WINDBLATT - Enercon
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<strong>WINDBLATT</strong> ENERCON<br />
25 JAHRE ENERCON<br />
Erfolg durch Technologie-<br />
Vorsprung<br />
Seite 6<br />
TECHNOLOGIE<br />
Wasserkraftwerk Raguhn:<br />
ENERCON Technologie<br />
bewährt sich in der<br />
Wasserkraft<br />
Seite 10<br />
SERVICE<br />
Systemdienstleistungsbonus:<br />
Erste ENERCON WEA für den<br />
SDL-Bonus zertifiziert<br />
Seite 12<br />
BERUFSBILDER<br />
Rotorblattservice-Techniker:<br />
Blattinstandhaltung in<br />
luftiger Höhe<br />
Seite 16<br />
ZULIEFERER<br />
Hulvershorn Gießerei:<br />
Gleichbleibende Qualität<br />
auch beim hundertsten<br />
Abguss<br />
Seite 18<br />
Magazin<br />
für Windenergie<br />
Ausgabe 03 | 2009<br />
www.enercon.de
ENERCON ADRESSEN<br />
ENERCON Vertriebsbüros Inland<br />
AURICH<br />
Dreekamp 5<br />
26605 Aurich<br />
Tel. 04941/927-0<br />
Fax 04941/927 669<br />
BREMEN<br />
Otto-Lilienthal-Straße 25<br />
28199 Bremen<br />
Tel. 0421/24415-20<br />
Fax 0421/24415-39<br />
MARNE<br />
Industriestraße 2<br />
25709 Marne<br />
Telefon 04851/9537-0<br />
Fax 04851/9537-19<br />
GÜSTROW<br />
Rövertannen 13<br />
18273 Güstrow<br />
Telefon 03843/6958-0<br />
Fax 03843/6958-39<br />
MAGDEBURG<br />
August-Bebel-Damm 24-30<br />
39126 Magdeburg<br />
Telefon 0391/24460230<br />
Fax 0391/24460231<br />
ENSE<br />
Oesterweg 9<br />
59469 Ense<br />
Telefon 02938/9720-0<br />
Fax 02938/9720-49<br />
OBERKOTZAU<br />
Hauptstraße 12<br />
95145 Oberkotzau<br />
Tel. 09286/9655-0<br />
Fax 09286/9655-19<br />
Internationaler Vertrieb<br />
ENERCON GmbH, Aurich<br />
Dreekamp 5<br />
D-26605 Aurich<br />
Tel. 04941/927-0<br />
Fax 04941/927 669<br />
e-mail: sales@enercon.de<br />
Vertriebsbüros Ausland<br />
Argentinien · Belgien · Brasilien · Canada ·<br />
Dänemark · Frankreich · Griechenland ·<br />
Italien · Neuseeland · Niederlande ·<br />
Österreich · Portugal · Schweden · Spanien<br />
Impressum<br />
Seite 3<br />
Seite 4<br />
Seite 6<br />
Seite 8<br />
Seite 10<br />
Seite 12<br />
Seite 14<br />
Seite 16<br />
Seite 18<br />
Seite 20<br />
Seite 2<br />
Seite 5<br />
Editorial<br />
ENERCON News<br />
Nachrichten aus der ENERCON Welt<br />
Titel<br />
25 Jahre ENERCON: Erfolg durch<br />
Technologie-Vorsprung<br />
Glückwünsche zu 25 Jahren ENERCON:<br />
Gründer einer neuen Zeit<br />
Technologie<br />
Wasserkraftwerk Raguhn: ENERCON<br />
Technologie bewährt sich in der<br />
Wasserkraft<br />
Service<br />
Systemdienstleistungsbonus für<br />
nachgerüstete Windenergieanlagen:<br />
Erste ENERCON WEA für den SDL-Bonus<br />
zertifiziert<br />
International<br />
ENERCON in Frankreich:<br />
Windparkeinweihungen in Bretagne und<br />
Massif Central<br />
Berufsbilder<br />
Rotorblattservice-Techniker:<br />
Blattinstandhaltung in luftiger Höhe<br />
Zulieferer<br />
Hulvershorn Gießerei: Gleichbleibende<br />
Qualität auch beim hundertsten Abguss<br />
Politik<br />
Podiumsdiskussion in Emden: Vorfahrt<br />
für die Erneuerbaren?<br />
Rubriken<br />
ENERCON Adressen<br />
Info-Service<br />
Herausgeber: ENERCON GmbH · Dreekamp 5 · 26605 Aurich<br />
Telefon: (04941) 927-0 · Fax 04941 927-109 · www.enercon.de<br />
Redaktion: Volker Uphoff, Ruth Brand, Teelke Bojarski<br />
Druck: Steinbacher Druck GmbH, Osnabrück<br />
Copyright: Alle im <strong>WINDBLATT</strong> veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und Tabellen) sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet<br />
ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internetseiten sowie Vervielfältigung auf<br />
Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die ENERCON GmbH gestattet.<br />
Erscheinungsweise: Das <strong>WINDBLATT</strong> erscheint alle vier Monate und wird regelmäßig der Zeitschrift<br />
„neue energie“, Magazin des Bundesverbands WindEnergie e.V., beigelegt.<br />
Bezug: Tel. (04941) 927-667 oder unter www.enercon.de.<br />
Titelfoto: E-126 im Windpark Aurich-Georgsfeld.
EDITORIAL <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 3<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
seit nunmehr 25 Jahren zeigt ENERCON den Menschen in Deutschland und der ganzen Welt,<br />
was die Windenergie leisten kann. Wurden wir anfangs noch belächelt, zeigen wir heute weltweit<br />
die Leistungsstärke der Zukunftsbranche Windenergie. So gut wie alle Energieprognosen<br />
der Vergangenheit haben uns weit unterschätzt: Nicht nur die konventionelle Stromwirtschaft<br />
erwartete noch 1990, dass die Windenergie in Deutschland nie auch nur annähernd ein Prozent<br />
der Stromversorgung gewährleisten könne. Auch optimistischere Prognosen – so eine<br />
Studie des Umweltministeriums von 1999 – haben wir heute um den Faktor drei übertroffen.<br />
Doch wir müssen uns auch weiterhin für die erneuerbaren Energien einsetzen, damit sie nicht<br />
zum Nebenschauplatz erklärt werden. Denn wir können nicht nur die Energiewende schaffen,<br />
sondern wir haben auch das Potenzial, die derzeitige wirtschaftlich schwierige Phase zu meistern<br />
und zahlreiche Arbeitsplätze zu schaffen – gerade in den Regionen, in denen der Maschinenbau<br />
eine hohe Bedeutung hat und unter der weltweiten Absatzkrise leidet.<br />
Zulieferunternehmen der Windbranche haben schon heute einen Fuß in der Tür zur Zukunft,<br />
denn die Windenergie weltweit wächst weiter. Mehr als 150.000 MW installierte Leistung erwartet<br />
der Welt-Wind-Verband WWEA bis Jahresende auf dem Globus. Die Windenergie ist europaweit<br />
die am schnellsten wachsende Stromerzeugungsart: 43 % der neuen Kapazitäten in<br />
Europa waren Windenergieanlagen. Im September werden wir in Deutschland das 25.000. Megawatt<br />
installierter Windleistung in Betrieb nehmen. Die Anlage steht in Bayern, wo das bisher<br />
noch ungenutzte Windpotenzial besonders groß ist. Die Windenergie im Süden Deutschlands<br />
muss noch erheblich stärker genutzt werden. Dies haben auch die Landesregierungen in Süddeutschland<br />
erkannt: 30 % des Stroms soll in Bayern bis zum Jahr 2020 aus erneuerbaren<br />
Quellen kommen – ein Ziel, das ohne Windenergie nicht zu erreichen ist.<br />
Die Windbranche und ihre Zulieferer müssen den Landesregierungen offensiv zeigen, was sie<br />
können. Deshalb beteiligt sich ENERCON an Windbranchentagen, zu denen Zulieferer, Anlagenhersteller<br />
und Betreiber die Landespolitik einladen, sich ein Bild von der Leistungsstärke dieser<br />
Zukunftsbranche zu machen. Baden-Württemberg war im Juli an der Reihe, im Oktober laden<br />
wir Landespolitik und Behörden in Nordrhein-Westfalen ein. Die Windzulieferer in Bayern<br />
werden im Herbst bereits zum zweiten Mal ihre Pforten öffnen. Beteiligen auch Sie sich, damit<br />
die Entscheidungsträger erkennen, wie wichtig unsere Branche vor Ort ist!<br />
Ihr<br />
Aloys Wobben<br />
Geschäftsführer ENERCON GmbH
4 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 NEWS<br />
Nabenzug an der zweiten E-126 in Altenwerder.<br />
Hamburg-Altenwerder: Aufbauteam<br />
zieht kompletten Rotor einer E-126<br />
Am 6. August sind die beiden E-126/6 MW in<br />
Hamburg-Altenwerder in Betrieb gegangen.<br />
Damit wurde ein Bauprojekt erfolgreich abgeschlossen,<br />
das vor vier Jahren mit der Errichtung<br />
der Zuwegung begann. Die Fundamente<br />
hat ENERCON im Sommer vergangenen Jahres<br />
errichtet, der Aufbau des Turms fand im<br />
vergangenen Herbst/Winter statt, die Windturbinen<br />
wurden im Frühjahr installiert.<br />
Die Aufbauteams haben bei der Installation<br />
der zweiten E-126 erstmals Gondel und Rotorblätter<br />
der Großwindanlage in einem Zug<br />
montiert. Mit über 300 Tonnen Gewicht handelte<br />
es sich um die schwerste zusammenhängende<br />
Bauteilgruppe, die ENERCON oberhalb<br />
des Fundamentes je montiert hat. „Im<br />
Vergleich zur früheren Einzelblattmontage<br />
sparen wir etwa zwei Wochen Zeit“, erklärt<br />
Jörg Zimmermann, ENERCON Aufbaukoordinator<br />
für die E-126. Eingerechnet ist die bei<br />
dem Verfahren etwas längere Rotor-Vormontagezeit<br />
am Boden von ca. vier Wochen.<br />
Der Komplettzug soll zum Standardverfahren<br />
auch für den E-126 Aufbau werden. Möglich<br />
gemacht hat dies die Entwicklung des neuen<br />
Großkrans CC 9800-1 durch die Firma Terex<br />
Demag. Er ragt bis in rund 150 Meter Höhe auf<br />
und zieht bis zu 1600 Tonnen Gewicht. Das in<br />
Hamburg eingesetzte erste Exemplar hat die<br />
belgische Firma Sarens zur Verfügung gestellt.<br />
Nach Abschluss der Arbeiten ist er von Hamburg<br />
nach Estinnes in Belgien abgezogen worden,<br />
wo er für den Aufbau im dortigen<br />
Foto: Gideon Köhnke<br />
E-126-Windpark mit insgesamt 11 Anlagen<br />
genutzt wird.<br />
Ab Herbst 2009 wird ENERCON übrigens ein<br />
eigener Terex Demag CC 9800 zur Verfügung<br />
stehen, der dann parallel zum gemieteten<br />
Großkran für die Aufbauprojekte der E-126<br />
eingesetzt werden wird.<br />
Repowering an der Straße von<br />
Gibraltar abgeschlossen<br />
Im August hat ENERCON die letzte Nabe für<br />
das Repowering der Windparks Pesur 1 und<br />
Energía Eólica del Estrecho (EEE) in Tarifa,<br />
Spanien, gezogen. Baubeginn war im Mai<br />
2008. „Damit betrug die Bauzeit insgesamt 13<br />
Monate. Die Inbetriebnahme der letzten fünf<br />
Anlagen in Pesur ist zurzeit in vollem Gange“,<br />
berichtet Projektmanager Christian Oberbeck.<br />
Die Inbetriebnahme aller Anlagen – inklusive<br />
EEE – erwartet er für den Herbst, nach Erweiterung<br />
eines bestehenden Umspannwerks.<br />
Auftraggeber des Projekts ist die Sociedad Eólica<br />
de Andalucía, S.A. Das Ziel des Unternehmens,<br />
der Austausch von 246 alten WEA mit<br />
einer Leistung von 100 bis 180 kW durch 37<br />
E-70/2,0 MW, ist somit in Kürze erreicht. Die<br />
installierte Gesamtleistung der Windparks erhöht<br />
sich von 30,6 auf 74 MW. Die Leistungsfähigkeit<br />
der bereits in Betrieb befindlichen<br />
Anlagen von Pesur 1 ist hervorragend: „Zwölf<br />
der 21 WEA speisen seit September 2008 zwischen<br />
460 und 630 Tausend kWh im Monat<br />
ein.“ Ihre Verfügbarkeit liegt bei 98,2 Prozent.<br />
