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MEISSEN COUTURE WORLD NEWS 02-14

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<strong>WORLD</strong> <strong>NEWS</strong><br />

13 15<br />

Handgeschriebene Beschreibungen auf Französisch, Datum und Seriennummer geben einen Hinweis<br />

auf den Auftraggeber der fünf Vorlagenzeichnungen – verraten jedoch nichts über ihren Urheber.<br />

Rechts unten: Eine Porzellanmalerin schmückt die Kleidung des Kapellmeisters mit Dekoren<br />

(1719–1759) nach Gemälden des Rokokomalers<br />

Christophe Huet (ca. 1700–1759)<br />

beeinflusst: Zwei Affenmusiker der Serie,<br />

der Organist und der Trommler, entsprechen<br />

zweifelsfrei den Zeichnungen in den<br />

Singeries. Bei dem Kapellmeister und der<br />

Sängerin sind zumindest Haltung und<br />

Gestik der Kupferstichserie entnommen.<br />

Aber zur ersten Auflage der Serie „Affenmusiker“<br />

gehörten elf weitere Figuren, zu<br />

denen bisher keine Vorlagen nachgewiesen<br />

werden konnten.<br />

Aufgrund dieser Zusammenhänge ist<br />

es unwahrscheinlich, dass – wie bisher<br />

angenommen – der Maler Christophe<br />

Huet sie angefertigt hat. Denn die persönliche<br />

Auftragstätigkeit eines damals<br />

bekannten Künstlers für die Manufaktur<br />

hätte sicher ihre Spuren in der nachfolgenden<br />

Überlieferung hinterlassen. Der<br />

Name „Huet“ erscheint nur auf späteren<br />

Auftragszeichnungen zu Kinder- und<br />

Genrefiguren – und bezieht sich dort auf<br />

den Händler Jean-Charles Huet.<br />

URHEBER BLEIBT OFFEN<br />

Sicher ist, dass der unbekannte Zeichner<br />

von Christophe Huets Wandgemälde<br />

bzw. den Singeries Guélards inspiriert<br />

wurde. Aber bei den farbigen Vorlagenzeichnungen<br />

handelt es sich um neue<br />

Entwürfe, sehr wahrscheinlich im Sinne<br />

des Auftraggebers, der mit dem Händler<br />

Huet in Kontakt stand und sich eine<br />

Affenkapelle im Stil der Singeries als<br />

Porzellanfiguren wünschte. Diese Interpretation<br />

passt auch zur damaligen<br />

wirtschaftlichen Lage der Manufaktur:<br />

Die Zeit der großen königlich-aristokratischen<br />

Aufträge war vorbei. Man konzentrierte<br />

sich auf das Abarbeiten von<br />

Bestellungen von Kleinfiguren, um das<br />

wirtschaftliche Überleben in der Zeit des<br />

Siebenjährigen Krieges zu sichern.<br />

Das Rätsel um die Urheberschaft der<br />

Zeichnungen der „Affenkapelle“ wird<br />

wohl nie gelöst werden. Und sicherlich<br />

macht auch das sie so kostbar.

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