Shaffer Kap. 12: Developement of the self and social cognition
Shaffer Kap. 12: Developement of the self and social cognition
Shaffer Kap. 12: Developement of the self and social cognition
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<strong>Shaffer</strong> <strong>Kap</strong>. <strong>12</strong>: <strong>Developement</strong> <strong>of</strong> <strong>the</strong><br />
<strong>self</strong> <strong>and</strong> <strong>social</strong> <strong>cognition</strong><br />
Entwicklung des Selbstkonzepts<br />
Das hervortretende Selbst: Differenzierung und Selbsterkennung<br />
Unklar, ob sich Neugeborene von der Umwelt unterscheiden können, aber es ist<br />
sehr wahrscheinlich, dass sie während der ersten 2 Monate lernen, ihr<br />
physisches Selbst von externen Objekten, welche sie kontrollieren können, zu<br />
differenzieren Sinn für persönliche Tätigkeit (Wissen, dass man selbst<br />
Verursacher eines Geschehens sein kann)<br />
Selbsterkennung<br />
Wenn Babys wissen, dass sie sind, möchten sie wissen wer und was sie sind<br />
4 Legerstee et al. (1998): 5-monatige können Bilder von sich und<br />
Gleichaltrigen unterscheiden; könnte durch Erfahrungen entstehen, bei<br />
denen sie mit <strong>and</strong>eren vor Spiegel stehen und erkennen, dass eigene<br />
Bewegungen wiedergegeben werden<br />
5 Lewis und Brooks-Gunn (1979): Erkennen Babys im Spiegel, dass roter<br />
Punkt auf Nase auf ihrer eigenen Nase ist? (Rouge Test) Erst 18-24-<br />
monatige berühren eigene Nase = erkennen, dass sie selbst roten Punkt<br />
auf Nase haben; gleiche Ergebnisse bei Nomadenkindern, die keine<br />
Spiegel kennen<br />
6 Selbstkonzept von 2-3-jährigen ist auf gegenwärtiges Selbst begrenzt<br />
7 4-5-jährige haben erweitertes Selbstkonzept = Selbst ist stabil über Zeit<br />
und regelmäßige Geschehnisse haben Einfluss auf gegenwärtiges Selbst<br />
Mitwirkende zur Selbsterkennung<br />
Kognitive Entwicklung und soziale Erfahrungen tragen zur Selbsterkennung bei<br />
8 Schimpanzen in Isolation erkennen sich nicht beim Rouge Test<br />
9 Phipp et al. (1992): Sichere Bindung verbessert Wissen über sich selbst<br />
Soziale und emotionale Konsequenzen der Selbsterkennung<br />
10 Erfahrung selbstbewusster Emotionen<br />
11 Kooperation und Imitation möglich<br />
<strong>12</strong> Kategoriales Selbst = Kind klassifiziert sich und <strong>and</strong>ere anh<strong>and</strong> sozial<br />
signifikanter Dimensionen (Alter, Geschlecht, Hautfarbe, …)<br />
Wer bin ich? Antworten von Vorschulkindern<br />
Beschreiben sich fast ausschließlich mit beobachtbaren Charakteristika, aber
Studien haben gezeigt, dass sie auch rudimentäre psychologische Konzepte des<br />
Selbst haben, lange bevor sie diese ausdrücken können<br />
Theory <strong>of</strong> mind (Tom) von Kindern und das Aufkommen des privaten<br />
Selbst<br />
Erwachsene wissen, dass das Selbst aus einem öffentlichen und privaten Teil<br />
besteht = Tom<br />
Frühe Verständnisse von mentalen Zuständen<br />
Der erste Schritt, um eine Tom zu erwerben, ist die Realisierung, dass man<br />
selbst und <strong>and</strong>ere Menschen belebte Objekte sind, deren Verhalten Ziele und<br />
Pläne reflektiert<br />
13 2-monatige wiederholen eher Gesten eines belebten anstatt eines<br />
unbelebten Objektes<br />
14 6-monatige wissen, dass Menschen sich <strong>and</strong>ers gegenüber lebendigen<br />
Objekten verhalten als unbelebten<br />
15 9-monatige wissen, dass soziale Partner die eigenen Absichten verstehen<br />
16 18-monatige wissen, dass Wünsche Aktionen leiten<br />
17 2-3-jährige sprechen über mentale Zustände; wissen, dass sie Dinge<br />
wissen können, die <strong>and</strong>ere nicht wissen und wissen, dass Gedanken nicht<br />
beobachtbar sind, aber trotzdem nur primitives Verständnis von mentalen<br />
Zuständen Wunsch-Theoretiker (H<strong>and</strong>lungen reflektieren nur Wünsche<br />
einer Person)<br />
18 3-4-jährige entwickeln eine Glaube-Wunsch Tom (Wünsche und der<br />
