VDV Das Magazin Ausgabe August 2014
Das Verbandsmagazin des VDV ist die redaktionelle Plattform für Unternehmen des Öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs in Deutschland. Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.
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Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.
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„Wir wollen die Preise<br />
mitbestimmen dürfen“<br />
Zwei Jahrzehnte nach der Bahnreform und kurz vor der<br />
zehnten Auflage der InnoTrans: Der Erfolg der Messe<br />
wäre sicherlich nicht ohne die Liberalisierung des<br />
Schienenverkehrs möglich gewesen. „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“<br />
sprach darüber mit Jost Knebel (Foto). Er leitet im <strong>VDV</strong><br />
den Fachausschuss für Wettbewerbsfragen des Eisenbahnpersonenverkehrs<br />
und ist Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung von Deutschlands zweitgrößtem<br />
privaten Verkehrsunternehmen, Netinera.<br />
„Im Moment nehmen die<br />
Anforderungen der<br />
Aufgabenträger den<br />
Eisenbahnunternehmen<br />
die Wirtschaftlichkeit.“<br />
Jost Knebel<br />
» Herr Knebel, wie bewerten Sie die<br />
Auswirkungen der Bahnreform?<br />
20 Jahre Bahnreform bedeuten noch<br />
nicht 20 Jahre Ausschreibungen im<br />
Nahverkehr. Länder wie Baden-Württemberg<br />
fangen erst jetzt damit an. Insgesamt<br />
sind wir aber auf einem guten<br />
Weg, wenngleich wir erst am Anfang<br />
stehen und noch einiges getan werden<br />
muss. Derzeit befinden wir uns an einem<br />
gefährlichen Scheideweg zurück zur<br />
Kommunalisierung, und im Moment<br />
nehmen die Anforderungen der Aufgabenträger<br />
den Eisenbahnunternehmen<br />
die Wirtschaftlichkeit. Zudem sind zwischen<br />
1994 und 2011 die Trassenpreise<br />
und Stationsgebühren um 30 Prozent<br />
gestiegen. Mit den annähernd gleichen<br />
finanziellen Mitteln liefern die Eisenbahnunternehmen<br />
dennoch 30 Prozent<br />
mehr Verkehr für die Kunden. Diese<br />
finanzielle Entwicklung geht in die<br />
falsche Richtung.<br />
» Was muss die Politik tun, um den<br />
Wettbewerb weiter zu stärken?<br />
Wir brauchen für langfristige, wirtschaftliche<br />
Verkehrsverträge auch eine<br />
langfristige Planbarkeit der Regionalisierungsmittel.<br />
Daneben brauchen wir von<br />
der Politik ein klares Commitment, die<br />
Mittel für den Erhalt und den Ausbau der<br />
Infrastruktur ausreichend zur Verfügung<br />
zu stellen. Geschieht das nicht, müssen<br />
wir als Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
Wagniszuschläge mit einkalkulieren, um<br />
unsere Risiken langfristig abzudecken.<br />
» <strong>Das</strong> sollte eigentlich Auswirkungen<br />
auf die Preisgestaltung haben …<br />
Leider stehen die Ticketpreise jedoch<br />
in den meisten Fällen fest, und nur die<br />
wenigsten Eisenbahnunternehmen<br />
können im Nahverkehr eigene Preise<br />
anbieten. An diesem Thema arbeiten<br />
wir als Verkehrsunternehmen. Wir<br />
wollen mitbestimmen dürfen, wie Preise<br />
aktiv gestaltet werden können. Dafür<br />
brauchen wir auch mehr Transparenz<br />
bei den Erlösdaten. Die Deutsche Bahn<br />
hütet viele Informationen, die den<br />
Wettbewerbern fehlen. Mit den Aufgabenträgern<br />
würden wir neben den<br />
Bruttoverträgen dann auch mehr Nettoverträge<br />
abschließen können.<br />
» Wie sollte der SPNV-Markt weitere<br />
20 Jahre später aussehen?<br />
Ich wünsche mir, dass es in Zukunft<br />
eine Gruppe stabiler Verkehrsunternehmen<br />
gibt, die im Nahverkehr wirtschaftlich<br />
erfolgreich arbeiten.<br />
30 Prozent Marktanteil sind noch<br />
nicht alles. Hier erwarte ich noch eine<br />
deutliche Verschiebung zugunsten der<br />
DB-Wettbewerber. Zudem ist meine<br />
Vision, dass nicht die Aufgabenträger<br />
die Anreize setzen, den Schienenpersonennahverkehr<br />
für die Kunden besser<br />
zu machen, sondern die Verkehrsunternehmen.<br />
» Stichwort ÖPNV- und Infrastrukturfinanzierung:<br />
Wie sollte es weitergehen?<br />
Die Mittel zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur<br />
müssen von den<br />
Regionalisierungsmitteln für den Betrieb<br />
klar getrennt sein. So kann die<br />
Wertschöpfung bei den Unternehmen<br />
bleiben. Ferner müssen wir mit den<br />
Aufgabenträgern und den Fahrzeugherstellern<br />
zu einer Flexibilisierung<br />
kommen. Ein kleines Beispiel: Den<br />
Kunden ist es egal, ob sich die Toilette<br />
in der Mitte oder am Ende eines Fahrzeugs<br />
befindet. Dagegen entscheidet<br />
diese Frage darüber, ob wir als Unternehmen<br />
diese Fahrzeuge nach Ablauf<br />
eines Verkehrsvertrags weiter nutzen<br />
können.<br />
» Was sehen wir von Netinera auf der<br />
InnoTrans?<br />
Man findet uns an unserem Stand im<br />
neuen City Cube. Daneben zeigen wir<br />
erstmals auf dem Außengelände den<br />
neuen Vlexx, mit dem wir ab dem<br />
Fahrplanwechsel den Verkehr im Dieselnetz<br />
Südwest aufnehmen werden.<br />
Zusammen mit der Landesverkehrsgesellschaft<br />
Niedersachsen zeigen wir<br />
direkt daneben mit unserer Tochter<br />
Erixx einen Zug, mit dem wir ebenfalls<br />
ab Dezember von der Lüneburger Heide<br />
bis in den Harz fahren. Damit werden<br />
wir unseren Kunden, Auftraggebern<br />
und der Politik zeigen, dass auch wir<br />
gute Fahrzeuge konzipieren können.<br />
Mit Kunden und Aufgabenträgern<br />
werde ich viele Gespräche führen.<br />
Mein Terminkalender füllt sich jedenfalls<br />
zusehends.<br />
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