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Belarus<br />

Klub Recherche – Treffpunkt für Alt und Jung<br />

Projekt <strong>der</strong> Mittelschule Nr. 5 in Molodetschno, Belarus<br />

Bereits 1998 wurde in <strong>der</strong> 5. Mittelschule <strong>der</strong> Klub „Poisk“ (Recherche) gegründet. Die<br />

Schülerinnen und Schüler recherchieren in dem Lagerarchiv, um die Namen <strong>der</strong> verstorbenen<br />

Häftlinge des Konzentrationslagers „Stalag 342“ zu dokumentieren, das die Nazis<br />

von 1941 bis 1944 in Molodetschno betrieben. Seitdem die <strong>Stiftung</strong> EVZ das Projekt för<strong>der</strong>t,<br />

engagieren sich auch ältere Menschen in dem Projekt und unterstützen die Schülerinnen<br />

und Schüler bei <strong>der</strong> Archivarbeit. Als Zeitzeugen <strong>bericht</strong>en sie von ihren eigenen Erfahrungen,<br />

aber es wird auch gemeinsam gefeiert und getanzt. Insgesamt kamen 33.150 Menschen<br />

in dem Lager ums Leben. Die Schülerinnen und Schüler konnten schon die Namen<br />

von 1.000 bisher unbekannten Opfern identifizieren. Die Klubteilnehmenden suchen auch<br />

nach Adressen von noch lebenden Angehörigen, um diese über das Schicksal ihrer Eltern,<br />

Großeltern o<strong>der</strong> Geschwister zu informieren.<br />

Tamara Ewgenjewna Bytschok, geboren im Jahr 1935 in Molodetschno, ist eine <strong>der</strong> Teilnehmerinnen<br />

des Projekts. Als Tamara sechs Jahre alt war, schloss sich ihre Mutter den<br />

Partisanen an. Sie wurden entdeckt und ins Konzentrationslager Osaritschi gesperrt.<br />

Im Lager lebten wir unter freiem Himmel. Mutter deckte uns beide mit dem Mantel<br />

zu. Wenn es schneite, schüttelte sie ihn aus und deckte uns wie<strong>der</strong> zu. Sie selbst<br />

stand und zitterte vor Kälte. Im Lager gab es auch einen Stall. Den räumten die<br />

Deutschen leer und sagten: Die Schwachen alle in den Stall. Wir gingen auch<br />

dorthin, immerhin gab es dort ein Dach. Wir saßen links vom Eingang, als ein<br />

großer Mann kam. Er sagte: „Ihr müsst ohnehin sterben,“ und schickte uns wie<strong>der</strong><br />

ins Freie. Dann, als <strong>der</strong> Stall völlig überfüllt war, schlossen die Deutschen die Tür<br />

und zündeten ihn an. Den Übrigen sagten sie: „Nun könnt ihr euch aufwärmen.“<br />

Oft liege ich nachts wach und mein Leben zieht an mir vorüber, die Episoden im<br />

Konzentrationslager. Mir träumt, dass ich vor einem Deutschen fliehe und er auf<br />

mich schießt. Dann wache ich auf und denke: „Gott sei Dank, ich lebe.“ Heute bete<br />

ich, dass meine Kin<strong>der</strong> und Enkelkin<strong>der</strong> gesund bleiben. Ich habe vier, und ich lehre<br />

sie, Gutes zu tun. Ich danke Gott für das Leben, die Enkel und meine Urenkelin. Ich<br />

bin sehr glücklich. Ich ging durch die Hölle, aber ich bin nicht verbittert, we<strong>der</strong> im<br />

Herzen noch in <strong>der</strong> Seele.<br />

Tamara Ewgenjewna Bytschok<br />

60 ▪ ENGAGEMENT FÜR OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS: Treffpunkt Dialog

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