Glaube sind verschiedene mentale Zustände; entweder einer oder beide<br />
können Verhalten beeinflussen)<br />
Ursprünge einer Glaube-Wunsch Tom<br />
19 3-jährige glauben, dass der Glaube eine akkurate Spiegelung der Realität<br />
ist, die jeder hat<br />
20 3-4-jährige haben viel ausführlicheres Verständnis mentaler Zustände<br />
21 4-5-jährige wissen, dass der Glaube Verhalten bestimmen kann auch<br />
wenn er falsch ist; beginnen <strong>and</strong>ere absichtlich in die Irre zu führen <br />
klare Trennung von öffentlichem und privatem Selbst<br />
Wie entsteht die Tom?<br />
22 Entweder genetisch programmiert und durch Evolution herausgebildet<br />
(gibt spezielle Gehirnmodule dafür; ein solches fehlt Autisten;<br />
Schimpansen haben auch einige Fähigkeiten einer Tom)<br />
23 Oder gelernt durch Kontakt mit Älteren<br />
24 Oder beides<br />
Kulturelle Einflüsse<br />
Nicht Kinder in allen Kulturen entwickeln im Vorschulalter so ein reiches<br />
Verständnis davon, wie der Geist funktioniert, Bsp. Peru: Menschen haben wenig
Wörter für mentale Zustände, reflektieren selten was <strong>and</strong>ere fühlen oder<br />
glauben; Kinder haben noch mit 8 Jahren Probleme, zu verstehen, dass der<br />
Glaube falsch sein kann<br />
Konzepte des Selbst in der mittleren Kindheit und Jugend<br />
Selbstbeschreibungen umfassen nun physische und <strong>and</strong>ere externe<br />
Eigenschaften, aber auch innere Qualitäten (psychologische Eigenschaften,<br />
Werte, Glauben, Ideologien). Jugendliche werden sich bewusst, dass sie in<br />
verschiedenen Situationen unterschiedlich sind; kann zu Verwirrung führen <br />
falsches Selbstverhalten. Inkonsistente Selbstportraits nehmen mit dem Alter ab,<br />
werden in übergeordnete Sichten des Selbst integriert.<br />
Selbstkonzept wird psychologischer, abstrakter und kohärenter<br />
Kulturelle Einflüsse im Selbstkonzept<br />
Westliche Gesellschaften<br />
Asiatische Kulturen<br />
•1 Individualistisch<br />
•4 Kollektivistisch<br />
•2 Wettbewerbe und individuelle •5 Identität hängt stark mit Gruppen<br />
Initiativen werden gefördert<br />
zusammen, zu denen man gehört<br />
•3 Unterschiede zwischen Menschen (Familie, Religion, …)<br />
werden betont<br />
Selbstkonzept hängt stark von Kultur ab.<br />
Selbstwertgefühl: die bewertende Komponente des<br />
Selbst<br />
Ursprünge und Entwicklung des Selbstwertgefühls<br />
Sicher gebundene Kinder konstruieren ein positives Arbeitsmodell von sich<br />
selbst und <strong>and</strong>eren und bewerten sich besser als unsicher gebundene Kinder;<br />
Kinder bewerteten sich am besten, wenn sie zu beiden Elternteilen eine sichere<br />
Bindung hatten 4-5-jährige haben bereits ein frühes aber bedeutendes<br />
Selbstwertgefühl entwickelt<br />
Komponenten des Selbstwertgefühls<br />
Allgemeiner Selbstwert setzt sich aus Schulfähigkeiten, sozialen Kompetenzen,<br />
sportlichen Kompetenzen, Aussehen und Verhalten zusammen. 4-7-jährige<br />
bewerten sich in allen Domänen positiv. Ab 8. Lebensjahr beginnt looking-glas<br />
<strong>self</strong> = Selbstwissen und Selbstwert hängen in großem Maße davon ab, wie man<br />
von <strong>and</strong>eren wahrgenommen wird und wie diese auf das eigene Verhalten<br />
reagieren.<br />
25 In der frühen Jugend sind interpersonelle Beziehungen am wichtigsten für<br />
das Selbstwertgefühl = Beziehungs-Selbstwert (Selbstwertgefühl hängt
von Beziehungskontext ab). Selbstwertgefühl hängt auch davon ab, wie<br />
wir entscheiden uns zu bewerten = manche Bereiche sind wichtiger als<br />
<strong>and</strong>ere.<br />
26 Zu dieser Zeit kommen weitere Komponenten zum allgemeinen<br />
Selbstwert hinzu: romantische Anziehungskraft und Qualität enger<br />
Freundschaften. Mädchen bevorzugen unterstützende Freundschaften,<br />
Jungen solche, die sie beeinflussen können<br />
Veränderungen im Selbstwertgefühl<br />
Erikson (1963): häufig Abfall des Selbstwertgefühls bei Eintritt ins Jugendalter<br />
wegen Wechsel zur High School und Pubertätsbeginn, wird aber meist<br />
