Fokus Mittelstand - Sachsen Bank
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<strong>Fokus</strong> <strong>Mittelstand</strong><br />
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands<br />
Seite 13<br />
Interview<br />
Rückschlagpotenzial liegt im Bereich der Konsumgüterindustrie.<br />
Was im Verarbeitenden Gewerbe wächst, ist durch<br />
eventuell sinkenden Konsum gefährdet. Generell muss man<br />
sich wohl darauf einstellen, erst 2013/14 wieder das Niveau<br />
von vor der Krise zu erreichen. Ich persönlich vermute,<br />
dass die ganz schwierige Zeit erst 2010 kommt. Kapitalbedarf<br />
bei den Unternehmen entsteht, wenn es wieder<br />
aufwärts geht, nicht so sehr in den Schrumpfungsphasen.<br />
Die Herausforderung wird es sein, das Wachstum zu<br />
meistern, wenn wieder Vorfinanzierungs-Bedarf für Lager,<br />
Forderungen etc. entsteht.<br />
Peter Kröger (38)<br />
studierte Wirtschaftswissenschaften und qualifizierte sich an der<br />
Frankfurt School of Finance & Management. Kröger arbeitet seit<br />
1990 im <strong>Bank</strong>geschäft, zunächst bei der Deutschen <strong>Bank</strong> AG auf<br />
verschiedenen Positionen im In- und Ausland. 1999 wechselte er<br />
nach Leipzig und leitet heute das Unternehmenskundengeschäft<br />
der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong>.<br />
Peter Kröger<br />
Bild: Martin Jehnichen<br />
Noch ein Wort zum Arbeitsmarkt. Da ein Teil der Mehrproduktion<br />
in der Boomzeit mit Leiharbeit abgedeckt worden<br />
ist, konnten die Kernbelegschaften oft erhalten werden.<br />
Um die Stammkräfte zu halten, so unsere Beobachtung für<br />
die neuen Länder, sind in vielen Firmen auch die Haustarif-<br />
Verträge schnell und flexibel an die neue Situation angepasst<br />
worden. Dabei hat die Krisenerprobtheit der letzten<br />
20 Jahre wohl Pate gestanden. Allerdings: Im Durchschnitt<br />
melden uns unsere Kunden aus dem Verarbeitenden Gewerbe<br />
zwischen 50 und 70 Prozent Auftragsrückgang - nun ist<br />
der Scheideweg erreicht. Geht es mit den Auftragsvolumina<br />
wieder aufwärts, ist das gut. Alles andere wird schwierig.<br />
Wird es eine Kreditklemme für die Verarbeitende Wirtschaft<br />
geben, nachdem eine Regulierung der Finanzmärkte<br />
möglich scheint und <strong>Bank</strong>en wohl ihre Geschäfte<br />
mit einem größeren Eigenkapital untermauern müssen?<br />
Thum: Das ist zweifellos eine Gefahr. Die <strong>Bank</strong>en sind nun<br />
gezwungen, ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen, um das<br />
notwendige Eigenkapital vorzuhalten. Bei den gewaltigen<br />
Abschreibungen muss auch auf der Seite der Ausleihungen<br />
etwas passieren. Das könnte vor allem die kleinen und<br />
mittleren Unternehmen treffen, die ihren Finanzierungsbedarf<br />
traditionell eher über <strong>Bank</strong>kredite befriedigen. Im<br />
bisherigen Krisenverlauf waren daher eher die großen<br />
Unternehmen betroffen, die stark auf Anleihen zur Finanzierung<br />
angewiesen sind.<br />
Kröger: Die Frage ist, wie die Gesamtheit der Umstrukturierungsauflagen<br />
der EU für <strong>Bank</strong>en wirkt. Öffentliche<br />
Unterstützungsmaßnahmen für <strong>Bank</strong>en könnten damit in<br />
letzter Konsequenz zu einer Reduzierung des Geschäftsumfangs<br />
führen. Für unser Haus kann ich sagen, dass das<br />
Kundengeschäft in der strategischen Neuausrichtung der<br />
LBBW-Gruppe Priorität hat. Die <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> steht den<br />
mittelständischen Unternehmen als Finanzierungspartner<br />
zur Verfügung und hat ihr Finanzierungsvolumen in diesem<br />
Jahr weiter spürbar erhöht. Nach meiner Beobachtung sind<br />
im Übrigen auch die Sparkassen und der genossenschaftliche<br />
Sektor sehr stabil am Markt unterwegs. Ein Appell<br />
von meiner Seite an die Unternehmer: Man muss jetzt<br />
schon beginnen, strategische Liquidität aufzubauen, um<br />
für den nächsten Aufschwung gewappnet zu sein – auch<br />
unter Einbindung öffentlicher Finanzierungshilfen. Wenn<br />
die Aufträge da sind, ist es zu spät, sich um entsprechende<br />
Finanzierungen zu kümmern.<br />
Uns fehlen im Osten Headquarters. Gibt es Möglichkeiten,<br />
mehr davon in den Osten zu locken?<br />
Thum: Stammsitze sind von Vorteil, dann ist die Wertschöpfung<br />
vor Ort größer. Man kann das ein klein wenig<br />
stimulieren, aber am Ende bleibt nur, auf die natürliche<br />
Entwicklung zu hoffen. Die Zeiten, in denen sich große<br />
Konzerne mit Ansiedlungssubventionen in den Osten locken<br />
ließen, sind vorbei. Wenn wir uns <strong>Sachsen</strong> anschauen,