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Damals in Graz - Styriabooks.at

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sie an den Pranger gestellt und mit Ruten „ausgestrichen“<br />

werden.<br />

Die „der Unzucht verdächtigen Mentscher“ gaben als Erwerb<br />

häufig den Beruf von Wäscher<strong>in</strong>nen an. Dirnen,<br />

„leichtfertige Frauen“ oder Prostituierte wurden <strong>in</strong> <strong>Graz</strong><br />

zu Beg<strong>in</strong>n des 17. Jahrhunderts meist mit dem italienischen<br />

Ausdruck „P<strong>at</strong>anna“ bezeichnet. Solche Frauen,<br />

me<strong>in</strong>te schon 1649 der Stadtrichter Sartori, könnten sich<br />

bei den Verhören „maisterlich ausreden“, sodass kaum<br />

etwas aus ihnen herauszuholen wäre. Er rühmte sich<br />

aber, dass er die Stadt „von solchen Weibern so ziemlich<br />

gere<strong>in</strong>igt“ habe. Aber sie s<strong>in</strong>d alle wieder zurückgekommen.<br />

Unter ihnen fanden sich auch viele Witwen, die<br />

<strong>in</strong> äußerst ärmlichen Verhältnissen lebten, ebenso wie<br />

Frauen, die ihren Männern „entlaufen“ waren und nun<br />

selbst mühsam ums Überleben kämpften.<br />

1738 musste die K<strong>at</strong>har<strong>in</strong>a Neukircher<strong>in</strong> ihr Vergehen<br />

mit dem Tod büßen, weil sie trotz dreimaliger Verbannung<br />

nach <strong>Graz</strong> zurückkehrte. Ihr Gewerbe h<strong>at</strong>te sie<br />

zwölf Jahre mit e<strong>in</strong> oder zwei „gleich ges<strong>in</strong>nten Weibern<br />

auf der Gasse getrieben“, kurzzeitig h<strong>at</strong>te sie auch Unterschlupf<br />

<strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Gasthäusern auf der Lend gefunden.<br />

Die Gegend um den Lend- und Griespl<strong>at</strong>z, beim<br />

Sigmundstadl und um Mariahilf war damals berüchtigt.<br />

Am meisten <strong>in</strong> Verruf aber stand das Andrägassl neben<br />

dem Barmherzigenkloster. Im 18. Jahrhundert genossen<br />

die Grünau und Schönau e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schlägige Berühmtheit.<br />

„Dort versammelten sich des Nachts herumvagierende<br />

Buhler <strong>in</strong> weißen Mänteln und gaben sich e<strong>in</strong> Stelldiche<strong>in</strong><br />

mit leichtfertigen Weibern. In den Stadtgassen g<strong>in</strong>g<br />

es <strong>in</strong> der Nacht aber nicht viel besser zu“, berichtet Popelka.<br />

Oft fanden mit „W<strong>in</strong>dliechtern vorbeyfahrende oder<br />

gehende Leithe“ <strong>in</strong> W<strong>in</strong>keln verkrochene, mit Mänteln<br />

zugedeckte Menschen vor, welche „Ärgernis erregten“.<br />

Daher g<strong>in</strong>gen immer wieder Verordnungen der Regierung<br />

an den Stadtrichter, doch gegen das „hohe Verbrechen“<br />

des Ehebruchs vorzugehen. Aber solche „öffentlichen<br />

Ärgernisse“ wurden <strong>in</strong> der täglichen Praxis meist<br />

als Kavaliersdelikte abgetan – bei den Männern. Frauen<br />

h<strong>in</strong>gegen wurden zumeist schwer bestraft.<br />

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