Gute Bekannte - Stadtwerke Gotha
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Erlebnis Energie<br />
Eine Exkursion durch das Kraftwerk Lippendorf<br />
Energie aus Kohle<br />
An einem Augusttag 2005: 24.000 Tonnen<br />
Beton hinterlassen eine riesige graue Staubwolke,<br />
die zeitweise die Sonne verdunkelt.<br />
310 Kilogramm Industriesprengstoff lassen<br />
einen Koloss in Sekunden in sich zusammensacken,<br />
der ab den 1960er-Jahren als<br />
ein Wahrzeichen der sozialistischen Energiepolitik<br />
galt. Nach dem Berliner Fernsehturm<br />
war der 304 Meter hohe Schornstein<br />
des Braunkohlekraftwerkes Lippendorf in<br />
Sachsen das zweithöchste Gebäude der ehemaligen<br />
DDR. Mit der Sprengung fiel das<br />
letzte Symbol einer Ära, die von Ruß und<br />
Asche, aber auch von der Improvisationsfä-<br />
Wirtschaftsfaktor Kraftwerk: Moderne Ausbildungsstätte<br />
für zukünftige Fachleute (Bild oben) und Arbeit für<br />
viele Fachbetriebe aus der Region (Bild unten).<br />
higkeit und körperlichen Arbeit der Kraftwerkskumpel<br />
geprägt war. Zwar verfügte<br />
das kombinierte Kondensations- und Industriekraftwerk<br />
Lippendorf über eine für<br />
damalige Zeiten moderne Betriebs-, Mess-,<br />
Steuerungs- und Regelungs- (BMSR-) sowie<br />
Prozessleittechnik. Material und Kohlequalität<br />
bereiteten den Kraftwerkern jedoch so<br />
manch schlaflose Nacht.<br />
Konsumgüter aus Lippendorf<br />
Die Aufgaben umfassten dabei nicht nur<br />
die Wartung und Instandsetzung der Kraftwerkshaupt-<br />
und -nebenanlagen, sondern<br />
auch die Gebäude, die Ersatzteilfertigung<br />
bis hin zur Rationalisierungsmittelfertigung<br />
und Konsumgüterproduktion. Alle Maßnahmen<br />
mussten mit eigenen Kräften realisiert<br />
werden. Das setzte in Zeiten chronischer<br />
Mangelwirtschaft ein hohes Improvisationsvermögen<br />
voraus. So wurden im Kraftwerk<br />
im Rahmen der Konsumgüterproduktion für<br />
die „werktätige Bevölkerung“ der ehemaligen<br />
DDR auch Gartenschaukeln, Terrazzoplatten,<br />
Auspuffanlagen für den Moskwitsch<br />
und Garderobenwände gefertigt.<br />
Bereits im Jahr 2000 begann in Lippendorf<br />
ein neues Zeitalter: Das seinerzeit weltweit<br />
modernste Braunkohlekraftwerk, seit 1995<br />
von einem Konsortium aus E.ON Kraftwerke,<br />
EnBW Energie Baden-Württemberg<br />
und Vattenfall Europe Generation errichtet,<br />
wurde offiziell in Betrieb genommen. Mit<br />
den zwei Kraftwerksblöcken verfügt das<br />
neue Braunkohlekraftwerk Lippendorf heute<br />
über die modernste Großfeuerungstechnik<br />
in den neuen Bundesländern. Mit der Inbetriebnahme<br />
der beiden Neubaublöcke wurden<br />
am Standort die Altanlagen schrittweise<br />
stillgelegt und zurückgebaut.<br />
Weltweit führend<br />
Mit einem Nettowirkungsgrad von etwa 43<br />
Prozent ist das Kraftwerk Lippendorf derzeit<br />
weltweit führend in der Braunkohleverstromung.<br />
Die Fernwärmeauskopplung erhöht<br />
den Ausnutzungsgrad des Energieträgers<br />
Rohbraunkohle noch einmal auf etwa 46<br />
Prozent. Die entsprechende Fernwärmeleistung<br />
von maximal 310 Megawatt thermisch<br />
wird für die <strong>Stadtwerke</strong> Leipzig über eine<br />
unterirdisch verlegte Leitung bereitgestellt.<br />
Durch den hohen Wirkungsgrad reduziert<br />
sich der Brennstoffeinsatz pro erzeugter<br />
Kilowattstunde Elektroenergie im Vergleich<br />
zu den abgelösten Altkraftwerken Lippendorf<br />
und Thierbach um mehr als ein Drittel.<br />
Damit haben sich vor allem die Kohlendioxidemissionen,<br />
die bei der Verbrennung<br />
fossiler Energieträger anfallen, beträchtlich<br />
verringert.<br />
Die zwei Blöcke mit einer installierten Bruttonennleistung<br />
von insgesamt 1840 Megawatt<br />
sind für eine Betriebszeit von mindestens 40<br />
Jahren ausgelegt. Täglich verbrennen sie bei<br />
voller Kraftwerksleistung etwa 35.000 Tonnen<br />
Rohbraunkohle aus dem Tagebau Vereinigtes<br />
Schleenhain. Die Braunkohlevorkommen<br />
bildeten sich in der Erdneuzeit, in der<br />
Zeit des Tertiärs vor rund 25 bis 45 Millionen<br />
Jahren. Sie lagerten sich in vier Kohleflözen<br />
ab, deren Mächtigkeit bis zu 20 Meter<br />
beträgt.<br />
Strom aus den Turbinen<br />
Den Energieträger aus dem Tagebau transportiert<br />
eine 14 Kilometer lange Bandanlage<br />
zum Kraftwerk. Bevor jedoch die Rohbraunkohle<br />
zum Kessel gelangt, wird sie im Kohlemisch-<br />
und -stapelplatz der MIBRAG auf<br />
4 <strong>Gute</strong> <strong>Bekannte</strong>