Teil 1 - Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung ...
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Dr. Karl Wagner (1893 - 1963), der während des Dritten Reichs aus politischen<br />
Gründen aus dem Statistischen Reichsamt entlassen worden war, leitete das Statistische<br />
<strong>Landesamt</strong> von 1946 bis 1959. In dieser Zeit prägte er maßgeblich den Wiederaufbau<br />
der amtlichen <strong>Statistik</strong> auch über die Grenzen Bayerns hinaus. Besonders wichtig war<br />
ihm eine systematische Beobachtung des Wirtschaftsgeschehens. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
förderte er die Gründung des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, dem er von 1949<br />
bis 1955 vorstand. Auf seine Initiative hin kam es 1948 zur Neugründung der<br />
Deutschen Statistischen Gesellschaft, deren Präsident er bis 1960 war.<br />
Meldungen erfolgten teilweise durch staatliche Landwirtschaftsstellen, teilweise<br />
durch ehrenamtliche Saatenstands- <strong>und</strong> Ernteberichterstatter.<br />
Neben der Lebensmittelversorgung bestand das zweite Problem der Nachkriegszeit<br />
in einer Wohnungsnot von niemals zuvor gekanntem Ausmaß. Nach<br />
Luftangriffen waren die deutschen Groß- <strong>und</strong> teilweise auch Mittelstädte schwer<br />
beschädigt worden. Zu den hierdurch hervorgerufenen Verlusten an Wohnungen<br />
kam ein starker Anstieg der Bevölkerung in Folge der Zuwanderung von Flüchtlingen<br />
<strong>und</strong> Vertriebenen. Diese Situation erzwang eine Bewirtschaftung des verfügbaren<br />
Wohnraums. In leere oder mit nur wenigen Personen belegte Wohnungen<br />
wurden von den Wohnungsämtern Flüchtlinge <strong>und</strong> Vertriebene einquartiert. Im<br />
Juni 1945 fand eine R<strong>und</strong>frage bei den Oberbürgermeistern <strong>und</strong> Landräten über<br />
die bis Kriegsende entstandenen Schäden an Wohngebäuden <strong>und</strong> Verkehrsanlagen<br />
statt. Dabei wurden nur die total beschädigten Wohnungen gezählt. Dadurch<br />
konnten Regionen mit besonders hohen Wohnungsverlusten ermittelt werden. Der<br />
verfügbare Wohnraum <strong>und</strong> dessen Belegung wurden mit einer Wohnungszählung<br />
zum Stichtag 10. Dezember 1945 erfasst.<br />
Wegen der großen Bevölkerungsverschiebungen in den ersten Nachkriegsjahren<br />
gestaltete sich die Bestimmung der Bevölkerungszahl besonders schwierig.<br />
Aus der Kriegszeit übernommen wurde das Konzept der Nährmittelbevölkerung.<br />
Dabei wurde die Zahl der Personen, die Lebensmittelmarken erhielten, festgehalten.<br />
Somit wurde eine kontinuierliche Beobachtung der sich vielerorts rasch<br />
ändernden Einwohnerzahlen näherungsweise möglich. Ergänzt wurden diese<br />
Zur Geschichte der amtlichen <strong>Statistik</strong> in Bayern<br />
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