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Länderstudie Belarus - Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und ...

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Die Sprachdiskussion ist eng verknüpft mit der Frage der nationalstaatlichen<br />

Unabhängigkeit beziehungsweise einer Union mit Russland. Wladimir Kolas, Leiter<br />

des inzwischen geschlossenen Jakub-Kolas-Lyzeums in Minsk, macht außenpolitische<br />

Gründe für diesen Schritt verantwortlich:<br />

„Alles läuft im Fahrwasser der Politik, die von der heutigen Staatsmacht verfolgt<br />

wird <strong>und</strong> bestimmt nicht von Minsk aus gesteuert wird. Es ist eine Politik, die wir<br />

noch aus der Sowjetzeit kennen – die Geschichte wird umgeschrieben <strong>und</strong> die Nationalsprachen<br />

verdrängt. Diese Politik hat auch eine Bezeichnung: imperial.<br />

Diese Staatsmacht setzt die imperiale Politik um <strong>und</strong> erhält dafür wirtschaftliche<br />

Unterstützung.“ 27<br />

Russisch ist in jeder Hinsicht (Fernsehen, Zeitungen, Lehrbücher) die dominierende<br />

Umgangssprache in <strong>Belarus</strong>, der Gebrauch des <strong>Belarus</strong>sischen wird als Zeichen<br />

oppositioneller Gesinnung gesehen. Wesentliche NGOs im Bildungsbereich (TBS,<br />

Supolnasz´, s.u.) benutzen das <strong>Belarus</strong>sische dagegen als ausschließliche Verkehrssprache,<br />

in der Zeitschrift „Adukatar“ ist das Editorial prinzipiell auf<br />

<strong>Belarus</strong>sisch, die redaktionellen Beiträge sind entweder auf Russisch oder auf<br />

<strong>Belarus</strong>sisch. Obwohl <strong>Belarus</strong>sisch im Alltag nur wenig gebraucht wird, sind praktisch<br />

alle belarussischen Staatsbürger der Sprache passiv mächtig.<br />

2.7 Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge in den Schulen<br />

Als eines der größten Probleme der belarussischen Schule wird von Vertretern der<br />

Bildungsverwaltung, von NGOs <strong>und</strong> von Lehrern beziehungsweise Direktoren 28<br />

einstimmig der ges<strong>und</strong>heitliche Zustand der Schüler genannt, der sich in den letzten<br />

Jahren kontinuierlich verschlechtert hat. Bei den Kindern unter 14 Jahren stieg<br />

2004 im Vergleich zum Jahr 1993 die Erkrankungshäufigkeit um 38,2 Prozent <strong>und</strong><br />

um 2,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2001. Bei den Jugendlichen lagen die entsprechenden<br />

Kennziffern bei 34,1 Prozent <strong>und</strong> 6,3 Prozent. 29 Unterschiedlichen Angaben<br />

zufolge können heute weniger als 15 Prozent der Kinder als vollständig<br />

ges<strong>und</strong> gelten. Verbreitete Krankheitsbilder sind Haltungsschäden, Augenerkrankungen,<br />

Erkrankungen des Gehörs <strong>und</strong> morphologische Abweichungen. 30 Am<br />

27<br />

Newsletter der Deutschen Welle Fokus Ost-Südost vom 10.08.2006 unter: http://www.dw-world.de<br />

/dw/article/0,,2128360,00.html?maca=de-newsletter_ostfokus-643-html.<br />

28<br />

Im <strong>Belarus</strong>sischen beziehungsweise Russischen ist die offizielle Amtsbezeichnung „Direktor“<br />

(„direktor“) gebräuchlich. In Deutschland ist die Position gleichbedeutend mit der von Schulleitern.<br />

29<br />

Vgl. die Informationen zur „Woche der Mutter“. Ges<strong>und</strong>heitszustand der Kinder. Gewährleistung<br />

der notwendigen Voraussetzung beim Erziehungsprozess; Ernährung, Verbesserung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

der Kinder. Unter: http://www.minzdrav.by/med/article/see.php?nid=16&all=0.<br />

26

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