Fokus Mittelstand - Sachsen Bank
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Seite 16<br />
Gastbeitrag<br />
<strong>Fokus</strong> <strong>Mittelstand</strong><br />
Automobilindustrie Die 100 größten Unternehmen in Mitteldeutschland Mitteldeutschlands<br />
Die Lücke<br />
schließt sich<br />
„Von einem ausgeglichenen<br />
Arbeitsmarkt<br />
sind wir in den neuen<br />
Ländern noch weit entfernt“,<br />
weiß Karl Brenke,<br />
Ostdeutschland-<br />
Spezialist am Deutschen<br />
Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Berlin (DIW).<br />
Aber er sieht auch positive<br />
Signale.<br />
Ein Gastbeitrag.<br />
Investoren finden gute Standortbedingungen<br />
in den neuen Bundesländern<br />
vor. Ganz abgesehen von Investitionsbeihilfen<br />
von bis zu 50 Prozent der<br />
gesamte Kosten, ist der Arbeitsmarkt<br />
im Vergleich mit den alten Bundesländern<br />
hier immer noch flexibler,<br />
das Lohnniveau niedriger und die<br />
Infrastruktur gut ausgebaut. Sie ist<br />
viel moderner als in den neuen Mitgliedsstaaten<br />
der EU, auch moderner<br />
als in einigen Regionen Westeuropas.<br />
So hat es in den letzten Jahren in den<br />
neuen Bundesländern nicht wenige<br />
Ansiedlungen gegeben, nicht nur in<br />
hochsubventionierten Branchen wie<br />
der Solarindustrie.<br />
Die Industrie hat seit 1989/90 und gerade<br />
in den letzten Jahren enorm expandieren<br />
können. Das Wachstum war<br />
über mehr als zehn Jahre doppelt so<br />
hoch wie im Westen. Mittlerweile wird<br />
mehr an Industriegütern produziert<br />
als jemals in der DDR, auch wenn man<br />
die Preisveränderung mit berücksichtigt.<br />
Das ist eine Erfolgsgeschichte.<br />
Dennoch: Die neuen Bundesländer<br />
sind noch deutlich entfernt von einer<br />
selbsttragenden Wirtschaft. Noch immer<br />
werden für Investitionen, für den<br />
Staatsverbrauch und für den privaten<br />
Konsum mehr Mittel aufgewendet als<br />
an Gütern produziert wird. Diese Produktionslücke<br />
hat sich innerhalb der<br />
letzten Jahre langsam geschlossen.<br />
Allerdings auch deshalb, weil die Investitionen<br />
zurück gingen. Das zeigt:<br />
Die Wirtschaft ist noch schwach.<br />
Wachstum durch Cluster?<br />
Von einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt<br />
sind wir noch weit entfernt.<br />
Zwar ist die Industrie gewachsen, hat<br />
aber noch nicht die Stärke wie etwa in<br />
Bayern und Baden-Württemberg. Eine<br />
Rolle spielt auch, dass der Dienstleistungssektor<br />
in Ostdeutschland<br />
noch Schwächen aufweist. Einfache<br />
Dienste wie Gastgewerbe, Bewachung,<br />
Reinigung, etc. sind in vergleichsweise<br />
starkem Maße vorhanden. Es mangelt<br />
aber an höherwertigen Diensten wie<br />
Softwareentwicklung, Forschung und<br />
Entwicklung, Beratung, Unternehmenswerbung.<br />
Solche Dienstleistungsbranchen<br />
siedeln sich in den großen<br />
Zentren an. Es gibt in Ostdeutschland<br />
nur wenige Zentren wie etwa Berlin,<br />
Dresden oder Leipzig. Auch die Bevölkerungsdichte<br />
ist nur halb so groß wie<br />
im Westen.<br />
Die Cluster- bzw. Netzwerkbildung<br />
steht daher weit oben auf der Agenda<br />
der ostdeutschen Ministerpräsidenten.<br />
Aber: Wir leben in einer globalisierten<br />
Welt. Braucht es da auf regionaler<br />
Karl Brenke<br />
(55)<br />
ist seit 1985<br />
wissenschaftlicher<br />
Referent<br />
im DIW. Er<br />
studierte Soziologie,<br />
Volkswirtschaftslehre<br />
und<br />
Statistik an der Freien Universität Berlin.<br />
Von 1983 bis 1985 war er wissenschaftlicher<br />
Assistent an der FU Berlin. Sein<br />
Arbeitsschwerpunkt ist die Wirtschaft<br />
in Ostdeutschland und Berlin.<br />
Ebene enge Netzwerke, kann man<br />
Netzwerke nicht auch überregional<br />
und international schaffen? Unternehmen<br />
einer Region und einer Branche<br />
können sich in gewisser Weise unterstützen,<br />
man darf aber nicht glauben,<br />
dass sich daraus große Wachstumsmöglichkeiten<br />
ergeben. Vielfach sind<br />
die Verknüpfungen in der Region nicht<br />
so groß wie angenommen.<br />
Subventionen müssen zurückgefahren<br />
werden<br />
Problematisch ist die entstehende Abhängigkeit<br />
von hoch subventionierten<br />
Branchen: Die Solarindustrie etwa<br />
wird an drei Stellen finanziell unter-<br />
Kraftwerk „Schwarze<br />
Pumpe“<br />
Bild: Männig