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Sitour-Magazin Muztagh Ata Special

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ter der Armband-Uhr steigt minütlich<br />

und die Zeltwände leuchten in grellem<br />

Orange. Als wir bei geöffnetem Zelteingang<br />

in unserem selbst gemixten<br />

Müslibrei stochern, kriechen bereits<br />

die ersten Bergsteiger in der Aufstiegsspur<br />

an unserem majestätischen<br />

Biwakplatz vorbei. Wir sind zurück auf<br />

5500 Metern, haben reichlich Benzin,<br />

Essen und Klamotten eingepackt und<br />

telefonieren für ein Wetter-Update<br />

mit dem Innsbrucker Guru Charly<br />

Gabl. „Der Wind soll abnehmen“, „ein<br />

mögliches Wetterfenster“ und „Sonntag<br />

ein guter Gipfeltag“: Genau diese<br />

Phrasen des Wetterexperten bren-<br />

nen sich ins Hirn. Wir beladen unsere<br />

50-Liter-Rucksäcke mit mindestens 70<br />

Litern Ausrüstung und steigen weiter<br />

auf. Oberhalb von Lager zwei wartet<br />

Neuland auf uns.<br />

Schneeweiß hat sich unsere orange<br />

Zeltwand innen über Nacht gefärbt.<br />

Schneekristalle segeln bei jeder Bewegung<br />

auf den Schlafsack herab. Von<br />

strengen -15 Grad klettert das Thermometer<br />

mit der Kraft der Sonne aber<br />

zügig. Nach einem halben Schokoriegel<br />

und zwei Keksen legen wir Schicht<br />

für Schicht an. Das dauert auf 6800<br />

Metern. Der leichte Tagesrucksack ist<br />

dagegen fix gepackt. Einmal draußen<br />

aus Schlafsack und Zelt fährt uns die<br />

Kälte empfindlich in Finger und Wangen.<br />

Wir stülpen Neopren-Überschuhe<br />

über die Stiefel und schlupfen in die<br />

Daunenhandschuhe. Trotz nagelneuer<br />

Komfort-Bindung gestaltet sich der<br />

Einstieg als fummelig. So unbedeutende<br />

Dinge sind es, die in solcher Höhe<br />

viel Kraft und Geduld kosten.<br />

Am Gipfel dagegen fällt der Einstieg<br />

leicht. Unbeschreibliche Freude und<br />

ein Glücks-Hormon-Erguss lösen die<br />

Anspannung der letzten Wochen.<br />

Zwanzig Zentimeter Pulverschnee bedecken<br />

seit gestern Nacht die flachen<br />

Hänge des Vaters der Eisberge. Wir<br />

Wieder massierten prall gefüllte Rucksäcke<br />

unbarmherzig unsere Schultern als<br />

würden die Klitschkos zupacken.<br />

12 SKITOUR-MAGAZIN.DE<br />

Zeltplatz der Extraklasse unter einem mächtigen Gletscherbruch

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