überwunden. Einzige bestehen bleibende selbstwertschmälernde Komponente<br />
ist Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei Mädchen.<br />
Sozial Mitwirkende zum Selbstwertgefühl<br />
Erziehungsstil<br />
27 Bindungsstil<br />
28 Grundschüler mit hohem Selbstwert haben unterstützende und warme<br />
Eltern, welche klare St<strong>and</strong>ards setzen und gewisse Entscheidungsfreiheit<br />
geben = pflegend-demokratischer Erziehungsstil; gilt auch für Taiwan und<br />
Australien; aber sind nur Korrelationsstudien keine Kausalität<br />
Peer-Einfluss<br />
29 4-5-jährige beginnen soziale Vergleiche zu ziehen; nehmen mit Alter zu;<br />
hat aber nur in westlichen Kulturen großen Einfluss<br />
30 In Jugend haben Freunde noch größeren Einfluss, da auf Qualität von<br />
Freundschaften großen Wert gelegt wird<br />
Entwicklung von Leistungsmotivation und<br />
akademischem Selbstkonzept<br />
Bedeutung von Leistungsmotivation variiert von Gesellschaft zu Gesellschaft,<br />
aber eine Umfrage in 30 Ländern zeigte, dass Eigenständigkeit, Verantwortung<br />
und die Bereitschaft, hart zu arbeiten, interkulturell wichtige Komponenten von<br />
Leistungsmotivation sind.<br />
Machtmotiv (? mastery motivation) (Umwelt entdecken, verstehen und<br />
kontrollieren) ist angeboren = Neugierde<br />
Erste Ursprünge von Leistungsmotivation<br />
Machtmotiv entwickelt sich zu Leistungsmotiv. <strong>Kap</strong>azität, eigene<br />
Errungenschaften gegenüber Normen zu beurteilen, ist zentral bei der<br />
Ausbildung einer Leistungsmotivation. 3 Phasen, in denen Fähigkeit entsteht,
eigene Leistungen in Leistungssituationen zu beurteilen:<br />
1. Phase: Spaß am Beherrschen/Meistern<br />
Bevor 2 Jahre alt, sind Kinder zufrieden, Aufgaben zu bewältigen; versuchen<br />
nicht, Aufmerksamkeit <strong>and</strong>erer auf ihr Tun zu lenken; bewerten nicht nach Erfolg<br />
oder Misserfolg<br />
2. Phase: Anerkennungssuche<br />
Ab 2 Jahren denken sie über Bewertung durch <strong>and</strong>ere nach; lenken<br />
Aufmerksamkeit <strong>and</strong>erer auf erfolgreich bewältigte Aufgaben und erwarten<br />
Missbilligung bei Fehlern<br />
3. Phase: Benutzung von Normen<br />
Ab 3 Jahren reagieren sie unabhängiger auf eigene Erfolge/Fehler <br />
Internalisierung objektiver Normen; können echten Stolz/Scham fühlen<br />
Leistungsmotivierung während der mittleren Kindheit und Jungend<br />
TAT (McCleel<strong>and</strong> et al.); Kinder und Jugendliche, die in diesem Test hohe Werte<br />
erzielten, erhielten bessere Noten in der Schule<br />
Heimeinflüsse auf Macht- und Leistungsmotivierung<br />
3 wichtige Einflüsse des Zuhauses:<br />
Qualität der Bindung. Kinder mit sicherer Bindung lösen öfter Probleme<br />
erfolgreich, sind sehr neugierig, eigenständig, lösen gern Probleme in der<br />
Schule, sind dort selbstsicherer und besser (IQ und soziale Schicht konstant<br />
gehalten). Sicher gebundene Kinder sind nicht intelligenter, aber wenden lieber<br />
neue Kompetenzen an.<br />
Heimumgebung. Stimulierende (altersgemäße Aufgaben und Ermutigung, sie<br />
zu meistern) Umgebung fördert Leistungsmotivation und intrinsische<br />
Leistungsorientierung.<br />
Erziehung und Leistung. Liebevolle Verstärkung von eigenständigem Verhalten<br />
und kollaboratives Lernen (scaffolding) erhöhen Leistungsmotiv am stärksten.<br />
Zusätzlich haben Leistungstrainings, Lob, geringe Kritik und Bestrafung Einfluss.<br />
autoritativer Erziehungsstil (Ermutigung und Unterstützung auf positive Art<br />
und Weise<br />
Einfluss von peer groups<br />
Peer groups von afrikanischen Amerikanern und Latinos (entmutigen) haben im<br />
Gegensatz zu europäischen und asiatischen Amerikanern (ermutigen und<br />
bewerten) schlechten Einfluss auf Leistungsmotivation. Erfolgreiche afrikanische<br />
Amerikaner müssen Ausschluss von peer group befürchten, weil Erfolg/Leistung<br />
als Verhalten weißer gesehen wird.<br />
Kinder, deren Eltern zu Leistung motivieren, suchen sich Freunde, welche dies<br />
ebenfalls tun.