Tarifa ist das erste große Repowering-Projekt<br />
in Spanien. „Weitere Windparkerneuerungen<br />
sind im Gespräch“, erklärt Oberbeck. Doch<br />
Der Windpark Pesur 1, im Hintergrund die Straße<br />
von Gibraltar.<br />
werde es in Spanien keine weiteren baureifen<br />
Projekte geben, solange die neue Einspeisevergütung<br />
nicht beschlossen sei. „Eine Entscheidung<br />
der Regierung wird für den Herbst<br />
erwartet, so dass im nächsten Jahr das Rennen<br />
um die Standorte losgehen dürfte.“<br />
Die Bevölkerung in der Region Tarifa ist unterdessen<br />
sehr positiv gegenüber den „neuen<br />
und schönen“ Anlagen eingestellt, hat Oberbeck<br />
festgestellt. „Sie freut sich über eine Reduzierung<br />
der Anlagenzahl – bei einer mehr<br />
als verdoppelten Nennleistung und einem vielfach<br />
höheren Ertrag.“<br />
WEC Turmbau errichtet Halle für<br />
Konfektionierung von Stahllitzen<br />
Bauarbeiten bei der WEC Turmbau im August.<br />
Die WEC Turmbau GmbH in Emden hat in diesem<br />
Sommer am Südkai eine neue Produktionshalle<br />
errichtet: Ab Oktober wird sie dort<br />
Spannlitzen für Fertigteilbetontürme konfektionieren.<br />
Eine solche Fertigung gibt es bislang<br />
nur bei der WEC Turmbau GmbH in Magdeburg.<br />
Die Halle erweitert die Produktionsfläche<br />
für ENERCON WEA um 5000 Quadratmeter,<br />
zwanzig neue Arbeitsplätze entstehen.<br />
ENERCON Fertigteilbetontürme bestehen aus<br />
bis zu 36 Segmenten, die z.T. in sich nochmals<br />
unterteilt sind. Sie werden auf der Baustelle<br />
mit Spezialkleber zum Turm verklebt. Für die<br />
nötige Festigkeit und Flexibilität sorgen unter<br />
anderem Spannlitzen, die vom Turmfuß durch<br />
Leerrohre in der Außenwand hindurch bis zum<br />
Abschlusssegment an der Spitze gezogen und<br />
verspannt werden. Diese Stahlseile können<br />
nun auch in Emden verarbeitet und von dort<br />
direkt mit den Betonsegmenten zur Baustelle
transportiert werden. Das Haupthallenschiff ist<br />
entsprechend den erforderlichen Seillängen<br />
156 Metern lang (und 22 Meter breit). Neben<br />
der Konfektionierung wird WEC in dem neuen<br />
Gebäude die Turmteile dreidimensional mit<br />
dem Laser vermessen und eine neue Betriebsschlosserei<br />
einrichten.<br />
Bis Januar wird sich ein neues dreistöckiges<br />
Verwaltungsgebäude an die Verspannungshalle<br />
anschließen. Es bietet auch Raum für ein<br />
Ausbildungszentrum. „Wir können darin optimierte<br />
Schulungen anbieten und u.a. das Personal<br />
für die im Ausland geplanten Betonturmfertigungen<br />
ausbilden“, erläutert Norbert<br />
Hölscher, der Geschäftsführer der WEC Turmbau<br />
GmbH. Den Anfang werde voraussichtlich<br />
die Belegschaft für das Werk im kanadischen<br />
Matane machen, das für 2010 geplant ist.<br />
Der Transport der fertigen Betonteile per<br />
Schiff, Eisenbahn und LKW ist ebenso eine<br />
Herausforderung wie die effiziente Anlieferung<br />
der Werkstoffe für die Produktion. WEC Turmbau<br />
kann hier in Emden dank eines neuen<br />
Bahngleises einiges an Aufwand sparen: Die<br />
Geleise führen nun nicht mehr am Werksgelände<br />
vorbei, sondern bis nahe an die Produktionshalle<br />
heran. Direkt vom Waggon aus<br />
gelangt das Material künftig mit einer Bandförderanlage<br />
zur Lagerhalde. Von dort befördern<br />
unterirdische Bänder die Grundmaterialien<br />
in die Betonmischanlage.<br />
Zahl der Auszubildenden bei<br />
ENERCON erneut gewachsen<br />
Bei ENERCON und den exklusiv für ENERCON<br />
tätigen Werken in Aurich und Magdeburg haben<br />
in diesem Jahr 110 junge<br />
Frauen und Männer ihre Ausbildung<br />
begonnen. Die Zahl der<br />
Azubis in Aurich hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr um 13 auf<br />
64 erhöht. Am stärksten vertreten<br />
sind die angehenden Elektroniker<br />
für Betriebstechnik<br />
(10) und Elektroniker für Maschinen-<br />
und Antriebstechnik<br />
(6). Es folgen Fachkräfte für Lagerlogistik<br />
und Metallbauer. Ein<br />
Novum sind zwei angehende<br />
Schiffsmechaniker und eine Schiffsmechanikerin<br />
sowie zwei Azubis für den Eisenbahner<br />
im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer und<br />
Transport.<br />
Im Bereich der dualen Ausbildungsgänge, die<br />
in Kooperationen mit umliegenden Hochschulen<br />
bzw. der Berufsakademie Ostfriesland in<br />
Leer gestaltet sind, ist zudem ein neues Berufsbild<br />
(für ENERCON) hinzugekommen: der<br />
zusammen mit der Hochschule Bremen angebotene<br />
Bachelor of Science, der eine Ausbildung<br />
zum Fachinformatiker beinhaltet.<br />
Eine leichte Steigerung zeichnet sich auch in<br />
Magdeburg ab: 14 angehende Konstruktionsmechaniker<br />
haben im August ihre Ausbildung<br />
bei der Stahlturm- und Apparatebau Magdeburg<br />
GmbH begonnen, drei mehr als im Vorjahr.<br />
Und bei der RBO Rotorblattoberfläche<br />
GmbH konnten insgesamt 17 Plätze für Elektroniker<br />
Betriebstechnik, Industriemechaniker<br />
Geräte und Anlagebau sowie Verfahrensmechaniker<br />
Kunststoff- und Kautschuktechnik<br />
besetzt werden.<br />
Der exklusive ENERCON Zulieferer SKET Maschinen-<br />
und Anlagenbau GmbH hat inzwischen<br />
eine Ausbildungsquote von über 11<br />
Prozent erreicht, und liegt damit rund 3 Prozent<br />
über dem Bundesdurchschnitt. Drei Industrie-<br />
und zwölf Zerspanungsmechaniker sind<br />
im September in die Lehre gestartet. „Wir bilden<br />
seit drei Jahren verstärkt für den eigenen<br />
Bedarf aus, weil in den kommenden Jahren<br />
für Teile der Belegschaft der Ruhestand ansteht“,<br />
sagt Ausbildungsleiter Fred Grützner.<br />
Im nächsten Juni werde bei SKET ein neues<br />
Ausbildungszentrum fertig gestellt.<br />
Die neuen Auszubildenden bei ENERCON in Aurich, August 2009.<br />
NEWS <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 5<br />
CanWEA 2009<br />
(Toronto/Kanada)<br />
Konferenz & Messe zur<br />
Windenergie<br />
Metro Toronto Convention Centre<br />
20.09.-23.09.2009<br />
www.canwea.ca<br />
Wind Powerexpo 2009<br />
(Saragossa/Spanien)<br />
Internationale Messe zur<br />
Windenergie<br />
Messe & Konferenz Zentrum<br />
Saragossa<br />
22.09.-24.09.2009<br />
www.powerexpo.es<br />
RENEXPO 2009<br />
(Augsburg/Deutschland)<br />
Internationale Fachmesse für<br />
Regenerative Energien &<br />
Energieeffizientes Bauen<br />
Messe Augsburg<br />
24.09.-27.09.2009<br />
www.renexpo.de<br />
Eolica Expo 2009<br />
(Rom/Italien)<br />
internationale Windenergiemesse<br />
Messe Center Rom<br />
30.09.-03.10.2009<br />
www.zeroemissionrome.eu<br />
NEREC 2009<br />
(Oslo/Norwegen)<br />
Nordeuropäische Konferenz &<br />
Messe zu Erneuerbare Energien<br />
Norwegisches Messe & Kongress<br />
Zentrum (Lilleström)<br />
07.10.-08.10.2009<br />
www.nerec.no<br />
BEWA31 2009<br />
(Liverpool/England)<br />
Konferenz & Messe zur<br />
Windenergie<br />
ACC Liverpool<br />
20.10.-22.10.2009<br />
www.bwea.com/31<br />
AGRITECHNICA 2009<br />
(Hannover/Deutschland)<br />
Internationale Fachausstellung für<br />
Landtechnik der DLG<br />
Messe Hannover<br />
10.11.-14.11.2009<br />
www.agritechnica.com<br />
INFO-SERVICE
6 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 TITEL<br />
25 Jahre ENERCON<br />
Erfolg durch<br />
Technologie-Vorsprung<br />
ENERCON feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Es hat<br />
sich in diesem Zeitraum von einer kleinen Gründerfirma mit innovativen<br />
Ideen für ein „Nischenprodukt“ zum deutschen Marktführer in<br />
der Windenergie entwickelt. ENERCON ist dabei seinem Leitbild<br />
„Energie für die Welt“ bis heute treu geblieben und hat mittlerweile<br />
mehr als 15.000 Anlagen weltweit mit einer Leistung von 18,5 GW<br />
installiert. Dies entspricht in etwa der Leistung von 18 Atomkraftwerken.<br />
Die Innovationskraft des Unternehmens ist dabei ein<br />
wesentlicher Erfolgsfaktor.<br />
Am Anfang von ENERCON stand eine Idee<br />
des Gründers Aloys Wobben: In damaligen<br />
Windenergieanlagen drehten sich Rotor und<br />
Generator mit fester Geschwindigkeit, weil<br />
sie ihre Einspeisung an das mit 50 Hz<br />
schwingende Versorgungsnetz anpassen<br />
mussten. Das Netz gab die Drehzahl vor.<br />
Windturbinen liefern jedoch mehr Energie,<br />
wenn sie ihre Drehzahl der Windgeschwindigkeit<br />
anpassen können. Wobbens Idee bestand<br />
nun darin, mithilfe eines Umrichters<br />
die variable Frequenz des Generators für<br />
das Netz zu transformieren. Damit lassen<br />
sich WEA und Netz entkoppeln – und die<br />
WEA kann ihre Drehzahl anpassen.<br />
Die für die Windnachführung erforderlichen<br />
Frequenzumrichter fertigte Wobben 1984<br />
mit einer kleinen Zahl von Mitarbeitern in einem<br />
ehemaligen Teppichlager in der Auricher<br />
Raiffeisenstraße. Als die WEA-Hersteller<br />
nicht auf das Konzept der Netztrennung<br />
eingingen, entschloss er sich, die Entwicklung<br />
eigener WEA voranzutreiben. Ein Jahr<br />
später entstand nahe Wobbens Wohnhaus<br />
die erste E-15 mit einer Nennleistung von<br />
55 kW, die sich nach einigen Anpassungen<br />
heute noch dreht: Bis auf die Umrichter bestand<br />
sie aus zugelieferten Teilen.<br />
„Das Möbelhaus Flüger in Norddeich, die<br />
Stadtwerke Norderney und die Stadtwerke<br />
Norden waren die ersten Kunden aus der<br />
Region. Im ersten Produktionsjahr wurden<br />
fünf Anlagen produziert, im zweiten zwanzig“,<br />
berichtet Klaus Peters, Mitarbeiter der<br />
ersten Stunde und heute Gesamtproduktionsleiter<br />
bei ENERCON. Allein der Firmengründer<br />
selbst sei schon damals überzeugt<br />
gewesen, eines Tages 1000 Maschinen pro<br />
Jahr zu bauen.<br />
Entwicklung zum Direktantrieb<br />
ENERCON machte mit seinen „Nullserien“-<br />
Anlagen wertvolle Erfahrungen – die größten<br />
Probleme verursachte das Getriebe, daher<br />
rührten Ölleckagen und Zahnradbrüche.<br />
Die Konsequenz war, auf das Bauteil ganz zu<br />
verzichten. Nach Jahren intensiver Entwick-<br />
ENERCON Historie von den Anfängen – der erste Prototyp, Aufbau zweier E-16 auf Norderney, eine E-40, die SKET Halle in Magdeburg – bis hin zur E-126.
