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Bis zum Beginn der Neuzeit fanden die Märkte in Graz nur auf dem Hauptplatz und in der Herrengasse statt, Kupferstich von Vischer, um 1680 8
Zum Ägydimarkt kam einst halb Europa Wohl die wenigsten Besucher des traditionellen Ägydimarkts auf dem Messeparkplatz werden sich der ursprünglich großen Bedeutung dieses uralten Jahrmarkts bewusst sein. Aber man sollte den Grazer Fetzenmarkt nicht unterschätzen. Er hat seine Wurzeln in den vier großen Jahrmärkten, die im Mittelalter – neben den normalen Tages- und Wochenmärkten – als ganz besonderes Marktprivileg vom Landesherrn an Graz vergeben wurden. Ja, die vier Grazer Jahrmärkte (Mittfastenmarkt im März, Portiunkulamarkt im August, Ägydimarkt im September und Andrämarkt im Dezember) zählten einst sogar zu den wichtigsten Märkten der östlichen Alpenländer. Bei uns dürften derartige Jahrmarktfreiheiten bereits seit 1225 bestanden haben, schreibt Franz Jäger in seiner Grazer „Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters“. Der Ägydimarkt knüpfte aber ursprünglich an den Kirchtag des Grazer Stadtpatrons, des hl. Ägydius, an, dem der Grazer Dom (früher Ägydikirche) geweiht ist. Sein Festtag fällt auf den 1. September. So ein Marktrecht hatte im Mittelalter eine ganz besondere Bedeutung, dadurch wurden nämlich alle durchziehenden Händler gezwungen, ihre Waren auch in Graz abzuladen und auf dem Marktplatz (das war bis zum Beginn der Neuzeit nur der Hauptplatz samt Herrengasse und erstem Sack) zum Verkauf anzubieten. Nur an diesen speziellen Markttagen waren die ansonsten straffen Regeln und Gebote gelockert, Maut und Zölle wurden verringert oder gar aufgehoben, und auch der Verkauf von Waren im Kleinen war gestattet. Damit wurden die Jahrmärkte natürlich schon sehr früh zum attraktiven Anziehungspunkt fremder Händler und gleichzeitig zur großen Attraktion für die Grazer Bürger. Während der kurzen Zeit der Jahrmärkte waren die Waren nämlich billiger und vielfältiger als im restlichen Jahr. Vor allem aber wurde auch reichlich Unterhaltung geboten, denn ein Jahrmarkt führte immer eine große Zahl von Gauklern, Musikanten und anderen Vaganten mit sich – und hier erfuhr man stets die neuesten Nachrichten aus der ganzen Welt. Marie Therese Schwarz-Karsten zeichnete in den 1960er- Jahren für den Hörfunk unter dem Titel „Ägydimarkt als Vorläufer der Grazer Messe“ ein buntes Bild dieses fröhlichen Treibens um 1700: „Das ,Lumpenglöckl‘ im Uhrturm läutete in der Früh den Markt ein. Festlich gekleidet strömten die Grazer Bürger mit ihren Familien herbei. Am Rathaus steckte zum Zeichen der Marktfreiheit eine große hölzerne Hand mit einem Schwert (heute noch im Stadtmuseum zu sehen). Der Hauptwachplatz (heu- 9
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