Jenseits von Leistungsmotivierung: Entwicklung von<br />
Leistungszuschreibung<br />
Leistungszuschreibung = wie wird Erfolg/Misserfolg interpretiert<br />
Typen von Leistungszuschreibung<br />
Weiner (1986): 4 mögliche Ursachen für Erfolg/Misserfolg: Fähigkeit,<br />
Anstrengung, Aufgabenschwierigkeit und Glück. Fähigkeit und<br />
Aufgabenschwierigkeit sind internal, stabil und fördern starke<br />
Leistungserwartungen. Anstrengung und Glück variieren über Zeit, sind external<br />
und fördern schwächere Erwartungen. Internale Zuschreibungen haben größeren<br />
Einfluss. Erfolg sollte internal und stabil attribuiert werden, Misserfolg external<br />
und variabel.<br />
2 kognitive Variabeln beeinflussen Leistungsmotivation: Kausalität (internal vs.<br />
external) und Stabilität<br />
Altersunterschiede in leistungsbezogenen Zuschreibungen<br />
Weiners Theorie ist etwas zu kognitiv und abstrakt, um Leistungsmotivation von<br />
Kleinkindern zu erklären. Bis 7 Jahren sind Kinder unrealistische Optimisten und<br />
sehen Fähigkeiten inkrementell (Fähigkeiten sind veränderbar, instabil und<br />
können durch mehr Anstrengung und viel Übung verbessert werden). 8-<strong>12</strong>-<br />
jährige sehen Fähigkeiten als Einheit (Fähigkeiten sind stabil und können nicht<br />
durch Anstrengung und Übung beeinflusst werden) Unterscheidung zwischen<br />
Fähigkeit und Anstrengung. Wechsel entsteht u. a. durch stärkere Betonung der<br />
Fähigkeiten in Schule (Qualität ist wichtiger als Quantität) und verstärkte soziale<br />
Vergleiche jetzt greift Weiners Theorie. In dieser Zeit werden akademische<br />
Leistungen weniger bewertet und es werden eher schlechte akademische<br />
Selbstkonzepte entwickelt.<br />
Dwecks Theorie der gelernten Hilflosigkeit<br />
31 Können-Orientierung: Erfolge werden Fähigkeiten zugeschrieben,<br />
Misserfolge externalen oder instabilen Ursachen zeigen Ausdauer bei<br />
Misserfolg; Glaube, dass Kompetenzen verbessert werden können<br />
(inkrementell) und stellen sich gerne neuen Aufgaben<br />
32 Gelernte Hilflosigkeits-Orientierung: Erfolg wird instabil erklärt, Misserfolg<br />
stabil und internal schnell frustriert und geben auf; tritt auch bei<br />
talentierten Kindern auf und bleibt über Zeit hinweg bestehen, wenn<br />
einmal entwickelt<br />
Wie entwickelt sich gelernte Hilflosigkeit. Lob, wenn hart gearbeitet, <strong>of</strong>t<br />
Bestrafung bei Fehlern oder <strong>and</strong>ere Kritik, die Selbstwert mindert = Fähigkeiten<br />
fehlen; kann sich schon bei 4-6-jährigen entwickeln<br />
Den Hilflosen beim Leisten helfen.<br />
33 Attributions-Retraining: Rückmeldung bei Misserfolgen, dass an geringer<br />
Anstrengung lag<br />
34 Vorbeugen, dass gelernte Hilflosigkeit gar nicht erst entsteht: Lob sollte<br />
prozessorientiert sein Kinder wollen Fähigkeiten verbessern =
Aufgabenorientierung, im Gegensatz zu Lob, dass personorientiert ist <br />
Kinder wollen Kompetenzen zeigen = Egoorientierung<br />
35 Schüler sollten verglichen werden mit eigener vergangener Leistung<br />
anstatt mit Leistung der Mitschüler<br />
Wer werde ich sein? Eine Identität formen<br />
Nach Erikson ist die größte Hürde der Entwicklung eine Identität zu entwickeln<br />
(welche Art von Kariere möchte ich? Welche religiösen, moralischen und<br />
politischen Werte sind mir wichtig? Wer bin ich als Mann/Frau und sexuelles<br />
Wesen? Welchen Platz möchte ich in der Gesellschaft einnehmen? …). <br />