lung entstand 1992 die erste getriebelose<br />
Anlage: eine E-36, die bald zur E-40 weiter<br />
entwickelt massenhafte Verbreitung finden<br />
sollte. Zugleich wurden Möglichkeiten gesucht,<br />
die auf den Rotor wirkenden Lasten<br />
zu reduzieren: Ergebnis waren verstellbare<br />
Rotorblätter, die sich, wenn nötig, um die eigene<br />
Achse aus dem Wind drehen.<br />
Parallel dazu wurde die Produktion ausgebaut.<br />
Hier erwies es sich als Erfolgsrezept,<br />
die Komponenten, für die der Markt keine<br />
befriedigende Lösung bot, selbst herzustellen.<br />
Als es Anfang der 1990er Jahre keine<br />
Ringgeneratoren in der nötigen Größe gab,<br />
begann ENERCON selbst Generatoren zu<br />
wickeln. Und weil der Wirkungsgrad der<br />
gängigen Rotorblätter zu wünschen übrig<br />
ließ, entwarf man selbst effiziente Formen<br />
und baute eine Serienfertigung auf.<br />
Die Industrialisierung seiner Windenergieanlagenfertigung<br />
hat ENERCON in den 90er<br />
Jahren geschafft: Meilensteine waren der<br />
Beginn der E-40-Serienfertigung in Aurich<br />
(1993), die ersten Auslandsproduktionsstätten<br />
in Indien (1995) und Brasilien (1996)<br />
sowie die Übernahme des Magdeburger<br />
Maschinenbau-Unternehmens SKET (1998).<br />
Letzteres brachte den endgültigen Durchbruch<br />
zur Großserie: Die Entwicklung war<br />
inzwischen bei der E-66/1,8 MW angelangt.<br />
Mit SKET übernahm ENERCON einen ehemaligen<br />
DDR-Großbetrieb. Nach kurzem ge-<br />
genseitigen Abtasten – bei SKET hatte man<br />
bei früheren Übernahmen negative Erfahrungen<br />
gemacht – entstand eine Symbiose,<br />
die die Stärken zweier Unternehmenskulturen<br />
vereinte: SKET brachte viel Erfahrung<br />
mit Großindustrieprojekten ein, ENERCON<br />
seine Innovationsfreude und Flexibilität. Innerhalb<br />
eines Jahres verdoppelte sich die<br />
Fertigungskapazität. So war man bestens<br />
gerüstet für den nach der Jahrtausendwende<br />
– unter anderem dank des novellierten<br />
deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
– einsetzenden Boom auf dem Windenergieanlagenmarkt.<br />
Fertigungsausbau und<br />
technologischer Fortschritt<br />
ENERCON hat auch in den Wachstumsjahren,<br />
in denen es viel Kraft auf die Ausdehnung<br />
der Produktion verwendete, nie die<br />
technologische Weiterentwicklung seiner<br />
Produkte aus dem Blick verloren. Schwerpunkte<br />
lagen auf der Einführung des neuen<br />
Rotorblatt-Designs für alle Typen, der Weiterentwicklung<br />
der Leistungselektronik, der<br />
Ausdifferenzierung der Modellreihe und der<br />
Erweiterung des Anwendungsspektrums der<br />
getriebelosen Turbinen-Technologie.<br />
So gibt es seit Ende 2007 die leistungsstärkste<br />
WEA im ENERCON Produktprogramm:<br />
die E-126 mit 6 MW Nennleistung.<br />
Außerdem hat ENERCON ein eigenes Treibstoff<br />
sparendes Transportschiff für WEA mit<br />
innovativem Segelrotor-Antrieb und opti-<br />
TITEL <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 7<br />
mierter Geometrie von Rumpf und Schiffsschraube<br />
entwickelt. Weitere Aktivitäten<br />
sind Wasserkraftwerke (siehe auch den<br />
Technologie-Artikel auf Seite 10), Meerwasserentsalzungsanlagen<br />
und die Errichtung<br />
von Wind-Diesel-Systemen, die eine effiziente<br />
und umweltschonende Stromversorgung<br />
für Inselnetze erlauben.<br />
ENERCONS Erfolg gründet in einer Innovationskultur,<br />
die sich quer durch alle Bereiche<br />
zieht: von der Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />
bis hinein in die Produktion,<br />
wo Mitarbeiter konsequent nach Verbesserungen<br />
suchen und ihre Ideen lösungsorientiert<br />
umsetzen. ENERCON hat zudem die<br />
richtige Balance zwischen qualifizierten<br />
Spezialisten von außerhalb und Eigengewächsen<br />
auch in Führungspositionen gefunden.<br />
Darüber hinaus muss das Wissen<br />
um die Herstellung fortschrittlicher WEA-<br />
Technologie an neue Mitarbeitergenerationen<br />
weitergegeben werden. ENERCON hat<br />
hier von Beginn an Maßstäbe in der Ausbildung<br />
gesetzt. Zwanzig Berufsbilder umfasst<br />
das Spektrum derzeit.<br />
Letztlich verdankt ENERCON seine Entwicklungsmöglichkeit<br />
auch der hohen Kundenzufriedenheit,<br />
welche wiederum in der hohen<br />
technischen Verfügbarkeit und der<br />
bewährten ENERCON Anlagentechnik begründet<br />
liegt. ENERCON wird auch in Zukunft<br />
alles tun, um dem ihm entgegen gebrachten<br />
Vertrauen gerecht zu werden.
8 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 TITEL<br />
Glückwünsche zu 25 Jahren ENERCON<br />
Gründer einer neuen Zeit<br />
ENERCON hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von<br />
Gratulationsschreiben zum 25-jährigen Firmenjubiläum erhalten –<br />
von Kunden, Zulieferern, Banken, aus der Politik und aus der<br />
Branche. Das Windblatt druckt auf diesen Seiten einige der<br />
Schreiben ab, nebst einem Interview mit einem ENERCON<br />
Mitarbeiter, der seit über 20 Jahren für das Unternehmen tätig ist.<br />
Das Windblatt bedankt sich bei allen Autoren.<br />
Grußwort der Bundeskanzlerin<br />
ENERCON ist<br />
heute dank des<br />
Unternehmergeistes<br />
seines<br />
Gründers, der<br />
Innovationskraft<br />
seiner<br />
Ingenieure und<br />
des Engagements<br />
seiner Angela Merkel<br />
Mitarbeiter ein<br />
weltweit führender Anbieter für Windenergieanlagen.<br />
Neben Forschung und Entwicklung<br />
sichert die Produktion in Deutschland viele<br />
Tausend zukunftsfähige Arbeitsplätze. Das<br />
Unternehmen ist damit ein herausragendes<br />
Beispiel für das Wachstum in der Erneuerbaren-Energien-Branche<br />
und die Chancen am<br />
Standort Deutschland.<br />
Der Aufbau einer nachhaltigen und klimaverträglichen<br />
Energieversorgung gehört zu den<br />
großen Herausforderungen der kommenden<br />
Jahrzehnte. Die Bundesregierung setzt auf einen<br />
breiten und klimafreundlichen Energiemix,<br />
um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden.<br />
Dazu gehören die Verstromung von Kohle<br />
und Gas, die Kernkraft als Brückentechnologie<br />
und als ein wesentlicher Teil der Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien.<br />
Mit dem EEG haben wir die notwendigen Rahmenbedingungen<br />
gesetzt. Dass andere<br />
Staaten international unserem Beispiel folgen,<br />
bestätigt uns auf diesem Weg. Auf dem Weltmarkt<br />
für Windenergie können wir daher eine<br />
weiterhin dynamische Entwicklung erwarten.<br />
Für ENERCON bieten sich damit hervorragende<br />
Wachstumsperspektiven. Für die Zukunft<br />
wünsche ich dem Unternehmen und seinen<br />
Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg.<br />
Spitzentechnologie von ENERCON<br />
25 Jahre erfolgreicheFirmengeschichte<br />
ENERCON<br />
bedeuten 25<br />
Jahre erfolgreicheEntwicklung<br />
der<br />
Windenergie<br />
weltweit und<br />
wirtschaftlicher<br />
Fortschritt in<br />
Christian Wulff,<br />
Ministerpräsident des Landes<br />
Niedersachsen<br />
strukturschwachen Regionen Niedersachsens.<br />
ENERCON ist in Deutschland mit seiner<br />
Spitzentechnologie zu Recht Marktführer.<br />
Zum Schutz des Klimas und der Verringerung<br />
der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern<br />
hat sich die Niedersächsische Landesregierung<br />
besonders mithilfe des Ausbaus der<br />
Windenergie zum Ziel gesetzt, den Anteil der<br />
Erneuerbaren am Gesamtenergieverbrauch bis<br />
2020 auf 25 % zu erhöhen. Ohne die innovativen<br />
und qualitativ hochwertigen Windenergieanlagen<br />
der Firma ENERCON könnten wir dieses<br />
ehrgeizige Ziel so schnell nicht erreichen.<br />
Die Landesregierung setzt auf die Firma<br />
ENERCON und die Leistungskraft des gesamten<br />
Teams der Firma. Sie sind ein unverzicht-<br />
barer Partner bei unserem gemeinsamen Weg<br />
in eine klimafreundlichere Energiezukunft.<br />
Bilderbuchgeschichte eines<br />
erfolgreichen Ökounternehmers<br />
Die Geschichte<br />
von Aloys Wobben<br />
liefert uns<br />
eine Bilderbuchgeschichte<br />
vom erfolgr<br />
e i c h e n<br />
ökologischen<br />
Unternehmer.<br />
Vor 25 Jahren<br />
ist er gleich-<br />
Jürgen Trittin, MdB,<br />
Bündnis 90/Die Grünen<br />
sam in der Garage als Erfinder gestartet, in einer<br />
Zeit, als Grüne für ihre Vorstellungen einer<br />
Energiewende belächelt wurden und grüne Ingenieure<br />
und Erfinder noch als Außenseiter<br />
galten. Heute produziert seine modernste Anlage<br />
soviel Strom an einem Tag wie seine erste<br />
in einem Jahr.<br />
Die Erneuerbare-Energien-Branche schreibt<br />
trotz Krise ihre Erfolgsgeschichten ungebremst<br />
weiter. Mehr als 280.000 Menschen<br />
arbeiten in Deutschland nun im Bereich der<br />
Erneuerbaren, weit mehr als in Kohle- und<br />
Atomwirtschaft. Daran hat ENERCON mit seinen<br />
rund 8000 Mitarbeitern in Deutschland<br />
großen Anteil. Oft war ENERCON ein regelrechter<br />
Innovationsmotor in der Windenergiebranche.<br />
Diese wird und muss noch weiter<br />
wachsen, denn um das 2-Grad-Ziel zu erreichen,<br />
müssen wir weltweit auf Erneuerbare<br />
umstellen. Das geht nicht mit neuen Kohleund<br />
alten Atomkraftwerken. Das ist die Auseinandersetzung<br />
für die nächsten 25 Jahre.<br />
Gründer einer neuen Zeit<br />
Die Unternehmerpersönlichkeiten, die in der Industrialisierung<br />
bahnbrechend gewesen sind,<br />
hatten etwas gemeinsam: Sie waren technische<br />
Pioniere und erfolgreiche praktische Umsetzer<br />
und Gestalter zugleich. Sie hatten eine
Idee, von der<br />
sie sich von<br />
niemandem abbringen<br />
ließen.<br />
Zugleich besaßen<br />
sie die<br />
Kraft und die<br />
Ausdauer,<br />
Durststrecken<br />
zu überwinden.<br />
All diese Eigenschaften treffen auch auf Aloys<br />
Wobben zu, den Gründer von ENERCON. Er ist<br />
Pionier der Windenergie und bis heute sein eigener<br />
Entwicklungschef, mit Blick auf das Detail<br />
und das Ganze zugleich. Er ist ein erfolgreicher<br />
Unternehmer mit langem Atem. Er hat<br />
eine ethische Grundüberzeugung: dass sich<br />
die irdische Zivilisation vom fossilen und atomaren<br />
Sündenfall schnell und entschieden<br />
verabschieden muss, und nur überleben kann,<br />
wenn sie dieselben Energien nutzt wie die Natur<br />
auch – die Erneuerbaren. Wobben ist ein<br />
herausragender Gründer der neuen Zeit, für<br />
deren Realisierung nicht mehr viel Zeit bleibt.<br />
Deutsche Wertarbeit und Innovation<br />
Energie für die<br />
Welt – unter<br />
diesem Motto<br />
stellt ENERCON<br />
seit nunmehr<br />
25 Jahren Windenergieanlagen<br />
her. Ob<br />
Aloys Wobben<br />
nun der „Daniel<br />
Düsentrieb des<br />
