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Investment Views - VP Bank

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EZB angewiesen, während die amerikanische Notenbank<br />

Fed ihr vergleichbares Programm im März 2010 beenden<br />

konnte.<br />

• Eine Konsolidierung des europäischen <strong>Bank</strong>ensektors steht<br />

noch bevor, während in den USA ehemals grosse Namen<br />

wie Bear Stearns, Lehman Brothers, Washington Mutual<br />

oder Merrill Lynch bereits verschwunden sind.<br />

• Die <strong>Bank</strong>bilanzen sind deutlich zu gross. In den meisten<br />

europäischen Ländern übersteigt die Bilanzsumme der drei<br />

grössten <strong>Bank</strong>en das BIP. In den USA belaufen sich die Bilanzen<br />

der drei grössten <strong>Bank</strong>en auf weniger als 50 % des BIP.<br />

Infolgedessen hatte die Schuldenkrise von Anfang an eine<br />

hohe Brisanz. Die europäischen <strong>Bank</strong>en müssen aus Risikoüberlegungen<br />

auf viele neue Engagements in Staatsanleihen<br />

und Unternehmen verzichten. Eine Kreditklemme, der sogenannte<br />

«Credit Crunch», bedroht die Konjunktur.<br />

Damit steht Europa jetzt vor einer noch grösseren Herausforderung:<br />

gleichzeitig (i) Wachstum generieren, (ii) <strong>Bank</strong>en<br />

konsolidieren und (iii) Staatshaushalte sanieren. In vielen<br />

Volkswirtschaften wird dies nicht ohne Lohnkürzungen oder<br />

eine hohe Arbeitslosigkeit möglich sein. Die politischen und<br />

sozialen Spannungen nehmen weiter zu. Am Ende bedarf<br />

es unter Umständen aber dennoch der EZB, um die immer<br />

grösser werdende Nachfragelücke letztlich mit Geld zu füllen.<br />

Fokus auf <strong>Bank</strong>en und Griechenland greift zu kurz<br />

Anfang November findet in Frankreich ein wichtiges G-20-<br />

Gipfeltreffen statt. Beim Erscheinen dieses «<strong>Investment</strong> <strong>Views</strong>»<br />

liegt daher unter Umständen ein neuer Rettungsplan der<br />

Europäer für die Schuldenkrise vor, basierend auf dem Fünfpunkteplan<br />

des europäischen Kommissionspräsidenten<br />

Barroso. Demzufolge könnten die neuen Vorschläge umfassender<br />

sein als bisher. Neben dem Einbau eines Hebels für<br />

den aufgestockten Rettungsschirm EFSF geht es um einen<br />

Schuldenschnitt in Griechenland (mit privater Beteiligung),<br />

eine Rekapitalisierung der <strong>Bank</strong>en und neue Regeln für die<br />

europäische Wirtschafts- und Haushaltspolitik. Der Verzicht<br />

auf weitere, unbegrenzte Anleihenkäufe durch die EZB in<br />

Barrosos Plan könnte sich aber noch<br />

Rechtliche Hinweise auf Seite 60.<br />

als Schwachstelle<br />

herausstellen. In dem<br />

Plan fehlen Regeln, die<br />

einen Schuldenschnitt auf<br />

Griechenland beschränken.<br />

Kompakt<br />

• Die globale Rezession bleibt aus. Vor allem<br />

die USA überraschen im Oktober positiv.<br />

• Die Europäische Union rutscht langsam in die<br />

Rezession. Die Bekämpfung der Schuldenkrise<br />

wird immer schwieriger und hinterlässt<br />

ihre Spuren in der gemeinsamen Volkswirtschaft.<br />

Europas Probleme gehen weiter<br />

Ungeachtet weiterer, durchaus auch erfolgsversprechender<br />

Rettungsaktionen kämpft Europa im Kern mit makroökonomischen<br />

Ungleichgewichten, vor allem Fiskal- und Zahlungsbilanzungleichgewichten,<br />

die es unbedingt zu bereinigen<br />

gilt. Italien und andere Staaten müssen ihre Defizite in Haushalts-<br />

und Leistungsbilanz abbauen. Die Konsolidierung der<br />

öffentlichen Finanzen, Lohnanpassungen und Strukturreformen<br />

bleiben unerlässlich.<br />

Ausserdem besteht der Finanzierungsbedarf Griechenlands<br />

weiter, da die Defizite im Staatshaushalt und im Aussenhandel<br />

auch nach einem Schuldenschnitt fortbestehen, während<br />

der Gang an den Kapitalmarkt versperrt bleibt. Griechenland<br />

braucht derzeit jährlich rund 10 % des BIP zur Finanzierung<br />

der Staatsausgaben, einschliesslich der Zinszahlungen auf<br />

ausstehende Schulden, aber ohne die Rückzahlung bestehender<br />

Schulden. Ohne Zinszahlungen wären es rund 2 %<br />

des BIP, bei einem Schuldenschnitt um 50 % also immer noch<br />

rund 6 %. Des Weiteren braucht Griechenland zur Finanzierung<br />

seiner Nettoimporte Kapitalzuflüsse von rund 8 % des<br />

BIP jährlich. Die internationalen Kapitalmärkte werden dem<br />

Land dieses Geld nicht zur Verfügung stellen. Die Europäer<br />

und die internationale Gemeinschaft müssen weiter einspringen.<br />

Ansonsten muss das BIP so lange schrumpfen, bis<br />

das Leistungsbilanzdefizit verschwindet. Bei einer Importquote<br />

von rund 50 % müsste das BIP rund 16 % fallen. Die<br />

Folge: noch mehr Insolvenzen und eine zweite <strong>Bank</strong>enrettung<br />

zumindest in Griechenland. Die Glaubwürdigkeit der ganzen<br />

Bemühungen stünde dann unter Umständen infrage.<br />

Für all dies braucht es mindestens den Fünfpunkteplan, aber<br />

vielleicht am Ende auch die uneingeschränkte Unterstützung<br />

durch die EZB. Bis zum Redaktionsschluss gab es für Letzteres<br />

jedoch noch keine Anzeichen. 11 | November 2011<br />

| Aktuelles | Wirtschaftlicher Ausblick

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