Klinisches Risikomanagement: Pilotprojekt im ... - Schaffler Verlag
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RISIKOMANAGEMENT<br />
<strong>Klinisches</strong> <strong>Risikomanagement</strong>:<br />
<strong>Pilotprojekt</strong> <strong>im</strong> LKH Freistadt<br />
Dr. Ulrike Sandner, Christine Schindlecker-Skrivanek,<br />
Yan Zhang<br />
<br />
s zählt zu den wichtigsten Aufgaben<br />
eines modernen Krankenhausmanagements,<br />
Risikofaktoren<br />
für PatientInnen möglichst<br />
gering zu halten. Heutige wissenschaftliche<br />
Methoden der Ursachenfindung<br />
und Fehlervermeidung können dabei<br />
sehr effizient eingesetzt werden.<br />
Die chirurgische Abteilung des LKH<br />
Freistadt stellte sich 2008 für ein diesbezügliches<br />
<strong>Pilotprojekt</strong> <strong>im</strong> Rahmen der<br />
GESPAG freiwillig zur Verfügung. Präzise<br />
Risikoanalyse und bestmögliche Risikoursachenbeseitigung<br />
waren die Zielvorgaben<br />
für den Arbeitseinsatz <strong>im</strong> Dienste<br />
erhöhter Patientensicherheit.<br />
Fehlerursachen erkennen<br />
Internationale Studien belegen, dass<br />
es nicht die großen, spektakulären Zwischenfälle<br />
sind, die die Patientensicherheit<br />
quantitativ relevant einschränken.<br />
Es sind vielmehr jene unerwünschten<br />
Ereignisse und Irrtümer, die sich in Routineabläufe<br />
und scheinbar eingespielte<br />
Standardprozesse einschleichen. In diesen<br />
Bereichen setzt daher die zentrale<br />
Risikoanalyse an.<br />
Im konkreten Fall wurde zur Identifikation<br />
der Risikofaktoren der prozessorientierte<br />
Ansatz gewählt: In einem ersten<br />
Schritt wurden die Kernprozesse der<br />
chirurgischen Ambulanz und der Station<br />
erhoben. Für die anschließende Prozessanalyse<br />
wurden Datenreihen unterschiedlicher<br />
Quellen herangezogen:<br />
Interne Informationsquellen:<br />
Risikoberichte der gespag Spitäler;<br />
Patientenmitteilungen der Chirurgischen<br />
Abteilung des LKH Freistadt;<br />
Potenzialanalyse aus dem Kernprozess<br />
Chirurgie;<br />
Externe Informationsquellen:<br />
Gefahrenliste mit Hot-Spots aus der Literaturanalyse<br />
Patientensicherheitsziele der WHO /<br />
Joint Commission International<br />
Praxisorientierte Lösungsstrategien<br />
EINTRITTSWAHRSCHEINLICHKEIT<br />
<br />
<br />
möglich<br />
<br />
selten<br />
<br />
<br />
<br />
unwahrscheinlich<br />
Ist-Situation<br />
Soll-Situation<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
R3<br />
R1<br />
1<br />
unbedeutend<br />
R3<br />
R5<br />
R6<br />
R4<br />
Auf Basis der vorliegenden Informationen<br />
und ihrer eigenen beruflichen Erfahrung<br />
konnten die Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />
<strong>im</strong> Rahmen eines Workshops Gefahrenpotenziale<br />
aufzeigen und praxisnahe, innovative<br />
Lösungen entwickeln.<br />
Basierend auf der Risikoanalyse konnten<br />
dabei insgesamt 21 organisatorische und<br />
ablaufbedingte Risiken in den Bereichen<br />
Aufnahme, Behandlung / Therapie und<br />
Entlassung identifiziert werden. Acht Risiken<br />
wurden als kritisch eingestuft.<br />
Zu deren Reduktion werden folgende<br />
Maßnahmen eingesetzt:<br />
Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />
Einsatz von Checklisten<br />
Verbesserung der Kommunikationseffizienz<br />
Das folgende Risikoportfolio der Top-<br />
Acht-Risiken beinhaltet einen Soll-Ist.<br />
Vergleich vor und nach der theoretischen<br />
Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen.<br />
Es macht deutlich, dass Risiken<br />