Hermann Scheer, MdB,<br />
Vorsitzender des Weltrats für<br />
Erneuerbare Energien<br />
Hermann Albers, Präsident<br />
Bundesverband WindEnergie<br />
Windes“ oder „Bill Gates aus Ostfriesland“ ist,<br />
darüber mögen die Medien streiten. Fakt ist:<br />
Aus einer Tüftelei des Ingenieurs Wobben ist<br />
ein weltweit agierendes Unternehmen geworden,<br />
das wie kaum ein anderes für deutsche<br />
Wertarbeit und Innovationen steht. Dazu gratuliere<br />
ich herzlich auch im Namen des Bundesverbands<br />
WindEnergie und bedanke mich<br />
für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />
Gemeinsam den Klimaschutz<br />
vorantreiben<br />
25 Jahre ENERCON – das ist ein Vierteljahrhundert<br />
Unternehmertum für erneuerbare Energi-<br />
Vom Azubi zum Bauleiter E-126<br />
Windblatt: Sie waren 1987 der erste Azubi bei<br />
ENERCON. Was hat Sie dazu bewogen?<br />
Stefan Behrends: Ich habe bei der Kreisvolkshochschule<br />
eine kombinierte Ausbildung zum<br />
Stahlbauschlosser gemacht. Zum Abschluss<br />
brauchte ich ein halbes Jahr Praktikum. Für<br />
mich war es wichtig, dass ich voll mitarbeiten<br />
durfte. Da war ich bei ENERCON goldrichtig.<br />
Was war ENERCON damals für eine Firma?<br />
Behrends: Es gab ein Dutzend Mitarbeiter. Die<br />
„Produktionsstätte“ war eine Werkstatt, in der<br />
Platz für zwei PKW war. Das Lager reichte für<br />
zwei E-16: Waren die fertig, mussten wir aufbauen,<br />
damit wir weiter produzieren konnten.<br />
Was hat sich seither verändert?<br />
Behrends: Früher wurde man belächelt, wenn<br />
man sagte: „Ich arbeite für ENERCON.“ Heute<br />
wollen die Leute gern hier arbeiten. Mit den<br />
en, Pioniergeist, langer Atem sowie Mut zu immer<br />
neuen Wegen. Das bedeutet aber auch Widerstände<br />
zu überwinden, Freude an den Erfolgen<br />
zu bewahren und Erreichtes zu schätzen.<br />
Die Herausforderung,<br />
neue<br />
Energiequellen<br />
zu erschließen<br />
und umweltschonende<br />
Technologien<br />
zu entwickeln,<br />
hat Aloys Wobben<br />
zu seinem<br />
Lebensinhalt<br />
Ulrich Schmack, Schmack<br />
Biogas AG<br />
gemacht. ENERCON hat einen unverzichtbaren<br />
Beitrag zur Entwicklung der Erneuerbaren in<br />
Deutschland geleistet. Dies drückt sich nicht<br />
nur in Zahlen aus, sondern vielmehr in einem<br />
neuen Umweltbewusstsein in Politik, Wirtschaft<br />
und Bevölkerung.<br />
Gemeinsam den Klimaschutz voranzutreiben<br />
ist eine Herausforderung, an der wir alle in<br />
den letzten Jahren gewachsen sind. Wir haben<br />
sie angenommen und prägen die Antwort darauf<br />
noch heute in großem Maße mit.<br />
TITEL <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 9<br />
Anlagen ist die<br />
Verantwortung<br />
gewachsen. Ich<br />
bin Bauleiter<br />
für die E-126.<br />
Wenn da etwas<br />
schiefläuft, ist<br />
erheblich mehr<br />
Druck im Spiel<br />
als damals.<br />
Stefan Behrends<br />
Wann war für Sie klar, dass Sie bleiben?<br />
Behrends: Als ENERCON 1991 das erste eigene<br />
Gebäude bezog und die E-32 in Serie produzierte,<br />
da wusste ich, dass aus der Sache<br />
was Großes wird.<br />
Sind 25 Jahre ENERCON Grund zum Feiern?<br />
Behrends: Klar. Aloys Wobben hat aus fast<br />
nichts ein Weltunternehmen geschaffen, das<br />
auch heute weiter positiv in die Zukunft<br />
schauen kann.<br />
Verlässlich wie die Sonne<br />
Als Aloys<br />
Wobben, Ulrich<br />
Schmack und ich<br />
für die Erneuerbaren<br />
zum Energiegipfel<br />
der<br />
Kanzlerin eingeladen<br />
waren, haben<br />
wir die Bran- Frank Asbeck, SolarWorld AG<br />
che wirklich in<br />
ihrer ganzen Breite vertreten. Mehr Gegensatz<br />
geht kaum, was die Technik betrifft, aber auch<br />
persönlich: An Körperbau, Gemüt und Auftreten<br />
unterscheidet uns einiges. Und das ist gut so,<br />
denn: Der Mix macht’s. Nicht nur der Mix der<br />
Erneuerbaren von Sonne bis Wind, sondern<br />
auch der der Personen, die dafür stehen.<br />
Wobben ist ein grandioser Entwickler und Ingenieur.<br />
Trotz 12.000 Beschäftigten und Milliardenumsatz<br />
findet man ihn immer noch bastelnd<br />
in seinen Werkstätten. Ich schätze seine<br />
Gradlinigkeit, mit der er für saubere Energie<br />
und gegen die Dinosauriertechnologien eintritt.<br />
Vor allem aber schätze ich seine Produkte, von<br />
denen sich bei mir einige drehen. So verlässlich,<br />
wie jeden Morgen die Sonne aufgeht!
10 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 TECHNOLOGIE<br />
Erstes ENERCON Wasserkraftwerk in Raguhn erfolgreich am Netz<br />
ENERCON Technologie bewährt<br />
sich in der Wasserkraft<br />
Nachdem der Probebetrieb seit Januar dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen<br />
wurde, ist das erste ENERCON Wasserkraftwerk im Juni<br />
in Raguhn, Sachsen-Anhalt, vollständig ans Netz gegangen. Betreiber<br />
der Anlage ist die Wasserenergie Raguhn GmbH & Co. KG, eine<br />
Tochtergesellschaft der ENERCON GmbH.<br />
ENERCON setzt an der Mulde, einem Zufluss<br />
der Elbe, zwei selbst entwickelte S-Rohrturbinen<br />
ein. „Bei der Entwicklung des<br />
ENERCON Wasserturbinen-Konzepts standen<br />
eine verbesserte Wirtschaftlichkeit im<br />
Vergleich zu üblichen Turbinenkonzepten,<br />
umweltgerechtere Eigenschaften, ein einfaches,<br />
robustes Design mit optimalen Wartungsmöglichkeiten<br />
sowie der Einsatz<br />
langjährig erprobter ENERCON Serienkomponenten<br />
aus der Windenergietechnik für<br />
die automatische Betriebsführung und elektrotechnische<br />
Ausrüstung im Vordergrund“,<br />
Auslauf des Turbinenraums in die Mulde, rechts die Mauer zum Hochswasserschutz für Raguhn.<br />
sagt Rolf Rohden, der Leiter der Abteilung<br />
Forschung & Entwicklung/Neue Technologien<br />
bei Wobben Research & Development<br />
(WRD) in Aurich.<br />
Wesentliche Punkte des ENERCON Konzepts<br />
sind der Verzicht auf ein Getriebe, der vollständig<br />
drehzahlvariable Betrieb – wodurch<br />
sich besonders Standorte mit niedrigen Fallhöhen<br />
bzw. tideabhängige Standorte wirtschaftlich<br />
erschließen lassen – und die Ausführung<br />
der Wasserturbine als Luvläufer mit<br />
extrem geringen Spaltmaßen des Laufrades:<br />
Das gilt sowohl an der Nabe, als auch an der<br />
Ummantelung (weiter entwickelte Minimum<br />
Gap Technologie). Die direkte Anströmung<br />
des Laufrades ohne vorherige Umlenkung<br />
des Wasserstromes führt zu einer Erhöhung<br />
des Energieertrags und reduziert darüber<br />
hinaus die Wahrscheinlichkeit von Fischschädigungen<br />
in erheblichem Maße.<br />
Ohnehin kann die ENERCON Turbine als<br />
äußerst fischfreundliche Bauart beschrieben<br />
werden. In Bezug auf die Passierbarkeit für<br />
Fische weist die Konstruktion folgende Vorteile<br />
auf:<br />
- die E-Turbine ist über den gesamten Leistungszeitraum<br />
drehzahlvariabel. Durch die<br />
niedrige Drehzahl wird die Umlaufgeschwindigkeit<br />
des Laufrades verringert<br />
und somit die Verletzungsrate bei den<br />
Fischen erheblich gesenkt.
- Durch die geringe Anzahl von Laufradschaufeln<br />
ist der Anteil von Prall- und<br />
Scherflächen für Fische minimiert.<br />
Die Ausführung der Nabe der E-Turbine erfolgt<br />
analog zur Minimum Gap Turbine vollkugelig.<br />
Dadurch ergibt sich neben einem<br />
verbesserten Wirkungsgrad wegen geringerer<br />
Strömungsverluste im Spalt auch eine<br />
geringere Verletzungsgefahr eventuell eingeströmter<br />
Fische.<br />
Lernfähige Software steuert die<br />
Schaufelräder<br />
Die Turbinen werden durch eine „lernfähige“<br />
Software gesteuert. Sie steuert neben dem<br />
Sicherheitssystem die Gleichstrommotoren<br />
der Schaufeln: Verringert sich das Wasserangebot<br />
des Flusses und steigt dadurch die<br />
Fallhöhe, „pitcht“ die Steuerung die Schaufel<br />
weiter in die Strömung. Im umgekehrten Fall<br />
wird die Schaufel aus der Strömung genommen.<br />
Die Software speichert die in den Vorgang<br />
eingegangenen Parameter wie Fallhöhe<br />
und Wassermenge, gleicht sie mit dem<br />
Energieertrag ab und passt künftige Steuervorgänge<br />
an, erläutert Rohden. Durch dieses<br />
„lernende“ System werden die Turbinen bei<br />
vorhandenem Wasserangebot immer im Ertragsmaximum<br />
gefahren.<br />
Zu DDR-Zeiten zählte die Mulde zu den am<br />
stärksten verunreinigten Flüssen. Seit der<br />
Wende hat sich die Situation verbessert,<br />
Einbau des Antriebsstrangs.<br />
das Wasser ist wieder<br />
glasklar. Das Projekt muss<br />
viele Anforderungen an<br />
den Fisch- und Gewässerschutz<br />
erfüllen: So sollen<br />
in Europa Fließgewässer<br />
durchgängig sein, u.a. für<br />
Fische, die zu ihren Laichplätzen<br />
ziehen. Den Aufund<br />
Abstieg ermöglicht in<br />
Raguhn eine offene<br />
Fischtreppe, abseits verläuft<br />
ein Rinnsal für<br />
Kleinstlebewesen.<br />
In den Fischabstieg, der<br />
gleichzeitig einen Spülkanal<br />
für die Rechen-Anlage darstellt, sind die<br />
Erfahrungen von Arne Gluch vom Landesbetrieb<br />
für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft,<br />
Sachsen-Anhalt, eingeflossen. Die<br />
Treppe hat 20 Stufen, jede davon 20 Zentimeter<br />
hoch. Knapp 1 Kubikmeter Wasser<br />
passieren sie pro Sekunde. Damit auch Amphibien<br />
und kleine Fische gegen die Strömung<br />
ankommen, gibt es zwischen den<br />
Kammern Ruhezonen, in denen die Tiere<br />
Kraft für den nächsten Sprung sammeln<br />
können.<br />
Um die Auswirkungen des Wasserkraftwerks<br />
auf die Fauna zu ermitteln, wird das<br />
Projekt von einem umfassenden Fischmonitoring<br />
begleitet. „Der bisherige Eindruck ist<br />
Wasserkraftwerk Raguhn: Fakten im Überblick<br />
Turbinen: 2 ENERCON S-Rohrturbinen mit je 3 Schaufeln<br />
Leistung insgesamt: 2100 kW<br />
Jährliche Stromproduktion: 9,3 Mio. kWh p.a.<br />
Nennvolumenstrom: 25 m 3 /s<br />
Laufraddurchmesser: 2,5 m<br />
S-förmiges Rohr der E-Turbine.<br />
<strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 11<br />
sehr positiv, die Fauna nimmt das Kraftwerk<br />
als Teil ihres Lebensraums an“, sagt Karl Ihmels,<br />
bei ENERCON für Wasserkraftanlagen<br />
und Bautechnik zuständig.<br />
Für den Hochwasserschutz hat der Bau des<br />
Kraftwerks einen positiven Nebeneffekt: „In<br />
enger Zusammenarbeit von Kommune, Landeshochwasserschutz<br />
und ENERCON ist<br />
parallel zum Kraftwerksbau der Hochwasserschutz<br />
für Raguhn erneuert worden“,<br />
sagt Bauingenieur Ihmels. Wo früher eine<br />
Abraumfläche mit Bauschutt von alten Häusern<br />
das Ufer markierte, schirmt jetzt eine<br />
aus naturbelassenen Baustoffen errichtete<br />
Schutzwand die Stadt von Mulde-Hochwassern<br />
ab.
