Diakonie: Jahresbericht 2013
Der aktuelle Jahresbericht 2013 gibt Einblick in die Vielfalt der Aktivitäten des Diakonischen Werkes im Rhein-Kreis Neuss.
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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2013</strong> Familien- und Jugendhilfe<br />
wisse nicht genau, wie es dazu kam. Bei der Großmutter<br />
wuchsen noch weitere Kinder der Mutter auf. An die leibliche<br />
Mutter kann sie sich nicht erinnern. Eigentlich wollte<br />
sie keine eigenen Kinder haben, aus Angst mit der Erziehung<br />
überfordert zu sein.<br />
Diese gewonnenen Informationen helfen im therapeutischen<br />
Prozess Hypothesen über Themen,<br />
Rollen und Beziehungen aufzustellen.<br />
Das erstellte Genogramm veranlasste Frau M. sich mit ihrer<br />
eigenen Herkunft zu beschäftigen, über die sie wenig<br />
wusste (s. Fragezeichen im Genogramm).<br />
Sie berichtete davon, schon lange Kontakt mit ihrer Mutter<br />
aufnehmen zu wollen. Großmutter und Halbgeschwister<br />
weigerten sich bislang Frau M. irgendwelche Informationen<br />
zur leiblichen Mutter zu geben. Frau M., die ihre Familie<br />
bisher unkritisch betrachtete, beschließt mit Unterstützung<br />
der Therapeuten ihre Mutter zu suchen. Es fand eine<br />
enge Begleitung und Vorbereitung auf den ersten Kontakt<br />
statt. So wurde in mehreren Sitzungen über Erwartungen<br />
seitens Frau M. und der Umgang mit einer ablehnenden<br />
Reaktion der leiblichen Mutter gesprochen. Während des<br />
gesamten Prozesses weichte das Tabu „leibliche Mutter<br />
als schwarzes Schaf“ innerhalb der gesamten Familie immer<br />
mehr auf. So war sogar die Großmutter bereit, Auskünfte<br />
über die Umstände, die dazu führten, dass Frau M.<br />
nicht bei Ihrer leiblichen Mutter aufwuchs, zu geben.<br />
Nach mehreren Treffen zwischen Mutter und Tochter brach<br />
Frau M. den Kontakt ihrerseits wieder ab. Sie vermisste<br />
ein echtes Interesse und empfand die Treffen von emotionaler<br />
Kälte geprägt. Sie gewann eine Haltung zur Familiengeschichte,<br />
die nicht familiär vorgegeben war. Daraus<br />
entwickelte Frau M. die Einstellung, die zuvor herrschenden<br />
starren Familienprinzipien für sich und ihre jetzige Familie<br />
zu hinterfragen. Frau M. gab sich fortan Mühe zu erlernen,<br />
wie sie die tatsächlichen Bedürfnisse ihres Kindes<br />
erkennen kann. Die leibliche Mutter besaß diese Fähigkeit<br />
nicht und die Großmutter war mit mehreren Enkelkindern<br />
überfordert. Diese Erkenntnisse entlasteten Frau M. und<br />
führten zunehmend zu einem emotionaleren Umgang mit<br />
dem Kind.