Länderstudie Belarus - Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und ...
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studentischer Initiativen an der Europäischen Humanistischen Universität, in der<br />
Zeitschrift „Adukatar“ die „Debattentechnik“ einem Fachpublikum vor. 63<br />
Zu den relativ offenen Schulen zählen diejenigen, die mit nicht-staatlichen Akteuren<br />
im Bildungsbereich zusammenarbeiten, indem sie Lehrern die Möglichkeit<br />
einräumen, an Seminaren, Fortbildungen oder Projekten von NGOs teilzunehmen<br />
<strong>und</strong> über diese Wege auch internationale Kontakte zu knüpfen. Voraussetzung ist<br />
dabei, dass die Schulleitung den Lehrern Eigeninitiative über die Gestaltung des<br />
eigenen Unterrichts hinaus zugesteht. Durch diese Zusammenarbeit ist es NGOs in<br />
der Vergangenheit gelungen, Netzwerke von Lehrern zu bilden <strong>und</strong> zu unterstützen,<br />
die an einer demokratischen Entwicklung der belarussischen Schule interessiert<br />
sind.<br />
4.5 Politische Bildung – Lernen in der belarussischen Schule<br />
In der Regel ist die politische Bildung (in den länderspezifischen Ausformungen)<br />
der Ort, wo Schülern gesellschaftspolitisches Wissen vermittelt wird. In<br />
Deutschland wird sie als Kern des Demokratielernens begriffen. Das analoge Fach<br />
heißt in <strong>Belarus</strong> „Mensch. Gesellschaft. Staat.“ („Tschelowek. ébschtschestwo.<br />
Gosudarstwo.“) <strong>und</strong> wird in den Klassen 8-11 unterrichtet. Der inhaltliche<br />
Zuschnitt des Faches ist in den letzten Jahren erfolgt, die Lehrbücher stammen<br />
vowiegend aus den Jahren 2002/2003. In den staatlichen Dokumenten zur Umsetzung<br />
des Faches an den Schulen spielen Demokratie, demokratische Werte oder<br />
das Lernen der Funktionsweisen demokratischer Institutionen eine untergeordnete<br />
Rolle, im Vordergr<strong>und</strong> steht die Entwicklung eines Gefühls von Patriotismus<br />
bei den Schülern sowie die Vermittlung von Kenntnissen der ideologischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
des belarussischen Staates. 64 Ideologische Bildung <strong>und</strong> Erziehung sind hier<br />
an die Stelle des Lernens von Demokratie getreten.<br />
Bis 2004 hat es zahlreiche Projekte vorwiegend von NGOs in <strong>Belarus</strong> gegeben, mit<br />
denen versucht wurde, ein ideologiefreies Fach der politischen Bildung in den belarussischen<br />
Schulen zu etablieren, in dessen Mittelpunkt das Lernen von Demokratie<br />
steht. 1999 wurde in Polen die Publikation „Über die politische Bildung zur<br />
63<br />
Vgl. Semko, Irina, „Technologija ‚Debaty‘ w kontekste graschdanskogo obrasowanija“. Adukatar No.<br />
1 (4), 2005, S. 30-33.<br />
64<br />
Vgl. den „instruktiv-methodischen“ Brief der APO zum Kurs „Mensch. Gesellschaft. Staat.“ für das<br />
Schuljahr 2005/2006: „In Anbetracht der Tatsache, dass es zu den vordringlichen Aufgaben des<br />
Kurses ,Mensch. Gesellschaft. Staat.‘ gehört, eine aktive bürgerliche Position <strong>und</strong> das Gefühl des<br />
Patriotismus unter den Jugendlichen zu befördern, weisen wir die Lehrer auf die Notwendigkeit hin,<br />
eine verstärkte Aufmerksamkeit den Fragen der ideologischen Bildung <strong>und</strong> Erziehung zu widmen.“<br />
http://academy.edu.by/materials/official/imp/1123831505.html<br />
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