Fokus Mittelstand - Sachsen Bank
Fokus Mittelstand - Sachsen Bank
Fokus Mittelstand - Sachsen Bank
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seite 14<br />
Interview<br />
<strong>Fokus</strong> <strong>Mittelstand</strong><br />
Automobilindustrie Die 100 größten Unternehmen in Mitteldeutschland Mitteldeutschlands<br />
dann sind die Bedingungen für die Entstehung von neuen<br />
Headquarters gut: Die industrielle Tradition ist da, Ingenieure<br />
werden vor Ort ausgebildet und junge Unternehmen<br />
etablieren sich in international wettbewerbsfähigen Marktnischen<br />
– aber es dauert eben, bevor sich aus einer innovativen<br />
Firma ein auch in der Größe relevantes Unternehmen<br />
bildet. Da bleibt nur, Geduld anzumahnen.<br />
Deshalb ist es die Aufgabe für Mitteldeutschland, die<br />
Verzahnung von Wissenschaft und Forschung mit der<br />
Wirtschaft voranzutreiben…<br />
Thum: Genau. Die Politik steht vor der Frage, ob Aktivitäten<br />
in Forschung und Entwicklung steuerlich begünstigt werden<br />
sollen. Dies würde auf jeden Fall helfen.<br />
Kröger: Das wäre gut, wenn Technologien und Techniken,<br />
für die deutsche Unternehmen die Grundlagenforschung<br />
betrieben haben, auch von ihnen im Markt in Produkte umgesetzt<br />
würden. Im Moment sieht es so aus, als ob hiesige<br />
Ideen anderswo besser in marktfähige Produkte umgesetzt<br />
werden können. Daran müssen wir arbeiten.<br />
Entwicklung der Studienabbruchquote an Fachhochschulen nach Geschlecht<br />
Fächergruppe Ingenieurwissenschaften; Angaben in %<br />
30<br />
28<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
21<br />
9<br />
Studienanfänger<br />
1995-1997<br />
(Absolventen 2002<br />
24<br />
männlich weiblich<br />
Quelle: HIS Studienabbruchsstudien<br />
11<br />
Studienanfänger<br />
1997-1999<br />
(Absolventen 2004)<br />
28<br />
19<br />
Studienanfänger<br />
1999-2001<br />
(Absolventen 2006)<br />
Auftragseingangsindex<br />
Volumenindex für das Verarbeitende Gewerbe (2005=100)<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
88,8<br />
93,5<br />
84,6<br />
95,3<br />
98,2<br />
92,5<br />
100<br />
100<br />
100<br />
108,8<br />
106,8<br />
110,7<br />
119,4<br />
114,5<br />
123,7<br />
111,6<br />
108,8<br />
114,0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Insgesamt Inland Ausland<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)<br />
Thum: Elektromobilität, Erneuerbare Energien, Speichertechnologie<br />
etc. sind interessante Felder, die uns hoffentlich<br />
noch einige Wachstumsbranchen bescheren. Nur, die<br />
Politik wäre nicht gut beraten, würde sie versuchen, die<br />
konkreten Felder zu identifizieren. Das ist die Aufgabe der<br />
Unternehmen selbst und derjenigen, die sie finanzieren.<br />
Einige erfolgreiche Branchen sind auch außerhalb der Industrie<br />
zu finden. Die neuen Länder punkten zum Beispiel auch<br />
bei hochqualifizierten Dienstleistungen, z.B. bei spezialisierten<br />
Callcenter für den <strong>Bank</strong>en- und Versicherungsbereich.<br />
Die Kosten sind im Vergleich zum Westen niedriger,<br />
die Immobilienkosten auch - das können wir ausnutzen. Ich<br />
sehe keinen Grund, warum diese Branchen von der Politik<br />
durch eine voreilige Schwerpunktsetzung ausgegrenzt<br />
werden sollten.<br />
Zusammengefasst: Die ostdeutsche Wirtschaft sollte sich<br />
auf wissensintensive Bereiche konzentrieren. Wie gut ist<br />
das bestehende Bildungssystem dafür ausgelegt?<br />
Thum: Bildungspolitik ist ein wichtiges Thema, wo Reformen<br />
allerdings nur langfristig wirken. Folgen der<br />
Umstellung eines Schulsystems zeigen sich erst nach etwa<br />
20 Jahren. Bedingt durch die Sozialstruktur ist die Bildung<br />
in den neuen Ländern nicht so schlecht. Es gibt aber<br />
Verbesserungsbedarf. Da wäre zum einen die frühkindliche<br />
Bildung. Zum anderen müssen wir insbesondere unter dem<br />
Demografieaspekt darauf achten, dass nicht mehr so viele<br />
junge Leute ohne Abschluss bleiben. Das ließe sich durch<br />
moderate Reformen im Schulbereich machen, durch mehr<br />
Autonomie der Schulen etwa oder längeres gemeinsames<br />
Lernen.<br />
Kröger: Es wird zunehmend schwieriger, die richtigen<br />
Fachkräfte zu finden. Viele junge Leute haben heute kaum<br />
Vorstellungen davon, wofür sie sich entschieden haben.<br />
Schüler müssen frühzeitig in Unternehmen gehen, um<br />
herauszufinden, was sie interessiert und wo ihre Talente<br />
liegen, um eine richtige Entscheidung treffen zu können.<br />
Das hängt noch zu stark vom Elternhaus ab. Da muss an<br />
und mit den Schulen mehr stattfinden.