler: Ich freue mich, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind, um heute an
der szenischen Lesung: „Der farendt Schüler im Schlafwagen“ teilzuhaben. Im Namen unseres
Deutsch-Literatur Kurses und unserer Lehrerin, Frau Korodi, möchte ich Sie herzlich
willkommen heißen.
Titel und Fahrplan sind durch Thornton Wilders „Schlafwagen Pegasus“ / “Pullman Car Hiawatha“
und Hans Sachs‘ Fastnachtsspiel „Der farendt Schuler im Paradeiß“ / „Der fahrende
Schüler im Paradies“ vorgeprägt.“
Auf einer Route voller Kollisionen durch Zeiten und Epochen, von Fulda über Wien nach
Temeswar, stelle ich die Weichen zwischen der Richard-Müller-Schule und der Lenauschule.
Die sprachlichen Bilder der Literaturkurse werden dabei präsent und transparent, Perspektiven
verschränken sich.
1. Fulda
1.1 Der farendt Schüler: Unser „Bühnenbild“ zeigt die althochdeutsche Abschrift aus dem 9.
Jahrhundert, von Rene Kircher mit einem neuhochdeutschen Ticker versehen. An der südwestlichen
Fensterfront zeigt sich das Herz der Stadt, wo im frühen Mittelalter das Skriptorium
der Bibliotheca Fuldensis stand. Dorthin führt uns Sevilays Vertonung.
(Sevilay hat einen Liedtext auf Neu- und Mittelhochdeutsch gewählt.)
1.2 Der farendt Schüler: „Ein abschreibender Mönch macht Pause“ ist der erste Satz der
Geschichte und „das Hildebrandslied ist nicht illustriert“, der letzte. Unsere Texte stellen entscheidende
Momente aus dem Leben des anonymen Verfassers vor.
Die ausgewählte Teamleistung misst den Kulturschaffenden an seinem Engagement für humanistische
Werte. Nach traumatischen Kriegserfahrungen wählt er seinen eigenen, verantwortungsvollen
Weg. Die vielen verliebten Mönche, die dem Kloster und ihrer Arbeit den
Rücken kehrten, haben das Hildebrandslied zwar nicht illustriert, wohl aber auch keine Zeile
dazu beigetragen. Der Mönch unserer Wahl hingegen ist eine verantwortungsvolle Künstlergestalt,
die erhaben über die Grauen der Zeit ein geistesgeschichtliches Zeichen setzt.
Lesung: Der abschreibende Mönch macht Pause
Teil 1 von Veronika Schlosser
Er hat soeben erfolgreich seine Ausbildung abgeschlossen. Nun beherrscht er die Grammatik
und Rhetorik und denkt gut gelaunt darüber nach, was ihn wohl als Nächstes erwarten könnte.
Vielleicht darf er sein erstes eigenes Lied verfassen oder er wird mit einer langweiligen Geschichte
gequält? Gedankenverloren sitzt er in dem Schein einer Kerze an seinem Schreibtisch.
Sein Vorgesetzter, der Abt, betritt kurze Zeit später das Zimmer. In der Hand hält er ein
Manuskript. Da der Mönch seine Ausbildung mit Bravour bestanden hat, darf er eine besondere
Aufgabe übernehmen – er soll das Hildebrandslied aufschreiben.
Voller Neugierde möchte er sich in das neue Thema einarbeiten: Es handelt von einem Krieg.
Hinter den Klostermauern und während seines Studiums hat ihn dieses Thema nie erreicht.