durch die vorgeschlagenen organisatorischen<br />
Maßnahmen entscheidend vermindert<br />
werden können:<br />
2 3 4 5<br />
geringfügige nachhaltige<br />
Gefährdung Gefährdung<br />
keine nennenswerte<br />
Gefährdung<br />
R4<br />
R8<br />
R1<br />
R7<br />
R2<br />
R8<br />
R2<br />
AUSWIRKUNG<br />
R5<br />
R6<br />
R7<br />
deutliche<br />
Gefähdung<br />
26
RISIKOMANAGEMENT<br />
Praktische Umsetzung <strong>im</strong><br />
Krankenhausalltag<br />
Basierend auf den Analysen und Empfehlungen der TeilnehmerInnen<br />
am <strong>Pilotprojekt</strong> hat die Kollegiale Führung des LKH<br />
Freistadt umgehend eine Reihe von Maßnahmen gesetzt. Dazu<br />
einige Beispiele:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Verbesserung der Patientenidentifikation durch Mehrfachkontrolle:<br />
Persönliche Identitätsbefragung (Name, Geburtsdatum),<br />
Vergleich mit ID-Band<br />
Verbesserung der internen Kommunikation: Implementierung<br />
des SAFER-Prinzips (Situation: „Was ist los?“; Anamnese:<br />
„Was war los?“; Fakten: „Was ist konkret bekannt?“; Entscheidung:<br />
„Was geschieht jetzt?“; Rückbestätigung der Entscheidung).<br />
Verbesserung der Therapie Compliance: Wertschätzende und<br />
effiziente Patientenaufklärung in Therapiefragen; Senkung der<br />
kommunikativen „Schwellenangst“ vieler PatientInnen gegenüber<br />
dem medizinischen Personal durch regelmäßige Veranstaltungen<br />
für PatientInnen und ihre Angehörigen zum Thema<br />
„Kommunikation mit ÄrztInnen“.<br />
<br />
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<br />
Resümee<br />
DR. ULRIKE SANDNER<br />
Das <strong>Pilotprojekt</strong> <strong>im</strong> LKH Freistadt hatte zum Ziel, ein effektives<br />
<strong>Risikomanagement</strong> einzuführen und die Auswirkungen der identifizierten<br />
Risiken nicht nur zu min<strong>im</strong>ieren, sondern auch als<br />
Chance zu nutzen. Dies wird in einem Jahr evaluiert. Voraussetzung<br />
war, dass Irrtümer nicht personifiziert, sondern klar analysiert<br />
und in der Folge beseitigt werden.<br />
Qualitäts- und Risikomanagerin, LKH Freistadt, Rohrbach,<br />
Schärding, Ulrike.Sandner@gespag.at<br />
BIOMED. ANALYT. CHRISTINE SCHINDLECKER-SKRIVANEK<br />
QSK Leiterin und Risikobeauftragte, LKH Freistadt<br />
Christine.Schindlecker-Skrivanek@gespag.at<br />
YAN ZHANG<br />
Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, braucht ein<br />
gutes <strong>Risikomanagement</strong>!<br />
<br />
Praktikantin Qualitätsmanagement, LKH Freistadt<br />
> Risiko- und Qualitätsmanagement <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />
Der Schwerpunkt dieses interdisziplinär ausgerichteten Universitätslehrgangs liegt einerseits auf der Vermittlung von theoretischen und wissenschaftlichen Kenntnissen<br />
auf dem Gebiet des Risiko- und Qualitätsmanagements und andererseits auf einem starken Praxisbezug.<br />
Beginn: 7. September 2009 Dauer: 5 Semester, berufsbegleitend Lehrgangsgebühr: EUR 11.900,- Abschluss: Master of Science www.donau-uni.ac.at/risikoqm<br />
Certified Programs: > Patientensicherheit durch <strong>Risikomanagement</strong> > Qualitätsmanagement <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />
Information: Zentrum für Management und Qualität <strong>im</strong> Gesundheitswesen, andrea.gruber@donau-uni.ac.at, Tel. +43 (0)2732 893-2640, www.donau-uni.ac.at/zmqg<br />
Donau-Universität Krems, Universität für Weiterbildung, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems, www.donau-uni.ac.at<br />
<br />
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