Damals in Graz - Styriabooks.at
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te Hauptpl<strong>at</strong>z) war erfüllt von Musik, Trommelwirbel,<br />
Trompetentönen und den Rufen der zahllosen Marktschreier<br />
und Ausrufer ... St. Pöltner Spitzen, Wollzeug<br />
aus L<strong>in</strong>z, böhmische Glaswaren, englisches Geschirr,<br />
Poudre de Paris, Damast aus Verona – alles wurde angeboten.“<br />
Von ungarischen Würsten über Pomeranzen<br />
aus Italien, Schuhschnallen, Rosenkränzen, bemalten<br />
Häferln bis zu Mäusefallen war alles zu kaufen <strong>in</strong> den<br />
rund 200 Marktbuden aus Holz. Glückslose wurden feilgeboten,<br />
sogar e<strong>in</strong>e „eiserne Frau“ tr<strong>at</strong> auf, die sich für<br />
zwei Kreuzer Ste<strong>in</strong>e auf dem Kopf zerschlagen ließ. Um<br />
21 Uhr war dann aber wieder Schluss, die Wasserbottiche<br />
zum Schutz gegen Feuersgefahr wurden vor den<br />
Buden aufgestellt, und das „Lumpenglöckl“ vom Schloßberg<br />
bimmelte wieder zur Torsperre.<br />
Fetzenmarkt im Augarten, 1968<br />
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts dauerten die großen<br />
Jahrmärkte <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> schon jeweils drei Wochen lang –<br />
doch ab 1835 g<strong>in</strong>g es wieder langsam bergab mit ihnen,<br />
die Zahl der Kaufleute verr<strong>in</strong>gerte sich, der Warenabs<strong>at</strong>z<br />
g<strong>in</strong>g zurück. Der Handel beschränkte sich ja nun nicht<br />
mehr auf die Zeit der Jahrmärkte alle<strong>in</strong> – diese waren<br />
jetzt nicht mehr zeitgemäß, berichtet e<strong>in</strong> Zeitzeuge.<br />
Vor jedem Jahrmarkt waren e<strong>in</strong>st traditionsgemäß am<br />
Glacis auch immer Viehmärkte für Pferde und Hornvieh<br />
abgehalten worden. Und seit Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhunderts<br />
fand nach den vier Jahrmärkten zwei Tage lang<br />
auch e<strong>in</strong> Fetzenmarkt st<strong>at</strong>t. Offensichtlich wurden da die<br />
Reste vom Feste günstig abgestoßen.<br />
Bis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert dehnten sich die Jahrmärkte<br />
noch zwei Kilometer lang über den Lend- und Grieskai<br />
aus, der Fetzenmarkt war <strong>in</strong> den anschließenden Seitengassen<br />
untergebracht. Als die Märkte aus verkehrstechnischen<br />
Gründen ab 1938 schließlich an den Rand des<br />
Augartens verlegt wurden, bedeutete dies das Ende der<br />
echten Märkte – übrig blieb schließlich nur der Fetzenmarkt<br />
als letzte Er<strong>in</strong>nerung an die früher so bedeutsamen<br />
Marktprivilegien des Mittelalters.<br />
Aber auch die Standortsuche für den Fetzenmarkt g<strong>in</strong>g<br />
weiter. Nach heftigen Bürgerprotesten wurde der Augarten<br />
wieder beruhigt und der Fetzenmarkt von 1973 bis<br />
1987 auf dem „Interkauf-Parkpl<strong>at</strong>z“ (heute Citypark) abgehalten.<br />
Seit diesem Zeitpunkt f<strong>in</strong>det er se<strong>in</strong>e Heimstätte<br />
auf dem Messeparkpl<strong>at</strong>z zwischen Münzgrabenstraße<br />
und Conrad-von-Hötzendorf-Straße.<br />
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