Identitätskrise; 4 Identitätsstatusmöglichkeiten:<br />
36 Diffuse Identität: noch keine Gedanken über Identitäts<strong>the</strong>men gemacht<br />
37 Übernommene Identität: haben Identität <strong>and</strong>erer übernommen ohne<br />
Identitätskrise durchlebt zu haben<br />
38 Moratorium: Eriksons Identitätskrise<br />
39 Erarbeitete Identität: Identitätsfragen sind geklärt<br />
Entwicklungstrends bei der Identitätsformung<br />
Erikson nahm an, dass Identitätskrise mit 15-18 Jahren abgeschlossen, aber<br />
Studie zeigt, dass <strong>12</strong>-18-jährige noch in diffuser oder übernommener<br />
Identitätsphase stecken und erst ab 21 Jahren Moratorium oder erarbeitete<br />
Identität erreicht haben. Einziger Geschlechtsunterschied: Frauen legen mehr<br />
Wert auf Sexualität, Geschlechtsrolle und Balance zwischen Familie und Kariere.<br />
Identität kann auch später wieder überarbeitet werden, z. B. nach Scheidung.<br />
Identitätsfindung kann in verschiedenen Bereichen in unterschiedlicher Phase<br />
stecken<br />
Identitätsformung von Minoritäten. Bis 8 Jahre übernehmen einige Identität<br />
der Mehrheit. Haben später meist größeren Konflikt, ob sie Identität der Minorität<br />
und Eltern übernehmen oder die der Mehrheit. Aber wenn Konflikt gelöst, dann<br />
meist hohes Selbstwertgefühl<br />
Wie schmerzlich ist Identitätsformung?<br />
Jugendliche fühlen sich im Moratorium besser als in Phasen der diffusen oder<br />
übernommenen Identität Eriksons Begriff der Krise ist zu krass.<br />
Identitätsfindung ist gesunde und adaptive Entwicklung höheres<br />
Selbstwertgefühl und geringere Beschäftigung mit persönlichen Problemen. Am<br />
ehesten krisenhaft, wenn lange keine Identität gefunden werden kann <br />
Depression möglich, geringe Selbstsicherheit, Ziellosigkeit, Ausbildung negativer<br />
Identität (lieber schlechte als keine Identität) z. B. Straffälliger<br />
Einflüsse auf die Identitätsformung
Kognitive Einflüsse<br />
Wer formal-operationale Phase erreicht hat und logisch über hypo<strong>the</strong>tische<br />
Umstände nachdenken kann, kann leichter eigene Identität finden<br />
Einflüsse der Eltern<br />
40 Jugendliche mit diffuser Identität fühlen sich <strong>of</strong>t von Eltern<br />
zurückgewiesen.<br />
41 Jugendliche mit übernommener Identität haben meist sehr enge Bindung<br />
an Eltern und trauen sich nicht, Eltern in Frage zu stellen.<br />
42 Jugendliche im Moratorium oder mit erarbeiteter Identität haben solide<br />
Basis von Wärme zu Hause und Freiheit ein Individuum zu sein <br />
autoritativer Erziehungsstil<br />
Einflüsse der Schule<br />
Collegestudenten haben ausgereifte Identität bei Kariere- und beruflichen<br />
Engagement<strong>the</strong>men, aber liegen gegenüber gleichaltrigen Arbeitern zurück bei<br />
politischen und religiösen Themen.<br />
Soziokulturelle Einflüsse<br />
Westliche Gesellschaften erwarten von Jugendlichen, dass sie sich ernsthafte<br />
Fragen über sich selbst stellen im Gegensatz zu nichtindustrialisierten<br />
Gesellschaften der Vergangenheit, in denen ohne große Überlegungen die<br />
Identität des Vaters übernommen wurde.<br />
Die <strong>and</strong>ere Seite sozialer Kognitionen: Wissen über<br />
<strong>and</strong>ere<br />
Welche Art von Infos verwenden Kinder um Eindrücke von <strong>and</strong>eren zu<br />
bekommen? Wie verändern sich diese Eindrücke mit der Zeit? Welche<br />
