Diakonie: Jahresbericht 2013

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40 Jahresbericht 2013 Leben im Alter Seniorenzentrum Haus Timon sammelten Erfahrungen damit, welche Angebote und Veranstaltungen von den Bewohnern gut angenommen wurden. Rainer Gerdau Einrichtungsleiter Mit Abschluss des Jahres 2013 liegen nun erstmals Erfahrungen aus der Arbeit eines vollständigen Kalenderjahres in Haus Timon vor. In vielen Arbeitsbereichen war das Jahr bestimmt durch den Übergang von der Startund Aufbauphase zu einem normalen Dauerbetrieb. Themen, die in den Anfangsmonaten zurückgestellt werden mussten, kamen nun zu ihrem Recht. Viele jährlich stattfindende Termine fanden 2013 zum ersten Mal statt. Mitarbeiter aus der Pflege und der betreuenden Dienste Konzeptionelles Dass Menschen eine Persönlichkeit haben und sind, ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Erkrankung. Alle Bewohner/innen haben ein Recht auf den Schutz ihres persönlichen Raums und ihrer Intimität. Sie brauchen Möglichkeiten des Rückzugs und des Zurückhaltens, sie brauchen Schutz ihrer intimen Räume, der körperlichen, wie der anderen. Dies gilt auch und gerade für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, wie Demenz oder dem Wiedererleben kriegstraumatischer Erfahrungen. Wir müssen in der Pflege persönliche und intime Schutzgrenzen der Bewohner/innen überschreiten. Wir tun dies so wenig wie möglich und so achtsam wie möglich. Wir müssen z. B. einen Raum betreten, doch wir klopfen an. Wir müssen z. B. Menschen an intimen Stellen waschen. Wir tun dies, doch wir benennen das und halten das nicht für selbstverständlich.
Leben im Alter Jahresbericht 2013 41 Wer sich in einer stationären Einrichtung der Altenhilfe niederlässt, wird in seinen Wahlmöglichkeiten eingeschränkt. Schon der Einzug entspringt oft der Notwendigkeit und nicht der freien Wahl. Die Menschen, mit denen man jeden Tag zu tun hat, das Essen, die Umgebung – vieles kann nicht mehr frei gewählt werden. In psychischen Beeinträchtigungen und insbesondere der Demenz, werden die Wahl- und Bewegungsmöglichkeiten weiter begrenzt. Wir wissen darum und respektieren das Bedürfnis der Menschen, die wir begleiten, nach Freiheit und Wahlmöglichkeiten. Deren Einschränkungen begrenzen wir auf das Mindestmaß, so dass sich die Notwendigkeit des Schutzes und der Pflege ergibt. Wir bemühen uns, im Alltag möglichst viele Wahlmöglichkeiten zu schaffen und ermutigen die Bewohner/innen, diese zu nutzen. Dabei wissen wir, dass diese oft andere Ausdrucksmöglichkeiten nutzen, als wir es tun, um ja oder nein zu sagen. Jede Pflege besteht aus Begegnungen zweier Menschen, aus denen Beziehungen erwachsen können. Jede würdigende Pflege muss deshalb die Beziehung zwischen Pflegenden und Gepflegten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen. Dazu gehört: Beziehungsstörungen müssen ernst genommen und geklärt werden, ggf. mit Hilfe anderer. Aggressives oder verletzendes Verhalten von Bewohnern, insbesondere von solchen mit demenziellen Erkrankungen, hat immer auch Beziehungsaspekte (z. B. sich allein gelassen/unverstanden/überfordert fühlen). Daran versuchen wir anzuknüpfen. Wir nehmen die Resonanzen der Bewohner/innen auf uns ernst und unsere Resonanzen auf sie. Für das Wohlbefinden der Bewohner ist die Atmosphäre, in der sie leben, wesentlich. Diesen emotionalen Raum und den Gefühlen der Menschen, die wir begleiten, schenken wir deshalb besondere Achtsamkeit. Psychische Beeinträchtigungen sind immer auch emotionale Veränderungen, zum Beispiel bei der Altersdepression und beim Erleben von Kriegs- und anderen Traumata. Die demenzielle Erkrankung ist mehr als ein emotionaler Kontrollverlust, sie beinhaltet tiefgreifende Änderungen der Gefühlswelten: Scham, Angst, Hilflosigkeit, aggressive Gefühle, Einsamkeit ... aber auch Trost, Liebe ...Wir respektieren diese Gefühle und ihren Ausdruck. Wir versuchen, Gefühle zu verstehen und auf sie authentisch zu reagieren. Dabei nehmen wir auch unsere eigenen Gefühle ernst und stellen sie in den Dienst professioneller Pflege. Pflege ist immer auch emotionale Begleitung. Eine Leitorientierung unserer Arbeit ist das verstehende Mitgefühl bzw. das mitfühlende Verstehen. Als Mitgefühl bezeichnen wir die Fähigkeit, sich in leidende Menschen hineinzuversetzen und deren Leiden zu spüren – nicht von oben herab, sondern auf gleicher Augenhöhe. Wir sind Menschen, die mitfühlen, und wir sind Fachkräfte, die sich bemühen zu verstehen, was Menschen bewegt, worin ihr Leiden besteht und worin auch ihre Kräfte und Ressourcen liegen. Deshalb: verstehendes Mitgefühl. Geborgenheit ist und braucht Schutz, Wärme und Vertrauen. Wer an einer psychischen Beeinträchtigung leidet, empfindet dies meist als Bedrohung. Seine Lebenswelt wird als rau und bedrohlich erlebt, die Selbstsicherheit schwindet – beide Aspekte verstärken sich gegenseitig. Die Geborgenheit schwindet. Die Suche v.a. demenzkranker Menschen nach Geborgenheit kann ihre Erfüllung nicht mehr in der Wiederherstellung früherer familiärer Zustände und vergangener Lebenswelten finden. Die Erlebensqualität von Geborgenheit und Vertrautheit findet sich vor allem in der würdigenden Begegnung von Person zu Person. Wir bemühen uns, in den Menschen, die wir pflegen und begleiten, das Gefühl der Geborgenheit entstehen zu lassen. Dazu bieten wir ihnen: Schutz vor existenziellen Bedrohungen, vor Schmerzen, Gewalt und Vernachlässigung und anderen Gefahren. Wenn sie sich bedroht fühlen, bieten wir ihnen an: Wir passen auf Sie auf! Dies gilt insbesondere für Bewohner/innen, die an Traumafolgen leiden. Wärme ist keine Frage des Heizungsthermostats, sondern vor allem der Atmosphäre und der Qualität der Begegnung. Wir bieten – so gut wir können – wärmenden Kontakt und bemühen uns, eine wärmende Umgebung zu schaffen. Vertrauen beinhaltet, anderen Menschen trauen zu können und keine Angst vor ihnen haben zu müssen. Wir vertrauen den Menschen, die wir begleiten, und
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