12 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 SERVICE<br />
Systemdienstleistungsbonus für nachgerüstete Windenergieanlagen<br />
Erste ENERCON WEA für den<br />
SDL-Bonus zertifiziert<br />
Die FGH Zertifizierungsstelle in Mannheim hat<br />
ENERCON die ersten Einheitenzertifikate zum<br />
Systemdienstleistungsbonus (SDL) übergeben:<br />
Sie weisen nach, dass die Typen E-66/18.70 und<br />
E-66/20.70 nach einer Umrüstung die in der<br />
Verordnung zum Bonus – SDLWindV – geforderten<br />
Netzeigenschaften erfüllen. Das Zertifikat ist<br />
neben einem Anlagengutachten Voraussetzung<br />
für den Erhalt des Bonus in Höhe von<br />
0,7 ct./kWh für fünf Jahre. Die Zertifikate für die<br />
übrigen Typen folgen in Kürze. Der Service bereitet<br />
sich unterdessen auf die Umrüstung tausender<br />
Maschinen auf SDL-Bonus-Tauglichkeit<br />
vor. Für 3000 WEA liegen Betreiberanfragen vor.<br />
FGH-Mitarbeiter Bernhard Schowe von der<br />
Brelie überreichte ENERCON die ersten Urkunden<br />
im Anschluss an ein Treffen der<br />
Fördergemeinschaft Windenergie am 10.<br />
August in Hannover. „Auch die Zertifikate<br />
für die E-70 liegen schon bereit. Die Nachweise<br />
für die übrigen Typen kommen in den<br />
nächsten Wochen“, sagt Martin Schellschmidt,<br />
der bei Wobben Research & Development<br />
(WRD) für die Zertifizierung zum<br />
Bonus nach der SDLWindV zuständig ist.<br />
Bei einem Teil der WEA, für die Anfragen<br />
vorliegen, hat der ENERCON Service schon<br />
vor Publikation der Verordnung im Bundesanzeiger<br />
begonnen, in Vor-Ort-Analysen das<br />
Potenzial zur SDL-Bonus-Tauglichkeit zu ermitteln.<br />
Der Innendienst wertet nun die Daten<br />
aus, ermittelt den Umrüstbedarf und erstellt<br />
Angebote: „Eine Anpassung der<br />
Steuerungssoftware ist bei allen Modellen<br />
erforderlich“, berichtet Stephan Menzel vom<br />
ENERCON Service Deutschland. In jedem<br />
Fall müsse eine Platine erneuert und ein<br />
Anfahrblockierrelais installiert werden. Viel-<br />
Übergabe der ersten Einheitenzertifikate für den Systemdienstleistungsbonus in<br />
Hannover: Bernhard Schowe von der Brelie, FGH, und Martin Schellschmidt, WRD.<br />
fach bedürfe es zudem einer Nachrüstung<br />
mit der UVRT-Option, einer unterbrechungsfreien<br />
Stromversorgung in Kombination mit<br />
Chopper-Widerständen. „Die Widerstände<br />
nehmen die Leistung der Anlage auf, wenn<br />
sie den Fehler durchfährt“, so Menzel.<br />
Zu den Anforderungen an Bestands-WEA<br />
(IBN 2002-2008) aus der SDLWindV zählt:<br />
- Sie müssen Spannungseinbrüche im Netz<br />
durchfahren und bei Überfrequenzen die<br />
Einspeisung ins Netz reduzieren können;<br />
- bei Schwankungen der Netzfrequenz im<br />
Bereich zwischen 47,5 und 51,5 Hz dürfen<br />
sich die Anlagen nicht vom Netz trennen;<br />
- der Netzbetreiber muss über einen extern<br />
ansteuerbaren Kontakt das automatische<br />
Wiederanfahren der WEA nach Netzfehlern<br />
blockieren können; für Windparks gibt es<br />
die Alternative, eine Leittechnik mit entsprechender<br />
Funktion zu installieren;<br />
– beziehen WEA nach einem Netzfehler<br />
trotz Unterspannung noch Blindleistung,<br />
müssen sie sich nach einer bestimmten<br />
Zeit vom Netz trennen.<br />
ENERCON bietet für seine Anlagen Nachrüstungspakete<br />
an, die je nach Ausstattung<br />
zwischen 17.500 und 47.500 Euro kosten<br />
(zuzüglich Mehrwertsteuer). Hinzu kommen<br />
Kosten für die Begleitung der Gutachter<br />
durch das ENERCON Service-Personal sowie<br />
für Zertifikate und Anforderungen des<br />
Netzbetreibers (externe Peripherie). Ein unabhängiger<br />
Gutachter muss die geforderten<br />
Netzeigenschaften am Anschlusspunkt bestätigen<br />
(sog. Anlagengutachten). Weiterhin<br />
sind der Blindleistungsunterspannungsschutz<br />
und die Anpassung der Leittechnik<br />
projektbezogen zu betrachten.<br />
ENERCON Lösungen für den<br />
Erhalt des SDL-Bonus<br />
Die Bestimmungen zum SDL-Bonus zeigen,<br />
dass Bestandskunden schon vor Jahren die<br />
richtige Eintscheidung getroffen haben, in<br />
dem sie ENERCON Anlagen gekauft haben.<br />
Seit 2003 bietet ENERCON die Under Voltage<br />
Ride Through Option an: Sie ermöglicht<br />
es einer WEA, bei kurzschlussbedingten<br />
Spannungseinbrüchen in Betrieb zu bleiben
und die Netzstabilität durch Einspeisung<br />
von Kurzschlusstrom zu unterstützen. Die<br />
entsprechende Software und Hardware<br />
lässt sich auch nachträglich installieren,<br />
womit ein wichtiges Kriterium für den Erhalt<br />
des Bonus erfüllt wird.<br />
Über die Fähigkeit, bei Netzüberfrequenz die<br />
Leistungseinspeisung zu reduzieren, verfügen<br />
viele ENERCON WEA ebenfalls seit 2003<br />
(u.a. die im Bereich von E.ON-Netz installierten<br />
Anlagen, da dessen Anschlussregeln<br />
entsprechende Vorgaben enthalten). Diese<br />
Steuerungs- und Schutzparameter lassen<br />
sich bei den Anlagen der SDL-Bonus-relevanten<br />
WEA-Jahrgänge 2002 bis 2008 auch<br />
nachträglich einstellen. Aber auch bei Anlagen,<br />
die die Leistungseinspeisung bereits<br />
anpassen können, ist ein Nachjustieren erforderlich,<br />
da sich viele Details mit der EEG-<br />
Fassung 2009 geändert haben.<br />
Weitere Steuerungs- und Schutzparameter<br />
sind anzupassen, damit sich die WEA bei<br />
Frequenz-Schwankungen in einem bestimmten<br />
Bereich um den 50 Hz-Standard<br />
nicht vom Netz trennt. Menzel weist darauf<br />
hin, dass immer auch Einstellungen übergeordneter<br />
Schutzeinrichtungen – an Umspannwerken<br />
und Übergabestationen – betroffen<br />
sein können. „Diese Einstellungen<br />
sind mit dem Netzbetreiber zu klären.“<br />
Absprachen mit dem<br />
Netzbetreiber unverzichtbar<br />
Die Netzbetreiber legen auch fest, wie die<br />
Anlagen nach dem Fehler Blindleistung aus<br />
dem Netz ziehen dürfen, geben Zeiten,<br />
Grenzwerte und Details vor. ENERCON bietet<br />
als technische Lösung hier die Nachrüstung<br />
eines Unterspannungsschutzes (Q/U) an.<br />
Die SDLWindV verlangt von der WEA eine<br />
Leittechnik, die es dem Netzbetreiber ermöglicht,<br />
das automatische Wiederzuschalten<br />
der Anlagen nach Fehlern zu blockieren.<br />
Hier genügt eine Ausrüstung mit einem<br />
Blockier-Relais auf „Einheiten“-Ebene, der<br />
einzelnen ENERCON WEA also. Bei ganzen<br />
Windparks („Anlagen“) könnte ein<br />
ENERCON Process Data Interface (PDI) Kosten<br />
sparen. Dessen Einsatz muss aller-<br />
dings zuvor mit dem Netzbetreiber abgestimmt<br />
werden. Das PDI kann zwar die Einspeisung<br />
verhindern (Steuerung auf 0%<br />
P max), eine Trafozuschaltung aber nicht. Mit<br />
dem PDI lässt sich das Wiederanfahren<br />
auch per Funkrundsteuerempfänger<br />
blockieren, was Verkabelungskosten vermeiden<br />
hilft. Aber auch das geht nicht ohne<br />
Rücksprache mit dem Netzbetreiber. Menzel:<br />
„Netzbetreiber wie E.ON und RWE haben<br />
das ENERCON PDI bereits in vielen Fällen<br />
bestätigt.“ Voraussetzung für die<br />
Installation dieser Technik ist ein vorhandenes<br />
SCADA System im Windpark.<br />
Allen Kunden, die bei ENERCON angefragt<br />
haben und deren Anlagen bonusfähig sind,<br />
wird eine Broschüre zugesandt, die über die<br />
nötigen Schritte zum Erhalt des Bonus aufklärt.<br />
Sie enthält einen vom Betreiber auszufüllenden<br />
Bogen: Darin werden Zusatzinformationen<br />
abgefragt, aufgrund derer erst<br />
ein vollständiges Angebot erstellt werden<br />
kann. Die Antwort ist bis zum 31. Oktober<br />
2009 zurückzusenden.<br />
Erste Angebote im September<br />
Die ersten Angebote zur Umrüstung sendet<br />
ENERCON im September aus. Schnell umrüstbare<br />
Projekte genießen Priorität. Menzel<br />
rechnet mit Ausfallzeiten zwischen drei<br />
Stunden und fünf Tagen. Zudem bündelt der<br />
Service die Umrüstungen nach regionalen<br />
Kriterien, damit die Aktion möglichst effizient<br />
abläuft. „Für die Betreiber, die nicht<br />
gleich zum Zuge kommen, besteht kein<br />
Grund zur Sorge. Es bleibt noch Zeit, wenn<br />
auch der gesamte Fahrplan der SDLWindV<br />
ambitioniert ist: Bestands-Windenergieanlagen,<br />
die bis zum 31. Dezember 2010 erstmals<br />
verordnungskonform eingespeist haben,<br />
erhalten 0,7 Cent je Kilowattstunde<br />
Ertrag über fünf Jahre hinweg.“<br />
Der Service werde in Kürze auch diejenigen<br />
Kunden anschreiben, deren Anlage SDL-Bonus-Potenzial<br />
hat, die aber noch keine Anfrage<br />
an ENERCON gerichtet haben.<br />
Anforderungen zum<br />
SDL-Bonus für Neuanlagen<br />
ENERCON Service Team rüstet einen E-70 Steuerschrank um auf SDL-Tauglichkeit.<br />
SERVICE <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 13<br />
Die Anforderungen zum SDL-Bonus für<br />
Neuanlagen ab dem 1. Janauar 2009 bis<br />
30. Juni 2010 weichen zum Teil von den<br />
oben genannten ab. Der Bonus beträgt hier<br />
0,5 ct./kWh und wird für den Zeitraum der<br />
Anfangsvergütung gezahlt. Die entsprechenden<br />
Zertifikate werden ENERCON in<br />
Kürze vorliegen. Für den Erhalt dieses Bonus<br />
muss die erste verordnungskonforme<br />
Einspeisung ebenfalls bis zum 31. Dezember<br />
2010 nachgewiesen sein.