Fertigkeiten werden erworben, die Eindrucksveränderung erklären?<br />
Alterstrends bei der Personenwahrnehmung<br />
43 18-monatige erkennen, dass Verhalten von Absichten bestimmt wird.<br />
44 3-5-jährige wissen, wie sich enge Freunde normalerweise verhalten und<br />
dass nicht jeder die gleichen akademischen und sozialen Fähigkeiten<br />
besitzt.<br />
45 5-6-jährige erkennen Verhaltenskonsistenzen, Motive und Eigenschaften<br />
(aber können dies noch nicht adäquat ausdrücken).<br />
46 Ab 7 Jahren werden immer weniger konkrete Eigenschaften (Jan ist blöd)<br />
verwendet, um <strong>and</strong>ere zu beschreiben, statt dessen Verhaltensvergleiche<br />
(Jan rennt schneller als Phillip).<br />
47 Ab 8-11 Jahren werden sie sich zunehmend bewusst, dass es<br />
Regelmäßigkeiten im Verhalten <strong>and</strong>erer gibt und schreiben diese stabilen<br />
psychologischen Konstrukten (Jan ist sportlich) zu
Verhaltensvergleiche nehmen ab<br />
48 Ab <strong>12</strong>-16 Jahren nehmen psychologische Vergleiche auf Dimensionen zu<br />
49 Jugendliche wissen, dass sich Personen in bestimmten Situationen<br />
uncharakteristisch verhalten können<br />
Entwicklung ethnischer Kategorien und Vorurteile. 3-4-jährige haben<br />
ethnische Kategorien. Mit 5 Jahren haben die meisten weißen Kinder Wissen<br />
über ethnische Vorurteile und zeigen diese zumindest teilweise. Ursprünge<br />
dieser sind eher kognitiv als sozial, aber soziale Kräfte können diese<br />
unterstützen oder abschwächen. 10-<strong>12</strong> Jährige zeigen verstärkt Vorurteile, wenn<br />
sie eine einheitliche Sicht von Persönlichkeit (Eigenschaften sind stabil und nicht<br />
veränderbar) haben.<br />
Theorien der sozial-kognitiven Entwicklung<br />
Kognitive Theorien der sozialen Kognition<br />
Kognitive Entwicklungs<strong>the</strong>orie. Die Art, wie Kinder über sich und <strong>and</strong>ere<br />
denken, hängt stark mit kognitiver Entwicklung zusammen (s. <strong>Kap</strong>. 7).<br />
50 7-10-jährige sind in der Lage, über das aktuelle Erscheinen<br />
hinauszuschauen erkennen Regelmäßigkeiten im Verhalten und<br />
verwenden psychologische Konstrukte oder Eigenschaften, um diese zu<br />
beschreiben<br />
51 <strong>12</strong>-14-jährige denken logisch und systematisch über Abstraktionen nach<br />
sind in der Lage <strong>and</strong>ere anh<strong>and</strong> von Dimensionen zu beschreiben<br />
Selmans Theorie der Rolleneinnahme. Nach Selman können Kinder sich und<br />
<strong>and</strong>ere sehr viel besser verstehen, wenn sie in der Lage sind, zwischen<br />
verschiedenen Sichtweisen zu unterscheiden und die Beziehungen zwischen<br />
diesen zu erkennen um eine Person zu kennen, muss man die internen<br />
Faktoren dieser Person kennen, um ihr Verhalten zu verstehen.<br />
Stufen der Rolleneinnahme<br />
Typische Antwort zum<br />
(eng mit Piagets Stufen verknüpft)<br />
0. egozentrische/undifferenzierte Perspektive (3-6<br />
Jahre)<br />
Kinder sind sich nur eigener Perspektive bewusst. Dass, was ihrer<br />
Meinung nach richtig für Holly ist, denken alle.<br />
1. sozial-informative Rollenübernahme (6-8 Jahre)<br />
Menschen können verschiedene Perspektiven haben, aber nur weil sie<br />
verschiedene Infos erhalten haben<br />
2. selbstreflektierte Rollenübernahme (8-10 Jahre)<br />
Verschiedene Sichtweisen können divergieren, obwohl Personen selben<br />
