Teil 1 - Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung ...
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„Gr<strong>und</strong>gesetz der <strong>Statistik</strong>“<br />
weitergegeben werden. In totalitären Staaten dient die <strong>Statistik</strong> hingegen auch<br />
Propaganda- <strong>und</strong> Überwachungszwecken. Hierfür werden oftmals verfälschte<br />
Daten veröffentlicht <strong>und</strong> Einzeldaten von nichtstatistischen Stellen verwendet. 18<br />
Nach dem schwerwiegenden Missbrauch der amtlichen <strong>Statistik</strong> durch den Nationalsozialismus<br />
wurde der Neuaufbau einer <strong>Statistik</strong> im demokratischen Verständnis<br />
zu einer wichtigen Aufgabe der Nachkriegszeit. Diesem Ziel diente das Gesetz<br />
über die <strong>Statistik</strong> für B<strong>und</strong>eszwecke vom 3. September 1953, in welchem unter<br />
anderem die Anordnung von <strong>Statistik</strong>en durch ein entsprechendes Gesetz, die<br />
Auskunftspflicht <strong>und</strong> die statistische Geheimhaltung geregelt sind. Das Gesetz<br />
wurde in den Jahren 1980 <strong>und</strong> 1987 zweimal novelliert <strong>und</strong> ist bis heute eine Art<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz der <strong>Statistik</strong>. Neben der gesetzlichen Regelung wird ein Missbrauch<br />
der amtlichen <strong>Statistik</strong> auch durch die in Demokratien üblichen Kontrollinstrumente<br />
wie parlamentarische Opposition <strong>und</strong> freie Presse ausgeschlossen.<br />
Die amtliche <strong>Statistik</strong> nach 1945<br />
Mit der Kapitulation des Deutschen Reichs im Mai 1945 ging die oberste Regierungsgewalt<br />
auf die alliierten Besatzungsmächte über. Die staatlichen Institutionen<br />
auf Reichsebene, darunter auch das Statistische Reichsamt, wurden<br />
faktisch aufgelöst. Das Bayerische Statistische <strong>Landesamt</strong> konnte jedoch nach<br />
der Besetzung Münchens durch die amerikanischen Streitkräfte bereits am 7. Mai<br />
1945 seinen Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen. Präsident blieb zunächst noch<br />
Friedrich Burgdörfer, ehe er am 15. Oktober 1945 aufgr<strong>und</strong> seiner NSDAP-Mitgliedschaft<br />
entlassen wurde. Zu seinem kommissarischen Nachfolger wurde der<br />
politisch unbelastete Meinrad Hagmann ernannt, der zuvor Burgdörfers Vertreter<br />
<strong>und</strong> Hausjurist des Amts war. Ihm folgte, weil er die Leitung des Amts abgelehnt<br />
hatte, am 12. Februar 1946 Dr. Karl Wagner (1893 - 1963) nach, der 1941 aus<br />
politischen Gründen aus dem Statistischen Reichsamt entlassen worden <strong>und</strong> bis<br />
Kriegsende in der Wirtschaftskammer Bayern tätig war. Er prägte in seiner bis<br />
1959 dauernden Amtszeit den Wiederaufbau der amtlichen bayerischen <strong>Statistik</strong><br />
<strong>und</strong> der Deutschen Statistischen Gesellschaft (Neugründung 1948). Unter seiner<br />
Leitung wurde 1949 auch das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung aus dem Statistischen<br />
<strong>Landesamt</strong> ausgegründet, dessen erster Vorstandsvorsitzender er von<br />
1949 bis 1955 war.<br />
Mit dem Ende des Statistischen Reichsamts war ein Zustand ähnlich dem vor<br />
der Reichsgründung 1871 eingetreten. De facto gab es keine zentralen oder föderierten<br />
Reichsstatistiken mehr. Die während des Dritten Reichs an das Statistische<br />
Reichsamt übergegangenen Arbeiten vor allem bei der Datenaufbereitung mussten<br />
in den folgenden Jahren ausschließlich vom Statistischen <strong>Landesamt</strong> geleistet<br />
werden. Dies erforderte deutlich mehr Personal <strong>und</strong> führte zu einer spürbaren<br />
Technisierung der Produktionsabläufe. Daneben wurden schon sehr bald nach<br />
Kriegsende Erfahrungen mit Stichprobenerhebungen gesammelt, eine Entwicklung,<br />
die letztlich 1957 zur Einführung des Mikrozensus führte.<br />
Erste Erhebungen<br />
nach dem Krieg<br />
40<br />
Ähnlich wie nach dem Ersten Weltkrieg bestand die gelenkte Wirtschaft auch in den<br />
ersten Jahren nach 1945 fort. Für die Versorgung der Bevölkerung mussten daher<br />
Informationen über die verfügbaren Nahrungsmittel gewonnen werden. Hierfür<br />
wurde bereits am 15. Juni 1945 eine Bodenbenutzungserhebung durchgeführt.<br />
Ab Juni wurde auch die monatliche Berichterstattung über Saatenstand <strong>und</strong> Ernte<br />
wieder aufgenommen <strong>und</strong> im September 1945 erfolgte eine Viehzählung. Die<br />
Zur Geschichte der amtlichen <strong>Statistik</strong> in Bayern