14 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 INTERNATIONAL<br />
ENERCON in Frankreich<br />
Windparkeinweihungen in<br />
Bretagne und Massif Central<br />
Derzeit wird fast jeden zweiten<br />
Monat ein neuer ENERCON<br />
Windpark in Frankreich eingeweiht.<br />
Konzentrierten sich die<br />
Projekte früher eher auf den<br />
Norden, baut ENERCON inzwischen<br />
zunehmend auch im<br />
Westen, in der Mitte und im<br />
Süden des Landes. So haben die<br />
Betreiber des Bürgerwindparks<br />
Plélan le Grand in der Bretagne<br />
im Mai sechs E-82 mit einem<br />
großen Windfest eingeweiht.<br />
Zugleich ist im Massif Central<br />
auf 1200 Metern Höhe der erste<br />
Windpark des Dep. Puy-de-<br />
Dôme in Betrieb gegangen.<br />
Die Gesellschafter der Brocéliande Energies<br />
Locales hatten sich zur Eröffnung des Windparks<br />
Plélan le Grand in der Bretagne ein<br />
großes Frühlingsfest gewünscht. Die sechs<br />
E-82 in der kleinen Gemeinde 35 km nordwestlich<br />
von Rennes produzierten zwar<br />
schon seit Januar Strom, die Zeit für ein<br />
Fest kam aber erst im Mai. Rund 4.000 Gäste<br />
verfolgten am 16. Mai die offiziellen Reden,<br />
besichtigten die Turmfüße und lauschten<br />
Seemannsliedern. Sie wurden mit Buffet<br />
und Getränken bewirtet und zum Abschluss<br />
gab es noch einen großen bretonischen<br />
Tanzabend.<br />
Plélan le Grand, Bretagne: Ein<br />
Bürgerwindpark als Basis<br />
„Unser Projekt wurde von einem Dutzend<br />
Einwohner dieser Kommune ins Leben gerufen“,<br />
berichtet Patrick Saultier, der Geschäftsführer<br />
der Betreibergesellschaft und<br />
Initiator des Windparks. Die Gruppe sei<br />
Der E-48 Windpark Le Saulzet (Puy-de-Dôme) im Mai, 1200 Meter über dem Meeresspiegel gelegen.<br />
2002 zu der Überzeugung gelangt, dass ein<br />
Windpark in Pélan le Grand Sinn machen<br />
würde. „Unser Ziel war es, saubere Energie<br />
zu erzeugen, die nicht teuer ist. Außerdem<br />
wollten wir ein lokal verankertes, für Beteiligungen<br />
offenes Projekt schaffen, das all<br />
jenen, die dies möchten, Gelegenheit zum<br />
Investment bietet“, erinnert sich Saultier.<br />
Anspruch war es zudem, die Meinungen der<br />
Betroffenen zu berücksichtigen und die<br />
Menschen der Region dazu anzuregen, sich<br />
ihrer Umwelt bewusster zu werden – insbesondere<br />
den Energiekonsum zu reduzieren.<br />
Die Gruppe finanzierte die nötigen Gutachten<br />
und klärte alle nicht mit der Technik<br />
selbst zusammenhängenden Fragen. Dann<br />
begab man sich an die Umsetzung: Ende<br />
2004 wurde die „Broséliande Energies Locales“<br />
mit 12 Gesellschaftern gegründet.<br />
Von den ersten Überlegungen bis zur Einweihung<br />
haben die Gesellschafter beinah<br />
täglich mit der Bevölkerung über den Windpark<br />
gesprochen. „Wir haben zum Beispiel<br />
verschiedene Modelle für die Pachtzahlungen<br />
an die Landeigentümer und Landwirte<br />
ausgearbeitet. Denn diese halten letztlich<br />
den Schlüssel zu einer fairen Aufteilung in<br />
der Hand“, erläutert Saultier.<br />
Der „Stolz der Gemeinde“<br />
Saultier kann jetzt auf die Früchte dieser Arbeit<br />
schauen: Wie groß die Akzeptanz für<br />
den Windpark ist, lässt sich nicht zuletzt an<br />
der großen Beteiligung der 3500-Einwohner-Gemeinde<br />
am Einweihungsfest ablesen.<br />
Sieben Vereine haben an der Organisation<br />
mitgewirkt, bei der Bewirtung geholfen,<br />
das Buffet mit aufgebaut und geschmückt<br />
und hinterher alles wieder gereinigt und<br />
aufgeräumt. Mehr als 80 Freiwillige waren<br />
an der Festorganisation beteiligt. „Inzwischen<br />
sind die Anlagen zum Stolz beinahe<br />
aller Einwohner unserer Gemeinde gewor-
den“, berichtet Saultier. „Durch die Beteiligung<br />
haben wir die sozialen Bindungen in<br />
unserer Gemeinde gestärkt.“<br />
Einstieg eines belgischen<br />
Regenerativstromerzeugers<br />
In Frankreich dürfen Bürgerbeteiligungsgesellschaften<br />
nicht mehr als 99 Mitglieder<br />
haben. Die Windparkgesellschaft in Plélan<br />
hat 70 Anteilseigner, die insgesamt 550.000<br />
Euro aufgebracht haben, ca. 35 Prozent des<br />
Eigenkapitals. Den Rest der Finanzierung<br />
übernahm der belgische regenerative Energieerzeuger<br />
Electrawinds im Juli 2007. Patrick<br />
Saultier blieb auch nach dem Einstieg<br />
der Belgier Geschäftsführer und Schlüsselfigur<br />
in der Windparkgesellschaft.<br />
Saultier wohnt direkt neben dem Windpark<br />
und kann täglich einen Blick auf die Anlagen<br />
werfen. Service und Wartung für die<br />
Anlagen übernimmt das ENERCON Service-<br />
Team aus der Nähe von Brest im Rahmen<br />
des <strong>Enercon</strong>PartnerKonzepts – in enger Zusammenarbeit<br />
mit Saultier.<br />
Aufgrund seiner positiven Erfahrungen mit<br />
der Entwicklung des Projekts in Plélan le<br />
Grand hat Saultier ein Unternehmen gegründet,<br />
das interessierte Gemeinden der<br />
Region bei der Entwicklung von Bürgerwindparks<br />
berät.<br />
Le Saulzet, Auvergne: Erster<br />
Windpark im Puy-de-Dôme<br />
Jährlich rund 50 Millionen Kilowattstunden<br />
grüne Elektrizität wird der Windpark Le<br />
Saulzet im Departement Puyde-Dôme<br />
(Auvergne) voraussichtlich<br />
erzeugen. Er wurde bereits<br />
Anfang Mai mit eine<br />
Windfest auf 1200 Metern Höhe<br />
eingeweiht. Die 26 E-48/800 kW<br />
Anlagen sind seit Februar am<br />
Netz. 18 der Anlagen betreibt<br />
der in Paris ansässige Windparkentwickler<br />
und -betreiber<br />
EOLFI, eine Tochter der Véolia<br />
Environnement. Die übrigen acht<br />
Turbinen gehören Jean-Robert<br />
Costes bzw. seiner Gesellschaft<br />
Zanieres Eoliennes mit Sitz in<br />
Roche-Charles-la-Mayrand, eine<br />
Kommune, in der ein Teil der Anlagen<br />
steht.<br />
Wesentlich für den Erfolg des<br />
Projekts waren auch hier die<br />
gute lokale Verankerung über Zanieres Eoliennes<br />
sowie das Engagement des Bürgermeisters<br />
Bernard Veissiere der Kommune<br />
Ardes sur Couze, auf deren Territorium ein<br />
weiterer Teil des Windparks steht. Veissiere<br />
ist zugleich Präsident des Kommunalverbunds<br />
Communauté de communes d’Ardes<br />
sur Couze. Ihm gelang es, die übrigen<br />
Gemeinden auf dem Hochplateau für das<br />
Projekt zu gewinnen.<br />
Die Kommunen möchten die Steuereinnahmen<br />
aus dem Windpark für den Bau eines<br />
Tourismus-Zentrums verwenden. Für den<br />
Service an den Anlagen werden zudem vier<br />
Arbeitsplätze in der Region entstehen.<br />
INTERNATIONAL <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 15<br />
Infokästen mit Erläuterungen zum Projekt (Plélan).<br />
„Die Lage im Massif Central und der Aufbautermin<br />
von August bis Januar waren eine<br />
Herausforderung für unsere Aufbauteams“,<br />
berichtet Peter Schuster, der<br />
ENERCON Vertriebsleiter Frankreich. Die<br />
Aufbauteams arbeiteten zum Teil bei tiefsten<br />
Temperaturen und meterhohem<br />
Schnee. „Zentralfrankreich, der Westen und<br />
der Süden des Landes entwickeln sich<br />
mehr und mehr zum ENERCON Markt“, resümiert<br />
Schuster. „Mit der Aufstellung der<br />
800 kW-Anlagen im Zentralmassiv können<br />
wir hervorragende Referenzen vorweisen.<br />
Wir haben gezeigt, dass wir auch bei hohem<br />
Schnee die Technologie sicher beherrschen.“<br />
Patrick Saultier begrüßt die Gäste beim Einweihungsfest für Plélan le Grand. Die Gemeinde ist durch den Park zusammengewachsen: Saultier ehrt Projektpartner.
