Teil 1 - Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung ...
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Die Deutsche Statistische<br />
Gesellschaft<br />
von der sie sich 1929 trennte. Offizielles Publikationsorgan der Gesellschaft wurde<br />
ab 1914 das bereits 1890 von Georg von Mayr gegründete, 1907 dann vorübergehend<br />
wieder eingestellte „Allgemeine Statistische Archiv“, das bis heute vierteljährlich<br />
in dieser Funktion erscheint. Erster Vorsitzender wurde Georg von Mayr.<br />
Er übte diese Funktion bis zu seinem Tode im Jahr 1925 aus. Ihm folgte mit Prof.<br />
Dr. Dr. Dr. Friedrich Zahn wieder ein Präsident des Bayerischen <strong>Landesamt</strong>s <strong>und</strong><br />
auch nach dem Krieg war es der Amtsleiter des Bayerischen <strong>Landesamt</strong>s, Dr. Karl<br />
Wagner, der die Deutsche Statistische Gesellschaft wiederbelebte <strong>und</strong> bis 1960<br />
deren Geschicke bestimmte. Heute liegt die Leitung hingegen bei <strong>Statistik</strong>ern aus<br />
dem universitären Bereich. Die Frühzeit der Deutschen Statistischen Gesellschaft<br />
ist jedoch aufs engste mit der bayerischen amtlichen <strong>Statistik</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />
Bis 1960 wurde die Statistische Gesellschaft<br />
maßgeblich von den Leitern des Bayerischen<br />
Statistischen <strong>Landesamt</strong>s geprägt.<br />
Erfassung <strong>und</strong> Verteilung von<br />
Lebensmitteln sowie Preiskontrolle<br />
<strong>Statistik</strong> zwischen Kriegswirtschaft <strong>und</strong> Weltwirtschaftskrise (1914 - 1933)<br />
Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 änderte sich das wirtschaftliche<br />
Umfeld rasch. Statt des liberalen „Nachtwächterstaates“, der sich, abgesehen<br />
von der Sozialgesetzgebung, weitgehend aus dem Wirtschaftsgeschehen<br />
heraushielt, bildete sich eine Kriegswirtschaft, die auf die Bewirtschaftung der<br />
Lebensmittelverteilung, der Rohstoffe <strong>und</strong> die Steigerung der Kriegsproduktion<br />
ausgerichtet war. In diesem neuen Umfeld erwuchsen der amtlichen <strong>Statistik</strong> zusätzliche<br />
Aufgaben.<br />
Zur wichtigsten Aufgabe der Kriegsbewirtschaftung gehörte die Erfassung der<br />
Nahrungsmittelvorräte. Mit dem Kriegsgesetz vom 4. August 1914 wurden Vorratserhebungen<br />
angeordnet. Im Dezember 1914 <strong>und</strong> Februar 1915 folgten weitere<br />
Erfassungen. Diese zogen Maßnahmen zur Streckung der Getreidevorräte, wie<br />
etwa ein Verfütterungsverbot von Mehl <strong>und</strong> Getreide oder die Einschränkung der<br />
Branntweinherstellung nach sich.<br />
Erstmals wurde von der eigentlichen Aufgabe der amtlichen <strong>Statistik</strong>, Massenphänomene<br />
<strong>und</strong> nicht Einzelfälle zu dokumentieren, im Zusammenhang mit der<br />
Verordnung des B<strong>und</strong>esrats vom 25. Januar 1915 abgewichen. Diese sah die<br />
Beschlagnahme von Getreide- <strong>und</strong> Mehlvorräten, welche die Menge eines Doppelzentners<br />
überschritten, vor. Die Erfassung der Vorräte oblag den statistischen<br />
Landesämtern. Eine Geheimhaltung statistischer Einzeldaten, die Zahn 1912 noch<br />
vehement verteidigt hatte, wurde damit aufgegeben.<br />
Am 27. Februar 1915 wurde im Königlich Bayerischen Statistischen <strong>Landesamt</strong><br />
eine eigene Landesvermittlungsstelle für Brotgetreide <strong>und</strong> Mehl errichtet. Dieser<br />
oblag der Ausgleich von Getreidevorrat <strong>und</strong> -bedarf zwischen den verschiedenen<br />
Regierungsbezirken. Dazu konnte sie die Übereignung von Mehl aus einem Regierungsbezirk<br />
zum anderen anordnen. Damit wandelte sich das Statistische <strong>Landesamt</strong><br />
von einer beschreibenden <strong>und</strong> beobachtenden zu einer direkt aufgr<strong>und</strong><br />
der eigenen Datenerhebung anordnenden Behörde. 1917 wurde die Landesvermittlungsstelle<br />
zur Landesgetreidestelle ausgebaut.<br />
Unmittelbar bei Kriegsbeginn wurde am 4. August 1914 die Goldbindung der<br />
Mark aufgehoben. Dies erleichterte die Kriegsfinanzierung, da Geld nun verhältnismäßig<br />
leicht über die Notenpresse der Reichsbank beschafft werden konnte.<br />
Allerdings führte die damit verb<strong>und</strong>ene Ausweitung der Geldmenge bereits während<br />
des Krieges zu einem deutlichen <strong>und</strong> anhaltenden allgemeinen Preisanstieg,<br />
wie er in Deutschland bis dahin noch nicht bekannt war. Verstärkt wurde diese Ten-<br />
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Zur Geschichte der amtlichen <strong>Statistik</strong> in Bayern