Infos haben. Kinder Können <strong>and</strong>ere Sichtweise einnehmen. Andere<br />
können eigene Position einnehmen. Aber Kind kann nicht eigene und<br />
<strong>and</strong>ere Sichtweise gleichzeitig gegenüberstellen.<br />
3. gegenseitige Rollenübernahme (10-<strong>12</strong> Jahre)<br />
Kind kann gleichzeitig verschiedene Rollen einnehmen und weiß, dass<br />
dies auch <strong>and</strong>ere Personen machen können. Kind kann auch unbeteiligte<br />
3. Position einnehmen.<br />
4. gesellschaftliche Rollenübernahme (<strong>12</strong>-15 Jahre<br />
und älter)<br />
Perspektiven werden mit sozialem System (Sicht der Allgemeinheit)<br />
„Holly“-Dilemma<br />
Holly rettet die Katze, Vater ist froh<br />
Kinder mögen Katzen, also mag<br />
Vater auch Katzen<br />
Vater ist ärgerlich, wenn er nicht<br />
weiß, warum sie den Baum<br />
hochklettert. Wenn er es weiß, ist<br />
er nicht ärgerlich<br />
Holly würde Baum hochklettern, da<br />
Vater sie verstehen würde. Aber an<br />
sich will Vater nicht, dass sie<br />
hochklettert.<br />
Holly und ihr Vater denken beide<br />
darüber nach, was der <strong>and</strong>ere<br />
denken könnte.<br />
Holly sollte nicht bestraft werden,<br />
da die Tierrettung das Hochklettern<br />
rechtfertigt und Väter das meistens<br />
auch so sehen.
verglichen.<br />
„Holly“-Dilemma: Holly ist 8 Jahre alt und klettert gerne und gut auf Bäume. Eines Tages fällt sie trotzdem<br />
vom Baum, verletzt sich nicht, aber muss ihrem Vater, der das gesehen hat, versprechen, dass sie nie mehr<br />
auf Bäume klettert. Später trifft sie ihre Freundin Shawn, deren Katze nicht mehr vom Baum kommt.<br />
Fragen an Kinder: Weiß Holly, wie sich Shawn fühlt? Wie denkt Holly, würde sich ihr Vater fühlen, wenn sie<br />
auf den Baum klettert? Was würdest du tun?<br />
Rolleneinnahme und Denken über Freundschaften.<br />
52 Vorschüler erklären Freundschaft aufgrund netter Interaktionen mit<br />
<strong>and</strong>eren.<br />
53 Bei 6-8-jährigen machen Freunde weiterhin die selben Aktivitäten und<br />
nette Sachen für einen Selbst. Freundschaft ist häufig einseitig und kann<br />
relativ schnell beendet werden.<br />
54 8-10-jährige interessieren sich mehr für Bedürfnisse von Freunden,<br />
Freundschaften sind beidseitig und basieren auf gemeinsamem<br />
Vertrauen. Freunde sind sich auf psychologischer Basis ähnlich,<br />
Freundschaften dauern länger an.<br />
55 Freundschaften Jugendlicher basieren weiterhin auf psychologischer<br />
Ähnlichkeit, es werden intime Gefühle und Gedanken ausgetauscht,<br />
Freunde sollen loyal und jederzeit bereit sein, emotionale Unterstützung<br />
zu geben<br />
mit vermehrtem Erwerb von Fertigkeiten der Rollenübernahme w<strong>and</strong>elt sich<br />
Freundschaft von einseitiger, selbstzentrierter Beziehung zu wechselseitiger<br />
Beziehung, in der man sich gegenseitig versteht und unterstützt<br />
Soziale Einflüsse auf die sozial-kognitive Entwicklung<br />
Ist das Wachstum von Selbsterfahrung und dem Verstehen <strong>and</strong>erer wirklich so<br />
eng mit der kognitiven Entwicklung verbunden wie viele Entwicklungs<strong>the</strong>oretiker<br />
behaupten? Muss noch <strong>and</strong>ere nichtkognitive Faktoren geben:<br />
Soziale Erfahrungen als Mitwirkender bei der Rolleneinnahme. Piaget nahm<br />
an, dass spielerische Interaktionen zwischen Vorschulkindern (Kontakt mit<br />
Gleichgestellten) die Entwicklung von Fertigkeiten der Rollenübernahme und<br />