16 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 BERUFSBILDER<br />
Rotorblattservice-Techniker<br />
Blattinstandhaltung in<br />
luftiger Höhe<br />
ENERCON baut derzeit in Deutschland und international<br />
Teams von Rotorblattservice-Technikern<br />
auf. Für diesen Beruf eignet sich nur, wer<br />
schwindelfrei ist. Denn die Instandhaltungsmaßnahmen<br />
für die Blätter führen die Techniker<br />
an der Anlage durch, von einer Arbeitsbühne aus<br />
oder am Kletterseil in der Höhe hängend. Die<br />
ENERCON Servicegesellschaften suchen für ihre<br />
Teams sowohl Facharbeiter mit langjähriger<br />
Berufserfahrung als auch junge Leute mit<br />
Flexibilität für überregionale Einsätze. Für die<br />
Einarbeitung, die nötigen Trainings und mögliche<br />
Spezialausbildungen sorgt ENERCON.<br />
Nico Peters (26) und Manfred Freimuth (28)<br />
stehen auf einer Arbeitsbühne in 40 Metern<br />
Höhe am Blatt einer E-66 im Windpark Holtriem<br />
bei Aurich. „Der Rotor hat sich 13 Jahre<br />
lang im Wind gedreht. Das hat ihn beansprucht“,<br />
erklärt Nico Peters. „Durch<br />
Staubpartikel in der Luft und Witterungseinflüsse<br />
wie Hagel kann es zu Beeinträchtigungen<br />
der Beschichtung kommen“, erläu-<br />
Manfred Freimuth holt Material aus einer Kiste.<br />
tert Peters. Aufgabe ist es, den Zustand der<br />
Blattoberfläche zu begutachten und eventuelle<br />
schadhafte Stellen in ihrer ursprünglichen<br />
Form und Farbe wieder herzustellen.<br />
Nach der Blattbesichtigung klebt Peters<br />
Stellen, die er aufarbeiten will, mit einem<br />
Kreppband ab. Er raut sie mit dem Exzenterschleifer<br />
auf und entfernt die alte Beschichtung<br />
bis auf das Laminat.<br />
„Der Untergrund muss<br />
sauber und trocken sein, damit<br />
die Spachtelmasse gut<br />
haftet.“ Peters arbeitet mit<br />
einer Kartuschenpistole, die<br />
zähflüssigen Kunststoff mit<br />
einem Härter vermischt.<br />
Anschließend streicht er die<br />
Masse mit einem Spachtel<br />
glatt. Ihm bleiben 4-5 Minuten<br />
Zeit, die Masse zu verarbeiten.<br />
„Damit keine Lufteinschlüsse<br />
entstehen, tragen<br />
wir sehr dünne Schichten<br />
auf. Die ursprüngliche Form<br />
Nico Peters am Blatt einer E-66 in Westerholt, Ostfriesland.<br />
ist nach drei bis sechs Aufträgen erreicht“,<br />
sagt Peters.<br />
Lack- und Oberflächenreparaturen sind nur<br />
ein Teil der vielfältigen Aufgaben für die Rotorblatt-Teams.<br />
So kontrollieren sie Entwässerungslöcher<br />
am Blatt, justieren mechanische<br />
Komponenten am Blitzschutzsystem<br />
oder lösen Erosionsschutzfolien ab und ersetzen<br />
diese. Falls erforderlich übernehmen<br />
sie auch Reparaturen im Rotorblatt.<br />
Die Arbeit ist witterungsabhängig. Die<br />
Kunststoffmassen können nur bei trockenem<br />
Wetter und gemäßigten Temperaturen<br />
verarbeitet werden, die Bühnen kommen<br />
nur bis zu einer Windgeschwindigkeit von<br />
10 m/s zum Einsatz. „Bei Schlechtwetter inspizieren<br />
wir mit der Kamera das Innere der<br />
Rotorblätter“, berichtet Peters. Dazu drehen<br />
die Service-Techniker das Blatt in die Waagerechte:<br />
So weit es begehbar ist, untersuchen<br />
sie es und protokollieren die Ergebnisse.<br />
Um den nicht begehbaren Teil zu<br />
erreichen, wird das Blatt senkrecht unter die
Gondel gedreht. Eine Spezial-Digitalkamera<br />
gleitet an einem Seil in den Innenraum hinab.<br />
„Wir haben genaue Vorgaben, worauf<br />
wir achten müssen“, sagt Freimuth. Peters<br />
steuert die Kamera über einen TFT-Monitor.<br />
Wenn er eine auffällige Blattstelle entdeckt,<br />
macht er ein Foto, das er für die weitere<br />
Analyse auf einen Laptop herunterlädt.<br />
Ein Team besteht aus drei Mitarbeitern: Ein<br />
Kollege begleitet die Arbeiten auf der Bühne<br />
oder die sich abseilenden Kletterer vom Boden<br />
aus. Er passt auf, dass sich die Kabelzuführungen<br />
nicht verdrehen, wacht über<br />
die Sicherheit, kontrolliert die Windnachführung<br />
oder erledigt Schreibarbeiten.<br />
„Schwindelfreiheit, Lernbereitschaft und<br />
ein gutes technisches Verständnis sind die<br />
wichtigsten Eigenschaften, die man mitbringen<br />
muss“, sagt Gerhard Jansen vom<br />
Innendienst Rotorblatt beim ENERCON Service.<br />
Die weiteren Kriterien hängen vom Bedarf<br />
und der Entwicklung des Service in einem<br />
Land ab: „Der Service in Deutschland<br />
legt Wert darauf, dass die Bewerber eine<br />
abgeschlossene Ausbildung im technischen<br />
Bereich mitbringen“, berichtet Jansen. Industriekletterer,<br />
Boots- und Flugzeugbauer<br />
kommen ebenso in Frage wie Mechaniker,<br />
Tischler oder Lackierer. Der Service in<br />
Frankreich sucht Mechaniker mit 3-5 Jahren<br />
Berufserfahrung. Der Service für Großbritannien<br />
und Irland benötigt Kandidaten<br />
mit viel beruflicher Praxis als Facharbeiter<br />
oder Handwerker. Jansen: „Wir suchen dort<br />
erfahrene Techniker, die ihr Wissen später<br />
an jüngere Kollegen vermitteln können.“<br />
Für einführende Trainings und Fortbildungen<br />
sorgt ENERCON. Die Grundausbildung zum<br />
Servicetechniker Rotorblatt beginnt mit Sicherheitsunterweisungen:<br />
Dazu gehört die<br />
Rettung aus Arbeitsbühnen oder der Leiter<br />
im Turm sowie die Benutzung der persönlichen<br />
Schutzausrüstung. In Fachschulungen<br />
lernen die Mitarbeiter Reparaturverfahren,<br />
Materialien und Verarbeitungszeiten kennen.<br />
Nach wochenlangen Einsätzen als<br />
„dritter Mann“ in Service-Teams erhalten<br />
die Mitarbeiter weitere Fachschulungen zur<br />
Mechanik und Rotorblattbearbeitung. Letz-<br />
tere wird zunächst am Boden, dann<br />
auf Bühnen am Rotorblatt erprobt.<br />
„Nach einer Saison gelten die<br />
Techniker als vollwertige Mitglieder<br />
ihrer Teams“, so Jansen. Zusatzausbildungen<br />
zum Abseiler (Level<br />
1-3) und zum Kamerakontrolleur<br />
werden angeboten und runden die<br />
Ausbildung ab.<br />
Keine 20 Kilometer von Aurich entfernt,<br />
in Marienhafe bei Emden,<br />
warten Martin Sjöblom aus Göteborg<br />
und Karl Runesson aus Malmö<br />
auf ihren ersten Ausbildungseinsatz<br />
auf einer Arbeitsbühne am<br />
Blatt einer E-70. Die Gruppe ist für<br />
zwei Wochen zu einer Schulung nach Aurich<br />
gekommen. Runesson, 26, hat, ehe er zu<br />
ENERCON kam, als Baumpfleger in den<br />
Parks und Gärten Malmös gearbeitet. Der<br />
begeisterte Kletterer trifft sich an Wochenenden<br />
mit Freunden in der Umgebung seiner<br />
Heimatstadt, um möglichst hohe und<br />
schwierige Baumkronen zu erklimmen. „Ich<br />
habe mich bei ENERCON beworben, weil ich<br />
hier das Arbeiten in der Höhe mit meiner<br />
Erforderliche Qualifikationen:<br />
Abgeschlossene Ausbildung in einem<br />
technischen Beruf / sehr gutes technisches<br />
Verständnis<br />
Begeisterung für die Windenergie<br />
Körperliche Fitness, keine Höhenangst<br />
Flexibilität, Mobilität<br />
Aufgabenfeld:<br />
Überprüfung und ggf. Wartung von<br />
ENERCON Rotorblättern, Verarbeitung<br />
von Statusprotokollen, Unterstützung<br />
anderer Service-Bereiche<br />
BERUFSBILDER <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 17<br />
Martin Sjöblom, Karl Runesson und ein weiterer Kollege bilden<br />
das erste ENERCON Rotorblattservice-Team für Skandinavien.<br />
Jobprofil Rotorblattservice-Techniker<br />
Lust am Reisen verbinden kann“, sagt Runesson.<br />
Zusammen mit Sjöblom und einem<br />
dritten Kollegen, Gustavo Rivano, wird er<br />
das erste Rotorblattservice-Team für Skandinavien<br />
bilden. „Die Arbeit liegt mir – ich<br />
bin den ganzen Tag an der frischen Luft und<br />
fühle mich wohl in der Höhe“, ergänzt der<br />
21-jährige Sjöblom. „Wichtig ist auch, dass<br />
ich für eine Zukunftsenergie in Skandinavien<br />
Pionierarbeit leisten kann.“<br />
Der ENERCON Service sucht Rotorblattservice-Techniker für seine Windenergieanlagen in<br />
Deutschland sowie international. Die Teams arbeiten zu dritt oder zu viert: Sie inspizieren und<br />
warten die Rotorblätter direkt an den Anlagen – von Arbeitsbühnen aus oder an Kletterseilen.<br />
Schwindelfreiheit ist deshalb eine Grundvoraussetzung für den Job. Die Spezialteams betreuen<br />
schwerpunktmäßig die Windenergieanlagen einer Region, die Bereitschaft zum Einsatz in<br />
anderen Serviceregionen oder im angrenzenden Ausland ist jedoch wichtig. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in der ENERCON Qualitätssicherung (QS) sind gegeben.<br />
Vorteile:<br />
+ Vielfältige Aufgaben in der Kontrolle und<br />
Wartung von Rotorblättern an Windenergieanlagen;<br />
große Eigenständigkeit<br />
+ Praktische Einführung in alle Aspekte<br />
der Tätigkeit<br />
+ Arbeit unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen,<br />
Kenntnisse werden in jährlichen<br />
Fortbildungen aufgefrischt<br />
+ Internationale Service-Einsätze (auf<br />
Wunsch jeweils für ein Jahr), Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in der QS
18 <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 ZULIEFERER<br />
Hulvershorn Gießerei, Bocholt<br />
Gleichbleibende Qualität auch<br />
beim hundertsten Abguss<br />
Blattadapter, Statorsterne, Achszapfen – diese<br />
Komponenten werden bei ENERCON<br />
Windenergieanlagen aus Sphäroguss gemacht, einer<br />
Eisen-Kohlenstoff-Legierung, die sehr zäh, langlebig<br />
und gut formbar ist. Sie kommt in WEA überall dort zum<br />
Einsatz, wo die Belastungen für Turm und Rotor besonders<br />
hoch und wechselhaft sind. Zu den wichtigsten<br />
ENERCON Lieferanten von Gussteilen für die Modelle<br />
E-40, E-70 und E-82 zählt die Hulvershorn Eisengießerei<br />
in Bocholt, ein mittelständisches Unternehmen mit über<br />
120 Jahren Erfahrung in der Gusstechnik.<br />
„Die Windenergiebranche ist seit einigen<br />
Jahren eine sehr interessante Abnehmergruppe<br />
für uns geworden. ENERCON gehört<br />
zu den wichtigsten Kunden, weil wir in dieser<br />
Kooperation besonders nah an den<br />
jüngsten technologischen Entwicklungen in<br />
der Windenergie dranbleiben“, sagt Hermann-Josef<br />
Bongert, der Vertriebsleiter der<br />
Hulvershorn Eisengießerei in Bocholt.<br />
Ein Drittel der Produktion für die<br />
Windindustrie<br />
Die Gießerei erzeugt mit insgesamt sechs<br />
Elektroöfen jährlich etwa 20.000 Tonnen<br />
Sphäroguss, Grauguss und Austempered<br />
Ductile Iron (ADI) – ein im Salzbad „abgeschreckter“<br />
Eisenguss, der mit Nickel, Molybdän<br />
und Kupfer legiert ist. Zu den Abnehmern<br />
zählen der Getriebebau, die Pumpenund<br />
Armaturenindustrie, Werkzeugmaschinenhersteller,<br />
der allgemeine Maschinenbau,<br />
die Druck- und Papierindustrie, die Textilindustrie<br />
sowie Hersteller von Kupplungen,<br />
Schiffsgetrieben und Kraftfahrzeugen. Rund<br />
ein Drittel geht in die Windindustrie.<br />
„Die Formen, die ENERCON benötigt, kennen<br />
wir schon seit dem Jahr 2000“, berichtet<br />
Bongert. Die Gießerei produzierte die<br />
Gusskomponenten<br />
