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KAMERAKÖNIG MICHAEL BALLHAUS - Fachverlag Schiele & Schön

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filmemacher<br />

WIE MAN MIT WENIG GELD SCHÖNE FILME MACHT<br />

Günstig selbst zu<br />

basteln: Reflektoren<br />

in Silber oder Gold.<br />

Gummies<br />

Plastikrohr<br />

Metallplättchen<br />

Holzstab<br />

Mikrofon<br />

Das kostet so gut wie<br />

nix: selbstgebaute Tonangel.<br />

normaler Raumbeleuchtung durchaus akzeptable Bilder,<br />

wenn man aber eine besondere Lichtstimmung schaffen will,<br />

kommt man um Lampen nicht herum. Eine preiswerte Lösung<br />

sind Arbeitsleuchten aus dem Baumarkt. Diese sind mit<br />

Halogenlampen von 150 bis 500 Watt erhältlich und haben<br />

eine Farbtemperatur zwischen 3200 und 3400 Kelvin – also<br />

Kunstlicht. Benötigt man Tageslicht, kann man den Strahler<br />

mit einer so genannten CTB-Folie versehen. Dies ist eine<br />

bläuliche Folie, die das Licht so filtert, dass sein Farbspektrum<br />

dem des Tageslichts entspricht. Das schluckt auch einen<br />

großen Teil der Lichtmenge, ist aber viel preiswerter als mit<br />

Tageslichtlampen zu arbeiten.<br />

Was die Ausleuchtung der Szene angeht, so sollte man<br />

stets die natürliche Lichtführung unterstützen. Das heißt,<br />

dass man analysiert, wo die natürlichen Lichtquellen sind<br />

und verstärkt diese gegebenenfalls. Was beispielsweise komisch<br />

wirkt, ist in einer Schuss-Gegenschuss-Situation die<br />

Lichteinfallsrichtung zu wechseln. Ein weiterer Aspekt ist die<br />

Tonaufnahme. Sie trägt entscheidend zur Qualität eines<br />

Films bei und sollte nicht unterschätzt werden. Die eingebauten<br />

Mikrofone der Kameras liefern häufig schlechte Ergebnisse.<br />

Unliebsame Nebengeräusche entstehen durch die<br />

Motoren der Videocam. In kleinen Räumen klingt der Ton<br />

außerdem leicht verhallt und im Freien verursacht Wind erhebliche<br />

Störgeräusche.<br />

Bessere Ergebnisse erzielt man mit einem externen Mikrofon.<br />

Es sollte, vor allem bei der Arbeit mit einer Amateur-<br />

Kamera, über ein Kabel mit Klinkenstecker verfügen und<br />

ohne Phantomspeisung auskommen. Unter Phantomspeisung<br />

versteht man die Energiezufuhr eines Mikrofons über<br />

den Signalweg. Für 50 Euro kann man schon ein so genanntes<br />

Elektretmikrofon erhalten, am besten eines mit guter<br />

Richtwirkung (Nieren-Charakteristik).<br />

Guter Ton mit langer Stange<br />

Doch damit ist es nicht getan. Um guten Ton aufnehmen zu<br />

können benötigt man noch eine Tonangel, mit der man das<br />

Mikrofon näher an die jeweilige Schallquelle bringen kann.<br />

Ein einfacher Besenstil ist dafür nicht ausreichend, denn eine<br />

Angel sollte mindestens folgende Bedingungen erfüllen: sie<br />

sollte leicht sein, weil sie unter Umständen über längere Zeit<br />

in unbequemer Position gehalten werden muss; sie sollte<br />

Griffgeräusche nicht von der Stange auf das Mikrofon übertragen<br />

und über eine gewisse Länge verfügen, im Idealfall<br />

ausfahrbar sein. Eine solche Teleskopstange kann man ab 100<br />

Euro bekommen, allerdings fehlt dann noch eine so genannte<br />

Spinne, mit der man das Mikrofon vor Erschütterungsgeräuschen<br />

geschützt am Stab befestigen kann. Eine Spinne ist<br />

eine Vorrichtung, in der das Mikrofon mit Hilfe von Gummibändern<br />

elastisch aufgehängt wird.<br />

Für Bastler unter den Filmern gibt es auch hier eine Lösung.<br />

Man benötigt eine möglichst leichte Holzstange, ein 10 bis<br />

15 cm langes Stück eines Plastikrohrs von ca. 10 cm Durchmesser,<br />

eine Handvoll kräftiger Gummibänder und ein Metallblättchen<br />

mit zwei Schrauben. Kernstück dieser Konstruktion<br />

ist das Plastikrohr mit den Gummis. Hierzu sägt<br />

man an den Enden des Rohrs jeweils acht Schlitze, an denen<br />

man die Gummibänder befestigt. Wo sie sich kreuzen kann<br />

das Mikrofon aufgehängt werden. Das Metallblättchen dient<br />

verdreht als Bindeglied zwischen Stange und Rohr.<br />

Auch beim Drehen selber gibt es einige Dinge zu beachten,<br />

die zur Aufwertung des Films beitragen. So ist es beispielsweise<br />

bei Filmkameras so, dass durch das größere Bildfenster<br />

im Vergleich zum kleinen Sensor einer Videokamera<br />

die Tiefenschärfe viel geringer ist. Das führt dazu, dass der<br />

Hintergrund einer Aufnahme viel schneller unscharf wird<br />

und das Bild dadurch an Räumlichkeit und Tiefe gewinnt.<br />

Ein wichtiger Bestandteil des von vielen angestrebten Filmlooks.<br />

Die Tiefenschärfe lässt sich aber auch durch andere<br />

Faktoren beeinflussen. Bei einem kleinen Blendenwert, also<br />

bei weit geöffneter Blende, erreicht man ebenfalls eine Minderung<br />

der Tiefenschärfe. Auch bei großem Brennweitenwert<br />

erreicht man diesen Effekt.<br />

Genau das habe ich mir für mein Projekt zu Nutze gemacht.<br />

Meine Zielsetzung war, einen Film im klassischen<br />

Look zu realisieren. Dazu habe ich mich mit der Kamera relativ<br />

weit von der Szene entfernt, um mit einer großen<br />

Brennweite trotzdem recht nahe an die Schauspieler heran<br />

zu kommen. So erreichte ich die angestrebte Unschärfe des<br />

Hintergrunds.<br />

Bei Nobudget-Projekten hat man in der Regel keine Mittel,<br />

um ein aufwendiges Set zu bauen. Oft muss man mit der<br />

eigenen Wohnung vorlieb nehmen – oder mit einer, die man<br />

von Freunden zur Verfügung gestellt bekommt. Dabei handelt<br />

es sich meistens um einen Kompromiss zu dem, was<br />

man eigentlich wollte. Helfen kann man sich damit, indem<br />

Plakat zum Film; auch<br />

als DVD-Cover eingesetzt:<br />

„Das Wörtchen<br />

auf dem Goldenen<br />

Halbmond“. Ein No-<br />

Budget-Streifen, dem<br />

man nicht ansieht, dass<br />

extrem wenig Geld im<br />

Spiel war.<br />

1/2 EUR 1.655,-<br />

18 zoom 01|09<br />

01|09 zoom 19

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