ausgereiftem sozialem Urteilen unterstützen, weil verschiedene Rollen<br />
eingenommen werden. Wurde mehrfach bestätigt. Manche Kontakte sind besser<br />
als <strong>and</strong>ere: Unstimmigkeiten unter Freunden sind wichtiger als nur zwischen<br />
Bekannten, da Kinder motivierter sind, <strong>and</strong>eren St<strong>and</strong>punkt zu verstehen, ihren<br />
ausführlicher zu erläutern und Unstimmigkeiten zu beenden nach Konflikt mit<br />
Freunden ist soziales Verständnis besser.<br />
Soziale Erfahrungen als direkt Mitwirkender bei der<br />
Personenwahrnehmung. Je mehr Kontakt Kinder mit Freunden haben, desto<br />
motivierter sind sie <strong>and</strong>ere zu verstehen und desto geübter werden sie Ursachen<br />
für Verhalten <strong>and</strong>erer abzuschätzen Popularität ist Maß für soziale<br />
Erfahrungen. J. Gnepp (1989) konnte zeigen dass populäre 8-jährige besser ein<br />
unbekanntes Kind einschätzen konnten als Gleichaltrige, welcher weniger<br />
populär waren soziale Erfahrungen (Popularitätsgrad) und kognitive<br />
Kompetenzen (Fertigkeiten der Rollenübernahme) tragen beide zur Entwicklung<br />
des Verständnisses <strong>and</strong>erer bei.
Meilensteine in der Entwicklung des Selbst und sozialer Kognition.<br />
Alter Selbstkonzept/ Selbstwertgefühl Soziale Kognitionen<br />
0-1 •1 Unterscheidung von Selbst und externer<br />
Umwelt<br />
•2 Sinn für persönliche Tätigkeit (s. S. 1)<br />
entwickelt sich<br />
1-2 •1 Selbstwahrnehmung nimmt zu<br />
•2 Kategoriales Selbst (S. 1) entwickelt sich<br />
3-5 •1 Selbstkonzept betont Aktionen<br />
•2 Leistung wird stärker bewertet<br />
•3 Selbstwertgefühl nimmt zu<br />
•4 Gaube-Wunsch Theory <strong>of</strong> mind (S. 2) und<br />
privates Selbst entstehen<br />
•5 Leistungsattributionen reflektieren<br />
inkrementelle Sicht von Fähigkeiten (S. 5)<br />
6-10 •9 Selbstkonzepte betonen<br />
Persönlichkeitseigenschaften<br />
•10 Selbstwertgefühl basiert auf akademischen,<br />
physischen und sozialen Kompetenzen<br />
•11 Bei Leistungszuschreibungen werden<br />
11<br />
und<br />
älter<br />
Fähigkeiten als Einheit (S. 5) gesehen<br />
•15 Freundschaften und romantische<br />
Anziehungskraft werden wichtiger für<br />
Selbstwertgefühl<br />
•16 Selbstkonzept reflektiert Werte und<br />
Ideologien, ist abstrakter und integrierter<br />
•17 Identität wird in späten Jugend oder jungem<br />
Erwachsenenalter erreicht<br />
•3 Bekannte werden von Unbekannten<br />
unterschieden<br />
•4 Familienangehörige werden bevorzugt<br />
•3 Erkennen, dass <strong>and</strong>ere aufgrund von<br />
Absichten h<strong>and</strong>eln<br />
•4 Kategorisierung <strong>and</strong>erer in sozial<br />
signifikante Dimensionen<br />
•6 Eindrücke basieren auf Aktionen<br />
<strong>and</strong>erer und konkreten Eigenschaften<br />
•7 Wissen rassischer Stereotype und<br />
Vorurteilen nimmt zu<br />
•8 Freundschaften basiert auf gleichen<br />
Aktivitäten<br />
•<strong>12</strong> Eindrücke basieren auf Eigenschaften<br />
<strong>and</strong>erer<br />
•13 Vorurteile nehmen zu<br />
•14 Freundschaften basieren vorrangig auf<br />
psychologischen Ähnlichkeiten und<br />
gemeinsamem Vertrauen<br />
•18 Eindrücke basieren auf<br />
psychologischen Vergleichen<br />
•19 Vorteile nehmen je nach sozialen<br />
Einflüssen zu oder ab<br />
•20 Freundschaften basieren auf Loyalität<br />
und geteilter Intimität