zunächst im Auftrag eines<br />
anderen Zulieferers.<br />
Nach vier Jahren<br />
suchte ENERCON den<br />
direkten Kontakt.<br />
Ein Grund ist die hohe<br />
gleichbleibende Qualität<br />
der Gusstechik bei<br />
Hulvershorn. Für die<br />
Fertigung von Gussteilen<br />
müssen zunächst die Gussstücke modelliert<br />
werden. Bongert: „Wir erstellen 60<br />
bis 70 Prozent der Modelle selbst.“ Grundlage<br />
sind die Zeichnungen der Kunden. Die<br />
Gießerei formt das meist mehrteilige Modell<br />
aus Kunststoff und stellt es in Formkästen<br />
ein, die mit Sand angefüllt werden. Nach<br />
Aushärten des Sandes entfernen die Formenbauer<br />
die Modellstücke. Danach legen<br />
sie vorgeformte, geschlichtete Kerne aus<br />
Sand in die Formen, durch die beim Guss<br />
die nötigen Hohlräume entstehen. Schließlich<br />
wird aus einem großen Tiegel flüssiges<br />
Eisen eingegossen.<br />
Nach dem Erkalten leeren die Gießer die<br />
Formkästen, schlagen die Form vom Werk-<br />
Formvorbereitung für E-82 Blattadapter in Werk II.<br />
stück, entfernen nicht benötigte Metallteile<br />
sowie speziell eingegossene Probestücke<br />
für die Qualitätskontrolle.<br />
Gussteile zwischen einem Kilo<br />
und zehn Tonnen schwer<br />
Hulvershorn fertigt Gussteile mit einem Gewicht<br />
von einem Kilo bis 10 Tonnen. „Es ist<br />
keine Kunst, einmal ein Werkstück exakt<br />
nach den Vorgaben zu gießen. Wichtig ist,<br />
dass auch der hunderste oder tausendste<br />
Blattadapter noch genau in die Maschine<br />
passt“, sagt Bongert, der seit 28 Jahren für<br />
sein Unternehmen tätig ist. Vor der Auslieferung<br />
erfolge deshalb eine hundertprozentige<br />
Qualitätsprüfung. Die Mitarbeiter testen<br />
Material aus jedem Abguss per Kerbschlag
– ein Pendelhammer schwingt und trifft die<br />
Probe an einer vorgekerbten Stelle, die für<br />
den Bruch benötigte Energie wird gemessen<br />
und auf Zähigkeit ausgewertet. Mit dem<br />
Ultraschallgerät wird die nötige Struktur geprüft.<br />
Die QS erstreckt sich bei Hulvershorn<br />
auf alle Produktionsprozesse – angefangen<br />
von der Güte des Formsands, der Formen<br />
selbst, der Schmelzkomponenten und der<br />
Schmelzanalyse bis hin zum Abkühlen,<br />
Ausleeren und Putzen. Die zuständige Abteilung<br />
ist zwanzig Mitarbeiter stark.<br />
Zwei neue Fertigungsstätten<br />
Die Gießerei beschäftigt derzeit 230 Mitarbeiter.<br />
Nach der Zerstörung im Krieg durch<br />
Bomben ist sie 1949 auf grüner Wiese vor<br />
den Toren der Stadt wieder aufgebaut worden.<br />
Inzwischen aber hat Bocholt sie wieder<br />
eingeholt: Hulvershorns Stammwerk ist von<br />
Industrie und Gewerbe umgeben, die nächste<br />
Wohnbebauung ist nicht weit. Da eine Expansion<br />
hier nicht möglich war, errichtete<br />
die Firma 2007 und 2009 zwei Gebäude in<br />
einem anderen Gewerbegebiet, direkt an<br />
einem regionalen Autobahnzubringer.<br />
Eine der beiden Hallen beherbergt eine speziell<br />
auf die Anforderungen des Seriengusses<br />
ausgerichtete hochmoderne Gießerei.<br />
Die Komponenten für die Windindustrie fertigt<br />
Hulvershorn seit 2007 im Wesentlichen<br />
in diesem „Werk II“. Im dritten Werk befinden<br />
sich seit Beginn des Jahres zwei Herdwagenöfen<br />
für das Glühen und Wärmebehandeln<br />
(Perlitisieren, Ferritisieren) von<br />
Schweißkonstruktionen, Stahlbehältern,<br />
Lackierte E-82 Rotorblattadapter, im Hintergund vertikales Drehzentrum (Werk III).<br />
Guss- und<br />
Maschinenbauteilen<br />
–<br />
sowie die<br />
Vor- und Fertigbearbeitung<br />
von<br />
Metallwerkstücken.<br />
„Werk III“ ist<br />
ein Gemeinschaftsprojekt<br />
mit dem<br />
Bocholter<br />
Bearbeitungsspezialisten<br />
ABZ-Terodde GmbH. „Es versetzt uns<br />
in die Lage, den Kunden montagefertige<br />
Gussteile einschließlich Endlackierung liefern<br />
zu können“, so Bongert.<br />
Komponenten „aus einer Hand“<br />
Hulvershorn hat – ähnlich ENERCON – nach<br />
und nach immer mehr Elemente der Fertigungskette<br />
ins eigene Haus geholt. „So<br />
können wir je nach Auftragslage selbst unsere<br />
Prioritäten setzen, sei es beim Modellbau<br />
oder in der Nachbearbeitung“, erläutert<br />
Bongert. Die Kunden verlangten verstärkt<br />
nach Komponenten „aus einer Hand“: „Das<br />
sichert eine größere Flexibilität, wenn Änderungen<br />
erforderlich werden.“<br />
Im Hulvershorn-Stammwerk sind Teile der<br />
Handformerei sowie die Maschinenformerei<br />
und der Modellbau verblieben. Hier arbeitet<br />
auch Gießermeister Mark ter Steege (35). Er<br />
berät die Kunden<br />
im Vorfeld des ersten<br />
Gusses. Dazu<br />
greift er auf<br />
Simulationsprogramme<br />
für die<br />
Berechnung von<br />
Erstarrungsprozessen<br />
im Metallguss<br />
zurück.<br />
Das Volumen eines<br />
Gussstücks<br />
nimmt beim Abkühlen<br />
von 1360<br />
ZULIEFERER <strong>WINDBLATT</strong> 03 | 2009 19<br />
Gießermeister Mark ter Steege: Gussteilberatung mithilfe von Simulationssoftware.<br />
Grad auf Raumtemperatur um rund 1 % ab.<br />
Material aus so genannten Speisern sorgt<br />
dabei für exotherme Reaktionen, die das Eisen<br />
an diesen Punkten der Form länger<br />
flüssig halten und so Porösitäten verhindern.<br />
Mit den Programmen kann man die<br />
Temperaturentwicklung beim Auskühlen einer<br />
Gussform sehr genau vorhersagen. Entsprechend<br />
werden Speiser und Kühleisen in<br />
der Form angebracht. „Wir benötigen die<br />
Simulation für die Angebotserstellung und<br />
die Arbeitsvorbereitung“, sagt ter Steege.<br />
„Ideal ist es, wenn die Kunden sie schon in<br />
der Konstruktion berücksichtigen.“<br />
Fachkundige Ansprechpartner<br />
In der ENERCON Forschung & Entwicklung<br />
(WRD) gilt die Gießerei Hulvershorn als<br />
fachkundiger Ansprechpartner bei der Vorbereitung<br />
von neuen Gussteilen. „Wir haben<br />
unsere Anforderungen mit Hulvershorn diskutiert.<br />
Vor der Arbeitsvorbereitung wurden<br />
die Modelle in Simulationen auf Gießbarkeit<br />
kontrolliert. So entstanden in relativ kurzer<br />
Zeit serientaugliche Bauteile, inklusive Modellbau“,<br />
berichtet Arno Hildebrand, leitender<br />
Konstrukteur bei WRD.<br />
„Die Eisengießerei Hulvershorn ist für uns<br />
ein im besten Sinne mittelständisch geprägter<br />
Lieferant von Gussteilen, der sich<br />
mit dem wachsenden Bedarf des Großkunden<br />
ENERCON flexibel und kompetent weiter<br />
entwickelt hat“, kommentiert Oliver<br />
Smidt, der Leiter der Materialwirtschaft bei<br />
ENERCON.
<strong>WINDBLATT</strong><br />
Vorfahrt für die<br />
Erneuerbaren Energien?<br />
In den Wochen vor der Bundestagswahl<br />
fühlen ENERCON und der Bundesverband<br />
WindEnergie den Parteien auf den Zahn:<br />
Welchen Stellenwert haben die<br />
Erneuerbaren Energien bei den Parteien<br />
und was haben die Bügerinnen und Bürger<br />
nach dem 27. September energiepolitisch<br />
zu erwarten? Eine Podiumsdiskussion in<br />
Emden bildete am 19. August den Auftakt<br />
zu einer Reihe von Veranstaltungen u.a. in<br />
Bremen, Hannover, Kassel und Magdeburg,<br />
bei denen die Besucher die Pläne der örtlichen<br />
Kandidaten kennenlernen können.<br />
In Emden stellte ENERCON die Frage nach<br />
dem Vorrang für Erneuerbare gemeinsam<br />
mit dem BWE Regionalverband Ostfriesland<br />
vor 120 Gästen. Antwort gaben die regionalen<br />
Kandidaten der fünf Parteien zur Bundestagswahl.<br />
Wegen der beiden geplanten<br />
Kohlekraftwerksblöcke mit je 800 MW in<br />
Emden hat die Frage nach dem Energiemix<br />
der Zukunft auf der ostfriesischen Halbinsel<br />
derzeit besondere Brisanz.<br />
Widerspruch von Wind und Kohle<br />
Allein die beiden Kraftwerksblöcke in Emden<br />
würden 40 Jahre lang für jährlich<br />
10,6 Mio. t CO 2 -Emissionen sorgen und<br />
obendrein den Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien blockieren. Elsche Wilts aus Hinte<br />
brachte den Widerspruch auf den Punkt:<br />
„Kohlekraftwerke und Windenergie passen<br />
nicht zusammen, denn Kohlekraftwerke<br />
sind sehr regelungsträge und müssen<br />
durchgehend laufen. Warum also kein Spitzenlastkraftwerk<br />
bauen, das sich mit den<br />
Energieträgern der Zukunft Wind und Sonne<br />
verträgt anstatt sie zu verhindern?“<br />
Reinhard Hegewald, Direktkandidat der<br />
CDU für den Bundestag, bekannte sich zwar<br />
Die Kandidaten in Emden: Martin Heilemann (Linke), Thilo Hoppe (Grüne), Garrelt Duin (SPD),<br />
Moderatorin Ruth Schock-Brand, ENERCON, Cornelia Debus (FDP) und Reinhard Hegewald (CDU).<br />
wie alle Kandidaten auf dem Podium klar<br />
zum EEG und zur Vorrangregelung – allerdings<br />
gibt es schon jetzt vor der Wahl gewichtige<br />
Stimmen in seiner Partei, die das<br />
ganz anders sehen und den EEG-Vorrang in<br />
Frage stellen wollen. Den weiteren Vormarsch<br />
der Erneuerbaren Energien sah Hegewald<br />
durch Kohle und Atom nicht gefährdet,<br />
denn sie seien Übergangstechnologien<br />
auf dem Wege zur erneuerbaren Vollversorgung.<br />
Standortnachteil Energiewende?<br />
FDP-Kandidatin Cornelia Debus sprach sich<br />
ebenfalls für das EEG aus, sei es doch Teil<br />
des Wahlprogramms. Die Windbranchenvertreter<br />
äußerten sich jedoch enttäuscht,<br />
dass sowohl die FDP-Parteispitze als auch<br />
der Landesverband in Niedersachsen sich<br />
gegen die Entscheidung für das EEG gestellt<br />
hatten. Auch Cornelia Debus selbst wertete<br />
die Erneuerbaren lediglich als Teil eines<br />
Energiemixes aus Kohle, Atomkraft und den<br />
regenerativen Energien – wobei gegen den<br />
zügigen Ausbau der letzteren vor allem die<br />
weltweit billig erzeugte Energie spreche, die<br />
Deutschland erhebliche Standortnachteile<br />
beschere.<br />
Grünen-Kandidat Thilo Hoppe sah hingegen<br />
vor allem die Nicht-Umstellung als teuer an,<br />
hat doch Nicholas Stern in seinem Bericht<br />
zu den Kosten des Klimawandels ermittelt,<br />
dass die Länder der Welt bei ungebremstem<br />
Klimawandel künftig 20 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes<br />
für die Anpassung an die<br />
Veränderungen aufwenden müssen. Der<br />
Spitzenkandidat der ostfriesischen Linken<br />
Martin Heilemann sprach sich neben einem<br />
Ausstieg aus der fossilen und nuklearen<br />
Energienutzung insbesondere für eine Verstaatlichung<br />
der Netze aus, um das Monopol<br />
der Energiekonzerne zu bekämpfen.<br />
Ostfrieslands SPD gegen<br />
Kohlekraftwerk<br />
Der Ablehnung eines Weiterbetriebs von<br />
Kernkraftwerken schloss sich Garrelt Duin,<br />
SPD, an. Kohle will er als Übergangstechnologie<br />
weiter nutzen, auch wenn er sich gegen<br />
den Kraftwerksneubau in Emden ausspricht.<br />
Vorfahrt für Erneuerbare Energien<br />
habe die SPD in den vergangenen vier Jahren<br />
an der Regierung gewährleistet – deshalb<br />
sei eine Regierung mit der SPD die einzige<br />
Konstellation mit einer Machtoption für<br />
die weitere Energiewende.<br />
Foto:OStfriesische Nachrichten